China: Kardinal Zen bittet treue Katholiken, in die Katakomben zurückzukehren

Das Abkommen zwischen Vatikan und Volksrepublik ist ein „Schritt hin zur Vernichtung der wahren Kirche in China“, warnt Hong Kongs Bischof emeritus.

VATIKANSTADT , 26 October, 2018 / 7:56 AM (CNA Deutsch).-

In einem dramatischen Kommentar in der „New York Times“ hat der emeritierte Bischof von Hongkong, Kardinal Joseph Zen, angesichts des umstrittenen Abkommens zwischen Vatikan und Volksrepublik die Katholiken Chinas aufgefordert, „in die Katakomben“ zurückzukehren.

Der chinesische Würdenträger wendet sich in seinem Artikel, der am 24. Oktober veröffentlicht wurde, direkt an die treuen Katholiken im Untergrund.

„Den Bischöfen und Priestern im Untergrund kann ich nur das sagen: Bitte, zettelt keine Revolution an. Sie nehmen euch eure Kirchen? Ihr könnt nicht mehr zelebrieren? Geht in die Häuser und betet mit euren Familien. Wartet auf bessere Zeiten. Kehrt zurück in die Katakomben. Der Kommunismus währt nicht ewig“.

Unter der Überschrift „Der Papst versteht China nicht“ schreibt der Kardinal, der auch in mehreren chinesischen Priesterseminaren unterrichtet hat, das „vorläufige“ Abkommen zwischen der kommunistischen Regierung und dem Vatikan sei „ein bedeutender Schritt hin zur Vernichtung der wahren Kirche in China.“

Im Gegensatz zu „Papst Franziskus, einem Argentinier, der scheinbar die Kommunisten nicht versteht“ würde er China kennen, schreibt Zen: Franziskus sei „sehr pastoral und kommt aus Südamerika, wo sich historisch gesehen die Militärregierungen und die Reichen verbünden, um die Armen zu unterdrücken. Und wer tauchte dort auf, um sie zu verteidigen? Die Kommunisten. Möglicherweise sogar einige Jesuiten“.

„Franziskus mag eine natürliche Sympathie für die Kommunisten haben, denn für ihn sind sie die Verfolgten. Er kennt sie nicht als die Verfolger, die sie werden, wenn sie einmal an der Macht sind, wie die Kommunisten in China.“

Der emeritierte Bischof von Hongkong erinnerte daran, dass „der Heilige Stuhl und Peking die Beziehungen in den 1950er Jahren abgebrochen hatten. Die Katholiken und andere Gläubige wurden verhaftet und in Arbeitslager geschickt. Ich kehrte 1974, während der Kulturrevolution, nach China zurück; und die Situation war schrecklich – jenseits jeglicher Vorstellung. Eine ganze Nation in Sklaverei. Wir vergessen diese Dinge zu schnell. Wir haben auch vergessen, dass man nie eine echte Übereinkunft mit einem totalitären Regime erreichen kann.“

„China hat sich seit den 1980er Jahren geöffnet, aber auch heute noch ist alles unter Kontrolle der Kommunistischen Partei Chinas. Die offizielle Kirche in China wird von der sogenannten Patriotischen Vereinigung und der Bischofskonferenz kontrolliert, die beide unter der Fuchtel der Partei stehen“.

Bischof Zen hob hervor, dass Kardinal Josef Tomko, der von 1985 bis 2002 Präfekt der Kongregation für die Evangelisierung der Völker war, „den Kommunismus verstanden hatte und weise war.“

Seiner Meinung nach änderten sich die Dinge, als Kardinal Tomko im Jahr 2002 in Ruhestand ging. Obwohl eine Sonderkommission für die Themen der Kirche in China eingerichtet wurde, der auch Kardinal Zen angehörte, verschlimmerten sich die Zustände.

Der Kardinal betonte, dass es mit Papst Benedikt XVI. neue Hoffnung gegeben habe.

Aber als dieser im Jahr 2007 seinen Brief an die Kirche Chinas herausbrachte, geschah etwas Unglaubliches. Die chinesische Übersetzung wurde mit Fehlern veröffentlicht, einschließlich einem, der sehr bedeutend war, und absichtlich zu sein schien.

Der Text verbreitete sich in der falschen Fassung, obwohl der Vatikan ihn korrigiert hatte, so Zen.

Das führte dazu, dass „einige Bischöfe den historischen Brief Benedikts als Ermutigung verstanden, der staatlich sanktionierten Kirche beizutreten“, während er im Gegenteil eine Kritik des Regimes war.

„Franziskus will nach China kommen. Alle Päpste wollten nach China, angefangen mit Johannes Paul II. Aber was brachte der Besuch Franziskus´ in Kuba im Jahr 2015 der Kirche? Was der kubanischen Bevölkerung? Fast nichts. Hat der die Gebrüder Castro bekehrt?“

Aufgrund der aktuellen Restriktionen der chinesischen Regierung gegen die Kirche „sagen mir Untergrund-Priester vom Festland, dass sie ihren Pfarreimitgliedern abraten, zur Messe zu kommen, damit sie nicht verhaftet werden“, so Zen.

„Vernichtung der wahren Kirche in China“

Hinsichtlich der Vereinbarung zur Ernennung von Bischöfen stellt der Kardinal die Frage:

„Aber was bringt es, das letzte Wort zu haben, wenn China schon vorher alle Wörter haben wird? In der Theorie kann der Papst die Ernennung eines jeden Bischofs verbieten, der ihm nicht würdig erscheint, aber wie viele Male wird er das in Realität tun können?“

Über die chinesischen Bischöfe, die an der Synode teilnehmen, sagte Kardinal Zen, dass beide „der chinesischen Regierung nahe stehen“ und „ihre Präsenz bei der Versammlung eine Beleidigung für die guten Bischöfe in China war.“

In der offiziellen Kirche, die vom Regime kontrolliert wird, gibt es derzeit „70 Bischöfe und in der Untergrund-Kirche circa 30. Die chinesischen Behörden sagen: Ihr erkennt unsere sieben (illegitimen) Bischöfe an und wir erkennen eure 30 an. Das hört sich wie ein guter Tausch an. Aber können diese 30 dann noch als Untergrund-Bischöfe wirken? Sicherlich nicht.“

„Sie werden gezwungen sein, der sogenannten Bischofskonferenz beizutreten. Sie werden gezwungen sein, sich den anderen in diesem Vogelkäfig anzuschließen und eine Minderheit darin sein. Das Abkommen des Vatikans, das im Namen der Einheit der Kirche in China getroffen wurde, bedeutet die Vernichtung der wahren Kirche in China.“

„Wenn ich ein Karikaturist wäre, würde ich den Heiligen Vater auf Knien zeichnen, während er Präsident Xi Jinping die Schlüssel des Himmelreiches anbieten und sagt: ‚Bitte erkenne mich als Papst an'“, schreibt der Kardinal.

Nach Unterzeichnung der Vereinbarung konnten zwei von der Volksrepublik eingesetzte chinesische Bischöfe an der Jugendsynode teilnehmen, die noch bis zum 28. Oktober stattfinden wird. Diese Bischöfe haben den Papst eingeladen, China zu besuchen.

Im aktuellen Monat Oktober haben die Behörden in China in drei Diözesen des Landes eine Offensive gegen Kreuze und Strukturen der Kirche gestartet.
Auf dem Rückflug von seiner Reise nach Lettland, Litauen und Estland erklärte Papst Franziskus Ende September zu den Journalisten: „Ich bin der Verantwortliche“ für diese Vereinbarung.

Bezüglich der sieben Bischöfe, die sich nicht in Gemeinschaft mit der Kirche befanden – wie der Volkskongress-Abgeordnete Bischof Guo Jincai, der an der Synode teilnimmt – erklärte Franziskus, dass „sie Fall für Fall studiert wurden. Die Akten eines jeden Bischofs lagen am Ende auf meinem Schreibtisch und ich war für die Unterzeichnung eines jeden Falles der Verantwortliche.“

Der Papst hat auch das Abkommen des Vatikans mit der Volksrepublik in einer Öffentlichen Botschaft verteidigt. Darin fordert Franziskus die Katholiken auf, „gute Bürger“ zu sein, sich um „Dialog“ und „Versöhnung“ zu bemühen. (CNA Deutsch)

Abgesetzter Bischof behauptet: „Wurde aus Rache aus meinem Amt entfernt“

MEMPHIS (TENNESSEE) – Einen Tag nach seiner Absetzung durch Papst Franziskus hat Bischof Martin Holley von Memphis gegenüber CNA gesagt, dass er nichts zu verbergen hat und transparent sein möchte über die Gründe seiner Amtsenthebung.

Holley sagt, er habe sein Amt weder wegen Misswirtschaft verloren, noch gebe es gegen ihn Vorwürfe sexuellen Fehlverhaltens.

Stattdessen glaubt er, dass er auf Geheiß von Kardinal Donald Wuerl abgesetzt wurde, dem ehemaligen Erzbischof von Washington. Wuerl habe den Apostolischen Nuntius, Erzbischof Christophe Pierre, beeinflusst oder mit ihm zusammengearbeitet, um ihn aus dem bischöflichen Dienst zu entfernen.

Bischof Holley betont, dass er nichts zu verbergen hat.

Der Bischof wurde von Papst Franziskus aus der Rolle des Diözesanbischofs am 24. Oktober entlassen, nachdem im Juni der Vatikan Holleys Amtsführung der Diözese untersucht hatte.

Anlass für diese Untersuchung wiederum war die Kritik an der Entscheidung von Holley, im Jahr 2017 bis zu zwei Drittel der 60 aktiven Priester in der Diözese neu einzusetzen sowie seine Ernennung eines kanadischen Priesters, Pater Clement Machado, zum Generalvikar und Kanzler der Diözese Memphis.

Vatikansprecher Greg Burke sagte Reportern am Mittwoch, Holley sei wegen seines „Managements der Diözese“ entlassen worden.

Burke fügte hinzu, dass es gegen Holley keine Vorwürfe von Missbrauch oder Vertuschung gebe, die zu seiner Enthebung geführt hätten. Auch Holley selber sagte gegenüber CNA, dass eine vor Jahrzehnten gemachte Behauptung über sexuelles Fehlverhalten, die in einigen Medien erwähnt wird, nicht der Grund für seine Entlassung sei.

Kardinal Donald Wuerl

Was also ist geschehen? Holley erzählte CNA, dass im Jahr 2012 Wuerl für den hochrangigen Posten des Staatssekretärs des Vatikans in Betracht gezogen wurde. Holley war damals Weihbischof in der Erzdiözese Washington, die Wuerl leitete.

Papst Benedikt XVI. habe Holley gebeten, sich zur möglichen Ernennung von Wuerl zu äußern – und Holley habe Bedenken über die Eignung Wuerls für die Rolle angemeldet.

Wuerl wurde nicht in das Amt im Vatikan berufen, und Holley sagte, dass seine Entlassung aus der Diözese Memphis die „Rache“ des Kardinals dafür sei.

Holley sagte CNA, dass Wuerl seit dieser Zeit „Verachtung“ für ihn empfinde: „Er wollte etwas, und ich stand ihm dabei im Weg“.

Wuerl wurde 2013 von Papst Franziskus zum Mitglied der Vatikanischen Bischofskongregation ernannt, noch bevor Holley Bischof von Memphis wurde. Die Kongregation ist für die Aufsicht der Bischöfe weltweit verantwortlich.

Wuerl und Kardinal Blase Cupich von Chicago sind die einzigen amerikanischen Mitglieder der Kongregation.

Laut Artikel 79 der Apostolischen Konstitution Pastor Bonus obliegt der Kongregation für die Bischöfe alles, „was die rechte Ausübung des pastoralen Dienstes der Bischöfe betrifft, wobei sie ihnen jedwede Unterstützung gewährt; es ist nämlich ihre Aufgabe, wenn es der Fall ist, in gemeinsamer Abstimmung mit den betreffenden Dikasterien allgemeine apostolische Visitationen anzusetzen und, gleichermaßen vorgehend, deren Ergebnisse auszuwerten sowie dem Papst vorzuschlagen, was demzufolge zweckmäßig zu entscheiden ist.“

Als Antwort auf Fragen zum Bericht von Holley und zur Beteiligung von Wuerl an der apostolischen Visitation sagte der Sprecher von Wuerl, Ed McFadden, gegenüber CNA lediglich, dass „es den Anschein hat, dass eine Apostolische Visitation, die in der Diözese Memphis stattfand sowie die Ergebnisse dieser Untersuchung einen gewissen Zusammenhang mit der Entlassung von Bischof Holley hatten“.

Ein hochrangiger Vertreter der Erzdiözese Washington informierte CNA, dass Holley damals weder ein enger Berater von Wuerl noch ein Mitglied des inneren Kreises des Kardinals war.

Eine andere, mit dem Fall eng vertraute Quelle sagte jedoch, dass Holley während seiner zweijährigen Amtszeit dreimal Wuerl eingeladen habe, in der Diözese Memphis zu sprechen.

Die Apostolische Visitation

Holley sagte gegenüber CNA, dass die Apostolische Visitation seiner Diözese im Juni unnötig gewesen sei, und ihr Zweck unklar.

Man habe ihm gesagt, dass der Besuch „nur dazu da sei, mir bei der Verwaltung der Diözese zu helfen. Ich brauchte aber keine Hilfe.“

Der Bischof sagte weiter, dass er, nachdem er als Bischof in Memphis eingesetzt worden war, auf den „Mangel an früherer Leitung, der hier herrschte“ aufmerksam wurde.

„Ich habe Dinge in Ordnung gebracht, die hier völlig durcheinander waren“, sagte er mit Blick auf die Verwaltung, Personal und kirchenrechtliche Arbeit.

Holley, der Afroamerikaner ist, sagte, aus „Rassismus“ hätten „einige Priester“ Widerstand geleistet. Einer von ihnen war laut Holley ein langjähriger Mitarbeiter von Wuerl.

Darauf hingewiesen, dass sein Vorgänger – Bischof Terry Steib – auch Afroamerikaner war, sagte Holley, dass sich „Vorurteile und Rassismus“ in der Diözese erst bemerkbar gemacht hätten, als er begann, die notwendigen Veränderungen vorzunehmen.

Lokale Medien berichteten, dass mehrere Diözesanpriester Bedenken anmeldeten, nachdem Holley Geistliche versetzt hatte. Umstritten war auch dessen Schließung eines Netzwerks katholischer Schulen, die sein Vorgänger gegründet hatte.

Holley wurde auch für seine Ernennung von Machado zum Generalvikar und Kanzler kritisiert.

Machado war bis 2016 Mitglied der Gesellschaft Unserer Lieben Frau von der Allerheiligsten Dreifaltigkeit, einer Priestergesellschaft mit Sitz in Corpus Christi, Texas. Er wurde kurz nach Holleys Antritt offiziell in die Diözese Memphis versetzt – ohne die übliche Probezeit in solchen Inkardinationsverfahren.

„Machado ist nicht und war nicht das Problem“, sagte Holley zu CNA. „Wenn ich ihn so lange kenne, warum sollte ich ihn nicht einäschern?“

Machado, der behauptet, als Kind Visionen von der Seligen Jungfrau Maria gehabt zu haben, hat sich einen internationalen Ruf als Exorzist und Redner erworben. Im Jahr 2016 gab die Diözese Corpus Christi jedoch eine Warnung heraus, in der sie darauf hinwies, dass Machado „Exorzismen ohne die Erlaubnis des örtlichen Bürgers durchgeführt hat“.

Holley erklärte CNA, dass er eine langjährige Beziehung zu Machado hat und brachte ihn in die Diözese, weil er seine Hilfe brauchte. Er verfügte nicht über genügend Personal, um die administrativen Bedürfnisse der Diözese zu erfüllen, und er glaubte, dass Machado helfen könnte.

Machado trat am 29. Juni, kurz nach Abschluss der Visitation in der Diözese Memphis, von seinen Ämtern zurück. Er konzentriere sich auf den Abschluss seines Studiums des Kirchenrechts und vor Kurzem verwitwete Mutter, hieß es dazu in einer Mitteilung Holleys.

Vorwürfe des Fehlverhaltens

Nach der Ankündigung des Rücktritts von Holley tauchten Berichte auf: Der Bischof sei in der Vergangenheit des sexuellen Fehlverhaltens bezichtigt worden.

Was offenbar dahinter steckt: Im Jahr 2009 veröffentlichte ein ehemaliger Seminarist einen Blogbeitrag, in dem er behauptete, dass 1986 Holley, der damals Diakon war, „all die gruseligen Raubtiertricks nutzte, um mich dazu zu bringen, ihm sexuell nachzugeben“, am Washingtoner Theological College.

CNA versuchte, den ehemaligen Seminaristen zu kontaktieren, konnte ihn aber nicht erreichen.

Ein leitender Kirchenbeamter teilte CNA mit, dass die Beschwerde in diesem Sommer an den Apostolischen Nuntius weitergeleitet wurde und dass sie die Entscheidung des Vatikans, den Bischof zu entfernen, hätte beeinflussen können.

Holley sagte jedoch CNA, dass der Nuntius das Thema zu keinem Zeitpunkt bei ihm angesprochen habe.

Er erklärte CNA, dass er zwar nicht direkt zu der Anschuldigung Stellung nehmen konnte, aber er sei „besorgt“, dass die Angelegenheit angesprochen werde, um seinen Charakter zu verleumden.

„Ich gehöre nicht zur Lavendel-Mafia“, sagte Bischof Holley.

Mit Blick auf die Vorwürfe sexuellen Fehlverhaltens durch Erzbischof Theodore McCarrick und mehrere andere katholische Kirchenmänner fügte er hinzu: „Ich würde mich niemals an diesem Übel beteiligen“.

Der Bischof fügte hinzu, dass er McCarrick nicht besonders nahestehe, unter dem er weniger als zwei Jahre lang als Weihbischof diente.

Quellen vor Ort bestätigen dies: Sie betonten gegenüber CNA, dass man in der Erzdiözese Washington der Meinung sei, McCarrick sei sogar gegen die Ernennung Holleys im Jahr 2004 gewesen und hätte einen anderen, lokalen Kandidaten bevorzugt.

„Ich konnte nichts anderes als sein Weihbischof“, so Holley dazu. Er habe in den Jahren 2009 oder 2010 Wuerl, McCarrick und Bischof Barry Knestout, damals ein weiterer Weihbischof aus Washington, über die Anschuldigung des Seminaristen gegen seine Person informiert. Er sagte, er sei mit Wuerl „völlig transparent“ über die Anschuldigung gewesen, und dass Wuerl ihm dafür gedankt habe, dass er sie gemeldet habe.

McCarrick, sagte er, sagte ihm, er solle sich „keine Sorgen machen.“ Die Angelegenheit wurde nicht noch einmal angesprochen, sagte er.

Der Sprecher von Wuerl sagte gegenüber CNA, dass „Kardinal Wuerl sich nicht an ein Gespräch mit Bischof Holley über eine Anschuldigung aus irgendeinem Zeitraum erinnert.“ Der Sprecher von Bischof Knestout beantwortete bislang keine Fragen von CNA.

McCarrick konnte nicht erreicht werden.

Offene Fragen wirft das kirchenrechtliche Verfahren auf, durch das Holley entfernt wurde.

Während Papst Franziskus 2016 Regeln festlegte, welche einen Bischof durch einen vatikanischen Prozess seines Amtes entheben können, ist nicht klar, ob dieser Prozess im Falle Holleys angewendet wurde oder ob die Kongregation für die Bischöfe eine Rolle spielte, in der Wuerl sitzt.

Holley sagte CNA, dass er vor seiner Amtsenthebung nicht mit Papst Franziskus gesprochen habe.

Unklar ist auch, wies nun weitergeht für den Bischof. Er sei sich nicht sicher, was er als Nächstes tun werde, so Holley. Er ist jetzt 63 Jahre alt, das normale Ruhestandsalter für Bischof ist 75.

„Hier ist Böses am Werk“, sagte er. „Das ist ein geistiger Kampf.“ (CNA Deutsch)

Haftbefehl gegen den mutmaßlichen Mörder des Heiligen Oscar Romero erlassen

SAN SALVADOR – Ein Gericht in San Salvador hat einen Haftbefehl gegen den Mann erlassen, der den Heiligen Oscar Romero am 24. März 1980 getötet haben soll.

Romero wurde am 14. Oktober mit mehreren anderen Personen von Papst Franziskus heiliggesprochen.

Der Verdächtige ist Álvaro Rafael Saravia, ein 78-jähriger ehemaliger Offizier der Armee.

Die Anklage gegen Saravia wurde 1993 abgeschmettert, nachdem ein Amnestiegesetz Strafverfahren im Zusammenhang mit dem Bürgerkrieg des Landes verbot.

Im Jahr 2017 eröffnete Richter Rigoberto Chicas den Fall jedoch wieder, nachdem das Amnestiegesetz aufgehoben wurde, wie CNA Deutsch berichtete.

Jetzt sind die nationale Polizei und Interpol damit befasst, den ehemaligen Soldaten zu finden, damit er wegen des Mordverdachts vor Gericht gestellt werden kann.

Keine weitere Person wurde im Zusammenhang mit Romeros Tod angeklagt.

Kämpfer für Arme und gegen Ungerechtigkeit

Soziale und wirtschaftliche Ungerechtigkeit in El Salvador führten in den 1970ern zu Demonstrationen und Aufständen gegen die Regierung. Diese versuchte, mit Todesschwadronen und anderen brutalen Repressalien, die Proteste zu unterdrücken. Von 1979 bis 1992 kämpften Pro-Regierungskräfte gegen linke Guerilla-Gruppen in einem Bürgerkrieg, der rund 75.000 Menschen das Leben kostete.

Wie viele andere Priester sprach sich Erzbischof Romero gegen die unmenschlichen Vorgänge im Land aus. Zahlreiche katholische Kritiker wurden von der Regierung ins Visier genommen.

Der Selige Oscar Romero sprach sich vor allem gegen die soziale Ungerechtigkeit aus, gegen die Unterdrückung der Armen, und die brutale Vorgehensweise des Militärs.

Als ein eng befreundeter Priester und Lehrer auf dem Weg zur Messe erschossen wurde, ließ sich Romero nicht einschüchtern. Im Gegenteil, seine Kritik gewann an Deutlichkeit.

Vor seiner Ermordung im Jahr 1980 waren bereits 30 Priester seiner Erzdiöese entweder umgebracht oder des Landes verwiesen worden; zahlreiche katholische Laien erlitten das gleiche Schicksal.

Heiligsprechungsverfahren

Nicht nur der juristische Fall seiner Ermordung, sondern auch sein Heiligsprechungsverfahren, das 1993 offiziell eröffnet wurde, war jahrelang verzögert worden: Politische Motivationen und bewußt gestreute Falschmeldungen behinderten eine geregelte Bearbeitung.

In seiner Arbeit mit den Armen und in seinen Klagen gegen die Diktatur wurde der Erzbischof von den heiligen Päpsten Paul VI. und Johannes Paul II. während ihrer Pontifikate unterstützt. (CNA Deutsch)

Afrika sollte der Jugendsynode ein Beispiel sein, sagt dieser Bischof aus Kamerun

Kardinal Marx: Angesichts der Missbrauchs- und Vertuschungskrise muss Kirche „anders werden“.

VATIKANSTADT – Während europäische Bischöfe auf der Synode darüber diskutieren, wie sie junge Menschen wieder in die Kirche bringen können, sagte ein Bischof aus Kamerun, dass er das umgekehrte Problem hat.

Der Bischof von Mamfe in Kamerun und der Erzbischof von München und Freising waren beide auf der Pressekonferenz im Vatikan am 24. Oktober.

Der deutsche Synodenvater sprach über die Kirchenkrise, die Frage der Verwendung des Begriffs „LGBT“ und die Rolle von Frauen in Leitungspositionen – alles im Bemühen, auch junge Katholiken wieder in die Kirche zu bringen und Glaubwürdigkeit zu gewinnen. Der afrikanische Synodenvater dagegen sagte, sein Problem sei ein ganz anderes: „Meine Kirchen platzen alle vor Teilnehmern, und ich habe keinen Platz, um die jungen Leute zu halten“, so Bischof Andrew Nkea Fuanya.

„Und meine kürzeste Messe ist etwa zweieinhalb Stunden lang“, fügte der Synodenvater aus Afrika hinzu.

„Kirche muss anders werden“, so der Erzbischof von München und Freising gegenüber Journalisten im Pressesaal des Vatikans angesichts der Kirchenkrise.

„Die Leute fragen mich: ‚Warum sind eure Kirchen voll?'“, sagte der kamerunische Bischof.

Tatsächlich zeigt eine neue Studie des renommierten „Pew Research Center“, dass die Kirchenbesuche und die Gebetshäufigkeit südlich der Sahara am höchsten und in Westeuropa am niedrigsten sind. Vier von fünf Christen in Kamerun gaben an, dass sie täglich beten – so die im August 2018 erhobene Studie.

Während manche westlichen Bischöfe über die Frage von Gruppen in der Kirche reden, die sich über ihr Geschlecht definieren oder ihre sexuelle Identität, kommt es für Bischof Fuanya auf Familie, Gemeinschaft und traditionelle Werte an.

„Die Familie, die aus Afrika kommt, ist eine sehr, sehr starke Institution“, sagte Fuanya. „Wir kommen aus einer Kultur, in der Tradition normalerweise von einer Generation zur anderen weitergegeben wird.“

„Unsere traditionellen Werte entsprechen immer noch den Werten der Kirche, und so geben wir die Tradition unseren jungen Menschen unverdünnt und unverfälscht weiter“, so der Synodenvater.

Auf die Frage nach der möglichen Aufnahme der sogenannten „LGBT“-Begriffe in das Schlussdokument der Synode antwortete der Bischof mit einer klaren Absage.

„Ich würde nicht für einen Artikel stimmen, der LGBT enthält.“

Fuanya sagte, erklärte, dass „99,9 Prozent“ der Jugendlichen in seiner Diözese „an meiner Tür stehen und sagen würden: „Was ist das?“

„Was die Lehre der Kirche betrifft, ist es nicht so, dass wir in dieser Synode versuchen, eine neue Lehre zu erfinden“, so der Bischof aus Kamerun. „Jesus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben… wir können keine Positionen beziehen, die den Evangelien widersprechen“.

Kardinal Reinhard Marx sagte dazu auf der Pressekonferenz: „Wir sind klug genug, in der Benutzung der Worte nicht einfach irgendetwas zu übernehmen, das missverständlich ist“.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz fügte hinzu: „Das ist keine Synode über Sexualität. Es ist eine Synode über die Jugend“.

Fuanya schlug vor, dass zwei der wichtigsten Wege, wie der Glaube und die Lehre der Kirche an die jüngeren Generationen weitergegeben werden, durch die Familie und die Gemeinschaft erfolgen. Dabei gehe die afrikanische Kirche mit gutem Beispiel voran.

„Kirche als Gemeinschaft. Die Kirche als Familie ist für uns sehr stark“, sagte der Bischof. Ein starkes Gemeinschaftsgefühl in der Kirche ist etwas „sehr Wichtiges, das Europa von Afrika lernen kann“, so der Synodenvater.

In Afrika „gibt es noch viele Dinge, die wir als Gemeinschaft tun. Das ist der Unterschied. Was wir in diesen kleinen christlichen Gemeinschaften zu tun versuchen, ist, die Zunahme des Individualismus zu bekämpfen“, fügte er hinzu.

In Europa und Afrika gibt es erhebliche demografische Unterschiede in der Familiengröße.

Eine Erhebung des Jahres 2010 über die Anzahl der von Menschen in verschiedenen Teilen der Welt gewünschten Kinder zeigt, dass die gewünschte Anzahl von Kindern in West- und Mittelafrika am höchsten ist, von 4,8 in Ghana bis 9,1 in Niger und 9,2 im Tschad, mit durchschnittlich 6,1 Kindern in der Region.

In der Europäischen Union haben 47 Prozent der Haushalte mit Kindern nur ein Kind, nur dreizehn Prozent haben drei oder mehr Kinder, so die Daten von 2017.

Während die Unterschiede zwischen Europa und Afrika hilfreiche Lektionen liefern könnten, stellte Fuanya fest, dass es bei der Synode darum ging, eine universelle Perspektive zu suchen.

„Es ist nicht so, dass Afrika gekommen ist, um Europa bei der Lösung seines Jugendproblems zu helfen, es ist die Kirche, die zusammengekommen ist, um zu sehen, wie man das Problem der Jugend lösen kann“, sagte Fuanya.

Der Bischof aus Kamerun betonte: „Wenn wir die Dinge in der Synode betrachten, lösen wir nicht die Probleme bestimmter Kontinente oder bestimmter Ortskirchen. Wir betrachten die Kirche aus einer globalen Perspektive.“

„Wir denken über die leeren Kirchen nach, aber gleichzeitig auch über die Armutssituation. Wir denken über Migration nach. Wir denken über all die Dinge nach, die die Kirche aus einer ganzheitlichen Perspektive zeigen“, sagte Fuanya.

Für Kardinal Marx ist ein globales Problem, das angegangen werden muss, die weltweite Kirchenkrise, ausgelöst durch die Skandale sexuellen Fehlverhaltens und Missbrauchs, sowie dessen systematische Vertuschung in Chile und Honduras, in den USA und Australien – sowie in Deutschland.

Die Kirchenkrise habe auch in Deutschland gezeigt, dasss „Kirche anders werden“ müsse, fuhr Kardinal Marx fort. „Wir müssen gemeinsam Kirche sein. Nicht von oben her, dass wir als Bischöfe den anderen sagen, wie Gott über sie denkt. Sondern gemeinsam unterwegs sein, aufeinander hören, jeder mit seiner Aufgabe, mit seiner Berufung“, so der Münchner Erzbischof.

Auch die „Beteiligung von Frauen in Führungsaufgaben ist eine dringliche Aufgabe für die ganze Kirche“, sagte Marx – das habe man in Deutschland aus der „ökumenischen Erfahrung“ heraus gelernt. (CNA Deutsch)

Analyse: Bestimmt die LGBT-Debatte die Jugendsynode?

VATIKAN – Die fünfzehnte ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode in Rom geht dem Ende zu. Es wird erwartet, dass der vorgeschlagene Text des Schlussdokuments in Kürze vorliegt.

Die Synode hat sich eigentlich „Jugend, Glaube und Berufungsentscheidung“ zum Thema gemacht.

Im Lauf der Synode wurde immer wieder darüber diskutiert, ob das Abschlussdokument eine „neue Sprache“ für den Umgang von Menschen enthalten wird, die sich zum gleichen Geschlecht hingezogen fühlen, wie es das Arbeitsdokument der Synode, auch bekannt als Instrumentum Laboris, tut.

Wenn eine „neue Sprache“ im Abschlussdokument enthalten ist, wird sie nach der Veröffentlichung des Dokuments wahrscheinlich zum Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der katholischen wie weltlichen Medien werden.

Unabhängig von der Fülle oder Tiefe des endgültigen Synodentextes kann für viele die gesamte Versammlung in vier Buchstaben zusammengefasst werden – oder auch nicht: LGBT.

Eine Umfrage zur Berichterstattung zeigt, dass die Frage der LGBT-Begrifflichkeiten bereits die Aufmerksamkeit der Medien und die öffentlichen Überlegungen vieler Teilnehmer dominiert hat. Und es laufen eindeutig Lobbykampagnen, um diese Sprache einzubeziehen.

Eine Frage des Respekts?

Die Verwendung des Begriffs „LGBT“ im Arbeitsdokument der Synode hat in diesem Frühjahr einen Sturm ausgelöst. Kardinal Lorenzo Baldisseri, Generalsekretär der Synode, sagte zunächst, dass die Sprache aus einem prä-synodalen Dokument stamme, das von jungen Menschen während eines Vorbereitungstreffens in Rom am 19. und 24. März erstellt wurde.

Tatsächlich tauchte das Akronym im Vor-Synodendokument jedoch nicht auf.

Obwohl die Einbeziehung der „LGBT“-Terminologie viel Aufmerksamkeit erregt hat: Nur eine kleine Minderheit der Synodenteilnehmern hat dies öffentlich unterstützt.

Während einer Pressekonferenz letzte Woche schien Kardinal John Ribat aus Papua-Neuguinea diese Unterstützung zusammenzufassen. Er sagte, dass die Kirche zu den Jugendlichen „in der Sprache, die sie benutzt“ sprechen sollte.

Die Jugendlichen wollen, dass die Kirche „uns so nennt und anspricht, weil wir das sind, was wir sind“, sagte der Kardinal wörtlich.

Ribat wiederholte Argumente von Klerikern und anderen, denen zufolge die Achtung vor Katholiken, die gleichgeschlechtliche Neigungen haben, es erfordere, sie so als solche zu bezeichnen, wenn sie sich selbst auch so nennen.

Diese Argumente gehen über die Verwendung eines bestimmten Akronyms hinaus. Sie gelten auch für die Synodendiskussionen darüber, ob Begriffe wie „Familie“ und „Ehe“ auf eine Weise verwendet werden können und sollten, wie sie die zeitgenössische westliche Kultur neu definiert.

Einige Katholiken, und viele außerhalb der Kirche, fragen sich, was die ganze Aufregung darüber denn eigentlich soll.

Aber für viele Bischöfe bringt eine oft als „respektvolle“ oder „inklusive“ Sprache bezeichnete Begrifflichkeit eine ganze Reihe von Problemen mit sich – egal ob diese gewollt sind oder nicht.

Das erste Problem ist die Gleichsetzung aller jungen Menschen mit denen, die sich mit der „LGBT“-Bewegung identifizieren, wie Kardinal Ribat zeigt. Es gibt sehr viele junge Katholiken, darunter viele, die gleichgeschlechtliche Neigungen haben, die sich der politischen und kulturellen Kampagne für „sexuelle Identität“ widersetzen.

Abgesehen von einigen Ausreißern, die vom Sekretariat der Synode besonders hervorgehoben wurden, ist es in der Tat schwer zu erkennen, dass die Einführung einer „neuen Sprache“ wirklich breite Unterstützung findet.

Zudem sagen Kritiker, dass die Verwendung der LGBT-Sprache mit dem Versuch einhergeht, die Identity Politics des Westens in das Denken und die Sprache der Kirche zu importieren.

Die Befürworter der Aufnahme des Akronyms LGBT in das offizielle Vokabular der Kirche behaupten dagegen, dass dies keine Änderung in der Lehre der Kirche darstelle, sondern lediglich eine Haltung des Dialogs und der Achtung sei.

Was macht uns aus?

Die Synodenbischöfe scheinen alle daran interessiert zu sein, die Frage zu thematisieren, wie die Sexuallehre der Kirche jungen Menschen vermittelt werden kann, die in einer Kultur aufgewachsen sind, die durch Identity Politics definiert ist, welche Themen wie die gleichgeschlechtliche Ehe als Fragen der „Menschenrechte“ einordnet.

Aber der Konsens bricht um Vorschläge, die die zeitgenössische Sprache der Sexualität als Sprache der Identität zu übernehmen scheinen.

Erzbischof Charles Chaput von Philadelphia nutzte eine seiner Interventionen während der Synode, um deutlich zu machen, was er als Trugschluss hinter dem Label „LGBT“ sieht.

„Es gibt keine ‚LGBTQ-Katholiken‘ oder ‚Transgender-Katholiken‘ oder ‚heterosexuelle Katholiken'“ – so Chaput gegenüber den Synodenvätern – „als ob unser sexueller Appetit definiert, wer wir sind; als ob diese Bezeichnungen eigene Gemeinschaften unterschiedlicher, aber gleicher Integrität innerhalb der realen kirchlichen Gemeinschaft, des Leibes Jesu Christi, beschreiben würden“.

Wie viele westliche Länder in den letzten Jahren am eigenen Leib lernen mussten, führt die Zersplitterung einer gemeinsamen Identität in kleinere zu einem direkten Verlust der Einheit für das Ganze. Im Kontext der Kirche argumentieren einige Bischöfe, dass die Sprache der „sexuellen Identität“ keine Frage der Ein- oder Ausgrenzung ist, sondern eine Frage der Ekklesiologie und der Menschenwürde.

Einige der leidenschaftlichsten Vertreter der LGBT-Sprache in der Kirche sind der Meinung, dass die Übernahme dieses Vokabulars ein wesentlicher Bestandteil der Wahrung der „Würde“ gleichgeschlechtlich orientierter Katholiken sei. Pater James Martin, ein Jesuitenpater und prominenter Verteter dieser Meinung, hat gesagt: „Die Menschen haben das Recht, sich so zu nennen, wie sie wollen, und [LGBT] ist die Bezeichnung, die sie gewählt haben.“

Andere, wie Kardinal Wilfrid Napier von Durban, Afrikas prominentester Kardinal und eine der unverblümtesten Stimmen der Synode, betreiten diese These. Napier hat darauf hingewiesen, dass diese Art von Sprache etwas zu einem bestimmenden Merkmal einer Person macht, was die Kirche als ungeordnete Neigung definiert.

„Warum definieren Menschen sich und andere über ihre sexuelle Neigung oder Präferenz oder Praxis? Besonders, wenn es der Natur, dem Gesetz, der Tradition und der Lehre der Kirche zuwiderläuft?“ fragte Napier öffentlich auf Twitter.

Napier und andere argumentieren dagegen, dass die Kirche den Menschen nicht so anerkennt, wie er sich selbst definiert, sondern als ein Geschöpf nach dem Vorbild Gottes. Die Taufe definiert den Christen als ein Kind Gottes und ein Glied des Leibes Christi in der Kirche, sagen sie weiter.

Diese Bischöfe argumentieren, dass die Sprache der „Selbstidentifikation“, obwohl sie für das liberale Denken nach der Aufklärung von zentraler Bedeutung ist, schlecht mit der katholischen Theologie vereinbar ist. Wer mit „Selbstidentifikation“ arbeitet, wie es auch bei Identity Politics der Fall ist, der besteht der , dass der Mensch durch seine Wünsche und nicht durch die Tatsache definiert wird, dass er ein Geschöpf nach dem Vorbild seines Schöpfers ist.

Die LGBT-Terminologie, so sagen sie, befördert die Idee einer „Würde der Differenz“, die in einem bestimmten sexuellen Begehren verwurzelt ist, und nicht einer gemeinsamen Würde, die sich aus der allen gemeinsamen Einheit ergibt, dass der Mensch ein Ebenbild Gottes ist.

Ein Sturm im Wassserglas?

Auch wenn die Debatte über vier Buchstaben wie ein Sturm im Wassglas wirken mag: Viele Bischöfe sagen, dass diese vier Buchstaben eine Weltanschauung ausdrücken, in welcher der Mensch sich zwar in Bezug auf sich selbst und andere definiert, aber nicht auf Gott.

Es geht um das christliche Menschenbild.

„It’s the antropology stupid!“ – „Es ist die Anthropologie, Dummkopf!“. So brachte es ein Synodenbeobachter gegenüber CNA kurz und bündig auf den Punkt.

(Eine Anspielung auf „It’s the economy stupid“ – der Spruch, mit dem Wahlstratege James Carvill 1992 die Wahl Bill Clintons zum US-Präsidenten gewann.)

Die Frage nach dem richtigen Menschenbild ist nicht der einzige Grund, warum Bischöfe die LGBT-Debatte kritisieren: Es geht auch um das Risiko einer Engführung der gesamten Synode.

Mehrere Bischöfe haben betont, dass die Jugendsynode nicht auf eine Debatte über eine bestimmte Begrifflichkeit reduziert werden darf.

Angesichts des Synodenverlaufs, und mit Blick auf ihren Abschlusstext, herrscht bei vielen Synodenvätern das Gefühl, dass die Frage der LGBT-Terminologie nur von einer kleinen Minderheit der Teilnehmer befeuert wird – und von einer viel größeren Kraft außerhalb des Synodensaals.

Der südafrikanische Kardinal Napier brachte es auf den Punkt.

Als der Jesuitenpater James Martin behauptete, die Verwendung der LGBT-Terminologie sei eine zentrale der Synode, antwortete Napier, er wisse nicht von welcher Synode Pater Martin rede.

Seines Wissens sei die Frage bei der Synode nur zwei- oder dreimal angesprochen worden – und „einmal war es eine vehemente Ablehnung der Verwendung des Begriffs in kirchlichen Schreiben“, so Napier wörtlich.

Dennoch sagen einige Bischöfe, dass „LGBT“-Begriffe im Abschlussdokument der Jugendsynode auftauchen werden, auch wenn es dafür keine klare Unterstützung geben wird, weder von den Synodenvätern noch von jungen Katholiken.

Ein junger Synodenbeobachter sagte gegenüber CNA, dass der eigentliche „Dialog“ zu diesem Thema einseitig sei, und verglich die kleine Gruppe, die sich für die Aufnahme der LGBT-Sprache einsetzt, mit einem „Trommelkreis in einem öffentlichen Park“.

„Da wird eine Menge Lärm gemacht, von einer kleinen Anzahl von Leuten. Sie reden viel darüber, dich einzuladen, es gibt eine Menge unaufhörlicher Wiederholungen, und letztlich scheinen sie nicht daran interessiert zu sein, etwas anderes zu hören als den eigenen Lärm.“

Dennoch sagte Kardinal Luis Tagle auf einer Pressekonferenz am 23. Oktober, er ahne, dass LGBT-Begriffe im Abschlussdokument verwendet werden.

„Es ist keine Synode, die vorgibt, alle Lösungen und alle Antworten zu haben, klare Lösungen und klare Antworten zu geben“, fügte Tagle wörtlich hinzu. „Das Leben ist nicht klar, und das Leben der jungen Leute ist jetzt wirklich nicht klar.“

Im Gegensatz dazu scheinen andere Bischöfe anzudeuten, das Dokument werde eine ehere traditionelle Anthropologie vertreten.

Erzbischof Peter Comensoli aus Melbourne, Mitglied des Redaktionskomitees für das Abschlussdokument, sagte vergangene Woche: Bei der Vermittlung der kirchlichen Lehre über Sexualität gehe es darum, dass jeder Mensch ein Sünder ist und jeder von Gott gefunden werden muss, um seine Liebe zu empfangen.

„Wir sind auch jene Sünder, die dazu berufen sind, in unserem eigenen Leben am Fuße des Kreuzes zu stehen. Im Sinne der Aufnahme, des Empfangens und des Eintretens in die Freundschaft Christi bringen wir also auch unser Leben, auch mein Leben, zum Fuß des Kreuzes. Und das ist jeder einzelne Mensch“, sagte er.

Eine Diskussionsgruppe unter der Leitung von Kardinal Oswald Gracias stellte fest, dass eine „Verkündigung der Keuschheit als erreichbar und gut für unsere Jugendlichen“ auffallend abwesend im Instrumentum Laboris war – mit anderen Worten: Die Keuschheit sollte eigentlich Schwerpunkt jeder Diskussion über Sexualität sein.

Eine weitere Gruppe, unter der Leitung von Kardinal Daniel DiNardo, verwies auf die „ideologische Kolonisierung“ durch westliche Länder, die wirtschaftliche und medizinische Hilfe und Entwicklungsarbiet mit der Erwartung verknüpfen, dass „westliche moralischer Werte in Bezug auf Sexualität und Ehe“ ebenfalls importiert werden. Kardinal Souraphiel von Äthiopien hat diese Warnung kürzlich ebenfalls wiederholt.

Einige Bischöfe scheinen die ganze Angelegenheit als wenig hilfreiche Ablenkung zu betrachten. Wie Chaput in seiner Intervention festgestellt hat, geht es darum „Jesus Christus zu predigen, ohne Zögern und ohne Ausreden für jede Generation, besonders für die Jugend“.

Nun, da sich die Synode ihrem Ende nähert, bleibt abzuwarten, ob sich der Druck auf die LGBT-Sprache im Schlussdokument bemerkbar machen wird. Aber trotz der Medienaufmerksamkeit scheint klar zu sein: Eine Mehrheit der Synodenbischöfe – vielleicht sogar eine „moralische Einheit“ – will eigentlich weniger Gerede über LGBT und mehr über INRI.

(CNA Deutsch)

Kirchenkrise: Neues Projekt soll „institutionelles Versagen“ der Bistümer aufarbeiten

WÜRZBURG – Wie geht es weiter in der Kirchenkrise in Deutschland? Die Generalvikare der 27 deutschen Diözesen haben sich in der vergangenen Woche in Würzburg getroffen, um darüber zu diskutieren.

Das teilte die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) mit.

Im Zentrum standen Konsequenzen der Beratungen der Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz aus der Missbrauchsstudie. Diese ist auf scharfe Kritik von medizinischen Experten, ehemaligen Opfern und Politikern gestoßen, wie CNA Deutsch berichtete.

Der DBK-Missbrauchsbeauftragte und Trierer Bischof Stephan Ackermann sowie der DBK-Sekretär und Jesuitenpater Hans Langendörfer „berieten mit den Generalvikaren über die Erklärung der Bischöfe zu den Ergebnissen der Studie“, so die Pressemitteilung.

„Übereinstimmend betonte die Konferenz, dass es nicht nur gelte, die Maßnahmen zu Intervention und Prävention weiterzuentwickeln, sondern auch das institutionelle Versagen aufzuarbeiten.“

Dazu habe auch das Thema „der innerkirchlichen Machtstrukturen sowie Fragen der Sexualmoral“ gehört, so die DBK. Bis zur nächsten Sitzung des Ständigen Rates Mitte November 2018 werde eine „Projektskizze“ vorgelegt, die wiederum „aus mehreren Teilprojekten besteht“.

Zusammen mit Bischof Ackermann sowie Pfarrer Manfred Bauer von der Glaubenskongregation diskutierten die Offiziale zudem „Fragen zur Vorgehensweise bei Verfahren in Fällen sexuellen Missbrauchs durch Kleriker, darunter auch die Frage der Einrichtung von interdiözesanen/ bistumsübergreifenden Sondergerichten“, so die Mitteilung.

Kritiker bemängeln, dass weiter völlig unklar ist, ob und wie die eigentlichen Gründe für sündhaftes Verhalten durch Bischöfe und Priester in Deutschland angepackt werden: Sexuelles Fehlverhalten, Missbrauch und systematische Vertuschung haben zudem noch zu keinem einzigen Rücktritt durch einen deutschen Verantwortlichen geführt. (CNA Deutsch)

Eine persönliche Begegnung mit Christus: Die Botschaft des Papstes zum Weltmissionssonntag

VATIKAN – CNA dokumentiert die Botschaft des Papstes zum Weltmissionssonntag, wie sie der Vatikan veröffentlicht hat.

Lasst uns gemeinsam mit den jungen Menschen das Evangelium zu allen bringen

Liebe Jugendliche, gemeinsam mit euch möchte ich über die Sendung nachdenken, die Jesus uns anvertraut hat. Wenn ich mich an euch wende, möchte ich zugleich alle Christen ansprechen, die in der Kirche das Abenteuer ihres Daseins als Kinder Gottes leben. Was mich drängt, im Dialog mit euch zu allen zu sprechen, ist die Gewissheit, dass der christliche Glaube immer jung bleibt, wenn er sich der Sendung öffnet, die Christus uns überträgt. Durch die Mission wird der Glaube bestärkt (vgl. Redemptoris Missio, 2), schrieb der heilige Johannes Paul II., ein Papst, der den jungen Menschen mit großer Liebe zugetan war.

Die Synode, die wir im kommenden Oktober, dem Monat der Mission, in Rom veranstalten werden, bietet uns die Gelegenheit, im Lichte des Glaubens besser zu verstehen, was der Herr euch jungen Menschen und durch euch den christlichen Gemeinschaften sagen will.

Jeder Mann und jede Frau ist eine Mission, und das ist der Grund weshalb der Mensch auf Erden ist. Angezogen und gesandt zu sein sind die beiden Bewegungen, die unser Herz besonders in jungen Jahren als innere Kräfte der Liebe empfindet, die Zukunft verheißen und unser Leben antreiben. Niemand spürt das Hereinbrechen und die Anziehung des Lebens so sehr wie die jungen Menschen. Die eigene Verantwortung für die Welt mit Freude zu leben ist eine große Herausforderung. Ich kenne die Licht- und Schattenseiten der Jugend gut, und wenn ich an meine Jugend und Familie denke, erinnere ich mich an die Intensität der Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Die Tatsache, dass wir nicht aus eigenem Entschluss hier auf Erden sind, lässt uns erahnen, dass es eine uns zuvorkommende Initiative gibt, die uns leben lässt. Jeder von uns ist aufgerufen, darüber nachzudenken: »Ich bin eine Mission auf dieser Erde, und ihretwegen bin ich auf dieser Welt« (Apostolisches Schreiben Evangelii gaudium, 273).

Indem die Kirche verkündet, was sie umsonst erhalten hat (vgl. Mt 10,8; Apg 3,6), kann sie mit euch jungen Menschen den Weg und die Wahrheit teilen, die zum Sinn des Lebens auf dieser Erde führen. Jesus Christus, der für uns gestorben und auferstanden ist, bietet sich unserer Freiheit an und fordert sie heraus, diesen wahren und vollen Sinn zu suchen, zu entdecken und zu verkünden. Liebe Jugendliche, habt keine Angst vor Christus und seiner Kirche! In ihnen befindet sich der Schatz, der das Leben mit Freude erfüllt. Ich sage euch aus Erfahrung: Dank des Glaubens habe ich die Grundlage für meine Träume gefunden und die Kraft, sie zu verwirklichen. Ich habe viel Leid, viel Armut gesehen, die die Gesichter so vieler Brüder und Schwestern schwer zeichnet. Doch für diejenigen, die in Gemeinschaft mit Jesus stehen, ist alles Übel eine Herausforderung, immer mehr zu lieben. Viele Männer und Frauen, viele junge Menschen haben aus Liebe zum Evangelium in großherziger Selbsthingabe ihren Brüdern und Schwestern gedient, manchmal sogar bis hin zum Martyrium. Vom Kreuz Jesu lernen wir die göttliche Logik der Selbsthingabe (vgl. 1 Kor 1,17-25) als Verkündigung des Evangeliums für das Leben der Welt (vgl. Joh 3,16). Von der Liebe Christi entzündet zu sein, verzehrt den, der brennt, und lässt denjenigen wachsen, den man liebt; es erleuchtet und wärmt ihn (vgl. 2 Kor 5,14). In der Schule der Heiligen, die uns für die weiten Horizonte Gottes öffnen, lade ich euch ein, euch in allen Situationen zu fragen: »Was würde Christus an meiner Stelle tun?«.

Auch ihr Jugendlichen seid durch die Taufe lebendige Glieder der Kirche, und gemeinsam haben wir den Auftrag, allen das Evangelium zu bringen. Ihr seid im Begriff, ins Leben aufzubrechen. Der Glaube, der uns durch die Sakramente der Kirche übermittelt wurde, wächst in der Gnade und vereint uns mit dem Strom vieler Generationen von Zeugen. Dabei wird die Weisheit derer, die Erfahrung haben, zum Zeugnis und zur Ermutigung für diejenigen, die sich der Zukunft öffnen. Und ihrerseits wird die Frische der Jugendlichen zum Halt und zur Hoffnung für diejenigen, die dem Ziel ihres Weges schon nahe sind. Im Zusammenleben der verschiedenen Lebensalter baut die Sendung der Kirche Brücken zwischen den Generationen, auf denen der Glaube an Gott und die Liebe zum Nächsten zu einer tiefen Einheit beitragen.

Diese Weitergabe des Glaubens, die der Kern der Sendung der Kirche ist, geschieht also durch ein „Angesteckt-werden“ seitens der Liebe, wo immer Freude und Begeisterung den neuentdeckten Sinn und die Fülle des Lebens zum Ausdruck bringen. Die Verbreitung des Glaubens durch Attraktivität erfordert offene, von der Liebe geweitete Herzen. Der Liebe können keine Grenzen gesetzt werden: Stark wie der Tod ist die Liebe (vgl. Hld 8,6). Und solche Weitung führt zur Begegnung, zum Zeugnis, zur Verkündigung; sie schafft Gemeinschaft in der Liebe zu allen, die fern vom Glauben, diesem gleichgültig, manchmal ablehnend und feindlich gegenüberstehen. Menschliche, kulturelle und religiöse Milieus, denen das Evangelium Jesu und die sakramentale Gegenwart der Kirche noch fremd sind, stellen die äußersten Peripherien dar, die „Grenzen der Erde“, zu denen die missionarischen Jünger Jesu seit seiner Auferstehung gesandt sind, in der Gewissheit, dass sie ihren Herrn immer bei sich haben (vgl. Mt 28,20; Apg 1,8). Das ist mit Missio ad gentes gemeint. Die trostloseste Peripherie einer Menschheit, die Christus braucht, ist die Gleichgültigkeit gegenüber dem Glauben oder gar der Hass gegen die göttliche Fülle des Lebens. Jede materielle und spirituelle Armut, jede Diskriminierung von Brüdern und Schwestern ist immer eine Folge der Ablehnung Gottes und seiner Liebe.

Die Grenzen der Erde, liebe Jugendliche, sind für euch heute sehr relativ und immer leicht „begehbar“. Die digitale Welt, die sozialen Netzwerke, die alles durchdringen und durchziehen, lassen Grenzen verschwimmen, lösen Ränder und Distanzen auf und reduzieren die Unterschiede. Alles scheint in Reichweite zu sein, so nah und unmittelbar. Aber ohne den umfassenden Einsatz unseres Lebens haben wir vielleicht unzählige Kontakte, aber wir werden nie in eine wahre Lebensgemeinschaft eintauchen. Die Sendung zu den Grenzen der Erde verlangt die Selbsthingabe in der Berufung, die uns derjenige gegeben hat, der uns in diese Welt gestellt hat (vgl. Lk 9,23-25). Ich wage zu sagen: Das Entscheidende für einen jungen Menschen, der Christus nachfolgen will, ist die Suche nach der eigenen Berufung und das Festhalten an ihr.

Ich danke allen kirchlichen Einrichtungen, die Euch eine persönliche Begegnung mit Christus ermöglichen, der in seiner Kirche lebt: den Pfarreien, Vereinigungen, Bewegungen, Ordensgemeinschaften und den vielfältigen missionarischen Diensten. Viele Jugendliche finden im missionarischen Ehrenamt einen Weg, den „Geringsten“ zu dienen (vgl. Mt 25,40), wo sie die Menschenwürde fördern und die Freude an der Liebe und am Christsein bezeugen. Diese kirchlichen Erfahrungen sorgen dafür, dass die Ausbildung eines jeden nicht nur eine Vorbereitung auf den eigenen beruflichen Erfolg ist, sondern dass hier eine Gabe des Herrn entwickelt und kultiviert wird, um anderen besser zu dienen. Diese lobenswerten Formen einer zeitlich beschränkten missionarischen Tätigkeit sind ein fruchtbarer Anfang und können euch in der Berufungsunterscheidung helfen, euch für die Ganzhingabe eurer selbst als Missionare zu entscheiden.

Aus jungen Herzen wurden die Päpstlichen Missionswerke geboren, um die Verkündigung des Evangeliums an alle Völker zu fördern und zum menschlichen und kulturellen Wachstum so vieler nach der Wahrheit dürstender Völker beizutragen. Die Gebete und die materiellen Hilfen, die durch die Päpstlichen Missionswerke großzügig geschenkt und verteilt werden, helfen dem Heiligen Stuhl dafür zu sorgen, dass diejenigen, die für ihre eigenen Bedürfnisse etwas empfangen, ihrerseits in ihrer Umgebung Zeugnis ablegen können. Niemand ist so arm, dass er nicht etwas geben kann von dem, was er hat, vor allem aber von dem, was er ist. Ich möchte meine Ermahnung an die jungen Chilenen wiederholen: »Denke nie, du hättest nichts zu bieten oder du bräuchtest niemand. Viele Menschen brauchen dich, denk daran. Jeder von euch denke in seinem Herzen darüber nach: Viele Menschen brauchen mich« (Begegnung mit den Jugendlichen, Nationalheiligtum Maipú, 17. Januar 2018).

Liebe Jugendliche, der kommende Missionsmonat Oktober, in dem die euch gewidmete Synode stattfindet, wird eine weitere Gelegenheit sein, zu immer leidenschaftlicheren missionarischen Jüngern Jesu und seiner Sendung zu den Grenzen der Erde zu werden. Ich bitte Maria, die Königin der Apostel, den heiligen Franz Xaver und die heilige Theresia vom Kinde Jesus sowie den seligen Paul Manna um ihre Fürsprache und ihr Weggeleit für uns alle.

Aus dem Vatikan, am 20. Mai 2018, dem Hochfest von Pfingsten

FRANZISKUS

(CNA Deutsch)

Erzbischof Vigano veröffentlicht neues Schreiben (Bericht und vollständiger Wortlaut)

VATIKANSTADT – Erzbischof Carlo Maria Vigano hat eine Antwort auf Kardinal Marc Ouellet veröffentlicht. Darin widerspricht der ehemalige Nuntius in den USA der Aussage, der Heilige Stuhl habe nur von „Gerüchten“ über das Verhalten Theodore McCarricks gewusst, die nicht für Disziplinarmaßnahmen gegen den mutmaßlichen Straftäter ausgereicht hätten.

Vigano schreibt auch über „homosexuelle Korruption und moralische Feigheit“ in der Kirche. Er appelliert an Bischöfe und Priester, sich ebenfalls zu äußern.

Wie CNA Deutsch berichtete, hat Erzbischof Vigano in zwei Schreiben schwere Vorwürfe gegen Papst Franziskus, mehrere Kardinäle und hochrangige Kurienvertreter erhoben sowie Kardinal Marc Ouellet aufgefordert, die Akten im Fall McCarrick offenzulegen. In seiner Antwort kritisiert Ouellet zwar Vigano aufs Schärfste – bestätigt jedoch einen der zentralen Vorwürfe.

CNA Deutsch hat den vollen Wortlaut des auf den 19. Oktober 2018 datierten Schreibens von Erzbischof Vigano übersetzt.

Am Festtag der Nordamerikanischen Märtyrer

  1. Zeugnis abzulegen über die Korruption in der Hierarchie der katholischen Kirche war und ist für mich eine schmerzhafte Entscheidung. Aber ich bin ein alter Mann, der weiß, dass er dem Richter bald Rechenschaft über seine Taten und Unterlassungen ablegen muss, der Ihn fürchtet, der Körper und Seele in die Hölle werfen kann. Ein Richter, der, selbst in seiner unendlichen Barmherzigkeit, jedem Menschen Erlösung oder Verdammnis nach dem, was er verdient hat, bringen wird. In Erwartung der schrecklichen Frage dieses Richters — „Wie konntest du, der du die Wahrheit kennst, inmitten von Falschheit und Verderbtheit schweigen?“ — Welche Antwort könnte ich geben?
  2. Ich legte mein Zeugnis ab im vollen Bewusstsein, dass dieses viele bedeutende Persönlichkeiten alarmieren und bestürzen würde: Kirchenmänner, Mitbischöfe, Kollegen, mit denen ich gearbeitet und gebetet hatte. Ich wusste, dass sich viele verletzt und verraten fühlen würden. Ich erwartete, dass einige ihrerseits mich und meine Motive angreifen würden. Am schmerzhaftesten war mir, dass ich wusste, dass viele der unschuldigen Gläubigen durch das Schauspiel eines Bischofs, der Kollegen und Vorgesetzte bezichtigt, Amtsmissbrauch, sexuelle Sünden und schwere Pflichtverletzung begangen zu haben, verwirrt und verunsichert sein würden. Doch glaube ich, dass mein fortwährendes Schweigen viele Seelen in Gefahr bringen und sicherlich auch meine eigene [Seele] verdammen würde. Nachdem ich meinen Vorgesetzten und sogar dem Papst mehrmals über das abwegige Verhalten von Theodore McCarrick berichtet hatte, hätte ich die Wahrheiten, die mir bereits vorher bekannt waren, früher öffentlich verurteilen können. Wenn ich an dieser Verzögerung eine gewisse Verantwortung trage, dann bereue ich das. Diese Verzögerung war auf die Schwere der Entscheidung, die ich treffen würde, und auf das langwierige Bemühen meines Gewissens zurückzuführen.
  3. Mir wurde vorgeworfen, durch mein Zeugnis Verwirrung und Spaltung in der Kirche hervorgerufen zu haben. Für diejenigen, die glauben, dass es vor dem August 2018 keine nennenswerte Verwirrung und Spaltung gab, mag eine solche Behauptung vielleicht plausibel sein. Die meisten unparteiischen Beobachter wissen jedoch, dass es beides seit langem im Übermaß gegeben hat, wie es nun mal unvermeidlich ist, wenn der Nachfolger Petri bei der Ausübung seiner Hauptaufgabe fahrlässig verfährt, nämlich der Vergewisserung der Brüder im Glauben und in einer fundierten Morallehre. Wenn er dann die Krise durch widersprüchliche oder verwirrende Aussagen über diese Lehren noch verschlimmert, spitzt sich die Verwirrung zu.
  4. Deshalb habe ich gesprochen. Denn es ist dieses Schweigekomplott, dass in der Kirche großen Schaden angerichtet hat und weiterhin schadet — so vielen unschuldigen Seelen, der Berufung junger Priester, den Gläubigen im Allgemeinen. In Bezug auf meine Entscheidung, die ich mit meinem Gewissen vor Gott gefällt habe, nehme ich gerne jede brüderliche Zurechtweisung, jeden brüderlichen Rat, jede brüderliche Empfehlung und jede brüderliche Einladung an, in meinem Leben im Glauben und der Liebe zu Christus, zur Kirche und dem Papst voranzukommen.

Lassen Sie mich die Kernpunkte meines Zeugnisses wiederholen.

  • Im November 2000 informierte der Nuntius in den USA, Erzbischof Montalvo, den Heiligen Stuhl über das homosexuelle Verhalten von Kardinal McCarrick gegenüber Seminaristen und Priestern.
  • Im Dezember 2006 informierte der neue Nuntius in den USA, Erzbischof Pietro Sambi, den Heiligen Stuhl über das homosexuelle Verhalten von Kardinal McCarrick mit einem weiteren Priester.
  • Im April 2008 wurde ein Offener Brief von Richard Sipe an Papst Benedikt durch den Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Levada, an Kardinalstaatssekretär Bertone weitergeleitet, in die weiteren Vorwürfe erhoben werden, dass McCarrick mit Seminaristen und Priestern geschlafen hat. Ich habe diesen einen Monat später erhalten, und im Mai 2008 habe ich selbst dem damaligen Substituten Erzbischof Fernando Filoni ein zweites Memorandum übermittelt, in dem ich über die Vorwürfe gegen McCarrick berichtete und Sanktionen gegen ihn forderte. Auch dieses zweite Memorandum erhielt keine Antwort.
  • Im Jahr 2009 oder 2010 erfuhr ich von Kardinal Re, [damals] Präfekt der Bischofskongregation, dass Papst Benedikt McCarrick angewiesen hatte, sein öffentliches Wirken einzustellen und ein Leben des Gebets und der Buße anzutreten. Nuntius Sambi überstellte McCarrick die Anweisungen des Papstes in einer Lautstärke, dass dies im Flur der Nuntiatur zu hören war.
  • Im November 2011 wiederholte Kardinal Ouellet, der neue Präfekt der Bischofskongregation, mir gegenüber, der ich der neue Nuntius in den USA war, die Sanktionen des Papstes für McCarrick, und ich selbst teilte sie McCarrick persönlich mit.
  • Am 21. Juni 2013, gegen Ende einer offiziellen Zusammenkunft der Nuntien im Vatikan, übte Papst Franziskus mir gegenüber mit einigen kryptischen Aussagen Kritik am Episkopat der USA.
  • Am 23. Juni 2013 traf ich Papst Franziskus persönlich in seiner Wohnung, um um Aufklärung zu bitten, und der Papst fragte mich: „il cardinale McCarrick, com’è (Kardinal McCarrick — was hältst du von ihm)?“– was ich nur als Vortäuschung von Neugierde interpretieren kann, um herauszufinden, ob ich ein Verbündeter von McCarrick war oder nicht. Ich erzählte ihm, dass McCarrick Generationen von Priestern und Seminaristen sexuell korrumpiert hatte und von Papst Benedikt angewiesen worden war, sich auf ein Leben voller Gebet und Buße zu beschränken.

Stattdessen genoss McCarrick weiterhin die besondere Wertschätzung von Papst Franziskus und erhielt von ihm neue Verantwortlichkeiten und Aufträge.McCarrick war Teil eines Netzwerks von Bischöfen, welche die Homosexualität vorantrieben und die Gunst von Papst Franziskus ausnutzten, um Bischofsernennungen zu beeinflussen, damit sie sich vor rechtlichen Konsequenzen schützen und das homosexuelle Netzwerk in der Hierarchie und in der Kirche insgesamt stärken konnten.Papst Franziskus selbst hat sich entweder an dieser Korruption beteiligt oder weiß, was er tut, und ist äußerst fahrlässig in seinem Versäumnis, sich dem zu widersetzen und es auszumerzen.

Ich habe vor Gott die Wahrheit meiner Behauptungen bezeugt, und niemand hat diese widerlegt. Kardinal Ouellet hat mir geschrieben, um mich für meine Frechheit zurechtzuweisen, das Schweigen gebrochen und solche schwerwiegenden Anschuldigungen gegen meine Brüder und Vorgesetzten erhoben zu haben, aber tatsächlich bestätigt er mit seiner Zurechtweisung meine Entscheidung, und rechtfertigt diese sowohl im Einzelnen wie insgesamt.

  • Kardinal Ouellet räumt ein, dass er mit mir über die Situation von McCarrick gesprochen hat, bevor ich nach Washington ging, um meinen Posten als Nuntius anzutreten.
  • Kardinal Ouellet räumt ein, dass er mir schriftlich die Bedingungen und Einschränkungen mitgeteilt hat, die Papst Benedikt McCarrick auferlegt hat.
  • Kardinal Ouellet räumt ein, dass diese Sanktionen McCarrick verboten haben, zu reisen oder öffentlich aufzutreten.
  • Kardinal Ouellet räumt ein, dass die Bischofskongregation schriftlich, zuerst durch Nuntius Sambi und dann noch einmal durch meine Person, McCarrick aufgefordert hat, ein Leben des Gebets und der Buße zu führen.

Was bestreitet Kardinal Ouellet?

  • Kardinal Ouellet bestreitet die Möglichkeit, dass Papst Franziskus an einem Tag, an dem er viele Nuntien traf und nur wenige Augenblicke mit einem jeden sprach, wichtige Informationen über McCarrick hätte aufnehmen können. Aber das war nicht meine Aussage. Meine Aussage ist, dass ich den Papst bei einem zweiten, privaten Treffen informiert habe, indem ich dessen eigene Frage über Theodore McCarrick beantwortete, der damals emeritierter Kardinalerzbischof von Washington war und eine prominente Persönlichkeit der Kirche in den USA, und dass ich dem Papst sagte, dass McCarrick seine eigenen Seminaristen und Priester sexuell korrumpiert habe. Kein Papst könnte das vergessen.
  • Kardinal Ouellet bestreitet, dass es in seinem Archiv Briefe von Papst Benedikt oder Papst Franziskus über Sanktionen gegen McCarrick gibt. Aber das war nicht meine Aussage. Meine Aussage war, dass sich in seinem Archiv wichtige Dokumente – unabhängig von deren Herkunft – befinden, die McCarrick belasten und dahingehend getroffene Maßnahmen dokumentieren, sowie andere Beweise für die Vertuschung seiner Situation. Und dies bestätige ich noch einmal.
  • Kardinal Ouellet bestreitet, dass in den Akten seines Vorgängers Kardinal Re „Audienz-Memoranden“ existieren, die McCarrick die bereits erwähnten Sanktionen auferlegen. Aber das war nicht meine Aussage. Meine Aussage ist, dass es andere Dokumente gibt: zum Beispiel eine Notiz von Kardinal Re, die nicht ex-Audientia SS.mi, unterzeichnet entweder vom Staatssekretär oder dem Substituten.
  • Kardinal Ouellet bestreitet, dass es falsch ist, die gegen McCarrick ergriffenen Maßnahmen als „Sanktionen“ darzustellen, die von Papst Benedikt erlassen und von Papst Franziskus aufgehoben wurden. Stimmt. Es handelte sich rein technisch nicht um „Sanktionen“, sondern um Maßnahmen, „Bedingungen und Einschränkungen“. Spitzfindig darüber zu debattieren, ob es sich um Sanktionen, Maßnahmen oder etwas anderes handelte, ist reiner Legalismus. Aus pastoraler Sicht sind sie alle genau das gleiche.

Kurzum: Kardinal Ouellet räumt die wichtigen Aussagen ein, die ich gemacht habe und auch weiterhin mache, und er bestreitet Aussagen, die ich nicht mache und nie gemacht habe.

In einem Punkt muss ich absolut widerlegen, was Kardinal Ouellet geschrieben hat. Der Kardinal erklärt, dass der Heilige Stuhl nur von „Gerüchten“ Kenntnis hatte, die nicht ausreichten, um Disziplinarmaßnahmen gegen McCarrick zu rechtfertigen. Ich behaupte dagegen, dass der Heilige Stuhl von einer Vielzahl konkreter Tatsachen Kenntnis hatte und im Besitz von Dokumenten ist, und dass die Verantwortlichen sich dennoch entschieden haben, nicht einzugreifen oder daran gehindert wurden. Entschädigung der Erzdiözese Newark und der Diözese Metuchen an die Opfer des sexuellen Missbrauchs von McCarrick, die Briefe von Pater Ramsey, der Nonnen Montalvo im Jahr 2000 und Sambi im Jahr 2006, von Dr. Sipe im Jahr 2008, meine beiden Memoranden an die Vorgesetzten des Staatssekretariats, welche die konkreten Vorwürfe gegen McCarrick ausführlich beschrieben haben; sind das alles nur Gerüchte? Es handelt sich um offizielle Korrespondenz, nicht um Klatsch und Tratsch aus der Sakristei. Die gemeldeten Verbrechen waren sehr schwerwiegend, einschließlich des Versuchs, Komplizen bei perversen Handlungen die sakramentale Absolution zu erteilen, mit anschließender sakrilegischer Feier der heiligen Messe. Diese Dokumente belegen die Identitäten der Täter und ihrer Beschützer sowie die zeitliche Abfolge der Fakten. Sie werden in den entsprechenden Archiven aufbewahrt; es sind keine außergewöhnlichen Ermittlungsverfahren erforderlich, diese ausfindig zu machen.

In den öffentlichen Zurechtweisungen meiner Person habe ich zwei Unterlassungen festgestellt, zwei tragische Fälle des Verschweigens. Das erste, was verschwiegen wird, ist die Not der Opfer. Das zweite betrifft den eigentlichen Grund, warum es so viele Opfer gibt, nämlich den korrumpierenden Einfluss der Homosexualität im Priestertum und in der Hierarchie. Was den ersten betrifft, so ist es erschreckend, dass inmitten all der Skandale und Empörungen so wenig über die Menschen nachgedacht werden sollte, die durch diese Sexualverbrechen geschädigt wurden und welche jene verübt haben, die zu Dienern des Evangeliums bestellt waren. Es geht hier nicht darum, Rechnungen zu begleichen oder über die Unbeständigkeit kirchlicher Laufbahnen zu schmollen. Es geht nicht um Politik. Es geht nicht darum, wie Kirchenhistoriker dieses oder jenes Papsttum bewerten werden. Es geht um Seelen. Die ewige Erlösung vieler Seelen stand – und steht weiterhin – auf dem Spiel.

Was den zweiten Umstand betrifft, der verschwiegen wird: Diese sehr schwere Krise kann nicht angemessen angegangen und gelöst werden, wenn wir nicht die Dinge bei ihrem wahren Namen nennen. Dies ist eine Krise aufgrund der Geißel der Homosexualität, ihrer Akteure, ihrer Motive, ihres Widerstands gegen Reformen. Es ist keine Übertreibung zu sagen, dass Homosexualität zu einer Plage im Klerus geworden ist, und sie kann nur mit spirituellen Waffen ausgemerzt werden. Es ist eine enorme Heuchelei, den Missbrauch zu verurteilen, zu behaupten, man weine um die Opfer, und sich dennoch zu weigern, die Grundursache für so viel sexuellen Missbrauch anzugeben: die Homosexualität. Es ist Heuchelei, sich zu weigern, zuzugeben, dass diese Geißel auf eine schwere Krise im geistlichen Leben des Klerus zurückzuführen ist, und nicht die notwendigen Schritte zu unternehmen, diese zu beseitigen.

Zweifellos gibt es schürzenjagende Geistliche, und zweifellos schädigen sie auch ihren eigenen Seelen, den Seelen derjenigen, die sie verderben, und der Kirche insgesamt. Aber diese Verletzungen des priesterlichen Zölibats beschränken sich in der Regel auf die unmittelbar betroffenen Personen. Schürzenjagende Geistliche rekrutieren in der Regel keine anderen Schürzenjäger, bemühen sich nicht darum, diese zu fördern, und vertuschen deren Missetaten nicht – während die Beweise für homosexuelle Absprachen mit seinen tiefen Wurzeln, die so schwer auszumerzen sind, überwältigend sind.

  • Es ist allgemein bekannt, dass homosexuelle Täter das kirchliche Privileg zu ihrem Vorteil ausnutzen. Aber zu behaupten, die Krise selbst sei Klerikalismus, ist reine Sophisterei. Da wird so getan, als ob ein Mittel zum Zweck, ein Instrument, tatsächlich das Hauptmotiv wäre.
  • Die Verurteilung der homosexuellen Korruption und der moralischen Feigheit, die sie gedeihen lässt, findet in unserer Zeit keine Zustimmung, auch nicht in den höchsten Ebenen der Kirche. Es überrascht mich nicht, dass ich, wenn ich auf diese Plagen aufmerksam mache, der Untreue gegenüber dem Heiligen Vater bezichtigt werde und beschuldigt, eine offene und skandalöse Rebellion anzuzetteln.

Doch eine Rebellion würde bedeuten, andere zu drängen, das Papsttum zu stürzen. Ich fordere nichts dergleichen. Ich bete jeden Tag für Papst Franziskus – mehr, als ich es je für die anderen Päpste getan habe. Ich bitte, ja flehe den Heiligen Vater aufrichtig an, sich seiner Pflichten zu erinnern, die er sich selbst aufgetragen hat, als er sein Amt als Nachfolger Petri antrat. Er nahm die Mission auf sich, seine Brüder zu stärken und alle Seelen in der Nachfolge Christi, im geistlichen Kampf, auf dem Weg des Kreuzes zu führen. Lasst ihn seine Fehler eingestehen, bereuen, seine Bereitschaft zeigen, dem Auftrag, den Petrus erteilt hat, nachzukommen, und lasst ihn nach der Bekehrung seine Brüder stärken (Lk 22,32).Abschließend möchte ich meinen Appell an meine Brüder Bischöfe und Priester wiederholen, die wissen, dass meine Aussagen wahr sind und die dies bezeugen können, oder die Zugang zu Dokumenten haben, welche die Angelegenheit zweifelsfrei belegen können. Auch ihr steht vor einer Entscheidung. Ihr könnt euch aus dem Kampf zurückziehen, das Komplott des Schweigens unterstützen und eure Augen vor der Ausbreitung der Korruption abwenden. Ihr könnt Ausreden, Kompromisse und Rechtfertigungen finden, die den Tag der Abrechnung verzögern. Ihr könnt euch mit der Lüge und der Illusion trösten, dass es einfacher sein wird, morgen die Wahrheit zu sagen, und dann am nächsten Tag, und so weiter.

Auf der anderen Seite könnt ihr euch entscheiden, den Mund aufzumachen. Ihr könnt Ihm vertrauen, der uns gesagt hat: „Die Wahrheit wird euch befreien.“ [Joh 8,32] Ich sage nicht, dass es einfach sein wird, sich zwischen Schweigen und Reden zu entscheiden. Ich fordere euch auf, darüber nachzudenken, welche Entscheidung ihr – auf eurem Sterbebett und dann vor dem gerechten Richter – nicht bereuen werdet, getroffen zu haben.

+Carlo Maria Viganò 19. Oktober 2018
Titularerzbischof von Ulpiana Festtag der
Apostolischer Nuntius Nordamerikanischen Märtyrer
(CNA Deutsch)

Jugendsynode: Ein Brief und geheim gehaltene Gruppenteilnehmer

VATIKANSTADT – Die Bischofssynode 2018 hat eine Gruppe von acht Teilnehmern gewählt, um mit der Ausarbeitung einer Botschaft von der Synode an die Jugend der Welt zu beginnen. Der Text wird der gesamten Versammlung zur Genehmigung vorgelegt, bevor er veröffentlicht wird.

In einer Pressekonferenz vom 18. Oktober wurden unter den Mitgliedern der Kommission die Jugendauditoren Briana Santiago, eine amerikanische geweihte Frau der Apostel des Inneren Lebens und Anastasia Indrawan, Mitglied der Jugendkommission für die Bischofskonferenz von Indonesien, bekannt gegeben.

Die Bischöfe des Ausschusses sind Erzbischof Dieudonne Nzapalainga von Bangui, Weihbischof Emmanuel Gobilliard von Lyon, Erzbischof Anthony Fisher von Sydney und Bischof Eduardo Horacio Garcia von San Justo, Argentinien.

Pater Alois, Prior der Ökumenischen Gemeinschaft von Taize, und Auditor Michele Falabretti, Leiterin des Jugendpastoralbüros der italienischen Bischofskonferenz, gehören ebenfalls zu der Gruppe, die für das Schreiben der Botschaft ausgewählt wurde.

Im Gegensatz zu dem, was den Journalisten Anfang der Woche mitgeteilt wurde, werden die Namen der Mitglieder jeder kleinen Sprachgruppe, genannt „circoli minori“, nicht veröffentlicht, sagte der Kommunikationsleiter des Vatikans, Paolo Ruffini, am 18. Oktober.

Der Grund dafür sei, „den Geist der Synode, der ein Geist der Gemeinschaft ist“, zu zeigen und den Wunsch des Generalsekretariats der Synode widerzuspiegeln, „die Synode nicht in eine Debatte darüber zu verwandeln, „wer was gesagt hat“, sondern ihr zu sagen, was sie ist: ein gemeinschaftliches Spiegelbild der Kirche“.

Soweit die offizielle Erklärung des Vatikans für den Schritt.

Während der Pressekonferenz stellte der erfahrene vatikanische Journalist Sandro Magister fest, dass die Namen der Mitglieder jeder kleinen Gruppe von den Organisatoren der Synode auf der Familien-Synode 2015 veröffentlicht wurden, worauf Ruffini antwortete, dass er den Vorschlag „mitteilen“ werde, jedoch „jede Synode ihre Regeln hat“.

Ruffini sagte vor Journalisten weiter, dass die Kleingruppen jetzt über den dritten Teil des Instrumentum Laboris diskutieren, und das Abschlussdokument bereits „in Arbeit“ sei. Unter denjenigen, die auf der Pressekonferenz sprachen, war Metropolit Hilarion der Russisch-Orthodoxen Kirche, der als „brüderlicher Delegierter“ an der Synode teilnimmt.

Weitere Themen der Diskussionen und Reden im Synodensaal der letzten beiden Sitzungen waren die Berufung zur Heiligkeit, das Lesen der Bibel, das Gebet und die Gemeinschaft für junge Menschen. Die Bedeutung des Fastens wurde auch als eine Praxis angesprochen, die in der westlichen Kultur weitgehend aufgegeben ist und wiederentdeckt werden sollte.

Weitere Vorschläge aus dem Saal waren die Schaffung eines päpstlichen Jugendrates auf gleicher Ebene wie die anderen vatikanischen Abteilungen, der von einer Frau geleitet werden könnte. Bei der Diskussion über die Rolle der Frauen in der Kirche wurde auch eine Synode der Bischöfe über Frauen vorgeschlagen.

Auch die Frage der Migrationskrise und deren Rolle im Leben Jugendlicher wurde behandelt. Kardinal Berhaneyesus Demerew Souraphiel aus Äthiopien sprach während der Pressekonferenz über das Thema und erklärte, dass in Afrika etwa 80 Prozent der Migration intern, auf dem Kontinent stattfinde.

Er sagte, dass mangelnde verantwortungsvolle Staatsführung, Korruption, Konflikte und Bürgerkrieg sowie der Waffenhandel alle zur Herausforderung von Auswanderung und Vertreibung auf dem afrikanischen Kontinent beitragen.

Der Kardinal sprach von einem Verlust, vor allem in Teilen Europas, dessen, was er als biblische Tradition der guten Aufnahme von Gästen und Flüchtlingen sieht. „Es ist traurig, wenn wir hören, dass einige Grenzen für Menschen, die Sicherheit suchen, geschlossen werden“, sagte er. „Wo sind die christlichen Wurzeln Europas? Wo sind die christlichen Werte?“ (CNA Deutsch)

Von Peking zum Petersplatz: Wer sind die chinesischen Bischöfe bei der Jugendsynode?

VATIKANSTADT – Bischof Joseph Guo Jincai ist zwar zum ersten Mal bei einer Bischofssynode. Doch Erfahrung hat der anderswo gesammelt: Er diente über drei Amtszeiten als Stellvertreter beim National Volkskongress (NVK) in Peking.

Als Abgeordneter des von der Kommunistischen Partei beherrschten NVK unterstützte Bischof Guo öffentlich einen Änderungsantrag zur Abschaffung der Amtszeitbegrenzung des Präsidenten Xi Jinping. Und der Oberhirte stimmte der Verankerung des „Gedankenguts über Sozialismus mit chinesischen Eigenschaften für eine Neue Ära“ von Xi Jinping in der chinesischen Fassung im März 2018 zu.

Wenige Wochen nach der Aufhebung seiner Exkommunikation durch den Vatikan, im Rahmen einer als „vorläufig“ bezeichneten Vereinbarung zwischen China und dem Heiligen Stuhl, erregte Bischof Guo in Rom Aufmerksamkeit: Er war einer der ersten chinesischen Bischöfe, der jemals an einer kirchlichen Synode teilnahm, zusammen mit seinem Amtsbruder Bischof Yang Xiaoting des Bistums Yan’an (Provinz Shaanxi).

Papst Franziskus eröffnete die Synode mit einem Gruß an die beiden chinesischen Teilnehmer und sagte wörtlich, dass „die Gemeinschaft des gesamten Episkopats mit dem Nachfolger Petri durch ihre Anwesenheit noch sichtbarer wird“.

Die beiden chinesischen Bischöfe nahmen an der Synode über „Jugend, den Glauben und die Berufungsentscheidung“ teil – bis sie am 15. Oktober plötzlich abreisten – ohne Angabe von Gründen.

In der Volksrepublik China stehen junge Menschen vor ganz besonderen Herausforderungen, was die Ausübung ihrer Religion betrifft.

Kinder dürfen Kirchen nicht betreten

So ist es beispielsweise aufgrund einer Änderung der religiösen Aufsicht der chinesischen Regierung Anfang dieses Jahres für alle unter 18-Jährigen verboten, eine Kirche oder ein religiöses Gebäude auch zu betreten.

Bischof Guo sagte den chinesischen Staatsmedien, dass er keinen Konflikt zwischen seiner Rolle als Volkskongress-Abgeordneter und Bischof sehe.

„Meine Rolle als Abgeordneter wird und kann meinen Gottesdienst nicht beeinträchtigen, da China das Prinzip der Trennung von Kirche und Staat umsetzt“, behauptete Guo wörtlich gegenüber der vom Staat geförderten Zeitung „Global Times“ im März 2018.

Die „Global Times“ berichtete weiter, dass Guo sagte, Katholiken müssten sich an die sozialistische Gesellschaft anpassen, um in China zu überleben und sich zu entwickeln, und eine grundlegende Voraussetzung dafür sei, dass dies „patriotisch“ sei.

Solche Aussagen spiegeln wider, was Präsident Xi Jinping sagt. Der lebenslange Machthaber der Volksrepublik fordert, dass jede Religion in China sich „sinisieren“ („Chinesisch machen“) müsse. Im Jahr 2016 sagte Xi dem Vorsitz der Kommunistischen Partei, dass man sich „entschlossen“ gegen Unterwanderungsversuche aus dem Ausland schützen müsse.

Seit Jahrzehnten sind Chinas 12 Millionen Katholiken gespalten zwischen einer im Untergrund existierenden katholischen Kirche in voller Gemeinschaft mit dem Heiligen Stuhl, die immer wieder von der Regierung verfolgt wird, und der staatlich kontrollierten, chinesischen patriotischen katholischen Vereinigung, deren Bischöfe von der kommunistischen Regierung ernannt und manchmal ohne Zustimmung des Papstes geweiht werden.

Bischof Guo ist Generalsekretär der „Bischofskonferenz der Katholischen Kirche in China“ (BCCCC). Bischof Yang, der andere chinesische Synodendelegierte, ist deren Vizepräsident.

Diese chinesische „Bischofskonferenz“ wurde im Brief von Papst Benedikt XVI. an die Katholiken in China 2007 als unrechtmäßig eingestuft, weil sie „durch Gesetze geregelt wird, die Elemente enthalten, die mit der katholischen Lehre unvereinbar sind“. Es ist unklar, ob das Abkommen zwischen dem Heiligen Stuhl und China vom 22. September die Bischofskonferenz der chinesischen Regierung als legitim anerkannt hat, oder nur deren – bis vor kurzem exkommunizierten – Vertreter.

Vatikan-Sprecher Greg Burke sagte, das Ziel des September-Abkommens sei „nicht politisch, sondern pastoral“. Es würde Gläubigen ermöglichen, „Bischöfe zu haben, die in Gemeinschaft mit Rom, aber gleichzeitig von den chinesischen Behörden anerkannt sind“, so Burke.

Bevor die beiden chinesischen Bischöfe die Synode am frühen 15. Oktober ohne Erklärung verließen, hatten sie die Gelegenheit, sich mit Papst Franziskus zu treffen und ihn zu einem Besuch nach China einzuladen.

Guo und Yang wohnten im „Gästehaus“ Santa Marta, wo „wir im Alltag mit dem Papst zusammenleben konnten“, so Bischof Guo in einem am 16. Oktober veröffentlichten Interview mit „Avvenire“, der Zeitung der italienischen Bischofskonferenz.

„Wir konnten in Vertrautheit miteinander sprechen, als Kinder mit ihrem Vater. Er sagte uns, dass er uns liebt, unser Land liebt und immer viel zu den Christen in China betet“, fuhr Guo fort. (CNA Deutsch)