Erstmals seit der Gründung des Ratzinger-Schülerkreises findet das Treffen ohne seinen Professor, den jetzt emeritierten Papst Benedikt XVI. statt. Für den Organisator des Schülerkreises und Verantwortlichen der dazugehörige Stiftung, den Salvatorianerpater Stephan Horn, geht es deshalb beim diesjährigen Treffen vor allem darum, über die Zukunft dieser Begegnungen zu sprechen. Am kommenden Freitag und Samstag treffen sich in Castelgandolfo die ehemaligen Studenten Joseph Ratzingers sowie im neuen Schülerkreis jene Wissenschaftler, die über die Theologie Ratzinger studiert haben. Horn sagte gegenüber Radio Vatikan:
„Papst Benedikt wird nicht mehr an dem Treffen selber teilnehmen. Das bedeutet vor allem, dass er nicht an den theologischen Diskussionen teilnimmt. Wir werden aber immerhin die Möglichkeit haben, mit ihm eine Heilige Messe zu feiern. Er wird uns dann auch begrüßen. Auf diese Weise ist die Verbindung mit ihm immer noch da. Auch werden wir weiterhin seinen Rat bei der Auswahl der Referenten und Themen haben. Auch sind wir weiterhin durch Korrespondenz und Besuche mit ihm verbunden."
Beim diesjährigen Treffen des Schülerkreises wird der französische Religionsphilosoph Rémi Brague sprechen. Er doziert in Paris und München. Papst Benedikt schätze ihn sehr, so P. Horn. Dass der emeritierte Papst nicht an dem Treffen persönlich teilnimmt, habe auch damit zu tun, dass Benedikt XVI. selber betonte, er wolle „der Welt verborgen bleiben".
„Ich finde das auch vollkommen richtig, dass er seine Grundentscheidung auch wirklich durchtragen will. Das wäre sonst der Anfang von anderen Auftritten gewesen, und er wäre dann irgendwie aus seinem kontemplativen Leben herausgerissen."
Beim diesjährigen Treffen wird über die „Gottesfrage im Hinblick der Säkularisierung" debattiert. Doch ein weiteres wichtiges Anliegen des Treffens, an dem auch die Kardinäle Christoph Schönborn und Kurt Koch teilnehmen, sei in diesem Jahr überhaupt die Zukunft des Schülerkreises, so Pater Horn.
„Denn wir müssen uns überlegen, ob wir die Schülertreffen weiterführen wollen. Ich glaube, dass dies der Fall sein sollte. Auch soll es darum gehen, ob wir mit dem neuen Schülerkreis verwachsen werden. Das sind die eigentlichen Fragen. Ich denke auch, dass wir in Castelgandolfo bleiben werden und dass wir, solange der Heilige Vater noch lebt, jeweils am Sonntag zu ihm kommen."
Der Ratzinger-Schülerkreis und die damit verbundene Stiftung sind ein Zusammenschluss von Doktoranden und Habilitanden aus den Jahren der Lehrtätigkeit Joseph Ratzingers an den Universitäten von Bonn, Münster, Tübingen und Regensburg. Erstmals trafen sie sich 1978, um die Weihe ihres Lehrers zum Erzbischof von München-Freising zu feiern. Seit 2008 gibt es auch einen neuen Schülerkreis. Dabei handelt es sich um eine Gruppe von Theologen, die sich durch Studium und Forschung in den verschiedenen theologischen Disziplinen auf besondere Weise der Theologie von Joseph Ratzinger verbunden und verpflichtet wissen. Sie tagen separat zum eigentlichen Schülerkreis. (rv)
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