Wie wird es Christen unter Xi Jinping lebenslanger Herrschaft in China gehen?

Kreuze werden entfernt, Kirchen abgerissen, Kindern der Zutritt zu Gotteshäusern verweigert: In der Volksrepublik ist die Religionsfreiheit laut Experten unter Xi Jinping immer weiter beschnitten worden. Wie geht es nun weiter?

WASHINGTON, D.C. – Die lebenslange Herrschaft über China rückt in greifbare Nähe für Xi Jinping: Die diesjährige Sitzung des Nationalen Volkskongresses Chinas, die am 5. März einberufen wurde, wird voraussichtlich eine Verfassungsänderung bestätigen, die das möglich macht: Die Begrenzung der Amtszeit soll aufgehoben worden. Dies würde dem Präsidenten ermöglichen, über das Jahr 2023 hinaus an der Macht zu bleiben.

Xi, der im März 2013 sein Amt antrat, hat während seiner ersten fünf Jahre als Präsident eine nationale Kampagne zum Abriss von Kirchen und zur Entfernung von mehr als 1000 Kreuzen aus Chinas Kirchen verantwortet. Menschenrechtsverteidiger fragen sich, was seine jüngste Machtkonsolidierung für die Zukunft des Menschenrechts der Religionsfreiheit in China bedeutet.

„Unter Präsident Xi ist das allgemeine Niveau der Religionsfreiheit im Land gesunken“, sagte Benedict Rogers, Teamleiter Ostasien bei Christian Solidarity Worldwide, gegenüber CNA.

Dieser Abwärtstrend ist Teil zunehmender Menschenrechtsverletzungen unter Präsident Xi ein, begleitet von und manifestiert sich in einem schrumpfenden Raum für die Zivilgesellschaft, einer erhöhten Sensibilität für wahrgenommene Herausforderungen der Parteiherrschaft und der Einführung von Gesetzen, die zivil und politisch beschneiden Rechte im Namen der nationalen Sicherheit „, fuhr Rogers fort.

„Kirchen abgerissen, Kreuze entfernt, Statuen beschlagnahmt“

Nur eine Woche vor Chinas jährlichem Kongress entfernten die örtlichen Regierungsbehörden am 27. Februar gewaltsam die Kreuze, Statuen und Glockentürme einer katholischen Kirche in der Stadt Yining, so ein Bericht der „Union of Catholic Asian News“.

Am 27. Dezember wurde eine weitere katholische Kirche, die über 3.000 Kilometer entfernt in der Provinz Shaanxi liegt, vollständig abgerissen, obwohl sie vorher die erforderlichen legalen Genehmigungen vom Büro für religiöse Angelegenheiten erhalten hatte, berichtet die Nachrichtenagentur „Asia News“.

Das örtliche „Büro für religiöse Angelegenheiten“ der Volksrepublik schickte „mehrere Dutzend Beamte und schwere Maschinen zur katholischen Kirche“:

„Sie zerstörten Kreuze und beschlagnahmten Statuen, den eucharistischen Altar und andere religiöse Artefakte wie Messgewänder und Sitzgelegenheiten; sie zerstörten das Gebäude“, berichtete „China Aid“.

Die Kreuzentfernungen und Sprengarbeiten sind Teil einer landesweiten Kampagne, die im März 2013 begann, als Xi Jinping die Macht in China übernahm.

„Mitte 2016 wurden Kreuze von den Dächern oder Fassaden von mindestens 1.500 Kirchen entfernt, und über 20 Kirchen wurden abgerissen“, schrieb die „Freedom House“-Gelehrte Sarah Cook in einem Sonderbericht, der den Titel „Der Kampf um Chinas Geist: Religiöses Revival, Repression und Widerstand unter Xi Jinping“ trägt und im Februar 2017 veröffentlicht wurde. (“The Battle for China’s Spirit: Religious Revival, Repression, and Resistance under Xi Jinping”).

Wie die „New York Times“ berichtete, sagte Xi im April 2016 in einer Rede über Chinas Religionspolitik zu Führern der Kommunistischen Partei Chinas, dass die Volksrepublik sich entschlossen gegen ausländische Einflußnahme durch „religiöse Mittel“ schützen müsse. Die Kommunistische Partei verfolge daher eine Politik der Sinisierung – „Chinesisch-machung“ – von Religion.

„Zutritt für Kinder verboten“

„Es bleibt etwas unklar, was Parteiführer mit Sinisierung in der Praxis meinen, aber einige oberflächliche Veränderungen wurden bereits beobachtet. Eine von ihnen ist die „Lokalisierung“ der Architektur von Kirchen, was deren öffentliche Sichtbarkeit reduziert „, analysierte Cook.

„Unter Xi … haben neue juristische Mechanismen zuvor informelle Beschränkungen kodifiziert. Die Zerstörung nicht gemeldeter und sogar staatlich sanktionierter Gotteshäuser und religiöser Führungspersönlichkeiten hat zugenommen, und mehrere Kleriker haben lange Haftstrafen erhalten“, fuhr Cook fort.“

Kinder würden zudem gezielt daran gehindert, sich am religiösen Leben zu beteiligen: Kirchen in China müssen ein Schild am Eingang tragen, das den Zutritt von Minderjährigen unter 18 Jahren verbietet.

„Am 1. Februar 2018 traten revidierte Verordnungen über religiöse Angelegenheiten in Kraft, die weithin als weitere Einschränkungen des religiösen Lebens angesehen wurden. Die Regelungen setzen die Praxis fort, nur Gruppen zu schützen, die bei den staatlich sanktionierten religiösen Vereinigungen registriert sind. Die Registrierung ist obligatorisch, nicht optional, und macht religiöse Gruppen, die sich der Regierungsaufsicht widersetzen, ‚illegal'“, so Benedict Rogers gegenüber CNA.

Der Ostasien-Experte von Christian Solidarity Worldwide stellte fest: Diese Änderungen scheinen die verstärkte Kontrolle und den Druck der Kommunistischen Partei auf religiöse Aktivitäten in China auch juristisch festzuschreiben.

Das Regime „steht vor einer kritischen Entscheidung“

Es gibt schätzungsweise 60 bis 80 Millionen chinesische Protestanten und etwa 12 Millionen Katholiken in China, die sich in etwa je zur Hälfte verteilen auf die offiziell registrierten kirchlichen Organisationen und die inoffiziellen, so die Einschätzung im Jahresbericht 2017 der China-Kommission im US-Kongress.

„Sicherheitskräfte im ganzen Land verhaften, foltern oder töten täglich Gläubige verschiedener Glaubensrichtungen. Wie eine Gruppe oder Einzelperson behandelt wird, hängt zu einem großen Teil von der wahrgenommenen Bedrohung oder dem Nutzen der Partei-Interessen sowie dem Ermessen der Beamten vor Ort ab „, heißt es in der Studie von Freedom House.

Darin schreibt Cook abschließend:

„Mit Blick auf die Zukunft stehen Xi und seine Kollegen vor einer kritischen Entscheidung: Erkennen sie ihre Fehler an und lockern religiöse Kontrollen, oder machen sie weiter, und treiben damit den Kreislauf von Repression und Widerstand weiter voran, der langfristig die Legitimität und Stabilität des Regimes gefährden könnte? Ihre Entscheidung wird maßgeblich sein, um die endgültigen Kosten des andauernden Kampfes um Chinas Geist einzuschätzen.“ (CNA Deutsch)

Kardinal Zen: „Der Vatikan ist bereit, sich Chinas Kommunistischer Partei zu ergeben“

VATIKANSTADT – Neue, schwere Bedenken über ein mögliches Abkommen zwischen dem Vatikan und der Regierung Chinas hat Kardinal Joseph Zen angemeldet.

„In den vergangenen Tagen haben die Brüder und Schwestern, die auf dem chinesischen Festland leben, erfahren, dass der Vatikan bereit ist, sich der kommunistischen Partei Chinas zu ergeben, und deshalb sind sie sehr besorgt“, schrieb Zen am 5. Februar in einem Blogpost, den wiederum „Settimo Cielo“, die Webseite des Vatikanisten Sandro Magister bei der italienischen Zeitung „L’Espresso“, übersetzte und veröffentlichte.

„Angesichts der Tatsache, dass die ungültig geweihten und exkommunizierten Bischöfe legitimiert werden sollen und die rechtmäßigen Bischöfe in den Ruhestand gehen, ist es nur logisch, dass die rechtmäßigen und im Untergrund lebenden Bischöfe über ihr Schicksal besorgt sind“, fuhr der Kardinal fort, der emeritierter Erzbischof von Hongkong ist. Zen stellt zudem die Frage:

„Wie viele Nächte des Leids werden die Priester und die Laien durchmachen müssen beim Gedanken daran, sich Bischöfen beugen und gehorchen zu müssen, die jetzt ungültig geweiht und exkommuniziert sind, aber morgen vom Heiligen Stuhl legitimiert werden, mit Unterstützung der Regierung?“

Hintergrund der jüngsten Äußerungen des Kardinals sind Berichte, dass der Heilige Stuhl und die kommunistische Regierung der Volksrepublik kurz davor sind, ein Abkommen zu erreichen.

Gleichzeitig hat China zum 1. Februar mit neuen Maßnahmen der Druck erhöht: Menschenrechtsexperten und Hilfswerke warnen, dass sogar katholische Freizeitlager in einigen Provinzen verboten worden sind. Christen dürfen nur unter staatlicher Kontrolle Kontakt zu Christen im Ausland aufnehmen.

Die Lage der Kirche in China war bereits zuvor komplex: Neben der im Untergrund fortwährenden, verfolgten Kirche gibt es eine staatlich streng kontrollierte „Chinesische Patriotische Katholische Vereinigung“, deren Priester und Bischöfe ebenfalls von der kommunistischen Regierung überwachte, regimetreue Kandidaten sind.

Das erwartete Abkommen könnte zur Folge haben, dass einige dem Vatikan treue Bischöfe entweder in den Ruhestand gehen oder ungültig geweihten, exkommunizierten Bischöfen unterstellt werden, die regimetreu sind. Wie berichtet soll bereits ein Bischof sich jedoch geweigert haben, einen solchen Schritt zu gehen.

Was die neuen Verordnungen der Kommunisten für Katholiken bedeuten, beschreibt Kardinal Zen in seinem Blog-Eintrag.

„Die heimlichen Priester von Shanghai haben die Gläubigen gebeten, nicht mehr in ihre Messen zu gehen, weil diejenigen, die darauf bestehen, verhaftet werden! Aber fürchtet Euch nicht, denn der Herr heilt die gebrochenen Herzen.“

Bereits Anfang Januar war der 86 Jahre alte Kardinal Zen nach Rom gereist, um persönlich eine Audienz beim Papst wahrzunehmen.

Am 29. Januar schrieb Kardinal Zen über dieses Treffen, und dass Franziskus ihm gesagt habe, er wolle ausdrücklich einen „weiteren Mindszenty-Fall“ vermeiden.

Kardinal Josef Mindszenty (1892-1975) war Primas von Ungarn und ein unerschrockener Gegner der kommunistischen Herrschaft. Er wurde verhaftet, gefoltert und in einem Schauprozess verurteilt. Später wies ihn der Vatikan an, das Land zu verlassen – Teil einer umstrittenen Appeasement-Politik gegenüber den Kommunisten.

Kardinal Zen sagte, der Papst sei „überrascht“ über die Einzelheiten des avisierten Abkommens gewesen und „versprach, sich mit der Angelegenheit zu befassen“. Der Vatikan reagierte jedoch sofort auf diese Äußerung mit einem scharfen Dementi: Franziskus sei sehr wohl über den Dialog mit China gut informiert. Es sei „bedauerlich“, dass einige Mitglieder der Kirche das Gegenteil gesagt hätten. Solche Personen – gemeint war offensichtlich Kardinal Zen – würden dadurch „Verwirrung und Kontroversen“ stiften.

In seinen neuen Kommentaren kritisierte Kardinal Zen den Staatssekretär des Vatikans, Kardinal Pietro Parolin. Dieser sagte in einem Interview am 31. Januar, „wir kennen die Leiden der chinesischen Brüder und Schwestern, gestern und heute“.

„Aber weiß dieser kleingläubige Mann, was wahres Leiden ist?“, schreibt Kardinal Zen. „Die Brüder und Schwestern des chinesischen Festlandes haben keine Angst davor, in Armut zu verfallen, ins Gefängnis zu gehen und ihr Blut zu vergießen. Ihr größtes Leiden ist es, zu erleben, wie sie von der eigenen ‚Familie‘ verraten werden.“

Weiter wirft Zen dem Kardinalstaatssekretär vor, in seinem Interview mit „Vatican Insider“ vom 31. Januar Papst Benedikts Brief des Jahres 2007 an die Katholiken Chinas manipulierend zitiert zu haben.

Während Kardinal Parolin Benedikts Ablehnung jedweder Lösung zitiert habe, die „einen andauernden Konflikt mit den legitimen zivilen Autoritäten“ bedeute – so Kardinal Zen – habe Parolin „verschwiegen“, wie der Brief Benedikts fortfährt: „zugleich ist aber eine Fügsamkeit gegenüber denselben nicht annehmbar, wenn diese sich unrechtmäßig in Angelegenheiten einmischen, die den Glauben und die Disziplin der Kirche betreffen.“

Kardinal Zen zitierte auch die Äußerungen von Papst Franziskus an die asiatischen Bischöfe während seines Besuchs des Weltjugendtags in Korea: „Die Voraussetzung des Dialogs ist die Übereinstimmung mit der eigenen Identität“.

Der Kardinal zitierte auch die Worte einer Quelle aus dem Vatikan, die gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters über den Deal gesagt hatte:

„Wir sind wie Vögel in einem Käfig, aber der Käfig kann größer werden, wir verlangen so viel Platz wie möglich.“

Das eigentliche Problem sei aber nicht, „ob der Käfig klein oder groß ist, sondern wer in diesem Käfig sitzt“, so Kardinal Zen.

„Die Untergrundkatholiken sind nicht [im Käfig]. Aber jetzt wollen sie sie hineinzwängen, um sie auf diese Weise mit denen zu versöhnen, die schon drinnen sind!“ Im Käfig seien natürlich bereits Menschen, die darin gefangen gehalten werden, fuhr Kardinal Zen fort, „aber auch unterwürfige und überhebliche Personen, die sich ganz freiwillig darin aufhalten.“

Nebenbei bemerkte Kardinal Zen, dass er in der Vergangenheit gesagt habe: „In China gibt es nur eine Kirche und alle Gläubigen, sowohl die offizielle als auch die Untergrund-Kirche, lieben den Papst.“ Er fügte hinzu: „Aber jetzt wage ich nicht mehr, das zu sagen.“

Zen sagte, er habe bereits vor drei Jahren bei einer Privataudienz mit Franziskus über seine Sicht des Dialogs gesprochen.

„Als ich ihm sagte, dass die offizielle Kirche des chinesischen Festlandes objektiv schismatisch ist (insofern sie eine vom Heiligen Stuhl unabhängige und von der Regierung abhängige autonome Verwaltung hat), antwortete der Papst: ‚Natürlich!'“, schreibt Kardinal Zen.

Die Reaktion des Vatikans auf seine Kommentare vom 30. Januar bezeichnete Zen als „Anschuldigung“. Er habe danach Trost und Zuspruch durch Besuche und Anrufe bekommen.

„Aber das ist ein Missverständnis, denn mich braucht man nicht zu trösten. Sie hätten besser diesen Sprecher getröstet. Er ist es, der ein Vogel in einem Käfig ist und gezwungen ist, solch eine peinliche Funktion auszuüben (und er hat auf jeden Fall verlesen, was andere geschrieben hatten). “

Der Kardinal stimmte mit einem Kommentar in der „South China Morning Post“ überein, dass der Vatikan „seine weltliche Diplomatie, ungeachtet seiner spirituellen Prioritäten, neu ausrichten“ sollte. Doch fügte der Kardinal hinzu: „Aber das sind nicht nur Prioritäten, es sind nicht verhandelbare Prinzipien!“ (CNA Deutsch)

Kurienbischof lobt China als beispielhaft für die katholische Soziallehre

VATIKAN – Der Kanzler der Päpstlichen Akademie für Sozialwissenschaften hat die Volksrepublik China als eine weltweit führende moralische Autorität in der Ausübung der katholischen Soziallehre und der Verteidigung der Menschenwürde bezeichnet.

Bischof Marcelo Sanchez Sorondo, ein Argentinier, ist sowohl Kanzler der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften also auch der Päpstlichen Akademie der Sozialwissenschaften.

In einem Interview mit „Vatican Insider“ sagte er, dass „diejenigen, die derzeit am besten die Soziallehre der Kirche umsetzen, die Chinesen sind“.

Er habe kürzlich China besucht, sagte Sorondo gegenüber „Vatican Insider“, und dabei festgestellt, dass die Chinesen „das Gemeinwohl anstreben, Dinge dem Allgemeinwohl unterordnen.“

„Ich habe ein außergewöhnliches China vorgefunden; was die Leute nicht wissen, ist, dass das zentrale chinesische Prinzip ‚Arbeit, Arbeit, Arbeit‘ ist. …Wie Paulus sagte: ‚Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen‘. Da gibt es keine Elendsviertel, da gibt es keine Drogen, junge Menschen nehmen keine Drogen. Es gibt ein positives Nationalbewusstsein, sie wollen zeigen, dass sie sich verändert haben, sie akzeptieren schon Privateigentum“, so der argentinische Geistliche über seine Reise.

Der Bischof fuhr fort, dass die Volksrepublik China „die Würde der menschlichen Person verteidigt“ habe. Und was den Klimawandel betrifft, so übernehme China „eine moralische Führung, die andere aufgegeben haben“.

Sorondo kritisierte die Vereinigten Staaten. Dort dominiere die Wirtschaft die Politik. „Wie ist es möglich, dass die Öl-Multis [US-Präsident Donald] Trump steuern“, fragte er.

„Liberales Denken hat den Begriff des Gemeinwohls abgeschafft. Dieses wird nicht einmal mehr in Betracht gezogen, sondern als überholte Idee behandelt, die nicht von Interesse ist.“ Die Chinesen dagegen, so Bischof Sorondo, betonen die Arbeit und das Gemeinwohl.

„China entwickelt sich sehr gut“, so der Kurienbischof weiter. Man dürfe nicht glauben, dass das China von heute das China [zur Zeit des Pontifikats von] Johannes Paul II. oder das Russland des Kalten Krieges“ sei.

Kritischere Beobachter der Situation Chinas, darunter Opfer massiver Menschenrechtsverletzungen, das Europa-Parlament und westliche Regierungen, Menschenrechtsgruppen wie „Human Rights Watch“ und Hilfsorganisationen wie „Open Doors“, beschreiben die Lage im Land weniger rosig.

Im Oktober 2017 kritisierte die US-Kongress-Exekutivkommission für China die Menschenrechtspraktiken des Landes.

Die Kommission verurteilte „die andauernden Bemühungen der chinesischen Regierung und der Kommunistischen Partei, Dissidenten zum Schweigen zu bringen, Aktivitäten von Menschenrechtsanwälten zu kriminalisieren, die Zivilgesellschaft zu kontrollieren, religiöse Aktivitäten zu unterdrücken und die Aktivitäten ausländischer Medien, Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen (NGOs) während der vergangenen 12 Monate einzuschränken“. (CNA Deutsch)

Vatikan/China: Diplomatische Beziehungen zu welchem Preis?

Quelle: South China Morning Post (Screenshot am 02. Februar)

Im Jahr 1951 hatte die Regierung in Peking die Beziehungen zum Vatikan abgebrochen. Seitdem hat die kommunistische Partei Kirchen geschlossen und Geistliche eingesperrt. Katholiken dürfen in der Volksrepublik China ihre Religion nur in sanktionierten Kirchen des Regimes ausüben. Diese stehen nicht unter der Kontrolle des Vatikans und nur von Peking ernannte Bischöfe sind zugelassen. Da diese durch Peking geweihten Bischöfe kirchenrechtlich faktisch automatisch exkommuniziert wurden, hatte der Vatikan sie nicht anerkannt. Rechtmäßige Bischöfe der katholischen Kirche können bisher nur im Untergrund arbeiten und sind dem Regime in Peking ein Dorn im Auge.

Kard. Zen Ze-kiun

Durch die Tatsache, dass der emeritierte Erzbischof von Hongkong, Kardinal Zen Ze-kiun in den letzten Tagen den Heiligen Stuhl massiv öffentlich angegriffen hatte, sind Details bekannt geworden, die den Vatikan in seiner Vorgehensweise in kein gutes Licht rücken.

Heute wurden durch die Zeitung „South China Morning Post“ weitere Einzelheiten bekannt. Unter der Überschrift „Peking hat „unermüdliche Anstrengungen“ unternommen, um die Beziehungen zum Vatikan zu verbessern“ ist zu lesen:

„Peking sagte am Freitag, es habe „unermüdliche Anstrengungen“ unternommen, um die Beziehungen zum Vatikan zu verbessern, nachdem die beiden Seiten innerhalb weniger Monate einen Vertrag über die Ernennung von Bischöfen unterzeichnet hätten. Chinas Außenministerium sagte in einer Erklärung, dass die Kommunikation zwischen den beiden Seiten „reibungslos und effektiv“ gewesen sei. … Im Rahmen des Abkommens wird der Vatikan bei den Verhandlungen über die Ernennung von Bischöfen ein Mitspracherecht haben“.

Ferner berichtet die Zeitung:

„Liu Guopeng, ein Experte für Religionswissenschaft an der chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften, sagte, dass die Antwort des Außenministeriums darauf hindeute, dass Peking eine Einigung erzielt habe, wahrscheinlich über die Ordinierung von Bischöfen, mit der es zufrieden sei“.

„Wenn sich herausstellt, dass es wahr ist, wird Peking das größte Hindernis für die formelle Herstellung von Verbindungen zwischen China und dem Vatikan beseitigen“, sagte Liu und fügte hinzu, dass die Kommentare Pekings Wunsch widerspiegelten, Taiwan weiter zu isolieren. Der Vatikan ist der einzige europäische Staat, der formelle diplomatische Beziehungen mit der selbst verwalteten Insel unterhält. Ein Priester einer katholischen Untergrundkirche auf dem Festland sagte, ein Abkommen zwischen dem Vatikan und Peking sei für die Katholiken in China inakzeptabel“.

„Es bricht uns das Herz, dass loyale und standhafte Bischöfe durch exkommunizierte und illegale ersetzt werden – es ist einfach zu schwer zu akzeptieren“, sagte der Priester, der um Anonymität bat. Er bezog sich auf Huang Bingzhang, der 2011 vom Heiligen Stuhl exkommuniziert wurde, nachdem er ohne Genehmigung geweiht worden war, und ein Mitglied des chinesischen Parlaments ist. Er wird Berichten zufolge Zhuang ersetzen“.

Die durch „South China Morning Post“ veröffentlichen Einzelheiten scheint das Abkommen zwischen China und dem Heiligen Stuhl kurz vor dem Abschluss zu stehen, lediglich die Frage der Bischofsernennungen scheint noch ein Problem zu sein. Und genau dieses Problem der Bischofsernennungen will der Heilige Stuhl durch die „freiwilligen Rücktritte“ der rechtmäßigen Bischöfe in China erzwingen.

Kardinal Parolin

Das Bekanntwerden der Details des Abkommens mit China kann dem Vatikan nicht gefallen haben. Das beweist auch ein Interview des Kardinalstaatssekretärs Parolin in der Zeitung „La Stampa“ vom Mittwoch, in dem er herablassend, zwar ohne einen Namen zu nennen, aber doch klar an die Adresse von Kardinal Zen Ze-kiun gerichtet sagt:

„Ich glaube, dass es keinen persönlichen Standpunkt gibt, von dem aus jemand exklusiv beurteilen könnte, was gut ist für die Katholiken in China. Wir brauchen mehr Demut und einen Geist des Glaubens – auch mehr Vorsicht und Mäßigung, um nicht in Polemik zu verfallen, die Gemeinschaft verletzt und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft blockiert“.

Mitspracherecht bei der Bischofsernennung (?)

In der Verlautbarung des chinesischen Außenministeriums ist die Rede von „einem Mitspracherecht“ bei der Bischofsernennung. Man darf gespannt sein, wie das im Detail aussehen wird. Nach derzeitigem kanonischem Recht ist so etwas eigentlich unmöglich. Der Codex des kanonischen Rechtes sagt:

Can. 377 – § 5:

„In Zukunft werden weltliche Autoritäten keine Rechte und Privilegien in Bezug auf Wahl, Nomination, Präsentation oder Designation von Bischöfen eingeräumt“.

Der Fall Bischof Peter Zhuang Jianjian von Shantou

Betrachtet man die Rücktrittsforderung beispielsweise von Bischof Peter Zhuang Jianjian von Shantou, sieht die Sache allerdings anders aus. Zhuang wurde aufgefordert, in den Ruhestand zu gehen, um den Weg freizumachen für ein regimetreues Mitglied der „patriotischen Vereinigung“, zudem ein nicht gültig geweihter und somit exkommunizierter Bischof. Zhuang hatte den Antrag des Heiligen Stuhls zweimal abgelehnt.

Dass Bischöfe der Untergrundkirche in China noch mit hohem Alter im Amt sind, ist hier nichts Ungewöhnliches. Allerdings kann Papst Franziskus Bischof Zhuang durchaus aufgrund seines Alters zum Rücktritt auffordern.

Can 401 – § 1:

„Ein Diözesanbischof, der das fünfundsiebzigste Lebensjahr vollendet hat, wird gebeten, seinen Amtsverzicht dem Papst anzubieten, der nach Abwägung aller Umstände entscheiden wird“.

Nach dem Kirchenrecht ist Bischof Zhuang somit längst überfällig. Seine Weigerung resultiert anderseits aus der Tatsache, Platz für einen unrechtmäßigen exkommunizierten Anwärter zu machen. Moralisch und gegenüber seinen Gläubigen zeigt Zhuang viel Mut und Rückgrat.

Der Vatikan und Papst Franziskus gehen in dem China-Abkommen einen sehr zweifelhaften Weg und wie in „Amoris laetitia“ auch, werden bestehende Grundsätze der römisch katholischen Kirche einfach übergangen. (vh)

Entgegen „bedauerlicher“ Berichte: Papst ist „gut über China informiert“, betont Vatikan

VATIKANSTADT – Am heutigen Dienstag hat der Sprecher des Papstes, Greg Burke, überraschend eine Erklärung abgegeben, in der es heißt, Papst Franziskus sei gut informiert über die Situation der katholischen Kirche in China. Es sei „bedauerlich“, dass einige Mitglieder der Kirche das Gegenteil gesagt hätten. Diese würden dadurch „Verwirrung und Kontroversen“ stiften.

In der Erklärung vom 30. Januar heißt es wörtlich:

„Der Papst steht in ständigem Kontakt mit seinen Mitarbeitern, insbesondere im Staatssekretariat, über chinesische Angelegenheiten und wird von ihnen genau und ausführlich über die Situation der katholischen Kirche in China informiert.“

Papst Franziskus verfolge auch „die Schritte im laufenden Dialog zwischen dem Heiligen Stuhl und der Volksrepublik China“, fährt die Mitteilung fort, und „es ist daher überraschend und bedauerlich, dass das Gegenteil von Menschen in der Kirche bekräftigt wird, wodurch Verwirrung und Kontroversen gestiftet werden.“

Greg Burkes Aussage im Namen des Papstes widerspricht einem Brief von Kardinal Joseph Zen aus Hongkong, der am 29. Januar schrieb, dass Papst Franziskus bei einer kürzlichen Begegnung „überrascht“ gewesen sei über die Vorgehensweise des Vatikans mit Konflikten zwischen der Kirche und der chinesischen Regierung, – über die er Berichten zufolge im Oktober 2017 informiert worden war.

Der Kardinal von Hongkong gehört zu den Kritikern der Art und Weise, wie die katholischen Kirche und Chinas Regierung Berichten zufolge bemüht sind, ihre Beziehungen zu normalisieren. Die Lage der Kirche in China ist komplex: Neben der im Untergrund fortwährenden, verfolgten Kirche gibt es eine staatlich kontrollierte „Chinesische Patriotische Katholische Vereinigung“, deren Priester und Bischöfe ebenfalls regimetreue Kandidaten sind.

Jeder von Peking anerkannte Bischof muss ein Mitglied dieser „patriotischen Vereinigung“ sein, und viele vom Vatikan ernannte Bischöfe werden von der chinesischen Regierung nicht anerkannt oder gebilligt, sind der Verfolgung durch die Regierung ausgesetzt. Gleichzeitig sind nicht alle von der chinesischen Regierung ernannten Bischöfe vom Vatikan anerkannt und somit sind die Weihen einiger Bischöfe auch kirchenrechtlich ungültig.

„Asia News“ hatte berichtet, dass eine Delegation des Heiligen Stuhls im Oktober 2017 den 88-jährigen Bischof Peter Zhuang Jianjian aus Shantou in der südlichen Provinz Guangdong gebeten hat, in den Ruhestand zu gehen, damit ein regimetreues Mitglied der „patriotischen Vereinigung“, zudem ein nicht gültig geweihter und somit exkommunizierter Bischof, seinen Platz einnehmen kann. Der Vatikan würde diesen Bischof dann anerkennen, hieß es.

Der rechtmäßige Bischof lehnte den Antrag auf Rücktritt ab, ebenso wie eine zweite Bitte im Dezember. Er besuchte im Dezember die vatikanische Delegation in Peking, um seine Sicht des Falls darzulegen.

Die gleiche Delegation des Vatikans soll zudem in der östlichen Provinz Fujian Bischof Joseph Guo Xijin gebeten haben, eine Stelle als Koadjutor unter einem regime-treuen Bischof anzunehmen, der ebenfalls ungültig geweiht wurde.

Ein solches Vorgehen des Heiligen Stuhls könnte letzten Endes dazu führen, dass sieben ungültig geweihte Bischöfe, die treu zum Regime in Peking stehen, vom Vatikan offiziell anerkannt werden. Der Heilige Stuhl könnte im Gegenzug Chinas offizielle Anerkennung von 20 vom Heiligen Stuhl ernannten Bischofskandidaten erwarten, von denen einige bereits heimlich geweiht wurden – zusätzlich zur staatlichen Anerkennung von bis zu 40 Bischöfen in der katholischen Untergrundgemeinde.

Kardinal Zen sagte, er habe sich über die Aktivitäten des Vatikans in China geäußert, weil dies ein kritischer Moment sei und in den Medien „Verwirrung“ herrsche. Ihm gehe es nicht um den Rücktritt legitimer Bischöfe, sondern darum, dass diese Bischöfe gebeten werden, Platz zu machen für „illegitime und sogar exkommunizierte“.

Viele Untergrundbischöfe hätten zudem um einen Nachfolger gebeten, aber keine Antwort aus Rom bekommen, sagte der Kardinal weiter. Andere wiederum hätte einen Nachfolger genannt und sogar die Schreiben mit päpstlicher Unterschrift erhalten, aber seien angewiesen worden, von der Weihe abzusehen „aus Angst davor, die Regierung zu beleidigen“, sagte der Kardinal. (vatican news)

Heiliger Stuhl: Kläglicher Versuch der Rechtfertigung in der China-Diplomatie

Welches Spiel treibt die vatikanische Diplomatie in der Volksrepublik China? Offenbar opfert der Vatikan rechtmäßige katholische Bischöfe der Politik des Papstes. Oder handelt der Vatikan ohne Wissen des Pontifex? Wohl eher nicht.

Was derzeit hinter den Kulissen der chinesisch-vatikanischen Politik abläuft, ist haarsträubend. Da werden durch den Papst in China eingesetzte Untergrundbischöfe, durch den Vatikan, zum Rücktritt aufgefordert. Da reist sogar eine vatikanische Delegation nach Peking unter der Leitung von Kurienerzbischof Maria Celli, dem ehemaligen Präsidenten des päpstlichen Rates für die sozialen Kommunikationsmittel, und forderte zwei Bischöfe zum Rücktritt auf. Hintergrund der Maßnahmen ist das Vorantreiben diplomatischer Beziehungen des Heiligen Stuhl mit dem kommunistischen Regime der Volksrepublik China, oder um genauer zu sein, rechtmäßige Bischöfe der katholischen Kirche aufzufordern, zugunsten von exkommunizierten und unrechtmäßigen Bischöfen des chinesischen Staatsapparates zum Rücktritt zu bewegen.

Quelle: Bulletin (Screenshot vom 30. Januar)

Diese Machenschaften sollten sicherlich geheim und ohne großes Aufsehen in der Öffentlichkeit abgewickelt werden. Doch nach dem Appelle der Untergrundkirche an den Heiligen Stuhl ohne Erfolg blieben, machte der chinesische emeritierte Bischof von Hongkong Kardinal Zen Ze-kiun diese unglaublichen Machenschaften öffentlich. AsiaNews veröffentlichte am 22. Januar die Details zum Fall.

 

Durch die Veröffentlichung Zens ist der Heilige Stuhl in Erklärungsnotstand geraten. Vatican News, das offizielle Organ des Vatikans, hatte nach publik werden der Meldung von AsiaNews lediglich Fakten dessen Berichts in verkürzter Form auf der eigenen Website wiedergegeben.

Gestern kam dann die erste offizielle Meldung des Presseamtes des Heiligen Stuhls in Form eines Bulletin. Die Erklärung des Direktors des Pressezentrums, Greg Burke vom 30.01.2018 lautet wie folgt:

„In Bezug auf die verbreiteten Nachrichten über eine angebliche Nichtübereinstimmung von Gedanken und Handlungen zwischen dem Heiligen Vater und seinen Mitarbeitern in der römischen Kurie zu chinesischen Fragen kann ich folgendes erklären: Der Papst steht in ständigem Kontakt mit seinen Mitarbeitern, insbesondere dem Staatssekretariat, und wird in chinesischen Fragen von ihnen in einer getreuen und detaillierten Weise über die Situation der katholischen Kirche in China und über die Schritte des fortwährenden Dialogs zwischen dem Heiligen Stuhl und der Volksrepublik China, die er mit besonderer Sorgfalt begleitet, informiert. Es ist überraschend und bedauerlich, dass das Gegenteil von Personen der Kirche behauptet, und somit Verwirrung und Polemik genährt wird“.

Das Bulletin des Staatssekretariats ist vorsichtig ausgedrückt:

„Ein kläglicher Versuch der Rechtfertigung“.

Greg Burke geht mit keinem Wort auf die Vorwürfe Kardinal Zen Ze-kiuns bezüglich der Rücktrittsforderungen der Untergrundbischöfe ein, ja er unterschlägt sogar Titel und Namen und nennt Kardinal Zen Ze-kiun, eine „Person der Kirche“. Oder meint er vielleicht hintergründig „Persona non grata“, weil Kardinal Zen Ze-kiun die Wahrheit ans Tageslicht gebracht hat? Der Kardinal hatte in der Vergangenheit mehrfach vor dem Regime in China gewarnt. Die Diplomatie des Heiligen Stuhls geht im Fall der rechtmäßigen Bischöfe der Kirche Chinas einen beschämenden Weg und die brennende Frage, wer diese Vorgehensweise letztlich zu verantworten hat, bleibt weiterhin vollkommen offen. (vh)

China: Opfert der Vatikan katholische Bischöfe der kommunistischen Regierung?

Quelle: AsiaNews (Screenshot am 23. Januar)

Der Vatikan unterhält schon seit Jahrzehnten keine diplomatischen Beziehungen zur Volksrepublik China. Besonders die Bischofsernennungen waren in der Vergangenheit stets ein besonderes Ärgernis. Durch Rom ernannte Bischöfe konnten nur im Untergrund arbeiten – im Gegensatz zu den durch die kommunistische Regierung Pekings ernannten Bischöfe. Diese wiederum wurden häufig durch den Heiligen Stuhl nicht anerkannt und exkommuniziert.

Heute veröffentlichte das mediale Organ des Vatikans, vatican.news, eine schier unglaubliche Meldung basierend auf einem Artikel der Nachrichtenagentur AsiaNews, die zum päpstlichen Institut für Auslandsmission in Mailand gehört, unter der Überschrift „China: Vor einem Abkommen mit dem Heiligen Stuhl?“:

„Der Heilige Stuhl soll sogenannte Untergrundbischöfe in China gebeten haben, sich zugunsten sogenannter offizieller Bischöfe zurückzuziehen. …

Sie deutet die Demarche des Vatikans als Hinweis auf ein möglicherweise in die Nähe rückendes Abkommen zwischen dem Heiligen Stuhl und der Volksrepublik China. Nach AsiaNews-Angaben hat sich im Dezember eine Vatikandelegation in Peking mit Bischof Peter Zhuang Jianjian von Shantou getroffen. Dabei habe sie ihn bereits zum zweiten Mal gebeten, zugunsten von Joseph Huang Bingzhang zurückzutreten. Dieser ist im Unterschied zu Jianjian bisher nicht offiziell vom Vatikan anerkannt. Der jetzt 88-jährige Jianjian ist nach den Angaben der Agentur 2006 mit Erlaubnis des Papstes geheim zum Bischof geweiht worden.

Nach Darstellung von AsiaNews ist die Causa Jianjian kein Einzelfall. Insgesamt gebe es derzeit sieben Bischöfe, die von der Pekinger Regierung ernannt, vom Vatikan aber nicht anerkannt seien. Umgekehrt spricht AsiaNews von etwa zwanzig sogenannten Untergrundbischöfen, die zwar mit Erlaubnis Roms geweiht, vom Regime aber nicht anerkannt seien“.

Das der Vatikan mit unliebsamen Geschehnissen nur zögerlich oder gar nicht an die Öffentlichkeit geht ist bekannt. In diesem Fall, der bereits durch die internationalen Medien publiziert wird, zitiert vatican.news lediglich AsiaNews und enthält sich vorerst einer eigenen Darstellung.

Wenn die Informationen der Nachrichtenagentur AsiaNews der Wahrheit entsprechen, muss sich der Heilige Stuhl einige Fragen gefallen lassen. Um ein Abkommen mit der kommunistischen Regierung der Volksrepublik China zu erreichen, werden offenbar durch Rom ernannte und geweihte Bischöfe in China zum Rücktritt aufgefordert.

Das Papst Franziskus sich stark in Politik einmischt und Regierungen in aller Welt nach seinen eigenen Vorstellungen versucht zu beeinflussen, ist lange bekannt. Das er jetzt aber eigene Bischöfe opfert um diplomatische Beziehungen zu einem kommunistischen Staat aufzubauen ist wohl einzigartig in der Neuzeit der katholischen Kirche. Der chinesische Kardinal Zen Ze-kiun, bis 2009 Bischof von Hongkong, hat schon vor langer Zeit den Heiligen Stuhl davor gewarnt, sich auf Kompromisse einzulassen. (vh)

Über den Wolken: Der Papst spricht über aktuelle Krisen

Rohingya, Atomwaffen, China – das waren nur einige der Themen, über die Papst Franziskus auf dem Rückflug von Bangladesch nach Rom am Samstagabend mit Journalisten gesprochen hat. Bei seiner „fliegenden Pressekonferenz“ über den Wolken verteidigte der Papst die Tatsache, dass er in Myanmar nicht öffentlich von „Rohingya“ gesprochen hat. Er erwähnte seinen Wunsch, China zu besuchen, und kündigte eine Reise nach Indien für das nächste Jahr an. Gegen zehn Uhr abends – eine Stunde eher als erwartet – ist das Flugzeug mit Franziskus an Bord wieder in Rom gelandet: Schlusspunkt einer knapp einwöchigen Südostasien-Reise.

Besitz von Atomwaffen irrational

Angesprochen auf die Nordkorea-Krise äußerte der Papst, eine Politik der nuklearen Abschreckung wie zu Zeiten des Kalten Krieges sei heute nicht mehr vertretbar. Schon den bloßen Besitz von Atomwaffen halte er für „irrational“.

„Atomwaffen zu haben und einzusetzen, ist heute an der Grenze des ethisch Erlaubten, davon bin ich überzeugt. Warum? Weil solche ausgeklügelten Atomarsenale heutzutage die Menschheit – oder zumindest einen großen Teil der Menschheit – zu vernichten drohen.“ Zwar sei das keine Frage des päpstlichen Lehramtes, aber dennoch eine Frage, die ein Papst stellen müsse: „Kann es denn heute wirklich legitim erscheinen, Atomarsenale beizubehalten? Oder ist es nicht vielmehr nötig, umzukehren, um die Schöpfung zu retten und um die Menschheit heute zu retten? Denken wir an Hiroshima und Nagasaki vor siebzig Jahren, und denken wir auch daran, was passiert, wenn es in einem Reaktor einen Atomunfall gibt… Wir sind an der Grenze des Erlaubten.“

Der Papst antwortete damit auf die Frage eines mitreisenden Journalisten, was sich seit den 80er Jahren in der Welt verändert habe. Papst Johannes Paul II. (1978-2005) habe noch 1982 in einem Brief an die UNO-Vollversammlung geschrieben, die Politik der nuklearen Abschreckung sei insofern „moralisch gerechtfertigt“, als sie damals einen Krieg verhindert habe und die beteiligten Partner daran arbeiteten, sie abzubauen. Bereits Mitte Oktober hatte Franziskus hingegen die Anwendung von und die Drohung mit Atomwaffen verurteilt – und darüber hinausgehend auch deren alleinigen Besitz. Das hatte, vor allem bei Katholiken in den USA, für Diskussionen gesorgt.

Tränen beim Treffen mit Rohingya

Sein zweites Besuchsland Bangladesch lobte der Papst bei der „fliegenden Pressekonferenz“ als ein „Vorbild für die Aufnahme“ von Flüchtlingen. Obwohl Bangladesch nicht groß sei, habe es doch für über 600.000 Rohingya-Flüchtlinge aus dem benachbarten Myanmar die Türen geöffnet. „Ich denke da an die Länder, die ihre Türen schließen. Da müssen wir dankbar sein für das Beispiel, das Bangladesch uns gegeben hat!“

Die Begegnung mit einigen Rohingya-Flüchtlingen am Freitagabend im Garten des Erzbischofs von Dhaka sei ein besonderer Moment gewesen, bei dem nur ein Teil geplant war, das meiste sich jedoch spontan ergab, erklärte der Papst. „Ich habe geweint. Ich versuchte es so hinzukriegen, dass man es nicht sah… Sie weinten auch. Ich habe mir gesagt: Ich kann die jetzt nicht wieder gehen lassen, ohne ihnen etwas zu sagen. Man wollte sie wieder vom Podium herunterschicken, ohne dass sie mit mir gesprochen hätten. Das habe ich nicht zugelassen… Und nachdem ich sie angehört habe, fühlte ich etwas in mir sich regen, und dann habe ich ihren Namen genannt.“ Franziskus hatte bei der Begegnung die Flüchtlinge spontan im Namen ihrer Verfolger, aber auch im Namen einer gleichgültigen Weltöffentlichkeit, um Vergebung gebeten. Dabei hatte er zum einzigen Mal auf der ganzen Reise ausdrücklich von „Rohingya“ gesprochen.

Der Papst machte deutlich, dass er gerne ein Flüchtlingslager von Rohingya besucht hätte: „Die Dinge wurden geprüft, und das war dann nicht möglich, aus verschiedenen Gründen, etwa aus Zeitgründen wegen der Distanz. Aber das Flüchtlingslager ist dann ja durch einige Vertreter zu mir gekommen…“

Nicht die Tür vor der Nase zuschlagen

Der Papst verteidigte ausdrücklich, dass er während seines Aufenthalts in Myanmar nie ausdrücklich von „Rohingya“ gesprochen hatte. „Schon auf dem Petersplatz habe ich sie durchaus beim Namen genannt… Aber hätte ich das in einer offiziellen Rede (in Myanmar) gesagt, hätte ich (den Burmesen) sozusagen die Tür vor der Nase zugeschlagen. Also habe ich die Lage beschrieben, habe vom Recht der Minderheiten gesprochen, um dann in den Privatgesprächen noch weiter zu gehen… Mir ist es am wichtigsten, dass die Botschaft angekommen ist. Sagen wir es so: Ich hatte nicht das Vergnügen, die Tür zuzuknallen, indem ich öffentlich etwas Anklagendes sagte – aber ich hatte die Genugtuung, einen Dialog aufzunehmen und auch die andere Seite zu hören. Und so ist die Botschaft angekommen.“

Diese Gesprächsdiplomatie hinter verschlossenen Türen nahm der Papst auch für seine Begegnung mit dem Armeechef in Anspruch, der nach allgemeiner Ansicht für die Vertreibung von Rohingya aus Myanmar verantwortlich ist. „Ich habe die Wahrheit nicht verhandelt… Ich habe so gesprochen, dass er verstanden hat, dass man heute die Dinge nicht mehr so machen darf, wie sie früher gemacht wurden… Es war ein gutes Treffen. Zivilisiert. Und auch bei dieser Gelegenheit ist die Botschaft angekommen.“

Nächstes Jahr eventuell eine Reise nach Indien

Franziskus ließ die mitreisenden Journalisten auch einmal in seine Karten sehen, was die nächsten Reisepläne betrifft. Er wolle 2018 gerne Indien besuchen – „wenn ich dann noch lebe“, scherzte er. Eine Reise nach China sei dagegen „nicht in Vorbereitung“, auch wenn ihm eine solche Reise „so sehr gefallen würde“. Auf die zähen Verhandlungen zwischen Peking und dem Vatikan über eine Aufnahme von diplomatischen Beziehungen angesprochen, versuchte sich der Papst an einem Hohenlied der Langsamkeit und Gründlichkeit: „Schritt für Schritt“ gelte es vorzugehen. (rv)

Parolin: Vatikan verfolgt Politik des Friedens

Die Vermittlung des Vatikans in der politischen Krise in Venezuela ist nicht gescheitert. Das betonte Staatsekretär Pietro Parolin am Donnerstag in einem Interview mit der italienischen Tageszeitung Avvenire. Der Heilige Stuhl verfolge eine „proaktive, nicht reaktive Diplomatie“, sagte Parolin. Wichtig sei, nach Lösungen zu suchen, die das Wohl des Volkes in den Vordergrund stellen. Am Donnerstag verschob der venezolanische Präsident Nicolas Maduro die anberaumte Eröffnungssitzung der Nationalversammlung. Generalstaatsanwältin Luisa Ortega hatte zuvor eine Untersuchung der Betrugsvorwürfe im Zusammenhang mit der Wahl angeordnet, bei der zehn Menschen ums Leben kamen.

Auch in Kolumbien hofft der Vatikan trotz aller Schwierigkeiten auf einen positiven Verlauf des Friedensprozesses, so Parolin. Der Besuch von Papst Franziskus im September habe zum Hauptziel, die Versöhnung im Land zu fördern. In dem Interview forderte der Staatssekretär auch erneut eine Friedenslösung für Jerusalem als „offene Stadt“, in der die Rechte aller Gläubigen anerkannt sind. „Das Problem muss auf internationaler Ebene gelöst werden“, das zeigten die aktuellen Konflikte.

Im Gespräch mit der Zeitung Il Sole 24 Ore kündigte Parolin an, weiterhin am Dialog mit China festhalten zu wollen. Zugleich forderte er Religionsfreiheit. Bei den letzten Verhandlungen bis zum 28. Juni hatte China scharf auf die Aussage der Kirche reagiert, man sei „traurig“ über das Verschwinden von Bischof Peter Shao Zhumin. Solche „Einzelfälle“ dürften nicht als Anlass genommen werden, „sich in innere Angelegenheiten einzumischen“, warnte das chinesische Außenministerium. (rv)

Stühlerücken in mehreren wichtigen Bistümern der Welt

Papst Franziskus hat an diesem Dienstag mehrere wichtige Ernennungen vorgenommen. Sie betreffen China, Argentinien und Frankreich. In China wird der bisherige Weihbischof Michael Yeoung Ming-cheung neuer Bischof von Hongkong. Das ist keine Überraschung, denn er war schon bisher Koadjutor, hatte also das Recht zur Nachfolge seines vorgesetzten Bischofs. Kardinal John Tong Hon geht mit 78 Jahren in den Ruhestand. Damit gibt es in Hongkong von nun an zwei emeritierte Kardinäle; der andere ist Joseph Zen, ein scharfer Kritiker des kommunistischen Regimes von Festland-China. Der neue Ortsbischof Yeung, der aus Shanghai stammt und auch Caritas-Direktor des Bistums Hongkong war, ist übrigens auch schon 71 Jahre alt.

In Franziskus’ Heimat Argentinien tritt der Bischof von Orán in den Ruhestand: Der Papst hat Gustavo Zanchettas Rücktrittsgesuch angenommen, das dieser aus Gesundheitsgründen eingereicht hatte. Zanchetta ist durch seinen sozialen Einsatz in Salta, Nordargentinien, bekannt geworden.

Und in Frankreich hat Franziskus einen neuen Bischof für Évry-Corbeil-Essonnes am Stadtrand von Paris bestellt. Es ist der bisherige Bischof von Chartres, Michel Pansard. Er tritt an die Stelle von Michel Dubost, der vor allem für sein Engagement im christlich-jüdischen Gespräch in Frankreich bekannt wurde. Pansard war bis 2005 vor allem in der Priesterausbildung tätig, dann machte ihn Benedikt XVI. zum Hausherrn der berühmten gotischen Kathedrale von Chartres. Jetzt wechselt Pansard an die neugebaute, moderne Kathedrale von Évry. (rv)