Der emeritierte Erzbischof von Bologna, Kardinal Biffi ist heute in den Morgenstunden im Alter von 87 Jahren verstorben. Biffi leitete die Erzdiözese bis Dezember 2003. Papst Johannes Paul II. hatte ihn 1985 in den Kardinalsstand erhoben und ihm die Titelkirche Ss. Giovanni Evangelista e Petronio zugewiesen. Bis 2008 war er Mitglied der Kongregation für die Evangelisierung der Völker. Mit seinem Tod umfasst das Kardinalskollegium insgesamt 221 Kardinäle und von diesen haben 120 ein aktives Wahlrecht in einem künftigen Konklave. (vh)
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Papst trifft Waldenser – Interview mit Kardinal Koch
In einer Woche besucht Papst Franziskus Turin – und dabei wird er nicht nur vor dem ‚Grabtuch Jesu‘ beten, sondern auch die Turiner Waldenserkirche betreten. Ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer Schritt für einen Papst: Stefan Kempis sprach darüber mit Kurienkardinal Kurt Koch, dem Präsidenten des Päpstlichen Einheitsrates.
Kardinal Koch: „Ich glaube zunächst einmal wirklich, dass es eine Premiere ist: dass zum ersten Mal in der Geschichte eine Begegnung zwischen den Waldensern und dem höchsten Repräsentanten der katholischen Kirche, dem Papst, stattfindet. Das finde ich großartig und hoffe, dass daraus auch neue Impulse entstehen für den ökumenischen Dialog … und dass hier auch ein Zeichen des Vergebens und der Bitte um Vergebung geschieht für das, was in der Geschichte geschehen ist.“
Im Mittelalter wurden die Waldenser noch von der katholischen Kirche verfolgt – gab es nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil neue Ansätze und theologische Gespräche mit den Waldensern? Und an welchem Punkt sind sie?
Kardinal Koch: „Es gibt Gespräche, aber ich denke, sie müssen noch ziemlich intensiviert werden. Ich hoffe, dass diese Begegnung mit dem Papst ein neuer Impuls sein kann, diese Fragen intensiv anzugehen, zumal es ja gerade hier in Rom eine Theologische Fakultät der Waldenser gibt. Da ist es wirklich angezeigt, dass wir den Dialog vertiefen.“
Heißt das, die Gespräche mit den Waldensern sind noch ganz am Anfang?
Kardinal Koch: „Ich würde nicht sagen, am Anfang, sondern: am Laufen.“
Und was sind die schwierigen, die Brennpunkte bei diesen Gesprächen? Geht es den Waldensern vielleicht vor allem um die historische Perspektive?
„Zunächst die historischen Fragen gründlich anschauen“
Kardinal Koch: „Ich glaube, in den ökumenischen Dialogen ist es immer wichtig, zunächst einmal mit den historischen Fragen zu beginnen, weil viele theologische Probleme und Fragen nur aus der Geschichte her zu verstehen sind. Teilweise sind das Überspitzungen in der Geschichte, die dann noch weiter zugespitzt worden sind, weil man sich entfremdet hat, weil man nicht mehr zusammengelebt hat. Deshalb, meine ich, ist es immer wichtig, zunächst die historischen Fragen gründlich anzuschauen.“
Die heilige Hildegard von Bingen hat noch von der Kanzel herab gegen die Waldenser gepredigt…
Kardinal Koch: „Ja – die Heiligen leben auch in ihrer Zeit und sind Kinder ihrer Zeit, sie haben in diese Zeit hinein gelebt. Wir dürfen sie nicht mit unseren Maßstäben von heute her beurteilen, sondern müssen sie aus der Zeit heraus verstehen.“
Ist ein Mea Culpa des Papstes im Namen der Kirche in Turin geplant, mit Blick auf die Waldenser?
„Mea Culpa würde dem Papst entsprechen“
Kardinal Koch: „Ich will nicht in die Freiheit des Heiligen Vaters eingreifen, was er tun wird – aber ich bin überzeugt, dass eine solche Bitte seinem Geist und seinem Herzen voll und ganz entsprechen würde.“
Erleben wir unter diesem Papst eine Ausweitung des ökumenischen Dialogs? Auch die Freikirchen sind ja ganz neu in den Blick gekommen.
Kardinal Koch: „Ja. Aber das entspricht natürlich auch der Realität heute, denn die größte Entwicklung, die wir in der heutigen ökumenischen Landschaft haben, ist das rasante Anwachsen evangelikaler, pentecostalischer Bewegungen. Sie sind heute rein zahlenmäßig die zweitgrößte Realität nach der römisch-katholischen Kirche. Man muss von einer Pentecostalisierung des Christentums reden. Und diese Herausforderung müssen wir wahrnehmen! Ich denke auch: In diesen Bewegungen liegen viele Vorurteile gegen die römisch-katholische Kirche, vor allem gegen das Papsttum, vor; und wenn der Papst nun Repräsentanten dieser Bewegungen einlädt zu einem persönlichen Kontakt, kann das viele Vorurteile überwinden und die Türen für neue Dialoge öffnen. Dafür bin ich sehr dankbar.“
Kommt die katholische Kirche bei solchen Dialogen schneller weiter als im Uralt-Dialog mit den Lutheranern, die jetzt auch mit Blick auf das Lutherjubiläum ihr Luthertum wieder neu entdecken?
Kardinal Koch: „Das wage ich nicht zu sagen, denn die Dialoge sind hier (mit Blick auf die Waldenser und die Freikirchen, Anm.d.Red.) wirklich am Anfang, und die Traktandenliste ist völlig anders als mit den historischen Kirchen der Reformation. Deshalb ist es heute schon schwierig, einen Vergleich zu ziehen; das möchte ich noch nicht tun.“ (rv)
Papstbesuch in Turin: Grabtuch, Arbeiter und Waldenser
Nicht nur das Grabtuch: Bei seinem zweitägigen Besuch in der norditalienischen Stadt Turin wird Papst Franziskus am Sonntag, 21. Juni, nicht nur die wohl berühmteste Reliquie der Christenheit besuchen. Das ergibt sich aus dem vom Vatikan vorgestellten Reiseprogramm, das eine Reihe von Begegnungen des Papstes mit verschiedenen Teilen der Turiner Gesellschaft und Kirche vorsieht.
Um 8.15 Uhr in der Frühe wird Franziskus Arbeiter, Arbeitgeber und Angestellte treffen. Turin mit seinen Fiat-Werken ist eigentlich Italiens Automobil-Metropole, doch die schwere Wirtschaftskrise der letzten Jahre hat der Industrie schwer zu schaffen gemacht. Das rund zweistündige Treffen findet auf der Piazzetta Reale in Turin statt. Es folgt dann der eigentliche Höhepunkt mit dem Besuch beim Grabtuch. Der Papst wird um 10.40 Uhr dazu eine Messe auf der Piazza Vittorio feiern. Wir übertragen diesen Gottesdienst live und mit deutschem Kommentar auf unserem Vatican Player. Der entsprechend Link befindet sich auf unserer Homepage.
Am Nachmittag um 15 Uhr besucht der Papst die Salesianer-Gemeinschaft, die den 200. Geburtstag ihres Ordensgründers Don Bosco feiert. Die Welt des Leidens und die Jugendlichen, im Zeichen Don Boscos: Das werden neben dem Gebet am Grabtuch die wesentlichen Elemente des Turin-Besuches sein. Das Leinen, das als das Grabtuch Jesu gilt, wird seit dem 19. April und noch bis zum 24. Juni öffentlich im Turiner Dom gezeigt. In diesen Wochen und Monaten besuchen Hunderttausende von Menschen Turin, um das Grabtuch zu sehen; die Organisatoren gehen sogar von mindestens einer Million Besucher aus.
Ein Treffen des Papstes mit Jugendlichen steht am Sonntagabend ab 17 Uhr auf dem Programm. Dieses Treffen findet ebenfalls auf der Piazza Vittorio in Turin statt. Am Montag, 22. Juni, wird Franziskus dann um 8.45 Uhr die Waldenser-Gemeinschaft in Turin besuchen. Es handelt sich um die größte, vor allem in Norditalien präsente Kirche der Reformation auf der italienischen Halbinsel. Es wird das erste Mal sein, dass ein Papst eine Waldenserkirche betritt. (rv)
Kardinal Burke nimmt am Marsch für das Leben in Italien teil
Ungefähr 40.000 Menschen haben am Sonntag im historischen Zentrum von Rom am „Marsch für das Leben“ teilgenommen. An der Kundgebung gegen Abtreibung und Euthanasie nahm auch der amerikanische Kardinal Raymond Burke teil. Es sei bereits das fünfte Mal, dass er zusammen mit Lebensschützern durch die römische Innenstadt marschiere, erzählte der ehemalige Kardinalpräfekt der Apostolischen Signatur und heutige Kardinalpatron des Souveränen Malteserordens gegenüber Radio Vatikan:
„Papst Johannes Paul II. hat uns in seiner wundervollen Enzyklika ,Evangelium vitae‘ daran erinnert, die unvergleichliche Schönheit und Unverletzlichkeit des schutzlosen und unschuldigen Lebens öffentlich zu bezeugen. Deswegen ist dieser Marsch in Italien sehr wichtig; er ist ein Zeichen der Menschen, die sich für den Respekt vor dem Leben vom Moment der Empfängnis an bis zum Moment des natürlichen Todes einsetzen. Ich habe jetzt jedes Jahr an dem Marsch teilgenommen; er wird jedes Jahr größer, immer mehr Menschen nehmen teil! Und es ist auch wunderbar, die internationale Beteiligung zu sehen: So viele Leute kommen aus anderen Ländern her, um sich den Italienern und ihrem Zeugnis für die Würde des menschlichen Lebens, das nach dem Abbild Gottes geschaffen wurde, anzuschließen.“
Papst Franziskus hatte die Lebensschützer am Sonntag nach dem Regina Coeli-Gebet auf dem Petersplatz zu weiteren Initiativen ermuntert. Auch Vertreter anderer Religionen und Konfessionen sind bei der Kundgebung laut Angaben der Veranstalter regelmäßig mit dabei: Orthodoxe, Protestanten, Buddhisten, Muslime und auch Atheisten. Sie wenden sich gemeinsam gegen eine Kultur, in der das ungeborene Leben und der Mensch am Lebensende oftmals als „Abfallprodukte“ herabgewürdigt würden, so Virginia Coda Nunziante, die Sprecherin des „Marsch für das Leben“, im Interview mit Radio Vatikan:
„Diese Sicht rührt von einer Sicht des Relativismus her, der sich in unserer Gesellschaft breit macht. Individualismus wird ins Zentrum gestellt anstatt Menschen in schwierigen Momenten zu helfen: Frauen in der Schwangerschaft oder schwerkranken Menschen am Lebensende. Stattdessen schlägt man ein Euthanasie-Gesetz vor – ein Gesetz, das zur Selbstzerstörung einlädt – statt eine Kultur zu schaffen, die hilft und unterstützt.“
Coda Nunziante spricht hier das in Italien diskutiertes Sterbehilfe-Gesetz an, das Euthanasie an schwerkranken Menschen legalisieren würde. Zuletzt war für eine solche Legalisierung der Euthanasie erneut die italienische Spitzenpolitikerin Emma Bonino eingetreten, die selbst an einem Lungentumor erkrankt ist: „Ich fürchte nicht den Tod, ich empfinde ihn als weit weg von mir“, sagte die ehemalige italienische Außenministerin laut Medienberichten: „Ich habe vor dem Schmerz, dem Leid Angst. Ich bin der Ansicht, dass man mit Würde sterben sollte“, so Bonino. Franziskus hatte die Spitzenpolitikerin der „Radikalen Partei“ (Partito Radicale) vor wenigen Tagen angerufen und ihr Mut bei ihrem Kampf gegen die Krankheit gemacht. Die „Radikale Partei“ setzt sich u.a. für ein „Recht auf Abtreibung und Sterbehilfe“ ein. (rv)
Papst wird an Canestris Beerdigung teilnehmen
Papst Franziskus wird am Samstag an der Begräbnisfeier des verstorbenen Kardinals Giovanni Canestri im Petersdom teilnehmen. Das teilte der Vatikan mit. In einem Beileidstelegramm an den römischen Kardinalvikar Agostino Vallini schreibt der Papst, dass er „mit tiefer Trauer“ von der Nachricht des Todes Canestris erfahren habe und für ihn bete. Franziskus erinnerte an den Lebensweg Canestris, der unter anderem auch Erzbischof von Genua war. In jungen Jahren – während des Zweiten Weltkriegs – war er Priester an den Peripherien Roms gewesen, wie der Papst weiter in seinem Telegramm erinnert. Canestri ist am Mittwoch mit 96 Jahren verstorben. (rv)
Italien: Roberto Kardinal Tucci verstorben
Tucci ist am Dienstag in Rom im Alter von 93 Jahren verstorben. In wenigen Tagen, am 19. April, hätte er seinen 94 Geburtstag begangen. Tucci war von 1973 bis 1985 Generaldirektor von Radio Vatikan. Papst Johannes Paul II. hatte ihn 2001 in den Kardinalsstand erhoben und ihm die Diakonie “S. Ignazio di Loyola a Campo Marzio” zugeteilt. Bis 2001 war er noch Präsident im Verwaltungsrat von Radio Vatikan.
Das Kardinalskollegium umfasst somit noch 224 Kardinäle und von diesen sind derzeit 122 wahlberechtigt in einem künftigen Konklave. (vh)
Italien: Mailands Erzbischof geschockt von Attentat im Justizpalast
Der Mailänder Erzbischof Kardinal Angelo Scola ist schockiert und bedrückt über das Attentat im Mailänder Justizpalast, das am Donnerstagabend drei Menschenleben forderte. Ein italienischer Angeklagter hat in dem Gericht im Zentrum Mailands drei Menschen erschossen, darunter einen Richter und einen Anwalt. Kardinal Scola schreibt von einem „verrückten Tötungsakt“. Die Gewalttat sorge für Angst und Verwirrung. Der Erzbischof der norditalienischen Metropole schreibt, er teile den Schmerz der zurückgebliebenen Familienangehörigen und des ganzen Landes und sicherte sein Gebet zu.
Die nun vorhandene „Unsicherheit und Angst“ in Mailand möge nicht in fruchtlose Polemiken münden, riet Kardinal Scola. Vielmehr solle der tragische Tod der Opfer das Engagement aller für ein gutes Leben bestärken, das auch der Entwicklung Mailands helfe. Jede Institution einschließlich der katholischen Kirche solle keine Anstrengung scheuen, für das Gemeinwohl und die Sicherheit der Bürger zu sorgen.
Der italienischen Nachrichtenagentur ANSA zufolge wurde der mutmaßliche Täter nach einem Fluchtversuch festgenommen. Der Mann musste sich wegen betrügerischen Bankrotts vor Gericht verteidigen. Er erschoss zuerst seinen Anwalt und den Mitangeklagten, danach den Konkursrichter. Eigenen Aussagen zufolge handelte der 57 Jahre alte Unternehmer aus Rache.
In Mailand öffnet in wenigen Tagen zusätzlich die Weltausstellung EXPO ihre Pforten. Rund 20 Millionen Besucher werden von Mai bis Oktober erwartet. (rv
Neuer Kardinal: „Papst will Armutsbekämpfer fördern“
Wenige hatten damit gerechnet, dass der Papst ihn die Kardinalswürde verleihen wird: Edoardo Menichelli ist Erzbischof der kleinen italienischen Diözese Ancona. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagt er, dass der Papst mit der Auflistung der 20 neuen Kardinälen ein Zeichen setzen wollte. „Wir haben ja alle mittlerweile von Franziskus gelernt, was es heißt, an die Peripherie gehen und sie auch zu lieben. Es geht ihm darum, dass das Zugehen auf jene, die dort leben, auch das Hauptaugenmerk der Kirche und ihrer Tätigkeiten wird.“ Deshalb fördere der Papst vor allem jene in der Kirche, die sich dem „Kampf gegen die Armut“ verschrieben haben. „Ich bin davon überzeugt, dass sich die Kirche diesbezüglich noch weiter bewegen muss. Niemand soll sich von der Kirche ausgeschlossen fühlen. Die Kirche muss sich aber vor allem den Familien hinwenden. Es bedarf diesbezüglich einer neuen Allianz zwischen Kirche und den Familien. Selbst der Sohn Gottes hat ja eine Familie ausgewählt, um auf Erden zu wirken. Das sind meiner Meinung nach, die Pfeiler für die Zukunft der Kirche: Armutsbekämpfung und Förderung der Familie.“ (rv)
Italien: Giovanni Kardinal Lajolo feiert 80. Geburtstag
Der italienische Kardinal Lajolo begeht heute seinen 80. Geburtstag. Lajolo war von 1995 bis 2003 Nuntius in der Bundesrepublik Deutschland und anschließend Sekretär im Staatssekretariat des Vatikans. Papst Benedikt XVI. übertrug ihm 2006 die Leitung des Governatorato und erhob ihn 2007 in den Kardinalsstand. Das Amt des Präfekten des Governatorato bekleidete er bis zum Jahr 2011. Er war zudem Mitglied in mehreren Dikasterien der römischen Kurie in Rom. Mit seinem heutigen Geburtstag verliert er sein aktives Wahlrecht für eine Papstwahl. Somit sind momentan nur noch 110 Kardinäle wahlberechtigt in einem künftigen Konklave. Das gesamte Kardinalskollegium umfasst derzeit 208 Purpurträger. (vh)
Italien: Kardinal Sardi begeht seinen 80. Geburtstag
Paolo Kardinal Sardi begeht heute seinen 80. Geburtstag. Der Italiener wude durch Papst Benedikt XVI. im November 2010 zum Kardinaldiakon der Diakonie „S. Maria Ausiliatrice in Via Tuscolana“ erhoben. Von 2004 bis 2010 war er Vize-Camerlengo der Apostolischen Kammer und seit 2008 Mitglied der Päpstlichen Kommission für den Staat der Vatikanstadt. Zudem war er Mitglied in zwei Kongregationen und seit 2009 Patron des Souveränen Malteserordens. Mit seinem heutigen Geburtstag verliert er sein Wahlrecht in einem künftigen Konklave. Das Kardinalskollegium hat somit noch 115 wahlberechtigte Kardinäle und umfasst insgesamt derzeit 210 Purpurträger. (vh)