Lombardi: Die zwei Tore Afrikas

Die Kirche in Afrika ist dazu aufgerufen, für Gerechtigkeit und Frieden mitzuwirken. Das hat der Vatikansprecher Federico Lombardi in seinem wöchentlichen Editorial für Radio Vatikan an diesem Samstag betont. Er ging auf die jüngste Papstreise nach Benin ein. Afrika habe zwei Tore, die geöffnet werden müssen, so Lombardi.

„Es gab in Benin früher ein Tor der Unumkehrbarkeit und ein anderes der Rettung. Die Unumkehrbarkeitstür war jene, die die Sklaven auf die Schiffe nach Amerika führte und somit ein Ende ihrer menschlichen Würde setzte. Das „Tor der Rettung" hingegen wurde später von Katholiken erschaffen, um auf jene Gläubigen hinzuweisen, die früher in das Land kamen, um die Frohe Botschaft zu verkünden. In gewisser Weise waren also auf der einen Seite das Böse und auf der anderen die Hoffnung."

Lombardi erinnerte auch daran, dass das postsynodale Schreiben „Africae Munus" von vielen – auch nicht-katholischen – Kommentatoren gewürdigt wurde. Das Schreiben gilt als ein Meilenstein der Darstellung aller Probleme des Kontinents, so Lombardi.

„Es ist ein Werk, das aus einer reinen afrikanischen Sicht entstanden ist, doch vollumfänglich in der christlichen Hoffnung ihre Wurzeln hat. Es ist universal gültig und dennoch afrikanisch und öffnet neue Horizonte für Afrika. Ein Journalist sagte mir, dass er sich hier in Benin wirklich als Teil der Universalkirche gefühlt habe."

Der Papst habe als geistliches Oberhaupt der Kirche ein Zeichen der Hoffnung nach Afrika gebracht, das auch für Europäer gelte, so Lombardi abschließend. (rv)

Pater Lombardi: „Botschaft der Hoffnung ist angekommen“

Von Abtreibung über Aids bis zur Zusammenarbeit der Religionen bietet die Apostolische Exhortation „Africae Munus", die Benedikt XVI. am Wochenende in Benin unterzeichnete und überreichte, Afrika konkrete Antworten an. Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden bilden dabei den Grundtonus, der in die Zukunft weist. Vatikansprecher Pater Federico Lombardi resümiert die Reise am Mikrofon von Radio Vatikan:

„Jetzt geht es darum, diesen Weg zu gehen und in die Praxis zu übersetzen. Ich denke, dass sich dieses Dokument dazu anbietet, denn es enthält verschiedene sehr konkrete Vorschläge für die Pastoral der Kirche in verschiedensten Bereichen, darunter auch Initiativen, die schon bald beginnen können: Ein Jahr der Versöhnung oder auch einzelne Tage oder Wochen der Versöhnung, die lokal von den Bischofskonferenzen organisiert werden können. Dieser Weg ist also lebendig. Und er darf jetzt absolut nicht unterbrochen werden, als wäre schon das Ziel erreicht. Im Gegenteil: das ist ein Ausgangspunkt!"

Mit dem Aufruf für eine bessere Zukunft Afrikas habe sich der Papst konkret an die Politiker und Entscheidungsträger dort gewandt, unterstreicht Pater Lombardi. Doch auch für den Westen hatte Benedikt XVI. eine wichtige Botschaft mit im Gepäck:

„Wir sind es in den anderen Teilen der Welt zu sehr gewohnt, nur die negativen Dinge zu sehen. Die gibt es in Afrika zwar, Konflikte, Leiden, Krankheiten usw., aber sie verschließen eine positive Sicht. Man muss das Leid mit den Ressourcen überwinden, die es gibt, die man unterstützen und freisetzen muss: gute Regierungsführung, Ausbildung, Entwicklungshilfe und die Verkündigung christlicher Hoffnung. Ich glaube, dass die Afrikaner ohne viel Worte diese Botschaft der Hoffnung verstanden haben. Das hat ihre Freude beim Empfang des Papstes gezeigt."
Pater Lombardi hob weiter hervor, dass der Papst in Benin nicht die Solidarität des Westens mit Afrika eingefordert habe. Stattdessen habe er an die Eigenverantwortlichkeit der Afrikaner appelliert und sie aufgerufen, ihr Potential zu nutzen. Rund 80.000 Menschen hatten nach Vatikanangaben an der Messe im Stadion von Cotonou mit Papst Benedikt XVI. am Sonntag teilgenommen. Im Stadion waren 40.000 Menschen, weitere 40.000 hätten die Feier außerhalb über Großbildschirme verfolgt, gab Pater Lombardi an. Die Messe war der Höhepunkt der dreitägigen Afrika-Reise des Papstes. Bei der Veranstaltung wurde die Apostolische Exhortation „Africae Munus" übergeben, die Papst Benedikts abschließende Überlegungen zur Afrika-Synode von 2009 zum Thema Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden zusammenfasst.

Weiter positive Reaktionen von afrikanischer Seite

Positive Reaktionen zur Afrikareise des Papstes kommen derweil weiter von afrikanischer Seite. DerPapst habe keine Scheu gehabt, auch schwierie Themen anzusprechen und starke Botschaften zu lancieren, lobte zum Beispiel der Generalsekretär der Bischofskonferenz von Benin, Bischof Eugène Houndékon, in einem Interview. (rv)

„Der Papst kommt nicht, um Lektionen zu erteilen“

In zwei Wochen wird Benedikt XVI. nach Benin reisen – warum gerade nach Benin? Päpste besuchen – das ist ein Teil der Antwort – immer nur politisch stabile Staaten; nicht jede Destination in Afrika ist also möglich. Das kleine Benin hingegen erfüllt die Kriterien der päpstlichen Reiseplaner. Zwar ist es schon das dritte Mal, dass ein Papst nach Benin kommt, aber dieses Mal ist mit den anderen nicht zu vergleichen aufgrund seiner Tragweite. Das denkt der Priester und Intellektuelle André Quenum, Leiter der katholischen Wochenzeitung „La Croix du Benin" und Pressesprecher des Papstbesuches. Er sagte uns in einem Interview:

„Der Papst kommt nach Benin, aber nicht nur für Benin, sondern für ganz Afrika. Er unterzeichnet und überreicht eine wichtige Botschaft, die Postsynodale Exhortation der Afrika-Synode. Die Leute von Benin sollen verstehen, dass das hier ein großer Besuch ist, dass der Papst mit einer Botschaft kommt, die sich an ganz Afrika richtet, damit Afrika sich erhebt und den Weg der Versöhnung einschlägt, der Gerechtigkeit und des Friedens."

André Quenum ist fest davon überzeugt, dass es keine rein innerkatholische Botschaft ist, die Benedikt im Gepäck hat.

„Christen und Nichtchristen sollen die Themen verstehen, die der Papst hier entwickeln wird. Und sie sollen verstehen, dass die Kirche hier auf einem Weg der Hoffnung ist. Afrika hat alles, was es braucht: Es hat Brot, es hat Wasser. Aber es kann sie nicht nutzen, weil es Konflikte und Ungleichheiten gibt. Von Versöhnung sprechen und von Gerechtigkeit sprechen, das ist, worauf Afrika setzen muss, damit der Frieden Wirklichkeit wird. Die Kirche kommt nicht, um hier Lektionen zu erteilen, sondern sie stellt sich in den Dienst dieser Sache."

Was drinsteht in der Botschaft des Papstes an den afrikanischen Kontinent, ist naturgemäß noch nicht bekannt. Doch die Neugier ist groß. Entsprechend panafrikanisch sind die Anfragen, die auf einer ganz handgreiflichen logistischen Ebene die Vorbereiter der Papstreise erreichen. Das Stadion in Cotonou hat eine begrenzte Kapazität, 55.000 Menschen finden dort Platz – viel weniger, als kommen wollen. André Quenum sagt:

„Für die drei Tage des Papstbesuchs versuchen wir ein System zu finden, das der Mehrheit der Pilger das Gefühl gibt, dabei zu sein. Nicht alle werden direkt an den Orten sein können, wo der Papst ist: aus Sicherheitsgründen und auch, weil die Orte so klein sind."

Hintergrund
Der Papst unternimmt vom 18. bis 20. November seine Pastoralreise in den westafrikanischen Staat Benin. Bei seinem zweiten Afrikabesuch wird er das Schlussdokument der Afrikasynode vom Oktober 2009 veröffentlichen. Zudem feiert er mit den Gläubigen den Beginn der katholischen Mission in dem westafrikanischen Land vor 150 Jahren. Benedikt XVI. folgt mit der Reise einer Einladung von Staatspräsident Yayi Boni und seiner Regierung sowie der Bischofskonferenz von Benin. Die Afrikasynode hatte vom 4. bis 25. Oktober 2009 im Vatikan unter dem Motto „Die Kirche in Afrika im Dienst für Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden" getagt. Das Schlussdokument soll Grundlage für die Pastoral der Kirche in den kommenden Jahren sein. (rv)

Togo: „Caritas in Afrika, nicht immer nur Caritas für Afrika“

Die demütigendsten Formen von Armut in Afrika ausrotten – das ist das hochgesteckte Ziel der afrikanischen Caritas. Vergangene Woche trafen sich Caritas-Leute aus dem gesamten Kontinent in Togo, um über Strategien zur Bekämpfung der Armut nachzudenken. Schwester Leonie Dochamou ist Direktorin der Caritas Benin und koordiniert die Caritas in den französischsprachigen Ländern Westafrikas. Sie sagte uns, die Afrikaner sollten sich langsam an die Idee gewöhnen, selbst zu Gebern zu werden: Caritas in Afrika – und nicht immer nur Caritas für Afrika.

„Wir können nicht als afrikanische Caritas immer die Hilfe anderer erwarten. Sicher, die internationale Solidarität ist eine gute Sache. Aber auch andere haben ihre Probleme. Trotz unserer Armut müssen auch wir ein Minumum beitragen. Fundraising ist eine Herausforderung für uns, weil es etwas Vergleichbares bei uns noch nicht gibt. Aner Afrika ist ein Kontinent voller Ressourcen, und die Afrikaner müssen auch selbst zu ihrer Entwicklung beitragen."

Dabei hat die kirchlich organisierte Nächstenliebe viele Dimensionen; einerseits geht es um langfristige Strategien, andererseits um Nothilfe. Klar ist für Schwester Leonie Dochamou, dass die afrikanische Caritas aus ihrem klaren katholischen Profil heraus professionelle Arbeit leisten muss – das sei ihr Auftrag im Sinn der Armen.

„Wir müssen während der Notfälle wirksam und gut für die Menschen arbeiten. Das scheint mir ein wichtiges Zeugnin in einem Umfeld, wo es viel Korruption gibt. Wir sind Kirche, wir haben eine Identität. Deshalb müssen wir in Afrika, wo es viel Korruption gibt, als Kirche klar Zeugnis ablegen. Die katholische Lehre ist keine Lehre, die zum Mittelmaß auffordert! Sie erfordert Professionalität."  (rv)

Vatikan/Benin: Programm der Papstreise nach Benin am 18.-20. November 2011

Der Vatikan hat das Programm der Papstreise nach Benin bekannt gegeben. Der Papst besucht das zentralafrikanische Land vom 18.-20. November 2011. Ausgangspunkt der Reise bildet das Abschlusspapier der Bischofssynode zu Afrika vom Oktober 2009. Papst Benedikt wird das postsynodale Schreiben am 19. November in der Kirche der Unbefleckten Empfängnis Mariens in Ouidah unterschreiben. Übergeben wird es dann am darauf folgenden Sonntag bei einer Messe im Stadion der Freundschaft in Cotonou. Weitere Schwerpunkte der Reise sind ein Besuch am Grab von Kardinal Bernard Gantin und in Afrika Treffen mit Vertretern der Regierung und Gesellschaft und mit Vertretern der Kirche Afrikas. (rv)