Vatikan: Heiße Luft um Fisichella

Der Vatikan hat die Polemik um den Chef der Päpstlichen Akademie für bioethische Fragen, Erzbischof Rino Fisichella, entschärft. Italienische Medien hatten zuvor ein Schreiben veröffentlicht, in dem fünf Akademiemitglieder die Absetzung des Präsidenten fordern. Das Schreiben sei weder beim Papst noch beim Kardinalstaatssekretär eingetroffen, so Vatikansprecher Federico Lombardi am Freitag in einer Erklärung. Lombardi zeigte sich erstaunt darüber, dass Inhalte eines angeblich vertraulichen Schreibens verbreitet würden, ohne dass den dafür zuständigen Stellen Informationen vorlägen. Der angemessene Ort für eine Auseinandersetzung sei die Vollversammlung der Akademie, so Lombardi weiter. Ein Kirchenvertreter, der nicht begreife, was absoluter Respekt gegenüber unschuldigem menschlichen Leben bedeute, könne nicht Akademie-Präsident sein, hatten Medien das fragliche Schreiben zitiert. Hintergrund war ein Kommentar Fisichellas zu einer Abtreibungsdebatte in Brasilien um eine Neunjährige, die durch eine Vergewaltigung schwanger geworden war. Im März 2009 hatte Fisichella in der Vatikanzeitung „L’Osservatore Romano“ Kritik an der öffentlichen Exkommunikation der durchführenden Ärzte durch Erzbischof Jose Cardoso Sobrinho von Recife geübt. Ohne die prinzipielle Ablehnung von Abtreibungen aufweichen zu wollen, wäre in jenem Fall ein Ausdruck der Solidarität mit den Opfern wichtiger gewesen, so der römische Bischof. Diese Äußerung war von Sobrinho zurückgewiesen worden. Mitte Juli hatte der „Osservatore“ eine Klarstellung veröffentlicht, in der die Glaubenskongregation das Nein der katholischen Kirche zur Abtreibung bekräftigte. Zugleich hieß es, Fisichellas Kommentar sei instrumentalisiert und falsch gedeutet worden. (rv)

„Das web 2.0 vernetzt die Gläubigen“

Gott ist auch im Cyberspace zu finden. So hat sich kürzlich Vatikansprecher Federico Lombardi zum Internet bekannt. Allerdings müssten wir uns neben den ungeahnten Möglichkeiten im Netz stets daran erinnern, was das eigentliche Ziel unserer Suche sei, so der Vatikanpressechef. Der Frankfurter Theologe und Medienprofi Jürgen Pelzer, der unter anderem Diözesen hinsichtlich ihres Webauftritts berät, ist auf das Gebiet der Neuen Medien mit dem Schwerpunkt Internet spezialisiert und sagt, dass Glaubensverkündigung und das web 2.0 mit seinen neuen Anwendungen zusammen gedacht werden müssen. In diesem Punkt solle die Kirche ihre Vorbehalte überwinden:
„Die Kirche und das web 2.0 passen perfekt zusammen. Die Kirche war schon immer eine globale, weltumspannende Organisation, die von den einzelnen Personen gelebt hat. Glaubensvermittlung war damals wie heute an das persönliche Glaubenszeugnis gebunden. Und im web 2.0 treten jetzt auch die einzelnen Personen in den Mittelpunkt. Man sieht das zum Beispiel an Netzwerken wie StudiVZ. Personenbeschreibungen in Wort und Bild sind da plötzlich außerordentlich interessant. Einzelne treten in den Mittelpunkt und tauschen sich untereinander aus. Da spielen natürlich auch religiöse Themen eine Rolle. Und das ist eine riesige Chance für die Kirche, da einzelne Gläubige plötzlich eine große Plattform bekommen und sich vernetzen."
In seiner Botschaft zum diesjährigen Mediensonntag hat Papst Benedikt Priester und Kirchenverantwortliche dazu aufgerufen, das Leben der Kirche auch in der digitalen Welt bekannt zu machen. Die modernen Kommunikationsmittel eröffneten eine „neue Epoche der Glaubensverkündigung" und „seelsorgerisch unbegrenzte Perspektiven". Die Kirche habe die Pflicht, diese Möglichkeiten entschiedener zu nutzen. Das sei auch notwendig, macht Jürgen Pelzer deutlich. Schließlich müssten auch in der Kirche Stellen abgebaut werden. Darauf könne man mit neuen seelsorgerischen Konzepten antworten – eben über das Netz! Für eine fruchtbare Verbindung zwischen Kirche und Neuen Medien schlägt der Internetexperte Folgendes vor:
„Die Strategie, die die Kirche einschlagen muss, ist klar: Diejenigen Angebote im Netz haben sich als erfolgreich erwiesen, wo die Teilnehmer stark eingebunden waren. Es gibt also nicht mehr klassischerweise eine Institution, die mit anderen über das Internet kommuniziert. Vielmehr geht es darum, dass die Kirche im web 2.0 für die Menschen Kommunikationsräume schafft. Das ist eine neue Herangehensweise. Die erkennt man auch in der Internet-Offensive des Vatikans, wo der Papst auf Facebook oder Youtube zu finden ist. Hierzu werden also bestehende Plattformen genutzt. Stark treten dabei Einzelpersonen in Erscheinung, die von ihrem Glauben berichten. Die Kirche tut gut daran, das Internet in diesem Sinne zu nutzen und den Ehrenamtlichen und den Kirchenmitgliedern eine Plattform zu bieten, um sich auszutauschen und aktiv werden zu können." (rv)

Vatikan: „Ehrliche Debatte über Freiheit“

Individuelle Freiheit kann nicht auf Kosten glaubensgemeinschaftlicher Freiheit gehen. Das unterstreicht Vatikansprecher Federico Lombardi in seinem Editorial für Radio Vatikan. Der Jesuitenpater bezieht sich darin auf die aktuellen Debatten um die Anwendung eines britischen Gleichstellungsgesetzes auch für kirchliche Einrichtungen. Das Gesetz soll jede Form der Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung oder Religionszugehörigkeit verbieten. Es sei nicht dieser Tatbestand, den der Papst ablehne. Der Papst befürchte bei Anwendung des Gesetzes vielmehr „ungerechte Einschränkungen“ für Religionsgemeinschaften in Großbritannien – weil sie dann in ihrer Entscheidungsgewalt etwa bei Personalfragen eingeschränkt würden. Vatikansprecher Lombardi präzisiert:

 „Ernsthafte Menschen verstehen sofort, dass es sich in keiner Weise um Einmischung der Kirche in soziale und politische Dynamiken handelt, sondern um eine gebührende – und deshalb auch mutige – Kundgebung ihrer Positionen im Dienste des Allgemeinguts. Der Oberrabbiner Lord Sacks warnt vor einem ideologischen Gebrauch des Themas der Gleichheit der Rechte. Das Thema werde bisweilen auch dazu benutzt Religionen zu attackieren, so Sacks. In der Zeitung ‚The Times‛ schrieb er den klugen Kommentar: ‚Statt die Worte des Papstes als unpassenden Eingriff zu verstehen, sollten wir sie eher als Stimulus benutzen, um eine ehrliche Debatte darüber zu beginnen, wo die Grenze zwischen unserer individuellen Freiheit und unserer Freiheit als Mitglieder der Glaubensgemeinschaft zu ziehen ist. Die eine kann nicht auf Kosten der anderen errungen werden.‛ Nicht nur die Katholiken sehen also das Problem: Es ist eine Frage, die alle betrifft. Man muss sie ehrlich konfrontieren, wenn wir wirklich zusammen eine bessere Gesellschaft aufbauen möchten.“

Individuelle Freiheit kann nicht auf Kosten glaubensgemeinschaftlicher Freiheit gehen. Das unterstreicht Vatikansprecher Federico Lombardi in seinem Editorial für Radio Vatikan. Der Jesuitenpater bezieht sich darin auf die aktuellen Debatten um die Anwendung eines britischen Gleichstellungsgesetzes auch für kirchliche Einrichtungen. Das Gesetz soll jede Form der Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung oder Religionszugehörigkeit verbieten. Es sei nicht dieser Tatbestand, den der Papst ablehne. Der Papst befürchte bei Anwendung des Gesetzes vielmehr „ungerechte Einschränkungen“ für Religionsgemeinschaften in Großbritannien – weil sie dann in ihrer Entscheidungsgewalt etwa bei Personalfragen eingeschränkt würden. Vatikansprecher Lombardi präzisiert:
„Ernsthafte Menschen verstehen sofort, dass es sich in keiner Weise um Einmischung der Kirche in soziale und politische Dynamiken handelt, sondern um eine gebührende – und deshalb auch mutige – Kundgebung ihrer Positionen im Dienste des Allgemeinguts. Der Oberrabbiner Lord Sacks warnt vor einem ideologischen Gebrauch des Themas der Gleichheit der Rechte. Das Thema werde bisweilen auch dazu benutzt Religionen zu attackieren, so Sacks. In der Zeitung ‚The Times‛ schrieb er den klugen Kommentar: ‚Statt die Worte des Papstes als unpassenden Eingriff zu verstehen, sollten wir sie eher als Stimulus benutzen, um eine ehrliche Debatte darüber zu beginnen, wo die Grenze zwischen unserer individuellen Freiheit und unserer Freiheit als Mitglieder der Glaubensgemeinschaft zu ziehen ist. Die eine kann nicht auf Kosten der anderen errungen werden.‛ Nicht nur die Katholiken sehen also das Problem: Es ist eine Frage, die alle betrifft. Man muss sie ehrlich konfrontieren, wenn wir wirklich zusammen eine bessere Gesellschaft aufbauen möchten.“Auch die anglikanischen Bischöfe hatten die geplante Neuregelung kritisiert. Das Gleichstellungsgesetz war Ende Januar im britischen Parlament mit 216 zu 178 Stimmen abgelehnt worden. Demnach bleibt die bisherige Entscheidungsmacht der englischen Kirche über ihr Personal vorerst unangetastet. Nach der britischen Parlamentsentscheidung war international Kritik an der Kirche entflammt. So riefen die Sozialisten im Europaparlament den Vatikan zur „Einhaltung der EU-Gleichstellungs- und Antidiskriminierungsgesetze“ auf. (rv)
Auch die anglikanischen Bischöfe hatten die geplante Neuregelung kritisiert. Das Gleichstellungsgesetz war Ende Januar im britischen Parlament mit 216 zu 178 Stimmen abgelehnt worden. Demnach bleibt die bisherige Entscheidungsmacht der englischen Kirche über ihr Personal vorerst unangetastet. Nach der britischen Parlamentsentscheidung war international Kritik an der Kirche entflammt. So riefen die Sozialisten im Europaparlament den Vatikan zur „Einhaltung der EU-Gleichstellungs- und Antidiskriminierungsgesetze“ auf. (rv)