Der Mailänder Kardinal Angelo Scola war in diesen Tagen mit Diözesanvertretern seiner Stadt auf Pilgerfahrt in Rom. Bei dieser Gelegenheit äußerte er sich im Interview mit Radio Vatikan auch zur Regierungskrise in Italien, zur Frage des Gemeinwohls und zur politischen Teilhabe:
„Ich glaube, dass dies eine Anstrengung ist, die von allen Bürgern unternommen werden muss – es braucht eine Entwicklung nicht nur in Form einer Teilnahme an den Wahlen, sondern im alltäglichen Einsatz. Und wer Verantwortung hat, auf allen Ebenen – beginnen wir ruhig bei der kirchlichen Ebene, der politischen, sozialen, wirtschaftlichen und der Ebene der Finanzwirtschaft – wer also Verantwortung trägt, muss den Weg des Vergleiches suchen, um jetzt einen ausreichend sicheren Ausweg für das Land zu finden, und – in diesem Sinne – die Formen der Machtausübung in diesem Land zu überdenken."
Die drei stärksten Kräfte im italienischen Parlament blockieren sich weiter gegenseitig: Die Parteien „Partito Democratico" und „Partito della Libertà" scheinen derzeit genauso inkompatibel wie die Fünf-Sterne-Bewegung, die mit niemandem in die Regierung gehen will. Zehn „Weise" sollen nun mit Reformvorschlägen überparteiliche Lösungen stimulieren.
Laut Scola befinden sich die Demokratien in Europa im Umbruch, unter anderem was politische Teilhabe betrifft. Diese schlägt sich etwa im Aufkommen von politischen Bewegungen nieder, wie etwa der Fünf-Sterne-Bewegung in Italien und der Piratenpartei in Deutschland.
„Die europäische Situation ist durch das Wachstum von Demokratien – sagen wir "liberalen" – Demokratien geprägt, mit Problemen, die aus der pluralen Natur dieser Gesellschaft kommen, die uns zwingen, das ganze Thema der Zivilgesellschaft neu zu denken, ebenso ihre Verbindung zum Staat, die Art und Weise der Teilhabe und zugleich auch das Thema der Laizität."
Hier sei das Verantwortungsgefühl jedes Bürgers gefordert, so der Kardinal, der allgemein zu mehr Einsatz für das Gemeinwohl aufruft. (rv)
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