Kardinal William Joseph Levada begrüßt den möglichen Eintritt von Anglikanern in die katholische Kirche. „Die Klänge harmonieren wie in einer Sinfonie“, sagte der Präfekt der Glaubenskongregation bei einem Besuch im Newman Center der Queens Universität in Kingston (Kanada). Die „Anglican Church in America“ (ACA) mit ihren 100 Pfarreien und 5.200 Gläubigen sucht die Gemeinschaft mit der katholischen Kirche. Die Bischöfe der ACA hätten sich bei ihrer jüngsten Versammlung in Orlando für einen kollektiven Übertritt nach Maßgabe des päpstlichen Dekrets „Anglicanorum coetibus“ ausgesprochen, meldet die Vatikanzeitung „L´Osservatore Romano“ (Donnerstag). (rv)
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Papst: Reif für die Insel, sozusagen
„Auch in Anbetracht des Säkularismus gibt es in England und Wales ein starkes Zeichen für den Glauben. Ich denke vor allem an den Enthusiasmus bei den Pilgerreisen zu den Reliquien der heiligen Therese von Lisieux oder an das Interesse für die Seligsprechung von Kardinal John Henry Newman, aber auch die rege Teilnahme bei den kirchlichen Weltjugendtagen."
Königin Elisabeth II. von England, als Monarchin auch Oberhaupt der anglikanischen Staatskirche, ist laut britischen Presseberichten besorgt über das Angebot des Vatikans, für übertrittswillige Anglikaner eigene kirchliche Strukturen zu schaffen. Den englischen katholischen Bischöfen sagte der Papst über die entsprechende Apostolische Konstitution „Anglicanorum Coetibus":
„Der ökumenische sowie auch der interreligiöse Dialog sind in England und Wales sehr wichtig, da die Bevölkerung in sich sehr verschieden ist. Ich bitte aber darum, all jene anglikanischen Gruppen zu unterstützen, die sich die volle Gemeinschaft mit der katholischen Kirche wünschen. Ich bin davon überzeugt: Wenn wir sie herzlich empfangen, dann sind diese Gruppen für die gesamte Kirche ein Segen."
Das Kirchenoberhaupt rief die Bischöfe auf, sicherzustellen, dass die kirchliche Morallehre ohne Abstriche weiterhin überzeugend vertreten werde. Gleichzeitig ermahnte Benedikt XVI. die katholische Kirche in Grossbritannien zu einem geschlossenen Auftreten. Bischöfe, Priester, Lehrer und Katecheten müssten mit einer Stimme sprechen. In einem sozialen Umfeld, das zu jeder Frage eine grosse Meinungsvielfalt hervorbringe, sei es wichtig, auch eine abweichende christliche Position deutlich zu artikulieren und daran festzuhalten. (rv)
Papst: „Hoffe auf volle Gemeinschaft mit Piusbrüdern“
Der Papst hofft auf Fortschritte beim theologischen Gespräch mit den Traditionalisten. Das sagte er an diesem Freitag im Vatikan. Vor den Mitgliedern der Glaubenskongregation, die derzeit ihre Vollversammlung hält, ging Benedikt auf den Dialog mit der schismatisch orientierten Piusbruderschaft ein, den er vor einem Jahr mit einer heftig umstrittenen Geste eingeleitet hatte. Der Dialog ist seit einigen Monaten bei der Glaubenskongregation angesiedelt. „Zu erreichen, dass alle Christen ein gemeinsames Zeugnis für den Glauben geben – das ist die Priorität der Kirche zu jeder Zeit, um alle Menschen zu Gott zu führen. In diesem Geist vertraue ich vor allem auf den Einsatz Eurer Behörde, damit die lehrmäßigen Probleme überwunden werden, die noch bestehen, so dass sich eine volle Kirchengemeinschaft der Bruderschaft St. Pius X. erreichen läßt.“ Ein vergleichbares Engagement wünsche er sich auch mit Blick auf Anglikaner, die die Gemeinschaft mit der katholischen Kirche suchen, so Benedikt. Für sie hat er im letzten Herbst eigene kirchliche Strukturen geschaffen. „Die treue Anhänglichkeit dieser Gruppen an die Wahrheit, die von Christus kommt und vom Lehramt der Kirche verkündet wird, steht in keiner Weise in Widerspruch zur ökumenischen Bewegung, sondern zeigt vielmehr ihr letztes Ziel. Es besteht darin, zur vollen und sichtbaren Gemeinschaft der Jünger des Herrn zu gelangen.“ Benedikt XVI. lobte ansonsten eine Instruktion der Glaubenskongregation zur Bioethik von 2008, die er auch dem US-Präsidenten Barack Obama bei ihrem ersten Gespräch geschenkt hat. Die Kirche wolle keineswegs die Freiheit der Forschung einschränken, aber doch moralische Anhaltspunkte und Kriterien vorgeben, die in diesem „delikaten Bereich“ zu „wirklichen Lösungen“ verhelfen. Der Präfekt der Glaubenskongregation, US-Kardinal William Levada, dankte dem Papst in einer kurzen Rede für sein Vertrauen zu dem Dikasterium, das Benedikt vor seiner Wahl selbst geleitet hatte. Auch ihm liege der Dialog mit der Piusbrüderschaft und eine Integration früherer Anglikaner in die katholische Kirche sehr am Herzen, so Levada. (rv)