Zur großen Abschlussmesse des Weltjugendtags in Rio de Janeiro war der Strand von Copacabana wieder fest in der Hand der Pilger: Nach Angaben des Büros von Rios Bürgermeister Eduardo Paes hatten sich mehr als drei Millionen Menschen versammelt. Auch das Wetter spielte wieder mit, so dass Franziskus vor der Messe eine Dreiviertelstunde die Strandpromenade entlang fuhr und die Menschen begrüßte. Zahllose Besucher warfen ihm Nationalflaggen, Mützen und T-Shirts zu, die er bereitwillig auffing. Einmal hielt Franziskus an, um aus einem ihm angereichten Mate-Becher Tee zu trinken. Zur Messe war auch Brasiliens Staatspräsidentin Dilma Rousseff gekommen; an ihrer Seite saßen die argentinische Präsidentin Cristina Kirchner und Boliviens Präsident Evo Morales.
„Geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern" (vgl. Mt 28,19) – das ist das Motto dieses Weltjugendtages in Rio. Doch wie diese Erfahrung weitergeben? Darauf ging Papst Franziskus in seiner Predigt ein: Ein erster Schritt bestehe in der Einsicht, dass man die wunderbaren Erfahrungen nicht für sich behalten dürfe.
„Der Glaube ist eine Flamme, die immer lebendiger wird, je mehr man sie mit anderen teilt und sie weitergibt, damit alle Jesus Christus kennen lernen, lieben und bekennen können – ihn, den Herrn des Lebens und der Geschichte. Aber aufgepasst! Jesus hat nicht gesagt: Wenn ihr wollt, wenn ihr Zeit habt, sondern: „Geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern." Die Glaubenserfahrung zu teilen, den Glauben zu bezeugen, das Evangelium zu verkünden ist ein Auftrag, den der Herr der gesamten Kirche überträgt, auch dir; es ist ein Befehl, der jedoch nicht aus dem Willen zu herrschen oder Macht auszuüben entspringt, sondern aus der Kraft der Liebe, aus der Tatsache, dass Jesus als erster in unsere Mitte gekommen ist und uns nicht etwas von sich gegeben hat, sondern ganz sich selbst."
Für die Orte der Sendung durch Jesus gebe es keine Grenzen oder Beschränkungen, so der Papst „Das Evangelium ist für alle und nicht für einige". Dazu brauche die Kirche die Fähigkeiten aller, „die Begeisterung, die Kreativität und die Freude, die euch kennzeichnen", und sie brauche die Verkündigung ohne Furcht. Und ein weiteres Element sei wichtig: Die Gemeinsamkeit. „Jesus hat außerdem nicht gesagt: „Geh!", sondern: „Geht!" – wir sind gemeinsam gesandt", so der Papst. Und das alles müsse im Geist des Dienens getan werden:
„Evangelisieren bedeutet, persönlich die Liebe Gottes zu bezeugen, unsere Egoismen zu überwinden, zu dienen, indem wir uns beugen, um unseren Brüdern die Füße zu waschen, wie Jesus es getan hat. Geht, ohne Furcht, um zu dienen. Wenn ihr diese drei Worte befolgt, werdet ihr erfahren: Wer evangelisiert, wird selbst evangelisiert und wer die Glaubensfreude weitergibt, empfängt Freude. Liebe junge Freunde, wenn ihr nach Hause zurückkehrt, fürchtet euch nicht, mit Christus großherzig zu sein und sein Evangelium zu bezeugen. … Das Evangelium bringen heißt die Kraft Gottes bringen, um das Böse und die Gewalt auszureißen und niederzureißen, um die Barrieren des Egoismus, der Intoleranz und des Hasses zu vernichten und einzureißen, um eine neue Welt aufzubauen. Jesus Christus rechnet mit euch! Die Kirche rechnet mit euch! Der Papst rechnet mit euch!" (rv)
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