Einen Tag vor seinem Amtsverzicht hat sich Papst Benedikt XVI. auf dem Petersplatz von den Gläubigen verabschiedet. Vor nach Vatikanangaben 150.000 Besuchern bedankte sich der Papst für „Respekt und Verständnis“, die ihm für seine Entscheidung zum Rücktritt entgegengebracht worden seien. Er habe sich zu diesem Schritt „im vollen Bewusstsein seiner Schwere und Neuheit, aber mit unbeschwertem Herzen“ entschieden, so Benedikt XVI. in seiner Ansprache. Er bekräftigte, dass sein Rücktritt aus Altersgründen erfolgt sei. Er bedankte sich zudem bei Kardinälen, Bischöfen, Kurienmitarbeitern und Gläubigen für ihre Unterstützung während seines knapp achtjährigen Pontifikats. Mit Live-Übertragungen in Fernsehen und Radio verfolgten viele Menschen weltweit von zu Hause aus oder unterwegs die Generalaudienz.
„Die Kirche lieben heißt auch, schwierige Entscheidungen zu treffen“
In den vergangenen Monaten habe er gemerkt, dass seine Kräfte geschwunden seien, so der Papst. Er habe um eine Entscheidung zum Wohl der Kirche gebetet, sagte Benedikt XVI. Zugleich hob er hervor, dass sein Rücktritt keine Rückkehr ins Privatleben bedeute. Er habe das Kreuz Jesu nicht verlassen. Er kündigte an, den Weg der katholischen Kirche auch weiterhin mit seinem Gebet und seiner Meditation zu begleiten. Die Kirche zu lieben bedeute, „den Mut zu haben, schwierige und leidvolle Entscheidungen zu treffen, die stets das Wohl der Kirche im Blick haben und nicht das eigene“.
„Ich habe Vertrauen“
Benedikt XVI. zeigte sich zuversichtlich, dass die katholische Kirche Krisen überwinden werde. „Ich spüre ein großes Vertrauen in mir, dass das Wort der Wahrheit des Evangeliums die Kraft der Kirche ist“, sagte der Papst. „Gott führt die Kirche, er unterstützt sie immer, auch und vor allem in schwierigen Momenten.“
Der Papst zeigte sich gerührt über die Anteilnahme, die er nach seiner Rücktrittsankündigung erfahren habe. Viele Menschen in der ganzen Welt hätten ihm in den vergangenen Wochen „bewegende Zeichen der Aufmerksamkeit, der Freundschaft und des Gebets“ geschickt, berichtete Benedikt XVI. Er habe nicht nur Briefe von Staatsoberhäuptern, religiösen Führern und anderen gesellschaftlichen Repräsentanten erhalten, sondern auch zahlreiche Schreiben einfacher Gläubiger. Dies mache deutlich, dass die Kirche keine „Organisation, kein Verein mit religiösen und humanitären Zwecken“ sei, sondern eine „Gemeinschaft von Brüdern und Schwestern im Leib Christi“.
Fast 350 Generalaudienzen insgesamt
Insgesamt hielt Papst Benedikt während seines Pontifikats 348 Generalaudienzen, an denen insgesamt 5.116.600 Gläubige teilnahmen. (Daten von April 2005 bis 27. Februar 2013). Die erste Audienz hielt Benedikt am 27. April 2005. (rv)