Demonstranten und Polizisten haben sich fünf Tage vor Beginn des Papstbesuchs in Rio de Janeiro im wohlhabenden Viertel Leblon eine Straßenschlacht geliefert. Rund 2.000 Protestler demonstrierten am Mittwochabend nahe der Wohnung von Gouverneur Sergio Cabral gegen dessen Amtsführung. Sie forderten die Absetzung von Gouverneur Cabral und Bürgermeister Eduardo Paes. Ihnen werfen sie vor, statt in Bildung und Gesundheit zu investieren, Milliardensummen für Megaevents wie den Weltjugendtag, die Fußball-WM 2014 und die Olympischen Spiele 2016 auszugeben. Vor allem Cabral wird zudem vorgehalten, sich persönlich zu bereichern. Sind die nicht abreißenden Demos ein mögliches Sicherheitsrisiko für den Weltjugendtag? Im Gespräch mit Radio Vatikan gibt der Generaldirektor des lokalen Organisationskomitees, Joel Portela Amado, Entwarnung:
„Die Demonstrationen sind unvorhersehbar, wir wissen nicht, wie, wo und warum. Es ist immer eine Mehrheit pazifistischer Gruppen dabei, doch auch eine Minderheit, die sich selbst anarchisch nennt. Was jedoch sehr klar ist: der Weltjugendtag ist weder für die eine noch die andere Seite eine Zielscheibe. Im Gegenteil, der Weltjugendtag wird von allen gut aufgenommen. Es kann natürlich sein, dass jemand den Weltjugendtag als Gelegenheit zur Sichtbarkeit nutzt, denn es sind viele ausländische Journalisten vor Ort. Die Sicherheitsleute werden dann wenn nötig handeln."
In den vergangenen Tagen war bei den Behörden die Sorge gewachsen, dass Demonstranten den Weltjugendtag für ihre Proteste ausnutzen könnten. Der Vatikan hatte sich aber gegen zu scharfe Sicherheitsmaßnahmen ausgesprochen. So verzichtet Franziskus etwa auf ein geschlossenes Papamobil und will in einem offenen Jeep durch die Menge fahren. Vatikansprecher Pater Federico Lombardi hatte am Mittwoch vor der Presse noch betont, man werde ohne Sorge nach Rio aufbrechen.
Mögliche Programmänderungen?
Brasilianische Sicherheitsbehörden prüfen laut Zeitungsberichten allerdings derzeit, den offiziellen Empfang von Papst Franziskus durch Staatspräsidentin Dilma Rousseff zu verlegen. Rousseff will den Papst am Montag am Internationalen Flughafen von Rio begrüßen; der offizielle Empfang soll allerdings danach in der Residenz des Gouverneurs von Rio stattfinden. Vor einigen Tagen hatten Demonstranten den Palast während einer gewaltsamen Protestveranstaltung belagert. Das führe die Behörden zu der Einschätzung, dass die Sicherheit dort nicht gewährleistet sei, hieß es. Der offizielle Empfang, bei dem es ein Vieraugengespräch zwischen dem Papst und Rousseff geben soll, könnte nun direkt im Empfangsbereich des Flughafens stattfinden. (rv)
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