Franziskus und die Berufung eines neuen Kardinalprotodiakons?

Kardinal Martino  Kardinal LevadaAm letzten Donnerstag berief Papst Franziskus einen neuen Kardinalprotodiakon. Eigentlich war diese Personalentscheidung seit Oktober 2013 überfällig. Bereits am 21. Oktober des letzten Jahres hatten sieben Kardinaldiakone eine Amtszeit von zehn Jahren erreicht und somit die „optatio“ in den Stand der Kardinalpriester bzw. Kardinalpriester (pro hac vice) aufzusteigen. Zu diesen Kardinaldiakonen gehörte auch der bisherige Kardinalprotodiakon, Jean-Louis Pierre Kardinal Tauran, somit war zu vermuten, dass für Tauran ein Nachfolger durch den Papst bestimmt werden würde. Unter Papst Benedikt XVI. wurde diese Zehnjahresregel eingehalten und rechtzeitig ein Nachfolger für den Kardinalprotodiakon berufen. Franziskus hat mit dieser Tradition nicht nur gebrochen, sondern beruft einen Nachfolger, der eigentlich kein Nachfolger sein dürfte. Der nun berufene Kardinal Martino hat ebenfalls seine zehnjährige Amtszeit als Kardinaldiakon erfüllt, somit ebenfalls das Recht auf eine „optatio“ beim Papst. Doch Papst Franziskus scheint hier andere Vorstellungen zu haben und verwehrt vorerst Martino den Aufstieg in die Rangordnung der Kardinalpriester und bestimmt ihn stattdessen zum Kardinalprotodiakon. Die Aufgaben eines Kardinalprotodiakons beschränken sich im Wesentlichen nur auf drei Tätigkeiten.

  1. Die Bekanntgabe eines neu gewählten Papstes von der Loggia der Peterskirche.
  2. Bei der Amtseinführung des Papstes, ihm das päpstliche Pallium umzulegen.
  3. In Stellvertretung des Papstes den neuen Metropoliten das Pallium umzulegen bzw. die Übergabe des Palliums an Prokuratoren.

Nachdem Kardinal Martino (81) bereits im Jahr 2012 das 80. Lebensjahr erreicht hatte, darf er an einem künftigen Konklave nicht mehr teilnehmen. Deshalb hat Franziskus mit seiner Bekanntgabe zum Kardinalprotodiakon im Falle eines künftigen Konklaves, statt seiner, William Joseph Kardinal Levada bestimmt. Der US-Kardinal Levada war 2005 bis 2012 Präfekt der Glaubenskongregation im Vatikan. Die katholische Nachrichtenagentur kath.net bezeichnet am 13. Juni in dem Artikel „Martino neuer Kardinal-Protodiakon“ Levada als Stellvertreter des Kardinalprotodiakons. Ein Stellvertreter für dieses Amt ist nirgends vorgesehen, weder im Kirchenrecht (CIC) noch in der Papstwahlordnung „Universi Dominici Gregis“ von 1996 und somit auch keine Erklärung für diese päpstliche Personalmaßnahme.

Stellt sich ernsthaft die Frage, ob man diese Personalie als „Überraschung“ oder „Unsinn“ bezeichnen muss. Franziskus muss wissen, dass der Kardinalprotodiakon nicht nur das „Habemus Papam“ nach erfolgter Papstwahl zu verkünden hat, sondern auch Aufgaben im Konklave wahrzunehmen hat. Warum dann also einen über 80-jährigen Nachfolger bestimmen? Warum nicht gleich den eigentlich heranstehenden „primus inter pares“ der Kardinaldiakone, Kardinal Levada für diese Aufgabe bestimmen?

Eigenartig war auch die Bekanntgabe des neuen Kardinalprotodiakons. Üblicherweise wird eine derartige Entscheidung des Papstes in einem Bulletin des Presseamtes des Vatikans veröffentlicht. Das ist bis zum heutigen Tag jedoch unterblieben, lediglich Radio Vatikan hat am 12. Juni in einem Artikel mit der Überschrift „Konsistorium: Interne Kardinalsbeförderungen“ auf diese Veränderung im Kardinalskollegium hingewiesen.

Franziskus hat sich acht Monate Zeit für die Nachfolgeregelung des Kardinalprotodiakons gelassen. An dieser Stelle darf angemerkt werden, dass die Ämter Kardinaldekan und Kardinalsubdekan weitaus länger überfällig sind. Der Kardinaldekan, Kardinal Sodano ist heute 86 Jahre und sein Stellvertreter Kardinal Etchegaray sogar 91 Jahre alt. Beide durften beim letzten Konklave nicht mehr teilnehmen und mussten durch den italienischen Kardinal Re vertreten werden. Auch der Camerlengo der Apostolischen Kammer, Kardinal Bertone, erreicht noch dieses Jahr die Altersgrenze von 80 Jahren und fällt aus der Teilnehmergruppe der wahlberechtigten Kardinäle heraus.

Papst Franziskus bricht mit so mancher Tradition. Das ist nichts Neues. Kritiker bescheinigen ihm gerne, lieber dagegen zu sein, als sich an jahrhundertealte Traditionen zu binden. Gute Entscheidungen brauchen manchmal ihre Zeit, doch im Fall des Kardinalprotodiakons sind acht Monate einfach zu lange und das Ergebnis ist unlogisch. Bleibt noch abzuwarten, wann Franziskus Entscheidungen zu den Ämtern des Dekans und Subdekans des Kardinalskollegiums zu treffen gedenkt. (vh)

Vatikan/Jordanien: Appell zur Freilassung der entführten Nigerianerinnen

Kardinal TauranDer Päpstliche Rat für Interreligiösen Dialog und das Institut für Interreligiöse Studien des jordanischen Königshauses verurteilen die Entführung nigerianischer Schülerinnen durch die islamistische Terrorsekte Boko Haram aufs Schärfste. Am Rande eines interreligiösen Treffens in Amman riefen Vertreter beider Institutionen zur sofortigen Freilassung der Mädchen auf, damit diese zu ihren Familien und Schulen zurückkehren könnten. Von Vatikanseite nahm an dem Treffen der Präsident des Päpstlichen Rates für Interreligiösen Dialog, Kardinal Jean Louis Tauran, und auf jordanischer Seite Prinz El Hassan bin Talal teil. Der Austausch fand unter gemeinsamer Schirmherrschaft des Heiligen Stuhls und des „Royal Institute for Inter-Faith Studies“ am 13. und 14. Mai in Amman statt. Gemeinsame Erklärung über eine Erziehung zu Frieden und Solidarität Ergebnis der Konferenz war ein gemeinsamer Appell für Frieden und mehr Solidarität in der Welt. Dabei verurteilten die Teilnehmer entschieden jede Form von Gewalt, sprachen sich für friedliche Formen der Konfliktlösung und für die gemeinsame Bekämpfung der Armut aus. Sie unterstrichen die Bedeutung der Menschenwürde, etwa der Religionsfreiheit, insbesondere im Bereich der Erziehung. Die Familie und die Schule spielten hier eine wesentliche Rolle: Sie sollten Pluralismus, intellektuellen Mut und geistige Freiheit, Demut, Empathie, Vernunft und Fairness fördern. Insbesondere für die Vermittlung moralischer Werte sei eine angemessene religiöse Erziehung unerlässlich, heißt es in der gemeinsamen Erklärung weiter. Religion dürfe nicht als Ursache von Konflikten missverstanden werden oder dafür missbraucht werden, sondern solle einen Beitrag zur Versöhnung und zum Frieden leisten. Das Treffen ist das dritte seiner Art im interreligiösen Dialog zwischen Vatikan und Jordanien. Schwerpunkt der aktuellen Begegnung war das Thema Erziehung. (rv)

Tauran zu Syrien-Verhandlungen: „Entweder ein Resultat oder eine Katastrophe“

Kardinal Tauran„Die Welt erwartet sich von den Syrien-Friedensverhandlungen ‚Genf 2’ etwas sehr Positives – wirkliche Schritte hin zum Frieden.“ Das sagte Kurienkardinal Jean-Louis Tauran im Interview mit Radio Vatikan. Der Präsident des Päpstlichen Rates für Interreligiösen Dialog hatte am Montag im Vatikan hinter verschlossenen Türen die Arbeiten einer Vatikan-Konferenz eröffnet, bei der Wege zum Frieden in Syrien erörtert wurden. ‚Genf 2’, eine internationale Konferenz zum selben Thema, startet in einer Woche in der Schweiz.

„Wir haben alle sehr auf der Notwendigkeit bestanden, dass in Genf alle Akteure aus der Region und darüber hinaus präsent sind.“ – Alle Akteure, also auch der Iran? – „Ja, denn das Nuklearabkommen war ja schon ein sehr positiver Schritt, und man hofft, dass das jetzt „ansteckend“ sein kann. Es ist unerlässlich, dass auch der Iran bei ‚Genf 2’ vertreten ist!“

Dem Papst seien die Ergebnisse der Syrienkonferenz im Vatikan übermittelt worden; jetzt könne Franziskus entscheiden, in welcher Form der Heilige Stuhl den Prozess weiter begleiten soll.

„Ich denke, es wird eine Initiative des Heiligen Stuhls geben, aber was für eine, das lässt sich heute unmöglich sagen. Mit Sicherheit ist jedoch ‚Genf 2’ ein sehr wichtiger Moment: Entweder gibt es dort Resultate, oder es kommt zu einer Katastrophe!“

„Vatikan-Haltung hat Gewicht“

Am Montag – einen Tag nach der Vatikankonferenz zu Syrien – war US-Außenminister John Kerry zu einem Gespräch im Vatikan. Für Tauran ist das ein Zeichen dafür, dass die Stimme des Vatikans im internationalen Konzert nicht untergeht.

„Sie wird gehört, daran besteht kein Zweifel – auch wenn dann nicht immer gleich Fakten folgen. Der Heilige Stuhl ist eine moralische Macht, dahinter steht eine diplomatische Geschichte, die ihr Gewicht hat. Im allgemeinen hört man die Stimme des Heiligen Stuhls. Die große Popularität von Papst Franziskus bringt es mit sich, dass auch die politischen Führer neugierig und ein bisschen beeindruckt sind.“

Der französische Kardinal, der auch lange im vatikanischen Staatssekretariat gearbeitet hat, setzt vor allem auf die UNO, um zu einer Friedenslösung für Syrien zu finden.
„Kapitel sechs und sieben der Charta der Vereinten Nationen zeigen sehr klar, was zu tun ist, wenn der Friede bedroht ist, wie in diesem Fall. Ich halte es für sehr wichtig, dass die Verantwortlichen der internationalen Gemeinschaft nicht vergessen: Sie haben alle diese Charta unterschrieben!“

In den zwei genannten Kapiteln geht es um die „friedliche Beilegung von Streitigkeiten“ bzw. um „Maßnahmen bei Bedrohung oder Bruch des Friedens und bei Angriffshandlungen“. Dabei wird detailliert geregelt, unter welchen Bedingungen der UNO-Sicherheitsrat bei einem Konflikt wie dem syrischen „dringende militärische Maßnahmen“ anordnen darf.  (rv)

Päpstlicher Dialograt zum König-Abdullah-Zentrum: „Wir erwarten Glaubwürdigkeit“

Mit einer Rede von Kardinal Jean-Louis Tauran, mit Plädoyers zur Überwindung religiös-kultureller Vorurteile sowie der Versicherung der Solidarität mit den Taifunopfern auf den Philippinen ist am Montag in Wien die „Global Forum"-Konferenz des Wiener King-Abdullah Dialogzentrums KAICIID eröffnet worden. Mehr als 490 Teilnehmer aus 90 Ländern nehmen noch bis Dienstagabend daran teil, darunter der Präsident des Lutherischen Weltbunds, Bischof Mounib Younan, der Pariser orthodoxe Metropolit Emmanuel Adamakis und der Präsident des Internationalen Jüdischen Komitees für Interreligiöse Beratungen (IJCIC), Rabbiner David Rosen. Radio Vatikan fragte den Präsidenten des Päpstlichen Rates für Interreligiösen Dialog nach seinen Eindrücken. Tauran:

„Ich bin beeindruckt von der Qualität der Beiträge hier. Und was wichtig war: Der Akzent wurde auf die Notwendigkeit gesetzt, die Werte dieses Zentrums den jungen Generationen zu vermitteln, insbesondere geht es hier um Unterricht in den Schulen und den Gebrauch der modernen Massenmedien, um eine neue Generation heranzubilden, die sich darüber bewusst ist, dass die Auseinandersetzung ein Reichtum ist – Vielfalt ist Reichtum."

Das von Saudi Arabien finanzierte König-Abdullah-Zentrum will den jungen Generationen nach eigenen Angaben eine „objektive, ehrliche und richtige" Sicht auf Angehöriger anderer Religionen und Ethnien vermitteln.

Religion ohne Angst und Überlegenheitsgefühl
Vatikan-Vertreter Tauran hob die Wünsche des Papstes für ein Gelingen der Konferenz hervor und zeigte sich in seiner Ansprache besorgt über die Missachtung der Menschenwürde durch die Wirtschaft. In der globalisierten Welt würden Menschen oft nur nach ihrem Erscheinungsbild und ihrer ökonomischen Leistung beurteilt. Bedroht sei die Würde des Menschen aber auch von gewissen Entwicklungen in der Biotechnologie, wo der Mensch als bloßes Objekt behandelt werde. Eine der Aufgaben des KAICIID-Dialogzentrums könnte sein, der „Intelligenz des Herzens" Gehör zu verschaffen, sagte der französische Kurienkardinal. Die innere Intelligenz „inspiriert uns, zu respektieren, was Gott in jedem menschlichen Herz vollbringt, und gleichzeitig das Geheimnis zu respektieren, das jedes menschliche Wesen darstellt". Dieses Hören des Herzens führe auch dazu, absolut zu vermeiden, dass die Religion „Furcht verbreitet und mit der Sichtweise der eigenen Exklusivität und der eigenen Überlegenheit einhergeht".

Neben Kardinal Tauran ist vom päpstlichen Dialograt der spanische Combonianer-Ordensmann Pater Miguel Angel Ayuso Guixot bei der Konferenz mit dabei. Der Sekretär des päpstlichen Rates für interreligiösen Dialog sagte im Gespräch mit Radio Vatikan:

„Die Unterstützung des Heiligen Stuhls für diese Initiative und den saudischen Monarchen versteht sich als Ermutigung dazu, auf dem Weg weiterzugehen, die Menschenwürde anzuerkennen und zu schützen, ebenso wie die dazugehörenden fundamentalen Rechte, insbesondere die Religionsfreiheit. (…) König Abdullahs Initiative wird von den Regierungen von Österreich und Spanien unterstützt, unter Mitwirkung des Heiligen Stuhls als Beobachter. Und jeder erwartet, dass hier eine ehrliche Sicht und Glaubwürdigkeit vermittelt wird."

KAICIID-Generalsekretär Faisal A. Bin Muammar erinnerte bei der Konferenzeröffnung am Montag daran, dass am Beginn der saudischen Dialoginitiative die Begegnung des Monarchen des wahabitischen Königreichs, König Abdullah Bin Abdulaziz, mit Papst Benedikt XVI. am 6. November 2007 gestanden sei. Bin Muaammar verwies auf das Spezifische, das Wien als Standort des KAICIID mit sich bringe: „Wien ist die Stadt der Musik und der Dirigenten, und auch im Dialog müssen wir wie Dirigenten vorgehen. Wir müssen mit der Musik vertraut sein, wir haben sie aber nicht selbst geschrieben." Der frühere saudische Vize-Bildungsminister hob hervor, dass aktuell die Katastrophe auf den Philippinen zeige, wie stark die Menschheit über religiöse und kulturelle Grenzen hinweg verbunden sei. Es gelte, diese Kräfte der Zusammengehörigkeit durch Austausch von Expertise zu stärken und zu mobilisieren.

Proteste christlicher Menschenrechtsgruppen
Die Eröffnung des „Global Forum" des KAICIID war von Protesten von christlichen Menschenrechtsgruppen vor dem Konferenzort, dem Wiener Hotel Hilton-Stadtpark, begleitet. Kritiker des Zentrum sehen das deklarierte Anliegen der Einrichtung im krassen Widerspruch zur eingeschränkten Religionsfreiheit in Saudi-Arabien selbst: Drei Millionen Christen – vor allem philippinische Gastarbeiter – haben dort kein Recht auf Kirchen und ein öffentliches religiöses Leben. (rv)

Vatikan: Am 21. Oktober neuer Kardinalprotodiakon

  Am Montag, dem 21. Oktober endet die Amtszeit des derzeitigen Kardinalprotodiakons Kardinal Tauran. Eine seiner Aufgaben ist es, nach erfolgreicher Papstwahl im Konklave von der Benediktionsloggia aus die Nachricht von der Wahl eines neuen Papstes der Öffentlichkeit mitzuteilen. In der Vergangenheit oblag dem Kardinalprotodiakon auch die Krönung des neuen Papstes mit der Tiara. Heute beschränkt sich diese auf das Umlegen des päpstlichen Palliums. Ferner gehört es zu seiner Aufgabe, in Stellvertretung des Papstes, den Metropoliten das Pallium umzulegen bzw. an deren Prokuratoren zu übergeben.

Aufgrund der üblichen Verfahrensweise erreichen am 21. Oktober sieben Kardinaldiakone eine Amtszeit von zehn Jahren und haben somit die Möglichkeit auf eine Titelkirche zu optieren („optatio“) bzw. vom Papst zu Kardinalpriestern „pro hac vice“ ernannt zu werden. Diese heranstehenden Kardinaldiakone sind:

  • Georg Maria Martin Kardinal Cottier
  • Julian Kardinal Herranz Casado
  • Javier Kardinal Lozano Barragán
  • Francesco Kardinal Marchisano
  • Renato Raffaele Kardinal Martino
  • Attilio Kardinal Nicora und
  • Jean-Louis Pierre Kardinal Tauran.

Zwar hat Papst Franziskus seit Beginn seines Pontifikats mit einigen Gewohnheiten gebrochen, doch erscheint es durchaus logisch, das er in diesem Fall der Tradition folgen wird. Der nächste Kardinalprotodiakon wird gemäß den Quellen immer der ranghöchste (d. h. der dienstälteste) Diakon aus der Klasse der Kardinaldiakone. Man spricht hier vom „Primus inter Pares“. Entscheidend für die Ernennung zu diesem Amt ist die Reihenfolge der Bekanntgabe der Kardinaldiakone am Tag der Kreierung (hier der 24. März 2006) durch den Papst. Am 21. Oktober stehen vier Kardinaldiakone, in folgender Reihenfolge für dieses Amt heran:

  1. William Joseph Kardinal Levada
  2. Franc Kardinal Rodé
  3. Andrea Kardinal Cordero Lanza di Montezemolo
  4. Albert Kardinal Vanhoye.

Infolgedessen steht als nächster Kardinalprotodiakon der amerikanische Kardinal Levada heran. Insofern Kardinal Levada keine gesundheitlichen oder anderen Gründe hat, die einer Ernennung widersprechen, müsste er am 21. Oktober als Nachfolger von Kardinal Tauran ernannt werden. Levada war vom  13. Mai 2005 bis 02. Juli 2012 Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre im Vatikan. (vh)

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Kardinal Tauran in Kasachstan

Kurienkardinal Jean-Louis Tauran hält sich derzeit zum zehnten Jahrestag eines interreligiösen Kongresses in Kasachstan auf. Seit 2003 lädt das zentralasiatische Land auf Initiative von Präsident Nasarbajew Repräsentanten der Weltreligionen und der traditionellen Religionen zu Friedenstreffen ein. Der Kongress wird zum fünften Mal veranstaltet, Kardinal Tauran vertritt den Heiligen Stuhl als Präsident des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog. Kasachstan hat eine deutliche muslimische Bevölkerungsmehrheit, pflegt aber Religionsfreiheit. (rv)

Viel Lob für Pietro Parolin

„Eine hervorragende Wahl": So urteilt Kurienkardinal Jean-Louis Tauran über Pietro Parolin. Der italienische Erzbischof Parolin, der bisher Nuntius in Venezuela war, ist am Samstag vom Papst zum neuen Kardinalsstaatssekretär ernannt worden. Tauran, der heute den Päpstlichen Rat für Interreligiösen Dialog leitet, hat in den neunziger Jahren im Staatssekretariat eng mit Parolin zusammengearbeitet. In einem Interview lobt er Parolins „Loyalität" und seine „großen priesterlichen Qualitäten". Die neue Nummer Zwei im Vatikan sei außerdem „ein außergewöhnlicher Verhandler", der viele „Missionen" in China, Vietnam und dem Nahen Osten für den Vatikan durchgeführt habe. Tauran wörtlich: „Er ist sehr arbeitsam, studiert die Akten genau, ist liebenswürdig und diskret."

Parolin habe alle Voraussetzungen für den Spitzenposten, sei mit 58 Jahren noch „jung" und kenne das Staatssekretariat sehr gut. Das werde es ihm erleichtern, „den Papst bei der Kurienreform zu unterstützen", so der französische Kardinal. Er sei froh darüber, dass sich Papst Franziskus für einen Karrierediplomaten entschieden habe, könne allerdings „keinen Bruch" zur Ära Bertone erkennen. Der 78-jährige bisherige Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone bleibt Camerlengo und Leiter einer Kontroll-Kommission der „Vatikanbank" IOR. Bertone war im Juni 2006 vom damaligen Papst Benedikt XVI. zum Kardinalstaatssekretär berufen worden.

Der venezolanische Kardinal Jorge Urosa Savino würdigt die Rolle Parolins für den Annäherungsprozess zwischen Kirche und Staat in dem südamerikanischen Land. „Er ist ein Mann mit großer Erfahrung auf dem Feld der Diplomatie", sagte Urosa der Tageszeitung „El Universal" und lobte die Entscheidung des Papstes. „Seine Nominierung ist eine gute Sache." Parolin ist seit 2009 als Nuntius in Venezuela tätig. In diese Zeit fällt eine Annäherung von katholischer Kirche und den seit 1999 regierenden Sozialisten. Zuvor war das Verhältnis zwischen Kirche und Regierung in Venezuela stark angespannt gewesen.

Große Freude über die Ernennung vom Samstag herrschte in der norditalienischen Heimat Parolins. In der Diözese Vicenza, aus der er stammt, läuteten nach Bekanntwerden der Ernennung zahlreiche Kirchenglocken. Der Pfarrer seiner Heimatgemeinde Schiavon sagte in einem Interview, Parolin sei ein „Mann des Volkes". Das Amerikanische Jüdische Komitee würdigte ebenfalls den Aufstieg Parolins. Rabbiner David Rosen sprach in einem Statement von einer „langen und freundschaftlichen Arbeitsbeziehung" mit dem Erzbischof. (rv)

Kardinal Tauran: „Papst hat großen Respekt vor Muslimen“

Kardinal TauranDie diesjährige Botschaft des Vatikans zum Ende des Ramadan hat Papst Franziskus persönlich verfasst. Das betonte der Präsident des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog, Kardinal Jean-Louis Tauran, im Gespräch mit Radio Vatikan. In den vergangenen Jahren hatte jeweils der Päpstliche Rat die Botschaft im Auftrag des Papstes geschrieben. Diesmal wollte Franziskus zeigen, dass er „großen Respekt vor Muslimen" habe, so Tauran.

„Ich kann mich gut erinnern, dass der jetzige Papst als er noch Erzbischof von Buenos Aires war, einen Priester seiner Erzdiözese nach Kairo schickte, damit dieser arabisch lerne und auch um sich für den Dialog mit Muslimen auszubilden. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass jetzt der Papst am Anfang seines Pontifikates diese Botschaft auch selber schreiben wollte. Der Dialog mit dem Islam zählt ohne Zweifel zu den Prioritäten seines Pontifikates."

In dem Text des Papstes wird auf den gegenseitigen Respekt hingewiesen, der vor allem durch die Bildung gefördert werden könne. Auch fügt Franziskus an, dass die Achtung der Religionsführer und der Kultstätten gewährleistet werden sollen. Dazu Kurienkardinal Tauran:

„Der Papst betont, dass wir uns – also Christen und Muslime – gegenseitig noch nicht gut kennen. Es wurde zwar bisher sehr viel unternommen, aber es braucht weiterhin sehr viel, damit beide Seiten die Tiefe des anderen Glaubens und den gegenseitigen vollen Respekt verstehen. Was ich schade finde ist, dass es nach den schönen Worten, die es in den letzten Jahren immer wieder gab, keine konkreten Schritte gab. Wir haben in unseren Gesprächen durchaus konkrete Resultate erreicht, die aber bisher nicht zum Beispiel durch staatliche Gesetze umgesetzt wurde."

Die betrifft vor allem islamischgeprägte Länder im Nahen Osten. Doch auch in Europa besteht Nachholbedarf, so Kardinal Tauran.

„Leider verwechseln viele Europäer den islamistischen Fundamentalismus mit dem eigentlichen Islam. Wir müssen aber ganz klar sehen, dass der Fundamentalismus für beide – also für das Christentum und für den Islam – ein gemeinsamer Feind ist. Deshalb betont ja der Papst in seiner diesjährigen Botschaft, dass die Bildung so wichtig ist. Denn nur Menschen mit Bildung verstehen, dass der Fundamentalismus nichts mit Glauben und mit der Barmherzigkeit Gottes zu tun haben kann." (rv)

Kardinal Tauran traf Lukaschenka: Erstes römisch-katholisches Priesterseminar geplant

Kardinal TauranKurienkardinal Jean-Louis Tauran hat bei seinem Besuch in Weißrussland ein besonderes Geschenk vom Präsidenten Aljaksandr Lukaschenka erhalten: der weißrussische Präsident sicherte Tauran ein Stück Land, auf dem bald das erste römisch-katholische Priesterseminar entstehen soll. Tauran ist Präsident des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog. Er war vergangene Woche im weißrussischen Budslau, wo er mit 40.000 Gläubigen bei der Feier für das 400-jährige Jubiläum einer Marienikone teilnahm. Gegenüber Radio Vatikan berichtete Tauran, wie die Gespräche verlaufen sind:

„Ich habe mit Präsident Lukaschenka etwa eine Stunde lang über die Probleme der katholischen Kirche in Weißrussland gesprochen. Wir haben auch über die internationale Situation gesprochen. Gegen Ende unserer Gespräche hat er mir dann gesagt, dass er der katholischen Kirche ein Stück Land geben wolle, wo nun das erste Priesterseminar entstehen soll. Das hat gezeigt, dass unsere Gespräche durchaus sehr konkret waren."

Lukaschenka ist im Westen sehr umstritten. Staatsbesuche sind in jüngster Zeit sehr selten geworden. Kardinal Tauran hat ihm auch eine Botschaft des Papstes übermittelt.

„Mehr als ein Nachrichtenbote bestand meine Aufgabe darin, die spirituelle Nähe des Papstes mit dem weißrussischen Volk zu übermitteln. Die Christen sind niemals eine Gefahr für eine Gesellschaft sondern im Gegenteil sie sind ein Reichtum für ein Volk. Präsident Lukaschenka schien mir sehr interessiert für diesen Aspekt zu sein. Mehr als mit dem Präsidenten habe ich mit vielen Jugendlichen sprechen können und ich sagte ihnen jeweils, dass sie das christliche Erbe nicht vergessen sollten."

Das weißrussische Volk habe viel durchgelitten. Russen und Deutsche hätten das Land durch die Kriege im 20. Jahrhundert verwüstet und viel Leid gebracht, so Tauran.

„Doch wie Papst Franziskus uns gerne erinnert: Gott ist Sanftmut, Barmherzigkeit und Liebe. Diese Botschaft wollte ich besonders hervorheben bei meinem Besuch in Weißrussland. Die jüngere Generation kann sich sicherlich nicht an die Verfolgungen gegen Christen im 20. Jahrhundert erinnern. Heutzutage ist aber die Lage auch nicht immer sehr einfach. Zwar gibt es keine physische Gewalt gegen Christen aber administrative Hürden erschwert oft das Leben der Gläubige in dem osteuropäischen Land. Allgemein muss aber gesagt werden, dass der Dialog der katholischen Bischöfe mit ihren orthodoxen Mitbrüder und den Behörden sehr positiv ist." (rv)

Vatikan/Großbritannien: Kardinal Tauran in Großbritannien

Kardinal TauranDer Dialogverantwortliche des Vatikan macht sich in diesen Tagen vor Ort ein Bild von der Vielfalt der Religionen und Kulturen in Großbritannien. Am Donnerstag hat Kardinal Jean-Louis Tauran unter anderem Europas wichtigsten Hindutempel „Baps Shri Swaminarayan Mandir" in der Nähe von London besucht. Dabei stellte er fest, dass Hindus und Christen „einen Schatz an gemeinsamen Werten haben", unter denen „das Mitgefühl" vielleicht der wichtigste sei. Tauran leitet den Päpstlichen Dialograt. London wurde unlängst durch die Hinrichtung eines Soldaten durch islamische Extremisten auf offener Straße erschüttert. (rv)