Erzbischof Paul Gallagher wird der erste vatikanische „Außenminister“ englischer Muttersprache. Franziskus hatte den aus Liverpool stammenden Geistlichen jüngst zum neuen Sekretär für die Beziehungen mit den Staaten am päpstlichen Staatssekretariat ernannt; Gallagher folgt in diesem Amt auf Erzbischof Dominique Mamberti, der wie die meisten seiner Vorgänger aus Frankreich stammte. Erzbischof Gallagher ist 60 Jahre alt und ein erfahrener Diplomat, der zuletzt die Nuntiatur in Sydney leitete. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagte Gallagher, er trete seine neue Aufgabe in Rom mit großem Respekt an.
„Doch alles, was wir in der Kirche tun, tun wir in einem Geist des Vertrauens. Meine Aufgabe ist es im Wesentlichen, eng mit dem Kardinalstaatssekretär zusammenzuarbeiten, um die Arbeit der diplomatischen Vertretungen des Heiligen Stuhles auf der ganzen Welt zu koordinieren, die sich mit den jeweiligen Regierungen austauschen. Das ist ja, wozu der Heilige Stuhl diplomatische Beziehungen unterhält. Da geht es darum, die Lage der Ortskirchen und die jeweiligen Gesellschaften zu verstehen, auch die großen Zusammenhänge des Weltgeschehens, sodass wir den Heiligen Vater unterstützen können in seinen Entscheidungen. Auch, um die Arbeit der Weltkirche weiterzuführen, die Evangelisierung ist, daneben auch (mit Blick auf die, Anm.) Menschenrechte und Entwicklung der Völker.“
Wie wichtig ist es, diese Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und den Regierungen aufrechtzuerhalten? Der Heilige Stuhl vertritt schließlich eine Religion, wozu braucht es da Kontakte zur Politik?
„Das ist eine geschichtliche Frage. Der Heilige Stuhl hatte im Laufe der Geschichte immer eine Anerkennung von Seiten von Nationen und Kaiserreichen. Die Päpste haben gewissermaßen darauf gebaut. Das 19. Jahrhundert brachte das Ende des Kirchenstaates, aber obwohl die Päpste kein Territorium mehr hatten, war ihr Einfluss weiterhin erwünscht. So hat die Kirche vor allem im 20. Jahrhundert einen positiven Einfluss auf den Lauf der Geschichte ausgeübt. Wenn man heute als päpstlicher Diplomat in der Welt herumkommt, so treten – das ist meine Erfahrung – wenig Feindseligkeiten gegen den Heiligen Stuhl auf. Eher wird der Wert darin gesehen. Wir arbeiten so, dass wir einen Beitrag bringen wollen, der in unserem Glauben verwurzelt ist, aber auch in der Erfahrung und Geschichte der Kirche.“
Sie haben in allen fünf Kontinenten gearbeitet. Welche Erfahrungen bringen Sie nach Rom mit, was hat Sie am meisten inspiriert?
„Ich war immer inspiriert von vielen Nuntien, denn viele erbringen wirklich große Opfer. Viele meiner Vorgänger in Australien brachten dort Jahre und Jahre zu, ohne jemals die Gelegenheit zur Rückkehr nach Europa zu haben. Ich war aber auch ermutigt von vielen Kollegen im Staatssekretariat. Sicher, dort gibt es auch Karrieristen, aber die Mehrheit der Kollegen, mit denen ich arbeitete, war hoch motiviert. Als ich 2004 nach Burundi kam, folgte ich auf Erzbischof Michael Courtney, der ermordet worden war. Michael war ein besonderer Mensch, jemand, der sich wirklich selbst hingab und dort tatsächlich sein Leben verlor. Ihm nachzufolgen, war besonders. Ich war immer überzeugt, dass der diplomatische Dienst der Päpste ein wichtiger Dienst ist. Ich glaube gar nicht, dass es eine Berufung ist, päpstlicher Diplomat zu sein – ich denke eher, man muss vor allem seine priesterliche Berufung in diesem Dienst bewahren, um etwas wirklich Gutes zu leisten, und zwar auf beiden Seiten: Die Ortskirche in Rom zu erklären und Rom in der Ortskirche zu erklären.“ (rv)
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