Nichtregierungsorganisationen fordern mehr Hilfen für die Versorgung syrischer Flüchtlinge. Der deutsche UNHCR-Sprecher Stefan Telöken kritisierte am Donnerstag im Südwestrundfunk (SWR), von benötigten fast 200 Millionen US-Dollar sei bislang nur etwa ein Viertel bereitgestellt worden. Geld werde vor allem in Jordanien benötigt, wo mehr Flüchtlinge einträfen als Unterkünfte bereit stünden. Im Libanon, wo an einem Grenzübergang in zwei Tagen rund 18.000 Menschen gezählt worden seien, gebe es eine widersprüchliche Entwicklung; von dort kehrten Syrer auch wieder in ihre Heimat zurück, berichtete Telöken. Aus der Türkei kämen Berichte, nach denen derzeit eher weniger Menschen aus dem Nachbarland eintreffen. Die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen" erklärte, ihre Teams seien auf weitere Flüchtlingsströme vorbereitet. Die Organisation betonte, sie sei darüber beunruhigt, dass ein Teil der Flüchtlinge vollkommen auf die im Libanon vorhandene Hilfe angewiesen ist.
Zu einer raschen und vor allem friedlichen Lösungsfindung ruft der melkitisch-katholische Erzbischof von Aleppo, Jean-Clément Jeanbart, auf. Er traf am Donnerstag in seinem Bistumssitz die anderen katholische Bischöfe des Landes. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagte Bischof Jeanbart:
„Was wir dem Westen und vor allem den Christen bitten, ist eine konkrete Unterstützung. Dies kann nur dann geschehen, wenn genügend Druck auf die Regierenden ausgeübt wird, damit endlich Dialog und Kompromisse eingegangen werden. Um es noch konkreter zu sagen, alle Christen sollten die Friedensmission von Kofi Annan unterstützen und jegliche Gewalt verurteilten."
Einen ähnlichen Appell richteten ebenfalls am Donnerstag Führer der syrischen Opposition, die derzeit in Rom bei der Basisgemeinschaft Sant´Egidio zu Besuch sind. Solche Gesprächsinitiativen seien zu begrüßen, so der Erzbischof von Aleppo.
„Ich denke, dass die EU, die Nato sowie alle arabischen Länder gemeinsam Etwas erreichen würden, wenn sie sich zusammenschließen würden. Viele kritisieren die Haltung Russlands, aber dieses Land beweist nur, dass man durchaus Druck auf das Regime ausüben kann, wenn man das wirklich will. Wichtig ist aber eines: Alle Parteien müssen der Gewalt ein für allemal abschwören."
Auch die EU rief die internationale Gemeinschaft zu mehr humanitärer Unterstützung für Syrien auf. Die zuständige EU-Kommissarin Kristalina Georgieva kritisierte wie Telöken den zu geringen Prozentsatz der zur Verfügung gestellten Mittel. Von den Folgen der andauernden Gewalt in Syrien seien bis zu 2,5 Millionen Menschen betroffen; es gebe mindestens 500.000 Vertriebene. (rv)
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