Papst: „Besser kommunizieren“

Die Kirche soll sich neuer Sprechweisen und neuer Kommunikationsmöglichkeiten bedienen, um die Frohe Botschaft zu verbreiten. Das hat Benedikt XVI. vor den Angehörigen des Päpstlichen Kulturrates angeregt. Nötig sei dazu aber nicht nur ein „neuer Elan", sondern auch eine aufmerksam-kritische Haltung gegenüber eben diesen neuen Kommunikationsmöglichkeiten. „Die sprachliche Unfähigkeit, den tiefen Sinn und die Schönheit der Glaubenserfahrung mitzuteilen, kann zur Gleichgültigkeit vieler, besonders Jugendlicher, beitragen", warnte Papst Benedikt.
 Kardinal Peter Erdö hat als Mitglied des Kulturrates an der Vollversammlung und an der Papstaudienz teilgenommen. Er erinnerte daran, dass es immer schwierig war, das Evangelium weiterzugeben.
„Es ist klargeworden, dass man in der Welt der heutigen elektronischen Kommunikation nicht alles ausdrücken kann, was unser Glaube enthält. Man muss gleichzeitig verschiedene Sprachen und Kommunikationsformen beherrschen. Man muss weiterhin sprechen können, schreiben können, verfassen können. Das heißt, wir sind verantwortlich auch für die Weitergabe des Evangeliums im schriftlichen Sinn des Wortes, und wir müssen auch die logische Beweisführung weiterhin vertiefen – und gleichzeitig meinetwegen auch Reklametechniken verwenden. Es ist also eine mehrfache Herausforderung, aber die Kirche scheint davor keine Angst zu haben." (rv)

Papst: „Schauen wir auf die Christen im Nahen Osten“

Benedikt XVI. hat offiziell die Nahostsynode im Vatikan eröffnet. An diesem Sonntag feierte er zusammen mit 250 Konzelebranten den Eröffnungsgottesdienst im Petersdom. Zum ersten Mal nehmen nahezu alle 120 Kirchenführer der Region an einem internationalen Bischofstreffen mit dem Papst teil.
Zu Beginn der Messe zogen in langer Prozession neun katholische Patriarchen, 19 Kardinäle, 75 Erzbischöfe und 75 Bischöfe in die Vatikan-Basilika ein. Zu Beginn der Zeremonie besprengten die beiden Synoden-Präsidenten – der vatikanische Ostkirchen-Präfekt Kardinal Leonardo Sandri und der syrisch-katholische Patriarch Ignace Youssif III. Younan – die versammelte Gemeinde mit Weihwasser. Der Gottesdienst folgte im Wesentlichen dem lateinischen Ritus; es waren jedoch einige ostkirchliche Elemente eingebaut. Die feierliche Messe war geprägt von den typischen Farben der verschiedenen Riten sowie durch die Gesänge auf Latein, Griechisch und Arabisch.
Christliche Minderheit beachten
In seiner Predigt wies der Papst auf den Hauptzweck der Synode hin: Die zweiwöchige Versammlung soll das Augenmerk auf die christliche Minderheit lenken, die in ihren Ländern meist unter erheblichen Problemen lebt, und ihr Rückenstärkung der Universalkirche geben. An der Nahostsynode nehmen auch die Leiter der wichtigsten Kurienbehörden sowie Vertreter der Weltkirche teil.
Benedikt XVI. nannte die erste Nahost-Synode ein bedeutendes Ereignis für die ganze Weltkirche. Es gehe dabei um die Gegenwart und die Zukunft der Kirche in den Ursprungsländern des Christentums und der Heilsgeschichte insgesamt.
„Der Nahe Osten ist das Land Abrahams, das Land des Exodus und der Rückkehr aus dem Exil, das Land des Tempels und der Propheten, das Land, in dem Jesus Christus von Maria geboren wurde."
Die Synode verfolge in erster Linie pastorale und kirchliche Anliegen, betonte der Papst. Jedoch könne man dabei nicht die mitunter dramatische soziale und politische Situation in einigen Ländern der Region ignorieren.
„Es geht daher um eine Gemeinschaft der unterschiedlichen katholischen Kirchen und Riten, aber auch um die ökumenischen Beziehungen zu den anderen Kirchen. Schließlich ist auch der Dialog mit dem Judentum und dem Islam notwendig."
Weiter fügte der Papst an, dass das Bischofstreffen das Profil der Christen in ihren Ursprungsländern schärfen und den Dialog mit den anderen Kirchen sowie mit Juden und Muslimen fördern wolle. Außerdem soll es ausloten, welchen Beitrag die Christen zu Frieden und Gerechtigkeit in den Krisenregionen des Nahen Ostens leisten können. Papst Benedikt XVI. rief in seiner Predigt auf, den Christen im Nahen Osten ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen.
„In der teils dramatischen Situation in einigen Ländern des Nahen Ostens muss es ihnen ermöglicht werden, als lebendige Steine weiter an den Orten der Heilsgeschichte bleiben zu können. Es ist ein Menschenrecht, in Würde in seinem Heimatland leben zu können. Frieden und Gerechtigkeit sind unverzichtbare Voraussetzungen für ein harmonisches Zusammenleben aller Bewohner der Region.
Auch die internationale Gemeinschaft soll dazu beitragen, indem sie konstruktiv für Friedenslösungen eintrete, so Benedikt XVI.
„Auch die anderen Religionen sollen ihren Beitrag dazu leisten, indem sie geistige und kulturelle Werte fördern und jede Form von Gewalt ablehnen. Die Christen selbst werden weiter ihren Beitrag leisten, nicht nur mit Einrichtungen im Sozial-, Bildungs- und Gesundheitswesen, sondern im Geist der Bergpredigt, die Vergebung und Versöhnung fördert."
Hintergrund
Es handelt sich um die 24. Bischofssynode, seit Papst Paul VI. (1963-1978) diese Konferenzform zum Ende des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) als Instrument weltkirchlicher Kollegialität einrichtete. Von den 185 Mitglieder der Nahost-Synode kommen 140 aus den mit Rom unierten Ostkirchen, 14 weitere leiten lateinische Diözesen in der Region. Neben Vertretern des lateinischen Ritus nehmen an der Synode Oberhirten von sechs mit Rom verbundenen Ostkirchen teil: Chaldäer, Maroniten, Melkiten sowie katholische Kopten, Syrer und Armenier. Aus Europa wurden unter anderen der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke, der aus der Schweiz stammende Bischof von Reykjavik, Pierre Bürcher, sowie der ungarische Kardinal Peter Erdö berufen. Letzterer ist Vorsitzender des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE). (rv)

Kard. Erdö: „Vereinte Christen gegen Ausbeutung der Natur“

Die Christen müssen federführend sein in Sachen Umweltschutz. Das sagte der ungarische Primas, Kardinal Peter Erdö, in seiner Eröffnungsrede zur „grünen“ Pilgerreise der Umwelt-Bischöfe in Zentraleuropa. Bis Sonntag pilgern die Verantwortlichen für Umweltfragen der europäischen Bischofskonferenzen von Ungarn über die Slowakei bis ins österreichsche Mariazell. Wie Kardinal Erdö weiter hinzufügte, müssten die Gläubigen sich aktiv gegen die Ausbeutung der Natur einzusetzen. Dieses Anliegen vereine die Christen aller Konfessionen.
 Mario Galgano mit weiteren Einzelheiten.
Umweltschutz ist urheberrechtlich nicht geschützt. Das heißt, jeder Mensch und jede Gemeinschaft soll und muss sich damit auseinandersetzen. Das ist die zentrale Botschaft, die Kardinal Erdö den Gläubigen bei der „grünen“ Pilgerreise vermitteln möchte. Dazu sei ein Austausch mit Politikern und Wirtschaftsleuten unvermeidlich.
Die Teilnehmer der Pilgerreise des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) werden deshalb auch mit Unternehmen, Ökonomen und Politikern zusammentreffen. Kardinal Erdö habe zwar Verständnis dafür, dass die Politik eng mit der Wirtschaft verbunden sei. Doch oft werde diese Einsicht den vermeintlichen wirtschaftlichen Zwängen untergeordnet.
„Manchmal habe ich das Gefühl, dass die Wirtschaft doch mehrheitlich nach ihren eigenen Regeln handelt. Es herrscht ständig ein Notstand, sagt uns die Wirtschaft. Und im Notstand fühlt man sich berechtigt, auch Schritte zu unternehmen, die man selber nicht für vernünftig hält. Das gilt insbesondere beim Umgang mit der Natur. Man muss aber ständig im Dialog bleiben. Sowohl die Politiker als auch die Verantwortlichen der Wirtschaft und andererseits die Kirchenvertreter müssen unbedingt in Kontakt bleiben mit den Naturwissenschaftlern.“
Erdö verwies auch auf Papst Benedikt XVI., der in seinem Schreiben zum Weltfriedenstag daran erinnert habe, dass die Achtung vor der Natur nicht ohne Veränderung des Lebensstils möglich sei. Kardinal Erdö erinnerte dabei an den Begriff der „sozialistischen Moral“ im spätkommunistischen Ungarn.
„Damals hat man den Materialismus vertreten und eben von sozialistischer Moral gesprochen. Es gab in der offiziellen Presse große Diskussionen unter Akademikern über den Inhalt dieser sozialistischen Moral. Letztlich lautete die Antwort, die am meisten angenommen wurde: der Inhalt der Moral sei mit dem Strafgesetzbuch identisch. Aber wenn das Strafgesetzbuch allein den Inhalt des Moralismus bildet, dann gibt es keine Moral. Das war das Problem. Doch danach blieb unsere Gesellschaft ohne Orientierung.“
Deshalb stehe die Wallfahrt der Bischöfe unter einem leichtverständlichen Motto, das Papst Benedikt XVI. zum Weltfriedenstag 2010 ausgerufen hat: „Wenn Du den Frieden willst, bewahre die Schöpfung.“ (rv)

EU: Kirche und Europa gemeinsam gegen Armut

Thron und Altar, Politik und Religion können durchaus eine heilvolle Allianz bilden – das zeigte sich an diesem Montag in Brüssel, als Vertreter der europäischen Religionsgemeinschaften mit Spitzen der europäischen Staatengemeinschaft zusammenkamen. Zum sechsten Mal trafen christliche, muslimische, jüdische und noch viele weitere Religionsvertreter das Triumvirat der EU, d.h. den Präsidenten der Kommission, des Parlaments und des Rates. Damit das Treffen sich nicht zu einem der zahlreichen Pflichttermine für die EU-Bürokratie entwickelt, hatten Kirchenvertreter dieses Jahr ein konkretes Thema gesetzt: Im europäischen Jahr gegen Armut und Ausgrenzung lag es auf der Hand, den Kampf gegen die Armut auf die Tagesordnung zu setzen. Johanna Touzel ist Sprecherin der Kommission der europäischen Bischofskonferenzen (COMECE). Im Gespräch mit Radio Vatikan erzählt sie:
 „Die EU hat sich in diesem Jahr selbst verpflichtet, die Zahl der Armen in der EU um 20 Millionen zu senken. Das ist ein ehrgeiziges Ziel. Und für die Politiker ist es natürlich sehr schwer, es konkret zu erreichen. Das ist der Punkt, wo Kirchen und ihre Organisationen eine wichtige Rolle spielen, da sie große Expertise in der Armutsbekämpfung haben. Wir kennen alle die extrem wichtige Arbeit, die z.B. Caritas Europa und andere christliche Sozialinitiativen leisten. Es war ein sehr interessanter Austausch mit allen drei Präsidenten, wo Religionsvertreter auf sehr theoretischem Niveau Armut definiert haben, aber auch konkrete Vorschläge an die Politik gemacht haben, wie Armut bekämpft werden kann."
Armut meint nicht nur materielle Armut, sondern hängt auch von sozialen Bindungen und Beziehungen ab. Das hatte der Vorsitzende des Rats der EU-Bischofskonferenzen, Kardinal Peter Erdö, unterstrichen. Dem schloss sich EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso an. Er sagte:
„Der Kampf gegen Armut darf nicht nur der Kampf für Beschäftigung sein. Arbeit ist ungemein wichtig und das beste Werkzeug, um Armut zu bekämpfen. Aber wir müssen darüber hinausgehen. Die gegenwärtige Situation in vielen Teilen Europas ist dramatisch und inakzeptabel."
„Armut ist eine Herausforderung, der sich die EU und die Kirchen gemeinsam stellen müssen." Diesen eindringlichen Appell richtete der Präsident der COMECE, Adrianus van Luyn, an die Konferenzteilnehmer. Doch nicht nur in Europa leiden viel zu viele Menschen unter Hunger und Entbehrungen, so van Luyn. Zwar sei es ein EU-Treffen, doch die globale Perspektive dürfe man nicht aus dem Blickfeld verlieren; Maßstab und Ziel seien nach wie vor die von der UNO ausgegebenen Millenniumsziele. Seine Sprecherin erzählt:
„Wir müssen diese Millenniumsziele erreichen, und Bischof van Luyn unterstrich, dass wir Armut nicht nur innerhalb der EU, sondern auch auf globaler Ebene betrachten und bekämpfen müssen. Das betrifft sowohl Afrika als auch die Migranten, die nach Europa kommen. Er sagte auch, dass die Ärmsten unter uns nicht zu den Opfern dieser Krise werden dürfen. Künftige Generationen dürfen nicht unsere Fehler ausbügeln, während wir es nicht schaffen, es selbst zu tun."
Mit im Bunde der katholischen Vertreter auf der Konferenz war auch Flaminia Giovanelli vom Päpstlichen Rat Justitia et Pax. Sie erinnerte daran, dass die Kirche mit ihren Projekten schon länger das tut, was Papst Benedikt XVI. in seiner Enzyklika „Caritas in veritate" einforderte, dass sie nämlich „das Private und das Öffentliche einbezieht und den Gewinn nicht ausschließt, ihn aber als Mittel für die Verwirklichung humaner und sozialer Ziele betrachtet." Caritas, Liebe, betonte auch EU-Ratspräsident Herman van Rompuy:
„Das Herz einer jeden Religion ist Liebe. Deswegen sind Initiativen aus der Zivilgesellschaft und von Religionsgemeinschaften so wichtig. Jemanden richtig zu lieben, heißt, alles dafür zu tun, dass es letzten Endes keine Armen mehr gibt." (rv)