Vatikan: Hirtenbrief zeigt die Anteilnahme des Papstes

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Der Pressesprecher des Heiligen Stuhls, Pater Federico Lombardi, führt in den Hirtenbriefes des Papstes ein:„Der Brief des Papstes an die Katholiken Irlands über die Krise, in die die Kirche des Landes über den sexuellen Missbrauch gestürzt ist, ist ein eindrucksvolles Dokument. Es zeigt seinen Schmerz und seine persönliche Anteilnahme am Bemühen um Wiedergutmachung, Heilung und Erneuerung.
Seine Worte wenden sich zunächst an die Opfer und zeigen eine tiefe Anteilnahme an ihrem Leiden. Er versteht ihre Enttäuschung, weil das Vertrauen, das sie in die Vertreter der Kirche gesetzt hatten, verraten wurde. Der Papst, der bereits in der Vergangenheit Missbrauchsopfer getroffen hat, in den USA, in Australien und auch hier in Rom, ist bereit, das in der Zukunft wieder zu tun. Die Worte, die sich an die Schuldigen richten, sind sehr schwerwiegend. Der Papst betont, dass sie ihre Sünde und ihre Verbrechen vor Gott und vor den zuständigen Gerichten verantworten müssen. Aber auch, wenn sie sich der Rechtsprechung unterwerfen müssen, erinnert er sie daran, dass sie nicht an der Güte Gottes zweifeln dürfen und Buße tun müssen. Andere Worte des Papstes sind eine Ermutigung und eine Einladung zur Verantwortung. Sie richten sich an die Eltern, die Jugend, an die Priester und an alle Gläubigen. In seinen Worten an die Bischöfe richtet er an sie eine ernste Ermahnung, die Fehler in der Leitung ihnen anvertrauter Menschen wahrzunehmen. Der Papst besteht darauf, dass sie streng die Strafvorschriften der Kirche in Missbrauchsfällen umsetzen und mit den staatlichen Justizbehörden und Institutionen zum Kinderschutz kooperieren.
Der Papst schlägt auch konkrete geistliche und pastorale Initiativen der Buße und der geistlichen Erneuerung vor. Wie sein Besuch in den Vereinigten Staaten der Ortskirche geholfen hat, sich aus einer ähnlichen Krise zu erheben und sich mit erneuertem Vertrauen auf den Weg zu machen, so soll auch dieser Brief an die Gläubigen Irlands den Anfang eines neuen Weges aufzeigen.“ (rv)

Der Hirtenbrief des Papstes an die Kirche in Irland

Am Josefstag wurde er unterschrieben, an diesem Samstag wurde er offiziell vorgestellt: der Hirtenbrief des Papstes an die katholische Kirche in Irland. Es ist ein Brief, der klar und deutlich an Irland gerichtet ist. Es ist ein langes Dokument, in dem sich der Papst an die Kirche Irlands – insgesamt und an einzelnen Gruppen: die Opfern, die Tätern, die Bischöfen etc – wendet. Es ist außerdem ein geistlicher Text, keine politische Absichtserklärung, keine Dienstanweisung für strukturelle Änderungen oder Ähnliches. Der Papst hatte am Mittwoch bei der Generalaudienz darum gebeten, den Brief selbst und ganz zu lesen. Zuvor dokumentieren wir hier – in einer Arbeitsübersetzung – eine Zusammenfassung des Textes.

Zusammenfassung
des Pastoralbriefs des Papstes an die Katholiken in IrlandDer Papst hat einen Hirtenbrief an alle Katholiken Irlands geschrieben, in dem er seine Bestürzung über den sexuellen Missbrauch junger Menschen durch Vertreter der Kirche und über die Art, wie dem von den Ortsbischöfen und Oberen der Ordensgemeinschaften begegnet wurde, Ausdruck verleiht. Er bittet, dass dieser Brief aufmerksam und vollständig gelesen wird. Der Heilige Vater spricht von seiner Nähe im Gebet zur gesamten irischen katholischen Gemeinschaft in dieser schmerzvollen Zeit und schlägt einen Weg der Heilung, der Erneuerung und der Wiedergutmachung vor.
Er ruft sie dazu auf, sich an den Felsen zu erinnern, aus dem sie gehauen ist (Jesaja 51:1), besonders der besonderen Beiträge irischer Missionare für die europäische Zivilisation und in der Verbreitung des Evangeliums auf jedem Kontinent. Vergangene Jahre haben im Zuge des schnellen sozialen Wandels viele Anfechtungen des Glaubens in Irland gesehen und eine Abnahme der Beachtung traditioneller Frömmigkeitsformen und sakramentaler Bräuche. Dies ist der Kontext, in dem der Umgang der Kirche mit dem Problem des sexuellen Missbrauchs von Kindern verstanden werden muss.
Viele Faktoren haben zum Problem beigetragen: nicht ausreichende moralische und geistliche Ausbildung in Seminarien und Noviziaten, eine Tendenz in der Gesellschaft, zum Klerus und anderen Autoritäten aufzuschauen, und eine fehlgeleitete Sorge um die Reputation der Kirche und der Vermeidung von Skandalen; dies alles resultierte in einem Versagen, bestehende kirchenrechtliche Strafen bei Bedarf anzuwenden. Nur durch sorgfältige Untersuchung der vielen Elemente, die zur Krise beigetragen haben, können ihre Ursachen korrekt diagnostiziert und effektive Abhilfe geschaffen werden.
Während des Ad Limina Besuchs in Rom 2006 hat der Papst die irischen Bischöfe dazu aufgefordert, die „Wahrheit über das herauszufinden, was in der Vergangenheit geschehen ist, alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, damit so etwas nie wieder vorkommen kann, sicherzustellen, dass die Prinzipien des Rechts voll respektiert werden und – vor allem – den Opfern und allen, die von diesen ungeheuerlichen Verbrechen betroffen sind, Heilung zu bringen.“ Seitdem hat der Papst selbst mehrere male Opfer getroffen, ihre Geschichten gehört, mit ihnen und für sie gebetet, und er ist bereit, das in Zukunft wieder zu tun. Im Februar 2010 hat er die irischen Bischöfe nach Rom gerufen, um mit ihnen die Maßnahmen zu diskutieren, die sie zur Lösung des Problems getroffen haben, unter besonderer Betrachtung der Verfahren und Ordnungen, die im Augenblick gelten, um die Sicherheit von Kindern in kirchlichen Einrichtungen zu gewährleisten und schnell und gerecht auf Anschuldigungen von Missbrauch zu reagieren. In seinem Hirtenbrief spricht er verschiedene Gruppen innerhalb der irischen katholischen Gemeinschaft im Licht der augenblicklichen Situation direkt an.
Sich zuerst an die Opfer wendend gibt er den schmerzlichen Verrat zu, den sie erleiden mussten, und er sagt ihnen, wie Leid ihm alles tut, was sie ertragen mussten. Er sieht, dass in vielen Fällen den Opfern niemand zuhören wollte, wenn sie den Mut gefunden hatten, über das zu sprechen, was geschehen ist. Er versteht, wie diejenigen, die in Heimen oder Internaten gelebt haben, das Gefühlt hatten, dass es kein Entkommen aus ihrem Leid gibt. Er erkennt an, wie schwer es für viele von ihnen sein muss, der Kirche zu vergeben oder sich mit ihr zu versöhnen, und er bittet sie, die Hoffnung nicht aufzugeben. Jesus Christus, selbst Opfer ungerechten Leidens, versteht die Tiefe ihres Schmerzes und dessen andauernde Wirkung auf ihr Leben und ihre Beziehungen. Aber seine Wunden, verwandelt durch sein erlösendes Leiden, sind das Mittel, durch das die Kraft des Bösen gebrochen ist und wir zu neuem Leben und zur Hoffnung neu geboren sind. Der Papst bittet die Opfer, in der Kirche die Begegnung mit Jesus Christus zu suchen und dort Heilung und Versöhnung in der Wiederentdeckung der unendlichen Liebe zu finden, die Christus für jeden von ihnen hat.
In seinen Worten an die Priester und Ordensleute, die junge Menschen missbraucht haben, fordert der Papst sie auf, Rechenschaft für ihre begangenen Sünden abzulegen vor Gott und vor den zuständigen Gerichten. Sie haben das heilige Vertrauen verraten und Schande und Unehre auf ihre Mitbrüder gebracht. Großer Schaden wurde angerichtet, zuerst an den Opfern, dann aber auch an der Wahrnehmung des Priestertums und des Ordenslebens in Irland. Auch wenn er sie auffordert, sich den Forderungen der Justiz zu stellen, erinnert er sie, dass sie an Gottes Gnade nicht verzweifeln sollen, eine Gnade, die frei auch dem größten Sünder geschenkt wird, wenn er seine Handlungen bereut, Buße tut und demütig um Vergebung bittet.
Der Papst ermutigt Eltern, standhaft zu sein in der anspruchsvollen Aufgabe, Kinder groß zu ziehen, so dass sie sich geliebt und geschätzt wissen und einen gesunden Selbstwert entwickeln. Eltern haben die erste Verantwortung für die Erziehung von nachfolgenden Generationen in den moralischen Prinzipien, die wesentlich sind für eine zivilisierte Gesellschaft. Der Papst läd Kinder und junge Menschen ein, in der Kirche eine Möglichkeit für eine lebendige Begegnung mit Christus zu suchen und sich nicht vom angerichteten Übel einiger Priester und Ordensleute abschrecken zu lassen. Er hofft, dass die jüngere Generation zur Erneuerung der Kirche beiträgt. Er fordert ebenfalls Priester und Ordensleute auf, sich nicht entmutigen zu lassen, sondern sich neu ihren jeweiligen Aufgaben zu widmen, in Übereinstimmung mit ihren Oberen zu arbeiten um der Kirche in Irland neues Leben und Vitalität durch ihr lebendiges Zeugnis für die Erlösungstat des Herrn zu schenken.
An die irischen Bischöfe gewand nennt der Papst die schwerwiegenden Fehlurteile und den Mangel an Leitung vieler, indem sie sich in der Behandlung der Missbrauchsvorwürfe nicht korrekt an die kirchenrechtlichen Verfahren gehalten haben. Auch wenn es schwer war, das richtige Handeln in den komplexen Situationen zu erkennen, bleibt es eine Tatsache, dass schwere Fehler gemacht wurden, und im Ergebnis haben sie Glaubwürdigkeit verloren.
Der Papst fordert sie auf, ihre entschiedenen Anstrengungen zur Besserung vergangener Fehler fortzusetzen und mit den staatlichen Autoritäten zu kooperieren. Er ruft die Bischöfe auch dazu auf, sich erneut dem Streben nach Heiligkeit zu widmen und so selbst ein Beispiel zu geben, und auch dazu, die Priester und die Gläubigen zu ermutigen, ihren Teil am Leben und der Mission der Kirche beizutragen.
Schließlich schlägt der Papst einige konkrete Maßnahmen für die Erneuerung der Kirche in Irland vor. Er bittet alle, ihre Freitags-Buße für die Dauer eines Jahres der Wiedergutmachung der Sünden des Missbrauchs zu widmen. Er empfiehlt eine häufigere Inanspruchnahme des Sakraments der Versöhnung und der eucharistischen Anbetung. Er kündigt seine Absicht an, eine Apostolische Visitation bestimmter Bistümer, Seminarien und Religionsgemeinschaften unter Mitarbeit der römischen Kurie abzuhalten. Und schließlich schlägt er eine landesweite Mission für Bischöfe, Priester und Ordensleute in Irland vor. Da dies das Jahr des Priesters ist, stellt er den heiligen Jean-Marie Vianney als Vorbild und Fürsprecher für ein neu belebtes Priestertum in Irland vor. Nach seinem Dank an alle, die hart daran gearbeitet haben, entschieden mit dieser Frage umzugehen, schließt er mit einem Gebet für die Kirche Irlands für alle Gläubigen, um für die Gnade der Heilung und Erneuerung in dieser schwierigen Zeit zu beten. (rv)

Papstbrief zu Missbrauch wird Freitag unterschrieben

Die Kirche feiert heute den heiligen Patrick, den Schutzpatron Irlands. Ein Grund für den Papst, in seiner Generalaudienz noch einmal auf die schwere Krise einzugehen, in die die Kirche des Landes durch die Missbrauchsfälle gestürzt ist. Er nutzte die Gelegenheit, um den englischsprachigen Pilgern seinen Brief an die Kirche Irlands offiziell anzukündigen:
„Als ein Zeichen meiner tiefen Besorgnis habe ich einen Pastoralbrief geschrieben, der sich mit dieser schmerzvollen Situation befasst. Ich werde ihn am Hochfest des heiligen Joseph, dem Beschützer der Familien und Patron der ganzen Kirche, unterschreiben und bald danach abschicken. Ich bitte Euch alle, ihn selbst und mit offenem Herzen und im Geist des Glaubens zu lesen. Meine Hoffnung ist, dass er helfen wird im Prozess der Reue, der Heilung und der Erneuerung.“
Das Fest des heiligen Josef ist an diesem Freitag, die Kirche Irlands und die Kirchen anderer Länder, die von der Krise betroffen sind, werden den Brief also Anfang der nächsten Woche erwarten. (rv)

Zollitsch: „Papst stärkt uns den Rücken“

Papst Benedikt XVI. ermutigt die Deutschen Bischöfe zu unbeirrter und mutiger Aufklärung der Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche. Das sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, am Freitag im Vatikan. Zollitsch traf das katholische Kirchenoberhaupt bei einer 45-minütigen Unterredung. Dabei informierte der Freiburger Erzbischof den Papst über den Stand der Dinge. Mario Galgano berichtet:
Papst Benedikt XVI. hat den Bericht zur Lage der katholischen Kirche in Deutschland „mit wachem Interesse, großer Betroffenheit und tiefer Erschütterung“ zur Kenntnis genommen, sagte Zollitsch nach dem Treffen vor Journalisten. Zollitsch wörtlich:
„Mir war es wichtig, deutlich zu machen, dass die Deutschen Bischöfe zutiefst bestürzt sind über das, was im kirchlichen Raum an Übergriffen möglich war. Bereits vor einigen Wochen habe ich die Opfer um Entschuldigung gebeten. Das wiederhole ich nochmals hier in Rom.“
Ausdrücklich bekräftigte Zollitsch den Willen der Bischöfe zur Zusammenarbeit mit staatlichen Ermittlern. Allen Geistlichen, Kirchenmitarbeitern und Ehrenamtlichen, die sich sexueller Übergriffe schuldig gemacht hätten, werde zur Selbstanzeige geraten.
„Dem Heiligen Vater habe ich über die Maßnahmen informiert. Ich bin dankbar, dass er mich ermutigt hat, die Umsetzung dieses Maßnahmenkatalogs unbeirrt und mutig fortzusetzen. Wir wollen die Wahrheit aufdecken und eine ehrliche Aufklärung, frei von falscher Rücksichtsnahme, auch wenn es um Fälle handelt, die schon lange passiert sind. Die Opfer haben ein Recht darauf. Wir fordern die Gemeinden und besonders die Verantwortlichen in unseren Schulen und in der Jugendarbeit auf, eine Kultur des aufmerksamen Hinschauens zu pflegen.“
Bei Missbrauchsfällen informiere die Kirchenleitung von sich aus die Strafverfolgungsbehörden, außer wenn dies von den Opfern erklärtermaßen aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht gewünscht werde. Ein eigenes kirchliches Untersuchungsverfahren habe weder Einfluss auf die staatliche Untersuchung noch auf die Unterstützung der staatlichen Strafverfolgung. Das Problem des Missbrauchs reiche über die Kirche hinaus, betonte Zollitsch.
„Ich bin dankbar, dass die Bundesfamilienministerin und die Bundesbildungsministerin zu einem großen Runden Tisch aller gesellschaftlich relevanten Gruppen für den 23. April 2010 nach Berlin eingeladen haben, um das Problem sexuellen Missbrauchs und nicht zuletzt auch im Blick auf die möglichen Präventivmaßnahmen, diese Fragen anzugehen. Selbstverständlich sind die Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz dabei. Diesen großen Runden Tisch hatte ich in einem Zeitungsinterview bereits vor zwei Wochen angeregt. Ich bin Papst Benedikt XVI. dankbar, dass er das entschiedene Handeln der Deutschen Bischofskonferenz nachdrücklich unterstützt“. (rv)

Papst/Zollitsch: Das Statement in vollem Wortlaut

Papst Benedikt hat sich am Freitag über die Mißbrauchsfälle in katholischen Einrichtungen in Deutschland informiert. Er sprach darüber mit dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch. Dieser erklärte nach der Audienz, Benedikt habe sich sehr interessiert und gut informiert gezeigt; der Papst stärke der deutschen Kirche im Umgang mit den Fällen den Rücken. Er kenne in Deutschland keine andere Gruppe, die derart klare Richtlinien zum Umgang mit Missbrauch habe wie die katholische Kirche, so Zollitsch. Hier finden Sie das Statement, das Erzbischof Zollitsch vor Journalisten verlas, in vollem Wortlaut.
Statement des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, anlässlich einer Pressekonferenz im Vatikan am Freitag, den 12. März 2010.
Wie jedes Jahr nach der Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz habe ich heute Papst Benedikt XVI. zum Gespräch aufgesucht, um ihn über die wichtigsten Themen zu informieren. Dabei habe ich den Heiligen Vater über die in den vergangenen Wochen bekannt gewordenen Fälle pädagogisch übergriffigen Handelns und sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen in der katholischen Kirche Deutschlands informiert. Mit großer Betroffenheit und tiefer Erschütterung hat der Heilige Vater meinen Bericht zur Kenntnis genommen. Mir war es wichtig, deutlich zu machen, dass die deutschen Bischöfe zutiefst bestürzt sind über das, was im kirchlichen Raum an Übergriffen möglich war. Bereits vor einigen Wochen habe ich die Opfer um Entschuldigung gebeten, was ich heute noch einmal hier in Rom wiederhole. Den Heiligen Vater habe ich über unsere Maßnahmen informiert. Ich bin dankbar, dass er mich ermutigt hat, die Umsetzung dieses Maßnahmenkatalogs unbeirrt und mutig fortzusetzen:

Wir wollen die Wahrheit aufdecken und eine ehrliche Aufklärung, frei von falscher Rücksichtnahme, auch wenn uns Vorfälle gemeldet werden, die schon lange zurückliegen Die Opfer haben ein Recht darauf.

Wir werten die von uns 2002 verabschiedeten „Leitlinien zum Vorgehen bei sexuellem Missbrauch Minderjähriger durch Geistliche im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“ aus. Kein Land hat solche Leitlinien. Sie sagen den Opfern und ihren Angehörigen eine menschliche, therapeutische und seelsorgliche Hilfe zu, die individuell angepasst ist. In jedem Bistum gibt es Ansprechpartner, an die man sich wenden kann. Wir überprüfen derzeit, wie ihre Auswahl noch verbessert werden kann.

Außerdem stärken wir die Prävention. Wir fordern die Gemeinden und besonders die Verantwortlichen in unseren Schulen und der Jugendarbeit auf, eine Kultur des aufmerksamen Hinschauens zu pflegen. Ich bin dankbar, dass die Bundesfamilienministerin und die Bundesbildungsministerin zu einem großen Runden Tisch aller gesellschaftlich relevanten Gruppen für den 23. April 2010 nach Berlin eingeladen haben, um das Problem sexuellen Missbrauchs – nicht zuletzt auch im Blick auf mögliche Präventionsmaßnahmen – anzugehen. Die Bischofskonferenz ist selbstverständlich dabei. Diesen großen Runden Tisch hatte ich in einem Zeitungsinterview vor zwei Wochen angeregt.

In einem vierten Punkt unserer Maßnahmen geht es um die Verantwortung, die wir wahrnehmen. Dazu haben wir den Bischof von Trier, Bischof Dr. Stephan Ackermann, als besonderen Beauftragten der Deutschen Bischofskonferenz für alle Fragen im Zusammenhang des sexuellen Missbrauchs berufen. Der Heilige Vater hat diese Entscheidung ebenfalls sehr begrüßt.

Lassen Sie mich noch einmal deutlich unterstreichen: Wir stellen uns unserer Verantwortung und können keinen der geschehenen Fälle entschuldigen. Wohl aber erfahren wir in Deutschland derzeit von einer Vielzahl von pädagogisch übergriffigen Handlungen und Missbrauchsfällen aus der Vergangenheit weit über den Raum der katholischen Kirche hinaus. Das bestärkt uns Bischöfe, das Gespräch zu Aufklärung und Prävention mit möglichst vielen Akteuren des gesellschaftlichen Handelns zu suchen.
Dazu gehört auch die Unterstützung der Kirche bei der Verfolgung sexuellen Missbrauchs Minderjähriger durch die staatlichen Strafverfolgungsbehörden. Wir fordern Geistliche und Angestellte unserer Kirche sowie Ehrenamtliche zu einer Selbstanzeige auf, wenn Anhaltspunkte für eine Tat vorliegen. Wir informieren von uns aus die Strafverfolgungsbehörden. Darauf wird nur unter außerordentlichen Umständen verzichtet, etwa wenn es dem ausdrücklichen Wunsch des Opfers entspricht. Da die Zuordnung von staatlichem und kirchlichem Strafverfahren immer wieder falsch dargestellt wird, stelle ich nochmals klar: Im Fall des Verdachts sexuellen Missbrauchs gibt es ein staatliches und ein kirchliches Strafverfahren. Sie betreffen verschiedene Rechtskreise und sind voneinander völlig getrennt und unabhängig. Das kirchliche Verfahren ist selbstverständlich dem staatlichen Verfahren nicht vorgeordnet. Der Ausgang des kirchlichen Verfahrens hat weder Einfluss auf das staatliche Verfahren noch auf die kirchliche Unterstützung der staatlichen Strafverfolgungsbehörden.
Ich bin Papst Benedikt XVI. dankbar, dass er das entschiedene Handeln der Deutschen Bischofskonferenz nachdrücklich positiv unterstützt. Er ermutigt uns, den eingeschlagenen Weg der lückenlosen und zügigen Aufklärung konsequent fortzusetzen. Insbesondere bittet er darum, dass wir die Leitlinien kontinuierlich anwenden und da – wo notwendig – verbessern. Papst Benedikt XVI. hat ausdrücklich unseren Maßnahmenplan gewürdigt. Aus dem heutigen Gespräch gehe ich gestärkt hervor und bin zuversichtlich, dass wir auf dem Weg vorankommen, die Wunden der Vergangenheit zu heilen. (rv)

D/Vatikan: Zollitsch in Rom

Erzbischof Robert Zollitsch ist am Mittwoch in Rom angekommen. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz wird am Freitag mit dem Papst auch über das Vorgehen der Bischofskonferenz gegen die Missbrauchsfälle in Deutschland sprechen. Danach stellt sich der Freiburger Oberhirte im Vatikan der Presse. Am Mittwoch Abend hat sich Zollitsch mit in Rom tätigen deutschsprachigen Ordensleuten getroffen. Nach Besuchen in verschiedenen Kurienbehörden ist für Donnerstagabend eine Begegnung mit der Basisgemeinschaft Sant’Egidio vorgesehen. (rv)

Kasper: „Habe nie von Entschädigungen gesprochen“

Der deutsche Kurienkardinal Walter Kasper verteidigt den Vatikan und die deutschen Bischöfe: Die Missbrauchsfälle seien von der Kirche entschieden angegangen worden, sagte Kardinal Kasper in einem Exklusiv-Interview mit Radio Vatikan. Die Fälle würden nicht allein die katholische Kirche betreffen. Kardinal Kasper will auch ein kürzlich wiedergegebenes Interview richtigstellen.

Herr Kardinal, in den vergangenen Tagen sorgte in Deutschland die Debatte zum Thema „Missbrauch“ für Schlagzeilen. Die katholische Kirche war natürlich sehr davon betroffen. Ihre Einschätzungen dazu?

„Es ist ein trauriges Thema und erfüllt uns mit Scham, dass solche Dinge in katholischen Einrichtungen vorgekommen sind und dass Kinder missbraucht wurden. Dass dies verwerflich ist, darüber kann überhaupt keine Frage bestehen. Dass dies auch aufgeklärt werden muss, ist völlig klar. Ich habe den Eindruck, die Deutschen Bischöfe tun in dieser Situation das, was möglich ist. Sie verhalten sich sehr klug. Ich habe dazu kürzlich Stellung genommen und zwar in einer italienischen Zeitung [„La Repubblica“, Anmerkung der Redaktion]. Die Wiedergabe war allerdings sehr frei. Vor allem habe ich kein Wort gesagt zu möglichen oder erforderlichen Entschädigungen. Das ist eine juristische Frage, die völlig außerhalb meines Gesichtskreises und meiner Zuständigkeit ist. Dazu habe ich kein Wort gesagt.“

Sie kennen die katholische Kirche in Deutschland sehr gut. Sie wissen auch, dass in der Vergangenheit bereits Anti-Missbrauchsmaßnahmen ergriffen wurden. Was halten Sie von den bisherigen Richtlinien?

„Die katholische Kirche in Deutschland ist die einzige Institution, die dazu Richtlinien erlassen hat. Diese kann man jetzt aufgrund der Erfahrungen sicherlich verbessern. Fakt ist aber, dass wir bereits Richtlinien haben. Nun müssten auch alle anderen Institutionen, die davon betroffen sind, solche Maßnahmen ergreifen. Denn Missbrauch ist kein katholisches, sondern ein gesellschaftliches Problem. Jetzt muss man also gemeinsam zusammensitzen und überlegen, was man für die Prävention tun und wie man den Opfern helfen kann.“

Und wie ist es aus Vatikan-Sicht? Der Vatikan ist ja nicht schweigsam oder unternimmt nichts in Sachen Missbrauch. Auf Weltkirchenebene gibt es doch Richtlinien.

„Selbstverständlich hat der Vatikan mehrfach Stellung dazu genommen. Das war so, als die Missbräuche in den Vereinigten Staaten in den Schlagzeilen waren und in Irland die Fälle bekannt wurden. Der Vatikan unterstützt selbstverständlich die Ortsbischöfe. Über die klare Meinung des Papstes zu dieser Frage besteht kein Zweifel. Es ist leider ein völlig falscher Zungenschlag hereingekommen über die deutsche Bundesjustizministerin. Ich habe den Eindruck, sie kennt das Kirchenrecht nicht. Sie kann nicht unterscheiden, was kirchenrechtliche Zuständigkeit und staatliche Kompetenzen sind. Das sind unterschiedliche Rechtskreise und Vorgänge. Selbstverständlich ist es so, dass dort, wo es notwendig ist, eine Zusammenarbeit mit den Staatsanwaltschaften gefördert wird. Schweigemauern werden nicht von der Kirche aufgebaut. Ich habe gewisse Erfahrungen als Bischof gesammelt. Ich hatte damals meinen Personalreferenten zu den Eltern geschickt, wo Vorwürfe da waren. Die Eltern schwiegen, obwohl wir sie gedrängt hatten, dass sie reden sollten. Diese Vorwürfe gegen die katholische Kirche, dass wir nicht zusammenarbeiten würden und Schweigemauern aufbauen, sind völlig absurd und außerhalb der Welt.“

Themenwechsel: An diesem Sonntag wird Papst Benedikt XVI. die lutherische Gemeinde in Rom besuchen. Sie sind im Vatikan für die Ökumene – und auch für den Dialog mit dem Luthertum – zuständig. Ihre Einschätzung zu diesem Besuch, der ja auch für Deutschland sicherlich wichtig ist?

„Ich freue mich über diesen Besuch. Die Visite ist ein Ausdruck der gewachsenen Zusammenarbeit und Nähe zwischen uns und den lutherischen Christen in Deutschland und der lutherischen Gemeinde hier in Rom. Es ist eine gute und freundschaftliche Beziehung, die der Papst zum Ausdruck geben möchte. Er leistet zugleich einen Beitrag zur weiteren Verbesserung des Verhältnisses zu den lutherischen Christen, die in Deutschland sind. Der Dialog mit den Lutheranern war ja einer der ersten nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Dieser Dialog hat wesentliche Fortschritte gemacht. Man denke hierbei an die Rechtfertigungslehre. So hoffen wir, dass das eine Zukunftsperspektive eröffnet. Ich freue mich, am Sonntag dabei sein zu können.“ (rv)

Der Missbrauchskandal weitet sich aus – Vatikan unterstützt deutsche Bischöfe

Auch aus dem Vatikan kommt grünes Licht für einen Runden Tisch gegen Kindesmißbrauch in Deutschland, an dem alle großen gesellschaftlichen Kräfte vertreten sind. Die Vatikanzeitung „Osservatore Romano" lobt die deutsche Bildungsministerin Annette Schavan dafür, dass sie „Null Toleranz" für Mißbrauch an Schulen und Internaten fordert. Es sei richtig, jetzt „soviel Klarheit zu schaffen wie möglich" – und zwar an allen Schulen und Bildungseinrichtungen, denn – so das Vatikanblatt – „diese schmerzhafte Frage betrifft ja nicht nur die katholischen Einrichtungen". „Vielleicht" – so sagt es an diesem Dienstag Vatikansprecher Federico Lombardi – „kann die schmerzhafte Erfahrung der Kirche eine nützliche Lehre auch für andere sein." In einer Erklärung stellt sich der Jesuit, der den Vatikanischen Pressesaal leitet, hinter die Initiative zu einem umfassenden Runden Tisch in Deutschland und lobt die Entschlossenheit der deutschen Bischöfe zur Aufklärung des Geschehenen. Bundeskanzlerin Angela Merkel habe Recht, wenn sie die „Ernsthaftigkeit und den Einsatz der deutschen Kirche" für Aufklärung würdige.

Natürlich, so Lombardi weiter, seien „Fehler von kirchlichen Einrichtungen und Verantwortlichzen besonders abscheulich, weil die Kirche ja eine besondere erzieherische und moralische Verantwortung hat". Doch müsse man die Frage auch „viel weiter stellen" und die Anklagen nicht nur „auf die Kirche konzentrieren". Lombardi verweist auf offizielle Zahlen aus Österreich: In einem bestimmten Zeitraum habe es dort 17 Missbrauchsfälle an kirchlichen, aber 510 an nicht-kirchlichen Einrichtungen gegeben. „Es ist durchaus angezeigt, sich auch um letztere Gedanken zu machen", so der Papst-Sprecher.

Deutschland: Debatte über Verjährungsfristen

Die deutsche Familienministerin Kristina Schröder hat am Montag einen umfassenden Runden Tisch zum Thema Missbrauch angekündigt – für den 23. April. Die Kirchen werden da mit am Tisch sitzen, zusammen mit anderen wichtigen Vertretern gesellschaftlicher Gruppen: Familienverbänden, Schulträgern, der freien Wohlfahrtspflege, der Ärzteschaft und der Politik. Das Gremium soll Selbstverpflichtungen und Verhaltensregeln erarbeiten. Schröders Zielvorgabe heißt: „Was ist zu tun, wenn Übergriffe geschehen sind, welche Faktoren fördern Übergriff auf Kinder, und wie können diese vermindert werden? Das sind die Fragen, die an diesem Runden Tisch erörtert werden sollen."

Mit ihrer Initiative stellt sich die CDU-Ministerin Schröder gegen ihre Kabinettskollegin von der FDP, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger. Die Justizministerin fordert weiter einen Runden Tisch speziell mit der Kirche – und zwar, damit diese Entschädigungen an Opfer zahlt. In diesem Punkt springt ihr auch SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles bei. Skeptisch ist Leutheuser-Schnarrenberger hingegen, was die derzeitige Debatte in der Politik um Gesetzesänderungen betrifft.

„Verjährungsfristen zu verlängern, bringt für die Opfer, an denen Mißbrauch begangen wurde und wo diese Taten längst verjährt sind, nichts – weil es rückwirkend keine Verlängerung der Verjährungsfrist mit der Möglichkeit der Strafverfolgung gibt."

Ähnlich sieht das der Strafrechtler Stefan König– er sagte dem ZDF: „Verjährungsfristen haben ja viele gute Gründe. Einer davon ist, dass natürlich die Aufklärung eines Vorwurfs umso schwieriger wird – besonders dann, wenn man Zeugen dafür braucht –, je mehr Zeit seit der angeblichen Tat verstrichen ist." Für Kriminologen wie Christian Pfeiffer hingegen hätten längere Verjährungsfristen den Vorteil, dass Täter auch nach längerer Zeit noch zu Schadenersatz verpflichtet werden könnten: „Im Prinzip ist das richtig, weil gerade die Opfer aus einer Zeit, die Jahrzehnte zurückliegt und die jetzt fünfzig oder sechzig sind, endlich die Freiheit haben, darüber zu reden: Früher konnten sie das beim besten Willen nicht. Denen sollten wir entgegenkommen und die Möglichkeit verschaffen, dass sie zum Beispiel die Kosten für eine Therapie, die sie jetzt machen, vom Täter ersetzt bekommen!"

Justizministerin kritisiert Kirche und Vatikan

Nachdem der Runde Tisch nun beschlossene Sache ist, verlagert sich die Debatte in Deutschland immer mehr zum Thema Entschädigungen. Die Justizministerin nennt solche Entschädigungen, die die Kirche an Opfer aus früheren Jahrzehnten leisten solle, „ein Stück Gerechtigkeit gegenüber den Opfern, auch wenn sich das erlittene Unrecht materiell nicht aufwiegen lässt". Die Ministerin übte erneut Kritik an der katholischen Kirche und insbesondere am Vatikan. Sie kritisierte, es gebe, insbesondere bei katholischen Schulen, eine Schweigemauer, die Missbrauch und Misshandlungen verdeckt habe. Verantwortlich dafür sei auch eine Direktive der vatikanischen Glaubenskongregation von 2001, nach der auch schwere Missbrauchsfälle zuallererst der päpstlichen Geheimhaltung unterlägen. Ein Ministeriumssprecher fügte hinzu, die Justizministerin halte den Willen der Kirche zur Zusammenarbeit mit staatlichen Behörden für weiterhin nicht ausreichend.

Der Regensburger katholische Bischof Gerhard Ludwig Müller hat Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger scharf kritisiert. Die Behauptung der Ministerin, die katholische Kirche in Deutschland behindere in Fällen sexuellen Missbrauchs die Aufklärung von Straftaten, sei „unwahr und ehrenrührig", erklärte Müller am Dienstag. Der Bischof forderte die Ministerin auf, Beweise für ihre Anschuldigungen vorzulegen oder andernfalls „ihre Amtsautorität nicht für derartige Übergriffe zu instrumentalisieren". Müller wies insbesondere Leutheusser-Schnarrenbergers Behauptung zurück, dass es an katholischen Schulen eine Schweigemauer gebe, die die Aufklärung von Straftaten erschwere oder gar verhindere. In allen deutschen Diözesen werde nach den Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz „jeder Hinweis auf eine Missbrauchsstraftat umgehend und genauestens geprüft", betonte der Bischof. Erhärte sich der Verdacht, werde der mutmaßliche Täter zur Selbstanzeige aufgefordert, im Falle einer Verweigerung die Staatsanwaltschaft informiert.

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) befürwortet unterdessen eine „breite und intensive Diskussion" in Sachen Kindesmissbrauch. Vor einer Gesetzesinitiative würden aber zunächst Experten in den Ministerien über ein geeignetes Vorgehen beraten, sagte ihr Regierungssprecher Ulrich Wilhelm.

Dt. Bischöfe: Wir arbeiten mit Justiz zusammen

„Die Kirche unterstützt die staatlichen Strafverfolgungsbehörden bei der Verfolgung sexuellen Missbrauchs Minderjähriger durch Geistliche vorbehaltlos." Darauf weist die Deutsche Bischofskonferenz an diesem Dienstag hin. Die Kirche „fordert Geistliche zu einer Selbstanzeige auf, wenn Anhaltspunkte für eine Tat vorliegen, und informiert von sich aus die Strafverfolgungsbehörden", so der Sprecher der Bischofskonferenz, Matthias Kopp. Auf die Anzeige und die Information der Justiz werde „nur unter außerordentlichen Umständen verzichtet, etwa wenn es dem ausdrücklichen Wunsch des Opfers entspricht". Auch der staatliche Gesetzgeber respektiere den Wunsch des Opfers und habe unter anderem deshalb „darauf verzichtet, bei den entsprechenden Straftaten eine Anzeigepflicht einzuführen". „Unabhängig von dem staatlichen Verfahren gibt es ein eigenes kirchliches Strafverfahren, das vom Kirchenrecht geregelt wird", erklärt Kopp weiter. „Der sexuelle Missbrauch Minderjähriger durch Geistliche ist nach kirchlichem Recht eine besonders schwere Straftat." Die Einzelheiten des Verfahrens lege ein Rundschreiben der vatikanischen Kongregation für die Glaubenslehre von 2001 fest. Die Akten der kirchlichen Verfahren würden in Rom geführt und würden vertraulich behandelt – aber: „Die kirchliche Unterstützung der staatlichen Strafverfolgungsbehörden bleibt davon unberührt."

Der Bischofssprecher bedauert, dass „die Zuordnung von staatlichem und kirchlichem Strafverfahren immer wieder falsch dargestellt wird". Er stellt darum noch einmal klar: „Im Fall des Verdachts sexuellen Missbrauchs Minderjähriger durch einen Geistlichen gibt es ein staatliches und ein kirchliches Strafverfahren. Sie betreffen verschiedene Rechtskreise und sind voneinander völlig getrennt und unabhängig. Das kirchliche Verfahren ist selbstverständlich dem staatlichen Verfahren nicht vorgeordnet. Der Ausgang des kirchlichen Verfahrens hat weder Einfluss auf das staatliche Verfahren noch auf die kirchliche Unterstützung der staatlichen Strafverfolgungsbehörden."

Runder Tisch: Pro und Contra

Die FDP-Bundestagsfraktion hat die geplante personelle Besetzung des Runden Tisches gegen Kindesmissbrauch durch Bundesfamilienministerin Kristina Schröder deutlich kritisiert. Dass Schröder Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) nicht eingeladen habe, „brüskiert nicht nur die Bundesjustizministerin, sondern auch die Opfer sexuellen Missbrauchs": Das erklärte der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion, Christian Ahrendt, in Berlin. Den Opfern sei „mit der offensichtlich mit heißer Nadel gestrickten Konzeption des Runden Tisches nicht geholfen", so der FDP-Politiker.

Der Münchner Erzbischof Reinhard Marx hingegen hat den Runden Tisch begrüßt. Es sei gut, Vertreter aller relevanten Gruppen dazu einzuladen, sagte Marx dem „Münchner Merkur". Dem Skandal des Missbrauchs an Kindern und Jugendlichen müsse auf breiter Front entgegengetreten werden. Auf die Frage, warum die Bischöfe so lange gebraucht hätten, um Stellung zu beziehen, verwies Marx auf eine Absprache unter den Bischöfen. Auf der Bischofskonferenz hätten alle noch einmal ausgiebig mit Fachleuten darüber reden wollen. Danach sollte eine gemeinsame Erklärung abgegeben werden. „Im Nachhinein weiß ich nicht, ob das richtig war", räumt der Erzbischof ein.

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken begrüßt die Initiative der Bundesregierung zu einem Runden Tisch gegen Kindesmissbrauch. Der Vorstoß sei „absolut notwendig und richtig", erklärte Verbandspräsident Alois Glück am Dienstag in einem Radiointerview. Neben der Aufklärung der Fälle und der Hilfe für die Opfer sei die zentrale Frage, wie man die Vorbeugung verstärken könne. Das betreffe alle, die mit Jugendlichen arbeiten, so der CSU-Politiker. Der ZdK-Präsident forderte die katholische Kirche zugleich zur entschiedenen Aufarbeitung der jetzt bekanntgewordenen Missbrauchsfälle auf. Der erste Ansatz dürfe nicht sein, die Kirche zu schonen.

Ratzinger: Wenn ich gewusst hätte…

Der Bamberger katholische Erzbischof Ludwig Schick hat sich für eine Verschärfung des Strafrechts bei Fällen von sexuellem Missbrauch an Kindern und Jugendlichen ausgesprochen. Die Verjährungsfristen sollten auf mindestens 30 Jahre verlängert werden, forderte Schick am Dienstag in Bamberg. Da Missbrauchsdelikte erst später als andere offenbar würden, sei ein solcher Schritt nötig. Die Gerichte würden somit wieder in die Lage versetzt, Straftaten wegen Missbrauchs aufzuklären. Weiter plädierte der Erzbischof dafür, bei jedem begründeten Verdacht sofort die Staatsanwaltschaft zu verständigen. Schick wörtlich: „Das Wichtigste sind die Opfer. Ihnen muss die Justiz Gerechtigkeit zukommen lassen."

Der frühere Regensburger Domkapellmeister Georg Ratzinger hat eingeräumt, von den früheren Prügel-Praktiken in der Internatsvorschule der „Regensburger Domspatzen" gewusst zu haben. Der Bruder von Papst Benedikt XVI. sagte der „Passauer Neuen Presse" mit Blick auf den Internatsleiter: „Wenn ich gewusst hätte, mit welch übertriebener Heftigkeit er vorging, dann hätte ich schon damals etwas gesagt." Er verurteile das Geschehene und bitte die Opfer um Verzeihung.

Neue und alte Fälle

Das Bistum Limburg klärt die Missbrauchsvorwürfe in der Diözese weiter auf. Benno Grimm, der Missbrauchsbeauftragte des Bistums, untersucht derzeit Verdachtsfälle gegen fünf weitere Priester und kirchliche Mitarbeiter. Auch bei den neuen Fällen hat die Diözese alle Informationen an die Staatsanwaltschaft übermittelt. Die aktuell bekannt gewordenen Vorwürfe reichen weit zurück: Sie sollen sich in den 50-er, 60-er und 70-er Jahren ereignet haben. Einige der Beschuldigten sind mittlerweile verstorben. Strafrechtlich sind die Taten bereits verjährt. Die Diözese setzt nach eigenen Angaben trotzdem alles daran, jeden Verdachtsfall rigoros aufzuklären. Im Zuge der Untersuchungen ist zudem ein weiterer Fall in den Blick geraten: In den 70-er Jahren gab es ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren gegen den damaligen Leiter des Musischen Internates in Hadamar. Der frühere Leiter der Limburger Domsingknaben ist im Jahr 2002 gestorben.  Er wurde nicht strafrechtlich verurteilt.

Am Bonner Jesuitengymnasium sollen zwischen 1946 und 2005 sechs Jesuitenpatres Schüler sexuell missbraucht haben. Das teilte der kommissarische Rektor, Pater Ulrich Rabe, am Dienstag in Bonn mit. Er bezieht sich auf einen Zwischenbericht, der am Montag dem Kollegium, Elternvertretern und der Missbrauchs-Beauftragten der Jesuiten, Ursula Raue, vorgelegt worden war. Den Zwischenbericht erstellt hatte nach den Angaben eine interne Arbeitsgruppe mit Repräsentanten von Eltern, Lehrern, Schul- und Internatsleitung und Mitgliedern der Jesuitenkommunität. Laut Rabe wurden bislang Aussagen von 30 verschiedene Personen gesammelt, „die in der Schilderung der Erheblichkeit der Übergriffe sehr unterschiedlich sind". Die Spannweite der Beschuldigungen reiche von Aussagen über den allgemeinen Erziehungsstil bis hin zu Berichten über heftigen und wiederholten sexuellen Missbrauch. Die drastischsten Schilderungen bezögen sich auf die 50-er und 60-er Jahre. Die Autoren des Berichts fordern laut Rabe den Provinzial der Deutschen Jesuiten auf, eine externe Stelle zur Überprüfung früherer Entscheidungsträger einzurichten. Sie solle klären, inwieweit Bereichsleiter, Rektoren oder Provinziale ihrer Leitungs- und Aufsichtsfunktion im Umgang mit Vorwürfen oder eventuellen Kenntnissen sexueller Übergriffe gerecht geworden seien. Der Anfang Februar zurückgetretene Rektor, Pater Theo Schneider, solle sich sobald wie möglich zu seiner Verantwortung in seiner Leitungs- und Aufsichtsfunktion öffentlich äußern. Weiter verlangt die Arbeitsgruppe die Benennung externer Fachleute als Ombudsleute, an die sich künftige Opfer sexueller Gewalt wenden können.

Debatte reißt nicht ab

Angesichts immer neuer Fälle von Gewalt und sexuellem Missbrauch an Schulen – und nicht mehr nur kirchlichen – drängen Politik und Verbände auf rückhaltlose Aufklärung. Schon in den nächsten Tagen wollen die Länderminister mit Bundesbildungsministerin Annette Schavan über die Frage des Kindesmissbrauchs sprechen. Der Deutsche Lehrerverband fordert die Ernennung von Sonderbeauftragten durch alle Kultusminister, um Hinweisen in Zusammenarbeit mit der örtlichen Schulaufsicht zügig nachzugehen.

Der Vorsitzende des neu gegründeten katholischen Arbeitskreises in der CSU, Thomas Goppel, verlangt, dass die Kirche bei der Aufklärung der Missbrauchsfälle jetzt nachlegt. Das sagte er im Gespräch mit dem Münchener Kirchenradio. Andererseits dürfe das Fehlverhalten einiger weniger in der Kirche nicht zur Verteufelung der ganzen Institution führen. Das hätten vor allem die Schüler und Eltern in Kloster Ettal klar gemacht, wofür er noch dankbarer sei als für den Aufklärungswillen von Erzbischof Marx. Der Gesprächskreis „ChristSoziale Katholiken in der CSU" ist am Montag offiziell gegründet worden. Er will sich dafür einsetzen, dass katholische Positionen in der Gesellschaft nicht verloren gehen. (rv)

Vatikan: Ja zu Rundem Tisch – Missbrauchsdebatte in Deutschland

Auch aus dem Vatikan kommt grünes Licht für einen Runden Tisch gegen Kindesmißbrauch in Deutschland, an dem alle großen gesellschaftlichen Kräfte vertreten sind. Die Vatikanzeitung „Osservatore Romano“ lobt die deutsche Bildungsministerin Annette Schavan dafür, dass sie „Null Toleranz“ für Mißbrauch an Schulen und Internaten fordert. Es sei richtig, jetzt „soviel Klarheit zu schaffen wie möglich“ – und zwar an allen Schulen und Bildungseinrichtungen, denn – so das Vatikanblatt – „diese schmerzhafte Frage betrifft ja nicht nur die katholischen Einrichtungen“.
Die deutsche Familienministerin Kristina Schröder hat am Montag einen umfassenden Runden Tisch zum Thema Missbrauch angekündigt – für den 23. April. Die Kirchen werden da mit am Tisch sitzen, zusammen mit anderen wichtigen Vertretern gesellschaftlicher Gruppen: Familienverbänden, Schulträgern, der freien Wohlfahrtspflege, der Ärzteschaft und der Politik. Das Gremium soll Selbstverpflichtungen und Verhaltensregeln erarbeiten. Schröders Zielvorgabe heißt:
„Was ist zu tun, wenn Übergriffe geschehen sind, welche Faktoren fördern Übergriff auf Kinder, und wie können diese vermindert werden? Das sind die Fragen, die an diesem Runden Tisch erörtert werden sollen.“
Mit ihrer Initiative stellt sich die CDU-Ministerin Schröder gegen ihre Kabinettskollegin von der FDP, Sabine Leutheuser-Schnarrenberger. Die Justizministerin fordert weiter einen Runden Tisch speziell mit der Kirche – und zwar, damit diese Entschädigungen an Opfer zahlt. In diesem Punkt springt ihr auch SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles bei. Skeptisch ist Leutheuser-Schnarrenberger hingegen, was die derzeitige Debatte in der Politik um Gesetzesänderungen betrifft.
„Verjährungsfristen zu verlängern, bringt für die Opfer, an denen Mißbrauch begangen wurde und wo diese Taten längst verjährt sind, nichts – weil es rückwirkend keine Verlängerung der Verjährungsfrist mit der Möglichkeit der Strafverfolgung gibt.“
Ähnlich sieht das der Strafrechtler Stefan König – er sagte dem ZDF:
„Verjährungsfristen haben ja viele gute Gründe. Einer davon ist, dass natürlich die Aufklärung eines Vorwurfs umso schwieriger wird – besonders dann, wenn man Zeugen dafür braucht –, je mehr Zeit seit der angeblichen Tat verstrichen ist.“
Für Kriminologen wie Christian Pfeiffer hingegen hätten längere Verjährungsfristen den Vorteil, dass Täter auch nach längerer Zeit noch zu Schadenersatz verpflichtet werden könnten:
„Im Prinzip ist das richtig, weil gerade die Opfer aus einer Zeit, die Jahrzehnte zurückliegt und die jetzt fünfzig oder sechzig sind, endlich die Freiheit haben, darüber zu reden: Früher konnten sie das beim besten Willen nicht. Denen sollten wir entgegenkommen und die Möglichkeit verschaffen, dass sie zum Beispiel die Kosten für eine Therapie, die sie jetzt machen, vom Täter ersetzt bekommen!“
Nachdem der Runde Tisch nun beschlossene Sache ist, verlagert sich die Debatte in Deutschland immer mehr zum Thema Entschädigungen. Die Justizministerin nennt solche Entschädigungen, die die Kirche an Opfer aus früheren Jahrzehnten leisten solle, „ein Stück Gerechtigkeit gegenüber den Opfern, auch wenn sich das erlittene Unrecht materiell nicht aufwiegen lässt“. Die Ministerin übte erneut Kritik an der katholischen Kirche und insbesondere am Vatikan. Sie kritisierte, es gebe, insbesondere bei katholischen Schulen, eine Schweigemauer, die Missbrauch und Misshandlungen verdeckt habe. Verantwortlich dafür sei auch eine Direktive der vatikanischen Glaubenskongregation von 2001, nach der auch schwere Missbrauchsfälle zuallererst der päpstlichen Geheimhaltung unterlägen. Ein Ministeriumssprecher fügte hinzu, die Justizministerin halte den Willen der Kirche zur Zusammenarbeit mit staatlichen Behörden für weiterhin nicht ausreichend. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) befürwortet unterdessen eine „breite und intensive Diskussion“ in Sachen Kindesmissbrauch. Vor einer Gesetzesinitiative würden aber zunächst Experten in den Ministerien über ein geeignetes Vorgehen beraten, sagte ihr Regierungssprecher Ulrich Wilhelm.
Die FDP-Bundestagsfraktion hat die geplante personelle Besetzung des Runden Tisches gegen Kindesmissbrauch durch Bundesfamilienministerin Kristina Schröder deutlich kritisiert. Dass Schröder Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) nicht eingeladen habe, „brüskiert nicht nur die Bundesjustizministerin, sondern auch die Opfer sexuellen Missbrauchs“: Das erklärte der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion, Christian Ahrendt, in Berlin. Den Opfern sei „mit der offensichtlich mit heißer Nadel gestrickten Konzeption des Runden Tisches nicht geholfen“, so der FDP-Politiker.
Der Münchner Erzbischof Reinhard Marx hingegen hat den Runden Tisch begrüßt. Es sei gut, Vertreter aller relevanten Gruppen dazu einzuladen, sagte Marx dem „Münchner Merkur“. Dem Skandal des Missbrauchs an Kindern und Jugendlichen müsse auf breiter Front entgegengetreten werden. Auf die Frage, warum die Bischöfe so lange gebraucht hätten, um Stellung zu beziehen, verwies Marx auf eine Absprache unter den Bischöfen. Auf der Bischofskonferenz hätten alle noch einmal ausgiebig mit Fachleuten darüber reden wollen. Danach sollte eine gemeinsame Erklärung abgegeben werden. „Im Nachhinein weiß ich nicht, ob das richtig war“, räumt der Erzbischof ein.
Der Bamberger katholische Erzbischof Ludwig Schick hat sich für eine Verschärfung des Strafrechts bei Fällen von sexuellem Missbrauch an Kindern und Jugendlichen ausgesprochen. Die Verjährungsfristen sollten auf mindestens 30 Jahre verlängert werden, forderte Schick am Dienstag in Bamberg. Da Missbrauchsdelikte erst später als andere offenbar würden, sei ein solcher Schritt nötig. Die Gerichte würden somit wieder in die Lage versetzt, Straftaten wegen Missbrauchs aufzuklären. Weiter plädierte der Erzbischof dafür, bei jedem begründeten Verdacht sofort die Staatsanwaltschaft zu verständigen. Schick wörtlich: „Das Wichtigste sind die Opfer. Ihnen muss die Justiz Gerechtigkeit zukommen lassen.“
Der frühere Regensburger Domkapellmeister Georg Ratzinger hat eingeräumt, von den früheren Prügel-Praktiken in der Internatsvorschule der „Regensburger Domspatzen“ gewusst zu haben. Der Bruder von Papst Benedikt XVI. sagte der „Passauer Neuen Presse“ mit Blick auf den Internatsleiter: „Wenn ich gewusst hätte, mit welch übertriebener Heftigkeit er vorging, dann hätte ich schon damals etwas gesagt.“ Er verurteile das Geschehene und bitte die Opfer um Verzeihung.
Angesichts immer neuer Fälle von Gewalt und sexuellem Missbrauch an Schulen – und nicht mehr nur kirchlichen – drängen Politik und Verbände auf rückhaltlose Aufklärung. Schon in den nächsten Tagen wollen die Länderminister mit Bundesbildungsministerin Annette Schavan über die Frage des Kindesmissbrauchs sprechen. Der Deutsche Lehrerverband fordert die Ernennung von Sonderbeauftragten durch alle Kultusminister, um Hinweisen in Zusammenarbeit mit der örtlichen Schulaufsicht zügig nachzugehen.
Der Vorsitzende des neu gegründeten katholischen Arbeitskreises in der CSU, Thomas Goppel, verlangt, dass die Kirche bei der Aufklärung der Missbrauchsfälle jetzt nachlegt. Das sagte er im Gespräch mit dem Münchener Kirchenradio. Andererseits dürfe das Fehlverhalten einiger weniger in der Kirche nicht zur Verteufelung der ganzen Institution führen. Das hätten vor allem die Schüler und Eltern in Kloster Ettal klar gemacht, wofür er noch dankbarer sei als für den Aufklärungswillen von Erzbischof Marx. Der Gesprächskreis „ChristSoziale Katholiken in der CSU“ ist am Montag offiziell gegründet worden. Er will sich dafür einsetzen, dass katholische Positionen in der Gesellschaft nicht verloren gehen. (rv)

Zollitsch: „In Sachen Missbrauch mit dem Papst einig“

Wenn der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, nächste Woche zur Audienz beim Papst aufbricht, reist er mit schwerem Gepäck: Zollitsch wird dabei den Papst vor allem über die Ergebnisse der intensiven Versammlung der Deutschen Bischöfe in Freiburg informieren. Bei der Audienz wird aber vor allem das Thema sexueller Missbrauch eine Rolle spielen.
„Ich werde vor allem dem Heiligen Vater die Grüße der Vollversammlung überbringen und auch ihm unsere Solidarität versichern. Und ich werde ihm dann auch persönlich sagen, wie wir uns der Frage der Missbrauchsfälle angenommen haben, was wir beschlossen haben, wie wir nach vorne schauen, um das aufzuarbeiten. Und ich werde ihn auch informieren über das, was uns sehr beschäftigt hat: nämlich wie gehen wir um mit der alternden Gesellschaft? Welche Zeichen wollen wir setzen für diese Menschen? Und auch, wie wir in die Zukunft blicken im Blick auf die Präsenz der Kirche in der Gesellschaft bei uns. Das sind Schwerpunktthemen. Aber ich werde auch über die große Sorge des Priesternachwuchses mit dem Heiligen Vater sprechen, um einfach ihn wissen zu lassen, welche Themen uns in Deutschland besonders bewegen.“
Schon vor seiner Reise nach Rom sieht Zollitsch im Vatikan die nötige Sensibilität für das Thema „Missbrauch“. Der Papst habe es auch bei Fällen in anderen Ländern bezüglich seiner Haltung nicht an Deutlichkeit fehlen lassen.
„Papst Benedikt hat sich selber ja der Situation in den USA angenommen, auch jetzt in Irland. Ich bin überzeugt, dass das, was wir beschlossen haben, in die richtige Richtung weist und dass wir ganz klar sagen, dass das ein furchtbares Verbrechen ist. Da sind wir uns mit dem Heiligen Vater einig. Ich bin überzeugt, das, was wir nun beschlossen haben, wird nicht nur seine Zustimmung finden, sondern es wird ihm auch seine Situation erleichtern.“ (rv)