Vatikan: 20 Jahre Archivöffnung der Glaubenskongregation

 

Unter dem Titel „Die römische Inquisition und ihre Archive – 20 Jahre nach der Öffnung“ veranstaltet die Direktion des Archivs vom 15. bis zum 17. Mai eine internationale Konferenz in Rom.

Zu den Veranstaltungen werden vierzig Wissenschaftler aus Europa, USA und Kanada erwartet. Die Konferenz stellt gleichzeitig die vierte Runde des 2013 gegründeten Zyklus „memoria fidei“ dar, der der systematischen Zusammenarbeit und dem Austausch der verschiedenen kirchlichen Archive dient. Mit Bedacht gewählt ist auch der Ort: Die Senatsbibliothek an der sogenannten „Dominikanischen Insel“ vor der Kirche Santa Maria sopra Minerva steht in engem Zusammenhang mit der Kongregation und dem Index der verbotenen Bücher.

Die Konferenz wird von Francisco Louis Ladaria, Präfekt der Glaubenskongregation, eröffnet.

Im Januar 1998 hatte das Archiv der Kongregation erstmals offiziell Studenten die Forschung an den historischen Beständen erlaubt. Der damalige Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Joseph Ratzinger, hatte in der Nationalen Akademie dei Lincei zu diesem wichtigen Wendepunkt in der Aufarbeitung der römischen Inquisition feierlich den Anstoß gegeben.

Themen der Tagung sind: Die Grenzen der Forschung; Inquisition: Orte und Menschen; Die Inquisition zwischen Fiktion, Kino und Publicity. Zum Abschluss findet ein Konzert in der Basilika Santa Maria sopra Minerva statt. (vatican news – ck)

Franziskus spricht mit Kardinal Marx

Kardinal Reinhard Marx war an diesem Montag bei Papst Franziskus zu einer Privataudienz, wie aus dem Tagesprogramm des Papstes hervorgeht. Der Erzbischof von München und Freising war in seiner Eigenschaft als Koordinator des vatikanischen Wirtschaftsrates angekündigt.

Kardinal Marx war zusammen mit weiteren deutschen Bischöfen am 3. Mai im Vatikan gewesen, um mit dem Präfekten der Glaubenskongregation, Erzbischof Luis Ladaria, über die Handreichung der Bischöfe zum Thema Kommunionempfang für nichtkatholische Ehepartner zu sprechen.

Eine Begegnung mit dem Papst war zu diesem Anlass nicht vorgesehen. Franziskus würdigte indes Anfang Mai das ökumenische Engagement der deutschen Bischöfe und bat sie, sich über die Frage des Kommunionempfangs selbst ins Einvernehmen zu setzen.

Marx ist auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Über eine geplante pastorale Handreichung zum Kommunionempfang ist ein Streit unter Bischöfen entbrannt. (Vatican News – gs)

Interkommunion: Papst wünscht einmütige Regelung

Das gestern gegen 15.45 Uhr stattgefundene Gespräch zwischen Teilnehmern der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und Vertretern des Vatikans, zur Frage des Kommunionempfangs, hat offenbar ein für beide Konfliktparteien unbefriedigendes Ergebnis zur Folge.

Vaticanhistory – Martin Marker.

Die Konfliktparteien waren getrennt zur Glaubenskongregation nach Rom gereist. Die Sitzung fand hinter verschlossenen Türen statt und dauerte einige Stunden.

Als Teilnehmer der DBK waren Kardinal Marx und Woelki, Bischof Felix Genn (Bistum Münster), Bischof Wiesemann (Bistum Speyer), Bischof Gerhard Feige (Bistum Magdeburg), Bischof Rudolf Voderholzer (Bistum Regensburg) sowie Pater Hans Langendörfer als Sekretär der DBK dabei.

Von vatikanischer Seite waren Erzbischof Ladaria S.J. (Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre), Kardinal Kurt Koch (Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen), Prälat Markus Graulich S.D.B. (Untersekretär des Päpstlichen Rates für die Gesetzestexte) und Pater Hermann Geißler F.S.O. (Abteilungsleiter der Kongregation für die Glaubenslehre) anwesend.

Zeitgleich veröffentlichte gestern Abend die DBK und das vatikanische Presseamt eine Verlautbarung zum Gespräch. In dieser ist nur der letzte Absatz von Relevanz. Hier heißt es:

„Bei dem in deutscher Sprache geführten Gespräch erläuterte Erzbischof Ladaria, dass Papst Franziskus das ökumenische Engagement der deutschen Bischöfe würdigt und sie ersucht, im Geist kirchlicher Gemeinschaft eine möglichst einmütige Regelung zu finden. Im Gespräch wurden verschiedene Gesichtspunkte erörtert: etwa die Beziehung der Frage zum Glauben und zur Seelsorge, ihre weltkirchliche Relevanz sowie ihre rechtliche Dimension. Erzbischof Ladaria wird den Heiligen Vater über den Inhalt des Gesprächs informieren. Das Treffen verlief in einer herzlichen und brüderlichen Atmosphäre.“

Anfragen verschiedener Medien beim Presseamt des Vatikans, ergaben kein weiteres Statement zum Gesprächsinhalt der Sitzung am Donnerstag.

Aus der Verlautbarung (Bulletin vom 03. Mai 2018) geht hervor, das Erzbischof Ladaria vom Papst vor Gesprächsbeginn die Direktive erhalten hat, die deutschen Bischöfe mögen möglichst eine einmütige Regelung zur Lösung des Dissens finden. Ferner hat man im Gespräch verschiedene Gesichtspunkte erörtert, so die Beziehung der Frage zum Glauben und zur Seelsorge, ihre weltkirchliche Relevanz und ihre rechtliche Dimension.

Diese offizielle Verlautbarung lässt durchaus zwei mögliche Schlussfolgerungen zu.

1. Papst Franziskus will sich in den Streit der Konfliktparteien der DBK nicht einmischen. Im Gespräch hat er durch beide Dikasterienleiter der DBK mitgeteilt, welche Details bei einer Lösungsfindung aus päpstlicher Sicht abzuwägen sind. Die deutsche „Handreichung“ ist in der DBK nochmals zu diskutieren und ein gemeinschaftlicher Konsens zu finden.

2. Nach Berichterstattung durch Erzbischof Ladaria trifft Papst Franziskus eine für die Weltkirche bindende Entscheidung um Thema Interkommunion.

Vorläufiges Fazit:

Unter Berücksichtigung des apostolischen Dokuments „Amoris laetitia“, der Tatsache das Franziskus mehrfach eine Dezentralisierung der Weisungsbefugnis des Vatikans an die Bischofskonferenzen realisieren will und somit den nationalen Bischofskonferenzen mehr Entscheidungsfreiheiten einräumt, erscheint die erstgenannte Schlussfolgerung zuzutreffen.

Der Dissens, um den es im Streit der DBK letztlich geht, ist Ausfluss von „Amoris laetitia“. Papst Franziskus propagierte in den meisten Reden seinen Wunsch nach einem „pastoralen Weg“ und „pastoraler Betreuung“ der Gläubigen. Die „Handreichung“ geht offensichtlich genau in diese Papstrichtung. Bis zum heutigen Tag ist weder die erste Fassung noch die vor wenigen Tagen vom Ständigen Rat der DBK, unter Federführung von Kardinal Marx, beschlossene finale Fassung der „Handreichung“ publiziert worden. Der Inhalt ist also nach wie vor geheim. Franziskus scheint sich im Fall der DBK-Debatte genauso zu Verhalten wie im Fall der Kritik an „Amoris laetitia“. Er bezieht keine klare Stellung und ist damit alleinverantwortlich für die Verwirrung der Gläubigen in der katholischen Kirche.

Der Brief der sieben Bischöfe an den Vatikan hat sein Ziel definitiv erreicht.

Kardinal Marx muss trotz des Mehrheitsbeschlusses der deutschen Bischöfe seine „Handreichung“ überarbeiten lassen. Für Marx ist der Gesprächsausgang ein neuerliches Fiasko. (vh – mm)

Quo Vadis, Petrus? Der hohe Preis der Politik des Heiligen Stuhls mit China

Auf die verschärfte Religionspolitik der Volksrepublik antwortet der Vatikan mit Kompromissen, die der Kirche und den Gläubigen teuer zu stehen kommen können.

Seit der Boxerrevolution von 1900 sei in der Weltpresse noch nie so viel über Chinas Christen geschrieben worden, staunt der Sinologe Anthony Clarke und gesteht, dass er nach zwanzig Jahren der Beobachtung des Verhältnisses zwischen Rom und Peking jetzt zum ersten Mal die Strategie des Vatikans nicht nachvollziehen könne und ihm nur die Frage bleibe: „Quo vadis?“

Während China-Experten jedes Jahr zur Karwoche auf die traditionellen Bischofsentführungen warten, an denen sich die Temperatur des Verhältnisses zwischen Rom und dem Vatikan ablesen lässt, schienen heuer die Augen der ganzen Welt auf das katholische China gerichtet.

„Al Jazeera“ kündigte an, dass ein historisches Abkommen mit dem Vatikan bevorstehe. Die „New York Times“ erklärte ihren Lesern, dass die Regierung Chinas 1957 die Patriotische Vereinigung Chinesischer Katholiken gründete, um sie statt des Vatikans mit der Auswahl der Bischöfe zu betrauen. So seien zwei Hierarchien entstanden, eine „offizielle“, die von Peking ernannt sei, und eine, die Rom treu blieb: die Untergrundkirche.

Chinakorrespondenten aus aller Welt wussten zu berichten, dass jetzt eine neue Variante ausprobiert werde: Zwei von Rom eingesetzte Bischöfe sollten als Ortsbischöfe zurücktreten, um Wunschkandidaten der Regierung Platz zu machen. Das Ganze sollte in privaten Treffen zwischen Mitgliedern der Chinakommission im Vatikan und den Kandidaten selbst ausgetüftelt werden und in einem „freiwilligen Rücktritt“ der beiden Bischöfe münden.

Es sei auch höchste Zeit, war aus manchen Lagern zu hören. War der Antikommunismus seitens der Kirche in China nicht längst überholt und nur noch ein unnötiges Hindernis für die Aussöhnung? Und hatte Rom das Pochen auf die eigene Autorität nicht wichtiger genommen als die Evangelisierung?

Solche Fragen stellen sich nur, weil die de-facto-Praxis der Kirche nie offiziell bestätigt worden war. Peking schlägt längst Kandidaten vor und Rom sagt zu, solange es keine unüberwindlichen Hindernisse gibt.

Auf diese Weise wurde seit Jahrzehnten eine Personalpolitik der Kompromissbischöfe betrieben. Die Priorität Roms war dabei immer, Weihen zu verhindern, die zwar sakramental gültig, aber kirchlich nicht rechtmäßig sind. Die Teilnahme an solchen Weihen wird von einer großen Zahl der Katholiken Chinas als blasphemisch empfunden. Auch die Konzelebration mit exkommunizierten Bischöfen wird nicht akzeptiert. Die Trennungslinie verläuft dabei nicht entlang der Grenze zwischen registriertem „Untergrund“ und registrierter „offizieller Kirche“. Auch in der offenen Kirche ist für die meisten Gläubigen die sakramentale Einheit mit Rom absolut entscheidend. Von regierungsnahen Hardlinern war zwar immer wieder zu hören, diese „Mentalität“ sei engstirnig und hartherzig.

Doch der Brief Papst Benedikts vom 27. Mai 2007 bestärkte Chinas Katholiken in der Überzeugung, dass ihr Verständnis der Sakramente richtig ist. Sie sollten möglichst versuchen, von legitimen Bischöfen und Priestern die Sakramente zu empfangen. Seitens der Regierung hingegen wurde systematisch eine Strategie der sakramentalen Verwirrung verfolgt.

Päpstliche Anerkennung nach einer illegitimen Weihe erfordert Bitte, Reue, Beichte und Vergebung. Die Aufhebung der Exkommunikation ist immer dem Papst vorbehalten. Gerade nachträglich versöhnte und rechtlich anerkannte Bischöfe aber wurden hier regelmäßig zur Zielscheibe staatlicher Aggression. Das Schema ist immer dasselbe: Sie werden erpresst oder entführt und gezwungen zu konzelebrieren, um so Zweifel aufkommen zu lassen, ob sie nicht selbst erneut exkommuniziert sind. Da Rom vermeidet, sich unmittelbar zu äußern, lange prüft und dann privat regelt, macht sich bei den Gläubigen Unsicherheit breit, obwohl sie ein Recht darauf hätten, Bescheid zu wissen, wie es um ihren Bischof steht.

Auch mehr als ein halbes Jahrhundert dieser Strategie der Verwirrung hat es bisher jedoch nicht erreicht, Chinas Katholiken davon abzubringen, die Sakramente ausgesprochen ernst zu nehmen. Wahrscheinlich hatte der Missionar Alois Macheiner Recht, der darauf hinwies, dass der Konfuzianismus ein Talent zur Ehrfurcht förderte, was den Katholiken Chinas als sakramentale Propädeutik dienen konnte.

Um vor diesem Hintergrund den Aufschrei der chinesischen Katholiken angesichts des von Peking vorgeschlagen Bischofstausches zu verstehen, ist es hilfreich, die Hauptdarsteller des Dramas näher kennenzulernen.

Peter Zhuan Jianjian kam erst mit 76 Jahren, am Tag seiner Bischofsweihe, im Untergrund an. Bis dahin war sein kirchliches Leben in den Bahnen der offiziellen Kirche verlaufen. 1981, das Jahr des Attentates auf Johannes Paul II., war das erste Jahr der Hoffnung für die Katholiken Chinas seit Maos „langem Marsch“ und seiner Machtübernahme und dem fanatischen Religionshass, den die Kulturrevolution entfesselt und aufgepeitscht hatte. Priesterseminare wurden wieder geöffnet, allerdings unter strikter staatlicher Kontrolle.

Der 51-jährige Peter Zhuan trat trotzdem ein. Als Priester der offiziellen Diözese Shantou war Peter Zhuan automatisch bei der Patriotischen Vereinigung registriert. Nach dem Tod des Bischofs 1997 konnten sich Rom und Peking nicht auf einen Kandidaten einigen, und so akzeptierte Peter Zhuan es im Jahr 2006 mit der Genehmigung des Papstes, auch ohne die Zustimmung der Regierung die Bischofsweihe im Geheimen zu empfangen. Dass er sich damit Repressalien aussetzen würde, war klar. Denn nun war auch er Teil der Kirche, die immer noch, und in mancher Hinsicht zu Recht, als „Untergrundkirche“ beschrieben wird.

Auf der Seite Roms machte seine Weihe deutlich, dass es kein politisches Reinheitsgebot gibt, nach dem Kandidaten aus der offenen Kirche nur auf Regierungsdruck akzeptiert werden. Peking wollte ihn trotz seiner Legalität nicht. Unklar war: Sollte die Diözese prinzipiell vakant bleiben, um die Kirche zu schwächen, oder musste ein Idealkandidat der Regierung außer formeller Zugehörigkeit zur offiziellen Kirche noch andere Eigenschaften haben?

Im September letzten Jahres traf beim mittlerweile 88-jährigen Bischof Zhuan nun ein Brief aus Rom ein, der ihm nahelegte, er solle freiwillig zurücktreten, um einem bisher durch die Regierung anerkannten Bischof Platz zu machen. Peter Zhuan konnte es nicht glauben und wartete erst einmal ab. Im Dezember eskortierten ihn dann Sicherheitsbeamte nach Peking. Kein Priester der Diözese durfte ihn begleiten. Bei einem Treffen habe ein „Bischof des Vatikans“ die gleiche Forderung ausgesprochen. Bischof Zhuan schleuste daraufhin über den Hongkonger Kardinal Zen einen Brief an den Papst, was zu einem Treffen zwischen Papst Franziskus und Zen führte.

Nach dem Gespräch war Zen überzeugt, das Ganze beruhe auf einer Intrige hinter dem Rücken des Papstes, während das vatikanische Presseamt verlauten ließ, der Papst und seine Mitarbeiter handelten in vollem Einklang und die Aussagen von Kardinal Zen seien „bedauerlich“. Joseph Huang Binzhang, der 51-jährige Bischof, dem Zhuan Platz machen soll, ist bisher noch exkommuniziert. Priester seit 1991, Abgeordneter des Nationalen Volkskongress seit 1998, zweiter Vorsitzender der Patriotischen Vereinigung. Huang wurde von Papst Benedikt als Bischofskandidat abgelehnt und erhielt die ausdrückliche Anweisung, sich nicht zur Weihe anzubieten. Dass er sich 2011 dennoch ohne päpstliches Mandat weihen ließ, war nicht nur für die Diözese traumatisch.

Vor seiner illegitimen Weihe tauchte wie üblich eine Großzahl der Priester der Diözese ab. Einige wurden von Sicherheitsbeamten aufgegriffen und gezwungen teilzunehmen. Bischöfe aus anderen Bistümern wurden gegen ihren ausdrücklichen Willen mit Polizeieskorten angeliefert. Nur Bischof Paul Pei Junming aus Shenyang konnte sich retten. Nach einer Abstimmung unter dem Klerus seiner Diözese schützte ihn eine menschliche Mauer von Priestern und Gläubigen in der Kathedrale vor dem Zugriff der Sicherheitskräfte. Seine Treue in der Verkündigung der Lehre der Kirche und die ehrfürchtige Feier der Sakramente machten Peter Zhuang zum respektierten Bischof. Nun soll er seine ganze persönliche Autorität dazu einsetzen, der ihm anvertrauten Herde einen fragwürdigen Hirten zu verkaufen. Am unerklärlichsten an der ganzen Sache bleibt indes, warum Joseph Huang, wenn er als würdiger Nachfolger gelten soll, nicht schon längst mit Rom versöhnt ist.

Wie soll hier nicht der Eindruck entstehen, dass die römische Kommission die politische Situation der sakramentalen als zweitrangig unterordnet? Was ist die eigentliche Absicht: Chinas Katholiken gute Hirten und Zugang zu den Sakramenten zu geben oder sie so umzuerziehen, dass sie das Fehlen nicht mehr als schmerzlich empfinden? Die Situation des zweiten vom Vatikan vorgeschlagenen Bischofstausches ist extremer. Bischof Vincent Zhan Silu gehört ebenfalls zu den letzten exkommunizierten Bischöfen. Seine Weihe diente keinem pastoralen Zweck, sondern fand im Jahr 2000 als ausdrückliche Geste der Herausforderung gegenüber Johannes Paul II. statt. Zhan verwaltete jahrelang lediglich sein von der Regierung bereitgestelltes Büro und zelebrierte gelegentlich Messen, denen außer Verwandten nur Beamte der Patriotischen Vereinigung beiwohnten. 2006 deklarierte er sich in einer Zeremonie der Selbstinstallation zum Diözesanbischof von Funing.

Die Diözese besteht zu neunzig Prozent aus Untergrundkatholiken und hatte bereits einen rechtmäßigen Bischof, der von der Regierung allerdings nicht anerkannt wurde. Um die Nachfolge in der Diözese zu regeln, bestimmte Papst Benedikt 2008 die Weihe von Vincent Guo Xijin zum Koadjutor der Diözese, obwohl die Regierung nicht zustimmte. Guo übernahm nach dem Tod des Ortsbischofs 2016 dann auch die Diözesanleitung, wurde aber jährlich vor der Karwoche von Sicherheitsbeamten abgeholt und für Wochen von der Kathedrale ferngehalten, um zu verhindern, dass er als Ortsbischof in Gemeinschaft mit seinen Priestern die Chrisammesse zelebrieren und die heiligen Öle für Taufe, Firmung und Krankensalbung weihen kann. Das sollte jeweils Zhan die Möglichkeit geben, als Bischof aufzutreten und eine exkommunizierte Hand im sakramentalen Spiel zu behalten, was ohne die Teilnahme von Klerus und Gläubigen aber nie so recht überzeugte.

Rom forderte nun von Vincent Guo Xijin, genau diesem illegitimen, exkommunizierten und bisher erfolglosen Usurpator freiwillig die Leitung der Diözese zu übertragen. Bischof Guo ließ wissen, er werde dem Papst gehorchen, doch wer hier profitieren solle, schien auch er nicht zu verstehen.

Während die Weltöffentlichkeit durch Zens Einspruch auf die Situation aufmerksam geworden war, wurde Guo wieder pünktlich zur Karwoche abtransportiert. Diesmal erfolgte die Entlassung nach einem Anruf aus Rom zwar bereits am nächsten Tag, doch ohne Effekt auf Guos Sakramentenverständnis. Er werde die Chrisammesse nicht mit Zhan konzelebrieren, schließlich sei dieser noch exkommuniziert.

Zwei der am wenigsten akzeptierten Bischöfe Chinas sind also augenblicklich der Preis, aber für was?

Ein Abkommen, das den Katholiken Chinas im Sonderangebot eine endlose Zufuhr kompromittierter Hirten verspricht, hätte bisher jeder Papst haben können. Was wäre passiert, wenn die Sache durch Kardinal Zens Intervention nicht aufgekommen wäre? Wäre deutlich geworden, dass diese Männer im Gehorsam handelten, oder hätten in der Darstellung des vatikanischen Pressebüros zwei Bischöfe einen versöhnlichen Schritt getan, weil sie erkannten, dass es ein pharisäischer Denkfehler ist, nicht zu kollaborieren? So wie es 2016 ganz unerwartet, nach fünf Jahren Hausarrest, der junge Bischof Ma aus Shanghai tat.

Wurde auf ihn etwa auch von Rom aus Druck ausgeübt? Die Priester und Bischöfe der Untergrundkirche als selbstgerecht und rigide darzustellen, weil ihre oberste Priorität nicht der Dienst an ihren Gläubigen sei, war von Anfang an Strategie der Patriotischen Assoziation.

Die Prinzipien einer selbst bestimmten und radikal unabhängigen Kirche Chinas, auf denen die Patriotische Vereinigung aufbaut, wurden von Papst Benedikt hingegen als mit der katholischen Lehre „nicht kompatibel“ bezeichnet. Ein Beitritt bei der Vereinigung besteht allerdings zunächst nur in einer Unterschrift, die nicht garantiert, dass der Beigetretene den mit der katholischen Kirche inkompatiblen Prinzipien entsprechend handeln wird. Was genau eine Mitgliedschaft konkret erfordert, unterscheidet sich zudem von Ort zu Ort.

Illegitime Weihen hingegen ziehen immer und überall die automatische Exkommunikation nach sich und werden auch von Gläubigen der offenen Kirche als blasphemisch empfunden. Im Vatikan konkurrierten ebenfalls zwei Denkrichtungen in Sachen Kollaboration, wie das Debakel um die irreführende offizielle Übersetzung des Briefs von Papst Benedikt an die Katholiken Chinas zeigte. In der chinesischen Version entstand der Eindruck, eine Mitgliedschaft bei der Patriotischen Vereinigung sei nicht nur möglich, sondern auch Anzeichen wahren pastoralen Eifers, während das Original das Gegenteil sagte. Auch damals war es Kardinal Zen, der Alarm schlug. Papst Benedikt berief daraufhin den Hongkonger Theologen Xavier Hon auf die höchste Stelle innerhalb der Kurie, die je von einem Chinesen eingenommen wurde. Er war wie Zen der Überzeugung, dass es durchaus noch gute Gründe für eine Untergrundkirche gibt. Seine jahrelange Erfahrung als Professor in offiziellen Seminaren auf dem Festland Chinas qualifizierte Hon als Kenner, vor allem auch der offenen Kirche Chinas.

Ein Kurswechsel und Rückkehr zur verhandlungsoptimistischen Kompromissbereitschaft des alten China-Teams war spätestens dann zu vermuten, als Papst Franziskus Erzbischof Hon als Nuntius nach Griechenland versetzte. Dass für China neue Zeiten anbrechen, scheint außer Zweifel. Präsident Xi Jinping hat das politische System autoritärer gemacht und bündelt immer mehr Macht in der eigenen Hand. Es fehlte ihm nur noch eine unbegrenzte Amtszeit, um über China als „Kaiser auf Lebenszeit“ zu herrschen.

Jetzt ist auch das eingetreten. Während der Vatikan verhandelte und der argentinische Kurienbischof Sanchez Sorondo China dafür lobte, die Soziallehre der Kirche weltweit „am besten“ umzusetzen, wurden dort bis zu einer Million uighurische Muslime willkürlich zeitweilig verhaftet.

Peking befürchtet die Infiltration von Extremisten aus Afghanistan und Pakistan. Seit April 2017 werden Muslime, die „starker religiöser Überzeugungen“ verdächtig sind, wie damals die Anhänger von Falung Gong, in psychiatrischen Anstalten gefoltert und in Umerziehungslagern festgehalten. Gleichzeitig scheint das Wachstum der katholischen Kirche zum ersten Mal seit der Kulturrevolution bei elf Millionen zu stagnieren oder eher sogar wieder zu fallen, während die Protestanten Zuwachs haben, und das nicht, weil sie besser kollaborieren. Mindestens zwei Drittel der über sechzig Millionen Protestanten sind nicht registriert, im Jahr 2016 allein wurden 1700 Hauskirchenleiter verhaftet. Während Rom im Dezember 2017 noch schnell versuchte, einen „freiwilligen Rücktritt“ der Untergrundbischöfe zu orchestrieren, und ein Abkommen vor Ostern anpeilte, war den chinesischen Verhandlungspartnern längst klar, welche Restriktionen die Katholiken unter den am 1. Februar in Kraft getretenen neuen „Vorschriften für religiöse Angelegenheiten“ erwarten würden.

Abkommen gab es im März keines, aber der Mann, der für Tausende von Kreuzentfernungen und den Abriss zahlreicher Kirchen im Jahr 2014 verantwortlich war, wurde in den innersten Zirkel des Präsidenten Xi Jinping befördert. Andere eifern ihm bereits nach.

In drei weiteren sehr katholischen Provinzen werden nun auch Kreuze abmontiert, nicht nur an Untergrundkirchen, sondern auch an offiziell registrierten. Bibeln dürfen chinaweit nicht mehr online verkauft werden und entsprechend den neuen Vorschriften dürfen Minderjährige nicht in Religion unterrichtet werden oder Kirchen betreten. Schilder mit der Direktive „Kein Zutritt für Minderjährige“ wurden bereits an vielen Kirchen angebracht.

In Zhengzhou wurde die Feier des Ostergottesdienstes durch eine Polizeirazzia unterbrochen, in der alle Minderjährigen gezwungen wurden, die Kirche zu verlassen. Dabei scheint es sich nicht um Experimente oder Lokalphänomene zu handeln, denn in allen drei Provinzen wird konsequent und koordiniert vorgegangen. In der Provinz Jiangxi wurden Katholiken informiert, sie hätten in ihren Wohnungen alle Bilder von Jesus durch das Porträt des Präsidenten Xi Jinping zu ersetzten, oder sie würden keine Sozialhilfe mehr erhalten. Auch die vermeintliche Rechtssicherheit einer Registrierung bei der Patriotischen Vereinigung erweist sich nun angesichts willkürlicher und prinzipiell verfassungswidriger Aktionen als nutzlos.

Sollte die Hoffnung auf ein Abkommen mit dem Vatikan sicherstellen, dass der medienwirksamste Papst aller Zeiten zu den Menschenrechtsverletzungen in China weiterhin konsequent schweigen würde?

Außer Zweifel steht, dass die Katholiken Chinas in diese neue Phase der Repression geschwächt eintreten, mit vierzig vakanten Bischofssitzen und zahlreichen Kompromissbischöfen, deren Loyalität sich erst erweisen muss. Mitte April erreichte der Bildersturm einen neuen Gipfel, als ein Bulldozer das Grab des verehrten Untergrundbischofs Peter Li Hongye zerstörte.

Bischof Li hatte nach Gefängnis, Arbeitslagern und Hausarrest bis ins hohe Alter seinen Gläubigen in extremer Armut bis zum letzten Atemzug gedient. Eine bessere Hommage an Bischof Li als ein zerstörtes Grab hätte sich dabei auch kein ins Exil verbannter Aktionskünstler Chinas ausdenken können, denn der beliebte Bischof war 91-jährig während der Feier der Osternacht gestorben, nachdem er über dem Taufwasser die Worte der Weihe gesprochen hatte: „…damit alle, die durch die Taufe mit Christus begraben sind in seinen Tod, mit ihm zum Leben auferstehen“.

Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung für CNA Deutsch von Vatican Magazin. (CNA Deutsch)

Klärendes Gespräch zwischen Vatikan und DBK am Donnerstag

Das Treffen zwischen deutschen Bischöfen und hohen Vertretern zweier vatikanischer Dikasterien ist nicht nur für das Streitthema von entscheidender Bedeutung sondern auch für den Papst selbst.

Vaticanhistory – Martin Marker.

Die Debatte der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), die finale Fassung der „Handreichung“ zum Thema „evangelischen Ehepartner unter “bestimmten Umständen” und “im Einzelfall” einen Kommunionempfang zu ermöglicht“ (Interkommunion) wird am Donnerstag in einem von Papst Franziskus gewünschten Gespräch zu klären sein.

Die Gesprächsteilnehmer

Seit dem Zeitpunkt, an dem der Brief der sieben Bischöfe an die Adresse in Rom bekannt wurde, rumort es in der DBK. Der Vorsitzende, Kardinal Marx, äußerte Unverständnis über diese Vorgehensweise. Kurz danach wurde publik, dass Franziskus Kardinal Marx und den Führer der sieben Bischöfe, Kardinal Woelki, zu einem klärenden Gespräch in den Vatikan geladen hatte. Zwischenzeitlich ist die Gesprächsrunde aus Deutschland um einige Teilnehmer erweitert worden. An dem Gespräch werden folgende deutschen Prälaten teilnehmen:

Für die DBK:

  1. Kardinal Reinhard Marx (Erzbistum München und Freising)
  2. Bischof Gerhard Feige (Bistum Magdeburg)
  3. Bischof Karl-Heinz Wiesemann (Bistum Speyer)
  4. Pater Hans Langendörfer S.J. (Generalsekretär der DBK)

Für die sieben Bischöfe:

  1. Kardinal Rainer Woelki (Erzbistum Köln)
  2. Bischof Rudolf Voderholzer (Bistum Regensburg)

Für den Vatikan:

  1. Erzbischof Luis Ladaria Ferrer S.J. (Pro-Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre)
  2. Kardinal Kurt Koch (Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen)
  3. Msgr. Markus Graulich S.D.B. (Untersekretär des Päpstlichen Rates für Gesetzestexte)
  4. Pater Hermann Geissler F.S.O. (Leiter der Lehrabteilung der Kongregation für die Glaubenslehre)

Das Verhältnis der deutschen Delegation ist eher unausgewogen, vier zu zwei. Andererseits behaupten einige Quellen, die Vertreter des Vatikans seien alle Sympathisanten der Opposition der sieben Bischöfe. Ob Papst Franziskus selbst an dem Gespräch teilnehmen wird, darf man bezweifeln. Eher wird er seine Entscheidung um das Thema der „Handreichung der DBK“ nach eingehender Beratung mit Erzbischof Ladaria Ferrer und Kardinal Koch treffen.

Kritische Meinungen zur „Handreichung der DBK“:

Kardinal Cordes:

„Diese Entscheidung stößt auf ernsthafte theologische Hindernisse. Der Vorschlag der Bischofskonferenz kann nicht behaupten, theologisch gesund zu sein.”

Kardinal Müller:

„Dieser Vorschlag ist ein “rhetorischen Trick”, der sich an Gläubige richtete, von denen die meisten nicht Theologen sind. Er betonte, dass die interkonfessionelle Ehe “keine Notsituation” sei und dass “weder der Papst noch wir Bischöfe die Sakramente neu definieren können, um geistige Not zu lindern und spirituelle Bedürfnisse zu befriedigen”, da sie “wirksame Zeichen der Gnade Gottes” sind. “

Kardinal Brandmüller:

„Die schwache Opposition der deutschen Bischöfe gegen den Vorschlag ist ein „Skandal, keine Frage.“

Professor Helmut Hoping:

Professor Helmut Hoping äußerte in der FAZ, Franziskus sehe sich einer „heiklen Aufgabe“ gegenüber, zumal Kardinal Marx den Vorschlag an die apostolische Ermahnung „Amoris laetitia“ des Papstes gebunden habe, die Ausnahmen je nach Gewissen und besonderen Umständen erlaubt. Die Methode des Papstes, „Prozesse einzuleiten“, ohne je darüber zu urteilen, „könnte mit dem deutschen Kommunionkonflikt an seine Grenzen stoßen“.

In einigen Medien wurde nach Bekanntwerden des Briefes der sieben Bischöfe an Rom bekannt, dass offenbar der Papst den Ablehnungsbrief geheim halten wollte.

Edward Pentin:

Der US-Vatikanist Edward Pentin hatte den Originaltext des Briefes der sieben Bischöfe veröffentlicht und stellte die berechtigte Frage:

“Warum wünscht der Papst, dass der Ablehnungsbrief geheim bleibt? Ein wahrscheinlicher Grund, nach Ansicht einiger Beobachter, ist, weil die Ablehnung der Vorgehensweise der Deutschen Bischofskonferenz der Richtung dieses Pontifikats nicht entspricht.”

National Catholic Register:

Ferner will NCR aus zuverlässigen und maßgeblichen Quellen wissen:

„das Papst Benedikt XVI. die sieben Bischöfe und ihren Brief an den Vatikan voll und ganz unterstützt.“

Die Kern-Frage:

Was das Gespräch am Donnerstag letztlich bewirken wird, ist vollkommen offen. Kardinal Marx hat sich in der Frage der „Handreichung der DBK“ mehrfach auf die apostolische Ermahnung „Amoris laetitia“ als Grundlage für die Handreichung bezogen. Er ist ein Verfechter des päpstlichen Anliegens in der katholischen Kirche, verstärkt den „pastoralen Weg“ zu beschreiten. Somit ist Marx der klassische Papstmitstreiter und Befürworter von „Amoris laetitia“. Sein bisheriges Verhalten könnte die Entscheidung des Papstes zum Thema durchaus beeinflussen. Außer, der Papst hat schon jetzt eine unumstößliche eigene Meinung zum Streitthema in Deutschland. Wenn dem so sein sollte, dürfte es sehr schnell zu einer abschließenden Papstentscheidung kommen. Ob die „Handreichung“ von der Deutschen Bischofskonferenz modifiziert werden muss oder von Rom in Gänze untersagt wird, werden wir sicherlich bald erfahren. (vh – mm)

Besitz von Kinder-Pornografie: Vatikan verhaftet Priester

VATIKANSTADT – Die Polizei des Vatikans hat am heutigen Samstag einen ehemaligen vatikanischen Diplomaten festgenommen. Gegen den Mann wurde wegen Besitz von Kinderpornografie und deren Verbreitung oder Verkauf ermittelt.

Der Festgenommene war im September 2017 von der Apostolischen Nuntiatur in Washington (USA) zurückberufen worden, nachdem der Vatikan am 21. August vom US-Außenministerium darüber informiert worden war, dass es einen „möglichen Verstoß gegen Kinderpornografie-Gesetze“ durch ein Mitglied des diplomatischen Corps des Heiligen Stuhls gegeben habe.

Am 7. April wurde bekannt gegeben, dass die zuständige Staatsanwaltschaft – Promotore di Giustizia – einen Haftbefehl erließ. Der Priester wird in einer Zelle in der Kaserne der Vatikanischen Gendarmerie festgehalten.

Das Strafmaß für die Verbreitung, Übertragung oder den Verkauf von Kinderpornografie ist eine Haftzeit von ein bis fünf Jahren sowie eine Geldstrafe zwischen 2.500 bis 50.000 Euro.

Die heutige Mitteilung lässt zudem darauf schließen, dass es sich bei dem sichergestellten Material offenbar um eine „beträchtliche Menge“ handelte, was wiederum das Strafmaß erhöht.

Der Besitz von Kinderpornografie ist aus katholischer Sicht zusätzlich ein kirchenrechtliches Verbrechen. Papst Benedikt XVI fügte es im Jahr 2010 zur Liste der „besonders schweren Vergehen“, für welche die Glaubenskongregation direkt eingeschaltet wird – und die zu einer Laisierung führen können. (CNA Deutsch)

China: Romtreuer Bischof nach Verhaftung wieder frei

Quell: AsiaNews (Screenshot vom 28. März)

Der chinesische Bischof von Mindong, Vincent Guo Xijin, wurde am Abend des 26. März von der Polizei verhafte und nach einer Nacht in Polizeigewahrsam wieder auf freien Fuß gesetzt. AsiaNews berichtet, dass auch der Kanzler der Diözese von Beamten der öffentlichen Sicherheit inhaftiert wurde.

Bischof Guo Xijin (59) ist rechtmäßiger Episkopat von Mindong, anerkannt vom Heiligen Stuhl, aber nicht von der kommunistischen Regierung, welche stattdessen den unehelichen Bischof Zhan Silu anerkennt. Zhan Silu ist von Rom exkommuniziert und Angehöriger der Patriotischen Vereinigung.

Nach verschiedenen Meldungen, soll eine mögliche Übereinkunft zwischen China und dem Vatikan kürz bevorstehen. Derartiges schreibt der ehemalige Bischof von Hongkong Zen Ze-Kiun auch auf seinem Blog. Bischof Guo Xijin wurde vom Vatikan gebeten zurückzutreten um den Weg freizumachen für Bischof Zhan Silu. Dieser hat sinnigerweise bereits eine Aussöhnung mit dem Heiligen Stuhl beantragt. „Offiziell“ ist seine Exkommunikation jedoch noch nicht aufgehoben.

Die Untergrundgemeinschaft von Mindong wollte eigentlich eine Chrisam-Messe feiern. Diese wurde von der Mehrheit der Gläubigen und Priester der Diözese vorbereitet und organisiert. Doch dazu kam es nicht mehr. Nach der Verhaftung wurde Bischof Guo Xijin verboten, die Messe als Bischof zu feiern. Er selbst weigert sich mit dem exkommunizierten Bischof Zhan Silu, des chinesischen Regimes, die Messe zu konzelebrieren.

Wie AsiaNews berichtet, wurden mit der Annäherung zwischen der Volksrepublik China und dem Vatikan, mehrere Bischöfe und Untergrundgemeinschaften ins Visier genommen und dazu gedrängt der Patriotischen Vereinigung beizutreten. Die Folge wäre das Auslöschen der Untergrundkirche in China.

Verhaftungen wie die von Bischof Guo Xijin stehen in der Volksrepublik leider an der Tagesordnung. Um so unverständlicher ist die Haltung des Heiligen Stuhls. Offenbar will Papst Franziskus um jeden Preis ein Abkommen mit China erreichen. Auf Kosten der legitimen Bischöfe und dem Rücken der Gläubigen. (vh – mm)

Polen: Schweigen im Vatikan zu „Polonia Semper Fidelis“

In Polen rumort es und der Vatikan verfolgt eine Politik des Schweigens und der Ignoranz. Der polnische Petitionsaufruf „Polonia Semper Fidelis“ (Polen immer treu!) verzeichnet derzeit über 145.000 Unterschriften gegen das umstrittene Dokument „Amoris laetitia“. Die Petition soll dem Erzbischof Stanisław Gądecki, dem Präsidenten der polnischen Bischofskonferenz vorgelegt werden. Hier heißt es:

„Die Aktion „Polonia Semper Fidelis“ ist eine Reaktion auf beunruhigende Interpretationen der apostolischen Ermahnung von Papst Franziskus Amoris laetitia über die Liebe in der Familie in einigen Ländern. Es hat sich gezeigt, dass die Kirche den Geschiedenen, die in neuen nicht-sakramentalen Beziehungen leben, erlaubt hat, die heilige Kommunion zu empfangen.
In dieser Situation haben wir uns entschieden, eine Kampagne zu organisieren, die – auf der einen Seite – eine laute Stimme der Gläubigen sein soll, und auf der anderen – eine kindliche Anfrage an die polnischen Bischöfe, die traditionelle Lehre der Kirche über die Unauflöslichkeit der Ehe zu bestätigen. Wir denken, dass die sogenannte liberale Interpretation der päpstlichen Ermahnung zur wachsenden Verwirrung in den Seelen der Gläubigen beiträgt“.

Neben der offenkundigen Kritik gegen das Dokument wird das deutsche Episkopat wegen seiner Haltung und seinem Hirtenbrief schwer angegriffen:

„Hinter der westlichen Grenze Polens können wir eine große Glaubenskrise beobachten, die durch doktrinäre Verwirrung verstärkt wird. Die deutschen Bischöfe gaben einen Hirtenbrief heraus, in dem sie offiziell den in der Wiedervereinigung lebenden Geschiedenen die Möglichkeit gab, die Heilige Kommunion zu empfangen“.

Ferner erinnert die Petition an das Zeugnis des heiligen Papstes Johannes Paul II. und ruft die polnischen Bischöfe ausdrücklich dazu auf, die Unauflöslichkeit der sakramentalen Ehe zu bestätigen und klarzustellen, dass zivilrechtlich wiederverheiratete geschiedene Katholiken nicht zur Kommunion zugelassen werden dürfen.

Obwohl diese polnische Initiative seit einiger Zeit öffentlich ist, hüllen sich der Papst und die Kurie in Rom in Schweigen. Von hier kam bisher keine einzige Stellungnahme. Auch das offizielle Organ Vatican News hat sich zu diesem leidlichen Thema bisher nicht geäußert.

Stattdessen veröffentlichte Vatican News gestern einen Artikel mit dem Titel „Polen: Gebetskette für Papst Franziskus“. Hier organisiert eine Gruppe polnischer Laien eine Gebetskette für Papst Franziskus zum fünften Jahrestag seiner Wahl. Die polnische Bischofskonferenz ermuntert, sich daran zu beteiligen. Aber kein einziges Wort über die Petition in Polen.

Papst und Vatikan schweigen zu diesem polnischen Aufschrei der Gläubigen und ignorieren „Polonia Semper Fidelis“ einfach. (vh)

Vatikan will australischen Missbrauchsbericht studieren

Der Vatikan äußert sich anerkennend über den akribischen Schlussbericht der australischen Kommission über sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen in Institutionen. Der Bericht sei das Ergebnis jahrelanger sorgfältiger Bemühungen und „verdient es, ernsthaft studiert zu werden“, heißt es in einer Erklärung aus dem Vatikan vom Freitagabend. Der Heilige Stuhl unterstütze die katholische Kirche in Australien dabei, „Heilung und Gerechtigkeit zu bringen“ – sowohl Laien als auch Priester und Ordensleute, die nun Opfern und Überlebenden von Missbrauch zuhörten.

In einer Begegnung mit der päpstlichen Kinderschutzkommission habe Papst Franziskus jüngst gesagt, die Kirche müsse ein Ort des Mitgefühls sein, vor allem für jene, die Leid erfahren hätten, fährt die Erklärung aus dem Vatikan fort. Der Schutz von Kindern und schutzbedürftigen Erwachsenen habe einen besonders hohen Stellenwert.

Am Freitag hatte die staatliche Missbrauchskommission der australischen Regierung in Canberra ihren Schlussbericht übergeben. Das mehrere zehntausend Seiten starke Papier empfiehlt der katholischen Kirche unter anderem eine Lockerung des Beichtgeheimnisses und eine Abschaffung des Pflichtzölibats für Priester. (rv)

Vatikan regelt Umgang mit Reliquien

Der Vatikan stellt genauere Regeln für den Umgang mit Reliquien auf. Eine entsprechende Instruktion der Heilig- und Seligsprechungskongregation an die Bischöfe der Weltkirche wurde an diesem Samstag veröffentlicht. Das 12 Seiten starke Regelwerk erklärt, wie Bischöfe kirchenrechtlich korrekt bei der Bitte um Anerkennung von Reliquien vorgehen und was bei der Aufbewahrung, Entnahme und Überstellung von Reliquien zu beachten ist.

Betroffen sind auch die sterblichen Überreste solcher katholischer Gläubiger, die im Ruf der Heiligkeit verstarben und daher für eine Seligsprechung in Frage kommen. Der Bischof möge die Erben darum bitten, der Diözese den Leichnam per Schenkung zu überlassen, heißt es in dem Dokument. Auf das strengste verbietet der Vatikan den Handel und den Verkauf von Reliquien. Verantwortlich für das Vorgehen ist in allen Fällen der jeweilige Diözesanbischof, der stets in Absprache mit der vatikanischen Heilig- und Seligsprechungskongregation handelt, wie die Instruktion festhält. (rv)