Vatikan ärgerlich über Veröffentlichung vertraulicher Dokumen

Mit deutlichem Ärger reagiert der Heilige Stuhl auf die neuerliche Veröffentlichung vertraulicher Dokumente. Die in letzter Zeit gehäuft auftretenden sogenannten Vatileaks werden derzeit von einer Kardinalskommission untersucht, die der Papst eingesetzt hat. Ein Statement des Heiligen Stuhls sieht an diesem Samstag in den neuen Veröffentlichungen „nicht mehr nur eine journalistische Initiative". Vielmehr trage die Veröffentlichung „klar die Züge eines kriminellen Akts". Hier seien „die persönlichen Rechte auf Vertraulichkeit und Briefgeheimnis des Heiligen Vaters, mehrerer seiner Mitarbeiter und der Absender von Briefen an ihn verletzt" worden. Der Heilige Stuhl werde die Angelegenheit, die auch die Würde des Heiligen Vaters angreife, genau prüfen und „die nötigen Schritte tun", damit sich die „Diebe" und Verantwortlichen vor der Justiz verantworten müssten. Wenn nötig, werde der Heilige Stuhl dazu auch „um internationale Hilfe ersuchen". Eine Wochenzeitung hat u.a. ein internes Vatikanmemorandum für ein Treffen des Papstes mit dem italienischen Präsidenten Giorgio Napolitano veröffentlicht. (rv)

Neu gelesen: Alle Konzilsdokumente in einem Kongress

Die Texte des II. Vatikanischen Konzils neu lesen, und zwar so, wie Papst Benedikt XVI. das in seiner berühmten Weihnachtsansprache an die römische Kurie 2005 formuliert hat: in einer Lesart der Kontinuität und nicht des Bruchs mit dem Vorhergehenden, mit der Tradition. Das ist gar keine leichte Aufgabe heute, 50 Jahre nach dem Auftakt des Konzils, das 1965 endete. Insgesamt 16 offizielle Dokumente verabschiedete die große Bischofsversammlung, und sie behandeln sämtliche Kernthemen der katholischen Kirche und ihrer Sendung in der Welt: von der Liturgie über die Mission, von der Heiligen Schrift über die Aufgabe der Laien, vom Ökumenismus bis zur Religionsfreiheit und mehr. An diesem Donnerstag beginnt an der päpstlichen Universität Santa Croce ein internationaler Kongress zum II. Vatikanischen Konzil, der versucht, eine Gesamtschau der Texte vorzulegen. Gudrun Sailer sprach mit dem an Santa Croce lehrenden Kirchenhistoriker Johannes Grohe, der die Tagung mitorganisiert hat.

„Wir möchten [mit dem Kongress] neu das Interesse für das Konzil als Lehramt, als feierliches Lehramt der Kirche wachrufen, damit nicht in der Diskussion um die Rezeption der einzelnen Texte und Textstücke vergessen wird, dass das Konzil Ausdruck des obersten Lehramtes der Kirche ist vor mittlerweile 50 Jahren; aber für die Rezeption eines ökumenischen Konzils sind, was ich als Historiker sagen darf, 50 Jahre sehr wenig."

Das Konzil gilt als das herausragende Ereignis der letzten 150 Jahre Kirchengeschichte. Ist es nicht andererseits erstaunlich, dass ein Konzil fast wichtiger scheint als alle Päpste und lehramtlichen Entscheidungen, die außerhalb davon gefallen sind?

„Zum einen ist das II. Vatikanische Konzil ein schönes Beispiel für diese Synthese der Zusammenarbeit von päpstlichem und synodalem Lehramt. Dieses Konzil ist von Johannes XXIII. einberufen worden mit dieser großen Vision, die ihn damals auszeichnete, von Paul VI. durchgeführt worden und von Paul und den folgenden Päpsten in die Tat umgesetzt worden. In diesem Prozess der Aufnahme der Konzilstexte und ihrer Umsetzung sind wir noch mitten drin. Das Konzil ist auch deswegen ein so großes Ereignis gewesen, weil wegen der modernen Kommunikations- und Transportmittel tatsächlich die Bischöfe der Weltkirche haben teilnehmen können. Ein von so vielen Bischöfen besuchtes Konzil hatten wir bis dato nie. Mit anderen Worten, wir haben tatsächlich Verwirklichung, Versammlung der Weltkirche in einem Augenblick. Insofern ist das Konzil auch ein wichtiger Schritt zur Verwirklichung dessen, was Weltkirche ist, was theologisch immer klar war, was aber auch de facto in die Tat umgesetzt werden muss. In der Tat haben wir heute eine Wahrnehmung der Kirchenleitung in einer kollegialen Form, wie es eigentlich schon über viele Jahrhunderte nicht gewesen ist. Man hat immer wieder Ansätze gehabt, aber heute können wir davon sprechen, dass die Kollegialität des Bischofskollegiums Wirklichkeit geworden ist."

Ds Konzil in der Lesart einer Hermeneutik der Kontinuität und nicht des Bruchs – das hat Papst Benedikt angemahnt. Müsste man da nicht einige Dokumente, Entscheidungen, Reformen revidieren?

„Reform bedeutet immer, dass etwas verändert wird im Vergleich zu dem, was davor gelebt und gelehrt wird. Geändert heißt aber nicht, dass man das, was zuvor gelehrt und gelebt wird, einfach für obsolet erklärt. Es ist eine kontinuierliche Entwicklung im Lauf der Jahrhunderte der Dogmengeschichte. Und so haben wir im II. Vatikanischen Konzil wichtige neue Akzente, die aber nicht einen Bruch mit den Jahrzehnten und Jahrhunderten der Kirche davor bedeuteten. Die Umsetzung der Dekrete des Konzils ist Aufgabe der ganzen Kirche, aber unter Leitung des Lehramtes. Insofern ist die qualifizierte Interpretation der einzelnen Texte durch die Päpste des Konzils und danach die entscheidende Stimme, die die Richtung angibt, wie die Texte aufgenommen und verwirklicht werden sollen."

Das heißt, wenn es Fehlinterpretationen des Konzils gibt, müssen sie vom Papst bzw. unter seiner Anleitung zurechtgerückt werden. Aber gab und gibt es denn nun solche Fehlinterpretationen von Konzilstexten, die in dieser Form des Zurechtrückens bedürfen?

„Natürlich, ein Konzilstext ist nie ein endgültiges Wort. Hinzu kommt, dass die Texte des II. Vatikanischen Konzils im Unterschied zu anderen Konzilien früherer Jahrhunderte eine Eigenart besitzen: das Konzil hat sich selbst als pastorales Konzil definiert. Das heißt nicht, dass nicht lehrhafte Aussagen gemacht worden seien, die bindend sind. Aber wo es pastorale Aussagen sind, wo es disziplinäre Aussagen sind, liegt es auf der Hand, dass im Lauf der Zeit neue Fragen auch neue Antworten erfordern. In anderen Worten, die Kirche findet auf neue Fragestellungen sicherlich unter der Orientierung des II. Vatikanums auch neue Antworten, aber eben unter der Leitung des päpstlichen, bischöflichen Lehramtes."

Papst Benedikt hat ein Jahr des Glaubens ausgerufen und dessen Auftakt am 11. Oktober 2012 angesetzt – das ist der 50. Jahrestag des Beginns des II. Vatikanums. Von welchen Neuerungen des Konzils erhofft sich der Papst Ihrer Einschätzung nach besonders starke Impulse für das Glaubensleben heute?

„Wenn wir von Glauben und Erneuerung des Glaubens sprechen, bedeutet das gegenüber dem Wort Gottes immer die Haltung des gehorsamen Hinhörens. Das Konzil vermittelt uns die Lehre der Kirche, auf die die Hirten, Theologen und das ganze Volk Gottes gläubig hinhören müssen. Mit anderen Worten, zu sagen das ist jetzt schon 50 Jahre her, das sagt der Kirche heute nichts mehr, wir müssen darüber hinausgehen, ist zumindest leichtfertig. Aber zu behaupten, diese Texte sind ein Bruch mit der Tradition zuvor, wir müssen auf die Tradition zuvor zurückgreifen, wie es aus einer Ecke der Kritik gegenüber dem Konzil verlautet, hilft auch nicht weiter. Wir müssen annehmen, dass in diesem Konzil der Heilige Geist gesprochen hat, dass also die Kirche für unsere Zeit mit oberster Autorität lehrt, und da kommt es immer wieder bei aller Unterschiedlichkeit von Meinungen und theologischen Schulen dazu, dass der einzelne sich im gläubigen Gehorsam an das hält, was die Kirche uns gelehrt hat. Das muss man im Grund gegenüber den Extremen verteidigen, die etwa versuchen, die Konzilstexte auszuhebeln mit anderen Quellen. Es gibt etwa eine historiografische Linie, die Konzilstexte und andere Quellen aus dieser Zeit einander gegenüberstellt, etwa Tagebücher der Konzilsväter und Periti undsoweiter, als wäre das der Punkt, auf den wir uns beziehen könnten. Sicher: Konzilstexte sind immer Mehrheitsentscheidungen. Im Fall des II. Vatikanischen Konzils hat insbesonders Paul VI. sehr darauf gedrängt, dass immer eine Fast-Einmütigkeit da war. Er hat so lange um den Text gerungen, bis fast alle dann ja dazu sagen konnten. Wenn nun in einer gewissen Interpretation gesagt wird, Kompromisstexte bedeuten, dass nicht alle zum Zuge kommen, also gehe ich dem nach, wo die abweichende Meinung irgendwo in anderen Quellen zu finden ist und behaupte, das ist das eigentliche Konzil, dann ist das weder historiographisch akzeptabel noch theologisch verantwortbar."

Welche Impulse für den Glauben heute vermag also das Konzil zu geben?

„Das Konzil hat Großes vorgelegt über das, was die Kirche selber ist, was das Volk Gottes ist. Wir haben im Grund noch ungehobene Schätze. Was mir persönlich naheliegt, ist deutlich zu machen, dass das Volk Gottes als Ganzes Kirche ist, dass die Laien in der Kirche eine große Aufgabe und Berufungen haben, dass es keine verschiedenen Klassen von Berufung zur Fülle des christlichen Lebens, oder sagen wir es mit dem theologischen Begriff: zur Heiligkeit gibt, sondern dass das alle Glieder des Volkes Gottes in gleicher Weise angeht. Hier könnte man sagen, es sind in der Tat noch Schätze zu heben, die zwar nicht völlig versteckt sind, denn glücklicherweise bemühen sich viele Männer und Frauen in der Kirche seit Jahrzehnten darum, genau das in die Tat umzusetzen, und glücklicherweise gibt es auch viele Aufbrüche, die sich irgendwo alle auf diese neue Sicht von Kirche, von Mitwirkung zwischen gläubigen Laien und Amtsvertretern in der Kirche zurückführen lassen."

Der zweitägige Kongress an der Santa Croce-Universität trägt den Titel „Der permanente Wert einer Reform für die Neuevangelisierung" und steht unter der Schirmherrschaft des Erzbischofs von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx. Über die liturgische Konstitution „Sacrosanctum Concilium" spricht Helmut Hoping von der Universität Freiburg i.Br., über die Pastoralkonstitution „Gaudium et Spes" der emeritierte Osnabrücker Sozialwissenschaftler Manfred Spieker. (rv)

Vatikan/Ukraine: Vier griechisch-katholische Priester exkommuniziert

„Mit lebhafter Unruhe" hat der Vatikan zur Kenntnis genommen, dass vier griechisch-katholische Priester sich selbst zu Bischöfen proklamiert haben. Das Verhalten der vier Geistlichen, die zuvor aus ihrem Orden ausgeschlossen worden waren, „schadet moralisch und geistlich der griechisch-katholischen Kirche der Ukraine, dem Apostolischen Stuhl und der ganzen katholischen Kirche". Das schreibt die vatikanische Glaubenskongregation in einer Erklärung von diesem Donnerstag. Leider sei es nicht gelungen, die vier Priester von ihrem Plan zur Gründung einer „Orthodoxen griechisch-katholischen Kirche der Ukraine" abzubringen. Die Kongregation distanziert sich in aller Form von den vier „Bischöfen" – das Wort wird in der Erklärung mehrmals in Anführungszeichen gesetzt – und stellt fest, dass ihre Weihe zu Bischöfen und alle von ihnen vorgenommenen Weihen nicht anerkannt werden könnten. Die vier Priester hätten sich die Exkommunikation zugezogen, ihre Gruppe dürfe keineswegs die Bezeichnung „katholisch" tragen, die Gläubigen sollten sich von ihnen fernhalten. Die vier Geistlichen gehörten zuvor dem griechisch-katholischen Orden der Basilianer an. (rv)

Vatikan/Italien: Tagung „Kultur der Rechtschaffenheit und multireligiöse Gesellschaft“

Im Zeichen der Mafia steht die nächste Gesprächsrunde des Vatikan mit Atheisten und Bekenntnislosen. Die Tagung soll in Palermo auf Sizilien stattfinden und trägt den Titel „Kultur der Rechtschaffenheit und multireligiöse Gesellschaft". Dies kündigte der Präsident des päpstlichen Kulturrates, Kardinal Gianfranco Ravasi, am Wochenende in einem Interview mit Radio Vatikan an. Die Wahl des Ortes zeige den Willen der katholischen Kirche, ihre Bemühungen gegen illegales Verhalten und „jedwede Degeneration des Rechts" wieder zu beleben, so Ravasi. Die religiöse und moralische Ebene sei im Kampf gegen die Mafia von großer Bedeutung, betonte der Kardinal. Die Tagung ist für den 29. bis 30. März vorgesehen. Veranstalter ist der am Kulturrat angesiedelte „Vorhof der Völker". Diese Einrichtung wurde im vergangenen Jahr speziell für den Dialog zwischen Glaubenden und Nichtglaubenden ins Leben gerufen. Ähnliche Veranstaltungen der im März 2011 in Paris gegründeten vatikanischen Initiative fanden bislang in Bukarest, Rom und Tirana statt. (rv)

Vatikan: Fastenexerzitien für Papst und Kurie

Am Sonntagabend beginnen die jährlichen Fastenexerzitien für den Papst und die römische Kurie. Alle offiziellen Termine sind abgesagt, einschließlich der Generalaudienz am Mittwoch. Die Vorträge in der „Redemptoris Mater"-Kapelle im Apostolischen Palast hält in diesem Jahr Kardinal Laurent Monsengwo Pasinya von Kinshasa zum Thema „Die Gemeinschaft des Christen mit Gott" nach dem ersten Johannesbrief. Neben den Meditationen des Kardinals aus Afrika stehen während der Woche das gemeinschaftliche Stundegebet sowie die Eucharistische Anbetung auf dem Programm. (rv)

Empfang für die Kardinäle: Glaube, Gesellschaft und ein Glas Sekt

Zu den Feierlichkeiten rund um das Konsistorium gehörte auch ein Empfang in der deutschen Botschaft beim Heiligen Stuhl, Zeichen der gegenseitigen Wertschätzung von Kirche und Staat. Und auch wenn die gehaltenen Reden dem Anlass gemäß nicht programmatisch waren, so ließen es sich die Sprecher doch nicht nehmen, die Rolle des Glaubens und der Kirche in Staat und Gesellschaft anzusprechen.

Berlins regierender Bürgermeister Klaus Wowereit erinnerte daran, dass das Erzbistum Berlin vor zwanzig Jahren noch seinen Sitz im Ostteil der Stadt, hinter der Mauer hatte:

„Wir sind dankbar, dass die Kirche auch immer ein Ort war, wo Menschen jenseits des diktatorischen Systems Frieden schließen konnten, wo sie Schutz gefunden haben. Ohne diese Schutzräume wäre die friedliche Revolution in der DDR durch die Bürgerinnen und Bürger nicht möglich gewesen."

Es bliebe gerade in Berlin aber nicht bei historischen Daten, auch heute bilde diese Stadt eine eigene Herausforderung:

„Kardinal Woelki wird in den letzten Monaten schon gemerkt haben: Ganz so schlimm ist es nicht im heidnischen Berlin. Sondern diese Stadt ist geprägt durch Vielfalt und durch unterschiedliche Religionen, aber durch Menschen, die ihren Glauben haben, die ihren Glauben auch praktizieren und leben (..). Deshalb freue ich mich, dass Sie in Ihrer kurzen Amtszeit schon deutliche Signale ausgesendet haben."

Das Thema wurde auch von den beiden gefeierten Kardinälen Woelki und Becker aufgegriffen. Becker sprach es in deinem Lob des Verhältnisses von Staat und Kirche explizit an:

„Davor liegt aber ein anderes Problem: Das Verhältnis von Glaube und ziviler Gesellschaft. Die beiden Beziehungspunkte sind nicht identisch. Ich bin froh, dass ein solcher Empfang uns darauf hinweist, dass wenn so gut zwischen Staat und Kirche verhandelt werden kann, dann kann man langsam auch das andere angehen, das davor liegt und was für mich viel wichtiger ist, eben das Verhältnis von Glaube und ziviler Gesellschaft."

Nachdenkliche Töne, die aber auch dem Empfang in der deutschen Botschaft gut anstanden. Das Zusammen von Nachdenken, diskutieren und feiern ist schließlich durchaus eine katholische Tugend. (rv)

Fastenexerzitien im Vatikan

„Die Gemeinschaft des Christen mit Gott": Unter diesem Titel stehen die Jahresexerzitien im Vatikan in diesem Jahr. In Anwesenheit des Papstes wird Kardinal Monsengwo Pasinya diese Exerzitien leiten. Der Erzbischof von Kinshasa in der Demokratischen Republik Kongo wird täglich in der Kapelle Redemptoris Mater eine Meditation zum Thema halten.
Die Exerzitien beginnen am 26. Februar und enden am 3. März. In der Woche der Fastenexerzitien befindet sich der Vatikan gleichsam im „Ausnahmezustand". Die alltägliche Arbeit an der Kurie wird auf das notwendige Mindestmaß beschränkt. Der päpstliche Terminkalender sieht traditionell keine Audienzen vor; auch die Generalaudienz entfällt. (rv)

Vatikanbank: Gegen Geldwäsche

Der Vatikan weist italienische Medienberichte zurück, die dem vatikanischen Bankinstitut IOR Geldwäsche vorwerfen. Die linke Tageszeitung „L´Unita" hatte berichtet, seit dem Inkrafttreten der neuen päpstlichen Richtlinien gegen Geldwäsche vor gut einem Jahr habe das IOR jede Zusammenarbeit mit italienischen Banken beendet und „einen Gutteil seiner Finanzaktivitäten nach Deutschland verlagert". Außerdem beantworte das neue vatikanische Finanzaufsichtsorgan AIF keine Anfragen der italienischen Behörden. Das sei falsch, heißt es nun in einer Stellungnahme des vatikanischen Pressesaales: sämtliche Informationsflüsse zwischen dem AIF und der italienischen Finanzaufsicht seien dokumentiert. Von den vier Priestern, die – Unita zufolge – wegen Geldwäsche via IOR angeklagt seien, sei einer 2011 freigesprochen, ein weiterer niemals angeklagt worden. In einem dritten Fall habe gerade das entschiedene Handeln des IOR für eine rasche Anklage gegen den Betroffenen gesorgt. (rv)

Vatikan weist Vorwürfe des Misswirtschaft zurück

Das vatikanische Governatorat hat Vorwürfe der Korruption, Misswirtschaft bzw. Vetternwirtschaft zurückgewiesen. In einem ausführlichen Kommunique vom Samstag stellt die Leitung der vatikanischen Staatsverwaltung Punkt für Punkt klar, dass die Auftragsvergabe in ihrem Bereich
stets aufgrund regulärer Ausschreibungen erfolgt und dass die Bilanzen von der vatikanischen Finanzaufsicht überprüft werden. Außerdem setze das Governatorat die Empfehlungen der Unternehmensberatung McKinsey um, deren Überprüfung es 2009 erbeten hatte. – Italienische
Medien hatten in der vergangenen Woche Passagen aus zwei Beschwerdebriefen des früheren leitenden Governatorats-Mitarbeiters Erzbischof Carlo Maria Vigano veröffentlicht. Darin war von Missständen in der Vatikanstaat-Verwaltung die Rede. Schon Papstsprecher Federico Lombardi hatte das unlängst Journalisten gegenüber zurückgewiesen.

Das Governatorat weist in dem Kommunique die erhobenen Vorwürfe im Detail zurück. Die aufgestellten Behauptungen beruhten auf „falschen Einschätzungen und unbegründeten Ängsten", wie eine genaue Überprüfung gezeigt habe. Italienische Medien hatten aufgrund der Briefe gefolgert, Vigano sei aufgrund seines harten und effizienten Durchgreifens gegen Missstände in der vatikanischen Staatsverwaltung als Nuntius nach Washington „abgeschoben" worden. Den Anstieg des Vatikan-Haushalts von einem Defizit von 7,8 Millionen Euro im Jahr 2009 auf ein Plus von 21 Millionen Euro im Folgejahr erklärt das Kommunique mit der internationalen Finanzkrise. Die Verluste aus der Krise von 2008 habe man auch auf 2009 verteilt. Der Anstieg in 2010 resultiere aus einer besseren Anlage- und Investitionspolitik der vatikanischen Güterverwaltung APSA, aber auch aus einem Rekordergebnis der vatikanischen Museen. – Italienischen Medienberichte hatten diesen Anstieg auf ein entschiedenes Vorgehen Viganos gegen Missstände etwa bei der Auftragsvergabe zurückgeführt.

Die Vergabe von größeren Aufträgen erfolge im Vatikan aufgrund einer regulären und von einer Kardinalskommission überwachten Ausschreibung, heißt es in dem Kommunique. Kleinere Arbeiten würden entweder von den „Technischen Diensten" des Vatikans erledigt oder an qualifizierte auswärtige Firmen vergeben. Das Kommunique ist vom früheren Governatorats-Chef, Kardinal Giovanni Lajolo und von seinem Nachfolger, Erzbischof Giuseppe Bertello, unterzeichnet, außerdem vom früheren und jetzigen Vize. Es bekundet den Abteilungsleitern und den Mitarbeitern des Governatorats sowie den Mitgliedern des Finanzkomitees vollstes Vertrauen. Kardinal Lajolo hatte sich vor wenigen Tagen zu einem Gespräch mit Papst Benedikt XVI. getroffen. (rv)

Vatikan: Heilige Stuhl ratifiziert Konventionen der Vereinigten Nationen

Der Heilige Stuhl hat – auch im Namen des Staates der Vatikanstadt – mehrere Konventionen der Vereinten Nationen ratifiziert. Das gab der Vatikan an diesem Donnerstag bekannt. Der Ständige Vatikanbeobachter bei der UNO, Erzbischof Francis Assis Chullikat, hinterlegte am Mittwoch bei der UNO in New York die Ratifikations-Urkunde des Heiligen Stuhls für die UNO-Konvention gegen Drogenhandel; sie stammt aus dem Jahr 1988. Außerdem trat der Heilige Stuhl offiziell zwei weiteren internationalen Konventionen bei: nämlich der gegen Terrorfinanzierung (1999) sowie der gegen das organisierte Verbrechen (2000). Damit erhöht der Vatikan, der erst kürzlich der UNO-Weltmigrantenbehörde als Vollmitglied beitrat, seine internationale Vernetzung. Es gehe dem Vatikan, wie ein Statement erklärt, „um eine moralische Unterstützung für diese Konventionen". Gleichzeitig bekräftige er „seinen Einsatz für Solidarität, Gerechtigkeit und Frieden unter Personen und Völkern". (rv)