Die vatikanische Glaubenskongregation hat schwere Mängel an einem Buch über Sexualmoral aus der Hand einer US-amerikanischen Ordensfrau festgestellt. Die Autorin ignoriere „die beständigen Äußerungen des Lehramtes", ihr Werk beinhalte irrige Auffassungen, deren Verbreitung den Gläubigen „schweren Schaden zuzufügen droht", heißt es in einer fünf Seite langen Note der Glaubenskongregation, die der vatikanische Pressesaal an diesem Montag veröffentlichte.
Das Buch „Just Love. A Framework for Christian Sexual Ethics" von Schwester Margaret A. Farley, die der Kongregation der Schwestern der Barmherzigkeit von Amerika angehört, enthalte „viele Irrtümer und Zweideutigkeiten", etwa über Masturbation, homosexuelle Handlungen bzw. Lebensgemeinschaften, die Unauflöslichkeit der Ehe sowie Scheidung und Wiederverheiratung. Die Glaubenskongregation bringt in der Note ihr „tiefes Bedauern" darüber zum Ausdruck, dass eine Ordensfrau Positionen vertritt, die „in direktem Widerspruch zur katholischen Lehre" stehen. Das Buch könne keinesfalls als „zulässige Darlegung der katholischen Lehre verwendet" werden. Über Konsequenzen für die Autorin macht die Note keine Angaben.
Das 2006 im englischen Original erschienene Buch ist nicht in deutscher Übersetzung erhältlich. Die Schwester, eine emeritierte Sozialethik-Professorin, vertritt darin unter anderem die Auffassung, dass gleichgeschlechtliche Beziehungen und Handlungen „aufgrund der selben Sexualethik wie heterosexuelle Beziehungen und Handlungen gerechtfertigt sein können". Die Einführung der Ehe zwischen Homosexuellen bezeichnet sie als „eine der dringendsten Angelegenheiten in der Öffentlichkeit der Vereinigten Staaten". Zudem stellt Schwester Farley die Unauflöslichkeit der christlichen Ehe in Frage und tritt für die Möglichkeit zu einer weiteren Ehe nach einer Scheidung ein.
Sie macht diese Ansichten im Buch jeweils als „persönliche Ansichten" kenntlich. Im Gespräch mit dem US-amerikanischen Nachrichtenportal „National Catholic Reporter" betonte Schwester Farley, ihr Werk sei nicht „als Ausdruck des offiziellen katholischen Lehramtes" gedacht. Augenscheinlich ist, dass die Aussagen der Autorin im klaren Gegensatz zum Katechismus stehen, auf den die Note der Glaubenskongregation jeweils verweist.
Aus der Mittelung geht hervor, dass der Heilige Stuhl erstmals im März 2010 in einem Schreiben an die Oberin auf die lehrmäßigen Probleme des Buches verwies. Papst Benedikt XVI. – der bis zu seiner Papstwahl im April 2005 selbst Präfekt der Glaubenskongregation war – habe die Note im März 2012 gutgeheißen und ihre Veröffentlichung angeordnet. (rv)
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