Niederlande: Kardinal Eijk kritisiert offen den Papst

In einem Interview, anlässlich seines zehnjährigen Jubiläums als Erzbischof von Utrecht mit der Zeitung „Trouw“, hat der niederländische Kardinal Willem Jacobus Eijk Papst Franziskus offen kritisiert.

„Der Papst darf den geschiedenen Katholiken, die wiederverheiratet sind, die Kommunion nicht zu leicht machen“.

Ferner hat Eijk Zweifel, dass sich der Papst nicht deutlich genug geäußert hat.

„Die Leute sind verwirrt und das ist nicht gut. In der Frage der sogenannten „wiederverheirateten Geschiedenen“ gibt es derzeit weltweit heftige Diskussionen innerhalb der katholischen Kirche“.

Laut Kardinal Eijk lässt Franziskus das Problem ungelöst liegen und fordert von ihm:

„Nimm diesen Zweifel weg. Zum Beispiel in Form eines weiteren Dokuments“.

Der Kardinal fordert eine strenge Linie, um Klarheit in dieser Frage zu schaffen. Die Erzdiözese Utrecht hält an dem Grundsatz fest „die Ehe ist unauflösbar“.

„Wenn eine Ehe von einem kirchlichen Gericht für ungültig erklärt wurde, wurde offiziell bestätigt, dass sie nie geschlossen war. Nur dann wirst du frei sein zu heiraten und die Beichte und Kommunion zu empfangen“.

Häresie

Das Dokument „Amoris laetitia“ ist das Ergebnis der Bischofssynoden 2014 und 2015 in Rom. Dieses Dokument hat nach Kardinal Eijk unterschiedliche Interpretationen zugelassen und führte zu einer Spaltung der Kirche.

„Die Bischöfe widersprechen sich. Offene Briefe werden an den Papst geschrieben, und orthodoxe Katholiken denken sogar, dass Franziskus Häresien verbreitet“.

Eijk betrachte die Diskussion mit Unmut und sagt:

„Die eine Bischofskonferenz Regel es so und die Andere anders. Aber was hier richtig ist, kann wo anders nicht falsch sein“.

Obgleich Kardinal Eijk mit Äußerungen in den Medien sehr zurückhaltend ist, stellt er sich mit diesem Interview klar auf die Seite der Dubia-Kardinäle und argumentiert ähnlich den kasachischen Bischöfen mit ihrem öffentlichen Glaubensbekenntnis. Der Bruch, der durch die katholische Kirche geht, wird bei Gläubigen und Episkopalen der Weltkirche immer deutlicher. Die Zeit ist reif, dass der Papst endlich zu „Amoris laetitia“ und den Vorwürfen der Häresie handelt. (vh)

Papst: „Kirche muss überall präsent sein

Die Kirche muss „überall dort präsent sein, wo die Menschen leben: in ihren Städten, ihren Häusern, an ihren Arbeitsplätzen“.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt.

Auf immer neue Weise soll sie versuchen, „Gottes Segen an seine ganze Schöpfung zu übermitteln“. Das schreibt Papst Franziskus in einem Brief an das Päpstliche Theologische Institut für Ehe und Familie.

Das Institut, das an der Päpstlichen Lateranunversität angesiedelt ist und von Franziskus vor kurzem neu eingerichtet wurde, hat einen neuen Lehrstuhl geschaffen. Er ist nach der Konzilserklärung Gaudium et Spes benannt, dem herausragenden Text zum Thema Kirche in der Welt von heute. Das gibt dem Papst die Gelegenheit, Gaudium et Spes ausführlich zu würdigen. Sein „wertvolles Erbe“ bestehe in einem „missionarischen Impuls“, der auch nach Jahrzehnten noch spürbar sei. Auch mit seiner Aufmerksamkeit für das „Evangelium der Familie“ bleibe Gaudium et Spes bahnbrechend.

“ Räume zu Begegnung und Dialog schaffen ”

Während des synodalen Wegs, der 2016 zu Franziskus Schreiben „Amoris Laetitia“ über eine Neuausrichtung der Ehe- und Familienpastoral führte, hat das Institut kaum eine Rolle gespielt. Manche sahen es als Gralshüter der Lehren Johannes Pauls II., der es einst gegründet hat, und beschrieben es als eine Art Gegenspieler zu der von Franziskus gewollten Neujustierung.

Franziskus erinnert in seinem Brief kurz an den synodalen Weg und an „Amoris Laetitia“, hält sich dabei aber nicht lange auf. Er sei „zuversichtlich“, dass das Institut „angesichts der neuen pastoralen Herausforderungen, auf die die christliche Gemeinschaft antworten muss, in vorderster Linie stehen“ werde.

Dem Bund zwischen Mann und Frau kommt in der Darstellung des Papstes weiterhin „eine außerordentliche anthropologische und soziale Relevanz“ zu. Besonders wichtig sei es, dass die Kirche „Räume zu Begegnung und Dialog“ schaffe, um ihre Lehre zu Ehe und Familie in der heutigen Lebenswirklichkeit der Menschen wirklich präsent zu machen. (vatican news)

Bischof Schneider erläutert Bekenntnis zum Ehesakrament

ASTANA – Ein Bekenntnis zur Wahrheit über die sakramentale Ehe muss aus Treue zu den Worten Christi erfolgen – so Bischof Athanasius Schneider gegenüber CNA.

Bischof Schneider, Weihbischof im Erzbistum der Allerheiligsten Jungfrau zu Astana, ist einer der Verfasser des „Bekenntnisses zu den unveränderlichen Wahrheiten des Ehesakraments“, welches von drei kasachischen Bischöfen am 31. Dezember 2017 veröffentlicht wurde.

Die Bischöfe erklären darin, dass Katholiken, die sich staatlich scheiden lassen und wieder zivil heiraten, auch weiterhin im Einklang mit der beständigen Lehre Jesu und seiner Kirche leben müssen, und nur dann auch etwa die Absolution in der Beichte und die heilige Kommunion in der Eucharistiefeier empfangen können.

Die drei Bischöfe – Bischof Schneider, zusammen mit Erzbischof Tomash Peta von Astana und Erzbischof Jan Pawel Lenga, emeritierter Bischof von Karaganda – schrieben:

„Eine Verletzung der Heiligkeit des Ehebandes zu billigen oder legitimieren (…) stellt einen schweren Widerspruch gegen den ausdrücklichen Willen Gottes und Seiner Gebote dar“.

Sexuelle Handlungen zwischen zwei nicht verheirateten Menschen „sind immer gegen den Willen Gottes und stellen einen schweren Verstoß dar“, so die Unterzeichner weiter; unter keinen Umständen, auch in Fällen verminderter Schuld, stellten diese „eine positive sittliche Realität“ dar.

Seit der Veröffentlichung des Offenen Briefes haben weitere Bischöfe ihre Namen als Unterzeichner hinzugefügt.

Erzbischof Luigi Negri, emeritierter Erzbischof von Ferrara-Comacchio, sprach mit „La Nuova Bussola Quotidiana“ über seine Entscheidung, das Bekenntnis zu unterzeichnen, und Kardinal Janis Pujats, emeritierter Erzbischof von Riga, wurde ebenfalls als Unterzeichner bestätigt.

Auch Erzbischof Carlo Maria Viganò, emeritierter Apostolischer Nuntius in den USA, und Bischof Andreas Laun, Weihbischof von Salzburg, haben Berichten zufolge den kasachischen Bischofsberuf unterschrieben. Bischof Laun gehörte zu den ersten, die eine Treueerklärung an die unveränderliche Lehre der Kirche und an die ununterbrochene Ehedisziplin unterzeichneten.

Kardinal Pietro Parolin, Staatssekretär des Vatikans, sagte am 10. Januar gegenüber „Vatican News“ [ehemals Radio Vatikan], dass Amoris Laetitia das Ergebnis eines „neuen Paradigmas“ sei, das Papst Franziskus „mit Weisheit, Umsicht und Geduld“ propagiere apostolische Ermahnung „sind wegen dieser Änderung der Haltung, die der Papst von uns verlangt“, sowie „einige Aspekte des Inhalts.“

Zu diesen und weiteren Fragen äußerte sich kürzlich Bischof Schneider gegenüber CNA in der folgenden schriftlichen Korrespondenz:

CNA: Exzellenz, was war der Anlass für das Bekenntnis von Ihnen, Erzbischof Peta und Erzbischof Lenga? Wie kam es dazu?

BISCHOF SCHNEIDER: Schon seit einigen Jahren herrscht in der Kirche die offensichtliche und unbestreitbare Situation einer weitverbreiteten Verwirrung über die Sakramenten-Disziplin bei Katholiken, die als „geschieden und wiederverheiratet“ bezeichnet werden.

Die relevanten pastoralen Leitlinien mehrerer Diözesen sowie regionaler und nationaler Bischofskonferenzen hierzu erlauben Katholiken letzten Endes, die heilige Kommunion zu empfangen, obwohl sie nicht die Absicht haben, sexuelle Beziehungen zu einer Person zu beenden, die nicht ihr legitimer Ehepartner. Solche Leitlinien widersprechen in der Praxis der göttlichen Offenbarung und der unfehlbaren, universalen und allgemeinen Glaubenslehre über die absolute Unauflöslichkeit einer gültigenund vollzogenen Ehe.

Kürzlich wurde sogar in den Acta Apostolicae Sedis, dem offiziellen Amtsblatt des Heiligen Stuhls, die Zustimmung veröffentlicht, die Papst Franziskus den pastoralen Leitlinien der Bischöfe der Region Buenos Aires gab, welche letzten Endes, wenn auch in Einzelfällen und nach einem sogenannten Unterscheiungsprozess, eine neue sakramentale Praxis vorsehen.

Eine solche Praxis widerspricht jedoch der göttlichen Offenbarung, die immer und unter allen Umständen sexuelle Handlungen außerhalb einer gültigen Ehe verbietet. Jeder, der noch an die göttlichen Worte Christi glaubt und sie ernst nimmt, muss anerkennen, wie schädlich solche Leitlinien für den Glauben sind, und für das unmissverständliche Zeugnis der Kirche gegen die „Scheidungs-Epidemie“ und gegen die „Hartherzigkeit“ der Menschen gegen das Gebot Gottes, der unmissverständlich fordert: „Du sollst nicht die Ehe brechen.“

Angesichts einer solchen Situation weiterhin zu schweigen oder so zu tun, als bestünde keine Gefahr, würde bedeuten, die Realität zu verleugnen oder nicht mehr selber zu denken.

CNA: In welchem Verhältnis steht Ihr Bekennntnis zu dem Gebets-Aufruf, den Sie vor fast einem Jahr, am 18. Januar 2017, veröffentlichten? Ist es richtig, diese beiden Dokumente jeweils im Licht des anderen zu lesen?

Bischof Schneider: Der Aufruf zum Gebet vor einem Jahr hatte das Ziel, Papst Franziskus um die notwendigen Gaben Gottes zu bitten, damit er die unveränderbare Lehre von der Unauflöslichkeit der Ehe auf unmissverständliche Weise bestätigen kann, wie auch der relevanten sakramentalen Praxis.

Da der Papst dies noch nicht getan hat, und sogar den oben erwähnten pastoralen Leitlinien der Bischöfe der Region Buenos Aires zugestimmt hat, war es notwendig, ein öffentliches Bekenntnis zur unveränderlichen Lehre und Praxis der Kirche abzugeben.

Eines ist jedoch sicher: Kein aufrichtiges Gebet wird umsonst sein. Wenn eine große Zahl von Gläubigen, besonders Kinder und Kranke, inbrünstig beten, wird der Zeitpunkt kommen, an dem der Apostolische Stuhl wieder – wie vom unfehlbaren ordentlichen und universalen Lehramt überliefert – die unveränderliche Lehre und die sakramentale Praxis klar bestätigt in Bezug auf Menschen, die in nichtehelichen sexuellen Beziehungen, mit anderen Worten im Ehebruch, leben. Wir müssen an diese Worte unseres Herrn glauben: „Sollte Gott seinen Auserwählten, die Tag und Nacht zu ihm schreien, nicht zu ihrem Recht verhelfen, sondern bei ihnen zögern?“ (Lk 18,7).

Es gibt drei weitere Bischöfe in Kasachstan sowie einen apostolischen Administrator, die weder den Beruf noch den Appell an das Gebet unterzeichnet haben. Wurden sie dazu eingeladen? Haben sie auf ein anderes Verständnis von Amoris laetitia hingewiesen?

Die Bischöfe und Ordinarien von Kasachstan haben im Wesentlichen kein anderes Verständnis von Amoris Laetitia. Was die Art und Weise betrifft, die eigenen Überzeugungen öffentlich kundzutun, respektieren wir gegenseitig die Freiheit eines jeden gemäß der Entscheidung seines eigenen Gewissens.

Übersetzt und für CNA Deutsch überarbeitet von AC Wimmer. (CNA Deutsch)

Amoris laetitia: Weihbischof Laun unterschreibt kasachisches Glaubensbekenntnis

Mathias von Gersdorff (Screenshot am 07. Januar)

Nach Kardinal Pujats hat nun auch der erste deutschsprachige Bischof das Glaubensbekenntnis aus Kasachstan unterzeichnet. Laut Mathias von Gersdorff hat Weihbischof Andreas Laun aus Salzburg, wie die vorherigen Unterzeichner, die unveränderliche Wahrheit der sakramentalen Ehe unterschrieben. Von Gersdorff berichtet ferner:

„Es wäre zu begrüßen, wenn weitere Bischöfe aus dem deutschsprachigen Raum neben Weihbischof Andreas Laun das Bekenntnis unterschreiben. Insbesondere in Deutschland macht sich nämlich in grausamer Weise die Relativierung und Ignoranz der katholischen Lehre über die Ehe und die Familie im Kirchenvolk (und in teilen des Klerus) bemerkbar. Folge davon ist nicht nur eine immer größere Missachtung der Sexuallehre der Kirche und eine hohe Zahl von Ehescheidungen sondern auch eine steigende Zahl von Sakrilegien durch unwürdigen Empfang der heiligen Kommunion“.

Somit haben nun sieben hochrangige Kirchenmänner das kasachische Glaubensbekenntnis unterzeichnet. (vh)

Kardinal Kasper erwartet Ende der Kontroverse um Amoris Laetitia

VATIKANSTADT – Ist die Kontroverse um Amoris Laetitia und die widersprüchlichen Interpretationen des Lehrschreibens nun geklärt und beendet? Diese Erwartung äußert Kardinal Walter Kasper in einem Gastkommentar für die deutschsprachige Sektion von Radio Vatikan.

Durch die Veröffentlichung des Briefes von Papst Franziskus an die Bischöfe von Buenos Aires im Amtsblatt des Vatikans sei „die leidige Auseinandersetzung“ nun „hoffentlich beendet“, schreibt darin der emeritierte Kurienkardinal.

Die „große Mehrheit des Volkes Gottes hat dieses Schreiben schon bisher mit Freude dankbar aufgenommen und darf sich jetzt bestätigt fühlen“, schreibt Kardinal Kasper.

Die mit dem – auf den 5. September 2016 datierten – Papstbrief verknüpfte Interpretation einer Zulassung von wiederverheiratet Geschiedenen zu den Sakramenten in Einzelfällen sei in der Lehre der Tradition begründet, so Kasper weiter.

„Der Kardinalfehler der teilweise heftigen Kritik war, dass sie sich an einer einzigen Anmerkung festgebissen und diese aus dem Gesamtzusammenhang herausgerissen hat.“

Den „Kritikern von Amoris Laetitia“ wirft Kardinal Kasper einen „einseitigen moralischen Objektivismus“ vor, der „die Bedeutung des persönlichen Gewissens beim sittlichen Akt“ unterbewerte.

Damit sei nicht geleugnet, dass das Gewissen auf die objektiven Gebote Gottes achten müsse, so Kasper. „Aber allgemeingültige objektive Gebote (…) können nicht mechanisch oder rein logisch deduktiv auf konkrete, oft komplexe und perplexe, Situationen angewandt werden“.

Ohne im Detail auf die Fragen der Dubia einzugehen, betont Kardinal Kasper, es sei vielmehr zu fragen, „welches in der konkreten Situation die rechte und billige Anwendung des Gebots“ sei.

„Das hat nichts mit einer Situationsethik zu tun, welche keine allgemeingültigen Gebote kennt, es geht auch nicht um Ausnahmen vom Gebot, sondern um die Frage der als Situationsgewissen verstandenen Kardinaltugend der Klugheit“.

Ein solche „Anwendung eines Gesetzes“ kenne der weltliche Rechtsbereich in der Unterscheidung von Mord und Totschlag im Fall einer Tötung eines Menschen, argumentiert Kardinal Kasper weiter.

Zudem stehe Papst Franziskus damit „klar auf dem Boden des II. Vatikanischen Konzils, das gelehrt hat, dass das Gewissen die verborgenste Mitte und das Heiligtum im Menschen ist, wo er allein ist mit Gott, dessen Stimme in diesem seinem Innersten zu hören ist (Pastoralkonstitution Gaudium et spes, 16)“. (CNA Deutsch)

D: Kirchenrechtler fordert Papstkritiker zu Gehorsam auf

Radio Vatikan (Screenshot vom 07. November)

Der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller fordert Kritiker von Papst Franziskus zum Gehorsam auf. Nachdem der Papst mit lehramtlicher Autorität festgelegt hat, wie Seelsorger mit wiederverheirateten Geschiedenen umgehen sollen, sei mittlerweile „völlig klar, was der Papst meint“. Das sagte Schüller dem Online-Portal „Kirche und Leben“.

„Die Kardinäle und Bischöfe müssen nun endgültig diese Sicht der Dinge annehmen und sie gegenüber ihren Gläubigen so vermitteln. Jetzt ist endgültig geklärt, was 99 Prozent der Katholiken ja ohnehin schon verstanden haben.“

Schüller bezog sich darauf, dass das Amtsblatt des Vatikans für 2016 Dokumente veröffentlicht hat, die sich auf den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen beziehen. Der Streit um eine entsprechende Fußnote im Papstschreiben Amoris Laetitia hatte zu einem Dubia-Brief von Kardinälen geführt (dubia, lat.: Zweifel).

Dann hat man gegenüber Dritten zu schweigen

„Die »Acta Apostolicae Sedis« sind das offizielle Publikationsorgan des Heiligen Stuhls, in dem kirchenamtlich veröffentlicht wird, was verbindlich für die Kirche lehramtlich und kirchenrechtlich festgelegt ist“, so Schüller. Franziskus habe sich damit „mit lehramtlicher Verbindlichkeit“ geäußert. „Damit ist klar: Dies hat jeder katholische Gläubige mit religiösem Verstandes- und Willensgehorsam (c. 752 CIC) anzunehmen.“

Das gilt, wie der Kirchenrechtler betont, auch für Kardinäle. Zwar sei es in der Kirchengeschichte immer wieder mal vorgekommen, dass Kardinäle mit der Entscheidung eines Papstes „nicht zurecht“ kämen. Doch „dann hat man gegenüber Dritten im Gehorsam gegenüber dem Papst zu schweigen und keine Gegenpolitik zu leisten – und Bischöfe und Kardinäle schon mal gar nicht“.

Kardinäle hätten sich „zu besonderer Treue gegenüber dem Papst verpflichtet“, mahnt Schüller. „Sie haben dann schlichtweg zu schweigen und dem Papst bedingungslos zu gehorchen und jedwede öffentliche Äußerungen zu unterlassen, die den Eindruck erwecken könnten, dass sie eine andere Sicht der Dinge haben.“ (rv)

Analyse: Der argentinische Papstbrief über Amoris ist im Amtsblatt erschienen. Und jetzt?

VATIKANSTADT – Trotz der kürzlichen Aufnahme des Briefes von Papst Franziskus im Jahr 2016 an die Bischöfe von Buenos Aires auf Amoris Laetitia im offiziellen Amtsblatt des Heiligen Stuhls haben sich weder die Disziplin der Kirche noch ihre Doktrin geändert.

Der Schritt ist der jüngste in der andauernden Debatte über die Zulassung staatlich geschiedener und wiederverheirateter Katholiken zur Kommunion, die nicht enthaltsam leben. Einer solchen widerspricht das Zweite Vatikanische Konzil (vgl. Prof. Nicholas J. Healy [in engl. Originalfassung hier zu lesen]), der heilige Papst Johannes Paul II. sowie auch Papst Benedikt XVI. – ebenso wie die Kongregation für die Glaubenslehre und zudem der Päpstliche Rat für Gesetzestexte deutlich und entschieden.

Papst Franziskus hat die Debatte darüber neu eröffnet. Seine Organisation und Umsetzung zweier Synoden und die damit verknüpfte Veröffentlichung des nachsynodalen Schreibens über „Die Freude der Liebe“, Amoris Laetitia, stieß auf eine vielfältige Rezeption, unterschiedliche Interpretationen und aktuell widersprüchliche Umsetzungen innerhalb der Kirche.

Das achte Kapitel mit dem Titel „Die Zerbrechlichkeit begleiten, unterscheiden und eingliedern“ befasst sich unter anderem mit der Seelsorge für Menschen, die staatlich wiederverheiratet sind, und die nicht zur Kommunion zugelassen werden, sofern sie sich nicht dazu verpflichtet haben, enthaltsam zu leben.

Für viele Kirchenführer und Theologen hat die mehrdeutige Sprache in diesem Kapitel zu Unsicherheiten in Bezug auf diese Praxis und auf das Wesen wie den Status des Schreibens selbst geführt. Einige haben behauptet, dass Amoris Laetitia mit der Lehre der Kirche unvereinbar ist, und andere, dass es die Disziplin der Kirche nicht geändert hat. Wieder andere lesen Amoris Laetitia als den Weg zu einer neuen pastoralen Praxis oder sogar als eine Entwicklung in Kontinuität mit St. Johannes Paul II.

Mehrere Kirchenführer haben festgestellt, dass Amoris Laetitia zur Desorientierung und großen Verwirrung vieler Gläubiger geführt hat, und mindestens ein angesehener Theologe hat argumentiert, dass das Pontifikat von Franziskus Verwirrung gestiftet hat und die Bedeutung der Lehre im Leben verringert, sowie dazu geführt hat, dass gläubige Katholiken Vertrauen in das Papstamt verlieren.

Papst Franziskus hat zu verstehen gegeben, dass er diejenigen ermutigt, die Amoris Laetitia dahingehend interpretieren, dass es eine neue pastorale Praxis ermöglicht – so zumindest der Anschein seines Briefs an die Bischöfe der Region Buenos Aires, der Gegenstand des jüngsten Aufruhrs der andauernden Kontroverse ist. (Das Original in spanischer Sprache hat der Vatikan hier publiziert).

Sein Brief bestätigt die Interpretation von Amoris Laetitia und pastorale Umsetzung durch diese Bischöfe, was den Umgang mit staatlich geschiedenen und wiederverheirateten Menschen betrifft: Die Bischöfe schreiben darin, dass der Dienst an den Geschiedenen und Wiederverheirateten niemals Verwirrung über die Lehre der Kirche und die Unauflöslichkeit der Ehe schaffen darf, aber auch den Zugang zu den Sakramenten unter bestimmten Grenzen ermöglichen könnte. Dies kann spezifische Situationen beinhalten, in denen ein Büßer in einer „irregulären Situation“ unter verminderter Schuld steht, da das Verlassen einer neuen Beziehung deren Kinder möglicherweise Schaden zufügen könnte, obwohl die vorgesehenen Umstände nicht genau abgegrenzt sind, was einigen Theologen zufolge zur Verwirrung beigetragen hat.

Der Brief des Papstes am 5. September 2016 an Bischof Sergio Alfredo Fenoy von San Miguel besagt:

„Der Text ist sehr gut und macht die Bedeutung des achten Kapitels von ‚Amoris Laetitia‘ vollständig deutlich. Es gibt keine anderen Interpretationen. Und ich bin mir sicher, dass es viel Gutes bringen wird. Möge der Herr Dich für dieses Bemühen um pastorale Nächstenliebe belohnen. „

Am vergangenen Wochenende wurde nun berichtet, dass der Brief von Papst Franziskus sowie die pastorale Antwort der Bischöfe von Buenos Aires in der Ausgabe der „Acta Apostolicae Sedis“ (AAS) vom Oktober 2016 erschienen sind, dem Amtsblatt des Vatikans, in dem offizielle Dokumente des Papstes und der Römischen Kurie nicht nur erscheinen, sondern auch dadurch offiziell bestätigt werden.

Dr. Edward Peters, Professor für Kirchenrecht am Seminar vom Heiligen Herzen in Detroit, schrieb am 4. Dezember, dass das Dokument in Buenos Aires Behauptungen enthält, die „sich auf einer Skala bewegen von offensichtlich wahr, über wahr-aber-seltsam-oder-unvollständig abgefasst, bis hin zu einigen, die – obwohl sie in einem orthodoxen Sinn verstanden werden können – auf eine Weise formuliert sind, die sich heterodoxen Auslegungen anempfiehlt.“

Professor Peters stellte weiter fest, dass das, was die Zulassung der geschiedenen und wiederverheirateten Christen zur eucharistischen Gemeinschaft verhindert, Canon 915 des Kirchenrechts ist, sowie „die universelle, einmütige Auslegung, die dieser Gesetzestext, wie er im göttlichen Gesetz verankert ist, immer empfangen hat“. Der Abschnitt 915 stellt fest: „Zur heiligen Kommunion dürfen nicht zugelassen werden, (…) die hartnäckig in einer offenkundigen schweren Sünde verharren“.

In einem Text vom August 2017, in dem Professor Peters bereits die Veröffentlichung des Briefes von Buenos Aires in den AAS oder dessen Empfehlung durch den Papst voraussah, schrieb er, dass „viele, nein, die meisten päpstlichen Dokumente in den Acta keine kanonische oder disziplinarische Gewalt tragen“.

Er schrieb weiter: „Wenn Canon 915 nicht direkt widerrufen, entkernt oder sterilisiert wird, verpflichtet er alle Seelsorger, die dem erhabensten Sakrament dienen, dieses unter anderem von geschiedenen und wiederverheirateten Katholiken fernzuhalten, außer wenn solche Paare als Bruder und Schwester leben ohne Skandal für die Gemeinschaft. „

„Nichts, was ich bis jetzt gesehen habe, einschließlich des Erscheinens der Briefe des Papstes und der argentinischen Bischöfe in den Acta Apostolicae Sedis, lässt mich glauben, dass Canon 915 ein solches Schicksal erlitten hat.“

Der Kirchenrechtler fügte hinzu: „Weder der Brief des Papstes an die Argentinier, noch das Dokument der argentinischen Bischöfe, nicht einmal Amoris Laetitia, erwähnen Canon 915, ganz zu schweigen davon, dass diese Dokumente die Norm aus dem Codex des Kirchenrechts abrogieren, aufheben oder glaubwürdig herausinterpretieren würden.“

Während der Brief des Papstes und die pastorale Antwort der Bischöfe von Buenos Aires mehrdeutige „disziplinarische Behauptungen“ enthalten, reichen die nicht aus, um „Canon 915 zu widerrufen, abzuändern oder anderweitig zu umgehen“, schrieb Peters.

Abgesehen von den kanonischen Problemen bei der Zulassung der geschiedenen und wiederverheirateten zur eucharistischen Gemeinschaft stellt sich die Frage, was es bedeutet, dass das Dokument von Buenos Aires und der Papstbrief, der es unterstützt, ein Teil des kirchlichen Lehramtes sein sollen.

Ein Reskript von Kardinal Pietro Parolin, Staatssekretär des Vatikans, in den AAS stellt fest, dass ihre Verkündigung als „authentisches Lehramt“ (Magisterium) bestimmt war.

Dieses Magisterium ist Teil des Lehramts der Bischöfe, welches sie beauftragt, das Glaubensgut – Depositum Fidei – zu interpretieren und zu bewahren.

In ihrer Erklärung Donum Veritatis aus dem Jahre 1990 stellte die Kongregation für die Glaubenslehre fest, dass das Lehramt die Aufgabe hat, „durch für das Gewissen der Gläubigen normgebende Urteile jene Akte zu bezeichnen, die in sich selber mit den Forderungen des Glaubens übereinstimmen und seine Anwendung im Leben fördern, aber auch jene Akte, die aufgrund ihres inneren Schlechtseins mit diesen Forderungen unvereinbar sind.“

Grundsätzlich ist für Katholiken „all das zu glauben, was im geschriebenen oder im überlieferten Wort Gottes als dem einen der Kirche anvertrauten Glaubensgut enthalten ist und zugleich als von Gott geoffenbart vorgelegt wird, sei es vom feierlichen Lehramt der Kirche, sei es von ihrem ordentlichen und allgemeinen Lehramt“, so das Kirchenrecht.

„Kraft göttlichen und katholischen Glaubens ist all das zu glauben, was im (…) Glaubensgut enthalten ist und zugleich als von Gott geoffenbart vorgelegt wird, sei es vom feierlichen Lehramt der Kirche, sei es von ihrem ordentlichen und allgemeinen Lehramt; das wird ja auch durch das gemeinsame Festhalten der Gläubigen unter der Führung des heiligen Lehramtes offenkundig gemacht“. (Quelle)

Die entscheidende Frage, was Amoris Laetitia betrifft, ist somit, was genau das Schreiben in Bezug auf Glaube und Moral lehrt, und was es nicht lehrt, oder sogar nicht lehren kann. Gerade, was diese letzterer Frage betrifft, ist die bestehende Lehre der Kirche hilfreich.

Auch wenn einige Bischöfe – wie jene aus der Region Buenos Aires und aus Malta – die so interpretiert haben, dass diese eine neue pastorale Praxis zulasse, haben viele andere behauptet, dass sich nichts an Doktrin oder Disziplin ändert.

Zum Beispiel sagte Kardinal Gerhard Müller, als er noch Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre war, dass Amoris Laetitia weder die kirchliche Ehedisziplin abgeschafft hat, noch hat das Schreiben erlaubt, dass in manchen Fällen geschieden Wiederverheiratete die Kommunion empfangen können, ohne ihren Lebenswandel ändern zu müssen.“

Dies sei eine Frage der Lehre, gestützt auf die Heilige Schrift, und ruhend auf einem doktrinären Grund. Wenn die Exhortation von Papst Franziskus „eine derart tief verwurzelte und bedeutende Disziplin beseitigen wollte, hätte sie dies so deutlich gesagt und unterstützende Gründe angegeben“, so der Kardinal, der seit seiner Entlassung mehrfach und deutlich einen Dialog zur Klärung der offenen Fragen vorgeschlagen hat.

Wobei die Grundlagen klar sind: Es war und ist die beständige Lehre der Kirche, dass die Ehe unauflöslich ist und der richtige wie einzige Ort für gelebte Sexualität, dass die Eucharistie nicht von denen empfangen wird, die sich der schweren Sünde bewusst sind, und dass die Absolution in der Beichte voraussetzt, dass man ehrlich beabsichtigt, sein Leben zu ändern, selbst bei verminderter oder eingeschränkter Fähigkeit, diese Absicht auch konsequent umzusetzen.

Und der Katechismus der Katholischen Kirche lehrt:

„Falls Geschiedene zivil wiederverheiratet sind, befinden sie sich in einer Situation, die dem Gesetze Gottes objektiv widerspricht. Darum dürfen sie, solange diese Situation andauert, nicht die Kommunion empfangen. Aus dem gleichen Grund können sie gewisse kirchliche Aufgaben nicht ausüben. Die Aussöhnung durch das Bußsakrament kann nur solchen gewährt werden, die es bereuen, das Zeichen des Bundes und der Treue zu Christus verletzt zu haben, und sich verpflichten, in vollständiger Enthaltsamkeit zu leben.“

Im Jahr 1992 verkündete der heilige Johannes Paul II. den Katechismus durch die Apostolische Konstitution Fidei Depositum, in der er schrieb: Der Katechismus „ist eine Darlegung des Glaubens der Kirche und der katholischen Lehre, wie sie von der Heiligen Schrift, der apostolischen Überlieferung und vom Lehramt der Kirche bezeugt oder erleuchtet wird. Ich erkenne ihn als gültiges und legitimes Werkzeug im Dienst der kirchlichen Gemeinschaft an, ferner als sichere Norm für die Lehre des Glaubens.

Entscheidend für das Verständnis der Lehre der Kirche in diesen Fragen ist eine Erklärung des Päpstlichen Rates für Gesetzestexte aus dem Jahr 2000, wie das Verbot der Aufnahme von Gläubigen, die „hartnäckig in einer offenkundigen schweren Sünde verharren“ auf die geschiedene und wiederverheiratete Person anwendbar ist.

„Jegliche Interpretation des can. 915, die seinem wesentlichen Inhalt widerspricht, wie er ununterbrochen vom Lehramt und der Disziplin der Kirche durch die Jahrhunderte erklärt wurde, ist eindeutig abwegig.“

Dieses Verbot, so der Päpstliche Rat, „leitet sich, seiner Natur entsprechend, aus dem göttlichen Gesetz ab und überschreitet den Bereich der positiven kirchlichen Gesetze: Letztere können keine gesetzlichen Änderungen herbeiführen, die der Lehre der Kirche widersprechen würden.“

Diese Erklärung beschreibt die Grenzen einer Entwicklung des Lehramts; indem der Rat sich auf das göttliche Gesetz beruft, sagt er, dass kein pastoraler Ansatz die Normen der Heiligen Schrift und der Heiligen Überlieferung verletzen kann. Da Fragen subjektiver Schuld nicht diese übersteigen, erklärt die Richtlinie des Rates, dass die Kirche das Glaubensgut weder neu definieren kann noch wird.

Weder das Glaubensgut noch das Kirchenrecht sind geändert worden. Trotz großer Unsicherheit und medialer Aufmerksamkeit bleibt die Wahrheit die Wahrheit, unverändert und unveränderlich.

Auch wenn einige das Schreiben des Papstes mehrdeutig finden – die Wahrheit ist es nicht. Amoris Laetitia muss so interpretiert werden, dass es nicht gegen die Wahrheit verstößt.

Auch wenn eine solche Interpretation nicht ohne weiteres ersichtlich ist.

Carl Bunderson ist stellvertretender Redaktionsleiter bei der englischsprachigen Ausgabe von CNA. Übersetzt und redigiert von AC Wimmer. (CNA Deutsch)

Viri probati: Papst Franziskus und der bröckelnde Zölibat

Anfang des Jahres hat der Papst eine mögliche Öffnung bei der Vorschrift der Ehelosigkeit für Priester angedeutet. Er sagte:

„Wir müssen darüber nachdenken, ob „viri probati“ (bewährte verheiratete Männer) eine Möglichkeit sind. Dann müssen wir auch bestimmen, welche Aufgaben sie übernehmen können, zum Beispiel in weit entlegenen Gemeinden.“

Derzeit gibt es drei Ausnahmemöglichkeiten als verheirateter Kleriker eingesetzt werden zu können.

  • Übergetretene Pfarrer aus einer evangelischen oder anglikanischen Kirche.
  • Priester einer katholischen Ostkirche.
  • Verheiratete Diakone, welche aber keine Priester werden können.

Priestermangel ist kein Phänomen Europas, sondern existiert weltweit. Die Diskussion darüber ist auch nicht neu, schließlich hat die Katholische Kirche diese Mangelerscheinung in den Priesterseminaren und Pfarreien schon seit Jahrzehnten. Der Papst sprach allerdings von dieser Möglichkeit speziell von „weit entlegenen Gemeinden“, was er genau damit meinte bleibt noch abzuwarten.

Amazonas Bischofssynode 2019

Im Oktober kündigte Franziskus eine Sonderversammlung der Bischofssynode 2019 für das Amazonas-Gebiet in Rom an. Im Amazonasgebiet herrscht ein besonderer Mangel an Priestern und offenbar findet der Papst für eine mögliche Veränderung im Sinne von „viri probati“ die ersten Mitstreiter zum Thema. So der Österreicher Erich Kräutler C.P.P.S., dieser war von 1981 bis 2015 Bischof und Prälat von Xingu, der größten Diözese Brasiliens und der Brasilianer Kardinal Cláudio Hummes O.F.M., von 2006 bis 2010 Präfekt der Kleruskongregation in Rom und von 1999 bis 2014 Mitglied der Päpstlichen Kommission für Lateinamerika. Beide Kirchenmänner sind treibende Kräfte für Veränderungen des Priestertums im Amazonasgebiet. Ihre Vorstellungen sind radikaler als die Ankündigungen des Papstes. Geht es nach ihnen, so kommt es unweigerlich zur Zölibatsabschaffung durch den Papst.

Kardinal Marx und „viri probati“

Am Freitag dieser Woche fand in München bei der Herbstvollversammlung des Landeskomitees der Katholiken in Bayern das Thema deutlichen Anklang. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Kardinal Marx sagte hier: „Das Thema „viri probati“ muss einmal gründlich durchdacht und in der ganzen Bandbreite der Problematik besprochen werden“. Der Wiener Pastoraltheologe Paul Zulehner äußerte in einem Impulsreferat die Überzeugung, dass der Papst neue Formen des Priestertums zulassen wird. Verdeutlichend sagte er: „Wir werden das noch erleben, wenn niemand den Papst erschießt oder vergiftet.“ Der emeritierte Universitätsprofessor Zulehner ist der Herausgeber der Initiative „Pro Pope Francis“ vom Oktober diesen Jahres.

Bis das Thema „viri probatis“ durch den Papst am Ende der Amazonas Bischofssynode entschieden wird, vergehen mindestens noch zwei Jahre. Wie brisant das Thema ist, beweisen aber schon heute die Äußerungen eines Marx und Zulehner in der Öffentlichkeit.

Es bleibt zu Hoffen, dass „viri probati“ nicht im selben Informationsdesaster wie „Amoris laetitia“ enden wird. (vh)

Sexualität, Barmherzigkeit und Verwirrung: Erzbischof Chaput über Amoris Laetitia

HOUSTON (TEXAS) – Priester müssen den lebenslangen Ehebund als Botschaft der Befreiung hochhalten, selbst wenn es schwerfällt. Das hat der Erzbischof von Philadelphia, Charles J. Chaput, einem Treffen von Priestern im texanischen Houston gesagt.

Jesu Worte über die Unauflöslichkeit der Ehe „können nicht aufgeweicht werden, oder re-interpretiert, oder kontextualisiert“, so Chaput am gestrigen Mittwoch (Ortszeit).

Er betonte gegenüber der dort zusammengekommenen „Nationalen Versammlung Philippinischer Priester USA“:

„Die christliche Ehe ist niemals einfach nur ein ‚Ideal‘. Sie als ‚Ideal‘ zu beschreiben führt nicht selten dazu, dass Versagen entschuldigt und dann normalisiert wird.“

Verwirrung über Amoris Laetitia

Das Thema des Vortrags war das Schreiben Amoris Laetitia von Papst Franziskus. Mit Blick darauf unterstrich der Erzbischof:

„Für Christen kann sexuelle Intimität außerhalb einer gültigen Ehe niemals moralisch legitim sein. Und es ist die Kirche, die entscheidet, was eine gültige, sakramentale Ehe ist“.

Chaput weiter: In Amoris Laetitia gebe es Passagen großer Weisheit und Schönheit über Ehe und Familienleben.

„Und dann gibt es andere Passagen, die bekanntlich eine Kontroverse ausgelöst haben. Diese Kontroverse hat viel Gutes im Dokument vernebelt.“

Daher sollte die Exhortation mit offenem Herzen und klarem Verstand angegangen werden, so Chaput weiter. Er betonte die „schönen Abschnitte“, etwa über alte und arme Menschen, Migranten, Menschen mit Behinderung, die Wichtigkeit von Kindern und die Offenheit für das Leben.

Als Teilnehmer der Synode und Sekretär der englischsprachigen Gruppe verschwieg der Erzbischof nicht die weitverbreiteten Bedenken über die bis heute ungeklärte Fußnote im umstrittenen achten Kapitel von Amoris Laetitia: Sorgen über Amoris Laetitia seien öffentlich geäußert worden, „aber privat noch viel inständiger und häufiger“. Erzbischof Chaput weiter:

„Kritiker sehen in dem Text eine Bevorzugung der Mehrdeutigkeit gegenüber der klaren Lehre, und eine Feindseligkeit gegenüber den Verteidigern der traditionellen Lehre der Kirche, was beides nicht mit dem Rest des Dokuments zu harmonieren scheint“.

Chaput zufolge handelt es sich bei zumindest einigen Kritikern von Amoris Laetitia um Personen „der Treue und Substanz“, deren Sorgen man nicht einfach ausblenden könne.

Die Verwirrung sei „bedauerlich“, denn aus seiner Sicht bemühe sich das achte Kapitel um einen „barmherzigen Umgang“ mit Menschen in „irregulären Ehesituationen“.

Wo Verwirrung über einen päpstlichen Text herrsche, müsse dieser jedoch auf eine Art interpretiert werden, die vereinbar sei mit der Lehre der vorangegangenen Päpste.

Herausforderung Gewissensbildung

Ein weiteres Problem der Kirche, dass ihm Priester immer wieder ans Herz legten, sei die Tatsache, dass viele Gläubige heute zwar eine Meinung über den Katholizismus haben, aber diesen nicht wirklich kennen, die Sakramente nicht verstehen, ihren Kindern keine Katechesen geben, und nicht wissen, was ein richtig gebildetes katholisches Gewissen ist.

„Schlecht gebildete, unreife Gewissen gehören zu den größten pastoralen Herausforderungen für die Kirche“, so Chaput. Deshalb bereite es ihm auch große Sorge, wenn man die Entscheidung darüber, ob eine erste Ehe gültig oder nicht war, an einzelne Personen und deren Forum internum delegiere – wie es manche Interpreten fordern.

Wahrheit untermauert Barmherzigkeit, und Barmherzigkeit kann nie „eine vorsichtige moralische Beweisführung darüber, was richtig und was falsch“ ist ausschließen, warnte Chaput.

Wer versuche, Barmherzigkeit gegen andere Tugenden auszuspielen, mache aus ihr nur eine „Quelle der Verwirrung“.

Vor diesem Hintergrund, betonte Erzbischof Chaput, hänge Amoris Laetitia „fundamental vom Eifer und der Sensibilität des Priesters“ ab.

„Mit anderen Worten, Brüder, ist Eure Berufung noch nie so lebensnotwendig für das Familienleben gewesen wie jetzt gerade“, so der Erzbischof den versammelten Priestern.

Wenn Ehen scheitern, brauchen Paare Unterstützung, sagte Chaput.

„Aber wenn die Gnade echt ist, und Gottes Wort wahr, dann ist die Freude einer permanenten Ehe jedem möglich, der dazu berufen ist“.

Trotz vieler kultureller Trends bitte Gott die Priester einfach, treu zu sein, die Wahrheit in der Verwirrung zu sprechen und zu leben, Friedensstifter in Konflikten zu sein, Quellen der Hoffnung, und „die Gegenwart der Liebe Gottes in der Welt“.

„Es gibt keine Mission der Barmherzigkeit, die größer ist, und keine größere Freude im Leben eines Priester“, so Chaput. (CNA Deutsch)

Renommierter Theologe kündigt wegen Brief an Papst Franziskus

WASHINGTON – Ein Mitglied der Internationalen Theologischen Kommission des Vatikans hat seinen Posten als Berater der US-Bischofskonferenz (USCCB) gekündigt, nachdem der Kapuziner Papst Franziskus in einem Brief gebeten hatte, die „chronische Verwirrung“ seines Pontifikates zu korrigieren.

Pater Thomas Weinandy, OFM.Cap., ehemaliger Executive Director des Sekretariats für Glaubenslehre der USCCB, schrieb am 31. Juli 2017, Gedenktag des heiligen Ignatius von Loyola, einen fünfseitigen Brief.

Pater Weinandys Schreiben, welches am gestrigen Mittwoch von der Website „Crux“ veröffentlicht wurde, konzentriert sich auf fünf Anliegen:

1. Das Pontifikat von Papst Franziskus sorge für Verwirrung – etwa durch offenbar absichtlich mehrdeutige Passagen in Amoris Laetitia,

2. schmälere die Wichtigkeit der Glaubenslehre im Leben der Kirche,

3. ernenne Bischöfe, die Schädliches lehren und schädlich handeln,

4. schaffe eine Kultur der Angst unter Bischöfen, und

5. habe zur Folge, dass einfache Gläubige Vertrauen in die Kirche verlieren.

In seinem Brief unterstreicht Weinandy, er schreibe aus „Liebe zur Kirche und aufrichtiger Achtung“. Er hoffe, so der Kapuzinerpater weiter, dass die Kirche die derzeit aufkommende „Dunkelheit“ erkenne, wie auch die Notwendigkeit, sich demütig zu erneuern, und so „weiterhin in Heiligkeit wachsen“ werde.

Gegenüber „Crux“ erklärt der Theologe, wie er nach langem Gebet und einer sorgfältigen Unterscheidung der Geister zu dem Schluß gekommen sei, dass Jesus Christus ihn bitte, den Brief zu schreiben, um dem Papst, der Kirche und den Gläubigen zu helfen.

Kurz nach Veröffentlichung des mehrere Monate alten Schreibens teilte der Presse-Sprecher der USCCB mit, Pater Weinandy habe mit sofortiger Wirkung seinen Job als Berater des Komitees für die Glaubenslehre gekündigt.

„Die Arbeit des Komitees geschieht in Unterstützung für und affektiver Kollegialität mit dem Heiligen Vater und der Kirche in den Vereinigten Staaten. Unser Gebet begleitet Pater Weinandy zum Ende seines Dienstes für das Komittee“.

Pater Thomas Petri, OP, akademischer Dekan der Päpstlichen Fakultät der Unbefleckten Empfängnis des Studienhauses der Dominikaner in Washington, DC, sagte CNA gegenüber, dass Weinandy „ein Theologe höchten Kalibers“ sei, und sein Brief „ganz offensichtlich in tiefer, kindlicher Frömmigkeit und Treue sowohl zum Heiligen Vater Papst Franziskus wie auch zur Kirche“ geschrieben wurde. Pater Petri weiter:

„Es ist nicht notwendig, weiterhin theologische Punkte in der Öffentlichkeit zu verhandeln, und das sagt Pater Weinandy direkt, aber, ich denke, freundlich gesagt, was er glaubt haben viele Menschen auf dem Herzen. Viele Priester sind tagtäglich konfrontiert mit gläubigen Laien, die ihrer Verwirrung und Sorge über Berichte Ausdruck verleihen, die sie über Papst Franziskus und seine Berater lesen oder hören“.

Theologie-Professor Chad Pecknold von der Catholic University of America stimmt zu. Weinandy sei einer der führenden Franziskanischen Theologen der englischsprachigen Welt. „Er ist ein Theologe, der in der Mitte der Kirche steht, und keineswegs an ihrem äußersten Rand. Deshalb hat sein Brief auch das Gewicht der Mitte“, so Professor Pecknold gegenüber CNA.

„Statt sich anzumassen, eine Korrektur auszuüben, beschreibt Pater Weinandy die aktuelle Situation und informiert den Heiligen Vater, dass das, was vielen wie ‚absichtlich mehrdeutige‘ Lehre erscheint, Verwirrung gestiftet hat, die dazu führte, dass einige seiner eigenen Berater öffentlich Irrlehren vertreten.“

„Es ist etwas Bewundernswerte, wenn ein Sohn des heiligen Franziskus an Papst Franziskus eine leidenschaftliche Bitte richtet, in Wahrheit und Liebe, als ein Sohn an einen Vater. Seine Liebe zum Papst ist im ganzen Bittschreiben evident“, so Professor Pecknold.

Doch auch wenn das Schreiben ehrerbietig sei, so der Theologe zu CNA weiter, „ist die Frage, ob es in den Medien veröffentlicht hätte werden sollen sicherlich berechtigt“.

Ähnliche Bedenken meldete auch Professor Jacob Wood der Franziskanischen Universität von Steubenville an. „Wenn Pater Weinandy eine brüderliche Zurechtweisung beabsichtigte, dann ist eine Veröffentlichung des Briefes nicht die beste Herangehensweise“, so Wood gegenüber CNA.

Es bestehe die Gefahr der Skandalisierung dadurch, dass gute Absichten durch die Darstellung in den Massenmedien möglicherweise von Menschen, die nicht die gleiche Glaubenssicht haben, verdreht werden.

Pater Weinand sagte gegenüber Crux, er habe den Brief veröffnetlicht, weil er nicht nur seiner Sorge Ausdruck verlehe, sondern die Sorgen von „viel mehr Menschen, einfachen Menschen, die zu mir gekommen sind mit ihren Fragen und Sorgen“. Und er fügte hinzu: „Ich wollte sie wissen lassen, dass ich ihnen zugehört habe“.

R.R. Reno, Chefredakteur von „First Things“ und ehemaliger Theologie-Professor, sagte gegenüber CNA, dass die Veröffentlichung von Briefen wie Weinandys Katholiken helfen könne.

„Weinandys Brief versucht, die Probleme, vor denen wir stehen, klar zu formulieren“, so Reno.

„In der Kirche hat jeder eine Rolle – Priester, Laien und Bischöfe – und jeder von uns muss entscheiden, wie der Kirche in diesem Klima am besten gedient werden kann. Wir müssen diskutieren, wie wir als treue Mitglieder der Kirche in diesem Pontifikat vorwärts gehen“.

Pater Weinandys Brief sei ein hilfreicher Katalysator für eine solche Diskussion, so Reno weiter.

Außerdem helfe die Veröffentlichung solcher Briefe den Verantwortungsträgern in der Kirche, denn „er unterstützt jene, die sich den Herausforderungen stellen wollen, vor denen die Kirche steht“.

Als Reaktion auf die Veröffentlichung des Briefs und die Kündigung veröffentlichte der Vorsitzende der USCCB, Kardinal Daniel DiNardo, am gestrigen Mittwoch Nachmittag (Ortszeit) eine Stellungnahme „über das Wesen des Dialogs in der Kirche„. Darin schreibt der DiNardo, dass theologische Debatten oft Gegenstand medialer Aufmerksamkeit seien, „was zu erwarten und oft gut“ sei.

Theologen und Bischöfe sollten sich bemühen, die Aussagen des Papstes möglichst freundlich – in guter Absicht – auszulegen. Zudem sollten Katholiken auch die legitimen Unterschiede anerkennen, die es unter Katholiken gebe, so der Kardinal weiter. Es sei die Arbeit der Kirche, des gesamten Leibes Christi, sich um ein stetig wachsendes Verständnis der Wahrheit Gottes zu bemühen.

Der Kapuzinerpater Charles L. Sammons lebte 2015 in der gleichen Unterkunft wie Pater Weinandy.

„Ich habe Pater Thomas als unkomplizieren und ernsten Menschen erlebt, der einfach den Herrn und seine Kirche liebte, und darüberhinaus sich um wenig anderes sorgte. Mehr als einmal habe ich mir gesagt, dass dies eine selige Art zu leben ist“.

Seine Zeit mit Pater Weinandy, so der Ordensmann gegenüber CNA, habe ihm die Gnade des guten Beispiels geschenkt, „für mein religiöses Leben als Kapuzinerpater“. (CNA Deutsch)