Heiligsprechungen nach vereinfachtem Ritus

Pater Lombardi PressekonferenzDer Vatikan hat an diesem Donnerstag Details zur liturgischen Gestaltung der Heiligsprechungsfeierlichkeiten am kommenden Sonntag bekanntgegeben. Die Kanonisierung der beiden Päpste Johannes XXIII. und Johannes Paul II. findet nach dem vereinfachten Ritus statt, der 2005 von Papst Benedikt XVI. eingeführt wurde, erklärte Vatikansprecher Pater Federico Lombardi in einer Pressekonferenz.

„Die Heiligsprechungsfeier beginnt mit der Prozession und der Heiligenlitanei, dann wird der Altar mit Weihrauch vorbereitet. Danach folgt sofort die Kanonisierung, der eigentliche Ritus der Heiligsprechung – dies ist der erste Teil der Feier. Der Ritus ist ziemlich vereinfacht worden.“

Im Gegensatz zu der zuvor üblichen Praxis sieht der vereinfachte Ritus die Heiligsprechung der beiden Päpste also bereits vor der Eucharistiefeier vor. Ziel der Änderung war es, die Einheit der Eucharistiefeier zu erhalten. Zu den damals auf den Weg gebrachten Neuerungen gehört weiter die mehrfache Petitio: Der Präfekt der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungen, Kardinal Angelo Amato, tritt zusammen mit den Postulatoren vor den Papst und ersucht ihn drei Mal um die Heiligsprechung der beiden seligen Päpste. Dazu Lombardi:

Drei Mal, um die Bedeutung dieser Feierlichkeit zu unterstreichen – bei einer Seligsprechung gibt es ja nur eine Petitio, bei der Heiligsprechung sind es drei.“

Danach wird der Papst feierlich die Kanonisierungsformel verlesen – dies ist das Herzstück des Ritus, bei dem in besonderer Weise die päpstliche Autorität zum Ausdruck kommt.

„In dieser Formel drückt der Papst seine ganze Autorität als Kirchenoberhaupt und als ,Oberster Brückenbauer’ aus.“

Durch das Verlesen der Formel schreibt der Papst gewissermassen die beiden Namen seiner Vorgänger in das Verzeichnis der Heiligen ein. Damit sind beide Päpste offiziell heilig und können in der Weltkirche als solche verehrt werden. Bei einer Seligsprechung ist offiziell nur eine lokale Verehrung erlaubt.

Im Anschluss an den Ritus werden Reliquien der beiden Päpste unter feierlicher Musik in zwei gleich aussehenden Behältern zum Altar getragen: Bei Johannes Paul handelt es sich um die Blutreliquie, die schon bei der Seligsprechung zur Anbetung präsentiert wurde, von Johannes XXIII. werde ein Hautstück verwendet, so Lombardi. Die Reliquien des Konzilspapstes würden von Verwandten getragen, wer das Reliquiar von Johannes Paul II. trage, sei noch nicht entschieden, so der Sprecher.

Danach gehe die Messfeier weiter, so Lombardi. Wie bei wichtigen Feierlichkeiten üblich, werde das Evangelium auf Latein verlesen. Nach dem abschließenden Regina Coeli werde der Papst die Delegationen aus aller Welt auf dem Petersplatz – nicht in der Basilika, wie sonst üblich – begrüßen. 93 internationale Delegationen hätten sich für die Feierlichkeiten angemeldet, darunter seien neben Politikern auch andere Religionsvertreter. Der Sprecher betonte aber, dass der Vatikan keine Einladungen verschickt habe. Der Heilige Stuhl habe lediglich über das Ereignis informiert, die Gäste hätten sich daraufhin angemeldet. Ob der emeritierte Papst Benedikt XVI. erscheinen werde, konnte Lombardi nicht sagen. Zum Abschluss der Feier werde Franziskus eine Runde im Jeep auf dem Petersplatz drehen und die Gläubigen begrüßen, so Lombardi.

Dass zur Einstimmung auf die Heiligsprechung bereits in der Nacht auf Sonntag in der ganzen Stadt Gebetswachen stattfinden, daran erinnerte auf der Pressekonferenz Don Walter Insero vom Vikariat Rom:

„Wir wollten, dass die Stadt, dass vor allem die Kirchen des Zentrums, den Pilgern spirituelle Gastfreundschaft gewähren. Geschlafen wird nicht, sondern es herrscht Erwartung auf das große Ereignis. Wer ankommt, kann beten und sich so auf die Inhalte der Heiligsprechung vom Sonntag vorbereiten, mit entsprechenden Texten. Es wird verschiedene Gruppen geben, die die Gebete in verschiedenen Sprachen leiten.“ (rv)

Vatikansprecher Lombardi: Rolle des IOR weiter ungeklärt

Pater Lombardi PressekonferenzDie Zukunft des vatikanischen Geldinstitutes IOR ist weiter ungewiss. Durch die Einrichtung eines neuen Wirtschaftssekretariats durch Franziskus am Montag ist die zukünftige Rolle des „Istituto per le Opere di Religione“ noch nicht geklärt worden. Das sagte Vatikansprecher Federico Lombardi am Montag im Interview mit Radio Vatikan.

„Das ,Istituto per le Opere di Religione‘ bleibt weiter ein Objekt der Analyse und der Reflektion, es wurde von dieser Reorganisation nicht berührt. Diese hat einen sehr viel weiteren Horizont – sie betrifft die wirtschaftlichen und administrativen Dimensionen des Heiligen Stuhles und des Vatikanstaates in ihrem Zusammenspiel. Das ist also ein sehr viel weiterer und komplexerer Rahmen, während das IOR eine einzelne Institution ist und eine spezifische Funktion hat – es ist ein kleiner Dübel in einer sehr viel breiteren Realität“.

Die von Franziskus am Montag mit einem Motu Proprio eingerichtete Aufsichtsbehörde beschreibt der Sprecher als „starke Institution“ mit zentralen Kompetenzen, die alle wirtschaftlichen Angelegenheiten des Heiligen Stuhles und des Vatikanstaates betreffen.

„Sie macht die Bilanzen, veröffentlicht sie und ist einem Rat für Wirtschaft aus 15 Mitgliedern verantwortlich (…), von denen acht Kleriker sind, Kardinäle oder Bischöfe, und sieben Laien, alles Finanz- und Wirtschaftsexperten. Der neue Rat für wirtschaftliche Angelegenheiten nimmt also den Platz des bisherigen Rates der 15 Kardinäle ein, der bislang die Finanzen des Heiligen Stuhles kontrollierte.“

Mit dem Motu Proprio habe der Papst die bisherige Rolle der vatikanischen Güterverwaltung (APSA) als Zentralbank des Vatikans „bestärkt“ und „präzisiert“, so Pater Lombardi. Auch die Finanzaufsichtsbehörde Aif werde ihre bisherige Rolle behalten, erklärte der Sprecher: Aufgrund ihrer Funktion im Kampf gegen Geldwäsche müsse sie eine Institution bleiben, „die völlig unabhängig von den anderen“ sein müsse, so Lombardi. Unabhängig sei im Übrigen auch der neue „Revisor“. Laut Motu Proprio soll er das Recht und die Aufgabe haben, jederzeit jede Institution des Heiligen Stuhles oder des Vatikanstaates zu kontrollieren. Lombardi:

„Natürlich ist der Revisor an sich unabhängig vom Wirtschaftssekretariat, weil er wirklich eine Aufgabe der Revision hat.“

Franziskus war mit der Schaffung eines neuen Sekretariates sowie eines Rates für Wirtschafts- und Verwaltungsangelegenheiten einer Empfehlung der Kardinalskommission zur Prüfung der wirtschaftlichen und administrativen Strukturen des Heiligen Stuhles gefolgt. Zum Präfekten des Wirtschaftssekretariats hat der Papst den australischen Kardinal George Pell ernannt. Der Rat soll aus 15 Mitgliedern bestehen, davon acht Kardinäle oder Bischöfe und sieben Laien-Experten unterschiedlicher Nationalität. Dass das vatikanische Finanz- und Wirtschaftsministerium den Titel Sekretariat erhält, rückt es sprachlich in die Nähe des vatikanischen Staatssekretariats, dem es einige Kompetenzen abnehmen wird. Franziskus` Entscheidung vom Montag ist die einschneidenste Kurienreform seit fast zwanzig Jahren. (rv)

Kardinäle und Papst beteten für verfolgte Christen

Pater LombardiPapst Franziskus und das Kardinalskollegium haben für verfolgte Christen in der Welt gebetet. Das gab Vatikansprecher Pater Federico Lombardi an diesem Freitag in einem Pressebriefing bekannt. Im Laufe des Außerordentlichen Konsistoriums sei ein „besonderes Gebet für die zahlreichen Christen“ eingefügt worden, „die in verschiedenen Teilen der Welt immer häufiger Intoleranz oder Verfolgung zum Opfer fallen“, so Lombardi. Der Papst und die Kardinäle versicherten diese Christen ihres Gebetes und ermutigten sie, ihren Peinigern zu vergeben und ihrem Glauben treu zu bleiben.

Weiter habe das Kardinalskollegium der Bevölkerung in Südsudan und Nigeria gedacht, wo zahlreiche unschuldige Menschen bei Attentaten sterben und wo ein „wachsendes Klima der Gleichgültigkeit“ spürbar sei, so Lombardi weiter. Auch der Bürgerkrieg in Syrien, das Leid der Zentralafrikanischen Republik und die angespannte Lage in der Ukraine habe besondere Aufmerksamkeit bei den Begegnungen des Papstes mit den Kardinälen erfahren, so der Sprecher.

Angesichts dieser Entwicklungen werde der Einsatz der Internationalen Gemeinschaft für Versöhnung, innere Sicherheit, Rechtsstaatlichkeit und humanitäre Hilfen in diesen Ländern immer dringlicher, fasste Lombardi die Gespräche zusammen. Wesentlich sei es, die ethnischen, politischen und wirtschaftlichen Ursachen dieser Konflikte zu sehen, die fälschlicherweise oftmals als Konflikte zwischen religiösen Gruppen beschrieben würden.

Präsidenten der Bischofssynode zur Familie ernannt
Lombardi gab weiter bekannt, der Papst habe die Präsidenten für die kommende Bischofssynode zur Familienpastoral bestimmt. Es handele sich um Kardinal André Vingt-Trois, den Erzbischof von Paris, Kardinal Luis Antonio Tagle, den Erzbischof von Manila, und Kardinal Damasceno Assis, den Erzbischof von Aparecida. Sie würden sich während der Bischofssynode im Oktober 2014 abwechseln, so Lombardi. Der Sprecher betonte, dass mit der Wahl drei unterschiedliche Kontinente vertreten seien.

Zum Generalrelator der Bischofssynode hatte Franziskus den Erzbischof von Esztergom-Budapest, Kardinal Peter Erdö, gemacht. Das Treffen der Bischöfe wird vom 5. bis 19. Oktober zum Thema der „Herausforderungen der Familie im Kontext der Evangelisierung“ stattfinden. Als Sondersekretär jener Synode hatte Franziskus den italienischen Erzbischof von Chieti-Vasto, Bruno Forte, ernannt.  (rv)

Vatikan zum UN-Kinderschutzbericht: Das Komitee überschreitet seine Kompetenz

Pater Lombardi PressekonferenzKinderschutz ist auf den meisten Titelseiten der internationalen Zeitungen heute schon kein Thema mehr. Der Vatikan sieht dagegen weiter Klärungsbedarf: In einer Erklärung von diesem Freitag reagiert Vatikansprecher Pater Federico Lombardi auf den Bericht des UN-Kinderrechtskomitees, das dem Heiligen Stuhl in dieser Woche ein schlechtes Zeugnis in punkto Kinderschutz ausstellte. Auch geht er auf die überbordende Medienberichterstattung zum Thema ein. In der knapp dreiseitigen Erklärung stellt der Sprecher weiter Grundsätzliches zum Verhältnis zwischen UNO und dem Vatikan klar.

„Keine Konfrontation“
Beim aktuellen Bericht des UN-Kinderschutzkomitees und der Reaktion darauf könne von „keiner Konfrontation“ zwischen den Vereinten Nationen und dem Vatikan die Rede sein, stellt Lombardi zunächst klar. In der Presse, darunter im deutschen Magazin „Der Spiegel“, war suggeriert worden, die UNO „attackiere“ den Vatikan wegen der Verschleierung von Kindesmissbrauch. Die mediale Berichterstattung über den Fall sei unberechtigt und „schädlich“ für den Vatikan. Der Heilige Stuhl habe die Vereinten Nationen in ihrer friedensstiftenden und völkerverständigenden Rolle stets stark moralisch unterstützt, hält Lombardi grundsätzlich fest. Umgekehrt sei sich die Spitze der UNO durchaus um die Bedeutung der Rolle des Heiligen Stuhls für die Entwicklung der Völkergemeinschaft bewusst. Dafür sprächen nicht nur die zahlreichen Beiträge des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen als auch die Reden der Päpste vor der UNO-Vollversammlung – Paul VI., Johannes Paul II. und Benedikt XVI. hatten auf Einladung dort gesprochen.

Bericht „vorher schon fertig“
Mit Blick auf den am Mittwoch veröffentlichen Bericht des Kinderschutzkomitees zur Kinderschutzarbeit des Heiligen Stuhls spricht Lombardi von „schwerwiegenden Mängeln“. Das Gremium habe „die schriftlichen und mündlichen Beiträge der Vatikanvertreter nicht adäquat berücksichtigt“, so Lombardi: „Wer diese Antworten gelesen und gehört hat, findet im Dokument des Komitees keine proportionalen Entsprechungen.“ Das lasse vermuten, dass der Bericht schon vor der Anhörung der Vatikandelegation am 16. Januar geschrieben und abgeschlossen worden sei.

Natur des Heiligen Stuhls „nicht verstanden“
Als besonders schwerwiegend wertet Lombardi das „Unwissen um die besondere Natur des Heiligen Stuhls“, den man nicht ohne Weiteres mit anderen Staaten vergleichen könne. Diese besonderen Merkmale seien seit der Ratifizierung der Kinderrechtskonvention durch den Heiligen Stuhl (1990) „viele Male detailliert“ erklärt worden, insbesondere in den jüngsten Antworten des Vatikans an die Kommission, so der Vatikansprecher: „Kann man hier nicht verstehen oder will man hier nicht verstehen? In beiden Fällen hat man das Recht sich zu wundern“, merkt er an.

Überschreitung eigener Kompetenzen
Als „vielleicht am folgenschwersten“ ordnet Lombardi die Stellungnahmen des Komitees zu Fragen der Sexualerziehung und Sexualität ein. Hier „scheinen die Beobachtungen des Komitees in verschiedenen Richtungen über die eigenen Kompetenzen hinauszugehen“, so der Jesuit. So würden in Fragen der Verhütung, der Abtreibung, der Erziehung in der Familie oder der Sicht auf die menschliche Sexualität Weisungen eigener ideologischer und moralischer Prägung gegeben, bemängelt der Sprecher, der dies als Einmischung in die Lehrmeinung und Morallehre der katholischen Kirche wertet. Der Vatikan hatte diesen Punkt bereits in seiner ersten offiziellen Stellungnahme zum Bericht vom Mittwoch angedeutet: Darin waren einige Empfehlungen des Komitees als Eingriff in Lehre und Religionsfreiheit beschrieben worden.
Das Kinderschutzkomitee hatte in seinem Bericht eine Revision kirchlicher Positionen zu Homosexualität, künstlicher Empfängnisverhütung, Abtreibung und Sexualerziehung empfohlen. Die bisherige kirchliche Haltung stellt aus Sicht des Komitees einen Verstoß gegen die Kinderrechtskonvention dar.

Kinderschutz schon immer Grundanliegen des Heiligen Stuhls
Die Ratifizierung der Kinderschutzkonvention durch den Vatikan sei durch den „historischen Einsatz der universellen Kirche und des Heiligen Stuhls für das Wohl der Kinder“ motiviert, hält Lombardi in seiner Erklärung fest. Die Kirche habe in diesem Bereich auf vielfältige Weise „enorme Arbeit“ geleistet und tue dies bis heute. Man werde sich weiter um eine Umsetzung der Konvention bemühen und einen „offenen, konstruktiven und engagierten Dialog“ mit den entsprechenden verantwortlichen Organen führen. Die „vorgesehenen Prozeduren“ würden eingehalten, man sei offen gegenüber „konstruktiver Kritik“. Zugleich werde der Heilige Stuhl „mutig“ und „entschieden“ seine Positionen vertreten.

Mit dem Bericht habe sich auch das UN-Kinderrechtskomitee „schwere und berechtigte Kritik“ zugezogen, so Lombardi abschließend. Das Kinderrechtskomitee habe der vorurteilsbeladenen Sicht einiger kirchenkritischer Verbände mehr Aufmerksamkeit geschenkt als den Positionen des Heiligen Stuhls, bemängelt er. Die Beratungen und die Veröffentlichung des Berichtes seien darüber hinaus – im Vergleich zu der bei anderen Ländern gängigen Praxis – „absolut anomal“ verlaufen.


Mit den „negativen Folgen“ des aktuellen Falls müssten die Vereinten Nationen nun umgehen, wenn sie auch im Ganzen nicht für die Arbeitsweise eines einzelnen Komitees verantwortlich gemacht werden könnten. Überhaupt seien die Empfehlungen dieses Komitees „häufig ziemlich fleischlos und von relativem Gewicht“, urteilt der Vatikanprecher.  (rv)

Vatikan/Spanien: Vatikansprecher Lombardi mit Bravo Preis ausgezeichnet

Pater LombardiFür seinen „bedeutenden Verdienst an der Kommunikationsarbeit der Kirche“ hat Vatikansprecher Federico Lombardi heute in Madrid den Preis „BRAVO! 2013“ der spanischen Bischofskonferenz erhalten. Lombardi zeigte sich geehrt über die Auszeichnung und betonte in seiner Dankesansprache, dass Kommunikation „im Grunde das Leben des dreieinigen Gottes ausmache“. Kommunikation erfordere Konstanz und Mühe und habe eine „ganz eigene, unentbehrliche Dimension von Professionalität und Kompetenz“. Es handele sich aber auch um eine interessante und schöne Tätigkeit, die wie eine Berufung gelebt werden könne. Die Auszeichnung sei für den Generaldirektor von Radio Vatikan „Trost auf dem Weg“, denn sie zeige, dass man auf „dem richtigen Weg sei“.  (rv)
 

Papst arbeitet an Enzyklika zu „Ökologie des Menschen“

Pater LombardiVatikansprecher Pater Federico Lombardi hat am Freitagabend bestätigt, dass Papst Franziskus an einem Text zur „Ökologie des Menschen“ arbeitet. Dies hatte zuvor der französische Präsident Francois Hollande im Anschluss an sein Treffen mit Franziskus am Freitagmittag verlauten lassen. Franziskus arbeite an einem Text zu Umwelt-Themen; „die Perspektive ist die einer Enzyklika“, so Lombardi. Bisher handele es sich allerdings um ein grade erst begonnenes Projekt; wie lange Franziskus noch daran schreibe und wann mit einer Veröffentlichung zu rechnen sei, lasse sich deshalb aktuell nicht sagen. Grundsätzlich lasse sich aber feststellen, dass Papst Franziskus beabsichtige, die Bedeutung einer „Ökologie des Menschen“ herauszustellen, so der Vatikansprecher. (rv)

Vatikan dementiert Pressebericht zum Fall Wesolowski

Pater Lombardi PressekonferenzDer Vatikan hat Presseberichte dementiert, dass er einen unter Verdacht des Kindesmissbrauchs stehenden ehemaligen Nuntius nicht an dessen Heimatland Polen ausliefern wolle. Die Staatsanwaltschaft Warschau habe von der Nuntiatur in Polen lediglich „einige Informationen bezüglich des Status des ehemaligen Nuntius der Dominikanischen Republik Jozef Wesolowski“ haben wollen, so Vatikansprecher Federico Lombardi in einer Erklärung von diesem Samstag. Man könne also „absolut nicht von einem Auslieferungsantrag“ sprechen, stellte der Sprecher klar. Die Nuntiatur habe über den diplomatischen Status von Wesolowski und seinen aktuellen Wohnsitz Auskunft gegeben, so Lombardi weiter. Es laufe eine Untersuchung der Glaubenskongregation zu Wesolowski, bestätigte Lombardi weiter. Ein Ergebnis liege aber noch nicht vor. Da der ehemalige Nuntius der Dominikanischen Republik als Diplomat „auch vatikanischer Staatsbürger“ sei, sei die Justiz des Vatikanstaates für das Strafverfahren zuständig, so Lombardi. Wesolowski steht unter Verdacht, sieben Kinder sexuell missbraucht zu haben. Papst Franziskus hatte den polnischen Erzbischof nach Bekanntwerden der Vorwürfe umgehend von seinen Aufgaben entbunden. (rv)
 

Vatikansprecher: „Franziskus ist eine Ermutigung“

Pater LombardiPapst Franziskus ist eine Ermutigung für die Kirche. Das sagt Vatikansprecher Federico Lombardi in einem Jahresrückblick für Radio Vatikan. Das Pontifikat von Franziskus habe „neue Bewegung in die Kirche gebracht“, so Lombardi weiter. Es sei dem Papst gelungen, zwischen seiner Person und den Gläubigen eine „besondere Nähe“ herzustellen. Dies habe dazu geführt, dass Papst Franziskus auch bei Nichtglaubenden zu einer vertrauten Person geworden sei. Insgesamt sei 2013 aus kirchlicher Sicht „ein außerordentliches Jahr“ gewesen, so der Jesuitenpater. Der Rücktritt Benedikt XVI. sei „prophetische Geste“ gewesen. Damit habe der heute emeritierte Papst dazu beigetragen, dass die Kirche „mit neuer Kraft“ geführt werden konnte. „Dazu ist es tatsächlich gekommen, und zwar in beeindruckender und unerwarteter Weise“, sagte Lombardi wörtlich. (rv)

 

Vatikan/Ägypten: Dialog mit Al Azhar rückt wieder in den Blick

Eine Wiederaufnahme des Dialogs zwischen Heiligem Stuhl und der Kairoer Al Azhar Universität wird immer wahrscheinlicher. An diesem Dienstag empfing der Vize-Imam der Einrichtung den Sekretär des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog. Das gab Vatikansprecher Pater Federico Lombardi bekannt. Das „sehr positive und konstruktive Treffen" habe 45 Minuten gedauert und lasse auf eine Wiederaufnahme der Gespräche hoffen. An der Begegnung nahm neben dem Sekretär des Dialogrates, Pater Miguel Ángel Ayuso Guixot, der päpstliche Nuntius in Kairo, Erzbischof Jean-Paul Gobel, teil. Die Al Azhar Universität gilt als die höchste Lehrautorität des sunnitischen Islam. Sie hatte die Gespräche mit dem Heiligen Stuhl im Januar 2011 ausgesetzt, nachdem Papst Benedikt XVI. bei einem Angelusgebet blutige Terroranschläge auf koptische Kirchen in Ägypten verurteilt hatte. (rv)

Pater Lombardi: „Beim Papst ist Franziskus Programm“

Vor genau sechs Monaten, am 13. März 2013, trat Jorge Mario Bergoglio die Nachfolge von Benedikt XVI. auf dem Stuhl Petri an. Vatikansprecher Pater Federico Lombardi zieht im Interview mit Radio Vatikan Bilanz über die ersten Monate eines Papstes, der neue Akzente setzte.

„Die erste Neuheit, würde ich sagen, ist der Name. Der hat mich von Anfang an berührt: Franziskus – das ist neu, kein Papst hat sich zuvor so genannt. Und mit diesem Namen kommt die Erklärung, vom Papst selbst gegeben: ,Arme, Frieden, Hüter der Schöpfung‘. Und wir haben schon gesehen, dass das wirklich Grundzüge seines Pontifikates sind, zumindest bisher die Armen und der Frieden. Es sind äußerst aktuelle Fragen, etwa sein extrem mutiger Einsatz für Frieden in Nahost in den letzten Wochen."

Als erster Papst aus Lateinamerika trage Franziskus positiv zu einer „Horizonterweiterung" der Kirche bei, so Lombardi weiter. Das sei ganz deutlich beim Weltjugendtag geworden, bei dem der Papst mit seiner Volksnähe und einfachen Sprache ganz Hirte gewesen sei:

„Alle Päpste waren ,universell’, waren Päpste, die die Welt im Herzen trugen und nicht parteiisch waren. Ich denke aber, dass die Wahl eines Papstes von einem anderen Kontinent doch etwas Besonderes im Stil mit sich bringt, in der Perspektive. Und das ist etwas, das sich die universelle Kirche wünscht, das die Kardinäle wollten und das wir schätzen, eine weitere Bereicherung auf dem Weg der universellen Kirche."

Drittes Merkmal des neuen Papstes und seines Pontifikates laut Jesuit Lombardi: Missionarität. Franziskus stehe für eine nicht selbstbezügliche Kirche, eine Kirche, die aus sich selbst hinausgehe, an die Ränder der Welt. Mit diesem Papst könne das Schiff der Kirche „ohne Angst ins Weite" segeln, schwärmt Lombardi, „mit der Freude, dem Geheimnis Gottes in neuen Horizonten zu begegnen". Dass Franziskus große Begeisterung und großes Interesse auslöst, erklärt sich Lombardi folgendermaßen:

„Ich glaube und hoffe, dass der Hauptgrund dieses Interesses tief geht und dass es damit zu tun hat, dass dieser Papst sehr auf einem Gott besteht, der liebt, der barmherzig ist, der immer vergibt, der Demut zeigt. Und damit, scheint mir, berührt er zutiefst die Männer und Frauen unserer Zeit, und er weiß, wie tief verletzt diese sind – verletzt durch viele schwierige Erfahrungen, Frustrationen, Ungerechtigkeiten, durch große Armut und Marginalisierung in der heutigen Welt."

Barmherzigkeit – ein Schlüsselbegriff in Jorge Mario Bergoglios Denken und Wirken als Jesuit und als Papst. Das rühre alle an, auch die Nicht-Glaubenden, fährt Lombardi fort. Mit Blick auf die Kurienreform, die auf den Weg gebracht ist, warnt der Sprecher vor zu großen Erwartungen. Auch wenn Franziskus notwendige Strukturreformen eingeleitet habe, gehe es doch um eine Erneuerung der Kirche im Inneren – man solle sich also nicht nur auf äußere Formen versteifen, rät Lombardi. Die Erneuerung der Kirche und die Aufgabe der Kirche mit Franziskus sieht er woanders:

„Eine Kirche unterwegs, fähig zur Solidarität, Begleiterin einer Menschheit unterwegs. Da werden wir uns noch viele Gesten und Entscheidungen erwarten können und müssen. In diesen Wochen haben wir das große Thema Frieden und die Menschen, die unter Spannungen und Kriegen leiden, aber es gibt auch viele andere Punkte: die Nähe zu Flüchtlingen und zu anderen, die ausgegrenzt sind, Strafgefangene usw."

Nach der Präsenz „zweier Päpste" im Vatikan gefragt, unterstreicht Lombardi das persönlich gute Verhältnis des neuen Papstes zu seinem Vorgänger. Benedikt XVI. unterstütze die Kirche weiter durch seine Spiritualität und sein Gebet, über seine Anwesenheit im Vatikan seien alle, angefangen bei Franziskus, „sehr glücklich":

„Ich glaube, dass wir – auch wenn wir ihn nicht oft sehen – immer seine Anwesenheit und seine Zuneigung spüren, sein Gebet, seine Weisheit und seinen Rat, mit dem er seinem Nachfolger bei Bedarf immer zur Verfügung steht."

Mit Blick auf seine eigene Arbeit als Vatikansprecher unterstreicht Lombardi, es habe sich nicht allzu viel verändert. Sicher, mit einem solch aktiven und intensiven Papst gebe es schon ein wenig mehr zu tun:

„Sagen wir so: Es gibt viel zu tun, um ihm zu folgen, aber er spricht für sich selbst." (rv)