Kardinal Sandri: Johannes Paul II. und die Hymne an das Leben

Papst Johannes Paul II.Vor exakt zehn Jahren war es Kardinal Leonardo Sandri, Präfekt der Kongregation für orientalische Kirchen, der den Tod des Heiligen Papst Johannes Paul II. vor tausenden von Gläubigen am Petersplatz verkündete:

''Liebe Brüder und Schwestern, um 21:37 ist unser geliebter Heiliger Vater Papst Johannes Paul II. zurückgekehrt ins Haus des Herren. Beten wir für ihn.''

Über viele Jahre hinweg war Kardinal Sandri ein sehr nahestehender Mitarbeiter des nun Heiligen Papstes und er war an seiner Seite bis zu den letzten Momenten seines Lebens.

„Ich begleitete ihn in seinen letzten Jahren, als seine Gesundheit immer schwächer wurde; vor allem nach seinem letzten Besuch in Lourdes. Ich habe noch immer eine sehr lebendige Erinnerung an Johannes Paul II. Wir müssen uns an seine große Persönlichkeit erinnern; von der intellektuellen, doktrinären und natürlich pastoralen Perspektive aus gesehen. Und all das in einem Kontext einer Weltansicht, die sich veränderte mit der Welt. Er hat das nicht direkt gemacht, aber um diese Veränderung zu verwirklichen hat er den Menschen gepredigt sich an die Lehren von Jesus Christus anzunähern, an die Liebe; die Gerechtigkeit, die Freiheit, die Solidarität….Ich denke, dass diese Aspekte von Johannes Paul II. in der Kirche heute wiederauffindbar sind, auch in der Person von Papst Franziskus. Ich beziehe mich hier vor allem an seine Nähe an das Volk, die Papst Johannes Paul II. mit überraschenden Gesten, aber vor allem mit seinem Blick ausdrückte. Ein Blick, der die Herzen der Gläubigen erreichte und mit ihnen auch diejenigen, die lange am Rande des Glaubens blieben."

Johannes Paul II. war der Papst der Herzen, der Sprachen, der Reisen. Er war der erste Nicht-italienische Papst seit Jahrhunderten. Und er war jung, als er sein Pontifikat antrat mit nur 58 Jahren im Jahr 1978.

„Zehn Jahre nach seinem Tod denke ich, dass die Persönlichkeit von Johannes Paul II. in unterschiedlichen und außergewöhnlichen Erinnerungen wiedererlebt und wiedergeboren werden kann, zum Beispiel mit den internationalen Reisen. Viele Völker und Nationen erinnern sich an Johannes Paul II. mit viel Zuneigung und Dankbarkeit. Die Erinnerung an ihn lebt und wächst mit jedem Tag der vergeht…Papst Johannes Paul II. lebte all das, was er sagte, was er in seinem Leben lehrte. Ich erinnere mich, als ich für das Staatssekretariat arbeitete und im selben Moment wir kurz vor der Wahl zum Pontifikat von Papa Wojtyla standen. Also sagte der Kardinal Agostino Casaroli, dass die Wahl von Wojtyla „großen Mut" bewies; Mut den der neue Papst in seiner ersten Predigt demonstrierte, als er die Welt dazu aufrief die Türen für Christus zu öffnen. Drei Jahre später wurde dieser Mut mit dem dramatischen Attentat mit Blut bedeckt. Der Schmerz und das Leiden des Körpers wusste er nur zu gut mit Würde zu nehmen, mit Mut und vor allem mit seiner markanten Persönlichkeit. Er zeigte uns, dass Scherz die Rettung der Welt sein kann, das erinnert an die Rettung von Christus selbst."

Mehr als 26 Jahre war er der Papst und wurde zum Inbegriff der Kirche, verkörperte den Menschenkontakt und die Nähe, aber auch den Schmerz mit seiner eigenen Lebensgeschichte. Er setzte sich, so wie auch heute für den interreligiösen Dialog ein und für die Ökumene. In seiner polnischen Heimat wurde er zum Symbol des antikommunistischen Widerstands.

„Das Erbe von Johannes Paul II ist eine Hymne an das Leben selbst, das Leben des Papstes. Das ist sicherlich, das was uns bleibt. Er hat uns die Menschenwürde des Lebens gezeigt, ein Christ, der in Christus glaubt, kann die Höhen der Höhen erleben, auch in ihren Grenzen die jeder inne hat. Es ist ein Zeugnis, welches Papst Johannes Paul II. auch übermitteln konnte, als sein Körper nicht mehr die Agilität besaß, wenn man zum Beispiel an sein letztes Angelus Gebet denkt, der Ostersonntag, als er es nicht schafft das zu sagen, was er den Gläubigen sagen wollte. In dem Moment haben wir gesehen, dass Gott in uns arbeitet, und er hat diese Wahrheit bezeugt mit seiner Wahrheit und seinem Leben. Man könnte sich an vieles von ihm erinnern, was fundamental war – wie zum Beispiel der Fall des Kommunismus. Wir können uns auch an die viele apostolischen Reisen erinnern, die Jugendwelttage, oder auch die Dokumente von großer Bedeutung und großen kirchlichen Initiativen, aber das was zu allererst herauskristallisiert ist sein leben; ein wahres Leben , ein Leben, dass immer kohärent im Glauben mit Gott geblieben ist."

Für viele war Johannes Paul II. schon immer ein Heiliger. Letztes Jahr wurde er als 81. Papst, von Papst Franziskus und der katholischen Kirche Heilig gesprochen. (rv)

Kardinal Sandri zu Pastoralbesuch in Äthiopien

Kardinal SandriAls ein Beispiel für einen gelungenen Dialog der Konfessionen und der Religionen hat Kardinal Leonardo Sandri das Land Äthiopien bezeichnet. Sandri befindet sich derzeit in dem Land auf einer knapp einwöchigen Pastoralreise. In Äthiopien gibt es die mit Rom unierte äthiopische Kirche des Geez-Ritus, neben 43% orthodoxen Christen und 33 % Muslime. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagt der argentinische Kurienkardinal:

„Hier ist der Dialog wirklich am Aufblühen und die verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen begegnen wirklich einander. Der Dialog mit der orthodoxen Kirche, mit den Muslimen und den evangelischen Christen ist hervorragend. Die Katholische Kirche zeigt eine große Einheit und Offenheit gegenüber den Bedürftigen durch ihre sozialen Einrichtungen wie Schulen, Krankenhäuser und den Einsatz für Menschen auf der Straße. Die Katholische Kirche steht in der Verkündigung des Evangeliums für die Armen wirklich an vorderster Front. Am Freitag bin ich Laien und Geistlichen begegnet, und ich habe gesehen, mit welchem Enthusiasmus sie die Freude des Evangeliums – wie der Papst in seiner Enzyklika sagt – in die Gesellschaft bringen wollen. Sie haben mir sogar ein Geschenk für den Papst mitgegeben: Eine Übersetzung in ihre Sprache der „Evangelii Gaudium“, die ich dem Papst bei nächster Gelegenheit bringen werde.“

In Äthiopien sind katholische Gemeinden des traditionellen Geez-Ritus wie auch des lateinischen Ritus präsent. Durch die Krise in dem abgespaltenen Nachbarland Eritrea suchen viele Flüchtlinge Sicherheit in Äthiopien. (rv)

Papst Franziskus bestätigt Ostkirchenkongregation

Kardinal SandriKardinal Leonardo Sandri ist von Papst Franziskus als Präfekt der Kongregation für die Ostkirchen bestätigt worden. Das gab der Vatikan an diesem Mittwoch bekannt. Ebenfalls bestätigt wurde der Sekretär, Erzbischof Cyril Vasil SJ. Zu den Mitgliedern der Kongregation gehören in Zukunft unter anderem der koptisch-katholische Patriarch Ibrahim Isaac Sidrak, und der chaldäische Patriarch Raphaël I Sako. Weiterhin sind unter anderem die Kardinäle Kurt Koch, Christoph Schönborn, und Reinhard Marx in ihrer Mitgliedschaft für weitere fünf Jahre bestätigt worden. Neu im Rat sind Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, Staatssekretär Pietro Parolin, der Erzbischof von Westminster Vincent Nichols und der Erzbischof von Buenos Aires, Mario Aurelio Poli. Alle vier werden am Samstag vom Papst in das Kardinalskollegium aufgenommen. (rv)
 

Kardinal Sandri: „Papst betont die Kollegialität“

er Papst will Kollegialität als Merkmal der Kirche unterstreichen. Dies betont Kardinal Leonardo Sandri, der Präfekt der vatikanischen Ostkirchenkongregation. Er äußerte sich am Dienstag am Rande des Friedenstreffens von Sant’Egidio vor Journalisten in Rom:

„Es gibt das Papstprimat, aber es gibt auch die Kollegialität. Und Papst Franziskus will das unterstreichen, getröstet durch die Meinung aller Kardinäle und auch durch die Generalkongregationen, die vor dem Konklave durchgeführt wurden."

Ein Hinweis darauf sei die Einrichtung der achtköpfigen Beratergruppe zur Kurienreform durch den Papst sowie seine Betonung der Bedeutung der Bischofssynode und deren Teilhabe an Entscheidungsprozessen. Ein Anliegen der auf den Weg gebrachten Kurienreform ist laut Kardinal Sandri die Garantie einer Kirche nah am Menschen:

„Die Kirche Jesu ist die Kirche des Evangeliums, der Evangelisierung und des Dienstes am Nächsten, vor allem für die Armen und Verstoßenen. Die Strukturen, die man braucht, um dies tun zu können, muss man versuchen zu behalten, doch das Leben und die Begegnung der Menschen muss dabei Vorrang haben vor den Strukturen. Denn diese ersticken oft die Stimme des Geistes."

Was die Dauer des Reformprozesses betrifft, warnte Sandri vor der Erwartung allzu schneller Ergebnisse: „Reformen sind immer graduell", erinnerte der Kardinal. Die achtköpfige Kardinalsgruppe, die den Papst zur Kurienreform beraten soll, hat am Dienstag offiziell ihre Arbeit aufgenommen. Die Beratungen finden hinter verschlossenen Türen statt.

Kardinal Sandri äußerte sich auch zum bevorstehenden Assisi-Besuch des Papstes. Franziskus kehrt am kommenden Freitag anlässlich des Jahresfestes des Heiligen in dem italienischen Städtchen ein, begleitet von hunderttausend Pilgern, eintausend Journalisten und den acht Kardinälen, mit denen er in den Tagen zuvor über den Umbau der Kurie diskutiert. Kardinal Sandri:
„Papst Franziskus wird der Welt den ,Armen von Assisi’ vor Augen führen, der im Übrigen ja auch Patron Italiens ist. Wir werden alle mit ihm in Assisi wiederholen: ,Herr, mach mich zum Werkzeug deines Friedens…’ Dieses Gebet müssen wir in dieser Zeit fast jeden Tag beten. Der Papst wird mit seinem Besuch in Assisi, indem er dieses Armutsmodell wieder vorschlägt, die Aufmerksamkeit auf diese Spiritualität des Friedens, der Armut und der Einfachheit lenken." (rv)

Kardinal Sandri: Zeugnisse aus Syrien bringen einen zum Weinen

Kardinal SandriDie Situation in Syrien war eines der Hauptthemen, die in der eben zu Ende gegangenen 86. Versammlung der ROACO diskutiert worden waren. Neben dem Nuntius waren auch ein Jesuit aus der besonders schwer umkämpften Stadt Homs, eine Ordensschwester aus Damaskus und ein weiterer Franziskanerpater aus dem Norden Syriens in Rom, um von der Situation in ihrem Wirkungsgebiet zu erzählen und damit die Koordinierung von Hilfsleistungen zu erleichtern. Papst Franziskus selbst hatte in den vergangenen Tagen und Wochen mehrfach seinen Sorgen über die syrische Situation Ausdruck verliehen. Der Präfekt der Ostkirchenkongregation und Präsident der ROACO, Kardinal Leonardo Sandri, äußerte sich gegenüber Radio Vatikan:

„Der Papst hat zu einer unmittelbaren Aussetzung der Gewalttaten, der Waffengewalt, aufgerufen – „auf dass die Waffen schweigen" – und seiner Hoffnung Ausdruck verliehen, dass man einen Weg des Friedens beschreite, der zum Wohl des gesamten Nahen Ostens sei. Bei seiner Ansprache an uns hat der Papst diese seine Sorgen nochmals mit uns geteilt und wir hatten die Gelegenheit, ihm die drei Zeugen vorzustellen, die mit Nuntius Mario Zenari die Situation in Syrien beschrieben. Diese Zeugnisse bringen einen geradezu zum Weinen, wenn man das alles hört und sieht, was sie jeden Tag erleben müssen; in Kontakt mit der Regierung und den Rebellen, an der Seite der Bevölkerung, die Opfer der Aggressionen von der einen wie der anderen Seite ist. Es sind machtlose Opfer. Der Heilige Stuhl ist deshalb sehr besorgt; der Papst ist besorgt; und wir alle wünschen uns, dass baldmöglichst Verhandlungen beginnen, damit die Stimme der Waffen verstumme, dass man miteinander im Gespräch eine Lösung finden könne, die nicht nur die Unschuldigen und die Opfer schütze, sondern auch die menschliche Würde aller Einwohner Syriens schütze."

Die Kirche habe durch Appelle, Gebetsinitiativen und Solidaritätsaktionen versucht, ihren Beitrag zu Friedensstiftung zu leisten. Doch es gebe auch noch andere Wege, auf denen dies versucht werde.

„Es gibt ohne Zweifel Aktionen seitens der Diplomaten des Heiligen Stuhls; wobei es sich, wie man weiß, um Aktionen handelt, die meistens unter strengster Geheimhaltung und sehr diskret gehandhabt werden, aber die natürlich versuchen, die eben genannten Prinzipien einzubringen. Und unter Berücksichtigung dieser Werte, die der Heilige Stuhl und die Päpste seit jeher vertreten, versucht man, über Treffen mit den Autoritäten, über die Apostolischen Nuntien, über die Botschafter, die beim Heiligen Stuhl akkreditiert sind, diese Überzeugung weiter zu tragen: nämlich, dass die einzige Lösung, die zum Frieden führen kann, über Verhandlungen und politischen Austausch geht." (rv)

Kardinal: „Wie kann man all das Leiden in Syrien zulassen?“

Kardinal SandriDer Präfekt der Ostkirchenkongregation, Kardinal Leonardo Sandri, hat die letzten Tage im Heiligen Land verbracht, genauer: in Jordanien und im Libanon. Dabei wurde er immer wieder mit Anzeichen und Auswirkungen des Kriegs in Syrien konfrontiert. Hier unser „Interview der Woche" mit Kardinal Sandri.

„Ganz nahe bei der Gebirgskette, die Syrien vom Libanon trennt, gibt es ein Flüchtlingscamp, dort wohnen so zwischen zwei- und dreihundert Menschen in Zelten. Ich war mit der Caritas Libanon dort und habe mit den Menschen dort geredet. Ich habe mir auch die Krankenstation angesehen, die sie auf die Beine zu stellen versuchen, die ist aber noch nicht fertig, weil noch vieles fehlt, sie haben da keine Küche und keine Medikamente. Die Caritas hat meinen Besuch genutzt, um Matratzen ins Lager mitzubringen, denn die haben in den Zelten bisher auf dem Boden geschlafen. Das ist alles sehr elend, es ist herzzerreißend, das zu sehen. Kleine Kinder und Frauen – das ist die Mehrheit der Menschen, die dort leben, und viele haben in Syrien alles verloren. Ich habe nach der Messe dort mit einer katholischen Familie gesprochen: Die kam ganz aus der Nähe, gerade einmal von der anderen Seite der Berge, und hatte dort auf syrischer Seite alles verloren. Die griechisch-melkitische Diözese von Zahle hat ihnen Platz in diesem Lager besorgt. Aber es bricht einem das Herz, das zu sehen und nicht viel für sie tun zu können…"

Vor seinem Aufbruch Richtung Nahost hatte Kardinal Sandri mit seinem argentinischen Landsmann, Papst Franziskus, gesprochen. So konnte er den Syrien-Flüchtlingen Grüße des Papstes ausrichten.

„Es ist bewegend zu sehen, wie sehr diese Flüchtlinge die Caritas lieben. Die Caritas Libanon versucht alles für sie zu tun, dabei darf sie aber natürlich auch die notleidenden Libanesen nicht vernachlässigen. Ich habe eine kleine Geldspende des Papstes für die Flüchtlinge mitgebracht, 15.000 Dollar, und ich habe gesagt: Nehmt das als eine Liebkosung von Papst Franziskus, der an euch denkt und mit euch leidet und hofft, dass ihr eines Tages nach Hause zurückkehren könnt. Sie haben mich umarmt und überall herumgeführt, sie sprechen mit großer Hochachtung von der katholischen Kirche, dabei sind sie praktisch alle Muslime, in diesem Lager."

Diplomatisch herrscht an der Syrien-Front derzeit wieder etwas Bewegung; eine Konferenz soll im Juni Syriens Regime und seine Gegner an einen Tisch bringen. Kardinal Sandri sagt dazu:

„Wir sehen jetzt mit einem Fünkchen Hoffnung die Versuche der USA und Russlands, eine Formel für einen Frieden in Syrien zu finden. Aber das sind schwache Hoffnungen angesichts von all dem, was in den letzten Jahren passiert ist. Ich erinnere mich, wie ich im Januar 2011 in Aleppo in Syrien war; kurz danach brach dieser Krieg aus, und seitdem ist alles immer schlimmer geworden. Leider gibt es noch keine politische Lösung, und der Krieg droht auf den Libanon und den ganzen Nahen Osten überzugreifen. Das ist das Verstörende: Wie kann man all das Leiden zulassen und nichts tun? Die internationale Gemeinschaft hätte doch die Macht, etwas zu tun…"

Waffenembargos aufheben meint der Vatikan-Kardinal damit nicht. Aus seiner Sicht sei Waffenhandel in einer solchen Region ein „Todeshandel", so Sandri. (rv)

Kardinal Sandri im Libanon: „Es fehlt an allem“

Kardinal SandriDer zweitwichtigste Argentinier aus dem Vatikan war in den vergangenen Tagen im Libanon: Kardinal Leonardo Sandri, der Präfekt der Ostkirchenkongregation und Landsmann des Papstes, will den Christen im Nahen Osten die geistliche Nähe von Papst Franziskus bezeugen.

„Ich habe allen Bischöfen der vier Riten, die ich besucht habe, eine Botschaft des Friedens und der Hoffnung übergeben, die mir Franziskus persönlich mitgegeben hatte, und gesagt, wie sehr er an die Menschen in dieser Region und an ihre Leiden denkt. In der Nähe der syrischen Grenze konnte ich auch ein Lager von syrischen Flüchtlingen besuchen. Der Papst hofft darauf, dass man hinter diesen Krieg in Syrien endlich einmal das Wort „Ende" hinschreiben kann!"

Schon letztes Jahr hatte Vatikankardinal Robert Sarah, damals noch im Auftrag von Papst Benedikt XVI., syrische Flüchtlinge im Libanon besucht. Auch für Kardinal Sandri waren seine Stunden im Flüchtlingscamp am letzten Sonntag eine bewegende Erfahrung.

„Wir sind alle wirklich aufgewühlt: all diese Kinder zu sehen, die da im Exil sind, in Armut, ohne Hygiene-Möglichkeiten. Ich habe gesehen, dass es da an allem fehlt, an Medikamenten, vor allem für schwangere Frauen und für Kinder."

Seit mehr als einem Monat sind zwei orthodoxe Metropoliten aus dem syrischen Aleppo in der Hand von Entführern – auch darüber hat Kardinal Sandri im Libanon Gespräche geführt, er hofft auf die Freilassung der beiden.

„Einen von ihnen, Ibrahim, kenne ich, er ist syrisch-orthodoxer Bischof von Aleppo. Man hört so allerlei: einmal, dass es ihnen gut gehe, dann wieder, es gehe ihnen schlecht. Ich bitte euch Entführer, gebt sie ihren Kirchen und ihrem Land, ihrem Bistum wieder! Eine solche Geste wird euch Ehre einbringen und mit Sicherheit auch den Segen Gottes!"

„Natürlich", von den starken Spannungen im Libanon hat auch der Besucher aus Rom einiges gespürt, es gebe „einige Zeichen der Gewalt", so Sandri.

„Aber alles wird doch noch von großer Hoffnung dominiert. Alle, mit denen ich gesprochen habe – Katholiken, andere Christen, orthodoxe Bischöfe, Laien, Ordensleute – tun alles dafür, dass der Krieg nicht aus Syrien auf den Libanon übergreift und dass der Friede die Oberhand behält. Viele Leute, auch viele junge, kommen zum Marienwallfahrtsort von Harissa, einige steigen barfuss hinauf, um vor Unserer Lieben Frau vom Libanon um Frieden zu beten, aber auch für den Papst und für die ganze Welt."

Nach seinem Besuch im Libanon reiste Kardinal Sandri weiter nach Jordanien, wo er bis zum 1. Juni bleiben wird. (rv)

Vatikan: Nächste Begegnungen des Papstes

Kardinal SandriAm Freitag empfing Franziskus den Präfekten der Ostkirchen-Kongregation, Kardinal Leonardo Sandri, in Audienz. Mit seinem argentinischen Landsmann war Franziskus bereits informell unmittelbar nach seiner Wahl zusammengetroffen.

Am Montag trifft der Papst dann den Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Nikolaus Schneider. Das gab Schneider am Freitag im Bayrischen Rundfunk (Bayern 2) in München an. Er werde dem Papst zu seiner Wahl gratulieren und mit ihm über Fragen der Ökumene sprechen, so Schneider. Ein Thema könnte auch das Reformationsgedenken im Jahr 2017 sein, so der Ratsvorsitzende weiter. Es sei nach wie vor offen, wie „wir uns dazu als Gemeinschaft verhalten". Schneider beginnt seine mehrtägige Reise nach Rom an diesem Samstag. (rv)

Papst spricht mit seinem Landsmann Kardinal Sandri

Kardinal Sandri  Kardinal CordesPapst Franziskus setzt die Konsultationen mit führenden Vatikanmitarbeitern fort. Wie der Vatikan am Freitag mitteilte, empfing er am Nachmittag des Vortags seinen Landsmann Kardinal Leonardo Sandri (69), den Präfekten der Ostkirchenkongregation. Zuvor hatte er auch den deutschen Kurienkardinal Paul Josef Cordes (78), den langjährigen Präsidenten des vatikanischen Caritas-Ministerium „Cor unum“, in Audienz empfangen. Cordes und Kardinal Jorge Mario Bergoglio (76) kannten sich bereits aus früheren Begegnungen. Medien hatten spekuliert, Sandri könnte ein Kandidat für das Amt des Kardinalstaatssekretärs sein, da er als früherer vatikanischer Innenminister die Kurie bestens kenne. Dagegen wurde eingewandt, dass der Staatssekretär eines nicht-italienischen Papstes vermutlich ein Italiener sein werde. Sandri ist wie Bergoglio Argentinier mit italienischen Wurzeln. (rv)

Kardinal Sandri: „Neuer Patriarch im Irak gibt Hoffnung“

Kardinal SandriDer neue Chaldäische Patriarch Louis Raphael I. Sako hat mit einer feierlichen Messe im Petersdom an diesem Montag öffentlich seine kirchliche Gemeinschaft mit dem Papst besiegelt. Sako ist von nun an der höchste katholische Würdenträger in der irakischen Hauptstadt Bagdad, in der er residieren wird. Im Auftrag von Benedikt XVI. leitete Kurienkardinal Leonardo Sandri, der Präfekt der vatikanischen Ostkirchenkongregation, den Gottesdienst. Im Gespräch mit Radio Vatikan berichtete Kardinal Sandri über die Bischofssynode, die in der vergangenen Woche im Vatikan tagte und Sako zum „Patriarchen von Babylon der Chaldäer“ gewählt hatte.
„Für mich war die Synode wirklich ein Erlebnis von sehr tiefgehender Spiritualität, von brüderlicher Teilhabe mit den Bischöfen und von Zuhören und Dialog. Ich habe gesehen, wie sie Schritt für Schritt – und natürlich durch das Wirken des Heiligen Geistes – zu dieser Wahl gekommen sind. Für mich ist das ein sehr großer Grund zur Freude: Ich glaube, dass diese Wahl der chaldäischen Kirche im Irak Hoffnung gibt und auch denen, die in der Diaspora leben.“
Sandri sieht Sako sehr gut vorbereitet für das Patriarchat: Er habe schon viel Leid und Gewalt miterlebt – auch unter Nichtchristen, zum Beispiel bei Muslimen. Der neue Patriarch verfüge über einen großen Erfahrungsschatz, welcher der Kirche sicher sehr helfen werde. Zudem würden ihn die Bischöfe unterstützen: mit ihrer Nähe, mit Brüderlichkeit und Hilfe.
„Der Irak ist in einer Phase des Wiederaufbaus, die sehr viel kostet – und das meine ich nicht in materiellem Sinne. Der Wiederaufbau kostet sehr viele Schmerzen und sehr viel Einsatz im Dialog mit der Zivilgesellschaft. Abgesehen davon haben wir bei der Synode auch die Probleme der einzelnen Diözesen vor Ort besprochen. Ein weiteres Thema war die Stärkung der Laien als aktiver Teil der Gemeinschaft. Es ging also bei der Synode auch um sehr viele Themen, die im Zusammenhang mit dem Jahr des Glaubens stehen.“
Natürlich habe man auch viel über das postsynodale päpstliche Schreiben „Ecclesia in Medio Oriente“ gesprochen, das Papst Benedikt bei seiner Libanonreise im September 2012 überreicht hatte. Kardinal Sandri erklärte, das Schreiben sei eine Hilfe, den Weg der Kirche im Nahen Osten weiterzugehen und die vielen Probleme anzugehen – im sozialen Bereich, in der Kirche und im interreligiösen Dialog. (rv)