Der Päpstliche Rat Cor Unum ist besorgt über die Lage in Mali und der gesamten Sahelzone. Die Lage dort habe sich nicht unversehens verschlimmert, vielmehr habe die negative Entwicklung in der afrikanischen Region eine klare Ursache. Das sagt in unserem Wocheninterview mit Mario Galgano der Sekretär von Cor Unum, Giampietro Dal Toso. Alles habe mit der Dürrekatastrophe im Frühjahr 2012 begonnen.
„Also eine Situation, die eigentlich naturbedingt ist. Es gab dort eine Dürre, die im vergangenen Jahr der Bevölkerung sehr große Schwierigkeiten bereitet hat. Unsere katholischen Hilfswerke haben sich dort sehr stark eingesetzt. Diese naturbedingte Krise ist nun auch deshalb prekärer geworden, weil eine politische Instabilität eingetreten ist. Das betrifft Mali besonders stark.“
Was wird Cor Unum unternehmen, um den Menschen in dieser Zone zu helfen?
„Ich werde Anfang Februar im Zusammenhang mit der Stiftung „Johannes Paul II. für die Sahelzone“ in dieser Gegend sein. In Mauretanien wird die Verwaltungsratssitzung der Stiftung stattfinden, wo auch die neuen Länder, die zur Sahelzone gehören, vertreten sein werden.“
Was Mali betrifft, haben Sie gesagt, dass es eigentlich eine naturbedingte Krise ist. Wir sehen aber derzeit auch, dass es eine religiös motivierte Gewalt gibt. Hat also die Krise in Mali auch mit Religion zu tun?
„Das hat mit Religion zu tun, weil es extremistische Gruppen gibt, die in diesem Land wirken. Das betrifft aber nicht nur Mali sondern auch andere Länder in dieser Gegend.“
Wie sieht denn die konkrete Hilfe aus? Wie kann Caritas oder auch Cor Unum selber in einem solchen Kontext helfen? Ist es da nicht schwieriger geworden, wenn nun in einem Land islamische Extremisten wirken?
„Da muss ich sagen – und das ist die Erfahrung unserer Stiftung für die Sahelzone – dass die katholische Kirche auch mit Mitgliedern anderer Religionen zusammenarbeitet. In diesem Falle heißt das, dass wir auch mit Muslimen zusammenarbeiten. Die Hilfe der katholischen Kirche geht an alle, egal ob Christ oder Muslim. In diesem Sinne gibt es sogar eine lange Tradition von Zusammenarbeit und Zusammenleben. Diese Tradition möchten wir unbedingt beibehalten und vorantreiben.“
Was ist denn Ihrer Meinung nach das größte Problem bei der Hilfe in Mali?
„Das Problem ist – wie es ja auch immer wieder der Heilige Vater gesagt hat – dass man Religion nicht als einem politisches Mittel missbrauchen darf oder schlimmer noch, Religion zu einem Mittel der Gewalt umwandelt. Unsere Tätigkeit ist deshalb sehr wichtig, weil durch die Präsenz im humanitären Bereich auch gewisse Spannungen entkräftet werden können.“
Es scheint doch aber so, dass der Westen erst durch den Militäreinsatz Frankreichs ein Land wie Mali wahrnimmt. Ist das für Sie nicht enttäuschend?
„Die Sahelzone ist vielleicht die ärmste Gegend der Welt. Solche Regionen werden erst dann für den Westen interessant, wenn es politisch brisant wird. Ich würde allerdings unterscheiden: eine Sache ist, was in den Zeitungen jeden Tag drin steht und eine andere, was sich im konkreten Leben dort abspielt.“
Monsignore Giampietro Dal Toso, herzlichen Dank für das Gespräch. (rv)
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