Urbano Kardinal Navarrete Cortés ist heute im Alter von 90 Jahren verstorben. Er war emeritierter Rektor der Päpstlichen Universität Gregoriana und Angehöriger der Ordensgemeinschaft der Jesuiten. Papst Benedikt XVI. erhob den Spanier am 21.11.2007 zum Kardinal und übertrug ihm die Diakonie „San Ponziano“. (vh)
Schlagwort: Spanien
Stichwort: Vom „Campo Stella“ zur Kathedrale
Campo Stellae, Sternenfeld – so der malerische lateinische Name des Ortes, an dem der Apostel Jakobus begraben liegt. Ein Hirte fand die Grabstätte Anfang des 9. Jahrhunderts, eine Sternschnuppenerscheinung wies ihm den Weg. Nachdem Jakobus sieben Jahre lang versucht hatte, die Galicier zum Christentum zu bekehren, fand er im Jahr 44 auf Befehl Agrippas in Palästina den Tod, der Leichnam wurde danach zurück nach Galicien überführt. Wo früher freies Feld war, erhebt sich heute die mächtige Kathedrale von Santiago de Compostela. Auch heute leuchten über dem imposanten Bauwerk die Sterne, nur der einsame Hirte hat mehr Gesellschaft: Im Heiligen Jahr 2010 erlebte Santiago, das seit 1985 zum Weltkulturerbe zählt, mit über 257.000 Pilgern einen echten Besucherrekord.
Die Kathedrale von Compostela, päpstlich als Grabeskirche des Apostels Jakobus anerkannt und seit dem Mittelalter Zielpunkt von Pilgern aus aller Welt, erreicht man vom Obradoiro-Platz aus über eine doppelte Treppe. Herzstück der Kirche ist der prächtige Hauptaltar über dem Grab des Apostels Jakobus. Den Altar schmückt ein vergoldeter Baldachin, darunter liegt die Gruft des Jakosbus mit einem silbernen Schrein, der die Reliquien enthält. Unter anderem wird hier ein auf das Jahr 874 datiertes goldenes Kruzifix aufbewahrt, das einen Splitter des Kreuzes Christi beinhalten soll.
Ein weiteres Zentrum der Kirche ist natürlich das Standbild des Apostels im Mittelgiebel der Kathedrale, als Pilger dargestellt und begleitet von seinen Schülern Atanasius und Theodor. Um Sündenablass zu erhalten, umarmen die Pilger die Statue von hinten, sie erreichen sie über eine kleine Treppe, die zu einem Raum hinter der Figur führt. Viel Zeit bleibt beim großen Pilgerandrang im Heiligen Jahr 2010 für die Umarmung des Apostels leider nicht – aber zum Glück ist ja in diesem Jahr noch die „Pforte der Vergebung" geöffnet, die die Pilger durchschreiten und die der spirituellen Erneuerung zusätzlich symbolisches Gewicht verleiht. Das Heilige Jahr wird übrigens immer dann begangen, wenn der Festtag des Heiligen Jakobus, der 25. Juli, auf einen Sonntag fällt. Das ist erst in elf Jahren wieder der Fall.
Zur feierlichen Stimmung in der Kathedrale trägt neben der Messe unter anderem das 50 Kilogramm schwere Weihrauchfass – „Botafumeiro" – bei, das bei besonderen Anlässen am langen Seil durch das Querschiff geschwungen wird. Sechs Männern und 30 Meter Seil sind notwendig, um den Weihrauch – wenn auch nicht bis zu den Sternen, so doch bis unter die Decke – zu schwingen. Auch bei Benedikts Besuch fehlt dieser Programmpunkt nicht. Überhaupt hat Santiago de Compostela wohl schon lange nicht mehr einen solchen Höhepunkt erlebt.
Der erste Papst, der Santiago de Compostela anlässlich eines Heiligen Jahres besuchte, war Papst Johannes Paul II. In seiner Predigt betonte Benedikts Vorgänger die Vorbildwirkung eines apostolischen Lebens in Nachfolge und Demut. Das christliche Europa müsse sich auf seine Wurzeln besinnen, die Völker der dritten Welt um Vergebung bitten und ein Leuchtturm in der Welt sein, so der damalige Papst. (rv)
Spanien: Weniger Gaudì, mehr Familienkrise
In einem guten Monat reist Papst Benedikt nach Spanien: Dort besucht er den Wallfahrtsort Santiago de Compostela in Galizien und Barcelona in Katalonien. Kein anderes Land in Europa, noch nicht einmal seine deutsche Heimat, besucht Benedikt so häufig wie Spanien: Schließlich wird er zur Jahresmitte 2011 auch in Madrid erwartet, zum Weltjugendtag, und vor ein paar Jahren war er schon mal zu einem Familienkongress in Valencia. Kardinal Antonio Maria Rouco Varela von Madrid sagt zur Visite vom November:
„Wir freuen uns sehr auf den Besuch des Heiligen Vaters, und wir sind uns sicher, dass die Aufnahme seitens der Gesellschaft, der Kirche und des Volkes eine sehr herzliche sein wird. Wir sind auch tief überzeugt davon, dass die geistlich-apostolischen Früchte dieses Besuchs für uns von großer Bedeutung sein werden."
Rouco ist auch Vorsitzender der Spanischen Bischofskonferenz – und hat schon so manchen Strauß mit der sozialistischen Regierung von Joseluis Zapatero ausgefochten, vor allem zum Thema Lebensschutz. Er sagt von der Papstreise im November,
„dass dieser Besuch auch für Europa von Bedeutung sein wird. Denn Santiago de Compostela ist einer der Wallfahrtsorte, der heute von den Europäern am meisten besucht wird und wo man ein Zeugnis der christlichen Geschichte Europas findet, das einen kräftigen Eindruck hinterlässt."
Noch wichtiger scheint dem Kardinal aber die Papst-Etappe im nordöstlichen Barcelona zu sein – hier weiht der Papst die berühmte Sagrada Familia ein, die vom katalanischen Architekten Antoni Gaudì begonnene Basilika, die längst ein Weltkulturerbe geht. Rouco setzt aber weniger auf Gaudì-Begeisterung als darauf, dass die Basilika der Heiligen Familie geweiht ist: Von hier kann Benedikt also zum Thema Ehe und Familie Stellung nehmen.
„Der Bezug zwischen dieser liturgischen Feier und der Problematik der Familie und Ehe in Spanien und in Europa ist so evident, so klar, dass man auch von diesem Besuch ein Licht für die Kirchen in Europa erwarten kann – ein Licht, dass uns helfen wird, die christliche und sittliche Bedeutung von Ehe und Familie für die Gegenwart und Zukunft Europas neu zu verstehen." (rv)
Spanien: Jugendtreffen in Santiago – „Erstaunlicher Hunger nach Gott“
Etwa 15.000 Jugendliche nehmen in diesen Tagen an einem großen Treffen in Santiago de Compostela teil. Das Festival am Zielpunkt des berühmten Jakobsweges, das am Sonntag zu Ende geht, ist eine wichtige Etappe in der Vorbereitung auf das Weltjugendtreffen, das in zwölf Monaten im Beisein des Papstes in Madrid stattfinden soll. Kardinal Stanisław Ryłko vom Päpstlichen Laienrat war in Santiago dabei und hat sich dabei für Madrid inspirieren lassen…
„Es ist schon erstaunlich, dass in einer so säkularisierten Welt das Pilgern eine neue Blüte erlebt. Ich habe auf dem Jakobsweg viele Pilger aus den verschiedensten Ländern gesehen, darunter viele junge Leute: oft in Gruppen, einige gehen aber auch bewußt allein. Da treffen sich Gläubige, die ihren Glauben im Gehen und in der Meditation vertiefen wollen, aber auch Nichtglaubende, die über ihr Leben nachdenken und ihrer Existenz einen Sinn zu geben versuchen. Die Kathedrale ist jeden Tag voll von Pilgern – man feiert in ihr vier feierliche Messen, und vor den Beichtstühlen stehen lange Schlangen. Das alles zeugt doch von einem Hunger nach Gott, den auch die Menschen von heute spüren…“
Kardinal Rylko erinnert daran, dass es schon einmal einen Weltjugendtag in Spanien gegeben hat, und zwar genau in Santiago de Compostela. 1989 war das, wenige Monate vor dem Fall der Berliner Mauer.
„Damals schälte sich sozusagen die Grundstruktur der Weltjugendtage heraus: dieses Triduum aus Katechesen, Gebetsvigil am Samstagabend und Eucharistiefeier am Sonntag. Johannes Paul II. fragte damals die Jugendlichen: „Was sucht ihr? Sucht ihr Gott?“ Und bei einem früheren Besuch in Santiago, 1982, rief er: „Europa, sei du selbst! Sei deinen christlichen Wurzeln treu!“ Das ist heute aktueller denn je: Wir sehen doch, dass in unserem alten Europa die Verleugnung der eigenen Wurzeln und Identität immer radikaler wird. Das zeigt sich z.B. an den europäischen Gesetzen zum Leben, zu Ehe und Familie, die oft eine echte Bedrohung für die Zukunft der Menschheit bedeuten. Der weltliche Charakter des Staates verwandelt sich oft in einen laizistischen Fundamentalismus, der jeder Präsenz der Religionen im öffentlichen Leben feindlich gesinnt ist.“
Spätestens damit wird klar, dass der Weltjugendtag im Zentrum von Madrid auch eine politische Botschaft parat hat – und zwar an die derzeitige sozialistische Regierung von Ministerpräsident Joseluis Zapatero. Von der allerdings gar nicht mal so sicher ist, dass sie sich bis zum August nächsten Jahres im Sattel halten kann. (rv)
Spanien: Kardinal warnt vor gesellschaftlichem Selbstmord
Eine Kultur, die nicht das Leben fördert und respektiert, begeht Selbstmord. Darauf hat der Erzbischof von Madrid, Kardinal Antonio Maria Rouco Varela, hingewiesen. Die Hoffnung der Gesellschaft habe einen Namen: Das menschliche Leben. Allerdings werde dieses vom kulturellen Pluralismus in Frage gestellt, so der Kardinal. Deswegen brauche es eine „Kultur des Lebens", wie sie Papst Johannes Paul II. gefordert habe, sagte Varela bei einem Kongress an der König-Juan-Calos-Universität von Aranjuez. Die niedrige Geburtenrate und der Rückgang der Eheschließungen provoziere eine „ noch nie da gewesene intellektuelle und ethische Verwirrung" und zeitige eine beunruhigende Verneinung des Lebensrechts der Schwächsten: Des ungeborenen Lebens, der Sterbenskranken und der Alten. (rv)
Spanien: Schreibmaschine unterm Hausaltar – Der erste selige Journalist
Er ist der erste selige Journalist: Der Spanier Manuel Lozano Garrido wird an diesem Samstag in seiner Heimatstadt, dem andalusischen Linares, zur Ehre der Altäre erhoben. Die Zeremonie wird vom Präfekten der vatikanischen Heiligsprechungskongregation, Erzbischof Angelo Amato, in Stellvertretung von Papst Benedikt XVI. durchgeführt. Als unermüdlicher Wahrheitssucher bezeichnet der Leiter des vatikanischen Medienrates, Erzbischof Claudio Maria Celli, den Journalisten. Im Interview mit Radio Vatikan sagte der Erzbischof:
„Was mich beeindruckt: Er war ein Mann, der intensiv nach der Wahrheit suchte. Er war kein einfacher oder bequemer Journalist, sondern ein Mann, der Leidenschaft in diese Suche steckte. Mir hat sehr seine Glaubensstärke gefallen: Als zum ersten Mal eine Messe in seinem Haus gefeiert wurde, da war er schon krank, ließ er seine Schreibmaschine unter den Altar stellen. Er sagte: Ich wünsche mir, dass das Kreuz in meinem Schreiben Früchte trägt.“
„Ein guter Journalist zu sein ist einfach, ein christlicher dagegen heldenhaft“, so der Postulator des Seligsprechungsverfahrens, Pater Rafael Higueras, mit Blick auf das bewegte Leben des Journalisten und Freundes. Schon als Jugendlicher trat der im Jahr 1920 geborene Garrido der Katholischen Aktion bei. Während des spanischen Bürgerkrieges brachte er Kriegsgefangenen die Kommunion, wurde dabei zeitweise selbst gefangen genommen. Sein Haus wurde in dieser schweren Zeit zum Zentrum für Verfolgte und Bedürftige. Auch am Ende seines Lebens ging der Journalist, der 1942 an Spondilitis (einem schweren Rückenleiden) erkrankte, seiner Berufung nach. In der Tat wurde Garrido, der 1971 verstarb, für viele seiner Werke dieser Jahre posthum mit Preisen überhäuft. Erzbischof Celli:
„Er hat am Ende seines Lebens, das von Krankheit gezeichnet war, intensiv diese Berufung gelebt, hat gelitten, Zeuge der Wahrheit zu sein. Er war jedoch ein glücklicher Kranker – das ist beeindruckend – denn ihm gelang es, sein Leiden in der Einheit mit Christus in Liebe zu verwandeln.“
Manuel Lozano Garrido schrieb für Tageszeitungen, katholische Zeitschriften und Presseagenturen. Er gründete die Zeitschrift Sinai und wurde 1969 mit dem „Bravo“-Preis für Journalismus ausgezeichnet. Zudem ist er Autor von 9 Büchern zu Themen der Spiritualität. Im Dezember letzten Jahres wurde das Wunder, das durch die Fürsprache Lolos erwirkt worden sein soll, von Papst Benedikt XVI. anerkannt: 1972 wurde ein zweijähriges Kind auf „wissenschaftlich unerklärbare Weise“ von einer Multiorganischen Insuffizienz geheilt. (rv)
Spanien: Bertone zu Besuch
Der vatikanische Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone ist in Barcelona. Dort hat er an diesem Sonntag den Kapuziner und Ordensgründer Josep Tous i Soler (1811-71) selig gesprochen. Einen Tag vor der Feier in der Basilika „Santa Maria del Mar" hatte die Nummer Zwei des Vatikans die berühmte Basilika „Sagrada Familia" besichtigt. Diese vom Architekten Antoni Gaudi entworfene Kirche ist seit mehr als hundert Jahren im Bau; es soll am 7. November von Papst Benedikt XVI. feierlich eingeweiht werden. Bertone, der sich von der Basilika beeindruckt zeigte, informierte sich auch über Tunnelarbeiten für einen Hochgeschwindigkeitszug; nach Ansicht vieler Kritiker könnte dieses Vorhaben die Standfestigkeit der Kirche gefährden.
Im Gespräch mit einer spanischen Zeitung hat Bertone derweil die Zölibatspflicht für römisch-katholische Priester verteidigt. Es gebe „keine direkte Verbindung zwischen Zölibat und dem abweichenden Verhalten einiger Priester", so Bertone: „Im Gegenteil, es ist gerade der Nicht-Respekt des Zölibats, der für einen allmählichen Niedergang im Leben des Priesters sorgt". Der Kardinal hatte kürzlich für Proteste gesorgt, als er auf einer Chile-Reise äußerte, es gebe nach Ansicht einiger Forscher eine „Verbindung zwischen Homosexualität und Kindesmissbrauch". Gegen diese Äußerung demonstrierten u.a. am Samstag etwa hundert Menschen in Paris.
Auch in Rom fand am Sonntag eine Seligsprechungsfeier statt. In der Lateran-Basilika erhob der Präfekt der Heiligsprechungskongregation, Erzbischof Angelo Amato, den Karmeliterpater Angiolo Paoli (1642-1720) zur Ehre der Altäre. (rv)