„Die Kurie darf kein Klotz am Bein des Papstes sein, sondern soll ihm dabei helfen, seine Arbeit zu tun." Mit diesen Worten fasst der Kirchenrechtler Kardinal Francesco Coccopalmerio den Sinn der geplanten Kurienreform zusammen. Der Papst hatte am 13. April ein achtköpfiges Kardinalsgremium mit einer Reform des Verwaltungsapparates der römisch-katholischen Kirche beauftragt und empfing an diesem Montagmorgen ein Mitglied dieser Kommission, den Erzbischof von Sydney, Georg Pell. Coccopalmerio ist Präsident des Päpstlichen Rates für die Gesetzestexte und hat bereits im Vorkonklave Vorschläge zu einer Kurienreform gemacht. Im Interview mit der italienischen Tageszeitung „Corriere della Sera" von diesem Montag erklärt er, wie die Reform aussehen könnte, über die Anfang Oktober zum ersten Mal offiziell beraten werden soll.
Im Zuge der Umstrukturierungen könnte eine neue Figur in der römischen Kurie auftauchen, so Kardinal Coccoplamerio im Interview mit dem Corriere: ein „Moderator Curiae Romanae", der in der Arbeit der Kurie einen reibungslosen Ablauf garantieren soll. Coccopalmerio hatte bereits in seiner Zeit als Weihbischof in Mailand eine solche Stelle im Erzbistum geschaffen und stellt sich jetzt etwas Ähnliches für Rom vor: Ein möglicher „Kurienmoderator" dürfte sich keineswegs „zwischen den Papst und die Dikasterien stellen", präzisiert er, auch würde er eng mit dem Kardinalstaatssekretär zusammenarbeiten: „Der Moderator ist es, der die Kurie funktionieren lässt. Wenn ein Dikasterium eine besondere Aufgabe hat, muss er sich zum Beispiel fragen, welche Mittel es braucht, ob es genug qualifiziertes Personal hat usw., und er muss in Folge alle diesbezüglichen Schritte organisieren."
Coccopalmerio grenzt die Figur eines solchen Mittelsmannes klar vom Kardinalstaatssekretär ab: „Das sind verschiedene Rollen. Das Staatssekretariat hilft dem Papst direkter, der Staatssekretär ist eine nach außen gerichtete Figur und kümmert sich an der Seite des Papstes um die Probleme der universellen Kirche. Die Aufgabe des Moderators ist dagegen auf die römische Kurie begrenzt, damit diese besser funktioniert."
Unter einer besseren Funktionsweise der Kurie versteht Coccopalmerio in erster Linie mehr Effizienz bei Unterstützung des Papstes und insbesondere einen ständigen und häufigen Kontakt zwischen Papst und Dikasterien, zum Beispiel in Form eines Treffens der Leiter der Dikasterien mit Franziskus „einmal im Monat". Coccopalmerio: „Der Papst muss wissen, was jeder tut und sein Urteil dazu abgegeben: ,das ist in Ordnung, das nicht, man könnte das verbessern, das hinzufügen‘. Denn in dem Moment, wo er sagt, ,das ist in Ordnung‘, handelt der Papst ja durch die Kompetenz der jeweils von ihm bestimmten Personen."
Das vom Papst ins Leben gerufene achtköpfige Beratungsgremium für die Kurienreform, deren Mitglieder aus allen Erdteilen kommen, könnte laut Kardinal Coccopalmerio auch zu einer ständigen Einrichtung werden. Denkbar sei auch, so der Kardinal weiter, ein ständiges Beratergremium aus zwei, drei Kardinälen im Vatikan einzurichten, das den Papst in anderen Fragen berät.
Im Mittelpunkt der Kurienreform soll eine Überarbeitung der Kurienverfassung „Pastor Bonus" aus dem Jahr 1988 stehen. Mit Einsetzung der Kommission hat Franziskus auf Vorschläge der Generalkongregationen vor dem vergangenen Konklave reagiert; dort war die Kurienreform ein virulentes Thema. Mitglieder der Kommission sind neben dem Koordinator der Gruppe, Oscar Andres Rodriguez Maradiaga, der US-Kardinal Sean Patrick O’Malley, Kardinal Giuseppe Bertello, Präsident des Governatorats, der emeritierte Erzbischof von Santiago de Chile, Kardinal Francisco Javier Errazuriz Ossa, der Erzbischof von Bombay, Oswald Gracias, der Münchner Erzbischof Reinhard Marx, der Erzbischof von Kinshasa, Laurent Monsengwo Pasinya, und der Erzbischof von Sydney, Georg Pell. (rv)
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