Vatikansprecher Lombardi: IOR folgt „natürlicher Entwicklung“

Kardinal Pietro Parolin Die acht Kardinäle, die den Papst bei der Kurienreform beraten, tagen diese Woche wieder im Vatikan. Sie sind jedoch nicht mehr zu acht, sondern zu neunt; Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin ist seit seiner Ernennung bei den Sitzungen des Kardinalsrates anwesend und wird das auch in Zukunft sein. Das hat Pressesprecher Federico Lombardi an diesem Mittwoch im vatikanischen Pressesaal mitgeteilt.

„Bis jetzt hatten wir immer von K 8 plus eins gesprochen. Aber nie wurde die volle Teilnahme von Kardinalstaatssekretär formal bestätigt, das kann ich jetzt hiermit tun. Also, es ist nicht mehr die K8 – Gruppe, aber die K9 Gruppe. Weil der Kardinalstaatssekretär immer teilnimmt. Als volles Mitglied des Rats. So ist das.“

Auch der Papst nehme weiterhin wie gewohnt an den Sitzungen teil. Themen des Treffens waren am Montag und am Dienstag das vatikanische Governatorat sowie das Staatssekretariat. Beide Behördenchefs, Kardinal Bertello und Kardinal Parolin, sind Teil der K9. Das Governatorat ist die „Stadtregierung“ der Vatikanstadt, das Staatssekretariat hingegen die zentrale Behörde des Heiligen Stuhles. Bisher sei noch keine Vorlage für eine Neufassung der Konstitution „Pastor Bonus“ erstellt, sagte Lombardi. Die Konstitution regelt die Zuständigkeiten an der römischen Kurie.

Das dritte große Thema der derzeit laufenden Sitzungen war das vatikanische Geldinstitut IOR. Es befinde sich derzeit in einer „Übergangsphase“, bestätigte Lombardi. Italienische Medien hatten seit einiger Zeit über eine Ablösung des deutschen IOR-Präsidenten Ernst von Freyberg spekuliert. Lombardi sagte, in der kommenden Woche sei mit mehr Informationen über die Zukunft des IOR zu rechnen – nach der Sitzung des vatikanischen Wirtschaftsrates, die für kommenden Samstag anberaumt sei. Beim Umbau des IOR handele es sich jedenfalls um eine „natürliche Entwicklung“, präzisierte der Vatikansprecher. Freybergs Beitrag werde „hoch geschätzt“ und „sehr positiv bewertet“.
Zeitweise kamen zu den aktuell laufenden Beratungen auch vier der fünf Mitglieder des zuständigen Kontrollrates für das IOR unter Leitung von Kardinal Santos Abril y Castello hinzu, erklärte Lombardi. Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn, der dem Gremium ebenfalls angehört, war bisher verhindert. Ernst von Freyberg hatte das Amt des IOR-Präsidenten im Februar 2013 angetreten. In seine Amtszeit fiel eine Verstärkung der Vatikan-Maßnahmen im Kampf gegen Geldwäsche. Dabei war bei der Vatikanbank eine Kampagne für mehr Transparenz bei Geldgeschäften und eine andere Kommunikationspolitik durchgesetzt worden.

Am Rand der Pressekonferenz bestätigte Lombardi auch, dass auf Vermittlung des römischen Oberrabbiners Di Segni ein Treffen zwischen Papst Franziskus und den Eltern der drei entführten jungen Israelis angedacht war. Die Auffindung der drei ermordeten Teenager im Westjordanland habe die Planung verändert. (rv)

Vatikan veröffentlicht Finanzbericht

AIFIm vatikanischen Pressesaal wird am kommenden Montag der Jahresbericht der vatikanischen Finanzaufsichtsbehörde vorgestellt. Das geht aus einer Presseerklärung des Vatikans von diesem Dienstag hervor. wird dann berichten, wie der Heilige Stuhl seine Maßnahmen gegen Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung verbessert hat. Auch nach Gründung des neuen vatikanischen Wirtschaftssekretariates durch Papst Franziskus, das als zentrale Aufsichtsbehörde für alle wirtschaftlichen und finanziellen Belange des Heiligen Stuhles dient, setzt die „Autorità di Informazione Finanziaria“ (AIF) ihre Aufgaben fort. (rv

Kardinalsrat des IOR tagt

IORDrei Mal jährlich will sich künftig die Kardinalskommission zur Kontrolle des vatikanischen Finanzinstitutes IOR treffen. Das gab der Vatikan an diesem Montag bekannt. Die Kardinäle hatten sich am Morgen zu einer Sitzung getroffen und über das weitere Vorgehen gesprochen, dabei sei diese Absprache getroffen worden. Ausnahmen wolle man allerdings machen, wenn besondere Umstände einträten, so die Mitteilung.

Mitglieder sind neben dem vom Rat gewählten Vorsitzenden Kardinal Santos Abril y Castelló außerdem Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, Kardinal Christoph Schönborn, Kardinal Jean-Louis Tauran und der Bischof von Toronto, Kardinal Christopher Collins. Papst Franziskus hatte im Januar dieses Jahres die Ernennungen ausgesprochen. (rv)

Entscheidung zum IOR: Das Institut bleibt

IORDas IOR – bekannt unter dem Namen Vatikanbank – wird weiterhin spezialisierte finanzielle Dienste für die weltweite Kirche leisten. Papst Franziskus hat einen dementsprechenden Antrag genehmigt. Das gab der Vatikan an diesem Montag bekannt. In der Vergangenheit war immer wieder über die Zukunft des Instituts spekuliert worden; derzeit durchläuft es einen ausführlichen Revisionsprozess. Mit der Bekanntmachung von diesem Montag sind Spekulationen über eine mögliche Auflösung des Institutes hinfällig.

Die Arbeit des IOR wird vom Vatikan mit „Hilfe für den Heiligen Vater und für die ihn unterstützenden Institutionen“ angegeben, damit wird der Kreis von möglichen Aktivitäten enger beschrieben, als es in der Vergangenheit der Fall war.

Der Antrag wurde gemeinsam von allen beteiligten Gremien gestellt: Der Päpstlichen Kommission für das IOR (CRIOR), der Päpstlichen Kommission für die Organisation der ökonomischen und administrativen Angelegenheiten (COSEA), der Kardinalskommission des IOR – der unter anderem der Wiener Kardinal Christoph Schönborn angehört – und dem Aufsichtsrat des IOR. Kardinal George Pell, Präsident des Wirtschaftssekretariates, hatte diesen Antrag dem Papst vorgelegt.

Damit wird der Auftrag des Finanzinstituts bestätigt, so der Vatikan. Genaueres werde in der kommenden Zeit in Zusammenarbeit zwischen dem neuen Finanzsekretariat des Vatikan unter Leitung von Kardinal George Pell und dem IOR-Aufsichtsrat unter Leitung von Ernst von Freyberg ausgearbeitet. Das IOR solle in die neuen Finanzstrukturen des Vatikan eingepasst werden.

Zugleich werde die Vatikanbank ihre Anstrengungen zur Anpassung an internationale Transparenzstandards fortsetzen, betont das Statement. Das Institut werde weiterhin unter die vatikanische Finanzaufsicht (AIF) fallen, dank der in den vergangenen Monaten viele Fortschritte im Abschluss von bilateralen Verträgen zur Prävention von Geldwäsche gemacht wurden – diese Entwicklung wird sich also fortsetzen. Eine strenge Aufsicht und Verbesserungen im Bereich Compliance, Transparenz und bei allen Tätigkeiten, wie sie 2012 begonnen und 2013 noch einmal beschleunigt wurden, seien wesentlich für die Zukunft des Instituts, betonte Kardinal George Pell laut dem Vatikanstatement. (rv)

Vatikansprecher Lombardi: Rolle des IOR weiter ungeklärt

Pater Lombardi PressekonferenzDie Zukunft des vatikanischen Geldinstitutes IOR ist weiter ungewiss. Durch die Einrichtung eines neuen Wirtschaftssekretariats durch Franziskus am Montag ist die zukünftige Rolle des „Istituto per le Opere di Religione“ noch nicht geklärt worden. Das sagte Vatikansprecher Federico Lombardi am Montag im Interview mit Radio Vatikan.

„Das ,Istituto per le Opere di Religione‘ bleibt weiter ein Objekt der Analyse und der Reflektion, es wurde von dieser Reorganisation nicht berührt. Diese hat einen sehr viel weiteren Horizont – sie betrifft die wirtschaftlichen und administrativen Dimensionen des Heiligen Stuhles und des Vatikanstaates in ihrem Zusammenspiel. Das ist also ein sehr viel weiterer und komplexerer Rahmen, während das IOR eine einzelne Institution ist und eine spezifische Funktion hat – es ist ein kleiner Dübel in einer sehr viel breiteren Realität“.

Die von Franziskus am Montag mit einem Motu Proprio eingerichtete Aufsichtsbehörde beschreibt der Sprecher als „starke Institution“ mit zentralen Kompetenzen, die alle wirtschaftlichen Angelegenheiten des Heiligen Stuhles und des Vatikanstaates betreffen.

„Sie macht die Bilanzen, veröffentlicht sie und ist einem Rat für Wirtschaft aus 15 Mitgliedern verantwortlich (…), von denen acht Kleriker sind, Kardinäle oder Bischöfe, und sieben Laien, alles Finanz- und Wirtschaftsexperten. Der neue Rat für wirtschaftliche Angelegenheiten nimmt also den Platz des bisherigen Rates der 15 Kardinäle ein, der bislang die Finanzen des Heiligen Stuhles kontrollierte.“

Mit dem Motu Proprio habe der Papst die bisherige Rolle der vatikanischen Güterverwaltung (APSA) als Zentralbank des Vatikans „bestärkt“ und „präzisiert“, so Pater Lombardi. Auch die Finanzaufsichtsbehörde Aif werde ihre bisherige Rolle behalten, erklärte der Sprecher: Aufgrund ihrer Funktion im Kampf gegen Geldwäsche müsse sie eine Institution bleiben, „die völlig unabhängig von den anderen“ sein müsse, so Lombardi. Unabhängig sei im Übrigen auch der neue „Revisor“. Laut Motu Proprio soll er das Recht und die Aufgabe haben, jederzeit jede Institution des Heiligen Stuhles oder des Vatikanstaates zu kontrollieren. Lombardi:

„Natürlich ist der Revisor an sich unabhängig vom Wirtschaftssekretariat, weil er wirklich eine Aufgabe der Revision hat.“

Franziskus war mit der Schaffung eines neuen Sekretariates sowie eines Rates für Wirtschafts- und Verwaltungsangelegenheiten einer Empfehlung der Kardinalskommission zur Prüfung der wirtschaftlichen und administrativen Strukturen des Heiligen Stuhles gefolgt. Zum Präfekten des Wirtschaftssekretariats hat der Papst den australischen Kardinal George Pell ernannt. Der Rat soll aus 15 Mitgliedern bestehen, davon acht Kardinäle oder Bischöfe und sieben Laien-Experten unterschiedlicher Nationalität. Dass das vatikanische Finanz- und Wirtschaftsministerium den Titel Sekretariat erhält, rückt es sprachlich in die Nähe des vatikanischen Staatssekretariats, dem es einige Kompetenzen abnehmen wird. Franziskus` Entscheidung vom Montag ist die einschneidenste Kurienreform seit fast zwanzig Jahren. (rv)

Kleines „Wer ist Wer“ im Vatikan

VatikanDie Umgestaltung der römischen Kurie ist ein knappes Jahr nach dem Amtsantritt von Papst Franziskus weit fortgeschritten. Nach dem Konsistorium mit der Schaffung von 19 neuen Kardinälen hier eine Auflistung der wichtigsten Ämter des Heiligen Stuhles und der Vatikanstadt von Gudrun Sailer und Hartmut Benz, Römisches Institut der Görres-Gesellschaft.


Staatssekretariat
Staatssekretär: Kardinal Pietro Parolin (1955), Italien
Allgemeine Angelegenheiten: Erzbischof Giovanni Angelo Becciu (1948), Italien
Beziehungen zu den Staaten: Erzbischof Dominique Mamberti (1952), Frankreich

Kongregationen
Glaubenslehre: Kardinal Gerhard Ludwig Müller (1947), Deutschland
Orientalische Kirchen: Kardinal Leonardo Sandri (1943), Argentinien
Gottesdienst und Sakramente: Kardinal Antonio Cañizares Llovera (1945), Spanien
Selig- und Heiligsprechungen: Kardinal Angelo Amato SDB (1938), Italien
Bischöfe: Kardinal Marc Ouellet PSS (1944), Kanada
Mission: Kardinal Fernando Filoni (1946), Italien
Klerus: Kardinal Beniamino Stella (1941), Italien
Orden: Kardinal João Braz de Aviz (1947), Brasilien
Bildungswesen: Kardinal Zenon Grocholewski (1939), Polen

Räte
Laien: Kardinal Stanisław Ryłko (1945), Polen
Einheit der Christen: Kardinal Kurt Koch (1950), Schweiz
Familie: Erzbischof Vincenzo Paglia (1945), Italien
Justitia et Pax: Kardinal Peter Kodwo Appiah Turkson (1948), Ghana
Cor Unum: Kardinal Robert Sarah (1945), Guinea
Migranten: Kardinal Antonio Maria Vegliò (1938), Italien
Krankenpastoral: Erzbischof Zygmunt Zimowski (1949), Polen
Gesetzestexte: Kardinal Francesco Coccopalmerio (1938), Italien
Interreligiöser Dialog: Kardinal Jean Louis Tauran (1943), Frankreich
Kultur: Kardinal Gianfranco Ravasi (1942), Italien
Medien: Erzbischof Claudio Maria Celli (1941), Italien
Neuevangelisierung: Erzbischof Rino Salvatore Fisichella (1951), Italien

Gerichtshöfe
Poenitentiarie: Kardinal Mauro Piacenza (1944), Italien
Apostolische Signatur: Kardinal Raymond Leo Burke (1948), USA
Rota Romana: Prälat Pio Vito Pinto (1941), Italien

Sonstige Ämter
Bischofsvikar für den Vatikanstaat: Kardinal Angelo Comastri (1943), Italien
Bischofsvikar für das Bistum Rom: Kardinal Agostino Vallini (1949), Italien
Bischofssynode: Kardinal Lorenzo Baldisseri (1940), Italien
Wirtschaftssekretariat: Kardinal George Pell (1941), Australien
Wirtschaftspräfektur: Kardinal Giuseppe Versaldi (1943), Italien
Güterverwaltung: Kardinal Domenico Calcagno (1943), Italien
Archivar und Bibliothekar: Erzbischof Jean-Louis Bruguès OP (1943), Frankreich
Präfektur des Päpstlichen Hauses: Erzbischof Georg Gänswein (1956), Deutschland
Zeremonienmeister: Prälat Guido Marini (1965), Italien
Almosenamt: Erzbischof Konrad Krajewski (1963), Polen
Kämmerer: Kardinal Tarcisio Bertone SDB (1934), Italien
Pressesaal: P. Federico Lombardi SJ (1942), Italien
Schweizergarde: Oberst Daniel Anrig (1972), Schweiz
Päpstliche Gendarmerie: Generalinspektor Domenico Giani (1962), Italien

Vatikanstaat
Präsident: Kardinal Giuseppe Bertello (1942), Italien
Generalsekretär: Bischof Fernando Vérgez Alzaga LC (1945), Spanien

IOR (Vatikanbank)
Präsident: Ernst von Freyberg (1958), Deutschland
Generaldirektor: Rolando Marranci (1953), Italien

Stand: 24. Februar 2014 (rv)

Kardinalsberatungen gehen weiter

 Rodriguez Kardinal MaradiagaDie acht Kardinäle, die Franziskus bei der Kurienreform beraten, haben dem Papst an diesem Mittwoch Vorschläge zur Reorganisation wirtschaftlicher Angelegenheiten im Vatikan unterbreitet. Darüber informierte Vatikansprecher Federico Lombardi die versammelte Presse. Die Vorschläge seien vertraulich, sie dienten dem Papst als Entscheidungsgrundlage, so Lombardi. Seinen Angaben zufolge betreffen die Reformvorschläge der Kardinäle sowohl das vatikanische Geldinstitut IOR als auch die verschiedenen wirtschaftlich-administrativen Einheiten, die mit Geldflüssen zu tun haben, beispielsweise die Güterverwaltung des Heiligen Stuhles APSA. Die beiden zuständigen Kommissionen hatten dem Kardinalsrat in den vergangenen Tagen ihre Zwischenberichte vorgetragen. Der Kardinalsrat – auch „K8“ genannt – werde sich das nächste Mal von 28. bis 30. April in Rom treffen, danach wieder von 1. bis 4. Juli.

An diesem Mittwochnachmittag tagt hingegen im Apostolischen Palast der „Rat der 15“. Die beiden Kommissionen, die den „K8“-Kardinälen Bericht erstatteten, informierten in abgekürzter Form auch die 15 Kardinälen dieses Gremiums von ihren Erkenntnissen, sage Lombardi. Der „Rat der 15“ wird Montag und Dienstag kommender Woche seine Beratungen fortsetzen.  (rv)

Kardinalsrat, Tag 2: Das IOR

IORNoch keine Entscheidung zum vatikanischen Geldinstitut IOR – das ist laut Vatikansprecher Federico Lombardi die Zwischenbilanz zu den Kardinalsberatungen von diesem Dienstag. Am zweiten Tag der dritten Beratungsrunde habe das Gremium an diesem Dienstagmorgen wie vorgesehen die Kommission angehört, die sich mit dem „Istituto per le Opere di Religione“ beschäftigt, gab Lombardi auf einer Pressekonferenz an. Vor allem sei es um den Auftrag und den Dienst gegangen, den das IOR für die Kirche leisten solle, so der Sprecher.

Seit Montag tagt zum dritten Mal der Kardinalsrat, eine Institution, die Papst Franziskus bereits im April, kurz nach seiner Wahl, gegründet hatte und die er im September per Dekret formalisierte. Das Gremium soll bei der Regierung der Weltkirche helfen und sich ganz besonders um die Revision der Arbeitsweise der vatikanischen Kurie kümmern, so lautet der Auftrag.  (rv)

Vatikanbank will Kampf gegen Geldwäsche verstärken

Ernst von FreybergDie „Vatikanbank“ IOR führt ihren Kampf gegen Geldwäsche fort und arbeitet weiter daran, ihre Geschäfte transparent zu machen. Das erklärte ihr Präsident, Ernst von Freyberg, am Mittwoch im Gespräch mit Radio Vatikan. Die entsprechenden Richtlinien seien grundlegend überarbeitet und aktualisiert worden; Ende 2013 habe das IOR das revidierte Regelwerk der vatikanischen Finanzaufsichtsbehörde (AIF) vorgelegt. Unser Redakteur Stefan v. Kempis sprach mit Ernst von Freyberg.

„Zwei Dinge haben wir letztes Jahr als besonders wichtig definiert. Das Erste ist Compliance, das Zweite ist Transparenz. Was haben wir nun gemacht auf dem Weg dorthin? Compliance bedeutet ja die Übereinstimmung mit Rechtsnormen; wir haben bei uns unsere Systeme grundlegend überholt, und wenn ich ,Systeme‘ sage, dann ist das ein System, das beim IOR anfängt, über die zuständigen Behörden des Vatikans bis hin zu den internationalen Behörden geht, mit denen der Vatikan zusammenarbeitet. Unser Teil ist, dass wir unser Anti-Geldwäsche-Handbuch neugeschrieben haben: Wir haben unsere Anti-Geldwäsche-Prozesse überarbeitet, wir haben unsere Mitarbeiter trainiert. Wir haben – und das ist die nächste Stufe des Systems – auf der Basis der vatikanischen Gesetze unsere Zusammenarbeit mit der zuständigen Behörde des Vatikans (AIF) sehr stark professionalisiert.

Was heißt das? Wann immer wir einen verdächtigen Fall sehen, wird er nun in einem bestimmten Schema bei uns aufgearbeitet und weitergereicht. Die AIF wiederum hat mit einer Reihe internationaler Behörden, zum Beispiel in den USA und in Italien, Abkommen geschlossen, unter denen Informationen über verdächtige Fälle ausgetauscht werden.

Das ist der Teil ,System‘; ein zweiter wichtiger Teil dabei sind ,Kunden‘. Wir haben im vergangenen Jahr begonnen, alle unsere Kunden systematisch daraufhin zu durchleuchten, ob es welche gibt, die nicht die Voraussetzungen erfüllen, die wir wollen. Wir haben auch begonnen, alle Daten zu erfassen, die man über seinen Kunden wissen soll – und die zum Teil bei uns nicht vorhanden waren. In einem zweiten Schritt haben wir Transaktionen unserer Kunden daraufhin durchleuchtet, ob es Auffälligkeiten gibt, und das sehr umfangreich.“

„IOR soll ein Leuchtturm sein“

Die Durchleuchtung dieser Konten ist noch nicht ganz abgeschlossen, nicht wahr?

„Wir haben zum Jahresende 2013 ca. 10.000 von 18.000 Konten überprüft. Das ist ein Moment, auch all den Kunden zu danken, für die das auch mühsam war, denn wir sind mit vielen und aus der Sicht eines Kunden auch bürokratischen Anforderungen gekommen, und es war hervorragend, wie unsere Kunden dort mit uns zusammengearbeitet haben! Bis zur Mitte dieses Jahres werden wir mit der Durchleuchtung aller Kundenkonten abgeschlossen haben.“

Gab es auch Unzufriedenheit mit dieser Durchleuchtung? Bei einer deutschen Bank würde sich mancher Kunde bedanken, wenn die Bank ihm hinterhertelefonieren würde: Warum haben Sie gestern 2.000 Euro abgehoben, woher kommt das Geld, wozu dient es…

„Das ist natürlich aus der Sicht des Kunden bürokratisch und erfordert zusätzlichen Aufwand; das ist besonders schwer für unsere Kunden zu verstehen, die ja überwiegend Orden sind und katholische Einrichtungen, die jetzt sowieso ihre ganze Zeit damit verbringen, Gutes zu tun in der Welt und denen es nicht unmittelbar verständlich ist, warum gerade sie jetzt von uns so genau durchleuchtet werden. Viele unserer Kunden haben aber exakt gleiche Erfahrungen mit ihren Banken in Italien oder in anderen Ländern; das, was wir machen, ist ja ein Prozess, der in anderen Ländern früher eingesetzt hat, so dass uns auch eine ganze Reihe von Kunden sagen: Es ist völlig normal, was ihr macht, und wir sind froh, dass ihr es macht – denn zum Schluss wollen wir ja, dass das IOR ein Leuchtturm ist. Und dass, wer bei uns seine Konten hat, als jemand gesehen wird, der sie in einer besonders sicheren und korrekt geführten Institution hat.“

Gibt es Kunden, die aufgegeben und ihre Gelder abgezogen haben – aus Ärger über die Bürokratie, oder angesichts der vielen Skandale und Affären rund um die Vatikanbank in den letzten Jahrzehnten?

„Das ist nicht in nennenswertem Umfang passiert. Für unsere Kunden sind wir vor allen Dingen ein Dienstleister, der über Jahrzehnte sehr genau die Realität unserer Kunden kennt und bedient. Unsere Kunden sind ja in erster Linie Orden, und die sind dankbar für einen Dienstleister, der weiß, wie ein Orden funktioniert, und ihn deswegen besonders gut unterstützen kann.“

Fall Scarano: „Wir blockieren nicht“

Sie haben letztes Jahr gesagt, Sie wollen in die Hände des Papstes mehrere Optionen für die Zukunft des IOR legen. An welchem Punkt sind Sie jetzt – dass Sie sagen können: Alle diese Optionen sind tatsächlich umsetzbar? Wie weit ist das IOR, damit der Papst wirklich eine Wahl hat?

„Von seiner Seite aus hat das IOR alles getan, um es heute dem Papst zu ermöglichen, seine Entscheidung zu treffen.“

In den italienischen Zeitungen und auch im SPIEGEL schlägt im Moment der Fall Nunzio Scarano hohe Wellen. Nun war dieser Monsignore vatikanischer Rechnungsprüfer in der APSA, also nicht in der Vatikanbank, aber nach italienischen Agenturmeldungen gibt es doch Auswirkungen und Wellengekräusel bis in den IOR-Turm hinein. Letzten Sommer haben Sie dazu einen Bericht erstellt, ist jetzt noch Weiteres im Kommen oder zu befürchten? Etwa Hausdurchsuchungen durch die italienische „Guardia di Finanza“ oder Ähnliches?

„Ich kann natürlich nicht zu einem individuellen Fall Stellung nehmen. Es hat mich aber sehr gefreut, gestern von der Staatsanwaltschaft von Salerno in einem Interview zu lesen, wie hochzufrieden sie mit der Zusammenarbeit mit dem Vatikan sei, bei der Aufarbeitung eines solchen Falles. Das ist ganz anders als in der Vergangenheit: Wir werden nicht gesehen als jemand, der blockiert, wir werden als jemand gesehen, der genauso wie die italienischen Behörden dem Recht Geltung verschaffen will.

Was natürlich nicht stimmt: dass italienische Behörden im Vatikan Ermittlungsarbeit durchführen. Der Vatikan ist ein souveräner Staat; dafür gibt es bei uns unsere eigenen Behörden, die mit den italienischen Behörden zusammenarbeiten.“

Ist die Transparenz-Anstrengung des IOR eigentlich etwas Ungewöhnliches, oder machen das andere Banken – sagen wir mal, in Deutschland – auch?

„Wenn Sie fünfzehn Jahre zurückgehen, hielt es das IOR mit der Transparenz wahrscheinlich nicht anders als viele Banken in der Welt. Die Anforderungen an Transparenz haben sich über fünfzehn Jahre dramatisch geändert. Das, was wir heute machen, haben andere Banken vor zehn, fünfzehn Jahren schon vor uns gemacht. Besonders wichtig war für uns, zum ersten Mal in der Geschichte des IOR einen Jahresbericht zu publizieren und eine Internetseite zu schaffen. Wir haben das gemacht, weil wir Transparenz herstellen wollen für unsere eigenen Kunden, für die Kirche – von der wir ein Teil sind -, für unsere Korrespondenzbanken und für die Öffentlichkeit im weiten Sinne.“
„Wir sind transparenter als viele Banken“

In Ihrer Pressemeldung erwähnen Sie ein Handbuch, das im Rahmen Ihrer Anti-Geldwäsche-Maßnahmen erstellt wurde. Was steht darin? Es wird ja nicht veröffentlicht.

„In dem Handbuch haben wir detaillierte Prozesse, wie wir Geldwäsche identifizieren. Deswegen veröffentlichen wir es auch nicht! Wir wollen ja nicht Leuten, die das einmal versuchen würden, das Handbuch auf den Tisch legen, welche Maßnahmen wir ergriffen haben. Es geht aber immer wieder um Prozesse, Kontrolle – wenn man so will, Gürtel und Hosenträger –, um Geldwäsche bei uns zu verhindern.“

Während des Vorkonklave vor einem Jahr war auch immer wieder das IOR ein Thema. Ein Kardinal aus Nigeria soll gesagt haben: Der heilige Petrus hatte doch auch keine Bank. Sogar Papst Franziskus hat einmal etwas Ähnliches formuliert. Was sagen Sie dazu?

„Der heilige Petrus hat schon sehr früh getrennt zwischen Diakonie und Evangelisierung – und hat die Diakonie Spezialisten übertragen. Die haben dafür auch Geld eingesammelt. Die Kirche hat große Werke; alle diese Werke werden mit Geld versorgt, alle diese Werke brauchen eine Bank, um sie zu unterstützen.“

Wie weit ist das IOR nun mit Compliance und Transparenz?

„Als wir letztes Jahr damit angefangen haben, sagten viele: Das ist unmöglich! Nichts könnte falscher sein, und das ist Teil der Mythen der Vergangenheit. Es ist eine Frage der systematischen Arbeit, der Ressourcen, die man da hineinsteckt – und wir sind heute sehr weit. Wir haben unseren Jahresbericht ins Internet gestellt, wir sind so transparent wie jede, ja vielleicht sogar transparenter als viele Banken! Wir haben unsere Konten in einem Maße durchleuchtet, wie das nicht überall der Fall ist. Das heißt: Wir sind heute viel weiter, als die meisten im letzten Jahr geglaubt haben, dass wir sein würden. Es bleibt noch viel zu tun.“ (rv)

Kardinalskommission für IOR erneuert

IORDie Aufsichtskommission für das Institut für Religiöse Werke, das Geldinstitut des Vatikan, ist neu besetzt worden. An diesem Mittwoch gab der Vatikan die von Papst Franziskus für fünf Jahre ernannten Mitglieder bekannt. In der Kommission, die sich ausschließlich aus Kardinälen zusammensetzt, ist in Zukunft auch der Wiener Erzbischof Christoph Schönborn vertreten. Weitere Prüfer des Geldinstituts sind Thomas Christopher Collins aus Toronto, Kurienkardinal Jean-Louis Tauran, der Erzpriester von Santa Maria Maggiore Santos Abril y Castellò sowie der vatikanische Staatssekretär Pietro Parolin, den der Papst in Kürze in den Kardinalstand erheben wird. Die fünfköpfige Kommission ist für fünf Jahre ernannt. Erst am 16. Februar, kurz vor seinem Rücktritt, hatte Papst Benedikt XVI. die Kommission unter dem Vorsitz des damaligen Kardinalstaatssekretärs Tarcisio Bertone für fünf Jahre erneuert. Mit dem neuen Pontifikat wurde diese Regelung allerdings aufgehoben. (rv)