Vatikan/UNO: Religionsfreiheit auch im Westen ein Thema

Jeder vierte Mensch auf der Welt wird an der freien Ausübung seiner Religion gehindert: in absoluten Zahlen sind es nach vatikanischen Angaben mehr als 2,2 Milliarden Menschen. Dabei handle es sich um einen steigenden Trend, sagte der Vertreter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen in Genf, Erzbischof Silvano Tomasi, vor dem UN-Menschenrechtsrat. Auch hätten Terrorakte gegen Christen in Afrika, Asien und dem Nahen Osten stark zugenommen. Ihre Zahl habe sich in sieben Jahren verdreifacht. Gleichzeitig warnt der päpstliche Diplomat im Gespräch mit Radio Vatikan davor, den abnehmenden Grad der Religionsfreiheit in der westlichen Welt aus dem Blick zu verlieren.

„Die Aufmerksamkeit der Medien konzentriert sich, wo es um Religionsfreiheit geht, oft um spektakuläre Fälle in Entwicklungsländern. In solchen Situationen ist die Gewalt sichtbar, dramatisch und gut für Sensationen. Parallel dazu finden wir in den großen und reichen Ländern der Welt eine Tendenz zur Privatisierung der Religion und zur kulturellen Ablehnung, ja mitunter zur offenen Feindseligkeit gegenüber der Wahrnehmung des Rechts auf Religionsfreiheit. Dass religiöse Überzeugungen in der Öffentlichkeit etwas zu sagen haben könnten, wird in eben dieser Öffentlichkeit nur ungern akzeptiert oder rundweg abgelehnt."

Christen, so das Fazit, werden im öffentlichen Leben der säkularisierten Länder zunehmend an den Rand gedrängt. Strategien der Bewusstmachung dieses Phäonems müssen an vielen Ecken ansetzen, sagt Erzbischof Tomasi: Bei der Schulbildung und bei den Medien in erster Linie.

„Dort muss eine korrekte und ausgewogene Information geboten werden über alle Gruppen, die eine Gesellschaft bilden. Der Mangel an Information und an Bildung erleichtert die Manipulierbarkeit der Leute für unmittelbare politische Zwecke, die dann mitunter zur Verfolgung von Gruppen Andersgläubiger führen. Wir müssen aber auch für mehr soziale Gerechtigkeit sorgen. Nur indem wir Armut in den reichen Nationen verhindern und sicherstellen, dass alle sich in der Verwaltung des öffentlichen Lebens einbringen können, schaffen wir das richtige Ambiente für Religionsfreiheit." (rv)