Papst Franziskus hat den Rücktritt des Abtes von Einsiedeln, Martin Werlen, mit Auslaufen von dessen Amtszeit angenommen. Das teilte das vatikanische Presseamt an diesem Freitag mit. Der Benediktiner leitete zwölf Jahre lang das Kloster, das als Territorialtabtei auch Mitglied der Schweizer Bischofskonferenz ist. Die Wahl des neuen Abtes wird am 23. November stattfinden, teilte das Kloster mit. Werlen ist 51 Jahre alt. Im Januar 2012 prallte er beim Badmintonspiel mit dem Kopf gegen eine Wand und erlitt eine Hirnblutung. Nach zwei Monaten und 160 Therapiesitzungen kehrte er ins Kloster Einsiedeln zurück. Seit Mai 2012 fühlt sich Werlen wieder geheilt. (rv)
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Schweiz: Gegen Bistum Zürich sind nur noch Katholiken
Seit zwei Wochen ist ein altes Thema wieder auf der Tagesordnung: Die Frage nach einem eigenen Bistum Zürich. An sich keine neue Frage hat der Synodalrat der Katholiken erneut einen Vorstoß in diese Richtung gemacht, der auch allgemein als Idee einer Neuordnung der Bistümer verstanden werden will. Die größte Stadt der Schweiz und wohl auch jene mit den meisten Katholiken hat kein eigenes Bistum: Die Katholiken Zürichs, genauer der Synodalrat der Katholiken, will dies aber ändern, seit einiger Zeit gibt es wieder öffentliche Debatten zu diesem Thema. Lag früher Zürich am Rand des Bistums, so ist dies heute in viererlei Hinsicht nicht mehr der Fall. Zürich ist nicht nur wirtschaftlich wichtiger als Chur sondern auch was beispielsweise die Medien betrifft. Denn die meisten Redaktionen verschiedener Medien befinden in Zürich. Die Trennung liege in der Vergangenheit begründet, wie gegenüber Radio Vatikan der Schweizer Kirchenhistoriker an der Universität Luzern, Markus Ries, erklärt:
„Die heute aktuelle Bistumseinteilung in der Schweiz ist nach der Französischen Revolution in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts entstanden. Das Territorium des Kantons Zürich hat damals zum Bistum Konstanz gehört, das aber aufgelöst wurde. Das größte Gebiet davon ging dann an das Bistum Chur und zwar provisorisch. Dieses Provisorium besteht für Zürich bis heute."
Deshalb wäre es denkbar und realistisch, dass Zürich ein eigenes Bistum wird. Heute wird dieses Thema vor allem auch im Hinblick auf Spannungen zwischen Katholiken Zürichs mit dem Bischof von Chur in Betracht gezogen.
„Spannungen gab es früher nicht. Es war ursprünglich so, dass es ein eher distanziertes Verhältnis zum Bischof von Chur gab. Das lag daran, dass der Kanton Zürich aus katholischer Sicht als Missionsgebiet galt und sogar so bezeichnet wurde. Die katholische Kirche in Zürich wurde somit personell von den Kapuzinern unterstützt, die dort die Seelsorge betrieben. Materiell war es so, dass die Katholiken in der Innerschweiz sie unterstützten. Der Bischof von Chur hatte zwar die geistliche Jurisdiktion, aber die Beziehung zwischen den Zürcher Katholiken und dem Bischof von Chur ist erst allmählich wichtig geworden."
Die Katholiken Zürichs sind eine Mischung aus verschiedenen Kulturkreisen und haben auch entsprechend geschichtliche Hintergründe. Dazu Kirchenhistoriker Markus Ries:
„Die erste Gruppe entstanden zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Das waren Arbeitsmigranten aus katholischen Gebieten der Schweiz, aus Tirol und dem Elsass. Die nächste Generation bestand dann aus Arbeitsmigranten aus dem Ausland – vor allem aus Spanien, Italien und Portugal. Seit 1960 etwa gibt es eine dritte Gruppe: die Binnenmigranten. Man lebt ja heute nicht mehr oft dort, wo man geboren ist. Da gibt es beispielsweise viele Innerschweizer. Das dann nicht mehr schichtspezifisch."
Zürich ist für die katholische Kirche ein Sonderfall: das liegt wohl daran, dass es zusammen mit Genf zum Zentrum des Schweizer Protestantismus zählt.
„Zürich ist ein typischer Fall, bei der es eine kirchliche Wirklichkeit gibt, die dann überholt wird von der sozialen Entwicklung. Das Bistum Chur hat seinen Sitz seit der Antike in der Stadt Chur selber. Zürich war im 19. Jahrhundert innerhalb des Bistums eine Art Randgebiet. Zürich war völlig marginal, es gab 1815 nur zwei katholische Pfarreien. In der Zwischenzeit hat sich das so sehr verändert, dass Zürich das eigentliche Schwergewicht bildet bezüglich Seelsorge, Bevölkerung usw. Zürich ist sozialgeographisch zum Zentrum des Bistums Chur geworden."
Markus Ries ist zwar Historiker, ein Blick in die Zukunft wagt er aber:
„Bisher ist das Bistum Zürich daran gescheitert, dass Zürich für die Reformierten als Stadt Zwinglis eine hohe Symbolwirkung gehabt hat. Man hat es als nichtverträglich angesehen, dass am selben Ort, der sozusagen ein Ursprungsort der Reformation ist, auch ein katholischer Bischof mit dem entsprechenden Titel von Bischof von Zürich residiert. Ich rechne damit, dass sich diese Wahrnehmung verändern wird im Zuge zunehmender einerseits Gleichgültigkeit andererseits ökumenischer Kooperation. Die Probleme, die der Gründung eines Bistums Zürichs entgegenstehen, die sind sozusagen hausgemacht: Die Probleme entstehen in der katholischen Kirche selbst."
Bereits im Dezember 2012 gelangte der Synodalrat mit einer entsprechenden Anfrage an die Schweizer Bischofskonferenz. Diese bezeichnete sich jedoch nicht als zuständig und antwortete in einem Schreiben vom vergangenen April, der Synodalrat solle sich direkt an den zuständigen Ortsbischof wenden. (rv)
Schweiz/Vatikan: Kein Interesse an Kommunikationsarbeit
Die Schweizergarde hat grundsätzlich kein Interesse, außerhalb der Schweiz Kommunikationsarbeit zu machen, weil deren Nachwuchs in der Schweiz zu suchen ist. Das betonte der Kommandant der Schweizer Garde, Daniel Anrig, in einem Interview mit der Gratis-Zeitung „20 Minuten". Für den Vatikan sei die Schweizergarde „die Visitenkarte des Heiligen Vaters und der Kirche", fügte Anrig an. Der Kommandant äußerte sich anlässlich der Wanderausstellung über die Schweizergarde. Dies wird demnächst auch in Südamerika gezeigt, dem Heimatkontinent von Papst Franziskus. Es handelt sich um ein Projekt, die das Schweizer Außenministerium – dem Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) – angeregt hat. Die Schweizergarde sei nicht nur „Vertreter der katholischen Kirche" sondern auch „etwas Schweizerisches", so die Erläuterung des Außenministeriums. Es ist das erste Mal, dass die Schweizergarde ein Projekt mit dem Staat (Eidgenossenschaft) umgesetzt hat. (rv)
Schweiz/Vatikan: Schweizer Bischöfe bei der Glaubenskongregation
Die Bischöfe aus Basel, Chur und St. Gallen werden am 1. Juli bei der Glaubenskongregation über die so genannte Pfarrei-Initiative sprechen. Das teilte die Schweizer Bischofskonferenz an diesem Mittwoch mit. Der Gesprächsprozess mit den Unterzeichnern der Pfarrei-Initiative sei in den drei hauptbetroffenen Bistümern Basel, Chur und St. Gallen fortgeschritten, so die Mitteilung. Die Bischöfe der drei Bistümer werden sich in Rom mit dem Präfekt der römischen Kongregation für die Glaubenslehre, Erzbischof Gerhard Müller, über die im Gesprächsprozess angesprochenen Fragen austauschen. Das Gespräch mit Erzbischof Müller sei schon länger geplant gewesen, so die Bischofskonferenz. Ein erster Termin wurde wegen der Wahl des neuen Papstes hinfällig. (rv)
Schweiz: Kirchen gegen Verschärfung des Asylgesetzes
Die Kirchen der Schweiz sagen „Nein" zu Verschärfungen des Asylgesetzes. Am 9. Juni stimmen die Schweizer darüber ab, ob die Asylregelung geändert werden soll. Vertreter der römisch-katholischen, reformierten und christkatholischen Kirchen wollten ein klares Zeichen setzen und haben an diesem Donnerstag zu einer Pressekonferenz eingeladen. Ort des Treffens war ein Asylzentrum bei Bern. Die Kirchen sind keine politischen Parteien, aber wenn es um die Würde des Menschen gehe, dann müsse man Klartext sprechen, so die Medienmitteilung der Kirchenvertreter. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagt der Generalsekretär der bischöflichen Kommission „Justitia et Pax", Wolfgang Bürgstein, weshalb alle Kirchen gemeinsam gegen die Verschärfung des revidierten Asylgesetztes sind.
„Also die inzwischen schon in Kraft getretenen, dringlichen Maßnahmen zur Verschärfung des Asylrechts beinhalten in der Tat positive Aspekte, aber auch negative. Und die Kirchen in der Schweiz sind sich einig darin, dass die Negativpunkte bei Weitem die positiven Aspekte überwiegen. Als wirklich bedenklich stufen die Kirchen ein, dass die Möglichkeit, auch bei Schweizer Botschaften im Ausland einen Asylantrag zu stellen, abgeschafft wird. Das verschlechtert die Situation momentan vor allem für Flüchtlinge aus Syrien und Eritrea."
Die Gewährung von Asyl sei ein Akt der Humanität und Solidarität. Die Konkurrenz politischer Überzeugungen ende dort, wo die Menschlichkeit selbst auf dem Spiel stehe, betont Bürgstein.
„Was die Kirchen auch kritisieren: Wir haben jetzt bereits die zehnte Asylrechtsreform, und an dem Grundproblem, dass Menschen flüchten müssen, dass sie ihre Heimat verlassen, einer ungewissen Zukunft entgegen, in einem anderen Land, in einem anderen Kontinent, das ändert auch eine restriktive Asylpolitik nicht. Und den Kirchen ist es vor allem wichtig, dass man in dieses Klima der Angst und der Verunsicherung, – und zum Teil wird dieses Klima ja auch geschürt – einen anderen Ton einbringt, dass wir andere Schwerpunkte setzen. Und dass wir den Menschen sagen: Es ist wichtig, vor allem für die Kirchen, hinter all diesen Zahlen auch die Menschen und ihr konkretes Schicksal zu sehen."
Asylsuchende stünden in der Schweiz immer mehr unter dem Generalverdacht, sie seien kriminell und nur darauf aus, den Sozialstaat auszunutzen.
„Die stärkste oder die größte politische Partei in der Schweiz ist die Partei, die mit dem Thema Asyl, Asylsuchende und Ausländer ihre großen Erfolge erzielt hat. Und man muss natürlich neidlos anerkennen, dass diese Partei in den letzten zehn Jahren zumindest dieses Thema in ihrem Sinne sehr gut bearbeitet hat. Die Angst vor den Fremden, vor den Ausländern, vor den Asylsuchenden wird auch ein Stück weit geschürt. Die Medien spielen dabei sicherlich mit eine Rolle. Und durch die direkte Demokratie in der Schweiz sind die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger auch immer wieder aufgefordert, zu einer Verschärfung oder zu einer bestimmten Reform des Asylrechts ihre Stimme abzugeben und zu entscheiden, ob sie damit einverstanden sind oder nicht. Von daher ist das Thema meines Erachtens bei den Menschen sehr präsent und spielt in der Schweiz tatsächlich eine bedeutende Rolle." (rv)
Schweiz: „Piusbrüder zutiefst unverantwortlich“
Der Bischof von Lausanne, Genf und Fribourg, Charles Morerod, bekräftigt seine skeptische Haltung gegenüber der Priesterbruderschaft Pius X. In einem Interview mit Radio Vatikan äußerte sich Morerod, der vor seiner Bischofsweihe einer vatikanischen Dialogkommission mit den Piusbrüdern angehörte, am Mittwoch Abend zu einem Dekret, das der Bruderschaft die Nutzung kirchlicher Räume in seinem Bistum verbietet.
„Mich wundert, dass man davon jetzt spricht, weil ich dieses Dekret veröffentlicht habe. Dabei wurde das Dekret doch im September 2011 von der Bischofskonferenz beschlossen, als ich ihr noch gar nicht angehörte! Ich fand es also schon auf meinem Schreibtisch vorbereitet, als ich Bischof wurde, und erfuhr, dass die Bischofskonferenz es jedem ihrer Mitglieder freistellte, ob sie es veröffentlichen wollten oder nicht. Der Bischof von Sion und der Abt von Saint-Maurice haben also das Dekret im Januar 2012 veröffentlicht, die Bischöfe von Basel und von St. Gallen dann im Februar 2012. Wenn man bedenkt, dass sich der Sitz der Piusbruderschaft auf dem Gelände des Bistums Basel und das Priesterseminar auf dem Gelände des Bistums Sion befinden, bin ich doch erstaunt, dass sie keinerlei Reaktion gezeigt hat, vor mehr als einem Jahr.“
Im übrigen sage das Dekret auch in Bezug auf die Piusbrüder überhaupt nichts Neues im Vergleich zu bischöflichen Richtlinien aus dem Jahr 1999. „Es gibt in dieser Hinsicht wirklich nichts Neues – überhaupt nichts Neues. Außer, dass an einer Stelle eine Aktualisierung da ist, weil man einen Text von Benedikt XVI. aus dem Jahr 2009 zitiert. Ich habe also vor der Publikation des Dekrets ein Jahr lang gewartet, weil ich erst einmal sehen wollte, wie sich der Dialog entwickelt. Und ich muss sagen: Ich war enttäuscht darüber, wie sich der Dialog entwickelte!“
Diese Enttäuschung hing vor allem mit einem Buch eines der Bischöfe der Piusbruderschaft zusammen: Es untersucht die Theologie Benedikts XVI. und wirft dem Papst mehrfach „ohne Drumherumreden“ vor, häretisch zu sein. Das sei doch „schwerwiegend“, urteilt Bischof Morerod. „Aber ich sagte mir dann: Immerhin ist das ja nicht der Generalsuperior der Piusbruderschaft, der das schreibt. Dieser – also Bischof Fellay – hatte doch die anderen Bischöfe gebeten, sich etwas versöhnlicher zu äußern. Also gab es vielleicht doch Hoffnung? Doch dann sehe ich im November 2011 den Text einer Predigt von Bischof Fellay, der u.a. erklärte: Wir können die sogenannte neue Messe nicht als erlaubt anerkennen. Da sagte ich mir: Also wirklich – das zeigt doch, dass unser Dialog nicht viel gebracht hat. Und dann meinte Fellay in derselben Predigt: Wir sind im Dialog jetzt wieder am gleichen Punkt angelangt, an dem wir um 1975 schon einmal waren. Damit behauptete er praktisch: Was wir gemacht haben, hat nichts gebracht, außer dass es womöglich die Lage sogar verschlechtert hat!“
„Ernsthafte Schwierigkeiten für die Einheit“
„Zutiefst unverantwortlich“: So findet es Bischof Morerod, was der Leiter der Piusbrüder dann im Dezember bei einem Besuch in Kanada erklärte. Es seien, so Fellay, die „Feinde der Kirche“, nämlich „Juden und Freimaurer“, die die Gespräche des Vatikans mit der Bruderschaft hintertrieben und bremsten. „Das ist zutiefst unverantwortlich, weil es eine sehr harte Kritik am Vatikan ist, sondern weil uns die Geschichte eigentlich hätte lehren müssen, dass man sich einer solchen Redeweise über die Juden besser enthalten sollte. Die Lehre des Konzils und die Besuche von Johannes Paul II. und Benedikt XVI. in der römischen Synagoge, die die Piusbrüder übrigens immer kritisiert haben, zeigen ein anderes Gesicht der katholischen Kirche! Und ich möchte nicht, dass Priester, die sich als katholisch ausgeben, die katholische Messe als „schlecht“ einstufen oder die Juden Feinde der Kirche nennen, denn ich halte das für schwerwiegend.“
Und dennoch scheut sich der Westschweizer Bischof, die Priesterbruderschaft Pius X. rundweg als „schismatisch“ einzustufen. Ihre Einstufung durch die römisch-katholische Kirche sei derzeit nun einmal „nicht klar“. „Das ist nicht klar, weil die Kirche sich in ihrem Wohlwollen um ihre Annäherung bemüht. Aber wenn ein Bischof der Bruderschaft, ohne dass diese ihn dementiert, den Papst als Häretiker beschuldigt, der Generalsuperior die Eucharistie, die u.a. der Papst feiert, als „schlecht“ einstuft und erklärt, sie bringe „den Verlust des Glaubens mit sich“, dann würde ich sagen: Das schafft für die Einheit zumindest ernsthafte Schwierigkeiten!“
Morerod gibt an, er habe in seinem Bistum noch nicht mit Mitgliedern der Piusbruderschaft gesprochen. Zwar sei er zu einem Treffen bereit, aber es gebe in der Westschweiz auch gar nicht so viele Piusbrüder. Dass Gespräche mit der Bruderschaft letztlich zu ihrer Einigung mit dem Vatikan führen könnten, sieht der Bischof ausgesprochen skeptisch. Schließlich habe sich die Haltung Fellays „seit letztem Herbst noch weiter verhärtet“. „Aber wenn ich da jetzt zu pessimistisch bin – umso besser! Schließlich wäre ich der erste, der sich freuen würde, wenn sich die Dinge doch einrenken sollten. Ein Dekret wie das, was wir – ich betone: nicht nur ich, sondern wir Bischöfe – unterzeichnet haben, lässt sich ja auch wieder ändern, wenn sich die Lage ändert. Das wäre umso besser.“ (rv)
Europäische Bischöfe beraten in St. Gallen
Warum gibt es gerade jetzt eine Wirtschaftskrise in Europa? Dieser drängenden Frage wollen europäische Bischöfe in St. Gallen nachgehen. Dort tagt die diesjährige Vollversammlung des „Rates der europäischen Bischofskonferenzen" (CCEE). „Es geht darum, zu den Wurzeln der Probleme vorzudringen", sagte CCEE-Präsident, Kardinal Peter Erdö, am Donnerstag zur Eröffnung. Das Treffen fasst einige „heiße Eisen" an, etwa das Verhältnis von Staat und Kirche oder das interreligiöse Zusammenleben in Europa.
Millionen von Menschen in Europa hätten heute mit Schwierigkeiten zu kämpfen, sagte Erdö. Die europäischen Bischöfe seien sich dessen bewusst. Deshalb wollten sie einen Beitrag zur Lösung der Probleme leisten. Aus ihrer Sicht sei die aktuelle Krise aber nicht in erster Linie eine ökonomische. Auch Papst Benedikt XVI. habe immer gesagt, die Krise sei zunächst eine Krise ethischer und moralischer Natur, so Erdö. Der ungarische Kardinal umschrieb die Malaise mit dem Begriff der „anthropologischen Revolution", die sich derzeit abspiele und zu Hoffnungslosigkeit führe. „Der einzige Wert, der heute zählt, ist das Wohlergehen des Augenblicks." Dadurch riskiere man aber zum einen, die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen. Und zum anderen könne man keine Hoffnung im Hinblick auf die Zukunft haben.
Die Organisatoren der Konferenz finden, dass sich die katholische Kirche in Europa an der Schweiz ein Vorbild nehmen kann. Das sagte gegenüber Radio Vatikan der Mitorganisator der Vollversammlung und Sprecher der Schweizer Bischofskonferenz, Walter Müller.
Der CCEE-Vizepräsident, der polnische Erzbischof Jozef Michalik, wies bei der Pressekonferenz darauf hin, dass der CCEE eine „Frucht" des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) sei. Der Rat sei als Plattform des Austauschs für die europäischen Bischöfe geschaffen worden. So soll der CCEE die Zusammenarbeit und den Kontakt unter den 37 Bischofskonferenzen fördern. Darüber hinaus soll er aber auch die Begegnung mit den Bischofskonferenzen der anderen Kontinente ermöglichen.
Auch Papst Benedikt hat eine Botschaft an die Bischöfe in St. Gallen geschickt. Darin lädt er sie ein, „mit Hoffnung auf die „Ernte" zu blicken, die die Völker Europas sind". Der Papst erinnert an die Projekte Glaubensjahr und Neuevangelisierung: Die Bischöfe sollten „über die ewige Aufgabe der Evangelisierung und deren erneute Dringlichkeit" nachdenken. Die christliche Botschaft schlage da Wurzeln, „wo sie echt und deutlich von einer Gemeinschaft gelebt wird".
Die diesjährige Vollversammlung des CCEE findet in St. Gallen, seit 1978 Sitz von CCEE, statt, um das 1400-jährige Jubiläum der Ankunft des heiligen Gallus im gleichnamigen Kanton zu feiern. Der heilige Gallus, Schüler des heiligen Kolumban, kam mit ihm und anderen Schülern als Missionar aus Irland auf den Kontinent. Nachdem eine Krankheit ihn gezwungen hatte, seine Reise bei Arbon zu unterbrechen, beschloss er, sich dem Einsiedlerleben zu widmen. Bald schon aber zog sein Ruf der Heiligkeit viele andere zu ihm hin, und es entstand eine Klostergemeinschaft, die zum treibenden Zentrum für weitere Missionen unter zahlreichen Völkern wurde. (rv)
Schweiz: Bundesgerichtsurteil zu Kirchenaustritt
Wer aus der staatskirchenrechtlichen Körperschaft austritt, kann weiter seine katholische Konfession behalten. Das hat das Schweizer Bundesgericht an diesem Freitag entschieden. Das Gericht fällte ein entsprechendes Urteil zu einem Fall einer Frau aus Luzern, die aus der staatskirchenrechtlichen Körperschaft austreten und gleichzeitig katholisch bleiben wollte. Die Richter urteilten, wer aus der Körperschaft austrete, habe damit keine Rechte und Pflichten mehr gegenüber dieser Institution. Er habe zwar keine Kirchensteuerpflicht oder Stimmrecht in der Gemeinde, dürfe sich aber weiterhin katholisch bezeichnen. Nun gilt es für die katholische Kirche zu klären, welche Bedeutung ein solcher Austritt für die Mitgliedschaft in der Glaubensgemeinschaft hat. Das sagt die Pressesprecherin des Bistums Basel, Adrienne Suvada, im Gespräch mit Radio Vatikan. Der konkrete Fall betrifft nämlich das Bistum Basel.
„Bis anhin galt, dass man einen formellen Austritt schreiben musste, danach führte man ein Gespräch mit dem Generalvikar und schließlich wurde entschieden, ob man aus der Körperschaft austreten darf. Den entsprechenden Betrag der Kirchensteuer konnte der Antragssteller dann in einem Solidaritätsfonds einbezahlen. Das ist künftig nicht mehr möglich. Wir müssen den Austritt auf jeden Fall gewährleisten. Das wird das Bistum auch machen. Es ist nun zu klären, wie man die Pflicht zur Unterstützung der Kirche lösen kann."
Ob der Betreffende geistlich einer Kirche angehören wolle, sei aus staatlicher Sicht nicht relevant, urteilte das Gericht.
„Solche Fälle waren bislang sehr selten. Meistens geht es dabei um persönliche Probleme des Betreffenden mit der eigenen Kirchgemeinde. Das ist zum Beispiel durch einen Arbeitskonflikt entstanden. Es kam auch vor, dass man nicht einverstanden war, wie die Gelder in der Kirchgemeinde verwaltet werden und deshalb aus dieser Gemeinde austreten wollte, doch gleichzeitig katholisch bleiben wollte."
Für diese Fälle gibt es in der Regel einen Solidaritätsfonds, in den die Gelder anstatt an die Gemeinde vor Ort fließen. Bei dem Fall in Luzern wollte aber die Frau nichts mit dem Bistum zu tun haben und auch nicht in den Solidaritätsfonds einzahlen. Kirchenrechtlich gesehen handelt es sich bei solchen Fällen dennoch nicht um einen „Austritt aus der Glaubensgemeinschaft, weil diese Personen ausdrücklich katholisch bleiben möchten", so Bistumssprecherin Suvada.
„Dieser Fall war im Kanton Luzern. Aber es gibt schweizweit solche Fälle. Sehr wahrscheinlich werden die Kirchenaustritte künftig sogar mehr sein. Wir werden deshalb auf Bistumsebene eine Regelung ausarbeiten, wie wir damit umgehen sollen. Jedes andere Schweizer Bistum kann dann aber selber entscheiden, wie es selber damit umgehen will. Ich denke aber, dass es auf nationaler Ebene sinnvoll wäre, eine gemeinsame Regelung zu finden, damit es überall gleich gehandhabt wird."
Die neue Regelung des Bistums Basel soll spätestens in zwei Monaten bereit sein, so Suvada. Auf jeden Fall müssten Pfarreien die Sakramente weiterhin kostenlos anbieten.
„Es gab Pfarreien, die eine Tarifordnung hatten, für die Einzelfälle von Ausgetretenen. Als Bistum sind wird dagegen. Die Sakramente sollten weiterhin kostenlos gewährleistet werden, so wie es schon immer üblich war. Es handelt sich bisher auch um Einzelfälle, und wir werden diese Handhabung sehr wahrscheinlich auch weiter behalten." (rv)
Schweiz: Bischöfe diskutierten über Piusbrüder
Falls sich der Heilige Stuhl mit der Piusbruderschaft auf eine volle Wiedereingliederung in die Kirche einigt, hätte das weitreichende Folgen, gerade für die katholische Kirche in der Schweiz. Das sagt der Präsident der Schweizer Bischofskonferenz, Bischof Norbert Brunner, im Gespräch mit Radio Vatikan. In Brunners Bistum Sitten liegt Econe, der Sitz der Piusbruderschaft. Die Bischöfe trafen sich in diesen Tagen zu ihrer Vollversammlung in Einsiedeln.
„Es war kein Hauptthema unserer Vollversammlung. Aber am Rande der Bischofsversammlung haben wir darüber gesprochen, weil ja verschiedene Medien angekündigt haben, dass eine Einigung Roms mit den Piusbrüdern bevorstehen würde. Natürlich ist es schwierig sich dazu zu äußern, solange keine konkrete Formen der Einigungen bekannt sind. Doch ein Punkt der uns Sorgen macht, ist eine Spaltung innerhalb der Piusbruderschaft. Denn dann hätten wir nur einen Teil des Problems gelöst."
Überdies komme es darauf an, welche Struktur die Piusbruderschaft bekäme, so Bischof Brunner. Im Gespräch ist eine Personalprälatur nach dem Modell des Opus Dei.
Thema: Ökumene
Das offizielle Thema der Vollversammlung dieser Woche war hingegen eine Ausweitung der Anerkennung der Taufe. Bisher galt eine Regelung von 1973, die die katholische, die reformierte und die christkatholische Kirchen betrafen. Die Ausweitung soll möglichst alle Kirchen in der Schweiz betreffen, die in der sogenannten Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen Mitglied sind.
„Denn dort sind auch andere Kirchen vertreten und diese gegenseitige Anerkennung sollte deshalb ausgeweitet werden. Das gilt insbesondere für die orthodoxen Kirchen."
Die orthodoxe Gemeinschaft im Alpenland wächst und zählt mittlerweile zu den größten Konfessiongemeinschaften in dem Land. Vor kurzem haben die katholischen Bischöfe auch orthodoxe Vertreter offiziell getroffen. Bei der Versammlung in Einsiedeln gab es dazu eine Rückschau auf dieses ökumenische Treffen.
„Das war das erste Treffen überhaupt, dass wir in dieser Form durchgeführt haben. Wir hatten dort gewisse Themen angesprochen, die wir weiter verfolgen wollen. Das geschieht nun vor allem zwischen dem ökumenischen Zentrum in Chambesy in der Nähe von Genf und unserem verantwortlichen Bischof Charles Morerod."
Thema: Asyl in der Schweiz
Die Vereinigung der orthodoxen Kirchen in der Schweiz gibt es seit erst etwa einem Jahr. Seit mehreren Jahren hingegen ist in der Schweiz das Thema „Asylpolitik" ein heißes Eisen, das auch die Kirche betrifft.
„Die Würde des Menschen sowie die Würde der Christen sollen in allen Ländern gewährt werden. Das gilt dann insbesondere bei der Solidarität für Minderheiten. Das ist ein Anliegen, dass wir mit vielen Menschen teilen. Diese Sorge gilt nicht nur den Asylsuchenden, die in der Schweiz Zuflucht suchen, das gilt auch für andere Verfolgte in anderen Ländern."
Dazu erinnerte Bischof Brunner an die schwierige Lage der Christen im Nahen Osten. Leider deute vieles darauf hin, dass die Verhältnisse schwieriger statt besser werden, so Brunner.
Thema: Sexuelle Übergriffe
Die Richtlinien der Bischofskonferenz zu „Sexuellen Übergriffe im kirchlichen Umfeld" wurden in den vergangenen Monaten überarbeitet. Es sind darin Anpassungen an veränderte Bestimmungen des kanonischen Rechts wie die Anhebung der Verjährungsfristen sowie einige Änderungen aufgrund der in den vergangenen Jahren gemachten Erfahrungen aufgenommen worden. Die Überarbeitung wurde von der Glaubenskongregation angeregt. (rv)
Schweiz: Piusbruderschaft berät über Forderungskatalog
Der Generalobere der schismatisch orientierten Piusbruderschaft, Bernard Fellay, hat am Mittwochabend erklärt, seine Gruppe werde den vom Vatikan erstellten Forderungskatalog ausführlich beraten. Fellay war am Vormittag zu Gesprächen an der römischen Glaubenskongregation gewesen und bekam bei der Gelegenheit eine „Lehrmäßige Erklärung" überreicht. Diese muss die Piusbruderschaft akzeptieren, ehe es zu einer Wiedereingliederung in die katholische Kirche kommen kann.
Der Inhalt der Erklärung bleibt vertraulich, sagte Fellay. Er könne aber sagen, dass der vatikanische Text für eine mögliche Interpretation des II. Vatikanischen Konzils nicht unterscheide zwischen unantastbaren, dogmatischen Konzilsbeschlüsse einerseits und einer bloß pastoralen Dimension andererseits. Diese Unterscheidung hatten etliche an einer Aussöhnung interessierte Fachleute vorgeschlagen, weil die Piusbruderschaft bestimmte Ergebnisse des Konzils nicht anerkennt. Fellay sagte weiter, dass der Vatikan eine „legitime Diskussion" über die theologische Erklärung bestimmter Formulierungen in den Texten des Konzils ausdrücklich nicht ausschließt. Für eine Debatte über die rechtliche Form einer Wiedereingliederung in die katholische Kirche sei es jedenfalls zu früh, so Fellay. (rv)