Er ist Vatikansprecher, Generaldirektor unseres Senders und in beiden Funktionen häufig bei Radio Vatikan zu hören: Pater Federico Lombardi. In diesen Tagen feiert der Jesuitenpater zwei wichtige Jubiläen. Am Mittwoch begeht er seinen 70. Geburtstag, und am 2. September wird er seit 40 Jahren Priester sein. Der „Leiter des vatikanischen Presseamtes", wie sein offizieller Titel lautet, ist Ansprechpartner der Medien für alle Fragen rund um Papst und Vatikan. Er organisiert Pressekonferenzen und betreut die Presse während der Reisen des Papstes. Papst Benedikt ernannte den norditalienischen Priester, der gut deutsch spricht und im übrigen ausgebildeter Mathematiker ist, 2006 zum Nachfolger des Spaniers Joaquin Navarro-Valls, der dieses Amt 22 Jahre lang ausübte.
Geboren wurde Lombardi am 29. August 1942 im Piemont, in der Provinzstadt Saluzzo südlich von Turin. 1960 trat er in den Jesuitenorden ein, 1962 empfing er die Priesterweihe und begann ein Philosophie-Studium an einer Ordensfakultät. 1965 bis 1969 wirkte Lombardi am Studentenkolleg der Jesuiten in Turin und studierte zugleich Mathematik. Es folgte ein vierjähriger Aufenthalt in Deutschland, wo er 1973 an der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Georgen in Frankfurt am Main das Lizenziat in Theologie erwarb und als Seelsorger italienische Gastarbeiter betreute. Danach ging Lombardi in den Journalismus: Er arbeitete für die Jesuitenzeitschrift „Civilta Cattolica" und stieg 1977 zum Vize-Chefredakteur des namhaften Blattes auf.
Von 1984 bis 1990 wurde Lombardi Provinzial seines Ordens in Italien. Von Rom in den Vatikan waren es dann nur noch wenige Meter: 1991 trat der Pater als Programmdirektor von Radio Vatikan in den Dienst des Heiligen Stuhls. 2005 ernannte ihn Benedikt XVI. zum Leiter des päpstlichen Senders. Seit 2001 steht er auch an der Spitze des vatikanischen Fernsehzentrums CTV.
Schon auf seiner ersten Reise mit dem Papst kam es zur Feuertaufe: Die Regensburger Rede von Benedikt XVI. vom 12. September 2006 löste in Teilen der muslimischen Welt wegen eines missverständlichen Zitates Empörung und gewalttätige Proteste aus. Lombardi hatte seine erste Bewährungsprobe als Leiter des Vatikanischen Presseamtes. Weitere sollten folgen: Die Affäre um den Holocaustleugner Richard Williamson, der Missbrauchsskandal, zuletzt die Vatileaks-Affäre und die Negativschlagzeilen der Vatikanbank IOR.
Dabei zeigt sich, dass der Papst eine gute Hand bei der Auswahl seines Sprechers bewiesen hatte. Auch in extremen Situationen zeichnet sich der Jesuit durch Gelassenheit, Verbindlichkeit und Geduld aus. Ärgerlich oder gar aufbrausend erlebt man ihn nie. Zu beobachten war dies zuletzt auf dem Höhepunkt der Vatileaks-Affäre im Sommer. Während der nahezu täglichen Briefings korrigierte er zunächst ruhig und gelassen die unverdrossenen Falschmeldungen italienischer Zeitungen, referierte knapp den neuesten Stand der Entwicklung und blieb auch noch freundlich, als nach einem einstündigen Frage-Marathon abstruse Detailfragen gestellt wurden.
Hinzu kommt eine eiserne Disziplin: Lombardi bewältigt ein immenses Arbeitspensum, zumal er auch Radio Vatikan und das vatikanische Fernsehzentrum CTV leitet. Morgens ist er im Pressesaal, danach im Radio, nachmittags im Fernsehen und abends wieder im Radio, bis dieses um 21 Uhr seine Pforten schließt. Sein großer Schreibtisch quillt über, seine Tür steht immer offen, am Mobiltelefon hebt er immer ab. Und in der römischen Ordenszentrale der Jesuiten gehört er stets zu den letzten, die am späten Abend ihre Mahlzeit einnehmen. (rv)
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