„Eine hervorragende Wahl": So urteilt Kurienkardinal Jean-Louis Tauran über Pietro Parolin. Der italienische Erzbischof Parolin, der bisher Nuntius in Venezuela war, ist am Samstag vom Papst zum neuen Kardinalsstaatssekretär ernannt worden. Tauran, der heute den Päpstlichen Rat für Interreligiösen Dialog leitet, hat in den neunziger Jahren im Staatssekretariat eng mit Parolin zusammengearbeitet. In einem Interview lobt er Parolins „Loyalität" und seine „großen priesterlichen Qualitäten". Die neue Nummer Zwei im Vatikan sei außerdem „ein außergewöhnlicher Verhandler", der viele „Missionen" in China, Vietnam und dem Nahen Osten für den Vatikan durchgeführt habe. Tauran wörtlich: „Er ist sehr arbeitsam, studiert die Akten genau, ist liebenswürdig und diskret."
Parolin habe alle Voraussetzungen für den Spitzenposten, sei mit 58 Jahren noch „jung" und kenne das Staatssekretariat sehr gut. Das werde es ihm erleichtern, „den Papst bei der Kurienreform zu unterstützen", so der französische Kardinal. Er sei froh darüber, dass sich Papst Franziskus für einen Karrierediplomaten entschieden habe, könne allerdings „keinen Bruch" zur Ära Bertone erkennen. Der 78-jährige bisherige Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone bleibt Camerlengo und Leiter einer Kontroll-Kommission der „Vatikanbank" IOR. Bertone war im Juni 2006 vom damaligen Papst Benedikt XVI. zum Kardinalstaatssekretär berufen worden.
Der venezolanische Kardinal Jorge Urosa Savino würdigt die Rolle Parolins für den Annäherungsprozess zwischen Kirche und Staat in dem südamerikanischen Land. „Er ist ein Mann mit großer Erfahrung auf dem Feld der Diplomatie", sagte Urosa der Tageszeitung „El Universal" und lobte die Entscheidung des Papstes. „Seine Nominierung ist eine gute Sache." Parolin ist seit 2009 als Nuntius in Venezuela tätig. In diese Zeit fällt eine Annäherung von katholischer Kirche und den seit 1999 regierenden Sozialisten. Zuvor war das Verhältnis zwischen Kirche und Regierung in Venezuela stark angespannt gewesen.
Große Freude über die Ernennung vom Samstag herrschte in der norditalienischen Heimat Parolins. In der Diözese Vicenza, aus der er stammt, läuteten nach Bekanntwerden der Ernennung zahlreiche Kirchenglocken. Der Pfarrer seiner Heimatgemeinde Schiavon sagte in einem Interview, Parolin sei ein „Mann des Volkes". Das Amerikanische Jüdische Komitee würdigte ebenfalls den Aufstieg Parolins. Rabbiner David Rosen sprach in einem Statement von einer „langen und freundschaftlichen Arbeitsbeziehung" mit dem Erzbischof. (rv)
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