Rund 100.000 Gläubige haben an diesem Samstag in Sizilien an der Seligsprechung für Don Giuseppe Puglisi teilgenommen – einem Priester, der sich dem Kampf gegen die organisierte Kriminalität verschrieben hatte und sich besonders um Straßenkinder kümmerte. Die Mafia ermordete Don Puglisi am 15. September 1993 – genau an seinem 56. Geburtstag. Fünf Jahre später wurde der Seligsprechungsprozess eingeleitet; Papst Benedikt XVI. verabschiedete das Seligsprechungsdekret aufgrund des Martyriums „aus Hass gegen den Glauben" am 28. Juni 2012. Als Vertreter des Papstes war Kardinal Salvatore de Giorgi bei der Zeremonie anwesend. Radio Vatikan hat kurz vor seiner Reise nach Sizilien mit ihm gesprochen:
„Die Seligsprechung von Don Puglisi aufgrund seines Martyriums für den Glauben bedeutet ein Geschenk Gottes, wichtig für ganz Sizilien und darüber hinaus nicht nur für die Insel. Die Anerkennung seines Martyriums durch die Kirche ist auch ein Gütesiegel für die ewige Gültigkeit seiner Botschaft: Mit der Stimme des Blutes ruft er uns alle zu Mut, Kohärenz und Kraft auf, zu ‚heiliger Kühnheit’ – im Priesteramt genauso wie in jedem Dienst an der Kirche. Er betont den Triumph des Guten über das Böse und über alle Aggressionen und Perversionen des Bösen. Das gilt ganz besonders dann, wenn es sich – so wie dies bei der Mafia der Fall ist – um eine perverse Struktur der Sünde gegen die Menschlichkeit und gegen das Evangelium handelt. Besonders hinterhältig und gefährlich dabei ist, dass die Mafia sich auch noch mit religiösen Zeichen und Bezügen umgibt."
Don Puglisi war als Priester vor allem für seinen Einsatz mit Straßenkindern bekannt, für die er auch das „Zentrum Vater Unser" gegründet hatte. Mit seiner leisen, aber sehr wirksamen seelsorgerischen Arbeit habe er viele junge Leute vor den Verführungen des Bösen bewahrt. Der organisierten Kriminalität sei das ein Dorn im Auge gewesen, so dass sie ihn schließlich aus Hass auf den Glauben umbringen ließ. Kardinal de Giorgi ist überzeugt: Don Giuseppe Puglisis Seligsprechung ist eine große Unterstützung im Kampf gegen die Mafia.
„Auch 20 Jahre nach seiner frevelhaften Ermordung erhebt Don Puglisi noch seine Stimme. Es geht darum, ein Gewissen und Respekt vor den Menschen zu haben, gegenseitige Liebe spüren zu können, den Geschmack der Solidarität und den Sinn der Legalität zu spüren, sowie verzeihen zu können. So lässt sich jede Form von Gewalt, Übergriffen und Zusammenarbeit mit der Kriminalität besiegen. Es gibt diesbezüglich noch einige alte Wunden, die noch nicht verheilt sind. Aber die Stimme von Don Puglisi erreicht die Christen und erinnert sie daran, dass wir heute das Evangelium bezeugen müssen wie nie zuvor."
Don Puglisi erinnere die Eltern daran, ihre Kinder im Sinne des Guten zu erziehen, gerade in einer Zeit von Drogen, sozialer Ausbeutung, sexueller Gewalt und weit verbreiteten Versuchungen des organisierten Verbrechens. Doch nicht nur die Eltern seien gefordert:
„Don Puglisis Stimme spricht auch zu allen, die politische Verantwortung tragen und fordert sie auf, sich besonders die Stadtviertel, die Probleme haben, zu Herzen zu nehmen und nach einer Lösung zu suchen. So, wie er selbst es auch für sein Viertel tat, wo seine Träume bis heute allerdings noch nicht ganz realisiert werden konnten. Die Stimme von Don Puglisi richtet sich aber auch, und ich würde sogar sagen, vor allem, an die Kriminellen – er sagt ihnen, dass Jesus sein Blut vergossen hat, um sie von ihren Sünden zu befreien. Das Lächeln, mit dem Don Puglisi zu seinem Killer sagte: ‚Ich habe damit gerechnet’, ist eine Aufforderung, entschieden umzukehren, sich zu Gott zu bekehren." (rv)
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