Gemeinsam für die Religionsfreiheit

Der Vatikan und Großbritannien haben sich mit Nachdruck für den Schutz der Religionsfreiheit in der Welt ausgesprochen. Religionsfreiheit sei ein grundlegendes Menschenrecht, das in allen Ländern verwirklicht werden müsse, heißt es in der gemeinsamen Erklärung vom Mittwoch zum Abschluss zweitägiger diplomatischer Konsultationen. Gemeinsam wolle man gegen Intoleranz und religiös begründete Diskriminierung angehen, wo immer sie geschehe.
Eineinhalb Jahre nach dem Papstbesuch in Großbritannien und im 30. Jahr der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Königreich war eine hochrangige Regierungsdelegation aus London in den Vatikan gereist. Neben Gesprächen mit der Führung des Staatssekretariats und der vatikanischen Diplomaten-Akademie stand auch eine Audienz bei Papst Benedikt XVI. auf dem Programm.

Weiterhin zu viel Hunger auf der Welt

Der Heilige Stuhl und die Regierung Großbritanniens befürworteten gemeinsam eine globale, integrale und nachhaltige Entwicklung. Im Zentrum müsse stets die menschliche Person und die Würde jedes Menschen stehen, so das gemeinsame Schlusscommuniqué. Trotz etlicher Fortschritte gebe es auf der Welt weiterhin zu viel Hunger sowie ungenügenden Zugang zu Bildung und menschenwürdiger Arbeit. Hier sei eine internationale Zusammenarbeit notwendig. „Wir verpflichten uns zu einer besseren Zukunft für die ganze Menschheit". Die bevorstehende Konferenz zu nachhaltiger Entwicklung in Rio de Janeiro sowie der Uno-Prozess für Klimawandel müssten das Wohl der Menschen in den Mittelpunkt stellen, heißt es in der Erklärung. Weiter trete man gemeinsam – im Rahmen der Vereinten Nationen – für Konfliktprävention, für Abrüstung und Waffenkontrolle ein, um menschliches Leben zu schützen.
Angesichts der Veränderungen in Nordafrika und Nahost befürworteten beide Seiten „echte Reformen in Politik, Wirtschaft und Sozialordnung". So könnten Einheit und Entwicklung der Länder besser gefördert und Frieden und Stabilität gewährleistet werden. Eine besondere Rolle messen sie dabei den Christen in der Region bei, die einen wichtigen Beitrag zum interreligiösen Dialog leisten könnten.

Appell für Ende der Gewalt in Syrien

Weiter äußern Vatikan und Großbritannien in dem Communiqué die Hoffnung auf eine Wiederaufnahme der Verhandlungen zwischen Israelis und Palästinensern. Zugleich erneuern sie ihren Appell für ein sofortiges Ende der Gewalt in Syrien. Schließlich rufen sie die internationale Gemeinschaft zu einer kohärenten Strategie für Somalia auf, um zu einem Ende der Krise und zu Sicherheit für die Menschen am Horn von Afrika zu kommen.
Ausdrücklich würdigt die britische Regierung auch die Unterstützung des Papstes für den Aussöhnungsprozess in Nordirland.
Mit Blick auf die bevorstehenden Olympischen Spiele und die Paraolympics in London hoffen Vatikan wie Großbritannien auf ein Jahr, dass vom Geist der Olympischen Charta und des Olympischen Friedens bestimmt sei. (rv)

Großbritannien: Anglikanische Bischöfe bald katholische Priester

Die drei übertrittswilligen anglikanischen Bischöfe sind bald katholische Priester. Das geht aus einer Pressemitteilung des Heiligen Stuhls hervor. Demnach werden Bischof John Broadhurst, Andrew Burnham und Keith Newton am 13. Januar mit Erlaubnis des Heiligen Stuhls zunächst zu Diakonen und am 15. Januar zu Priestern geweiht. Broadhurst, Burnham und Newton hatten im November 2010 ihre Absicht mitgeteilt, sich von ihrer bisherigen Glaubensgemeinschaft abzuwenden und zur römisch-katholischen Kirche überzutreten. Am Neujahrstag empfingen sie in London bereits die Kommunion. Die Weihen werden entsprechend der Konstitution „Anglicanorum Coetibus" vom November 2009 vollzogen. Papst Benedikt wollte mit der Konstitution Anglikanern den Übertritt in die römisch-katholische Kirche erleichtern. Die Priesterweihe findet am 15. Januar um 10.30 Uhr in der Westminster Kathedrale in London statt. (rv)

Großbritannien: Mehr Seminaristen

In England und Wales zeigen die Zahlen der katholischen Priesteramtskandidaten nach oben: Dieses Jahr wurde mit 56 Eintritten ins Priesterseminar ein Rekord für die letzten zehn Jahre erreicht. Das meldet die Nachrichtenagentur ccn. Die Kirche führt die steigenden Zahlen u.a. auf eine stärkere Berufungspastoral in den Bistümern und auch an katholischen Schulen zurück. Ein erstes Festival mit dem Titel „Invocation", das im Juli junge Leute in Birmingham für das Ordens- bzw. Priesterleben interessieren sollte, wurde auf einer Konferenz in der Stadt jetzt als Erfolg gewertet; es solle im nächsten Sommer wiederholt werden. (rv) 

Großbritannien: Anglikanische Bischöfe wollen übertreten

Fünf Bischöfe der anglikanischen Kirche wollen tatsächlich zur katholischen Kirche übertreten. Das bestätigte jetzt die katholische Bischofskonferenz von England und Wales. Genau ein Jahr nach einer entsprechenden Entscheidung des Papstes setzen die Bischöfe Andrew Burnham, Keith Newton, John Broadhurst, Edwin Barnes und David Silk darauf, dass die katholische Kirche eigene Strukturen für frühere Anglikaner einrichten will. Diese erlauben es ihnen, auch innerhalb der katholischen Kirche bisherige Traditionen zu behalten. Die katholischen Bischöfe wollen nächste Woche über die Schaffung eigener Strukturen für übergetretene Anglikaner beraten; auch Vatikansprecher Federico Lombardi bestätigte von Rom aus entsprechende Überlegungen. Drei der fünf übertrittswilligen Bischöfe leiten anglikanische Bistümer; zwei von ihnen, nämlich Burnham und Newton, sind so genannte „fliegende Bischöfe", die sich um Pfarreien kümmern, welche keine Priesterinnen anerkennen. Zwei weitere der übertrittswilligen Bischöfe sind bereits emeritiert. (rv) 

Großbritannien: Risse unter den Anglikanern

Die Ankündigung der anglikanischen Pfarrei Saint Peter’s in Folkstone in Großbritannien, zur katholischen Kirche überzutreten, hat einmal mehr die Risse innerhalb der Church of England offensichtlich werden lassen. Gemeinschaften, die sich anglo-katholisch nennen und eher zu dem konservativen Flügel innerhalb der Kirche gehören, wehren sich gegen einzelne Entscheidungen der Anglikaner. Pfarrer Stephen Boult erläuterte seine Absicht und die der Mehrheit seiner Pfarrei gegenüber der BBC:
 „Sobald die Regelung in Kraft tritt, die erlaubt, dass Frauen zu Bischöfen geweiht werden können, dann hat die anglikanische Kirche keinerlei Recht mehr, sich selber irgendwie katholisch zu nennen. Dann gibt es durch Argumente nichts mehr zu gewinnen."
Außer dieser Pfarrei will auch der Bischof von Fulham, John Broadhurst, katholisch werden. Er wolle von seinem Bischofsamt zurück treten und dem zu gründenden Ordinariat für Anglikaner innerhalb der katholischen Kirche beitreten, so Broadhurst am Samstag. Zwei weitere Bischöfe erwägen laut der Zeitung „The Times" ebenfalls das Verlassen der anglikanischen Kirche.
Als Begründung geben alle Beteiligten an, dass die Generalsynode der Kirche, die im Sommer in York tagte, in ihren Beschlüssen aber auch im Ton den konservativen Kirchenkreisen gegenüber zu weit gegangen sei. (rv)

GB: Zu Besuch an einer katholischen Jungenschule in London

35 Jungen in der Klasse schauen per Beamer den Papstbesuch im Saint Marys College, und wo gebetet wird, da beten sie mit. Saint Ignatius College, Enfield, im Norden Londons. Papst Benedikt besucht zwar Twickenham, aber alle katholischen Schulen in Großbritannien übertragen das live in den Unterricht. Eine moderne, junge Gesellschaft mit modernen Mitteln. So feiern 1.200 Schüler der Jungenschule gemeinsam mit dem Papst. Ihr berühmtester Altschüler, Alfred Hitchcock, wäre vom Medieneinsatz begeistert. Ein schöner Beitrag, sehr interessant, findet XY. Und Edward findet spannend zu sehen, wie sich der Papst in England schlägt, so so lange schon kein Papst mehr hier war. Dass Papstreisen gut und nötig sind, darüber herrscht unter den Jungs Einigkeit: Sein Besuch bei uns zeigt unter anderem, dass die römisch-katholische Religion nicht nur was für Bischöfe und Kardinäle im Vatikan ist.
Die Jungs aus einer 6. Klasse sitzen in ihrem Klassenraum mit ihrem Lehrer, P. Tim Byron. Es ist eine multinationale Klasse, die Familien kommen aus Afrika, Asien, Südamerika und aus den verschiedensten Ländern Europas. „Sehr religiös“ sei die Erziehung hier bei den Jesuiten, sagt Edward. Die Kapelle sei ein echtes Zentrum. Die Jungs lernen alle das Messdienern, erzählt Noah. Er selbst wird morgen mit 200 Schulkollegen nach Birmingham reisen, um bei der Seligsprechung Kardinal Newmans durch den Papst dabeizusein. Doch, das sei ihm wichtig, den Papst mal persönlich zu sehen und nicht nur im Fernsehen so wie jetzt gerade im Klassenzimmer: „Denn der Papst ist nicht nur das, was viele glauben, dass er sei, sondern er hat gute Ideen und er ist sehr schlau.“
Die katholische Kirche in Großbritannien unterhält etwa 2.800 Bildungsinstitutionen, von Schulen bis zu Universitäten. Etwa zehn Prozent aller Schüler und Studenten besuchen eine dieser Institutionen. Das macht die katholische Kirche zu einer der stärksten Bildungsinstitutionen im Land und Bildung zu einer der Säulen des kirchlichen Engagements in England, sagt John Paul Morrison, den Direktor ders Saint Ignatius College, Enfield.
„Katholische Schulen haben Tausende von Kindern in England herangebildet, und diese Tatsache erkennt der Papst mit seinem Besuch an einer Schule an. Unsere Auffassung ist, dass wir nicht nur Information weitergeben, sondern Bildung. Bildung des Charakters, spirituelle Identität, moralische Werte.“ (rv)

GB/Dokument: Papstpredigt in Glasgow am Donnerstag

„Liebe Brüder und Schwestern in Christus! „Das Reich Gottes ist euch nahe!" (Lk 10,9). Mit diesen Worten aus dem Evangelium, das wir eben gehört haben, begrüße ich euch alle ganz herzlich im Herrn. Wahrhaftig ist das Reich des Herrn bereits in unserer Mitte! In dieser Eucharistiefeier, in der die Kirche in Schottland sich vereint mit dem Nachfolger Petri um den Altar versammelt, laßt uns erneut unseren Glauben an Christi Wort und unsere Hoffnung auf seine Verheißungen bekräftigen – eine Hoffnung, die nie enttäuscht. Ich grüße herzlich Kardinal O’Brien und die schottischen Bischöfe; ich danke besonders Erzbischof Conti für seine freundlichen Worte zur Begrüßung in eurem Namen; und ich möchte meine tiefe Dankbarkeit für die Arbeit ausdrücken, welche die britische und die schottische Regierung sowie die Glasgower Stadtväter geleistet haben, um dieses Ereignis zu ermöglichen.
Das heutige Evangelium erinnert uns daran, daß Christus fortfährt, seine Jünger in die Welt zu senden, um die Ankunft seines Reiches zu verkünden und seinen Frieden in die Welt zu bringen, indem sie Haus für Haus, Familie für Familie, Stadt für Stadt damit beginnen. Ich bin als Bote jenes Friedens zu euch, den geistlichen Kindern des heiligen Andreas, gekommen und möchte euch im Glauben des Petrus bestärken (vgl. Lk 22,32). Mit einer gewissen inneren Ergriffenheit begrüße ich euch unweit des Ortes, an dem mein lieber Vorgänger Papst Johannes Paul II. vor fast dreißig Jahren mit euch die Messe feierte und von der größten Menschenmenge willkommen geheißen wurde, die sich jemals in der schottischen Geschichte versammelt hat.
Vieles ist seit diesem historischen Besuch in Schottland und in der Kirche in diesem Land geschehen. Mit großer Zufriedenheit stelle ich fest, daß der Aufruf von Papst Johannes Paul II. an euch, Hand in Hand mit euren Mitchristen voranzugehen, zu größerem Vertrauen und zu größerer Freundschaft mit den Mitgliedern der Church of Scotland, der Scotish Episcopal Church und anderen geführt hat. Ich möchte euch ermutigen, auch weiterhin mit ihnen zu beten und zu arbeiten für den Aufbau einer helleren Zukunft für Schottland, die auf unserem gemeinsamen christlichen Erbe basiert. In der heutigen ersten Lesung haben wir den heiligen Paulus gehört, wie er die Römer ermahnt anzuerkennen, daß wir als Glieder Christi einander zugehören (vgl. Röm 12,5), und in gegenseitiger Achtung und Liebe zu leben. In diesem Geist begrüße ich die ökumenischen Vertreter, die uns mit ihrer Anwesenheit beehren. In dieses Jahr fällt der vierhundertfünfzigste Jahrestag des Reformations-Parlamentes, aber auch der hundertste Jahrestag der Weltmissions-Konferenz in Edinburgh, die weithin als die Geburtsstunde der modernen ökumenischen Bewegung angesehen wird. Laßt uns Gott danken für die in ökumenischer Verständigung und Zusammenarbeit liegende vielversprechende Hoffnung auf ein geeintes Zeugnis für Gottes rettende Wahrheit in der heutigen schnellebigen Gesellschaft.
Unter den unterschiedlichen Gaben, die der heilige Paulus für den Aufbau der Kirche aufzählt, ist die des Lehrens (vgl. Röm 12,7). Die Verkündigung des Evangeliums war immer begleitet von der Achtung für das Wort: das inspirierte Wort Gottes und die Kultur, in der dieses Wort Wurzeln schlägt und blüht. Hier in Schottland denke ich an die drei mittelalterlichen Universitäten, die in diesem Land von den Päpsten gegründet wurden, einschließlich der Saint Andrews University, die auf das sechshundertjährige Jubiläum ihrer Gründung zugeht. In den letzten dreißig Jahren haben sich die katholischen Schulen, unterstützt von den zivilen Behörden, der Herausforderung gestellt, einer größeren Anzahl von Schülern eine umfassende Ausbildung zu bieten, und das hat den jungen Menschen nicht nur auf dem Weg geistigen und menschlichen Wachstums geholfen, sondern ihnen auch den Zugang zum beruflichen und öffentlichen Leben verschafft. Das ist ein Zeichen großer Hoffnung für die Kirche, und ich ermutige die katholischen Fachkräfte, Politiker und Lehrer Schottlands, niemals ihre Berufung aus den Augen zu verlieren, ihre Begabungen und Erfahrungen in den Dienst des Glaubens zu stellen und dabei die moderne schottische Kultur auf allen Ebenen einzubeziehen.
Die Evangelisierung der Kultur ist um so wichtiger in unserer Zeit, in der eine „Diktatur des Relativismus" droht, die unveränderliche Wahrheit über das Wesen des Menschen, seine Bestimmung und sein höchstes Gut zu verdunkeln. Es gibt jetzt Bestrebungen, den religiösen Glauben aus dem öffentlichen Diskurs auszuschließen, ihn zu privatisieren oder ihn sogar als Bedrohung der Gleichheit und der Freiheit darzustellen. Tatsächlich aber ist Religion eine Garantie für echte Freiheit und Achtung, da sie uns dazu führt, jeden Menschen als Bruder oder Schwester zu betrachten. Aus diesem Grund appelliere ich besonders an euch gläubige Laien, entsprechend eurer in der Taufe begründeten Berufung und Sendung nicht nur öffentlich Vorbilder im Glauben zu sein, sondern euch auch für die Förderung der Weisheit und der Sichtweise des Glaubens in der Öffentlichkeit einzusetzen. Die Gesellschaft braucht heute klare Stimmen, die unser Recht betonen, nicht in einem Dschungel selbstzerstörerischer und willkürlicher Freiheiten zu leben, sondern in einer Gesellschaft, die für das wahre Wohl ihrer Bürger sorgt und ihnen angesichts ihrer Schwäche und Unsicherheit Wegweisung und Schutz bietet. Habt keine Angst, diesen Dienst an euren Brüdern und Schwestern wie auch für die Zukunft eurer geliebten Nation auf euch zu nehmen.
Der heilige Ninian, dessen Fest wir heute feiern, fürchtete sich nicht, eine einsame Stimme zu sein. In den Fußstapfen der Jünger, die unser Herr vor ihm aussandte, war Ninian einer der allerersten katholischen Missionare, die ihren britischen Zeitgenossen die gute Nachricht von Jesus Christus brachten. Seine Missionskirche in Galloway wurde ein Zentrum für die erste Evangelisierung dieses Landes. Dieses Werk wurde später vom heiligen Mungo, dem Patron Glasgows, und von anderen Heiligen weitergeführt, zu deren größten wohl der heilige Kolumban und die heilige Margareta gehören. Von ihnen inspiriert, haben sich über viele Jahrhunderte hin zahlreiche Männer und Frauen dafür eingesetzt, euch den Glauben zu überbringen. Bemüht euch, dieser großen Tradition würdig zu sein! Laßt euch durch den Aufruf des heiligen Paulus in der ersten Lesung immer neu anspornen: „Laßt nicht nach in eurem Eifer, laßt euch vom Geist entflammen und dient dem Herrn! Seid fröhlich in der Hoffnung, geduldig in der Bedrängnis, beharrlich im Gebet!" (Röm 12,11-12).
Nun möchte ich ein spezielles Wort an die Bischöfe von Schottland richten. Liebe Brüder, ich möchte euch in der Hirtensorge für die Katholiken Schottlands ermutigen. Wie ihr wißt, gilt eine eurer ersten pastoralen Pflichten euren Priestern (vgl. Presbyterorum Ordinis, 7) und ihrer Heiligung. Wie sie für die katholische Gemeinde ein alter Christus sind, so seid ihr es für sie. Lebt in eurem brüderlichen Dienst an euren Priestern die Liebe, die von Christus ausgeht, in Vollkommenheit, indem ihr mit ihnen allen zusammenarbeitet, besonders mit denjenigen, die wenig Kontakt zu ihren Mitbrüdern haben. Betet mit ihnen um Berufungen, daß der Herr der Ernte Arbeiter in seine Ernte sende (vgl. Lk 10,2). Genauso wie die Eucharistie die Kirche bildet, ist das Priestertum zentral für das Leben der Kirche. Setzt euch persönlich dafür ein, eure Priester zu einer Gruppe von Männern heranzubilden, die andere anspornen, sich ganz und gar dem Dienst des allmächtigen Gottes zu widmen. Tragt Sorge auch für eure Diakone, deren Dienstamt in besonderer Weise dem der Bischöfe zugeordnet ist. Seid ihnen ein Vater und ein Ratgeber in Heiligkeit, und ermuntert sie, in der Ausübung ihrer Sendung als Verkünder, zu der sie berufen wurden, an Kenntnis und Weisheit zuzunehmen.
Liebe Priester von Schottland, ihr seid zur Heiligkeit berufen und dazu, dem Volk Gottes zu dienen, indem ihr euer Leben in Einklang mit dem Geheimnis des Kreuzes des Herrn gestaltet. Verkündet das Evangelium mit lauterem Herzen und reinem Gewissen. Gebt euch Gott allein hin, und ihr werdet für junge Männer zu einem leuchtenden Vorbild eines heiligen, einfachen und frohen Lebens werden: Sicher werden dann diese ihrerseits den Wunsch hegen, sich euch in eurem zielstrebigen Dienst am Volk Gottes anzuschließen. Möge das Beispiel des heiligen John Ogilvie in seiner Hingabe, Selbstlosigkeit und Tapferkeit euch alle inspirieren. Ähnlich möchte ich euch, die Mönche, die Nonnen und alle Ordensleute Schottlands, ermuntern, ein Licht auf einem Berggipfel zu sein durch ein authentisches christliches Leben in Gebet und Tat, das auf leuchtende Weise die Kraft des Evangeliums bezeugt.
Zum Schluß möchte ich noch ein Wort an euch, liebe junge Katholiken Schottlands, richten. Ich möchte euch dringend ans Herz legen, ein Leben zu führen, das des Herrn (vgl. Eph 4,1) und euer selbst würdig ist. Viele Versuchungen stehen euch Tag um Tag vor Augen – Drogen, Geld, Sex, Pornographie, Alkohol –, von denen die Welt euch vorgaukelt, sie brächten Glück, doch diese Dinge sind zerstörerisch und zwiespältig. Nur eines ist dauerhaft: die Liebe, die Jesus Christus persönlich zu einem jeden von euch hat. Sucht ihn, lernt ihn kennen und liebt ihn, dann wird er euch befreien von der Sklaverei gegenüber der verlockenden, aber oberflächlichen Existenz, für die die heutige Gesellschaft so häufig wirbt. Legt ab, was wertlos ist, und lernt von eurer eigenen Würde als Kinder Gottes. Im heutigen Evangelium bittet Jesus uns, um Berufungen zu beten: Ich bete darum, daß viele von euch Jesus kennen und lieben lernen und durch diese Begegnung dahin gelangen, sich ganz Gott hinzugeben, besonders diejenigen unter euch, die zum Priestertum und zum Ordensleben berufen sind. Dies ist der Ruf, den Gott jetzt an euch richtet: Die Kirche heute ist eure!
Liebe Freunde, noch einmal drücke ich meine Freude darüber aus, diese Messe mit euch zu feiern. Gern versichere ich euch meines Gebetes in der alten Sprache eures Landes: Sìth agus beannachd Dhe dhuibh uile; Dia bhi timcheall oirbh; agus gum beannaicheadh Dia Alba. Gottes Frieden und Segen sei mit euch allen; Gott umgebe euch; und Gott segne das schottische Volk!" (rv)

Vatikan: Erklärungen zu Interview

Ein Gespräch mit dem langjährigen Ökumene-Verantwortlichen des Vatikans, Kardinal Walter Kasper, hat in Großbritannien Wellen geschlagen. Der deutsche Kurienkardinal hatte dem „Focus" kurz vor Beginn der Papstreise auf die Britischen Inseln gesagt, dass die Reise nicht nur eine europäische, sondern eine universelle Dimension habe. Dabei sorgte Kaspers Begriff „Dritte Welt" für Unmut. Er bezog sich allerdings, wie der Vatikan am Mittwoch klarstellte, auf die große internationale Bedeutung Londons mit seiner kosmopolitischen Einwohnerschaft. Der Kardinal, der wegen Krankheit nicht an der Papstreise nach Großbritannien teilnimmt, ging auch auf den zum Teil etwas kämpferischen Atheismus dort ein. Der Vatikan spricht in seiner Erklärung von „einigen bekannten Autoren, die besonders aggressiv auftreten und wissenschaftliche oder kulturelle Argumente vorbringen, die aber in Wirklichkeit nicht von so großem Wert sind". Das bedeute natürlich nicht, „dass Kardinal Kasper nicht … die großen Werte der britischen Kultur kennt". (rv) 

Papst in Großbritannien: Ökumene-Chef gibt sich hoffnungsvoll

Bald ist es soweit und Benedikt XVI. wird erstmals als Papst britischen Boden berühren. Die Diskussionen rund um die Papstreise nach Großbritannien reißen nicht ab. Insbesondere die Beziehung zu den Anglikanern bleibt weiterhin ein heikles Thema. Doch der vatikanische Ökumene-Verantwortliche, der Schweizer Erzbischof Kurt Koch, ist zuversichtlich, dass Papst Benedikts Reise in dieser Hinsicht ein Erfolg wird. Er selber wird den Papst bei der Reise vom 16. bis 19. September begleiten.
 „Ich gehe mit einer großen Hoffnung nach Großbritannien, wo gewisse Reserven gegenüber der katholischen Kirche und besonders gegen den Papst präsent sind. Ich hoffe aber, dass sie spüren können, wie Papst Benedikt XVI. ein sehr sensibler Christ ist, der ökumenisch offen ist und eine gute Botschaft bringen will. Er will vor allem eine Botschaft der Ermutigung bringen. Davon bin ich überzeugt, dass diese Reise Hoffnung geben wird, auch was die Zukunft der Ökumene betrifft."
Kritische Stimmen aus der anglikanischen Kirche sind besorgt über das vatikanische Dokument „Anglicanorum Coetibus". In diesem Dokument geht es die anglikanischen Gruppen, die zur katholischen Kirche wechseln wollen. Erzbischof Koch:
„Es hat immer Konversionen gegeben. Es gehört zum Einmaleins der Ökumene, dass man Gewissensentscheide der Einzelnen ernst nimmt. Wenn einer in einer Kirche groß geworden ist, aber in eine andere Kirche gehen möchte, so müssen wir das respektieren. Genauso wie wenn ein Katholik in eine protestantische Kirche geht, müssen wir das respektieren. Neu ist, dass Gemeinschaften und größere Gruppierungen und vielleicht sogar Bischöfe diesen Weg einschlagen können. Deshalb hat der Papst hierfür einen anderen Weg suchen müssen, als bei der Konversion von Einzelnen."
Ein Blick in die Schweizer Heimat: Am Mittwoch wurde in Solothurn der Nachfolger Kurt Kochs als Bischof von Basel gewählt. Ein Kommentar aus Rom:
„Die Wahl ist geschehen. Ich weiß aber nichts Genaueres. Gott sei Dank! Ich hoffe, dass es eine gute Zukunft geben wird und ich bin weiterhin sehr verbunden mit dem Bistums – das mir natürlich immer am Herzen liegt – dem neuen Bischof wünsche ich, Mut in der Zeit seiner Besinnung und nachher alles Gute und Gottes Segen für seine Arbeit. Ich freue mich, wenn ich weiß wer es sein wird." (rv)

Großbritannien: Weshalb trifft der Papst die Queen in Schottland?

Seit Monaten bereits sorgt die Papstreise auf die britische Insel für Diskussionen. Zuerst waren es einige Anwälte, die den Papst bei der Ankunft wegen dem Missbrauchskandal verhaften wollten, dann kritisierten einige Medien die Kosten der Reise. Nun fragen sich einige Beobachter, weshalb der Papst die Queen in Schottland und nicht in England treffen wird. Dazu hat der schottische Kardinal Keith O’Brien eine klare Antwort:
„Aus praktischen Gründen, denn Queen Elizabeth befindet sich in jenen Tagen in Schottland, wo sie ihren Urlaub verbringt. Das wäre wie wenn der Papst die Königin statt im Vatikan in Castelgandolfo empfangen würde. Und dann möchte ich auch betonen, dass der Papst nicht einzig England besuchen wird, es handelt sich vielmehr um eine Pastoralreise für ganz Großbritannien. Dazu zählt Schottland genauso wie England und Wales.“
Kopfzerbrechen bereitet dem Kardinal die derzeitige Berichterstattung auf der Insel. O’Brien warf am Wochenende der BBC vor, sie hätte in der Vergangenheit einen ständigen antichristlichen Kurs gefahren. Als Beleg verwies der Erzbischof von Edinburgh und Vorsitzende der Schottischen Bischofskonferenz auf eine detaillierte Untersuchung der BBC-Berichterstattung zu christlichen Themen im Allgemeinen und zur katholischen Kirche im Besonderen.
„Besorgt bin ich über eine TV-Dokumentation zum Thema sexueller Missbrauch durch Priester, die BBC2 am 15. September, dem Vorabend der Ankunft des Papstes, ausstrahlen will. Doch wir in Schottland möchten uns einzig auf diese Reise konzentrieren. Wir sind überglücklich, dass Papst Benedikt XVI. uns besuchen wird. Die Bürger von Edinburgh sind sehr stolz, dass bei ihnen auch der politische Teil der Reise stattfindet.“
Autor des BBC-Beitrags ist Mark Dowd, ein früherer Dominikanerpater, der homosexuell ist und dem Papst einen falschen Kurs im Umgang mit Homosexualität vorwirft. (rv)