Kard. Erdö: „Vereinte Christen gegen Ausbeutung der Natur“

Die Christen müssen federführend sein in Sachen Umweltschutz. Das sagte der ungarische Primas, Kardinal Peter Erdö, in seiner Eröffnungsrede zur „grünen“ Pilgerreise der Umwelt-Bischöfe in Zentraleuropa. Bis Sonntag pilgern die Verantwortlichen für Umweltfragen der europäischen Bischofskonferenzen von Ungarn über die Slowakei bis ins österreichsche Mariazell. Wie Kardinal Erdö weiter hinzufügte, müssten die Gläubigen sich aktiv gegen die Ausbeutung der Natur einzusetzen. Dieses Anliegen vereine die Christen aller Konfessionen.
 Mario Galgano mit weiteren Einzelheiten.
Umweltschutz ist urheberrechtlich nicht geschützt. Das heißt, jeder Mensch und jede Gemeinschaft soll und muss sich damit auseinandersetzen. Das ist die zentrale Botschaft, die Kardinal Erdö den Gläubigen bei der „grünen“ Pilgerreise vermitteln möchte. Dazu sei ein Austausch mit Politikern und Wirtschaftsleuten unvermeidlich.
Die Teilnehmer der Pilgerreise des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) werden deshalb auch mit Unternehmen, Ökonomen und Politikern zusammentreffen. Kardinal Erdö habe zwar Verständnis dafür, dass die Politik eng mit der Wirtschaft verbunden sei. Doch oft werde diese Einsicht den vermeintlichen wirtschaftlichen Zwängen untergeordnet.
„Manchmal habe ich das Gefühl, dass die Wirtschaft doch mehrheitlich nach ihren eigenen Regeln handelt. Es herrscht ständig ein Notstand, sagt uns die Wirtschaft. Und im Notstand fühlt man sich berechtigt, auch Schritte zu unternehmen, die man selber nicht für vernünftig hält. Das gilt insbesondere beim Umgang mit der Natur. Man muss aber ständig im Dialog bleiben. Sowohl die Politiker als auch die Verantwortlichen der Wirtschaft und andererseits die Kirchenvertreter müssen unbedingt in Kontakt bleiben mit den Naturwissenschaftlern.“
Erdö verwies auch auf Papst Benedikt XVI., der in seinem Schreiben zum Weltfriedenstag daran erinnert habe, dass die Achtung vor der Natur nicht ohne Veränderung des Lebensstils möglich sei. Kardinal Erdö erinnerte dabei an den Begriff der „sozialistischen Moral“ im spätkommunistischen Ungarn.
„Damals hat man den Materialismus vertreten und eben von sozialistischer Moral gesprochen. Es gab in der offiziellen Presse große Diskussionen unter Akademikern über den Inhalt dieser sozialistischen Moral. Letztlich lautete die Antwort, die am meisten angenommen wurde: der Inhalt der Moral sei mit dem Strafgesetzbuch identisch. Aber wenn das Strafgesetzbuch allein den Inhalt des Moralismus bildet, dann gibt es keine Moral. Das war das Problem. Doch danach blieb unsere Gesellschaft ohne Orientierung.“
Deshalb stehe die Wallfahrt der Bischöfe unter einem leichtverständlichen Motto, das Papst Benedikt XVI. zum Weltfriedenstag 2010 ausgerufen hat: „Wenn Du den Frieden willst, bewahre die Schöpfung.“ (rv)

Vatikan: Papst empfängt CCEE-Vertreter

Nach der großen Solidaritätsdemo von Sonntag und der erfolgreichen Portugalreise, haben Vertreter des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) in dieser Woche einen gestärkten Papst erlebt. Sie wurden gleich am Montag in Privataudienz empfangen. Wie sieht die Situation der katholischen Kirche in Europa aus, wie lässt sich das Evangelium verkünden? Darüber legten die Vertreter dem Papst Bericht ab. Der Generalsekretär des Rates, Pater Duarte da Cunha, beschrieb die Audienz so:
„Es war ein gutes Treffen mit dem Heiligen Vater, man konnte wirklich noch seine Freude nach der Portugalreise spüren. Wir hatten auch die Möglichkeit, mit ihm über die aktuellen Schwierigkeiten zu sprechen, über Europa, das sich immer weiter entfernt von seinen christlichen Wurzeln. Der Papst hat darauf bestanden, auf die Evangelisierung zu setzen und weiter zu hoffen, um von den Wurzeln her eine neue Gesellschaft der Nächstenliebe aufzubauen. Er war sehr aufmerksam, als wir ihm unsere Anliegen schilderten.“

Zu der aktuellen Krise meinte da Cunha:
„Die Kirche muss jetzt nach vorne blicken, es gibt viel zu tun und wir dürfen da nicht still stehen bleiben. Wir haben unsere nächste Vollversammlung im Oktober und Hauptthemen werden da die Demographie und die Familie sein: Was bestimmt das Familienleben? Außerdem sprechen wir über den ökumenischen Prozess mit den Orthodoxen, nicht dogmatisch oder theologisch, sondern vielmehr über die soziale und ethische Komponente, die unsere Gesellschaft betrifft. Wir sind nur ein kleines Sekretariat, wir können nicht alles tun, aber zumindest versuchen wir, etwas zu tun.“ (rv)

Vatikan: Europäische Bischofskonferenzen beraten mit dem Papst

Papst Benedikt XVI. hat sich am Montag mit der Ratsspitze der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) über die Situation der katholischen Kirche in Europa beraten. Gegenstand des Treffens im Vatikan waren aktuelle Probleme und kirchliche Aktivitäten in Ländern mit katholischen Minderheiten, wie der CCEE anschließend mitteilte. Der Rat bewertete die getrennten Unterredungen mit Benedikt XVI. und Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone als ertragreich und herzlich. Zu den Gesprächen waren CCEE-Präsident Kardinal Peter Erdö aus Budapest und die Vizepräsidenten Kardinal Josip Bozanic aus Zagreb sowie Kardinal Jean-Pierre Ricard aus Bordeaux in den Vatikan gekommen. Außerdem nahm auch Generalsekretär Duarte da Cunha an den Begegnungen teil. Die Präsidentschaft des Bischofsrates hält sich bis Mittwoch in Rom auf, um mit den Leitungen verschiedener Vatikanbehörden aktuelle Fragen zu Europa und Projekte des CCEE zu erörtern. (rv)

Spanien: Migration als menschliche und nicht soziologische Herausfoderung

Bischöfe aus ganz Europa beraten ab heute über Migration und Mobilität in Europa. „Europa der Menschen in Bewegung. Ängste überwinden, Perspektiven aufzeigen" – mit diesem Motto ist das Treffen im spanischen Malaga überschrieben. Die Bischöfe und Fachleute wollen darüber beraten, was genau Menschen zur Migration bewegt und welche Konsequenzen sich aus diesen Migrationsströmen für die Kirche ergeben. Der Generalsekretär des Rates der europäischen Bischofskonferenzen Duarte da Cunha erklärte in einem Interview mit Radio Vatikan die die Perspektive, unter der das Problem diskutiert würde:
„Wir wollen über Menschen sprechen, über Migranten als Menschen, mit Würde und nicht nur von einem soziologischen Blickpunkt aus. Wie leben Migranten genau in ihren Gemeinschaften, Familien, in der Gesellschaft. Ist ihre Lebenssituation nach der Migration besser, das wollen wir uns angucken. Also, wir gucken uns den Menschen an, die menschliche Person."
Schätzungen nach gibt es weltweit rund 200 Millionen Migranten. Das Problem der Migration ist eine weltweite Herausforderung, meint da Cunha. Daher ist es auch ein Thema für alle Staaten in Europa und nicht nur ein Problem der Mittelmeer-Anrainer:
„Was wir vor allem während der Vorbereitung des Gipfels gesehen haben, ist, dass Migranten heute über ganz Europa verteilt sind. Es ist also sehr wichtig, dass wir diesen Punkt ernst nehmen. Wir müssen deshalb die Europäer von West nach Ost, von arm nach reich, aller unterschiedlichen Kulturen zusammenbringen und zum Dialog aufrufen. Das ist natürlich nichts, was sofort passiert, aber es ist eine Aufgabe der Kirche, diese Dialogkultur zu fördern."
Sehr aktiv zeigt sich die Kirche vorallem in der Sozialarbeit, wenn es darum geht, etwa Flüchtlingen zu helfen oder arme Zuwanderer mit dem Nötigsten zu versorgen. Doch Kirche dürfe nicht nur eine soziale Mission betreiben, mahnt da Cunha:
„Wie können wir mit so vielen Veränderungen, sei es im Glauben oder wie Menschen heutzutage leben, wie können wir da das Evangelium verkünden und den Menschen Jesus nahe bringen. Das wird auch ein Teil unseres Kongresses sein. Wie kann die frohe Botschaft verkündet werden in einer Migrantenkultur, in diesem Europa, das sich stetig wandelt."
Viele Menschen seien heute durch die Arbeit zu Flexibilität aufgerufen, zu Umzügen auch über die Grenzen der Heimatländer hinweg. Für sie gibt es bereits viele Anlaufstellen, meint der Generalsekretär des Rates der europäischen Bischofskonferenzen. Diese bestehenden Angebote werden auch von den Kongressteilnehmern bis Samstag diskutiert. Ein weiterer Aspekt wird aber auch das Angebot der Kirche für ausländische Studenten sein.
„Auch für die Studenten, da ist ja auch so viel in Bewegung, innerhalb der EU. Da gucken wir, wie die Universitäten und Schulen die ausländischen Studenten aufnehmen. Aber wir fragen uns auch, wie die Kirche die jungen Menschen aufnehmen kann. Wie kann Sie Ihnen helfen, eine Identität zu finden und ihren Glauben zu leben." (rv)