„Theologie heute – Perspektiven, Prinzipien und Kriterien". So heißt ein neues Dokument der Internationalen Theologischen Kommission, die der vatikanischen Glaubenskongregation angegliedert ist. Der Text wurde an diesem Donnerstag auf englisch veröffentlicht, Übersetzungen in weitere Sprachen werden folgen. Zuletzt hatte die Theologenkommission 2009 ein längeres Grundlagendokument zum Thema Naturrecht herausgebracht. Seit ihrer Gründung vor vierzig Jahren kommt sie auf etwa 25 große Publikationen.
Seit 2008 hatte eine Unterkommission von Theologen das Papier zu „Theologie heute" vorbereitet. Es untersucht einige aktuelle Fragen der Theologie und schlägt methodologische Kriterien vor, die für die katholische Theologie im Gegensatz zu anderen verwandten Disziplinen, wie etwa den Religionswissenschaften, bestimmend sind. Der Text besteht aus drei Kapiteln: Die Theologie setzt das Hören auf das Wort Gottes im Glauben voraus (Kapitel 1); sie wird in der Gemeinschaft der Kirche ausgeübt (Kapitel 2); und sie hat zum Ziel, eine wissenschaftliche Weise der Annäherung an die Wahrheit Gottes unter dem Blickwinkel authentischer Weisheit zu begründen (Kapitel 3). Approbiert hat die Theologische Kommission das Dokument Ende November letzten Jahres. Kardinal William Levada, der Präfekt der Glaubenskongregation und gleichzeitig Präsident der Kommission, hat es jetzt zur Veröffentlichung freigegeben.
Wer katholische Theologie betreibt, sollte „dem Wort Gottes gehorsam" sein, den Dreiklang von „Heiliger Schrift, Tradition und Lehramt" im Auge behalten und sich „in Gemeinschaft mit der Kirche" sehen. Das wird in „Theologie heute" vielfältig ausgeführt. Der polnische Priester Krzysztof Olaf Charamsa, Sekretär der Theologenkommission, formuliert die Stoßrichtung des Textes so:
„Der Theologe muss zuallererst ein gläubiger Mensch sein, und so kann die Theologie wirklich das sein, was sie von Natur aus sein soll, nämlich ein Verstehen des Glaubens. Aber eine Antwort des Glaubens auf das Wort Gottes ist nie ein nur individueller Akt, eingeschlossen im Horizont des Einzelnen, sondern immer ein gemeinschaftlicher Akt. Und daraus ergibt sich das zweite Kriterium der Theologie: ihre Kirchlichkeit. Dazu gehört die Treue zur apostolischen Tradition, und das ist auch nicht abtrennbar vom Lehramt der Kirche. Katholische Theologen sollten nie Einzelgänger sein, sie sind keine Privatleute. Vielmehr gehen sie ihrer Wissenschaft in Gemeinschaft und Kollegialität nach, in einer Art Solidarität mit der Kirche und untereinander."
Dreißig Theologen aus aller Welt, darunter zwei Frauen, gehören der Internationalen Theologischen Kommission im Vatikan an. Sie wollen „ihren Kollegen rund um den Globus so etwas wie einen gemeinsamen Nenner an die Hand geben", formuliert Charamsa. So legitim auch eine „Vielzahl theologischer Methoden und Herangehensweisen" sei, so wichtig sei doch auch der Verweis auf „die gemeinsame Wurzel". Der erste der hundert Absätze im neuen Dokument proklamiert „den Primat des Wortes Gottes, das im Gehorsam des Glaubens aufgenommen werden muss": „Jedes Wissen über Gott, auch das wissenschaftliche, theologische, setzt den Glauben voraus."
„Die Kommission hat das Thema mit einem wachsamen Auge auf die derzeitige Lage verfasst, auf die Jahrzehnte nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Wir haben ein Aufblühen der Theologie erlebt: mit neuen Stimmen und neuen theologischen Schulen. Aber wir müssen gleichzeitig eine Fragmentarisierung der Theologie feststellen. Dabei müsste sie sich immer der Herausforderung bewusst bleiben, ihre katholische Identität beizubehalten." (rv)
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