Im Vatikan sind 2013 erheblich mehr verdächtige Geldbewegungen gemeldet worden als im Vorjahr. Nach Angaben der vatikanischen Finanzaufsicht AIF wurden im zurückliegenden Jahr 202 Fälle registriert, wie aus ihrem zweiten Jahresbericht hervorgeht, der am Montag im Vatikan vorgestellt wurde; 2012 waren es lediglich sechs Fälle gewesen. Nach den Worten von AIF-Leiter Rene Brülhart bedeutet dies jedoch keineswegs, dass die Zahl der undurchsichtigen Geschäfte gestiegen sei. Die Hauptaufgabe der Finanzaufsicht sei weiterhin, Fälle von Geldwäsche aufzudecken und Geldflüsse auf mögliche Involvierung in Terror-Finanzierung zu überprüfen. Der 40-jährige Schweizer, der seit Ende 2012 das AIF leitet, sprach von einem „herausfordernden Jahr“ und betonte vor allem zwei große Erfolge der Finanzaufsicht: den Betritt seiner Behörde zu internationalen Kontrollorganen und immer mehr aufgedeckte Verdachtsfälle.
„Man sieht es an der erhöhten Anzahl von Verdachtsmeldungen, die kein Zeichen für mehr Verdachtsfälle sind, sondern mehr im Sinne einer Bewusstseinsbildung der involvierten Institutionen und Personen.“
Im Jahr 2013 waren es bereits 202 verdächtige Fälle die dem Institut gemeldet wurden, im Jahr 2012 waren es lediglich sechs. Wie diese Verdachtsfälle im Detail aussehen, könne man nicht detailliert erläutern. Durch Analysen von Geldflüsse und durch Hinweise kommt es zu solchen Überprüfungen. Er garantiere, dass auffällige Flüsse überprüft werden und im Fall der Fälle können auch Konten gesperrt oder blockiert werden. Die internationale Zusammenarbeit ist für den Ex-Leiter der Financial Intelligence Unit (FIU) von Liechtenstein das Herzstück seiner Arbeit. Der Vatikan sei wie eine „Insel“ und diese internationale Verbindung sei essentiell.
„Die internationale Verknüpfung, mit der Mitgliedschaft in der Egmont Gruppe, mit den Abschluss von zahlreichen Zusammenarbeitsvereinbarungen mit anderen Financial Intelligence Units und das man hier den Heiligen Stuhl als globale Institution verankern kann.“
Ein weiterer Erfolge des Jahres 2013 ist das Anti-Geldwäsche-Gesetz vom 8. Oktober, das erfolgreich angewandt wird und eben der Beitritt der Egmont Group, sagte Brülhart. Ein globales Netzwerk von Financial Intelligence Unit, ein Zusammenschluss von weltweiten Geldmeldestellen. Dort sind 139 Länder vertreten. Weitere Vereinbarungen über Zusammenarbeit mit anderen Geldwäsche-Meldestellen wurden mit den USA, Italien, Australien, Belgien, Monaco, Spanien, Niederlanden, Slowenien und Deutschland unterzeichnet.
Anfang 2014 hat die Finanzaufsicht die erste Inspektion der Vatikanbank durchgeführt um festzustellen, ob die beschlossenen Maßnahmen zur Bekämpfung der Geldwäsche und der Terrorismusfinanzierung umgesetzt wurden. Aus der Inspektion seien die wesentlichen Fortschritte hervorgegangen, die die Vatikanbank im letzten Jahr unternommen hat, aber es sei alles ein langer Prozess, betonte Brülhart.
Andere Fragen, die Journalisten dem vatikanischen Finanzfachmann bei der Pressekonferenz stellten, mochte Brülhart nicht beantworten, so etwa über die Höhe seines Gehaltes oder über Kardinal Tarcisio Bertone. Dazu könne er keine Angaben machen.
„Wir machen unsere Arbeit und wir machen unsere Arbeit im Stillen, und hoffentlich im Stillen gut. Wir sind nicht für das Spektakel zuständig und wir haben ein klares Ziel, und zwar den Heiligen Stuhl vor möglichem Missbrauch zu schützen.“
Brülhart leitete acht Jahre lang die Liechtensteinische Financial Intelligence Unit FIU, die Meldestelle zur Bekämpfung der Geldwäsche. Seit 2010 war er stellvertretender Vorsitzender der Egmont Group. Der Schweizer war involviert in die Aufdeckung des Siemens-Korruptionsskandals im Jahr 2006 und beschlagnahmte Teile des Vermögens von Iraks früherem Diktator Saddam Hussein. (rv)
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