Vatikan werde sich bald zur Kirchenkrise erklären – Weltfamilientreffen in Dublin „ein Erfolg“.
VATIKANSTADT – Der Kardinalsrat, auch K9-Rat genannt, eine Gruppe von Kardinälen die mit Papst Franziskus an der Reform der römischen Kurie arbeitet, hat dem Heiligen Vater angesichts der Ereignisse der vergangenen Wochen seine „volle Solidarität“ ausgesprochen und angekündigt, der Vatikan werde sich zu den Vorwürfen gegen den Papst und hochrangige Kurienvertreter äußern.
In einer Mitteilung, die am 10. September vom Vatikan veröffentlicht wurde, betont das Gremium, „seine volle Solidarität mit Papst Franziskus hinsichtlich der Ereignisse der letzten Wochen“.
Der K9-Rat besteht aus den Kardinälen Oscar Rodriguez Maradiaga (Koordinator), Pietro Parolin (Kardinalstaatssekretär), Giuseppe Bertello, Francisco Javier Errazuriz Ossa, Sean Patrick O’Malley, Reinhard Marx, Laurent Monsengwo Pasinya, Oswald Gracias und George Pell.
Die neun Berater teilen nun mit, „dass der Heilige Stuhl dabei ist, in der aktuellen Debatte die notwendigen Klärungen zu formulieren“.
Vorwürfe gegen Papst und Kardinäle
Dies ist die erste Versammlung des von Franziskus gegründeten und ausgewählten Gremiums, nachdem der ehemalige Nuntius der Vereinigten Staaten, Erzbischof Carlo Maria Viganó, am 25. August einen elfseitigen Brief veröffentlicht hat, in dem er erklärt, mehrere Priester, Bischöfe, Kardinäle – darunter Vertreter des „K9“ – und sogar Papst Franziskus selbst hätten vom Fehlverhalten des Ex-Kardinals Theodore McCarrick gewusst.
Trotzdem hätten die Beschuldigten nur nachlässig gehandelt, McCarrick sogar teilweise gedeckt, so der ehemalige Nuntius in seiner – von dritten bestätigten, aber auch angezweifelten – Aussage.
Dem Papst wird von Vigano zusätzlich zur Last gelegt, trotz des Wissens um McCarrick diesen rehabilitiert und zum engen Berater gemacht zu haben.
Der Pontifex selber hat bislang dazu geschwiegen; einige Bischofskonferenzen haben dies öffentlich unterstützt. Immer mehr Bischöfe, Priester und tausende Laien fordern indessen eine schonungslose Aufklärung, um der Wahrheit auf den Grund zu gehen – darunter der Vorsitzende der US-Bischofskonferenz, Kardinal Daniel DiNardo.
Rolle des Kardinalsrates
Die gestrige Mitteilung indessen teilt auch mit, dass der Kardinalsrat „in Anbetracht des fortgeschrittenen Alters einiger Mitglieder“ erwogen habe, den Papst zu bitten, „über die Arbeit, Struktur und Zusammensetzung des Rates selbst“ nachzudenken.
Zudem erklärten die Kardinäle ihre, so wörtlich, „Zufriedenheit über den Erfolg des IX. Weltfamilientreffens in Dublin“ und sie „gratulieren Kardinal Kevin Farrell und dem Dikasterium für die Laien, die Familie und das Leben, die zusammen mit Erzbischof Diarmuid Martin die Veranstaltung organisiert haben.“
Das Weltfamilientreffen, an dessen abschließenden Veranstaltungen auch Papst Franziskus teilnahm, fand vom 21. bis 26. August in Dublin statt. (CNA Deutsch)
VATIKANSTADT – Die Päpstliche Kommission für den Schutz von Minderjähriger – auch Kinderschutzkommission genannt – hat am Ende ihrer Vollversammlung, die vom 7. bis 9. September in Rom stattfand, eine Reihe von Projekten angekündigt, die der Prävention von sexuellem Missbrauch an Minderjährigen in der ganzen Welt dienen sollen.
In einer Mitteilung, die am 9. September vom Presseamt des Heiligen Stuhls veröffentlicht wurde, erklärte die Gruppe von Experten, die mit Opfern sexuellen Missbrauchs durch Geistliche gearbeitet hat, dass man eine „Reihe von Pilotprojekten in Gang setzen werde; das erste davon wird in Brasilien starten.“
„Als Fortsetzung der Arbeit der Gründungsmitglieder sind diese Projekte ein Mechanismus, um sichere Umgebungen und transparente Prozesse zu schaffen, durch die Menschen, die missbraucht worden sind, einen Schritt nach vorne machen können“, heißt es im Text.
Die Supervisionsgruppe „Erziehung und Ausbildung“, hat ihrerseits eine Reihe von zukünftigen Initiativen in Seminaren sowie von Konferenzen auf lokaler Ebene vorgestellt.
Im April 2019 wird die Kommission eine Konferenz für die Verantwortlichen der Kirche in Mittel- und Osteuropa durchführen. Im gleichen Monat wird sie – zusammen mit der brasilianischen Bischofskonferenz – eine Studienwoche anbieten, die für Bischöfe und Ausbilder in Aparecida (Brasilien) bestimmt ist.
Im November 2019 sind die Mitglieder eingeladen, an der Versammlung des Lateinamerikanischen Bischofsrates (CELAM) teilzunehmen.
Im Jahre 2020 wird die Kommission einen Kongress zum Schutz der Minderjährigen mitgestalten, der sich an jene richtet, die im kirchlichen und zivilen Bereich in Nord- und Südamerika arbeiten. Dieser Kongress wird in Bogota (Kolumbien) stattfinden.
Die Arbeitsgruppe für grundlegende Richtlinien und Schutznormen hat
ihre Fortschritte mitgeteilt, unter anderem jene der „Entwicklung von Prüfinstrumenten, die den lokalen Bischofskonferenzen angeboten werden und somit zur Supervision ihrer Schutzprogramme und -mechanismen beitragen sollen.“
In einem Interview mit der vatikanischen Nachrichtenseite erklärte der Vorsitzende der Päpstlichen Kommission für den Schutz von Minderjährigen, Kardinal Sean Patrick O’Malley:
„Sicherlich, die jüngsten Ereignisse in der Kirche haben die Aufmerksamkeit von uns allen auf die dringende Notwendigkeit einer klaren Antwort seitens der Kirche auf den Missbrauch von Minderjährigen gelenkt.“
„Es ist selbstverständlich eine der Hautverantwortlichkeiten der Kommission, die Opfer anzuhören. Stets aufmerksam zu sein, die Zeugnisse der Opfer zu hören, die zu unseren Überlegungen und Urteile beitragen“, so der Kardinal weiter.
Zum Fortschritt der Kirche bei diesem Thema versicherte der Kardinal, dass die „Kommission die Botschaft zum Schutz der Minderjährigen unermüdlich in die ganze Welt bringe“, und informierte, dass die Mitglieder der Kommission seit der letzten Versammlung „an über hundert Konferenzen in der ganzen Welt teilgenommen haben.“
„Wir arbeiten auch eifrig an Richtlinien“, so der Kardinal weiter.
„Eine unserer jüngsten Initiativen besteht darin, Instrumente zur Überprüfung zu entwickeln, die von den Bischofskonferenz angewendet werden können, um die Umsetzung und Einhaltung derselben zu messen. Auf diese Weise werden die Bischöfe, wenn sie zu Ad-limina-Besuchen nach Rom kommen, aufzeigen, wie es ihnen gelingt, die Richtlinien umsetzen, die jede Bischofskonferenz auf Ersuchen des Heiligen Stuhles und des Papstes selbst, erstellen sollte.“
Er kündigte auch an, dass in naher Zukunft eine der „Initiativen darin bestehen wird, auf mehreren Kontinenten die sogenannten ’survivors advisory panels‘ zu gründen. Dabei handelt es sich um beratende Gremien, die aus ehemaligen Missbrauchsopfern zusammengesetzt sind.
„Das erste wird es in Brasilien geben, aber wir haben diesen Prozess auch schon für Afrika und Asien begonnen“, teilte er mit.
Der Kardinal gab auch an, dass „wir außerdem Ausbildungsprogramme für diejenigen durchführen, die an der Spitze der Kirche stehen, so dass unsere Bischöfe, Priester und Ordensleute sich des Ernstes der Angelegenheit bewusst werden und die Mittel an der Hand haben, so darauf so zu antworten, dass sie dem Schutz der Minderjährigen und der pastoralen Sorge um die Opfer Priorität einräumen.“
Zum Schluss versicherte er, eine der größten Aufgaben sei „die Ausbildung der leitenden Personen in der Kirche“, und erklärte, die Arbeit sei bisher erfolgreich gewesen.
„Ich denke, diese Versammlungen waren sehr erfolgreich. In dieser Woche treffen sich die Mitglieder unserer Kommission mit den Verantwortlichen der Italienischen Bischofskonferenz und der Kongregation für die Glaubenslehre“, endete er. (CNA Deutsch)
VATIKANSTADT – Der amerikanische „Catholic News Service“ (CNS) hat das Schreiben eines hochrangigen Beamten des Staatssekretariats aus dem Jahr 2006 veröffentlicht, das belegt, dass der Vatikan im Jahr 2000 über die Anschuldigungen gegen den damaligen Kardinal Theodore McCarrick informiert wurde.
Der vom CNS veröffentlichte Brief ist auf den 11. Oktober 2006 datiert und stammt aus der Hand des damaligen Erzbischofs Leonardo Sandri in seiner Funktion als Stellvertreter des Staatssekretariats. Er ist adressiert an Pater Boniface Ramsey, der von 1986 bis 1996 an einem Priesterseminar in New Jersey lehrte.
Sandri bezieht sich in dem Brief – der in Passagen vor Veröffentlichung durch Pater Ramsey und die Redaktion von CNS geschwärzt wurde – auf, so wörtlich, „die ernsten Angelegenheiten, die einige der Studenten des Immaculate Conception Seminary betreffen, die Sie im November 2000 dem damaligen Apostolischen Nuntius in den Vereinigten Staaten, dem verstorbenen Erzbischof Gabriel Montalvo, vertraulich zur Kenntnis gebracht haben“.
Pater Ramsey hat erklärt, dass er angesichts der Ernennung McCarricks zum Erzbischof von Washington im Jahr 2000 den Nuntius Montalvo kontaktiert habe, um diesen über die Vorwürfe schweren Fehlverhaltens McCarricks gegenüber Seminaristen zu infomieren.
Seinen eigenen Studenten am Seminar hatten ihn darüber informiert, so Ramsey.
Auf Bitten des Nuntius habe er seine Bedenken schriftlich dargelegt. Gegenüber CNS sagte Pater Ramsey, er habe sich in seinem Schreiben „über McCarricks Beziehungen zu Seminaristen beschwert, und darüber, dass er mit Seminaristen schläft.“
„Mein Brief vom 22. November 2000 befasste sich mit McCarrick und erhob keinerlei Vorwürfe gegen Seminaristen; er erhob Vorwürfe gegen McCarrick“, so Ramsey.
CNS berichtete, dass Pater Ramsey zwar offiziell keine Antwort auf sein Schreiben vom 22. November 2000 erhalten habe. „Er war überzeugt, dass das Schreiben eingegangen ist, weil er von dem damaligen Erzbischof Sandri im Jahr 2006 eine schriftliche Bestätigung der im Jahr 2000 getätigten Aussagen erhielt“.
Der Hauptgrund für Sandris Brief im Jahr 2006 war die Bitte um Auskunft über einen Priester der Erzdiözese Newark, der am Immaculate Conception Seminary an der Universität Seton Hall studiert hatte: Der Priester wurde für einen Posten im Vatikan in Betracht gezogen.
Sandri selber ist heute Präfekt der Kongregation für die Ostkirchen und Kardinal der Kurie.
Die Darstellung von Pater Ramsey stimmt mit den Angaben von Erzbischof Carlo Maria Viganò überein, der von 2011 bis 2016 apostolischer Nuntius in den USA war.
Erzbischof Viganò hatte geschrieben, dass Montalvo (und sein Nachfolger, Erzbischof Pietro Sambi) „es nicht versäumt haben, den Heiligen Stuhl sofort zu informieren, sobald sie von Erzbischof McCarricks schwerwiegendem unmoralischem Verhalten gegenüber Seminaristen und Priestern erfahren haben. Tatsächlich wurde nach dem, was Nuntius Pietro Sambi schrieb, Ramseys Brief vom 22. November 2000 auf Wunsch des verstorbenen Nuntius Montalvo geschrieben.
In dem Brief bekräftigt der Dominikanerpater Ramsey, der von den späten 1980er Jahren bis 1996 Professor am Diözesanseminar in Newark war, dass es im Seminar immer wieder das Gerücht gab, dass der Erzbischof „sein Bett mit Seminaristen geteilt“ habe, und fünf auf einmal einlade, um das Wochenende mit ihm in seinem Strandhaus zu verbringen.
Ramsey weiter: Er habe eine gewisse Zahl von Seminaristen gekannt, von denen einige später zu Priestern der Erzdiözese Newark geweiht wurden, die in dieses Strandhaus eingeladen worden seien und ein Bett mit dem Erzbischof geteilt hätten.
Viganò sagte in seiner Aussage auch, dass er am 6. Dezember 2006 ein Memorandum geschrieben und Sandri übermittelt habe, in dem Anschuldigungen sexuellen Missbrauchs gegen McCarrick durch Gregory Littleton, einen laisierten Priester, detailliert beschrieben wurden. Der ehemalige Nuntius sagte, er habe in diesem Schreiben vorgeschlagen, an McCarrick „ein Exempel zu statuieren“, das eine „medizinische Funktion“ haben könnte, um zukünftigen Missbrauch zu verhindern und eine „sehr ernsthafte Skandalisierung der Gläubigen“ zu minimieren.
NEW YORK / LINCOLN (NEBRASKA) – Die juristische Aufarbeitung der Vertuschung von Missbrauch in den USA weitet sich aus: Die Staatsanwaltschaften in New York und New Jersey haben am Donnerstag (Ortszeit) angekündigt, den Umgang mit Vorwürfen sexuellen Missbrauchs durch die katholischen Diözesen und kirchlichen Einrichtungen in beiden Staaten zu untersuchen.
Auch die staatlichen Behörden in Illinois, Missouri, Nebraska und New Mexico ermitteln: So hat der Generalstaatsanwalt von Nebraska hat die drei römisch-katholischen Diözesen des Staates um Informationen über sexuellen Missbrauch und anderes Fehlverhalten gebeten. Alle Diözesen haben zugesagt, mit den Ermittlern zusammenzuarbeiten.
Erzbistum New York begrüßt Ermittlungen
Am Donnerstag (Ortszeit) gab die New Yorker Staatsanwaltschaft bekannt, dass alle acht katholischen Diözesen des Staates vorgeladen werden. Wie die „New York Times berichtet, sollen die Bistümer auch ihre Unterlagen zu Vorwürfen sexuellen Missbrauchs offenlegen.
Generalstaatsanwältin Barbara Underwood kündigte eine zivilrechtliche Untersuchung kirchlicher Einrichtungen an und sagte, dass auch strafrechtliche Konsequenzen möglich sind: Die Behörde werde „Personen untersuchen und, falls gerechtfertigt, anzeigen, die Straftaten begangen haben“, so Underwood.
Die Erzdiözese New York teilte in einer ersten Reaktion gegenüber Medien vor Ort mit, man begrüße die Entscheidung der Staatsanwaltschaft und werde mit den Behörden kooperieren. Das Erzbistum habe bereits seit 2002 mit den zuständigen Bezirksanwälten „ausgezeichnete Arbeitsbeziehungen aufgebaut“, heißt es in der Erklärung.
„Wir stellen nicht nur alle Informationen zur Verfügung, die sie anfordern, sondern sie benachrichtigen uns auch, wenn sie von einem Missbrauchs-Vorwurf erfahren, so dass wir, selbst wenn sie keine Strafanzeige erstatten können, jeden Kleriker untersuchen und aus dem seelsorglichen Dienst entfernen können, gegen den glaubwürdige und begründete Vorwürfe vorliegen“.
Eigene „Task Force“ in New Jersey
Ebenfalls am Donnerstag kündigte der Generalstaatsanwalt von New Jersey, Gurbir Grewal, die Einrichtung einer Task Force an, die Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs und dessen Vertuschung untersuchen soll.
„Keine Person steht über dem Gesetz und keine Institution ist immun gegen die Pflicht zur Rechenschaft“, sagte Generalstaatsanwalt Grewal.
„Wir werden alle notwendigen Ressourcen einsetzen, um die Wahrheit aufzudecken und dafür zu sorgen, dass den Opfern Gerechtigkeit widerfährt“.
Zwei Diözesen in New Jersey – die Diözese Metuchen und die Erzdiözese Newark – haben in den vergangenen Wochen die Aufmerksamkeit der Medien auf sich gezogen, nachdem bekannt wurde, dass sie Mitte der 2000er Jahre außergerichtliche Vergleiche mit zwei Männern erzielten, die beide behaupteten, vom ehemaligen Kardinal Theodore McCarrick sexuell genötigt worden zu sein, als sie selber noch Seminaristen und junge Priester waren.
Unklar ist bislang, welche kirchlichen Mitarbeiter in diesen Diözesen von diesen Vorgängen gewusst haben könnten und es unterließen, Maßnahmen zu ergreifen, sich gegen McCarricks öffentliches Wirken auszusprechen.
Konsequenzen des Pennsylvania-Berichts
Auslöser der Ermittlungen ist der Mitte August veröffentlichte Untersuchungsbericht in Pennsylvania, der Vorwürfe sexuellen Missbrauchs und systematischer Vertuschung über mehrere Jahrzehnte dokumentierte.
Hunderte Priester sollen, vor allem in den 1960er, 1970er und 1980er Jahren, tausendfachen Missbrauch an Minderjährigen und Schutzbedürftigen begangen haben; dieser sei systematisch vertuscht, gedeckt und verschwiegen worden. (CNA Deutsch)
WASHINGTON, D.C. ,- Patricia Heaton ist außer sich. Die Schauspielerin ist eine von vielen Katholiken in den USA, die mit Erstaunen, Empörung und zunehmend Zorn auf das reagieren, was sie als Scheinheiligkeit, Lügen und Doppelmoral von Kardinälen und Bischöfen wahrnehmen. Letztlich gerinnt es im Schweigen, die von mehreren Kommentatoren als „Omertà“ verurteilte, systematische Vertuschung inakzeptablen Verhaltens, bis hin zu Verbrechen und Missbrauch. Im Zeitalter von Twitter hat das Konsequenzen: Katholikin Heaton, vierfache Mutter, hat knapp 370.000 Follower. Wenn sie – haltlos, ja, unverschämt im Ton – den Papst auffordert, endlich den Rücktritt von Kardinal Donald Wuerl anzunehmen, unterstützen dies tausende Menschen:
Nun gut, werden einige sagen, das ist halt die Filterblase von Twitter. Doch das greift zu kurz. Die Krise spielt sich nicht nur in den sozialen Medien ab. Vor Kardinal Wuerls Residenz in Washington haben aufgebrachte Katholiken demonstriert, die auf Plakaten Aufklärung fordern. Auch sie verlangen, dass der Papst endlich den Rücktritt des – im Pennsylvania-Bericht schwer belasteten – Erzbischofs annimmt.
Öffentliche Termine nimmt Wuerl derzeit nur wenige wahr. Manche spekulieren gar, er verlasse das Land. Am Schild der nach dem Kardinal benannten High School haben erboste Menschen seinen Namen übersprüht– mittlerweile hat die Erzdiözese mitgeteilt, der Erzbischof wolle diesen auch dort nicht mehr haben. Über der Graffiti ist mittlerweile ein Blech geschraubt worden, dass den Namen verdeckt.
Mit Brettern und Schweigen wird diese Krise aber nicht gelöst. In den sozialen Medien schreiben entrüstete Beobachter: Wie lange will, wie lange kann das noch weitergehen? Wie viele Gläubige wenden sich enttäuscht und angeekelt von der Kirche ab?
Wuerls Verhalten als Nachfolger von Erzbischof Theodore McCarrick wirft weitere Fragen auf, und sie werden laut gestellt – sei es auf der Straße oder im Internet: Warum hat Papst Franziskus den Rücktritt Wuerls trotzdem immer noch nicht angenommen? Sollte Wuerl gehen, folgen dann weitere? Etwa die von Vigano genannten? Wie konnte McCarrick sogar Seminaristen als Assistenten haben, nachdem bereits gegen ihn ermittelt wurde?
Die für viele wohl wichtigste, zu klärende Frage ist diese: Was ist dran an den Vorwürfen des ehemaligen Nuntius in den USA?
Diese Frage ist wichtiger als die Motivation Viganos, so sehr diese zu analysieren ist, wie auch die Agenda mancher verbohrter Papst-Kritiker und -Unterstützer, die nun irrlichtern und Nebelkerzen werfen.
Jeder Journalist weiss: Natürlich spielt die Motivation eines Whistleblowers eine Rolle. Aber auch der Wahrheitsgehalt seiner Vorwürfe ist dringend zu prüfen, und das nicht nur, weil mehrere hochrangige Kirchenvertreter Vigano in Schutz genommen haben, darunter der Erzbischof von San Francisco, während mittlerweile sechs Bischöfe allein in den USA öffentlich fordern, dass Viganòs Behauptungen wirklich geprüft werden.
Nicht nur diese Bischöfe und die aufgebrachten Laien wissen: Den Opfern – wie auch den einfachen Katholiken – steht es zu, die Wahrheit zu erfahren. Und der Kirche steht es zu, sie vom „Schmutz“ – Franziskus benutzte in Dublin dafür ein anderes Wort – zu befreien.
Nun hat der Papst die Anschuldigungen bislang aber weder von sich gewiesen noch bestätigt, wie CNA Deutsch berichtete.
Diese Haltung mag man für nachvollziehbar halten. Ob sie sich durchziehen lässt, wird sich zeigen müssen: Der Vorsitzende der US-Bischofskonferenz, Kardinal Daniel DiNardo von Galveston-Houston, hat betont, dass die Vorwürfe Viganòs „prompt und gründlich“ geprüft werden müssen.
Viganòs Brief werfe ein Schlaglicht der „Aufmerksamkeit und Dringlichkeit“ darauf, „wie die schwerwiegenden moralischen Mängel eines Bischofsbruders so lange geduldet werden konnten und sich als kein Hindernis für seinen Aufstieg erwiesen haben“, so DiNardo in seiner Erklärung.
Der Vorsitzende der Bischofskonferenz weiter: Er wiederhole die Einladung der US-Bischöfe an den Vatikan, mittels einer Apostolischen Visite in den Vereinigten Staaten der „Wahrheit auf den Grund zu gehen“.
DiNardo weiß, was man im Vatikan bislang ignoriert: Katholiken wie Patricia Heaton werden nicht locker lassen. Diesmal nicht. Zumal Reporter in den USA jetzt schon an der Residenz von Erzbischof McCarrick klingeln, und italienische Journalisten mit dem – aus Angst um seine Sicherheit – verreisten Viganò, der alle Vorwürfe gegen seine Person von sich weist, weitere Interviews führen.
In seiner Erklärung schreibt DiNardo denn auch, dass er „sehnsüchtig“ auf eine Audienz bei Papst Franziskus warte, um „seine Unterstützung für die Pläne der US-Bischöfe zu gewinnen“. Demnächst wird wieder Besuch aus den USA in Rom eintreffen.
(Letztes Update am 31. August mit jüngsten Informationen zum Fall McCarrick)
(CNA Deutsch)
Wenn ich an das Weltfamilientreffen in Dublin zurückdenke, breitet sich ein seltsames Gefühl in der Magengegend aus, irgendwo zwischen „Wehmut“ und „Bedrückung“.
Mit meinen Kollegen von EWTN und CNA bin ich eine Woche lang in Dublin gewesen, um von diesem kirchlichen Großereignis zu berichten. Es waren Tage, in denen wir mit einer solchen menschlichen Wärme und Herzlichkeit empfangen wurde, die so gar nicht zum dort vorherrschendem Wetter und den neuesten Nachrichten aus der Weltkirche passte.
Ich hatte diese „Weltfamilientreffen“ bislang nicht wirklich auf dem Radarschirm, doch immerhin war das in Dublin bereits das neunte seiner Art. Konzipiert sind diese Treffen als eine Art „Weltjugendtag für Familien“, bei dem sich vor allem junge Familien treffen sollten, um die Möglichkeit zu haben, miteinander zu beten, zu singen und miteinander ins Gespräch zu kommen. Dazu gibt es Katechesen und ein umfangreiches Kinderprogramm. Abgerundet werden diese Treffen wie auch die Weltjugendtage durch den Besuch des Papstes.
Dennoch: In Dublin war alles eine Nummer kleiner, gemütlicher, oder — familiärer. Bis zum Freitag spielte sich alles auf einem recht überschaubaren Areal ab. Dazu gab es ein paar Hallen, in denen die Stände von verschiedenen katholischen Organisationen oder Ordensgemeinschaften waren oder Podien und Vorträge abgehalten wurden. In einem anderen Bereich spielte sich das Kinderprogramm ab. Dort gab es mehrere Zelte mit Möglichkeiten zum Spielen. Auch der YouCat war mit einem großen Zelt vertreten.
Ab es war nicht so, dass die irische Hauptstadt in diesen Tagen von einer Masse an katholischen Familien überschwemmt wurde. Besonders deutlich wurde es dann, als beim eigentlichen Höhepunkt – der Ankunft des Papstes – die Luftaufnahmen zeigten, dass der Papst stellenweise durch fast menschenleere Straßen fuhr und auch beim Empfang im Croke Park Stadium große Lücken klafften. Die Suche nach den Gründen für das Fernbleiben der Leute ist schwierig – schließlich können Abwesende nicht befragt werden.
Doch es lag eine eigenartige Stimmung über diesem Weltfamilientreffen. Auf der einen Seite war da unter vielen Teilnehmern diese unglaublich große Freude am Glauben, die beeindruckende Internationalität der Kirche, die es schaffte, selbst die größten Sprachbarrieren zu überwinden, und auch junge Familien als personifizierte Hoffnung und Zukunft der Kirche.
Auf der anderen Seite war da dieser lange, dunkle Schatten, der über Dublin lag. Die neuesten Berichte aus den USA und anderen Ländern über den Missbrauch und die systematische Vertuschung durch katholische Geistliche hatten vielen Besuchern des Weltfamilientreffens das brutale Leid der Opfer konkret vor Augen geführt.
Dass diese vertuscht und die Täter gedeckt wurden, bis hinauf in die höchste Kirchenspitze: Das ist mit der Rede von „unterdrückter Sexualität“, „Zölibat“ oder „bedauerliche Einzelfällen“ nicht geklärt, hörte ich immer wieder in Dublin. Viele fanden im persönlichen Gespräch ein deutliches Wort für die Verbrechen und deren Vertuschung: Sie nennen es diabolisch.
Papst Franziskus indes fand ein anderes Wort: „Kacke“.
Beim persönlichen Treffen mit einigen Opfern, so berichteten Teilnehmer, sei der Heilige Vater von den Schilderungen sehr erschüttert gewesen. Missbrauch, Vertuschung und Korruption, sagte er anschließend, seien „caca“. Zwar versuchte der anwesende Übersetzer den Vulgärausdruck noch zu umschreiben mit „das, was in der Toilette liegt“, doch die Botschaft kam an.
Mit großer Spannung war sein Besuch erwartet worden, immerhin war dies der erste Besuch eines Papstes auf der Insel seit fast 40 Jahren. Schon in den Tagen davor prügelten einige führende irische Medien auf ihn ein: Sie forderten endlich Durchgreifen und weitreichende Konsequenzen statt der oft gehörten Bitten um Vergebung und Sprüchen über „Null Toleranz“.
Der irische Regierungschef Leo Varadkar warnte den Pontifex sogar, dass es ein neues Verhältnis zwischen Staat und Kirche geben müsse, und das beim offiziellen Staatsempfang, wo sonst gerne Höflichkeiten ausgetauscht werden. Dass Franziskus ein „ganz anderes Irland“ vorfinden werde als noch Johannes Paul II. bei seinem Besuch 1979 war schon im Vorfeld klar geworden.
Irland sei jetzt ein „modernes, fortschrittliches“ Land, in dem jeder Mensch gleichberechtigt sei, so Varadkar. Nicht erwähnt wurden in der Lobeshymne auf die vom Staat geschaffene Gleichberechtigung all die ungeborenen Menschen, die sich nun einer neuen Bedrohung ausgesetzt sehen: Seit Anfang dieses Jahres sind Abtreibungen nun offiziell auch in Irland erlaubt.
Franziskus entzündete in der St. Mary-Kathedrale eine Kerze für all jene, die den Vergehen von geweihten Personen der Kirche zum Opfer gefallen sind. Er sprach ein öffentliches Schuldbekenntnis aus, bat wieder einmal mehrmals um Vergebung. Auch für die Vertuschung der Verbrechen.
Freunde aus Deutschland hatten mir geschrieben, es sei gut, dass EWTN vor Ort sei und wir die Möglichkeit hätten, jetzt nicht „immer nur über das Negative“ zu berichten. Jedoch: Es ging nicht anders.
Das Thema war allgegenwärtig. Ich verstehe jeden Einzelnen, der es satthat, jeden Morgen mit den neuen Enthüllungen über Missetaten der Kirche konfrontiert zu werden. Aber es muss jetzt eine Zeit der Reinigung anbrechen, in der der ganze Schmutz ans Tageslicht kommt. Um wieder Ostern werden zu lassen, muss die Kirche durch eine intensive Fastenzeit. Dann erst kann der Hausputz beginnen.
Viele hatten sich daran gestört, dass der Papst alle Gläubigen zur Buße, zum Fasten und Gebet angeregt hat, denn schließlich sähen sie es nicht ein, das mit auslöffeln zu müssen, was einige Kleriker „eingebrockt“ haben (um nicht bei Franziskus´ skatologischer Wortwahl zu bleiben). Aber: „Wenn ein Glied leidet, leiden alle anderen mit“.
Freilich ist die Frage noch ungeklärt, ob Franziskus von den Vorgängen um McCarrick wusste und inwieweit er einen Teil der Verantwortung an der Vertuschung trägt. Trotzdem war mein persönliches Highlight bei diesem Weltfamilientreffen seine Ankunft im Croke Park Stadium.
Wir hatten seit den Morgenstunden auf ihn gewartet, auch wenn das Stadion immer noch nicht komplett voll war. Als das Papamobil schließlich einfuhr und Applaus aufbrandete, wartete ich hochkonzentriert in meiner Kameraposition, um ein möglichst gutes Foto zu schießen. Plötzlich war der Papst in Sichtweite und der Applaus wurde zum wilden Begeisterungssturm.
Während ich den Auslöser betätigte, bemerkte ich, wie sich mehr und mehr meine Nackenhaare aufstellten und ich richtig Gänsehaut bekam. Es hörte auch nicht auf, als ich weiterrennen musste, um an der nächsten Ecke einen anderen Winkel auf das Papstmobil zu bekommen.
Ich wurde komplett ergriffen von der Begeisterung um mich herum. Diese Menschen da, sie jubelten nicht einem Jorge Bergoglio in Papstklamotten zu, nicht einer Kirche, die gerade ihren tiefsten menschlichen Sündensumpf offenbarte. Sie jubelten dem zu, was dieser Mann trotz allem repräsentierte: Einer Kirche, die ihre Wurzeln und ihre Zukunft woanders hat. In ihren Reihen laufen die größten Heiligen mit, aber auch große Sünder. Sie rettete das Leben vieler Menschen, aber viele verwechseln sie mit den Sündern, die zu ihr gehör(t)en, Schande und Schmerz verursacht haben.
Das mag pathetisch klingen. Dennoch: Selten wurde mir so wie in diesem Moment bewusst, dass Gott uns – Seiner Kirche – erneut eine Chance geben wird. Hoffentlich werden wir sie nutzen. Doch vor allem sollten wir jetzt bei denen sein, die so sehr verletzt worden sind; sie haben die Wahrheit verdient, die nur eine schonungslose Aufklärung bringen wird. (CNA Deutsch)
PITTSBURGH – Der Untersuchungsbericht über tausendfachen Missbrauch und systematische Vertuschung durch Priester und Bischöfe in Pennsylvania hat weitere Vorwürfe sexueller Gewalt und Fehlverhaltens aufkommen lassen.
Das Bistum Pittsburgh hat ungefähr 50 neue Vorwürfe erhalten, und eine staatliche Missbrauch-Hotline hat mehr als 500 Anrufe empfangen, seitdem der Grand Jury Report erschienen ist.
Alle gemeldeten Vorwürfe „stammen aus der Zeit vor 1990 und reichen bis in die 40er Jahre zurück“, so der Sprecher der Diözese, Pfarrer Nicholas Vaskov.
„Wir nehmen sie alle ernst und folgen unserem geregelten Verfahren, um diese zu prüfen und behandeln.“
Die Vorwürfe wurden über eine Missbrauchs-Hotline und per E-Mail an die „Pittsburgh Post-Gazette“ erhoben. Wie das Bistum mitteilte, stammen diese Fälle von „Leuten, die uns vorher nicht kontaktiert hatten“.
Sowohl die Regeln der Diözese Pittsburgh als auch das Kirchenrecht fordern, dass Vorwürfe an die staatlichen Strafverfolgungsbehörden gemeldet werden und dass Priester, die derzeit im Dienst sind, suspendiert werden, solange Vorwürfe untersucht werden.
Die staatliche Hotline für die Meldung von sexuellem Missbrauch, die von Pennsylvanias Generalstaatsanwalt eingerichtet wurde, hat seit dem 14. August 544 Anrufe erhalten, sagte Joe Grace von der Staatsanwaltschaft gegenüber CNA.
Grace sagte, dass „eine beträchtliche Anzahl von Anrufen Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs durch Geistliche betrifft“ und nun geprüft werden.
Apostolische Visitation soll auch weitere Zusammenhänge von Missbrauch, Vertuschung klären und Kriterien für den Umgang mit Bischöfen erarbeiten helfen.
WASHINGTON, D.C. – Die US-Bischofskonferenz möchte, dass der Vatikan die Vorwürfe sexuellen Missbrauchs und Vertuschung gegen Erzbischof Theodore McCarrick untersucht und neue Verfahren zur Meldung von Missbrauch sowie eine stärkere Einbeziehung von Laien bei der Bearbeitung von Missbrauchsfällen erarbeiten hilft.
„Wir befinden uns in einer geistlichen Krise, die nicht nur eine geistliche Bekehrung erfordert, sondern auch praktische Veränderungen, um die Sünden und Misserfolge der Vergangenheit zu vermeiden, die im jüngsten Bericht so offensichtlich sind“, sagte Kardinal Daniel DiNardo von Galveston-Houston, Vorsitzender der US-Bischofskonferenz, in einer Erklärung am 16. August.
Transparenz und Rechenschaftspflicht
„Stärkere Schutzmaßnahmen gegen Täter in der Kirche und jeden, der deren Verbrechen vertuschen würde“, sagte DiNardo.
Der Vorsitzende weiter: Es gehe um Schutzmaßnahmen, „die Bischöfe zu höchsten Standards der Transparenz und Rechenschaftspflicht verpflichten“.
Die Bischöfe laden den Vatikan formal zu einer offiziellen Apostolischen Visitation in den Vereinigten Staaten ein, um Fragen rund um Erzbischof McCarrick zu klären, in Absprache mit den Laien des Nationalen Prüfungsausschusses, betonte DiNardo.
In er Vergangenheit hätten die US-amerikanischen Bischöfe nicht „klargestellt, welchen Weg die Opfer selbst einschlagen sollten, wenn sie Missbrauch oder anderes sexuelles Fehlverhalten durch Bischöfe melden“, räumte DiNardo ein, der die Entwicklung von „zuverlässigen Mechanismen zur Berichterstattung durch Dritte“ forderte.
Zu den Zielen der Bischöfe gehöre es, die kirchenrechtlichen Verfahren für Beschwerden gegen Bischöfe „schneller, gerechter und transparenter“ zu gestalten und „festzulegen, welche Auflagen den Bischöfen in jeder Phase dieses Prozesses gemacht werden können“.
Kriterien für Umgang mit Bischöfen
DiNardo skizzierte drei Kriterien für den Umgang der Bischöfe mit vergangenem und zukünftigem Missbrauch: Unabhängigkeit von Voreingenommenheit oder unzulässiger Einflussnahme durch einen Bischof, substanzielle Beteiligung der Laien und Respekt vor der eigenen Autorität in der Kirche.
„Weil nur der Papst befugt ist, Bischöfe zu disziplinieren oder zu entfernen, werden wir sicherstellen, dass unsere Maßnahmen diese Autorität respektieren und die Schwachen vor dem Missbrauch der kirchlichen Macht schützen“, fügte die Erklärung hinzu.
Laien mit Fachkenntnissen in den Bereichen Strafverfolgung, Psychologie, Investigation und anderen relevanten Disziplinen sollen ebenfalls einbezogen werden.
In einer Sitzung Anfang dieser Woche skizzierte das Exekutivkomitee der US-Bischöfe „diese notwendigen Änderungen“ und sagte, dass sie ihre Ziele dem Vatikan und allen US-Bischöfen während der Herbsttagung der USCCB im November vorstellen werden.
DiNardo beendete die Erklärung der Bischöfe mit einer Entschuldigung:
„Ich entschuldige mich und bitte Sie demütig um Vergebung für das, was mein Bruder Bischöfe und ich getan haben und nicht getan haben. Was auch immer sich in Bezug auf Erzbischof McCarrick oder die vielen Missbräuche in Pennsylvania (oder anderswo) herausstellen mag: Wir wissen bereits, dass eine der Hauptursachen das Scheitern der bischöflichen Führung ist. Das Ergebnis war, dass viele geliebte Kinder Gottes zumindest einem Machtmissbrauch ausgesetzt wurden. Das ist eine moralische Katastrophe. Es ist auch Teil dieser Katastrophe, dass so viele treue Priester, die nach Heiligkeit streben und mit Integrität dienen, von diesem Scheitern befleckt werden.“
DiNardo weiter: „Wir sind fest entschlossen, es mit Hilfe der Gnade Gottes niemals zu wiederholen. Ich mache mir keine Illusionen darüber, wie sehr das Vertrauen in die Bischöfe durch diese vergangenen Sünden und Misserfolge beschädigt wurde. Es braucht Arbeit, um dieses Vertrauen wiederherzustellen. Was ich hier skizziert habe, ist nur der Anfang; weitere Schritte werden folgen.“
WASHINGTON -Ein Mann aus Virginia hat Anzeige gegen Kardinal Theodore McCarrick erstattet mit dem Vorwurf, ab dem Alter von 11 Jahren sexuell immer wieder von dem Priester und späteren Bischof missbraucht worden zu sein. McCarrick war zu dieser Zeit Priester in New York.
Die „New York Times“ berichtete am 19. Juli über die Behauptung des Mannes, denen zufolge McCarrick 1969 begann, ihn sexuell zu missbrauchen, als der Priester 39 Jahre alt und der nur als „James“ benannte Mann 11 Jahre alt war. McCarrick soll ein Freund der Familie des mutmaßlichen Opfers gewesen sein.
Wie die Zeitung weiter berichtet, gibt der Mann an, fast zwei Jahrzehnte lang von McCarrick sexuell missbraucht worden zu sein. Der fortwährende Missbrauch habe dazu beigetragen, dass er jahrelang Probleme mit Alkohol- und Drogensucht hatte, so das mutmaßliche Opfer. Als er dem eigenen Vater einige Jahre nach Beginn des Missbrauchs davon erzählte, glaubte ihm dieser nicht, so der Bericht der „Times“.
McCarrick beendete im Jahr 1969 eine vierjährige Amtszeit als Präsident der Katholischen Universität von Puerto Rico und wurde stellvertretender Sekretär für Bildung in der Erzdiözese von New York. 1977 wurde er Weihbischof von New York und später Bischof von Metuchen, Erzbischof von Newark und schließlich Erzbischof von Washington.
Strafrechtliche Verjährungsvorschriften könnten verhindern, dass sich McCarrick strafrechtlich verantworten muss für die mutmaßlichen Verbrechen. Kirchenrechtlich kann die Glaubenskongregation in Ausnahmen Verjährungsfristen aussetzen.
Joseph Zwilling, Sprecher der Erzdiözese von New York, erklärte gegenüber CNA am Donnerstag (Ortszeit), dass die Erzdiözese von diesen Behauptungen erst erfuhr, als der Artikel der „New York Times“ veröffentlicht wurde.
Die Erzdiözese habe in der Angelegenheit nicht von den Strafverfolgungsbehörden gehört, oder von dem angeblichen Opfer oder dessen Anwalt, sagte Zwilling und fügte hinzu, dass er hoffe, dass das Opfer oder sein Anwalt die Erzdiözese direkt oder über das unabhängige Versöhnungs- und Entschädigungsprogramm der Erzdiözese kontaktieren werde.
(Letzteres ist eine unabhängig geführte Einrichtung, die dazu bestimmt ist, Opfern sexuellen Missbrauchs in der Erzdiözese von New York zu helfen.)
Eine Quelle aus dem Umfeld von Kardinal McCarrick sagte CNA, dass er keine offizielle Mitteilung über die Anschuldigung erhalten habe und daher „nicht in der Lage sei“ zu antworten. Die Quelle sagte weiter, dass der Kardinal sich verpflichtet habe, sich an juristische Maßgaben zu halten.
Am 20. Juni gab die Erzdiözese New York bekannt, dass sie eine Untersuchung einer anderen Behauptung abgeschlossen habe, McCarrick habe einen männlichen Teenager sexuell missbraucht und die Behauptung für „glaubwürdig und begründet“ befunden, wie CNA Deutsch berichtete.
Der Vatikan wurde über diesen Vorwurf informiert. Dem heute 88 Jahre alten Kardinal ist das öffentliche Ausüben des Priesteramtes verboten – so die Weisung von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin im Auftrag des Papstes.
Neben den oben genannten Vorwürfen haben mehrere Medienberichte in den vergangenen Tagen über zahlreiche weitere Vorfälle berichtet, denen zufolge der sich als „Onkel Ted“ bezeichnende McCarrick seine wachsende Macht systematisch dazu missbraucht haben soll, junge Männer – vor allem Priesteranwärter – sexuell auszunutzen.
Wie und warum der Mann dennoch über Jahrzehnte eine klerikale Karriere hinlegen konnte, ist nun Gegenstand einer weiteren Debatte der Kirche in den USA. Manche Beobachter schreiben bereits von einem #MeToo-Moment für die Katholische Kirche im Land.
VATIKANSTADT – In einer geschriebenen, aber nicht gehaltenen Rede hat Papst Franziskus am heutigen Donnerstag bekräftigt, dass die Katholische Kirche sich im Fall sexuellen Missbrauchs Minderjährige zum Null-Toleranz-Prinzip bekenne.
Die Rede des Papstes wurde an die Anwesenden der Kinderschutzkommission verteilt. Darin betont der Pontifex, „dass sexueller Missbrauch eine furchtbare Sünde ist“. Die Kirche wolle auf allen Ebenen entschieden gegen Täter vorgehen. Der Redetext betont:
„Die Hauptverantwortung liegt bei den Bischöfen, den Priestern und Ordensleuten, bei denen also, die vom Herrn die Berufung zu einem Leben des Dienstes empfangen haben. Zu diesem Dienst gehört auch der wachsame Schutz der Kinder, junger Leute und Erwachsener.“
Das Treffen mit dem Papst markierte den Auftakt der Vollversammlung der Päpstlichen Kommission am heutigen Donnerstag. Bis Sonntag werden die Mitglieder des Gremiums unter der Leitung des US-amerikanischen Kardinals Sean O’Malley eine Bilanz ihrer bisherigen Arbeit ziehen und nächste Schritte klären, auch in der Präventionsarbeit.
Neben dem Vorsitzenden, Kardinal O’Malley, sprachen heute auch zwei Mitglieder der Kommission, Schwester Hermenegild Makoro CPS und der Laie Bill Kilgallon über die Projekte der sechs Arbeitsgruppen der 2014 gegründeten Kommission. Aus dem deutschen Sprachraum ist in der Kommission der Jesuitenpater Hans Zollner vertreten.
Der Papst lobte die Arbeit der von ihm selber eingesetzten Kommission. Zum Abschluss erinnerte er an sein Bild der Kirche als Feldlazarett, in das man sich hinsetzen könne, anderen zuhören und mit ihnen „unsere Kämpfe und unseren Glauben an die Frohe Botschaft Jesu Christi teilen“, so Franziskus. Er vertraue fest darauf, dass die Kommission ein Ort bleibe, an dem weiter Stimmen der Opfer angehört werden. (CNA Deutsch)