Der neue indische Kardinal Mar George Alencherry hofft auf mehr Dialog zwischen Gläubigen verschiedener katholischer Riten. Der Großerzbischof von Ernakulam-Angamaly im südindischen Bundesstaat Kerala ist das Oberhaupt von ungefähr vier Millionen Gläubigen des syro-malabarischen Ritus – einer der größten mit Rom unierten Ostkirchen. Alencherry ist neben dem Chinesen John Tong Hon einer der beiden neuen Kardinäle aus Asien, die Papst Benedikt XVI. am vergangenen Samstag kreierte.
Viele Gläubige der Ostkirchen in der Diaspora, darunter auch die syro-malabarischen Christen, haben es mit einem Mix katholischer Riten zu tun – etwa, wenn sie heiraten und sich wünschen, dass die Kinder mit den Riten beider Elternteile aufwachsen. So werden in der syro-malabarischen Kirche der römische Ritus – der als Relikt aus Kolonialzeiten überlebte – und der syro-malankarische Ritus praktiziert. Damit es für solche Gläubigen möglich ist, die eigene religiöse Tradition in einem spirituell vielfältigen Umfeld pflegen zu können, brauche es Unterstützung, appelliert der Kardinal im Gespräch mit Radio Vatikan.
„Dialog wird die Situation sicher verbessern. Die lateinischen Bischöfe denken immer an eine territoriale Jurisdiktion. Sie denken, dass das Territorium ihnen gegeben ist und niemand anderer das Recht hat, irgendetwas darauf zu tun, und dass eben alles durch sie geschehen solle. Unserer Tradition nach können die Dinge ja nur durch unsere Priester und Bischöfe gemacht werden. Das ist wirklich ein Problem."
Dabei könne man eigentlich darauf vertrauen, dass jede Kirche auf ihre Weise wachsen kann, fügt der Kardinal an, für den die rituelle Vielfalt keineswegs ein Hindernis im Glaubensleben darstellt. So hofft Alencherry denn auch, dass Papst Benedikt im postsynodalen Schreiben zur Nahost-Bischofssynode vom Oktober 2010, das er im Herbst diesen Jahres bei einer Reise in den Libanon übergeben könnte, das Problem der Zusammenarbeit der Gläubigen verschiedener katholischer Riten anspricht.
„Die Kirche muss dieses Problem angehen, denn die Weltkirche ist eine Vereinigung individueller Kirchen. Auch wenn einige dieser individuellen Kirchen sehr kleine Gemeinschaften sind, müssen wir sie schützen und ihr Erbe wertschätzen. Wir müssen sie in der universellen Kirche halten, und es ist Aufgabe der lateinischen Bischöfe und Kirchen, sie zu beschützen."
Als positives Beispiel des Dialoges zwischen Kirchen verschiedener katholischer Riten nennt der Kardinal die USA und Australien. In anderen Ländern sei man dagegen in diesem Feld nicht sehr offen. Ein Datum für einen Libanon-Besuch des Papstes steht noch nicht fest. (rv)
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