„Am Tag meiner Abreise lade ich euch ein, euch mit mir im Gebet für ganz Korea und ganz Asien zu verbinden.“ Das schreibt Papst Franziskus in einem Tweet an diesem Mittwoch. Am Nachmittag bricht er von Rom zu seiner dritten internationalen Reise nach Südkorea auf; dabei wird er als erster Papst der Geschichte auch über das Territorium der Volksrepublik China fliegen. Eine entsprechende Genehmigung hatten die Behörden in Beijing 1989 Papst Johannes Paul II. noch verweigert, als dieser Korea besuchte.
Was sind die Besonderheiten von Franziskus’ Reise? Das fragte das vatikanische Fernsehzentrum CTV den Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin.
„Aus meiner Sicht hängt die Bedeutung dieser Reise mit drei Punkten zusammen. Erstens die Tatsache, dass der Papst zum ersten Mal in den Fernen Osten reist, also in eine Weltgegend, die in der Weltpolitik und –wirtschaft eine immer größere Relevanz hat. Der Papst wird sich von dort aus an den ganzen Kontinent wenden, nicht nur an Korea. Alle Länder des Kontinents sind seine Ansprechpartner, und zwar wegen der Feier des asiatischen katholischen Jugendtreffens, an dem Jugendliche aus den Nachbarländern teilnehmen. Das ist der zweite Punkt. Der dritte Punkt ist die Zukunft: Denn diese jungen Leute sind die Zukunft, und darum geht es bei der Papstreise um die Zukunft Asiens.“
Papst Franziskus werde die Jugendlichen in Südkorea dazu ermuntern, „Hauptdarsteller im Leben der Kirche zu werden“, formuliert Kardinal Parolin. Es gehe um „eine aktive Präsenz, um Mitarbeit und Mitverantwortung“. Die Rolle der Laien ist in der südkoreanischen Kirche essentiell, weil Korea wohl das einzige Land der Welt ist, in dem das Christentum ohne Hilfe von ausländischen Missionaren oder Priestern Fuß fasste.
„Die jungen Leute – das wird der wesentliche Punkt des Papstes sein – müssen Evangelisierer ihrer Altersgenossen werden. Wir sind also immer bei diesem wesentlichen Projekt der Evangelisierung. Natürlich wird der Papst auch darauf drängen, sich nicht von trügerischen Werten unserer Gesellschaften blenden zu lassen. Er wird bekräftigen, dass Jesus die wirkliche Antwort auf ihre Fragen und ihre Unruhe ist.“
Franziskus wird in Korea auch 124 Märtyrer seligsprechen: die erste Generation der Evangelisierer des Landes im 18. Jahrhundert.
„Ich glaube, es wird die Tatsache betont werden, dass sich in dieser Gruppe nur ein Priester befindet. Alle anderen waren Laien, Menschen der verschiedensten Berufe und sozialen Schichten. Das unterstreicht diese Eigenschaft der koreanischen Kirche, dass sie aus dem Zeugnis und Einsatz der Laien entstand, denen es gelang, den Glauben zu bewahren und weiterzugeben. Das ist die wesentliche Botschaft: In der Kirche sind wir alle dazu aufgerufen, das Evangelium zu verkünden. Wir alle sind zur Heiligkeit berufen.“
Der Kardinalstaatssekretär bestätigt, dass Papst Franziskus auch Überlebende des dramatischen Fährunglücks vom April treffen wird: Dabei starben fast 300 Menschen vor der koreanischen Küste, bis heute ist der Schock in der Gesellschaft und Politik des Landes spürbar.
„Das hat so viele Wunden aufgerissen und Polemiken in der Gesellschaft ausgelöst! Der Papst will zeigen, dass man diese Schmerzen lindern kann, wenn man den Menschen nahe ist. Diese Nähe ist die Nähe Jesu zu allen Leidenden, sie muss auch die Nähe der Kirche zu allen Leidenden sein.“
Schlusspunkt der Koreareise von Papst Franziskus wird am Montag in Seoul eine Messe für Frieden und Versöhnung auf der koreanischen Halbinsel sein. Das zielt auf das, was Südkoreas Bischöfe ‚den letzten Kalten Krieg’ nennen, nämlich auf die Teilung der Insel. Könnte der Papstbesuch neue Gesprächskanäle zwischen Südkorea und dem nordkoreanischen Regime öffnen, vielleicht auch den Christen in Nordkorea – von denen man fast nichts weiß – in ihrer Isolation Hoffnung geben?
„Das war immer die große Hoffnung des Heiligen Stuhls, der sich immer auch konkret in dieser Richtung engagiert hat. Es ist offensichtlich, welche Spannungen auf der Halbinsel herrschen und wie nötig sie Frieden und Versöhnung hätte. Ich glaube, dass die Papstreise auch in dieser Hinsicht helfen wird, damit die Solidarität mit der notleidenden Bevölkerung (im Norden) weitergeht, und damit neue Räume für Kommunikation und Dialog entstehen. Denn nur dadurch – davon ist der Papst überzeugt – lassen sich die bestehenden Probleme lösen. Wenn es bei allen Beteiligten guten Willen gibt, dann wird sich immer ein Gesprächskanal finden lassen!“ (rv)
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