Gedanken zum Ende des Jahres des Glaubens von unserem Redaktionsleiter, Pater Bernd Hagenkord SJ.
Für Benedikt XVI. war es ein Herzensanliegen und Franziskus hat es in seiner ganz eigenen Art geprägt: An diesem Wochenende geht das „Jahr des Glaubens" zu Ende. Nicht wirklich ein Zentrum der Aufmerksamkeit, es gab zwar ein Logo und jede Menge Veranstaltungen, die unter diesem Logo auftraten, aber wirklich geprägt hat es die Kirche nicht. Bitte korrigieren Sie mich, wenn ich das falsch sehe.
Innerkirchlich gab es viele andere Themen, die dringender schienen, den Dialogprozess in Deutschland etwa, dann die Geschichten um Vatileaks und Bischofsbauten, um Missbrauchsaufarbeitung und die Pille danach, etc. Wirklich beschäftigt hat das Thema nicht.
„Porta Fidei" hieß das Dokument, das Benedikt XVI. an den Anfang gestellt hatte. Er wollte „den Weg des Glaubens wiederentdecken, um die Freude und die erneute Begeisterung der Begegnung mit Christus" deutlicher zu Tage treten zu lassen. Die Formulierung ist ganz Benedikt, aber der Inhalt könnte auch Franziskus sein. Immerhin beendet der neue Papst das Jahr in der kommenden Woche mit einem Schreiben, das „Evangelii Gaudium", Freude des Evangeliums, heißen wird.
Drei Dinge möchte ich zum Ende des Jahres noch einmal nennen.
Erstens: Unser Glaube ist dynamisch, er lebt von der Weitergabe, die Verkündigung ist in seine genetische Struktur eingewebt. Man schaue ganz einfach in die Evangelien, wie die Kirche den Auftrag Jesu durch die Jahrhunderte weitergegeben hat, da hat man das ganz zentral formuliert.
Zweitens: Die Diskussionen der evangelischen Kirchen um die Frage, was sie 2017 eigentlich feiern wollen, sollten auch uns eine Lehre sein. Immer öfter und lauter wird die Frage gestellt, was man mit Luther und den Thesen eigentlich feiere. Solche Gedenktage, -wochen oder -Jahre fassen Sinn zusammen. Zumindest ist das ihr Ziel. Die Tatsache, dass das Jahr des Glaubens nicht wirklich abgehoben hat, kann auf Organisation oder lokale Umstände zurück geführt werden, aber ein nicht geringer Teil hat auch damit zu tun, dass wir wohl nicht so recht wissen, was wir da eigentlich begehen, feiern, erinnern, erneuern. Hier ist Einsicht der erste Schritt zur Besserung.
Drittens glaube ich, dass sich genau hier der Vektor befindet, das Konzil richtig anzufassen. Nicht von ungefähr hat Benedikt XVI. das Jahr mit dem Jahrestag des Konzilsbeginns zusammen gelegt. Wenn das Konzil überhaupt einen „Geist" hatte, dann den, dass die Tradition der Kirche weitergeschrieben werden sollte. Sie brauchte eine Erneuerung, eine Formulierung in die Moderne hinein. Das ist jetzt aber auch schon fünfzig Jahre her und darf da nicht stehen bleiben.
Das „Jahr des Glaubens" mag jetzt nicht der krachende Erfolg gewesen sein, der alles andere in den Schatten stellt. Aber das musste es auch gar nicht sein. Wer in den vergangenen Monaten einen Konziltext in die Hand genommen hat, eine Debatte geführt, einmal sich die Frage gestellt hat, was die Glaubensweitergabe für sie oder ihn bedeutet, der hat das Jahr schon zu einem Erfolg gemacht.
(rv)
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