Der Kölner Kardinal Joachim Meisner zeigt sich sehr erfreut über die Wahl des argentinischen Kardinals Bergoglio zum Nachfolger Petri. „Er hat das Format zum Papst“, sagte Meisner am Mittwochabend im Vatikan vor Journalisten.
„Wir haben zum ersten Mal in der Weltkirche einen Nicht-Europäer als Papst! Das wird ein wenig die Akzente anders setzen. Es ist doch ganz klar: Wenn er träumt, dann träumt er von zuhause und nicht von Köln oder von Deutschland, nicht? Insofern bin ich schon gespannt, was er uns so alles in die Kirche hineinbringt an positiven Dingen.“
Die Kirche sei eine Weltkirche, keine Landeskirche, so Meisner. Franziskus bringe viel Neues in die Kirche hinein.
„Es hat natürlich alles Vor- und Nachteile. Der wird natürlich viel aus seinem Leben erzählen müssen, das ist wahrscheinlich der Nachteil. Aber der Vorteil ist: Der wird uns auch überraschen!“
Franziskus sei nach allem, was er so gehört und gesehen habe, sehr gescheit, er spreche „ganz gut Deutsch“ und sei ein guter Bischof in Argentinien gewesen. Auch politisch habe er in nicht einfachen Momenten gutes Gespür bewiesen. Dass der neue Papst dem Jesuitenorden angehört, findet der Kölner Kardinal bemerkenswert; er sagt aber auch:
„Ich weiß gar nicht, ob die meisten der Kardinäle gewusst haben, dass das ein Jesuit ist. Das spielte gar keine Rolle.“
Meisner ist davon überzeugt, dass Franziskus die neue Rolle als Papst schnell überzeugend ausfüllen wird.
„Es ist ja mein zweites Konklave. Aber ich habe das noch nicht erlebt, wie ein Mensch von jetzt auf gleich so in eine andere Rolle kommt und auch wirklich anders ist.“
Er habe Bergoglio erst beim Konklave von 2005 richtig kennengelernt und wisse gar nicht so viel über ihn. Im Konklave der letzten Tage sei eine Art „Gesprächsprozess“ in Gang gekommen, so der Kölner Oberhirte:
„Da fragt man die, die Bescheid wissen, und kommt ins Gespräch – und dann sagt man: Tatsächlich! Das ist der Richtige! Ich habe mir das natürlich vorher anders vorgestellt; man geht ja mit irgendwelchen Vorstellungen hinein. An den Kardinal Bergoglio habe ich nicht gedacht. Doch siehe da… Das ist ja das Schöne, dass wir eigentlich nicht die Macher sind, wir sind eigentlich nur so die ausführenden Organe. Jetzt können wir sagen: Die Arbeit war gut, wir haben einen Papst! Und es ist eigentlich ein gutes Zeichen, dass er ganz anders ist, als ich ihn mir vorgestellt hätte!“
Ein neuer Frühling des Glaubens
Er wisse nicht, ob Papst Franziskus jetzt eine Kurienreform ins Werk setzen werde und ob eine solche überhaupt nötig sei.
„Das ist für mich gar kein Motiv gewesen, jetzt musst du aber einen wählen, der die Kurie in Ordnung bringt… Die Kurie ist, glaube ich, besser als ihr Ruf. So schlecht, wie man die Kurie macht, kann sie gar nicht sein, sonst würde sie gar nicht existieren!“
Auf die Frage, wie der emeritierte Papst Benedikt XVI. auf den Namen seines Nachfolgers reagiert haben wird, sagte Kardinal Meisner:
„Ehrlich gesagt, der war ja schon beim letzten Konklave im Rennen. Und ich denke, er wird schmunzeln und sagen: Naja, der liebe Gott kommt doch zum Ziel. Wenn er ihn damals schon haben wollte, ist es nicht gleich gelungen, aber jetzt, acht Jahre später, ist es okay.“
In Deutschland werde der neue Papst positiv aufgenommen werden, meinte der Kölner Kardinal. Denn Franziskus sei gewissermaßen ein „Geschenk“ an die Kirche.
„Ich glaube, die meisten, die heute aus dem Konklave herausgekommen sind, werden sagen: Das hätten wir nicht gedacht! Der ist uns wirklich geschenkt, und der sei uns auch wirklich herzlich willkommen!“
Papst Franziskus werde das Glaubensjahr, das noch Papst Benedikt XVI. ausgerufen hatte, „zu einem guten Abschluss bringen“: „dass wirklich ein neuer Frühling des Glaubens, der Christusnachfolge, des Gottesglaubens in die Welt hineinzieht zugunsten der Menschen!“ (rv)
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