Sie war der Abschluss und der Höhepunkt dieser Papstreise nach Kalabrien: die Messe von Franziskus auf dem Freigelände von Sibari. Tausende von Menschen – ein Meer an bunten Schirmen und Fahnen – waren dazu aus ganz Kalabrien und den umliegenden Regionen angereist, per Bus oder mit dem Auto, an diesem sonnigen Samstagnachmittag. Freiwillige teilten Wasserflaschen aus. Die Messe startete pünktlich, obwohl Papst Franziskus noch einen spontanen Besuch bei einem kranken Mädchen in dem Ort Pantano Rotondo, auf seinem Weg nach Sibari abgestattet hatte. Der Papst feierte die Messe zum Hochfest Fronleichnam und mahnte vor der Anbetung des Bösens und der Mafia, die kein Teil der katholischen Gemeinde sei.
Das Evangelium wurde auf griechisch vorgetragen – eine kleine Erinnerung daran, dass viele Städte in Kalabrien ab dem 8. Jahrhundert vor Christus von griechischen Siedlern gegründet worden sind. Noch heute gibt es in Kalabrien einen Dialekt mit altgriechischen Einsprengseln. In seiner Predigt betonte der Papst vor allem zwei Aspekte des Festes: die Anbetung Gottes und die Tatsache, dass er uns begleitet.
„Zunächst einmal sind wir ein Volk, das Gott anbetet. Wir bewundern ihn. Er ist Liebe, er hat sich uns in Jesus Christus selbst gegeben, er hat am Kreuz für unsere Sünden gebüßt und ist in der Kraft dieser Liebe vom Tod auferstanden, um in seiner Kirche zu leben. Wir haben keinen anderen Gott als diesen! … Wenn die Bewunderung für Gott mit der Bewunderung für das Geld ersetzt wird, dann öffnet sich die Straße der Sünde, der Eigeninteresse, und der Unterdückung. Wenn man nicht Gott anbetet, dann wird man das Böse anbeten.So wie es auch diejenigen tun, die von Gewalt und Kriminalität leben. Euer Land, so schön es ist, kennt die Zeichen dieser Sünde. Die Mafia (Ndrangheta) ist genau das – die Bewunderung des Bösen, die Missachtung des Gemein wohls. Gegen dieses Böse muss angekämpft werden. Man muss Nein sagen.“
Christen sollen nichts und niemanden in dieser Welt anbeten außer Jesus Christus, der in der heiligen Eucharistie anwesend ist ,so der Papst.
„Diejenigen, die den falschen Weg wählen, wie auch die Mafiosi, sind nicht in der Kommunion mit Gott. Sie sind exkommuniziert.“
Der Glaube an die reale Präsenz Jesu im eucharistischen Brot und Wein sei „nicht echt, wenn wir uns nicht darum bemühen, ihm zu folgen und mit ihm zu gehen“, so der Papst. Das Volk, das Gott anbete, sei das Volk, das „in der Liebe vorangeht“. Als Bischof von Rom wolle er die Menschen „nicht nur im Glauben stärken, sondern auch in der Liebe“, sagte Franziskus. Er ermutigte seine Zuhörer „zu einem Lebensstil, der die Bedürfnisse der Armen und Letzten in den Mittelpunkt stellt“, und mahnte die Behörden, „dem Gemeinwohl zu dienen“.
„Euch jungen Leuten sage ich immer wieder: Lasst euch die Hoffnung nicht rauben! Wenn ihr Jesus in euren Herzen anbetet und mit ihm vereint bleibt, dann werdet ihr euch dem Bösen, der Ungerechtigkeit, der Gewalt entgegenzustellen wissen, mit der Kraft des Guten, des Wahren und des Schönen.“
In seiner Begrüßungsrede an den Papst meinte Ortsbischof Galantino, die Kirche sei „tief in Kalabrien verwurzelt“, nehme also lebhaften Anteil an den „Licht- und Schattenseiten der Region“. Zu diesen Schattenseiten zählte er die Mafia, „die jedes Wachstum hier, nicht nur das wirtschaftliche, behindert“. Die Mafia nähre sich, so der Bischof, „nicht nur von Geld und faulen Geschäften, sondern auch von den eingeschlafenen und stillschweigenden Gewissen der Menschen“. Diese Gewissen müssten jetzt „wieder wachgerüttelt werden“. (rv)
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