Vor exakt zehn Jahren war es Kardinal Leonardo Sandri, Präfekt der Kongregation für orientalische Kirchen, der den Tod des Heiligen Papst Johannes Paul II. vor tausenden von Gläubigen am Petersplatz verkündete:
''Liebe Brüder und Schwestern, um 21:37 ist unser geliebter Heiliger Vater Papst Johannes Paul II. zurückgekehrt ins Haus des Herren. Beten wir für ihn.''
Über viele Jahre hinweg war Kardinal Sandri ein sehr nahestehender Mitarbeiter des nun Heiligen Papstes und er war an seiner Seite bis zu den letzten Momenten seines Lebens.
„Ich begleitete ihn in seinen letzten Jahren, als seine Gesundheit immer schwächer wurde; vor allem nach seinem letzten Besuch in Lourdes. Ich habe noch immer eine sehr lebendige Erinnerung an Johannes Paul II. Wir müssen uns an seine große Persönlichkeit erinnern; von der intellektuellen, doktrinären und natürlich pastoralen Perspektive aus gesehen. Und all das in einem Kontext einer Weltansicht, die sich veränderte mit der Welt. Er hat das nicht direkt gemacht, aber um diese Veränderung zu verwirklichen hat er den Menschen gepredigt sich an die Lehren von Jesus Christus anzunähern, an die Liebe; die Gerechtigkeit, die Freiheit, die Solidarität….Ich denke, dass diese Aspekte von Johannes Paul II. in der Kirche heute wiederauffindbar sind, auch in der Person von Papst Franziskus. Ich beziehe mich hier vor allem an seine Nähe an das Volk, die Papst Johannes Paul II. mit überraschenden Gesten, aber vor allem mit seinem Blick ausdrückte. Ein Blick, der die Herzen der Gläubigen erreichte und mit ihnen auch diejenigen, die lange am Rande des Glaubens blieben."
Johannes Paul II. war der Papst der Herzen, der Sprachen, der Reisen. Er war der erste Nicht-italienische Papst seit Jahrhunderten. Und er war jung, als er sein Pontifikat antrat mit nur 58 Jahren im Jahr 1978.
„Zehn Jahre nach seinem Tod denke ich, dass die Persönlichkeit von Johannes Paul II. in unterschiedlichen und außergewöhnlichen Erinnerungen wiedererlebt und wiedergeboren werden kann, zum Beispiel mit den internationalen Reisen. Viele Völker und Nationen erinnern sich an Johannes Paul II. mit viel Zuneigung und Dankbarkeit. Die Erinnerung an ihn lebt und wächst mit jedem Tag der vergeht…Papst Johannes Paul II. lebte all das, was er sagte, was er in seinem Leben lehrte. Ich erinnere mich, als ich für das Staatssekretariat arbeitete und im selben Moment wir kurz vor der Wahl zum Pontifikat von Papa Wojtyla standen. Also sagte der Kardinal Agostino Casaroli, dass die Wahl von Wojtyla „großen Mut" bewies; Mut den der neue Papst in seiner ersten Predigt demonstrierte, als er die Welt dazu aufrief die Türen für Christus zu öffnen. Drei Jahre später wurde dieser Mut mit dem dramatischen Attentat mit Blut bedeckt. Der Schmerz und das Leiden des Körpers wusste er nur zu gut mit Würde zu nehmen, mit Mut und vor allem mit seiner markanten Persönlichkeit. Er zeigte uns, dass Scherz die Rettung der Welt sein kann, das erinnert an die Rettung von Christus selbst."
Mehr als 26 Jahre war er der Papst und wurde zum Inbegriff der Kirche, verkörperte den Menschenkontakt und die Nähe, aber auch den Schmerz mit seiner eigenen Lebensgeschichte. Er setzte sich, so wie auch heute für den interreligiösen Dialog ein und für die Ökumene. In seiner polnischen Heimat wurde er zum Symbol des antikommunistischen Widerstands.
„Das Erbe von Johannes Paul II ist eine Hymne an das Leben selbst, das Leben des Papstes. Das ist sicherlich, das was uns bleibt. Er hat uns die Menschenwürde des Lebens gezeigt, ein Christ, der in Christus glaubt, kann die Höhen der Höhen erleben, auch in ihren Grenzen die jeder inne hat. Es ist ein Zeugnis, welches Papst Johannes Paul II. auch übermitteln konnte, als sein Körper nicht mehr die Agilität besaß, wenn man zum Beispiel an sein letztes Angelus Gebet denkt, der Ostersonntag, als er es nicht schafft das zu sagen, was er den Gläubigen sagen wollte. In dem Moment haben wir gesehen, dass Gott in uns arbeitet, und er hat diese Wahrheit bezeugt mit seiner Wahrheit und seinem Leben. Man könnte sich an vieles von ihm erinnern, was fundamental war – wie zum Beispiel der Fall des Kommunismus. Wir können uns auch an die viele apostolischen Reisen erinnern, die Jugendwelttage, oder auch die Dokumente von großer Bedeutung und großen kirchlichen Initiativen, aber das was zu allererst herauskristallisiert ist sein leben; ein wahres Leben , ein Leben, dass immer kohärent im Glauben mit Gott geblieben ist."
Für viele war Johannes Paul II. schon immer ein Heiliger. Letztes Jahr wurde er als 81. Papst, von Papst Franziskus und der katholischen Kirche Heilig gesprochen. (rv)