Eröffnung der Synode: „Die Vision ist verblasst“

„Die Neuevangelisierung ist kein Programm, sie ist eine Art, zu denken, zu sehen und zu handeln. Sie ist eine Art Linse, durch die wir die Möglichkeit sehen, das Evangelium erneut zu verkünden. Sie ist auch Zeichen für das Weiterwirken des Heiligen Geistes in der Kirche."

So definierte der Generalrelator – also der Berichterstatter – der Bischofssynode, der Washingtoner Erzbischof Kardinal William Donald Wuerl, das Projekt, dem sich die Vollversammlung der Bischofssynode ab diesem Montag in ihren Sitzungen widmet. In der von ihm lateinisch gehaltenen thematischen Eröffnung zeichnete er die Grundlinien vor, an denen entlang die Synode in den nächsten drei Wochen denken werde. Dabei griff er vor allem die beiden Vorbereitungsdokumente auf, die Lineamenta von 2011 und das Instrumentum Laboris von 2012.

Jesus ja – Kirche nein?

Kardinal Wuerl begann seine Überlegungen beim Träger der Verkündigung, der Kirche. Genau hier begännen schon die Probleme, die eine erneuerte Verkündigung des verblassenden Glaubens notwendig gemacht hätten.

„Was unseren katholischen Glauben heute auszeichnet, ist genau dieses Verständnis von der Kirche als fortdauernder Gegenwart Christi, dem Mittler von Gottes rettendem Eingreifen in unsere Welt, und der Kirche als Sakrament von Gottes heilsbringendem Handeln. (…) Die intellektuelle und ideologische Trennung von Christus und seiner Kirche ist ein erstes Faktum, mit dem wir bei dem Versuch einer Neuevangelisierung von Kultur und Menschen heute umzugehen haben."

„Jesus ja – Kirche nein", oder wahlweise „Gott ja – Kirche nein". So dächten auch nicht wenige Christen, führte Kardinal Wuerl aus. Der Zusammenhang von Jesu Leben und Sterben einerseits und seinem Auftrag für die Menschen andererseits werde von ihnen nicht mehr gesehen. Die Gründe dafür identifizierte Wuerl in den sich wandelnden Bedingungen der Kultur:

„Eine der Herausforderungen, die einerseits die Neuevangelisierung dringend macht und andererseits eine Barriere gegen sie bildet, ist der heutige Individualismus. Unsere Kultur und der Schwerpunkt in vielen Teilen der gegenwärtigen Gesellschaft heben den Einzelnen hervor und schätzen die für jede Person notwendige Bindung an andere gering."
Das schaffe die Rahmenbedingungen, denen sich Verkündigung heute gegenübergestellt sehe.

„Der dramatischen Veränderungen unterworfene gesellschaftliche Hintergrund für die Annahme, die Aneignung und das Leben des Glaubens ist der Kontext dieser Synode. Der Aufruf, den katholischen Glauben, die Botschaft des Evangeliums, die Lehre Christi erneut vorzuschlagen, ist gerade deshalb notwendig, weil wir so vielen Menschen begegnen, die diese Heilsbotschaft zwar gehört haben, für die diese Verkündigung aber jetzt schal geworden ist. Die Vision ist verblasst. Die Verheißungen scheinen leer zu sein oder keinen Bezug zum wirklichen Leben zu haben."

Das Erbe der 70er und 80er Jahre

Kardinal Wuerl blieb nicht abstrakt, er nannte konkret „Ross und Reiter" dieser von ihm diagnostizierten Veränderungen:

„Die gegenwärtige Situation hat ihre Wurzeln in den Umbrüchen der 1970er und 1980er Jahre, Jahrzehnte, in denen es offenkundig eine mangelhafte oder fehlerhafte Katechese auf vielen Unterrichtsebenen gab. Wir standen vor einer Hermeneutik der Diskontinuität, von der das Milieu der höheren Bildungszentren durchdrungen war und die sich auch in einer irrigen liturgischen Praxis widerspiegelte. Ganze Generationen wurden getrennt von dem System der Unterstützung, das die Glaubensweitergabe erleichterte. Es ist, als hätte sich der Einfluss der Säkularisierung wie ein Tsunami über die kulturelle Landschaft ergossen und wichtige Kennzeichen der Gesellschaft wie Ehe, Familie, den Begriff des Gemeinwohls und des objektiven ‚richtig’ und ‚falsch’ hinweggespült."

Zusätzlich zu dieser schwierigen Lage habe der Missbrauchsskandal die Krise der Verkündigung vertieft, so der Kardinal weiter. Er habe „dem Misstrauen gegenüber den Strukturen der Kirche Vorschub geleistet".
Das Ergebnis dieser Entfremdung, zu der laut Wuerl verschiedene Ursachen beigetragen haben: Ganzen Generationen von Katholiken seien die Grundgebete nicht mehr bekannt, sie wüssten nicht mehr um den Wert einer Teilnahme an der heiligen Messe und hätten den Sinn für Transzendenz und das Geheimnis des menschlichen Lebens verloren. Das habe dazu geführt, so der Geistliche weiter, dass ein großer Teil der Gläubigen schlecht darauf vorbereitet sei, mit der modernen Kultur umzugehen.

Aber nicht alles sei düster, betonte der Kardinal. Immer wieder habe es Aufbrüche gegeben und neue Suchbewegungen. Wuerl nannte hier vor allem die neuen geistlichen Gemeinschaften, die neuen kirchlichen Gemeinschaften und auch ganz allgemein die Suchbewegung, die man bei den nachwachsenden Generationen feststellen könne. Dort sei ein Vertrauen in die Botschaft Jesu spürbar. Diese Dynamik müsse die Kirche als Ganze aufgreifen, erinnerte der Kardinal – dies werde bislang häufig unterlassen.

„Leider haben wir erlebt, wie dieses Vertrauen nur allzu lange durch die Übernahme eines großen Teils des säkularen Wertesystems untergraben wurde, das sich in den vergangenen Jahrzehnten durchgesetzt hat als eine höherwertige und bessere Lebensweise als diejenige, die von Jesus, seinem Evangelium und seiner Kirche vorgeschlagen wird. Im schulischen und theologischen Bereich der Kultur, der die Hermeneutik der Diskontinuität widerspiegelt, wurde die Sicht des Evangeliums nur zu oft verdunkelt und eine sichere, überzeugte Stimme machte den Entschuldigungen Platz für das, woran wir festhalten und was wir glauben."

Mängel

Kardinal Wuerl nannte das das „Peinlichkeitssyndrom": Ein Herunterspielen der Botschaft, um in der Kultur der Moderne anzukommen, letztlich ein mangelndes Vertrauen in die Wahrheit des Glaubens. Das habe dann auch ganz konkrete Auswirkungen, die man benennen könne. Er nannte besonders Mängel in der Theologie:

„Da die Theologie Begriffe gebraucht, um unseren Glauben auszudrücken, der im Evangelium verwurzelt ist, sind die Grundlagen unseres Glaubens in Gefahr, wenn die Menschen mit dem begrifflichen Rahmen Schwierigkeiten haben. Säkularismus und Rationalismus haben eine Ideologie geschaffen, welche den Glauben der Vernunft unterwirft. Religion wird zu einer persönlichen Angelegenheit. Die Lehre in Glaubensangelegenheiten wird auf eigentümliche Auffassungen reduziert, ohne dass die Möglichkeit eines Anspruchs auf eine allgemein gültige Wahrheit besteht."

In einer vom Relativismus beherrschten Kultur hätten Begriffe wie Menschwerdung, Auferstehung, Erlösung, Sakrament und Gnade nur noch wenig Bedeutung.

„Es ist eine Versuchung für die Träger der Evangelisierung, und vielleicht auch für die Seelsorger, diese begrifflichen Hindernisse nicht in Angriff zu nehmen und statt dessen unsere Aufmerksamkeit und Energie auf eher soziologische Notwendigkeiten oder pastorale Initiativen zu lenken. Oder sogar eine Wortfindung jenseits unser eigenen Theologie zu betreiben."

Wie ist alldem zu begegnen? Durch den Einsatz von Menschen. Wie schon beim Kongress zum Thema Neuevangelisierung im Vatikan von einem Jahr deutlich wurde, betonte auch Kardinal Wuerl die Zentralität der Evangelisatoren, also der Menschen, die die Träger der Verkündigung Jesu sind.

„Unter den Qualitäten, die heute vom Träger der Evangelisierung erwartet werden – und es gibt von denen viele, die man identifizieren kann – ragen vier heraus: Kühnheit und Mut, die Bindung an die Kirche, das Gefühl der Dringlichkeit und die Freude."

Aber auch in inhaltlicher Hinsicht gebe es eine Stärke, die man nicht vernachlässigen dürfe: Das Bemühen um soziale Gerechtigkeit, dass immer integraler Bestandteil der Verkündigung sei.

„Wenn wir heute die Themen betrachten, die diejenigen einladen, die sich von der Kirche entfremdet haben, so kann es uns ermutigen, dass so viele junge Leute den Wunsch verspüren, in den Dienst der Kirche einbezogen zu werden. Für sie stellt die Lehre der Kirche über soziale Gerechtigkeit sowohl eine Offenbarung als auch eine Einladung zu einem erfüllteren Leben innerhalb der Kirche dar."

Soweit die einleitenden Worte von Kardinal Wuerl zur Bischofssynode – ein inhaltlicher Aufschlag und die große Linie, der die Gedanken und Diskussionen an diesem Montag und während der gesamten Synode folgen werden. (rv)

Benedikt XVI.: Chancen sozialer Netzwerke für den Glauben

Die diesjährige Papstbotschaft zum 46. Welttag der sozialen Kommunikationsmittel steht im Zeichen der Neuevangelisierung. Der Vatikan stellte die Botschaft mit dem Titel „Stille und Wort: Weg der Evangelisierung" an diesem Dienstag vor, am Fest des heiligen Franz von Sales, Patron der Journalisten. Weltweit wird der Welttag der sozialen Kommunikationsmittel am ersten Sonntag nach Pfingsten begangen, in Deutschland dagegen am zweiten Sonntag im September.

Für eine „erneuerte Verkündigung Christi in der Welt von heute" braucht es das richtige Verhältnis von „Stille" und „Wort", so einer der Kernsätze der Papstbotschaft. Benedikt XVI. beschreibt darin „Stille" und „Wort" als wesentliche Elemente der Kommunikation, die „sich ausgleichen, aufeinander folgen und ergänzen müssen, um einen echten Dialog und eine tiefe Nähe unter den Menschen zu ermöglichen". Das gelte sowohl in der Medienwelt und im Bereich des Journalismus als auch für das „kommunikative Handeln der Kirche", führt der Papst aus: „Sich zur Kommunikation erziehen heißt nicht nur reden, sondern auch hören und betrachten lernen."

Der Gewinn aus der Stille ist für den Papst sowohl persönlicher als auch gemeinschaftlicher Natur: „Wo es eine Fülle von Nachrichten und Informationen gibt, wird die Stille unentbehrlich, um das, was wichtig ist, von dem, was unnütz oder nebensächlich ist, zu unterscheiden", schreibt Benedikt. Das gelte auch gerade, „um die wirklich wichtigen Fragen zu erkennen und klar zu formulieren". Auf das journalistische Tagesgeschäft bezogen heißt das: Es braucht Momente des Innehaltens und der Reflektion, um Ereignisse in Beziehung miteinander setzen zu können, „Nachrichten zu bewerten und zu analysieren" und schließlich zu „echter, gemeinsamer Erkenntnis" zu kommen. Um dies leisten zu können, brauche es ein „förderliches Umfeld", erinnert der Papst, „gewissermaßen eine Art ,Ökosystem‘, das Stille, Wort, Bilder und Töne in Gleichgewicht zu bringen weiß".

Neben dieser wachsamen und achtsamen Kommunikation, die sich durch „Unterscheidungsvermögen" auszeichnet, müssen die sozialen Kommunikationsmittel aber auch noch etwas Wesentlicheres leisten: Sie müssen sich den „letzten Fragen der menschlichen Existenz" annehmen, so der Papst. „Es ist wichtig, sich der Menschen, die diese Fragen stellen, anzunehmen und die Möglichkeit für ein tiefes Gespräch zu eröffnen". Als Ort, wo diese Fragen auftauchen, nennt Benedikt XVI. das Internet mit seinen Suchmaschinen und sozialen Netzwerken: Dort werde der Mensch einerseits mit Antworten auf Fragen „bombardiert", die er sich „nie gestellt" habe, ebenso „auf Bedürfnisse, die er nicht empfindet", so der Papst. Andererseits liest Benedikt XVI. aus „der komplexen und bunten Welt der Kommunikation" aber auch das menschliche Interesse für Grundfragen der menschlichen Existenz heraus, die „Suche nach Wahrheit", „die seiner Existenz Sinn und Hoffnung verleiht": „Wer bin ich? Was kann ich wissen? Was muss ich tun? Was darf ich hoffen?" Im Wirrwarr der Reizüberflutung die „richtigen Fragen" zu stellen und Orientierung dafür geben, was wesentlich ist, so könnte man Benedikts Appell an die Medienmacher und –User hier übersetzen.

Interessantes Detail: Der Papst würdigt in seiner Botschaft explizit die Chancen der „verschiedenen Websites, Anwendungen und sozialen Netzwerke", „die dem Menschen von heute behilflich sein können, Momente des Nachdenkens und echten Fragens zu erleben, aber auch Räume der Stille und Gelegenheit zu Gebet, Meditation oder Austausch über das Wort Gottes zu finden".

Archetyp einer Kommunikation der Stille ist die Sprache der „Liebenden", so Benedikt XVI. weiter: Aus der Stille entstehe nämlich eine „noch anspruchsvollere Kommunikation", die „die Sensibilität und jene Fähigkeit des Hörens ins Spiel bringt, die oft das Ausmaß und das Wesen der Beziehungen offenbart". Kommunikation schafft immer auch Beziehung; wenn sich „Stille und Wort aber gegenseitig ausschließen, verschlechtert sich die Kommunikation, entweder weil sie eine gewisse Betäubung hervorruft oder weil sie, im Gegenteil, eine Atmosphäre der Kälte schafft", betont der Papst. Selbstredend ist, dass Stille für den Papst direkt mit dem Glauben verknüpft ist: „In der stillen Betrachtung wird das ewige Wort, durch das die Welt erschaffen wurde, noch deutlicher, und man erkennt den Heilsplan, den Gott durch Worte und Taten in der ganzen Geschichte der Menschheit verwirklicht".
Hintergrund
Papst Paul VI. führte den Tag der sozialen Kommunikationsmittel 1967 als Welttag der Massenmedien ein. Jeweils zum Fest des heiligen Franz von Sales, des Patrons der Journalisten, wird die Papstbotschaft dazu am 24. Januar veröffentlicht. Seit dem Konzilsdekret „Über die sozialen Kommunikationsmittel" aus dem Jahr 1963 gehört der entsprechende „Welttag der sozialen Kommunikationsmittel" zum Gesamtprogramm der pastoralen Erneuerung. In allen Diözesen wird den Medien ein besonderer Tag gewidmet, an dem für die katholische Medienarbeit gebetet und gesammelt wird. (rv)

Vatikan: Neuevangelisierung und Ökumene

Die Neuevangelisierung wird auch der Ökumene gut tun. Das sagt Vatikansprecher Federico Lombardi in seinem wöchentlichen Editorial für Radio Vatikan an diesem Samstag. Der Jesuitenpater fügte an, dass der Papst mit der Förderung der Neuevangelisierung auch die Einheit aller Christen unterstützen wolle. Das von Benedikt XVI. einberufene „Glaubensjahr" sei ebenfalls ein starkes ökumenisches Zeichen, so Lombardi weiter. (rv)

Papst an Orthodoxe: Neuevangelisierung ist gemeinsames Anliegen

Die Wiederbelebung des christlichen Glaubens in säkularisierten Ländern muss nach Worten von Papst Benedikt XVI. ein gemeinsames Anliegen von katholischen und orthodoxen Christen sein. Die Überzeugungskraft der Botschaft Jesu hänge maßgeblich von der Einheit der Christen ab, heißt es in der traditionellen Botschaft des Papstes zum Andreasfest an den Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios I.. In dem Schreiben, das der päpstliche Ökumene-Minister, Kurienkardinal Kurt Koch, dem Patriarchen am Mittwoch in Istanbul überreichte, überbrachte der Papst dem Ehrenoberhaupt der orthodoxen Christenheit Grüße und Glückwünsche zum Patronatsfest.

Gleiche Herausforderungen

Das gegenwärtige kulturelle, wirtschaftliche und politische Umfeld stelle Katholiken und Orthodoxe vor „exakt die gleiche Herausforderung", hebt Benedikt XVI. hervor. In den „zahlreichen" einst christlich geprägten und heute weitgehend säkularisierten Regionen der Welt sei eine Verkündigung der Botschaft Jesu auf neuen Wegen besonders dringend. Die Verdrängung der Religion habe den Menschen seiner „tiefsten Dimension" beraubt. Zugleich würdigte Benedikt XVI. die gemeinsamen Bemühungen um den interreligiösen Dialog. Er verwies auf das Weltfriedenstreffen im italienischen Assisi Ende Oktober, an dem auch Bartholomaios I. teilgenommen hatte. Gemeinsam mit ihm habe er die „aufrichtige Freundschaft" und die „wahrhafte Brüderlichkeit" zwischen den Religionen stärken können, so der Papst. (rv)

Erzbischof Fisichella: Die neuen Wege der Neuevangelisierung

Eine Botschaft der Hoffnung für die Menschheit, die in der Krise steckt. Darin sieht der Präsident des Päpstlichen Rates für die Neuevangelisierung, Erzbischof Rino Fisichella, die Herausforderung für die Christen gegenüber der Säkularisierung der Gesellschaft. Der Erzbischof ist am Freitag im Rahmen der Vollversammlung des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen in der albanischen Hauptstadt Tirana auf die Worte des Papstes eingegangen, neue Wege zu finden, um die frohe Botschaft zu verbreiten.

„Die neuen Wege der Neuevangelisierung sind jene, die unterschiedliche Zusammenhänge aufgreifen, in denen dann unsere Arbeit liegt. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir in einer Gesellschaft leben, die sich ständig bewegt. Europa steht vor großen Aufgaben: Die Migration von einem in andere Länder, die verschiedene kulturelle und religiöse Standpunkte mit sich bringt. Wir leben in einer Zeit der Kommunikation, die unweigerlich neue Sprachformen hervorbringt, die wiederum nötig sind, um den jeweiligen Gesprächspartner zu erreichen. Wir leben in einer besonderen und widersprüchlichen Zeit, in der auf der einen Seite eine große Gleichgültigkeit dem Glauben gegenüber besteht, auf der anderen Seite gibt es aber auch viele, die Gott suchen."

In seinem Schreiben an den Rat der Europäischen Bischofskonferenzen hat Papst Benedikt XVI. neuen missionarischen Mut gefordert. Erzbischof Fisichella dazu:

„Das ist ein schöner Ausdruck, weil Mut die Fähigkeit erfordert, vertrauen und damit sich treiben lassen zu können. Ich glaube, dass wir gerade das wieder finden müssen: Den großen Mut, wieder Missionare zu werden und vor allem eine missionarische Gemeinschaft zu sein. Die Neuevangelisierung darf nicht nur Wunsch einzelner Gläubiger sein, sondern muss im Bewusstsein der ganzen Kirche sein. Ich bin überzeugt, dass die christliche Identität gestärkt werden muss, aber auch das tiefe Gefühl der Zusammengehörigkeit zur Gemeinschaft, also zur Kirche." (rv)

Nachlese zur Papstreise: Die Neuevangelisierung und die deutsche Gesellschaft

Neuevangelisierung: Neben der Ökumene hat der Papst die Stärkung des Glaubens im christlich geprägten Deutschland – denn das ist mit Neuevangelisierung gemeint – im Vorfeld seiner Reise als Hauptanliegen herausgestellt. Wenige Tage vor Abfahrt sagt Benedikt XVI. im „Wort zum Sonntag", ausgestrahlt im Ersten Deutschen Fernsehen:

„All dies ist nicht religiöser Tourismus, und noch weniger eine Show. Worum es geht, sagt das Leitwort dieser Tage: ‚Wo Gott ist, da ist Zukunft’. Es soll darum gehen, dass Gott wieder in unser Blickfeld tritt, der so oft ganz abwesende Gott, dessen wir doch so sehr bedürfen."

I. Ein Staatsgast in höherer Mission
Ähnlich äußert sich der Papst dann auch in seiner Ansprache vor dem deutschen Bundespräsidenten Christian Wulff im Schloss Bellevue: Er sei „in erster Linie" gekommen, „um den Menschen zu begegnen und über Gott zu sprechen". Benedikt XVI. kommt als Staatsgast, ja, will aber als „Pontifex Maximus" – „Oberster Brückenbauer" zwischen Menschen und Gott – wahrgenommen werden. Vielleicht versucht er in Schloss Bellevue mit diesen Worten auch noch – ein paar Stunden vor seiner Bundestagsrede – die allzu hohen Erwartungen zu dämpfen, die seinem Besuch in den vergangenen Wochen entgegenschlugen: Politisch beziehe ich hier keine Stellung, so könnte man den Papst deuten, und eine Moralpredigt über Einzelfragen werdet ihr auch nicht bekommen.

Wie spricht Benedikt XVI. in Deutschland also über Gott? Es bedarf einer „Wiederentdeckung von Grundwerten", so der Papst zum Auftakt seines Deutschlandbesuches im Schloss Bellevue. Freiheit und Solidarität kämen dank der Anwesenheit von Religion in die richtige Waage:
„Die Religion ist eine dieser Grundlagen für ein gelingendes Miteinander. ‚Wie die Religion der Freiheit bedarf, so bedarf auch die Freiheit der Religion‘. Dieses Wort des großen Bischofs und Sozialreformers Wilhelm von Ketteler, dessen zweihundertsten Geburtstag wir in diesem Jahr feiern, ist heute nach wie vor aktuell. Freiheit braucht die Rückbindung an eine höhere Instanz. Dass es Werte gibt, die durch nichts und niemand manipulierbar sind, ist die eigentliche Gewähr unserer Freiheit."
Es braucht Gott, eine „höhere Instanz", erinnert Papst Benedikt XVI. und meint damit auch: die moderne Gesellschaft ist in Fragen der Moral und Wahrheit nicht kompetent, sie ist – wie die Politik – auf geschichtliche Größen, auf Religion, Werte, Weltanschauungen, angewiesen.

II. Die Mission: Stärkung des Glaubens
Warum hält der Papst eine Stärkung des Glaubens in Deutschland für so wichtig, ja für grundlegender als zum Beispiel strukturelle Reformen innerhalb der Kirche?
„Der Religion gegenüber erleben wir eine zunehmende Gleichgültigkeit in der Gesellschaft, die bei ihren Entscheidungen die Wahrheitsfrage eher als ein Hindernis ansieht und statt dessen Nützlichkeitserwägungen den Vorrang gibt", warnt Benedikt XVI. im Schloss Bellevue, und entwickelt damit seine fortwährende Moderne-Kritik weiter: Relativismus, Individualismus und technische Entwicklung haben im Denken des Papstes katastrophale Folgen. Nicht grundsätzlich, wohlgemerkt, aber immer dann, wenn sie einer christlichen Grundlage entbehren: Beispiel Präimplantationsdiagnostik und die Wahl zwischen angeblich „lebenswertem" und „nicht lebenswertem" Leben. Vernunft werde zum Fluch, wenn sie vom transzendenten Grund losgelöst handele, unterstreicht der Papst, auch mit Blick auf die düstere deutsche Geschichte. Gott ist dieser Grund und er muss es auch bleiben.

Wo verliert Gott in Deutschland nach Ansicht des Papstes an Wirkung? Benedikt XVI. nennt in seiner Predigt im Berliner Olympiastadion als Beispiel eine um sich greifende Beziehungslosigkeit; der Papst sieht den Nukleus der Gesellschaft und der katholischen Glaubensgemeinschaft, die traditionelle Familie, auch in Deutschland in Gefahr:

„In unserer Zeit der Rastlosigkeit und Beliebigkeit, wo so viele Menschen Orientierung und Halt verlieren, wo die Treue der Liebe in Ehe und Freundschaft so zerbrechlich und kurzlebig geworden ist, wo wir in unserer Not wie die Emmaus-Jünger rufen wollen …, da schenkt uns der Auferstandene eine Bleibe, einen Ort des Lichtes, der Hoffnung und Zuversicht, der Ruhe und Geborgenheit."

Dass unter den Deutschen tatsächlich ein Bedarf an Sinnstiftung besteht, unterstreicht der deutsche Bundespräsident Christian Wulff: Viele Menschen seien auf der Suche: Angesichts „ökologischer und wirtschaftlicher Krisen", „Unfrieden" und „Ungerechtigkeit" sowie „Erfahrungen persönlicher Unsicherheit und Entwurzelung" wachse die Sehnsucht nach Sinn, stimmt der Bundespräsident dem Papst in Bellevue zu. Wulff, der selbst geschieden ist und in zweiter Ehe lebt, wünscht sich „Barmherzigkeit" der Kirche im Umgang mit „Brüchen" in den menschlichen Lebensgeschichten, etwa bei geschiedenen Wiederverheirateten. Die Notwendigkeit eines „anderen Umgangs" mit diesen Gläubigen hatte zuletzt auch Erzbischof Robert Zollitsch betont.

Neu-Evangelisierung heißt für Benedikt XVI. auch, die Kirche in Deutschland „neu" zu sehen, und nicht an ihrer „äußeren Gestalt" hängenzubleiben. Auch darauf geht er bei der großen Messe in Berlin ein. Denn ansonsten „…erscheint die Kirche nur mehr als eine der vielen Organisationen innerhalb einer demokratischen Gesellschaft, nach deren Maßstäben und Gesetzen dann auch die so sperrige Größe „Kirche" zu beurteilen und zu behandeln ist".
Der Papst erwähnt dann auch den großen Vertrauensverlust, den die Gläubigen in Deutschland mit dem Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche erlebten: „Wenn dann auch noch die leidvolle Erfahrung dazukommt, dass es in der Kirche gute und schlechte Fische, Weizen und Unkraut gibt, und der Blick auf das Negative fixiert bleibt, dann erschließt sich das große und tiefe Mysterium der Kirche nicht mehr."

Der Papst wünscht sich hier Glauben im grundlegendsten Sinn: Vertrauen, auch wenn der Missbrauchsskandal die Gemüter erschütterte, auch wenn manche Strukturen der Kirche fehlerhaft sind. Öffnet euer Herz neu dem Glauben, wieder und gerade jetzt, so könnte man Benedikts Worte verstehen.

III Zum Begriff der „Neuevangelisierung"
Halten wir also fest: Katholische Kirche und Glauben in Deutschland sind nach Benedikt XVI. keine beliebigen Betätigungsfelder in der deutschen Gesellschaft. Sie bilden die wesentliche Grundlage des demokratischen Zusammenlebens. Damit hat Benedikts Botschaft in Deutschland letztlich auch politisches Gewicht. Und sie steht in einer Linie mit einem Hauptanliegen dieses Papstes: Der neuen Evangelisierung. Benedikt XVI. hatte am 29. Juni 2010, am Tag des römischen Patronatsfestes Peter und Paul, angekündigt, einen neuen Päpstlichen Rat einzurichten, der sich um genau diese Fragen kümmert:
„Auch der Mensch des dritten Jahrtausends will ein authentisches und erfülltes Leben, braucht die Wahrheit, die wirkliche Freiheit, die selbstlose Liebe. Auch in den Wüsten der säkularisierten Welt hat die Seele des Menschen Durst nach Gott, nach dem lebendigen Gott."

Der neue „Rat zur Förderung der Neuevangelisierung" wurde danach mit dem apostolischen Schreiben „Ubicumque et Semper" ins Leben gerufen. Dabei sollte es wohlgemerkt nicht um eine zweite Christianisierung gehen, sondern eine Auffrischung des Glaubens in Ländern mit christlichen Wurzeln. Zum Thema wird im Herbst 2012 im Vatikan eine Bischofssynode stattfinden.

Neu ist dieser Gedanke nicht – schon vor gut 25 Jahren sprach Papst Johannes Paul II. von neuer Glaubensvermittlung in Europa; Benedikts Vorgänger war der erste Papst, der explizit von „Neuevangelisierung" sprach. Angesichts der „tiefen und vielschichtigen kulturellen, politischen und ethisch-geistigen Veränderungen", die der europäischen Gesellschaft „eine neue Gestalt gegeben haben", brauche es eine „neuartige Evangelisierung", die es verstehe, „dem heutigen Menschen die bleibende Heilsbotschaft in überzeugender Form neu vorzulegen", sagte Johannes Paul II. im Jahr 1986 auf einer Tagung zu Europa, wenige Jahre vor dem Fall des Eisernen Vorhangs (vgl. Johannes Paul II., Neuevangelisierung Europas. Ansprache an die Teilnehmer des VI. Symposiums der europäischen Bischöfe am 11.10.1985).

IV. Die neuen Bundesländer
Dass die neuen Bundesländer bei Benedikts Deutschlandbesuch besondere Aufmerksamkeit des Papstes bekommen würden, das stand schon mit den Reisestationen auf dem Gebiet der ehemaligen DDR – Berlin und Thüringen – fest. Die Spätfolgen von Nationalsozialismus und Kommunismus für den christlichen Glauben seien bis heute spürbar, sagte der Papst in Erfurt, wo er den christlichen Widerstand in der Ex-DDR würdigte:

„Die Mehrzahl der Menschen in diesem Lande lebt mittlerweile fern vom Glauben an Christus und von der Gemeinschaft der Kirche. Doch zeigen die letzten beiden Jahrzehnte auch gute Erfahrungen: ein erweiterter Horizont, ein Austausch über Grenzen hinweg, eine gläubige Zuversicht, dass Gott uns nicht im Stich lässt und uns neue Wege führt: Wo Gott ist, da ist Zukunft."

Dieser erweiterte Glaubenshorizont ist es auch, den der Papst gerade auf dem Gebiet der Ex-DDR betont: Kein Glaube „im Privaten", sondern nicht weniger als geteilter, öffentlicher Glaube muss es sein. Für Benedikt XVI. soll die deutsche Kirche – gerade an diesem Ort – Weltkirche sein:

„Hier zeigt sich, wie wichtig der geistliche Austausch ist, der sich über die ganze Weltkirche erstreckt, der aber grundlegend für das Werden der Kirche in unserem Land ist – er bleibt grundlegend für alle Zeiten – dass wir miteinander über die Kontinente hin glauben und voneinander glauben lernen. Wenn wir uns dem ganzen Glauben in der ganzen Geschichte und dessen Bezeugung in der ganzen Kirche öffnen, dann hat der katholische Glaube auch als öffentliche Kraft in Deutschland Zukunft."

V Glaubensleben in Deutschland: Keine „Stunde Null"
Nun könnte die Lage des Glaubens in Deutschland – entgegen der sehr besorgten Vision des Papstes – freilich schlechter sein. Der Anteil der Christen an der Gesamtbevölkerung liegt bei 62 Prozent. Ein Drittel gehört der römisch-katholischen Kirche an, ein anderes ist evangelisch. Konfessionslos oder andersgläubig sind – inklusive Orthodoxe und evangelische Freikirchen – ein weiteres Drittel aller Deutschen. Zwar gab es vor allem in 2010 eine dramatische Austrittswelle aus der katholischen Kirche, akut in Gefahr scheint das Christentum in Deutschland aber nicht zu sein: Das zeigt unter anderem die große Beteiligung und Begeisterung bei den Papstmessen in Berlin, Erfurt und vor allem Freiburg. Papst Benedikt hat auf seiner Deutschlandreise dann auch lobend Bereiche genannt, die aus einer auch christlichen Ethik heraus etwas zur deutschen Gesellschaft beitragen: Im Bundestag lobte er die Menschenrechte als für Deutschland maßgeblich, weiter würdigte er den Einsatz der ökologischen Bewegung, drittens ging er in Freiburg auf die hervorragende Arbeit der Caritas, der Laien und das Ehrenamt ein.

Aber auch wenn karitative Strukturen noch so gut funktionieren und die deutsche Kirche in ihrer Vielfalt wirkt, Benedikt XVI. verlangt mehr: Die innere Einheit der deutschen Kirche und ihre unbedingte Einheit mit Rom – das unterstreicht er deutlich in seiner Predigt in Freiburg:

„Die Kirche in Deutschland wird die großen Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft bestehen und Sauerteig in der Gesellschaft bleiben, wenn Priester, Gottgeweihte und christgläubige Laien in Treue zur jeweils spezifischen Berufung in Einheit zusammenarbeiten (…) Die Kirche in Deutschland wird für die weltweite katholische Gemeinschaft weiterhin ein Segen sein, wenn sie treu mit den Nachfolgern des heiligen Petrus und der Apostel verbunden bleibt (…)."

Besondere Protagonisten bei der Neuevangelisierung sind für den Papst die angehenden Priester. Benedikt XVI. rief am 19. Juni 2009 das Priesterjahr aus, in dem er in zahlreichen Predigten und Betrachtungen das Besondere dieses Amtes ins Licht rückte. Der Missbrauchsskandal hat für Benedikt XVI. das Priestertum als solches nicht in Frage gestellt – im Übrigen auch nicht den Zölibat. Denn den versteht der Papst keinesfalls als Absage an Bindungen oder als Bindungsunfähigkeit. Im Freiburger Priesterseminar erinnert er die angehenden Geistlichen an ihre doppelte Identität „in Christus" und zugleich „in der Welt":

„Wenn sie wirklich mit ihm sind, dann sind sie auch immer unterwegs zu den anderen, dann sind sie auf der Suche nach dem verlorenen Schaf, dann gehen sie hin, dann müssen sie weitergeben, was sie gefunden haben, dann müssen sie ihn bekannt machen, Gesandte werden. Und umgekehrt, wenn sie rechte Gesandte sein wollen, dann müssen sie immer bei ihm sein."

Und welche Rolle sollen engagierte Katholiken und Laien bei der „Auffrischung des Glaubens in Deutschland", der Neuevangelisierung, spielen? Ob bei christlichen Kulturinitiativen, Katechesen in den Pfarrgemeinden, ob bei karitativen Diensten oder dem Lebensschutz – die Laien sollen weitermachen wie bisher, so Benedikt XVI., allerdings sollen sie auch sie das Laienapostolat mit neuer Glaubensstärke füllen. Die Rede von Strukturreformen ist hier sekundär, lässt sich aus den Worten des Papstes an das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) in Freiburg heraushören. Benedikt beklagt darin einen „Überhang an Strukturen gegenüber dem Geist":

„Die eigentliche Krise der Kirche in der westlichen Welt ist eine Krise des Glaubens. Wenn wir nicht zu einer wirklichen Erneuerung des Glaubens finden, wird alle strukturelle Reform wirkungslos bleiben."

Schon früher hatte der Papst bei den deutschen Laien, das sagte er am 18. November 2006 gegenüber den deutschen Bischöfen, eine „verengende Fixierung auf die Mitarbeit in kirchlichen Leitungsgremien, auf hauptamtliche Stellen in kirchlich finanzierten Strukturen oder auf die Ausübung bestimmter liturgischer Funktionen" beobachtet. Von mehr Verantwortung der Laien in kirchlichen Ämtern, auch angesichts des um sich greifenden Priestermangels, war auch in Freiburg jetzt mitnichten die Rede. Dem Priester das Seine, dem Laien das Seine, so könnte man Benedikts Worte in Freiburg interpretieren. Im Vordergrund muss – vor allen Reformfragen – die Stärkung des Glaubens in Deutschland stehen. (rv)

Kardinal Dziwisz: „WJT ist Beginn der Neuevangelisierung für Europa“

Der Weltjugendtag ist insbesondere für Europa wichtig. Davon ist der polnische Kardinal Stanislaw Dziwisz überzeugt. Der frühere Erzbischof von Krakau und frühere Sekretär von Johannes Paul II. sprach mit unserem Mann vor Ort Mario Galgano über das Erbe des seligen Papstes gesprochen.

Eminenz, was erhoffen und wünschen Sie sich vom Weltjugendtag 2011 in Madrid?

„Der Weltjugendtag ist eine wichtige Sache. Das ist nicht nur für Spanien in diesem Augenblick der Krise wichtig sondern auch für ganz Europa. Es wächst eine neue Generation heran. Das sind überzeugte, ehrliche und praktizierende Katholiken – und das ist ein Hoffnungszeichen. Dies gilt sowohl für die Kirche als auch für die Gesellschaft und ist für alle europäischen Länder gültig. Wir müssen feststellen, dass es in Europa heutzutage immer weniger praktizierende katholische Jugendliche gibt. Deshalb betrachte ich die Teilnehmer des Weltjugendtages als eine Art Apostel für ihre gleichaltrigen Kollegen. Das ist der Beginn der Neuevangelisierung. Das hat bereits der selige Johannes Paul II. verkündet. Und Benedikt XVI. setzt diese Vorsehung um. Das ist eindeutig der Beginn der Neuevangelisierung in Europa."

Wo steht die heutige europäische Jugend? Und wie sehen Sie allgemein die Jugend von heute?

„Die Jugendlichen, die hierher gekommen sind, sind fantastisch: ein Vorbild in kultureller und religiöser Hinsicht. Es sind so viele hier. Dieses Treffen zeigt, dass es doch viele sind, die das Geschenk des Glaubens empfangen haben. Man kann sie nicht übersehen. Man kann sie nicht vertreiben. Deshalb muss diese Jugend den Mut haben und vorwärts schauen."

Was ist Ihre Hoffnung auch in Erinnerung an den seligen Johannes Paul II.?

„Es wird vollbracht, was er vorgesehen hat. Er war davon überzeugt, dass die Jugend klare Antworten braucht auf ihre Fragen und Probleme. Er zeigte der Jugend, dass ihre Hoffnung in Christus verwurzelt ist." (rv)

Kardinal Scherer: „Neuevangelisierung geht die ganze Kirche an“

Neuevangelisierung heißt nicht, dass das, was bisher auf dem Feld der Evangelisierung geschah, falsch und ungenügend war. Neuevangelisierung ist aber auf einen neuen Kontext angelegt. Zu diesem Ergebnis kamen die Mitglieder des päpstlichen Rates zur Förderung der Neuevangelisierung bei ihrer ersten Arbeitssitzung im Vatikan. Odilo Scherer, Erzbischof von Sao Paolo, sagte uns:

„Vieles wurde getan, die vergangenen Generationen haben das ihre getan für das kirchliche Leben, das Evangelium, die Mission. Neuevangelisierung bedeutet, dass auch wir tun sollen, was uns angeht in dieser Zeit, in dieser Generation, und in dieser Gegenwart mit ihren neuen Problemen der Gesellschaft, die neue Umgebung, kulturelle und religiöse Umgebung, die wir erleben."

Und noch einen Punkt hebt der brasilianische Kardinal hervor: Der päpstliche Rat zur Förderung der Neuevangelisierung ist zwar vor kurzem erst errichtet, aber die Neuevangelisierung selbst muss ein missionarisches Tun der ganzen Kirche sein.

„Neuevangelisierung bedeutet nicht, dass manche Organisationen etwas tun sollen, sondern die ganze Kirche. Deshalb ist die sie eine Bewegung, die die ganze Kirche irgendwie bewegen muss, damit die ganze Kirche sich neu vornimmt, das Evangelium zu verkünden. Wie der Papst gesagt hat: das Evangelium ist immer dasselbe, aber wir wollen dies neu der Welt weitergeben. Wir haben es als Geschenk bekommen von der vorhergegangenen Generation und wollen es weitergeben, es ist ein Gut, nicht nur für uns, sondern für die ganze Menschheit." (rv)