Papst Franziskus ist am Freitag 100 Tage Papst – Anlass für Radio Vatikan, Rückschau zu halten. Lesen und hören Sie hier einen Kommentar von unserem Redaktionsleiter, Pater Bernd Hagenkord SJ.
Was ist so besonders an der 100? Sind 100 Tage anders als 93 oder 104? Für Journalisten wohl, dienen solche Daten doch einem ritualisierten Blick auf etwas Neues. In diesem Fall auf das Pontifikat Papst Franziskus.
Was können wir bei einem solchen Blick sehen? Zum einen, dass die häufig geäußerte Vermutung, das "Wirkliche" müsse noch kommen, nicht stimmt. Wir sehen einen Papst, der sein Verständnis von Amt ausübt, täglich und vor aller Augen. Bei den Menschen, für die Menschen und für die Kirche, die diese Menschen bilden.
Er hat die Symbolsprache des Amtes geändert und – wie seine letzten Vorgänger alle auch – Dinge weggelassen, die nicht mehr als Symbol dienen, sondern nur verwirren. Er kommuniziert direkt, baut keine Distanzen auf, spricht spontan und predigt frei. Es sind nicht "nur" Zeichen, die wir sehen, wenn wir die Massen von begeisterten Menschen und die Umarmungen, die Segnungen, das Anfassen, die Gespräche sehen, die Franziskus dort führt. Das ist der Papst, der Franziskus sein will.
Auch einige Themen hat er ganz klar benannt, in Ansprachen, Predigten und Gesprächen. Gegen die Selbstumkreisung der Kirche, gegen den Karrierismus, etc. Vor allem aber ist das alles ein "für": Gegen Selbstumkreisung bedeutet eine verkündende, freudige Kirche. In den Worten des Papstes: e bello, no? Gegen Karrierismus bedeutet eine großherzige Kirche und großherzige Christen. In den Worten des Papstes: è bello, no?
Aber trotz dieser Worte, die immer wieder Interesse und Faszination für diesen Papst wecken, ist es das "Gesamtkunstwerk" Papst, das so beeindruckend ist, und zwar von Tag Eins an. Sein Auftreten, Handeln, Spechen und seine Art, Bischof zu sein, passen zusammen. Durch sein Tun ist er ein Verkünder dessen, für den er steht.
In einer seiner ersten Predigten hat er den heiligen Franziskus zitiert: er forderte seine Franziskaner auf, "mit allem das Evangelium zu verkünden, und wenn nötig, dann auch mit Worten". Das ist es, was wir sehen, wenn mir nach 100 Tagen auf den Papst blicken. Und ich bin sicher, dass wir das bei all den anderen Gelegenheiten der Medienwelt auch sehen werden: nach 500, 1.000 oder sonst wieviel Tagen. (rv)
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