Im Vatikan ist am vergangenen Donnerstag der 3. Christlich-Muslimische Religionsgipfel zu Ende gegangen. Die Teilnehmer waren sich einig, dass derzeit im Nahen Osten und einigen afrikanischen Ländern eine „noch nie gesehene und unmenschliche Gewalt“ geübt werde. Das steht in der Schlusserklärung der Religionsführer und Gelehrten, die am Freitag im Vatikan veröffentlich wurde. In dem Text ist nicht ausdrücklich von islamistischem Terror die Rede. Am Ende der Begegnung wurde ein „Aufruf des Gipfels zum Handeln“ verlesen. Das Treffen war von „gegenseitigem Respekt, Öffnung und Zuhören“ bestimmt, heißt es in der Erklärung weiter. Dies sei „eine Botschaft der Versöhnung, des Friedens und der Brüderlichkeit, die in unserer Welt sehr benötigt“ werde.
An dem Treffen nahm von vatikanischer Seite Kardinal Jean-Louis Tauran teil, der Präsident des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog. Die Delegation des sunnitischen Islam wurde von Prinz El Hasan bin Talal aus Jordanien geleitet, ein seit Jahren bewährter Dialogpartner des Heiligen Stuhles. Der schiitische Islam war durch Ayatollah Sayyed Mostafa Mohaghegh Damad vertreten, Leiter der Abteilung für Islamstudien an der iranischen Akademie der Wissenschaften. Von Seiten der Anglikaner nahm der US-amerikanische Bischof John Bryson Chane aus Washington an dem Religionsgipfel teil. Das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel vertrat als Ehrengast Metropolitan Emmanuel von Frankreich. Ebenfalls als Ehrengast nahm der argentinische Rabbiner Abraham Skorka teil, der mit Papst Franziskus seit langen Jahren befreundet ist. Franziskus hatte die rund 30köpfige Gruppe am Mittwoch begrüßt, am Donnerstag war er bei der Tagung anwesend.
Der Christlich-Muslimische Religionsgipfel ist nach den Verwirrungen rund um die sogenannte „Regensburger Rede“ von Papst Benedikt XVI. entstanden. Dieser hatte bei einer Vorlesung über Glaube und Vernunft an der Regensburger Universität 2006 ein Zitat verwendet, in dem ein Gelehrter des Spätmittelalters den Propheten Mohammed als gewaltbereiten Religionsführer darstellt. Infolge einer isolierten, verzerrenden Wiedergabe des Zitats kam es zu Verstimmungen in der muslimischen Welt. Im Jahr darauf schrieben 138 muslimische Gelehrte einen gemeinsamen offenen Brief namens „Ein gemeinsames Wort zwischen Uns und Euch“ an christliche Religionsführer, darunter den Papst. Dieses Schreiben wurde unter anderem zur Grundlage des Christlich-Muslimischen Religionsgipfels, der nun zum dritten Mal im Vatikan tagte. (rv)
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