P. Lombardi an demonstrierende Missbrauchsopfer

Wir dokumentieren im Wortlaut einen persönlichen Brief P. Federico Lombardi an Demonstranten, die Sonntag Abend zwischen Engelsburg und Petersplatz eine Kundgebung gegen sexuellen Missbrauch in der Kirche veranstalteten.
 Die Fenster meines Büros bei Radio Vatikan sind nur einige Meter entfernt, und deswegen schien es mir angemessen, Ihnen zuzuhören und Ihrem Treffen ein Zeichen der Aufmerksamkeit zu schenken.
Meine Teilnahme ist keine offizielle Teilnahme, aber wegen meiner Zugehörigkeit und meiner Identifikation mit der Katholischen Kirche und dem Heiligen Stuhl kann ich doch sagen, dass ich zu dem, wofür Sie hier demonstrieren, eine Anteilnahme ausdrücken darf, die viele hier teilen.
Darin fühle ich mich ermutigt von der Haltung des Papstes, wie er sie oftmals gezeigt hat: er hat den Opfern zugehört und seinen Willen bekundet, alles Notwendige zu tun, damit diese furchtbaren Verbrechen des sexuellen Missbrauchs nie wieder geschehen können.
Auch wenn ich nicht alle Ihre Aussagen und Positionen teile, so finde ich in ihnen doch viele Elemente, aus denen man ein Engagement entwickeln kann, das auf unsere Solidarität und Zustimmung stößt.
Es ist wahr, dass die Kirche sehr aufmerksam sein muss, so dass die Kinder und Jugendlichen, die ihren erzieherischen Aktivitäten anvertraut sind, in einer völlig sicheren Umgebung aufwachsen können.
Gestern Vormittag waren 100.000 junge Menschen an diesem Ort, um ihren Glauben und ihre Jugend zu feiern, und das ist nur ein kleiner Teil der Jugendlichen, die mit Vertrauen und mit Enthusiasmus am Leben der Kirche teilhaben. Wir müssen auf jeden Fall sicherstellen, dass sie gesund und gelassen heranwachsen können, mit jeder Art Schutz, der ihnen zusteht. Wir haben eine große Verantwortung, was die Zukunft der Jugend der Welt angeht.
Es ist wahr, dass die Verfahren zur Untersuchung und zum Eingreifen noch rascher und effektiver werden müssen, sei es die der Kirche oder die des Staates, und dass es eine gute Zusammenarbeit zwischen beiden geben muss, nach dem Gesetz und der Situation der einzelnen Länder.
Ich weiß, dass Sie denken, dass die Kirche mehr tun sollte, und schneller. Ich bin überzeugt – auch wenn man immer mehr hätte tun können – dass die Kirche viel getan hat und viel tut. Nicht nur der Papst in seinen Worten und seinem Beispiel, sondern auch viele Kirchengemeinschaften in der Welt haben viel getan und tun viel, indem sie den Opfern zuhören genauso wie in Maßnahmen zur Prävention und zur Ausbildung.
Ich persönlich bin mit vielen Menschen in Kontakt, die in verschiedenen Ländern in diesen Bereichen arbeiten, und ich bin überzeugt, dass sie viel tun. Natürlich, wir müssen weiterhin noch mehr tun. Und Ihr Aufschrei heute ist eine Ermutigung, mehr zu tun. Aber ein großer Teil der Kirche ist schon auf einem guten Weg. Der größte Teil dieser Verbrechen gehört vergangenen Zeiten an. Unsere Herausforderungen sind die die Realität von Heute und die von Morgen. Lassen Sie uns einander helfen, gemeinsam in die richtige Richtung zu gehen.
Aber das wichtigste, das ich Ihnen sagen wollte, ist das folgende, und ich sehe mich ermutigt Ihnen das zu sagen, weil ich glaube, dass auch Sie es so sehen. Die Wunde des sexuellen Missbrauchs, besonders von Minderjährigen, aber auch im Allgemeinen, ist eine der großen Wunden der heutigen Welt. Das schloss und schließt immer noch die katholische Kirche mit ein, aber wir wissen sehr wohl, dass das, was in der Kirche geschah, nur ein kleiner Teil dessen ist, was in der Welt geschah und immer noch geschieht. Die Kirche muss sich von diesem Übel befreien und ein gutes Beispiel geben für den Kampf gegen den Missbrauch in ihrer Mitte. Dann müssen wir aber alle gegen diese Plage vorgehen, von der wir wissen, wie ungeheuerlich sie ist. Diese Plage weitet sich umso leichter aus, je besser versteckt sie bleibt. Auch heute sind viele darüber erfreut, dass sich alle Aufmerksamkeit auf die Kirche richtet und nicht auf sie, denn das erlaubt ihnen, ungestört weiter zu machen.
Diesen Kampf müssen wir gemeinsam kämpfen, mit vereinten Kräften gegen die Verbreitung dieser Plage, die sich auf ganz neuen Wegen verbreitet, durch das Internet und andere neue Kommunikationsformen, durch die Krise der Familien, durch Sextourismus und Menschenhandel, die die Armut von Menschen vieler Kontinente ausnützt.
Was die Kirche – auch durch Sie und durch andere Gruppen – gelernt hat, muss zu aller Nutzen sein, genauso wie die Initiativen, die die Kirche zu ihrer Reinigung unternommen hat, um ein Vorbild an Sicherheit für die Jugend zu werden. Deswegen lade ich Sie ein, auf die Kirche als einen möglichen Verbündeten zu blicken, oder – wie ich es sagen würde – als Verbündeten, der schon heute aktiv ist bei der Verfolgung der besten Ziele Ihres Kampfes. (rv)

Vatikan: Papstbesuch in Spanien keine politische Reise

Der Besuch des Pilgerortes Santiago de Compostela und die Weihe der Kirche „Sagrada Familia" in Barcelona sind die Höhepunkte der Reise von Papst Benedikt XVI. am 7. und 8. November nach Spanien. Wie Vatikansprecher Federico Lombardi am Freitag vor Journalisten im Vatikan erläuterte, wird Benedikt XVI. das von dem katalanischen Architekten Antoni Gaudi (1852 – 1926) erbaute Gotteshaus in Barcelona nach der Weihe zur Basilika erheben. Zugleich betonte Lombardi, Benedikt XVI. unternehme keine politische Reise. Mit Blick auf den aktuellen Wahlkampf in Katalonien werde das Kirchenoberhaupt seine Aussagen allerdings besonders abwägen. Ein Treffen mit dem spanischen Ministerpräsident Jose Luis Zapatero ist den Angaben Lombardis zufolge erst kurz vor der Abreise auf den Flughafen von Barcelona vorgesehen. In Santiago de Compostela werde der Papst vom spanischen Prinzenpaar Felipe und Letizia begrüßt. Unmittelbar vor der Messe in Barcelona ist ein Treffen mit König Juan Carlos und Königin Sophia geplant.
 Lombardi wandte sich gegen die Einschätzung spanischer Journalisten, die Polemik im Vorfeld der Spanienreise sei stärker als bei sonstigen Papstbesuchen. So habe es auch bei der Visite in Großbritannien vor Reiseantritt Kritik gegeben. Gemessen an anderen Besuchen halten sich die Kosten für die Spanienreise den Angaben zufolge in Grenzen. Die Messe in Santiago soll auf einem kleinen Platz für rund 7.000 Personen stattfinden, die Weihe der „Sagrada Familia" in Barcelona erfolgt im Innern des Gotteshauses. Allerdings könnten in beiden Fällen Besucher die Feierlichkeiten auch über Außenbildschirme verfolgen, so Lombardi.
In Santiago de Compostela wird das Grab des Apostels Jakobus verehrt. Der spanische Ort entwickelte sich im Mittelalter neben Rom und Jerusalem zum wichtigsten Wallfahrtsziel der Christenheit. Auf dem Jakobsweg werden in diesem Jahr weit mehr als zehn Millionen Besucher erwartet, darunter eine Rekordzahl von 240.000 offiziellen Pilgern, die die letzten 100 Kilometer bis zum legendären Grab des Apostels zu Fuß oder die letzten 200 Kilometer mit dem Fahrrad zurücklegen. (rv)

Vatikan: Katholischer Mediengipfel im Vatikan

Mehr als 200 Journalisten, Kirchenvertreter und Medienfachleute aus 85 Ländern tagen derzeit in Rom. Beim internationalen katholischen Medienkongress, organisiert vom päpstlichen Medienrat. Es geht vor allem um die Glaubwürdigkeit des Verkünders einer Botschaft. Der Papst in seiner persönlichen Einfachheit gebe dafür ein genauso gutes Beispiel, wie sein Vorgänger Johannes Paul II. Das sagte Vatikansprecher Federico Lombardi im Rahmen der Tagung. Gerade hochstilisierte Skandalthemen, die mit Geld und Sex zusammenhingen, gelte es richtig zu kommunizieren, so Lombardi. Dazu sei die Vernetzung der Kirchen und Bistümer untereinander sehr wichtig. Die Nachricht kommt an, meint der Informationsbeauftragte der Schweizer Bischofskonferenz, Walter Müller, gegenüber Radio Vatikan.
„Der Kongress führt aus der ganzen Welt die katholische Presse zusammen und das ist eine ganz wichtige Veranstaltung, die so noch nie stattgefunden hat. Und mich hat sehr beeindruckt, wie jetzt offen gesrpochen wird, wie man Herausforderungen in der ganzen Weit miteinander bespricht."
Diese Herausforderungen sind Details. Und die gemeinsam fordern eine bestimmte Haltung der Medien- und Kirchenleute, so Müller.
„Die Wahrheit ist im Zentrum der Arbeit. DIese Verpflichtung, dass wir die Wahrheit in die Mitte unsrer Kommunikation stellen müssen, die Wahrheit und die Liebe. Die Soziallehre der Kirche ist auch Teil der christlichen Wahrheit und deshalb auch immer im Zentrum unserer Arbeit als katholische Presse." (rv)

Vatikan: P. Lombardi widerspricht Adriaenssens

Papstsprecher Federico Lombardi widerspricht dem früheren Leiter der belgischen Untersuchungskommission zu kirchlichen Missbrauchsfällen. Der Kinderpsychiater Peter Adriaenssens hatte geäußert, dass aus seiner Sicht auch der Papst angesichts der Missbrauchsskandale zurücktreten müsse. Schließlich seien in Belgien auch zwei Minister zurückgetreten, als der Kinderschänder Marc Dutroux einmal aus der Haft geflohen sei. Der Jesuit Lombardi entgegnet darauf, dass er großen Respekt vor der Arbeit Adriaenssens habe. Die Äußerungen des Belgiers hätten ihn aber „überrascht", so Lombardi. Man könne doch „Verantwortungen und Autorität in der Weltkirche und bei Behörden, die ihrer Natur und Organisation nach völlig verschieden sind", nicht vermengen: „Dieser Vergleich funktioniert aus unserer Sicht nicht". Lombardi wörtlich: „Der Papst sollte nicht zurücktreten, sondern er sollte weiterarbeiten, um die Kirche zu leiten und uns die Orientierung zu geben, die wir dann auch in die Praxis umsetzen müssen!" Der Vatikansprecher verweist darauf, dass sich Papst Benedikt mutig „zu seiner Verantwortung als Hirte der Weltkirche bekannt" habe, und zwar „nicht nur mit Worten des Bedauerns, sondern auch mit Gesten wie etwa der Begegnung mit Opfern, und nicht zuletzt mit seinem Eintreten für Gerechtigkeit, für eine Erneuerung der Normen des kanonischen Rechts und konkreter Ermutigung für Präventionsarbeit". (rv)

Lombardi: Ein reichhaltiges, intensives, strukturiertes Programm der Papstreise

Am Mittwoch stellte der Vatikan das offizielle Programm der Papstreise nach Großbritannien vor, wir haben darüber berichtet. In einem Interview mit Radio Vatikan erläutert Papstsprecher Federico Lombardi die einzelnen Momente dieses Besuchs. Wir haben ihn gefragt, was die Höhepunkte sein werden:
 „Das Programm ist sehr reichhaltig, intensiv, strukturiert. Natürlich erwarten wir mit großen Emotionen den ersten Tag, an dem der Papst seine Majestät, die Queen, trifft. Dann möchte ich auch die Rede des Papstes in der Westminster Hall erwähnen. Das Treffen mit Vertretern der Gesellschaft, der Kultur. Und dann gibt es die zwei Momente des großen Zusammentreffens mit den Menschen – bei der Vigilfeier im Hyde-Park in London, und bei der Seligsprechung in Birmingham von Kardinal Newman."
Wird die Begegnung mit der anglikanischen Kirche ein großes Thema sein?
„Es gibt die ökumenische Dimension. Zum Beispiel das Treffen mit dem Oberhaupt der Anglikaner, dem Erzbischof von Canterbury. Auch der ökumenische Gottesdienst hat selbstverständlich eine große Bedeutung. Wir wissen auch, dass es ein sehr sensibler Moment sein wird für die Anglikanische Kirche, für ihre internen Debatten. Und es ist auch ein entscheidender Moment für den Dialog mit der Katholischen Kirche, weil man sich in internen Gesprächen auch auf diese Beziehung konzentrieren wird."
Der Papst hat die Bedeutung von John Henry Newman oft hervorgehoben, auch für sich persönlich.
„Man kann sehr wohl eine Beziehung zwischen sehen, weil auch der Papst eine Person ist, bei dem wir eine tiefe Synthese zwischen Glaube und Vernunft findet und daneben auch einen großen pastoralen Sinn. Newman war eine ganzheitliche Person, mit einem faszinierenden Zusammenspiel von Intellekt, Kultur und pastoralem Gefühl."
Was sagen Sie dazu, dass in England Tickets für die öffentlichen Stationen des Papstes „verkauft" werden sollen?
„Ich habe davon gehört, dass man Tickets für die Teilnahme an den Gottesdiensten verkaufen möchte und man versucht, auch den Vatikan als Organisator dafür verantwortlich zu machen. Aber das ist natürlich ein Fehler. Wir müssen uns erinnern, dass der Papst einer Einladung folgt. Er ist vom Staat eingeladen, von der Königin und der Regierung. Und er ist von der örtlichen Kirche eingeladen. Also sind die Kosten rund um den Besuch natürlich auch eine Sache der Einladenden."
Wie sind die erfragten Gelder denn dann zu verstehen?
„Die kirchlichen Verantwortlichen mussten zum Beispiel die Gläubigen in Gruppen organisieren, die sich zusammentun für eine gemeinsame Fahrt zu den Orten, die der Papst besucht. Dafür brauchten diese Gläubigen einen Pass. Und dieser wird dann zusammen für eine Art „Teilnehmer-Kit" abgeliefert. Genau dafür hat man eine Spende pro Gruppe erbeten."
Was erhofft sich die Kirche von der Reise?
„Diejenigen, die uns dort erwarten, erhoffen sich von diesem Besuch wirklich, dass sie das Angebot der Kirche verstehen, das Angebot der katholischen Kirche für eine Gesellschaft, die sehr entwickelt ist, sehr verweltlicht, wie die Gesellschaft Grossbritanniens. Wir freuen uns, dass diese Reise eine Manifestation der Schönheit des Glaubens wird, des Positiven eines päpstlichen Dienstes an der Gesellschaft." (rv)

Papst macht Ausflug in die Abruzzen

Da dachte man, Benedikt XVI. schriebe in seinen Ferien ununterbrochen an einem neuen Jesusbuch und an einer neuen Enzyklika – und jetzt das: Am Freitag hat der Papst von Castelgandolfo aus überraschend einen Ausflug in die Abruzzen gemacht. Dabei betete er u.a. in einer Dorfkirche, die bei dem verheerenden Erdbeben im April 2009 schwer beschädigt worden ist.
 „Gestern war ja das Fest der Verklärung Jesu", sagt Vatikansprecher Pater Federico Lombardi: „Da erzählt das Evangelium von Jesus, der auf einen Berg geht, um zu beten. Darum wollte auch der Papst eine kleine Wallfahrt machen. Er hat zuerst in einer kleinen Marienkirche gebetet, die genau auf der Grenze zwischen dem Latium und den Abruzzen liegt. Dann hat er in Carsoli bei Ordensfrauen zu Mittag gegessen, und am Nachmittag war er in Rocca di Mezzo, um Kardinal Sodano zu besuchen, der dort gerade Urlaub macht."
Der Besuch bei Kardinaldekan Angelo Sodano hat durchaus Signalcharakter: Schließlich war der frühere Kardinalstaatssekretär von vielen kritisiert worden, weil er am Ostersonntag – auf dem Höhepunkt der kirchlichen Missbrauchsskandale – den Papst öffentlich vor dem „Geschwätz dieser Tage" in Schutz genommen hatte.
„Und dann hat der Papst in der Kirche San Leucio gebetet, die beim Erdbeben beschädigt wurde. Er betete für alle Opfer des Erdbebens und sprach auch mit dem Bürgermeister über die Lage in der Region, die immer noch unter den Folgen des Bebens zu leiden hat."
Weil der Ausflug von Papst Benedikt privaten Charakter hat, wurde er vom Vatikan nicht vorher angekündigt. (rv)

Lombardi: „China steht uns nahe“

In seinem wöchentlichen Editorial für Radio Vatikan geht Vatikansprecher P. Federico Lombardi auf den Brief von Kardinal Ivan Dias ein. Der Präfekt der Kongregation für die Evangelisierung der Völker hatte diese Woche einen Brief an die Bischöfe und Priester in Kontinental-China gerichtet. Darin greift Kardinal Dias das zentrale Anliegen des Priesterjahres auf und richtet den Blick auf das Wesen der Nachfolge Christi und das Geschenk des priesterlichen Dienstes durch die Weihe, so Vatikansprecher Lombardi.
 „Wer an die Kirche in China denkt und dabei einzig die politischen Probleme oder die diplomatischen Beziehungen vor Augen hat, gerät in Gefahr, die dortige Kirche nicht zu verstehen. Kardinal Dias spricht als Seelsorger, er stellt das Zeugnis in den Mittelpunkt. Dieses Zeugnis müssen die Bischöfe und Priester vor allem als Männer Gottes und Diener für die Gemeinschaft ablegen."
In dem Brief gehe es auch um die Gemeinschaft mit dem Papst, die eine Garantie der Freiheit und der Verbundenheit zur Wahrheit sei, so Lombardi weiter.
„Sehr wahrscheinlich ist es den Gläubigen und den Priestern der Kirche in China sehr bewusst, was damit gemeint ist, im Lichte ihrer eigenen Erfahrung. Kardinal Dias spricht aber auch allgemein über die Verbindung zwischen den Mitgliedern der kirchlichen Gemeinschaft, indem er auch die Trennungen anspricht. Diese Trennungen sind die Folge der Sünde. Und diese Sünde ist – wie Papst Benedikt XVI. immer wieder betont – die größte Gefahr für die Kirche."
Dieser Aufruf richte sich deshalb nicht nur an die Bischöfe und Priester Chinas, sondern ganz allgemein an alle.
„Deshalb fühlen wir uns solidarisch mit den Katholiken in China. Dieser Weg soll auch unser Weg sein", fügt Lombardi an.
Hier einige Kernsätze des Brief von Kardinal Ivan Dias
„Im Geist schauen wir immer noch auf das Vorbild einer solch berühmten Gestalt wie den hl. Jean Marie Vianney, den Pfarrer von Ars, an den so oft im vergangenen Jahr des Priesters gedacht worden ist", betont Kardinal Dias. „Wir müssen zuallererst voller Demut zugeben, dass wir von Jesus berufen worden sind, nicht ‚Sklaven sondern Freunde zu sein’ (vgl. Joh 15,13) und dies nicht auf Grund unserer eigenen Verdienste, sondern allein durch Seine Gnade. Er hat uns die großartige Würde verliehen ‚Alter Christus' und Diener seines Wortes, seines Leibes und Blutes zu sein. (…)."
„Gerade weil der Priester ein ‚Alter Christus' – ja wahrlich ein ‚Ipse Christus' ist, muss er ein Mann Gottes und ein Mann für die anderen sein", betont Dias und erinnert alle Priester an den Wert der Ehrenhaftigkeit ihres Dienstes, der nicht zur persönlichen Bereicherung, zur Anhäufung von Pfründen missbraucht werden dürfe.
„Erlauben Sie mir, verehrte Mitbrüder, auch auf die wichtige Rolle des Bischofs oder Priesters als Mitgestalter der Einheit mit der Kirche hinzuweisen. Diese Aufgabe umfasst zwei große Bereiche. Erstens schließt sie die Einheit mit dem Papst, dem ‚Felsen’, auf den Jesus seine Kirche bauen wollte, mit ein, und zweitens geht es auch um das Miteinander aller Glieder der Kirche", so der Präfekt der Kongregation für die Evangelisierung der Völker in Anlehnung an den Wunsch des Papstes.
„Was die Gemeinschaft mit dem Heiligen Vater angeht, sind wir uns all derjenigen bewusst, die in diesen Jahren aus Loyalität zum Heiligen Stuhl gelitten haben", erklärt Dias mit Blick auf das lebendige Martyriologium der chinesischen Kirche.
„Wir würdigen jeden Einzelnen von ihnen und sind uns sicher, um es mit den Worten von Papst Benedikt XVI. zu sagen, dass: ‚Die Kommunion mit Petrus und seinen Nachfolgern tatsächlich die Garantie der Freiheit im Sinne einer vollen Entscheidung für die Wahrheit und ihre authentische Tradition, ist, so dass das Volk Gottes von Irrtum im Bereich von Glauben und Moral befreit werden kann'. (Predigt am Hochfest Peter und Paul, 29. Juni 2010). Die beispielhafte und mutige Loyalität zum Stuhl Petri, die seitens der Katholiken in China aufleuchtet, ist eine wertvolle Gabe des Herrn'." (rv)

Vatikan: Lombardi: Papst nutzt Ferien für drittes Jesusbuch

Papst Benedikt XVI. hat in seinem Urlaub mit den Vorbereitungen für sein drittes Jesusbuch begonnen. Das geht aus dem am Freitag veröffentlichten Wochenkommentar von Vatikansprecher Federico Lombardi hervor. Der dritte und letzte Teil sei der „Kindheitsgeschichte" gewidmet. Unmittelbar nach der Ankunft in seiner Sommerresidenz Castelgandolfo habe sich der Papst der Lektüre und dem Studium gewidmet, berichtet Lombardi. Momentan arbeite er daran, sein Werk über Jesus zu vollenden. Das zweite Werk, das der Passion und der Auferstehung gewidmet ist, werde im Augenblick übersetzt und auf die Herausgabe im kommenden Frühjahr vorbereitet. Wie die Gläubigen selbst während des Angelusgebetes sehen konnten, sagte Lombardi weiter, sei der Papst bereits wieder gestärkt und guter Dinge. Das Studium sei zwar anstrengend, aber ermüde ihn nicht. (rv) 

Vatikan: Kirche will mit Zivilbehörden zusammenarbeiten

Die am Donnerstag veröffentlichten Normen der Glaubenskongregation ermöglichen eine umfassendere Verfolgung einschlägiger Straftaten innerhalb der katholischen Kirche. Der Vatikan hat damit die Kirchengesetze zur Ahndung sexuellen Missbrauchs durch Geistliche verschärft und erweitert. Vatikansprecher Federico Lombardi präzisiert, dass die Verankerung einer Anzeigepflicht gegenüber staatlichen Stellen bei Missbrauchsfällen im Kirchenrecht nicht möglich sei. Diese Frage falle allein in die Kompetenz staatlicher Gesetzgebung, sagte Lombardi weiter.
 „Wo das nationale staatliche Recht eine Anzeige vorschreibt, ist aber auch die Kirche an diese Vorgabe gebunden. Wo dies nicht der Fall ist, kann die Kirche eine solche jedoch nicht selbst festschreiben. Die Kirche ist jedoch in jedem Fall um eine Zusammenarbeit mit der staatlichen Justiz bemüht.“
Der zuständige Kirchenanwalt der Glaubenskongregation, Charles Scicluna, erläuterte, dass die nun vorgestellten Normen inhaltlich weitgehend der bisher geübten Praxis entsprächen.
„Die Änderungen und Präzisierungen sollen in erster Linie größere Klarheit über die Rechtslage schaffen. Es handelt sich also um eine juristisch-technische Konsolidierung. Das Vorgehen der Glaubenskongregation beruht fortan nicht mehr auf päpstlichen Vollmachten, sondern auf Kirchengesetzen. Die nun veröffentlichten Normen sind ein Zeichen für den großen Ernst, mit dem sich die Kirche der Herausforderung durch sexuellen Missbrauch stellt.“ (rv)

Lombardi: Einige Erläuterungen zu den neuen Normen

Die Erklärung des Pressesprechers des Vatikan, P Federico Lombardi, im Wortlaut:
2001 hatte der Heilige Vater Johannes Paul II. ein Dokument großer Wichtigkeit promulgiert, das Motu Proprio „Sacramentorum Sanctitatis Tutela“, das der Glaubenskongregation die Zuständigkeit gab, im Bereich des Kirchenrechtes über einige besonders schwere Vergehen zu verhandeln und zu richten. Diese Zuständigkeiten waren zuvor anderen Dikasterien zugeordnet oder sie waren nicht vollständig geklärt.
Das Motu Proprio (das „Gesetz“ im strengen Sinn) war begleitet von einer Reihe von Anwendungs- und Verfahrensnormen wie den „Normae de gravioribus delictis.“ Im Verlauf der folgenden neun Jahre hat die Erfahrung natürlich eine Ergänzung und Aktualisierung dieser Normen nahegelegt, so dass sie die Verfahren beschleunigen oder vereinfachen können, um sie wirkungsvoller zu machen, oder um neue Fragen aufzugreifen. Dies wurde vor allem durch die vom Papst vorgenommene Zuteilung der Zuständigkeit an die Glaubenskongregation erreicht, aber sie waren nicht in die ursprünglichen Regeln eingeordnet. Dadurch ist jetzt eine systematische Überprüfung dieser Normen erfolgt.
Die schwerwiegenden Vergehen, auf die sich diese Vorschriften beziehen, sind zentrale Anliegen für das Leben der Kirche, die Sakramente der Eucharistie und der Buße, außerdem auch der sexuelle Missbrauch inderjähriger unter 18 Jahren durch einen Kleriker.
Die große öffentliche Resonanz in den letzten Jahren besonders zu der letzten Art des Vergehens hat große Aufmerksamkeit gefunden und es hat sich eine intensive Debatte über jene Normen und Verfahren entwickelt, die die Kirche für ihre Beurteilung und die Bestrafung anwendet.
Es ist richtig, dass sich hier vollständige Klarheit über die nun geltenden Vorschriften in diesem Bereich findet, und dass eine solche Regelung auf geordnete Weise vorgestellt wird, um so jedem Orientierung zu geben, der mit dieser Materie befasst ist.
Ein erster Beitrag zur Klärung – vor allem für den Gebrauch für die Medien – wurde vor kurzem durch eine Veröffentlichung des ,Leitfadens zum Verständnis der grundlegenden Verfahren der Glaubenskongregation bei Vorwürfen sexuellen Missbrauchs‘ auf der Website des Heiligen Stuhles geleistet. Bei der Veröffentlichung der neuen Normen handelt es sich aber doch um eine ganz neue Angelegenheit, die einen offiziellen und aktualisierten Rechtstext, der für die gesamte Kirche gilt, anbietet.
Um ein Verständnis für die weitere Öffentlichkeit herzustellen, die sich vor allem für die Fragen um den sexuellen Missbrauch interessiert, möchten wir einige relevante Aspekte beleuchten.
Unter den Neuerungen im Vergleich zu früheren Normen sollten vor allem jene unterstrichen werden, die das Verfahren zügiger machen: Zum Beispiel nicht den Verfahrensweg einzuschlagen, sondern per außergerichtlichem Dekret zu handeln, oder dem Heiligen Vater unter bestimmten Umständen besonders
schwerwiegende Fälle mit Blick auf die Entlassung aus dem Klerikerstand direkt vorzulegen.
Eine weitere Vorschrift sieht vor, nicht nur Priester, sondern auch Laien als gerichtliche Mitarbeiter, als Anwälte oder als Staatsanwälte einzubeziehen, um die Fragen zu vereinfachen und die Entwicklungen der
Kirche zu berücksichtigen. Analog dazu ist zur Erfüllung dieser Funktion nicht unbedingt ein Doktorgrad in Kirchenrecht notwendig, sondern die notwendige Kompetenz kann auch in anderer Weise erlangt werden, zum Beispiel mit dem akademischen Titel der Lizenz.
Zu beachten ist auch die Passage über die Verlängerung der Verjährungsfrist von zehn auf zwanzig Jahren, immer mit der Möglichkeit der weiteren Verlängerung über diesen Zeitraum hinaus.
Bedeutsam ist auch die Gleichstellung von Minderjährigen und Menschen mit geistiger Behinderung, und die Einführung eines neuen Straftatbestandes: der Kinderpornografie. Diese ist wie folgt definiert: „Der Erwerb, der Besitz oder die Weitergabe“ durch einen Kleriker „in irgend einer Weise oder durch irgendwelche Mittel, von pornografischen Bildern von Kindern unter 14 Jahren.“ Es werden außerdem die Vorschriften über die Vertraulichkeit des Verfahrens wiederholt, zum Schutz der Würde aller Beteiligten.
Ein Punkt, der nicht berührt wird, aber zur Zeit viel diskutiert wird, ist die Zusammenarbeit mit den zivilen Behörden. Es muss daran erinnert werden, dass diese heute veröffentlichten Regeln Teil des kirchlichen Strafrechts sind, in sich abgeschlossen und vollständig vom zivilen getrennt. In diesem
Zusammenhang kann jedoch darauf hingewiesen werden, was in dem bereits erwähnten “ Leitfaden zum Verständnis der Verfahren …“steht, der auf der Website des Heiligen Stuhls veröffentlich ist. In diesem Leitfaden findet sich die Aussage: „Es sind immer die Vorschriften des bürgerlichen Rechts
über die Verweisung von Straftaten an die Behörden einzuhalten“. Er findet sich im Abschnitt über die „vorbereitenden Maßnahmen“.
Dies bedeutet, dass es in dem von der Glaubenskongregation vorgeschlagenen Verfahren nötig ist, den Anordnungen der gültigen Gesetze in den verschiedenen Ländern zu folgen, und nicht dem Ablauf des kanonischen Verfahrens oder diesem erst im Nachhinein.
Die heutige Veröffentlichung der Normen leistet einen großen Beitrag zur Klarheit und zur Rechtssicherheit in einem Feld, in dem die Kirche sich stark verpflichtet sieht, mit Strenge und Transparenz vorzugehen, um damit
völlig den gerechten Erwartungen des Schutzes der moralischen Kohärenz und der biblischen Heiligkeit zu entsprechen, die die Gläubigen und die öffentliche Meinung auf sie richtet, und die der Heilige Vater immer wieder bekräftigt hat.
Selbstverständlich gibt es noch viele weitere Maßnahmen und Initiativen von Seiten verschiedener kirchlicher Stellen.
Was die Glaubenskongregation angeht, untersucht sie im Augenblick, wie allen Bischöfen dabei zu helfen ist, wie sie in den Situationen und in den Fragestellungen, in denen sie tätig sind, kohärente und wirkungsvolle
Vorschriften und Maßnahmen zu formulieren und entwickeln, um dem Problem des Missbrauchs Minderjähriger durch Kleriker oder im Umfeld der Aktivitäten oder Institutionen der Kirche zu begegnen.
Dies wird ein weiter entscheidender Schritt auf dem Weg sein, dass die Kirche die Früchte der Lehren und der reifen Reflexion aus der schmerzhaften Geschichte dieser dem sexuellen Missbrauch durch Kleriker geschuldeten Krise in dauerhafte Praxis und ständiges Bewusstsein umsetzt.
Um diesen kurzen Überblick über die wichtigsten Neuerungen der Normen abzuschließen, ist es hilfreich, auch auf diejenigen Vorschriften kurz einzugehen, die Vergehen anderer Natur behandeln. Auch diese sind der
Substanz nach nicht wirklich neu, da es sich um die Einbeziehungen bereits in Kraft stehender Rechtsvorschriften handelt, um so eine geordnete und strukturierte Rechtsordnung über die „schwersten Vergehen“ zu erhalten, die der Glaubenskongregation vorbehalten sind.
Genauer gesagt wurden einbezogen: die Verbrechen gegen den Glauben (Häresie, Schisma und Apostasie), für die normalerweise die Ordinarien zuständig sind, für die die Kongregation aber als Berufungsinstanz zuständig ist; die Aufnahme und Veröffentlichung der sakramentalen Beichte aus böser Absicht, über das bereits 1988 ein Dekret der Verurteilung ausgestellt wurde, und über die versuchte Weihe. (rv)