Das Institut für Religiöse Werke (IOR, allgemein auch „Vatikanbank“ genannt) hat Anzeige gegen zwei ehemalige Manager und einen Rechtsanwalt erstattet. Diese Anzeigen lägen bereits einige Monate vor, bestätigte das IOR an diesem Samstag in einer Pressemeldung. Die Umstände, die zur Anzeige bei den vatikanischen Strafverfolgungsbehörden geführt hätten, hatten zwischen 2001 und 2008 stattgefunden, so die Pressemeldung. Man sei bei der internen Kontrolle aller Konten und Finanzvorgänge auf sie gestoßen. Der zuständige Staatsanwalt des Vatikan (Promotor Iustitiae) habe bereits das Einfrieren der Konten der Betroffenen veranlasst. Man sei sehr froh, dass der Vatikan entschieden handele, kommentierte der Präsident des IOR, Jean-Baptiste de Franssu, den Vorgang. (rv)
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Italienische Bank gibt Vatikangelder frei
Das Institut für Religiöse Werke (IOR, umgangssprachlich „Vatikanbank“ genannt) bekommt von einer italienischen Bank eine größere Summe Geld zurück. Das bestätigte das IOR an diesem Dienstag. Die italienischen Behörden hatten 2010 neue Regelungen eingeführt. Die so genannte „customer due diligence“ hatte zur Folge, dass der normale Geschäftsbetrieb zwischen IOR und italienischen Banken nicht aufrecht erhalten werden konnte, der Vorwurf hatte gelautet, die vatikanischen Regelungen verstießen gegen internationale Standards gegen Geldwäsche. 23 Mio Euro wurden daraufhin blockiert und konnten nicht in den Vatikan zurückkehren. Diese Blockade ist nun aufgehoben.
Aus dem IOR heißt es, dieser Vorgang sei ein Schritt hin zur Normalisierung der finanziellen Beziehungen zwischen dem Vatikan und Italien. Man könne erkennen, dass das Vertrauen in den vatikanischen Umgang mit internationalen Standards wachse. (rv)
Reform des IOR: „Wenn man eine Reform beginnt, dann kostet die auch“
Er habe gelernt, wie wichtig Transparenz ist. Das sagt der Präsident des vatikanischen Finanzinstitutes IOR, Ernst von Freyberg, im Interview mit Radio Vatikan. Das IOR stellte an diesem Dienstag zum zweiten Mal einen Jahresbericht vor und schließt damit die erste Phase seiner Reform ab. Diese Phase sei an den Start gegangen, um dem Papst Optionen zu geben, die Entscheidungen zur Zukunft des IOR zu treffen, das geschehe nun.
„In dieser Phase Eins haben wir vier Sachen gemacht. Wir haben alle Konten gecheckt, wir haben die Hauptthemen aus der Vergangenheit untersucht und die Behörden unterrichtet, wo es notwendig war. Wir haben Transparenz so geschaffen, wie es auch eine andere Finanzinstitution in der Welt haben würde, und wir haben unsere internen Abläufe und Prozesse deutlich verbessert.“
Das Wichtigste sei, dass das IOR nun wisse, wer genau Kunde sei. Man habe sich jedes der 16.000 Konto einzeln angeschaut und dafür auch Fachwissen von außen dazu geholt. Nur sehr wenige Konten seien nicht korrekt gewesen, erklärt Freyberg. Eine Reihe der Konten habe man geschlossen, so steht es auch im Bericht, aber dafür gäbe es gute Erklärungen.
„Hier gibt es ein häufiges Missverständnis: Wir haben seit meinem Amtsantritt ungefähr 3.000 Konten geschlossen. 2.600 davon sind ‚schlafende Konten‘ gewesen. Das zweite sind Konten von Laien, etwa 400, die wir im vergangenen Jahr geschlossen haben. Das waren alles Leute, die hier ihre Konten haben durften und die ihr Geld auch ganz regulär nach Italien transferiert, da ist nichts Schwarzes dabei. Wir haben aber die Entscheidung getroffen, uns nur auf katholische Einrichtungen wir Orden, Bistümer und Pfarrgemeinden und Mitarbeiter und Pensionäre des Vatikan zu konzentrieren.“
Der Bericht weist neben den Kosten und den Ausgaben auch Verluste aus. So ist der Nettogewinn von 2012 auf 2013 drastisch gesunken: von 86,6 Millionen Euro auf 2,9 Millionen Euro. Neben Schwankungen im Goldpreis sind dies besondere Kosten, die in den Bemühungen des IOR im vergangenen Jahr anfielen.
„Wenn man eine Reform anfängt, dann kommt die auch mit Kosten. Das heißt, dass wir im vergangenen Jahr ein sehr ordentliches operatives Ergebnis hatten, so wie wir das auch in den Vorjahren hatten, von ungefähr 70 Millionen Euro. Wir hatten aber auch erhebliche Kosten. Das sind Kosten für die vielen Mitarbeiter, die wir eingestellt haben, und die Spezialisten, um den Reformprozess und die Prüfung der Konten durchzuführen. Das waren auch Kosten für die Bereinigung von Engagements der Vergangenheit, die nicht werthaltig waren.“
Das sind über acht Millionen für zusätzliche Mitarbeiter – mehr als 30 allein zur Überprüfung der Konten. Der Bericht weist auch weitere einzelne Summen aus. Trotzdem habe das IOR aus Eigenkapital und Reserven im vergangenen Jahr 54 Millionen Euro für den Haushalt des Heiligen Stuhles zur Verfügung stellen können.
Die vom IOR veröffentlichen Stellungnahme spricht auch von einer neuen Struktur und einer neuen Leitung, etwas, was der Vatikan in den kommenden Tagen in Angriff nehmen wird. Dabei handele es sich um genau das, was seit Beginn geplant gewesen sei: Informationen beschaffen, um dann die Entscheidungen zur Zukunft treffen zu können. Er selber habe bei dem Reformprozess im vergangenen Jahr noch einmal gelernt, wie wichtig Transparenz sei, resümiert Ernst von Freyberg seine persönlichen Eindrücke.
„Vieles von dem, was dem IOR als schlechter Ruf anhaftet, haftet ihm zu Unrecht an und hätte dadurch vermieden werden können, wenn man von vornherein die Fakten deutlich erläutert hätte. Das Wichtige ist die Transparenz. Das Zweite ist, dass hier über das vergangene Jahr eine großartige Gruppe zusammengearbeitet hat, von IOR-Mitarbeitern und den Externen, die dazu gekommen sind. Es ist beeindruckend zu sehen, wenn die Kirche ruft, wie viele Menschen guten Willens bereit sind, mitzumachen.“
Den Bericht des IOR zum Jahr 2014 finden Sie auf der Webseite des Instituts, www.ior.va (rv)
Finanzaufsicht Vatikan: Viel mehr verdächtige Geldbewegungen aufgedeckt
Im Vatikan sind 2013 erheblich mehr verdächtige Geldbewegungen gemeldet worden als im Vorjahr. Nach Angaben der vatikanischen Finanzaufsicht AIF wurden im zurückliegenden Jahr 202 Fälle registriert, wie aus ihrem zweiten Jahresbericht hervorgeht, der am Montag im Vatikan vorgestellt wurde; 2012 waren es lediglich sechs Fälle gewesen. Nach den Worten von AIF-Leiter Rene Brülhart bedeutet dies jedoch keineswegs, dass die Zahl der undurchsichtigen Geschäfte gestiegen sei. Die Hauptaufgabe der Finanzaufsicht sei weiterhin, Fälle von Geldwäsche aufzudecken und Geldflüsse auf mögliche Involvierung in Terror-Finanzierung zu überprüfen. Der 40-jährige Schweizer, der seit Ende 2012 das AIF leitet, sprach von einem „herausfordernden Jahr“ und betonte vor allem zwei große Erfolge der Finanzaufsicht: den Betritt seiner Behörde zu internationalen Kontrollorganen und immer mehr aufgedeckte Verdachtsfälle.
„Man sieht es an der erhöhten Anzahl von Verdachtsmeldungen, die kein Zeichen für mehr Verdachtsfälle sind, sondern mehr im Sinne einer Bewusstseinsbildung der involvierten Institutionen und Personen.“
Im Jahr 2013 waren es bereits 202 verdächtige Fälle die dem Institut gemeldet wurden, im Jahr 2012 waren es lediglich sechs. Wie diese Verdachtsfälle im Detail aussehen, könne man nicht detailliert erläutern. Durch Analysen von Geldflüsse und durch Hinweise kommt es zu solchen Überprüfungen. Er garantiere, dass auffällige Flüsse überprüft werden und im Fall der Fälle können auch Konten gesperrt oder blockiert werden. Die internationale Zusammenarbeit ist für den Ex-Leiter der Financial Intelligence Unit (FIU) von Liechtenstein das Herzstück seiner Arbeit. Der Vatikan sei wie eine „Insel“ und diese internationale Verbindung sei essentiell.
„Die internationale Verknüpfung, mit der Mitgliedschaft in der Egmont Gruppe, mit den Abschluss von zahlreichen Zusammenarbeitsvereinbarungen mit anderen Financial Intelligence Units und das man hier den Heiligen Stuhl als globale Institution verankern kann.“
Ein weiterer Erfolge des Jahres 2013 ist das Anti-Geldwäsche-Gesetz vom 8. Oktober, das erfolgreich angewandt wird und eben der Beitritt der Egmont Group, sagte Brülhart. Ein globales Netzwerk von Financial Intelligence Unit, ein Zusammenschluss von weltweiten Geldmeldestellen. Dort sind 139 Länder vertreten. Weitere Vereinbarungen über Zusammenarbeit mit anderen Geldwäsche-Meldestellen wurden mit den USA, Italien, Australien, Belgien, Monaco, Spanien, Niederlanden, Slowenien und Deutschland unterzeichnet.
Anfang 2014 hat die Finanzaufsicht die erste Inspektion der Vatikanbank durchgeführt um festzustellen, ob die beschlossenen Maßnahmen zur Bekämpfung der Geldwäsche und der Terrorismusfinanzierung umgesetzt wurden. Aus der Inspektion seien die wesentlichen Fortschritte hervorgegangen, die die Vatikanbank im letzten Jahr unternommen hat, aber es sei alles ein langer Prozess, betonte Brülhart.
Andere Fragen, die Journalisten dem vatikanischen Finanzfachmann bei der Pressekonferenz stellten, mochte Brülhart nicht beantworten, so etwa über die Höhe seines Gehaltes oder über Kardinal Tarcisio Bertone. Dazu könne er keine Angaben machen.
„Wir machen unsere Arbeit und wir machen unsere Arbeit im Stillen, und hoffentlich im Stillen gut. Wir sind nicht für das Spektakel zuständig und wir haben ein klares Ziel, und zwar den Heiligen Stuhl vor möglichem Missbrauch zu schützen.“
Brülhart leitete acht Jahre lang die Liechtensteinische Financial Intelligence Unit FIU, die Meldestelle zur Bekämpfung der Geldwäsche. Seit 2010 war er stellvertretender Vorsitzender der Egmont Group. Der Schweizer war involviert in die Aufdeckung des Siemens-Korruptionsskandals im Jahr 2006 und beschlagnahmte Teile des Vermögens von Iraks früherem Diktator Saddam Hussein. (rv)
Vatikan veröffentlicht Finanzbericht
Im vatikanischen Pressesaal wird am kommenden Montag der Jahresbericht der vatikanischen Finanzaufsichtsbehörde vorgestellt. Das geht aus einer Presseerklärung des Vatikans von diesem Dienstag hervor. wird dann berichten, wie der Heilige Stuhl seine Maßnahmen gegen Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung verbessert hat. Auch nach Gründung des neuen vatikanischen Wirtschaftssekretariates durch Papst Franziskus, das als zentrale Aufsichtsbehörde für alle wirtschaftlichen und finanziellen Belange des Heiligen Stuhles dient, setzt die „Autorità di Informazione Finanziaria“ (AIF) ihre Aufgaben fort. (rv
Kardinalsrat des IOR tagt
Drei Mal jährlich will sich künftig die Kardinalskommission zur Kontrolle des vatikanischen Finanzinstitutes IOR treffen. Das gab der Vatikan an diesem Montag bekannt. Die Kardinäle hatten sich am Morgen zu einer Sitzung getroffen und über das weitere Vorgehen gesprochen, dabei sei diese Absprache getroffen worden. Ausnahmen wolle man allerdings machen, wenn besondere Umstände einträten, so die Mitteilung.
Mitglieder sind neben dem vom Rat gewählten Vorsitzenden Kardinal Santos Abril y Castelló außerdem Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, Kardinal Christoph Schönborn, Kardinal Jean-Louis Tauran und der Bischof von Toronto, Kardinal Christopher Collins. Papst Franziskus hatte im Januar dieses Jahres die Ernennungen ausgesprochen. (rv)
Vatikansprecher Lombardi: Rolle des IOR weiter ungeklärt
Die Zukunft des vatikanischen Geldinstitutes IOR ist weiter ungewiss. Durch die Einrichtung eines neuen Wirtschaftssekretariats durch Franziskus am Montag ist die zukünftige Rolle des „Istituto per le Opere di Religione“ noch nicht geklärt worden. Das sagte Vatikansprecher Federico Lombardi am Montag im Interview mit Radio Vatikan.
„Das ,Istituto per le Opere di Religione‘ bleibt weiter ein Objekt der Analyse und der Reflektion, es wurde von dieser Reorganisation nicht berührt. Diese hat einen sehr viel weiteren Horizont – sie betrifft die wirtschaftlichen und administrativen Dimensionen des Heiligen Stuhles und des Vatikanstaates in ihrem Zusammenspiel. Das ist also ein sehr viel weiterer und komplexerer Rahmen, während das IOR eine einzelne Institution ist und eine spezifische Funktion hat – es ist ein kleiner Dübel in einer sehr viel breiteren Realität“.
Die von Franziskus am Montag mit einem Motu Proprio eingerichtete Aufsichtsbehörde beschreibt der Sprecher als „starke Institution“ mit zentralen Kompetenzen, die alle wirtschaftlichen Angelegenheiten des Heiligen Stuhles und des Vatikanstaates betreffen.
„Sie macht die Bilanzen, veröffentlicht sie und ist einem Rat für Wirtschaft aus 15 Mitgliedern verantwortlich (…), von denen acht Kleriker sind, Kardinäle oder Bischöfe, und sieben Laien, alles Finanz- und Wirtschaftsexperten. Der neue Rat für wirtschaftliche Angelegenheiten nimmt also den Platz des bisherigen Rates der 15 Kardinäle ein, der bislang die Finanzen des Heiligen Stuhles kontrollierte.“
Mit dem Motu Proprio habe der Papst die bisherige Rolle der vatikanischen Güterverwaltung (APSA) als Zentralbank des Vatikans „bestärkt“ und „präzisiert“, so Pater Lombardi. Auch die Finanzaufsichtsbehörde Aif werde ihre bisherige Rolle behalten, erklärte der Sprecher: Aufgrund ihrer Funktion im Kampf gegen Geldwäsche müsse sie eine Institution bleiben, „die völlig unabhängig von den anderen“ sein müsse, so Lombardi. Unabhängig sei im Übrigen auch der neue „Revisor“. Laut Motu Proprio soll er das Recht und die Aufgabe haben, jederzeit jede Institution des Heiligen Stuhles oder des Vatikanstaates zu kontrollieren. Lombardi:
„Natürlich ist der Revisor an sich unabhängig vom Wirtschaftssekretariat, weil er wirklich eine Aufgabe der Revision hat.“
Franziskus war mit der Schaffung eines neuen Sekretariates sowie eines Rates für Wirtschafts- und Verwaltungsangelegenheiten einer Empfehlung der Kardinalskommission zur Prüfung der wirtschaftlichen und administrativen Strukturen des Heiligen Stuhles gefolgt. Zum Präfekten des Wirtschaftssekretariats hat der Papst den australischen Kardinal George Pell ernannt. Der Rat soll aus 15 Mitgliedern bestehen, davon acht Kardinäle oder Bischöfe und sieben Laien-Experten unterschiedlicher Nationalität. Dass das vatikanische Finanz- und Wirtschaftsministerium den Titel Sekretariat erhält, rückt es sprachlich in die Nähe des vatikanischen Staatssekretariats, dem es einige Kompetenzen abnehmen wird. Franziskus` Entscheidung vom Montag ist die einschneidenste Kurienreform seit fast zwanzig Jahren. (rv)
Kardinalsberatungen gehen weiter
Die acht Kardinäle, die Franziskus bei der Kurienreform beraten, haben dem Papst an diesem Mittwoch Vorschläge zur Reorganisation wirtschaftlicher Angelegenheiten im Vatikan unterbreitet. Darüber informierte Vatikansprecher Federico Lombardi die versammelte Presse. Die Vorschläge seien vertraulich, sie dienten dem Papst als Entscheidungsgrundlage, so Lombardi. Seinen Angaben zufolge betreffen die Reformvorschläge der Kardinäle sowohl das vatikanische Geldinstitut IOR als auch die verschiedenen wirtschaftlich-administrativen Einheiten, die mit Geldflüssen zu tun haben, beispielsweise die Güterverwaltung des Heiligen Stuhles APSA. Die beiden zuständigen Kommissionen hatten dem Kardinalsrat in den vergangenen Tagen ihre Zwischenberichte vorgetragen. Der Kardinalsrat – auch „K8“ genannt – werde sich das nächste Mal von 28. bis 30. April in Rom treffen, danach wieder von 1. bis 4. Juli.
An diesem Mittwochnachmittag tagt hingegen im Apostolischen Palast der „Rat der 15“. Die beiden Kommissionen, die den „K8“-Kardinälen Bericht erstatteten, informierten in abgekürzter Form auch die 15 Kardinälen dieses Gremiums von ihren Erkenntnissen, sage Lombardi. Der „Rat der 15“ wird Montag und Dienstag kommender Woche seine Beratungen fortsetzen. (rv)
Kardinalsrat, Tag 2: Das IOR
Noch keine Entscheidung zum vatikanischen Geldinstitut IOR – das ist laut Vatikansprecher Federico Lombardi die Zwischenbilanz zu den Kardinalsberatungen von diesem Dienstag. Am zweiten Tag der dritten Beratungsrunde habe das Gremium an diesem Dienstagmorgen wie vorgesehen die Kommission angehört, die sich mit dem „Istituto per le Opere di Religione“ beschäftigt, gab Lombardi auf einer Pressekonferenz an. Vor allem sei es um den Auftrag und den Dienst gegangen, den das IOR für die Kirche leisten solle, so der Sprecher.
Seit Montag tagt zum dritten Mal der Kardinalsrat, eine Institution, die Papst Franziskus bereits im April, kurz nach seiner Wahl, gegründet hatte und die er im September per Dekret formalisierte. Das Gremium soll bei der Regierung der Weltkirche helfen und sich ganz besonders um die Revision der Arbeitsweise der vatikanischen Kurie kümmern, so lautet der Auftrag. (rv)
Vatikanbank will Kampf gegen Geldwäsche verstärken
Die „Vatikanbank“ IOR führt ihren Kampf gegen Geldwäsche fort und arbeitet weiter daran, ihre Geschäfte transparent zu machen. Das erklärte ihr Präsident, Ernst von Freyberg, am Mittwoch im Gespräch mit Radio Vatikan. Die entsprechenden Richtlinien seien grundlegend überarbeitet und aktualisiert worden; Ende 2013 habe das IOR das revidierte Regelwerk der vatikanischen Finanzaufsichtsbehörde (AIF) vorgelegt. Unser Redakteur Stefan v. Kempis sprach mit Ernst von Freyberg.
„Zwei Dinge haben wir letztes Jahr als besonders wichtig definiert. Das Erste ist Compliance, das Zweite ist Transparenz. Was haben wir nun gemacht auf dem Weg dorthin? Compliance bedeutet ja die Übereinstimmung mit Rechtsnormen; wir haben bei uns unsere Systeme grundlegend überholt, und wenn ich ,Systeme‘ sage, dann ist das ein System, das beim IOR anfängt, über die zuständigen Behörden des Vatikans bis hin zu den internationalen Behörden geht, mit denen der Vatikan zusammenarbeitet. Unser Teil ist, dass wir unser Anti-Geldwäsche-Handbuch neugeschrieben haben: Wir haben unsere Anti-Geldwäsche-Prozesse überarbeitet, wir haben unsere Mitarbeiter trainiert. Wir haben – und das ist die nächste Stufe des Systems – auf der Basis der vatikanischen Gesetze unsere Zusammenarbeit mit der zuständigen Behörde des Vatikans (AIF) sehr stark professionalisiert.
Was heißt das? Wann immer wir einen verdächtigen Fall sehen, wird er nun in einem bestimmten Schema bei uns aufgearbeitet und weitergereicht. Die AIF wiederum hat mit einer Reihe internationaler Behörden, zum Beispiel in den USA und in Italien, Abkommen geschlossen, unter denen Informationen über verdächtige Fälle ausgetauscht werden.
Das ist der Teil ,System‘; ein zweiter wichtiger Teil dabei sind ,Kunden‘. Wir haben im vergangenen Jahr begonnen, alle unsere Kunden systematisch daraufhin zu durchleuchten, ob es welche gibt, die nicht die Voraussetzungen erfüllen, die wir wollen. Wir haben auch begonnen, alle Daten zu erfassen, die man über seinen Kunden wissen soll – und die zum Teil bei uns nicht vorhanden waren. In einem zweiten Schritt haben wir Transaktionen unserer Kunden daraufhin durchleuchtet, ob es Auffälligkeiten gibt, und das sehr umfangreich.“
„IOR soll ein Leuchtturm sein“
Die Durchleuchtung dieser Konten ist noch nicht ganz abgeschlossen, nicht wahr?
„Wir haben zum Jahresende 2013 ca. 10.000 von 18.000 Konten überprüft. Das ist ein Moment, auch all den Kunden zu danken, für die das auch mühsam war, denn wir sind mit vielen und aus der Sicht eines Kunden auch bürokratischen Anforderungen gekommen, und es war hervorragend, wie unsere Kunden dort mit uns zusammengearbeitet haben! Bis zur Mitte dieses Jahres werden wir mit der Durchleuchtung aller Kundenkonten abgeschlossen haben.“
Gab es auch Unzufriedenheit mit dieser Durchleuchtung? Bei einer deutschen Bank würde sich mancher Kunde bedanken, wenn die Bank ihm hinterhertelefonieren würde: Warum haben Sie gestern 2.000 Euro abgehoben, woher kommt das Geld, wozu dient es…
„Das ist natürlich aus der Sicht des Kunden bürokratisch und erfordert zusätzlichen Aufwand; das ist besonders schwer für unsere Kunden zu verstehen, die ja überwiegend Orden sind und katholische Einrichtungen, die jetzt sowieso ihre ganze Zeit damit verbringen, Gutes zu tun in der Welt und denen es nicht unmittelbar verständlich ist, warum gerade sie jetzt von uns so genau durchleuchtet werden. Viele unserer Kunden haben aber exakt gleiche Erfahrungen mit ihren Banken in Italien oder in anderen Ländern; das, was wir machen, ist ja ein Prozess, der in anderen Ländern früher eingesetzt hat, so dass uns auch eine ganze Reihe von Kunden sagen: Es ist völlig normal, was ihr macht, und wir sind froh, dass ihr es macht – denn zum Schluss wollen wir ja, dass das IOR ein Leuchtturm ist. Und dass, wer bei uns seine Konten hat, als jemand gesehen wird, der sie in einer besonders sicheren und korrekt geführten Institution hat.“
Gibt es Kunden, die aufgegeben und ihre Gelder abgezogen haben – aus Ärger über die Bürokratie, oder angesichts der vielen Skandale und Affären rund um die Vatikanbank in den letzten Jahrzehnten?
„Das ist nicht in nennenswertem Umfang passiert. Für unsere Kunden sind wir vor allen Dingen ein Dienstleister, der über Jahrzehnte sehr genau die Realität unserer Kunden kennt und bedient. Unsere Kunden sind ja in erster Linie Orden, und die sind dankbar für einen Dienstleister, der weiß, wie ein Orden funktioniert, und ihn deswegen besonders gut unterstützen kann.“
Fall Scarano: „Wir blockieren nicht“
Sie haben letztes Jahr gesagt, Sie wollen in die Hände des Papstes mehrere Optionen für die Zukunft des IOR legen. An welchem Punkt sind Sie jetzt – dass Sie sagen können: Alle diese Optionen sind tatsächlich umsetzbar? Wie weit ist das IOR, damit der Papst wirklich eine Wahl hat?
„Von seiner Seite aus hat das IOR alles getan, um es heute dem Papst zu ermöglichen, seine Entscheidung zu treffen.“
In den italienischen Zeitungen und auch im SPIEGEL schlägt im Moment der Fall Nunzio Scarano hohe Wellen. Nun war dieser Monsignore vatikanischer Rechnungsprüfer in der APSA, also nicht in der Vatikanbank, aber nach italienischen Agenturmeldungen gibt es doch Auswirkungen und Wellengekräusel bis in den IOR-Turm hinein. Letzten Sommer haben Sie dazu einen Bericht erstellt, ist jetzt noch Weiteres im Kommen oder zu befürchten? Etwa Hausdurchsuchungen durch die italienische „Guardia di Finanza“ oder Ähnliches?
„Ich kann natürlich nicht zu einem individuellen Fall Stellung nehmen. Es hat mich aber sehr gefreut, gestern von der Staatsanwaltschaft von Salerno in einem Interview zu lesen, wie hochzufrieden sie mit der Zusammenarbeit mit dem Vatikan sei, bei der Aufarbeitung eines solchen Falles. Das ist ganz anders als in der Vergangenheit: Wir werden nicht gesehen als jemand, der blockiert, wir werden als jemand gesehen, der genauso wie die italienischen Behörden dem Recht Geltung verschaffen will.
Was natürlich nicht stimmt: dass italienische Behörden im Vatikan Ermittlungsarbeit durchführen. Der Vatikan ist ein souveräner Staat; dafür gibt es bei uns unsere eigenen Behörden, die mit den italienischen Behörden zusammenarbeiten.“
Ist die Transparenz-Anstrengung des IOR eigentlich etwas Ungewöhnliches, oder machen das andere Banken – sagen wir mal, in Deutschland – auch?
„Wenn Sie fünfzehn Jahre zurückgehen, hielt es das IOR mit der Transparenz wahrscheinlich nicht anders als viele Banken in der Welt. Die Anforderungen an Transparenz haben sich über fünfzehn Jahre dramatisch geändert. Das, was wir heute machen, haben andere Banken vor zehn, fünfzehn Jahren schon vor uns gemacht. Besonders wichtig war für uns, zum ersten Mal in der Geschichte des IOR einen Jahresbericht zu publizieren und eine Internetseite zu schaffen. Wir haben das gemacht, weil wir Transparenz herstellen wollen für unsere eigenen Kunden, für die Kirche – von der wir ein Teil sind -, für unsere Korrespondenzbanken und für die Öffentlichkeit im weiten Sinne.“
„Wir sind transparenter als viele Banken“
In Ihrer Pressemeldung erwähnen Sie ein Handbuch, das im Rahmen Ihrer Anti-Geldwäsche-Maßnahmen erstellt wurde. Was steht darin? Es wird ja nicht veröffentlicht.
„In dem Handbuch haben wir detaillierte Prozesse, wie wir Geldwäsche identifizieren. Deswegen veröffentlichen wir es auch nicht! Wir wollen ja nicht Leuten, die das einmal versuchen würden, das Handbuch auf den Tisch legen, welche Maßnahmen wir ergriffen haben. Es geht aber immer wieder um Prozesse, Kontrolle – wenn man so will, Gürtel und Hosenträger –, um Geldwäsche bei uns zu verhindern.“
Während des Vorkonklave vor einem Jahr war auch immer wieder das IOR ein Thema. Ein Kardinal aus Nigeria soll gesagt haben: Der heilige Petrus hatte doch auch keine Bank. Sogar Papst Franziskus hat einmal etwas Ähnliches formuliert. Was sagen Sie dazu?
„Der heilige Petrus hat schon sehr früh getrennt zwischen Diakonie und Evangelisierung – und hat die Diakonie Spezialisten übertragen. Die haben dafür auch Geld eingesammelt. Die Kirche hat große Werke; alle diese Werke werden mit Geld versorgt, alle diese Werke brauchen eine Bank, um sie zu unterstützen.“
Wie weit ist das IOR nun mit Compliance und Transparenz?
„Als wir letztes Jahr damit angefangen haben, sagten viele: Das ist unmöglich! Nichts könnte falscher sein, und das ist Teil der Mythen der Vergangenheit. Es ist eine Frage der systematischen Arbeit, der Ressourcen, die man da hineinsteckt – und wir sind heute sehr weit. Wir haben unseren Jahresbericht ins Internet gestellt, wir sind so transparent wie jede, ja vielleicht sogar transparenter als viele Banken! Wir haben unsere Konten in einem Maße durchleuchtet, wie das nicht überall der Fall ist. Das heißt: Wir sind heute viel weiter, als die meisten im letzten Jahr geglaubt haben, dass wir sein würden. Es bleibt noch viel zu tun.“ (rv)