Der Heilige Stuhl wird wahrscheinlich ein Finanzministerium erhalten. Das sagte Kardinal Oscar Andres Rodriguez Maradiaga am Mittwochabend in Rom. Maradiaga leitet den achtköpfigen Kardinalsrat, der in diesen Tagen seine zweite Beratungsrunde zur Kurienreform im Vatikan abhält.
„Die allgemeine Tendenz dieser Tage steuert auf etwas wie ein echtes Finanzministerium zu, wie es auch andere Staaten haben."
Wann es soweit sein werde, konnte Maradiaga nicht sagen:
„Das wird kommen, wenn der Heilige Vater entscheidet. Wir sind nur ein Rat."
Dass sich bereits jetzt die Einrichtung einer neuen Behörde ankündigt, kommt für Beobachter etwas überraschend. Wie genau die Geldflüsse in den Vatikan und innerhalb des Vatikans laufen, ist eine so komplexe Frage, dass die acht Kardinäle sie noch nicht einmal genau untersuchen konnten.
„Es gibt in Bezug auf die Finanzaktivitäten zwei Kommissionen, die an der Arbeit sind. Sie hatten uns gesagt, für die Dezembersitzung werde alles abgeschlossen sein. Aber es ist dann doch mehr Zeit nötig. Unsere nächste Sitzung ist Mitte Februar, und wir hoffen, dass dann schon Untersuchungsergebnisse vorliegen."
Die Kurienreform an sich ist – ganz abgesehen von der Fragen der Finanzkontrollen – eine weit ausgreifende Angelegenheit. Kardinal Maradiaga:
„Die Arbeit geht gut voran, aber sie ist umfangreich, und man kann nicht davon ausgehen, dass alles in wenigen Monaten vorüber ist. Es handelt sich um eine Überprüfung aller Kurienbehörden. Wir müssen auch alle Vorschläge untersuchen, die aus der ganzen Welt eingetroffen sind, und deshalb braucht es Zeit."
Die zweite Beratungsrunde der acht Kardinäle, unter ihnen Reinhard Marx von München, geht an diesem Donnerstag zu Ende. (rv)
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