Den neuen Kardinälen wird beim Ritus der Kardinalserhebung traditionell eine eigene Titelkirche in Rom zugewiesen. Bei den beiden neuen Deutschen Kardinälen Rainer Maria Woelki und Kardinal Karl Josef Becker sind dies die römische Kirchen „San Giovanni Maria Vianney" und „San Giuliano Martire".
Die Kirche San Giovanni Maria Vianney liegt in einem multikulturellen Stadtviertel am südöstlichen Stadtrand Roms. Die pastoralen Aktivitäten der Kirchengemeinde reichen in die frühen 50er Jahre zurück. Die Kirche ist architektonisch mit einem schlichten Betonbau recht einfach gehalten, sie ist nach dem französischen Heiligen Jean-Marie Vianney, der auch als „Heiliger Pfarrer von Ars" und Schutzpatron der Pfarrer bekannt ist, benannt. Dem 1815 in Grenoble zum Priester geweihten Vianney gelang es, die nicht religiöse Gemeinde von Ars-sur-Formans bei Lyon in ein lebendiges Zentrum des katholischen Glaubens zu verwandeln. Der in Armut und unter Entbehrungen lebende Geistliche ließ nicht nur die Ortskirche renovieren, sondern gründete ab 1818 verschiedene Bruderschaften, Schulen und soziale Einrichtungen. Ars wurde unter seiner Leitung zu einem Pilgerort, der jährige tausende von Gläubige anzog. Papst Benedikt XVI. rief anlässlich des 150. Todesjahres des Pfarrers von Ars ein Priesterjahr aus, das am 19. Juni 2009 und ein Jahr später mit einem großen Priestertreffen in Rom endete.
Die im Norden Roms an der Via Cassia gelegene San Giuliano Martire-Kirche ist nach dem römischen Märtyrer Julianus benannt. Der in Dalmatien geborene Julianus erlitt unter Kaiser Antonius Pius (138-161 nach Christus) den Märtyrertod, nachdem er seinen christlichen Glauben bekannte und diesem auch unter schrecklichen Qualen der Folter nicht abschwor. Die noch relativ junge San Giuliano-Gemeinde erlebt mit einem Besuch von Papst Johannes Paul II. im Jahr 1997 prominenten Besuch. (rv)