Bisher wenige Heilig-Jahr-Pilger in Rom

VatikanDas Heilige Jahr der Barmherzigkeit läuft in Rom anders als vorhergesagt. Bisher sind deutlich weniger Pilger als vermutet gekommen. Das ist an sich kein schlechtes Zeichen und überdies erklärbar, sagt Monsignore Liberio Andreatta, der Leiter des römischen Pilgerwerkes ORP im Gespräch mit Radio Vatikan.

„Wir leben in einer Gesellschaft, in der alles schnell geht, in der man alles in kurzer Zeit konsumiert – und in der es einen sehr ausgeprägten Individualismus gibt, der leider auch unsere Gläubigen betrifft. Das Ganze wird befeuert von den technologischen Instrumenten, social Media, von Transportmitteln wie Hochgeschwindigkeitszügen und Billigflügen, und vom Internet. Jeder kann maßgeschneidert seine eigenen Wege zusammenstellen. Wir haben ein wenig den Gemeinschaftssinn verloren. Wir müssten zusammen mit den Priestern mehr daran arbeiten, damit die Gläubigen besser verstehen, dass man eine Pilgerfahrt nicht alleine macht, sondern in Gemeinschaft. Denn das Pilgern ist eine kirchliche Erfahrung. Es lehrt den einzelnen, gemeinsam unterwegs zu sein, miteinander zu leben, dem anderen, der neben einem hergeht, zu helfen, und so wird das Pilgern auch eine Erfahrung, die menschlich und christlich bildet.

Die Wirtschaftskrise und nicht zuletzt die Angst vor Terroranschlägen tun ihr Übriges, „auch wenn unsere Erfahrung zeigt, dass die Menschen ein kurzes Gedächtnis haben“, so Andreatta, der seit Jahrzehnten Pilger betreut. Und noch etwas: dass die Heilig-Jahr-Pilger derzeit nach Rom nur tröpfeln statt strömen, liegt auch am neuen Charakter, den Papst Franziskus dem Jubeljahr verliehen hat.

„Das Heilige Jahr wird in allen Bistümern und Wallfahrtsorten begangen. Das ist eine Neuheit, dass die Gläubigen es in ihren Gemeinschaften begehen, mit ihren Bischöfen und Priestern und in ihren Wallfahrtsorten zu Hause begehen. Zweiter Aspekt: es ist auch ein Moment, in dem die Ereignisse von Paris immer noch frisch sind und die Angst herrscht. Es ist auch nicht Reisezeit. Ich denke, gegen Ostern werden wir eine stärkere Teilnahme von Pilgern sehen.“

Der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Neuevangelisierung, Erzbischof Rino Fisichella, hatte kürzlich von einer Million Heilig-Jahr-Pilger im ersten Monat gesprochen. Anwohner, Händler und Restaurantbesitzer meinen, die Zahl sei deutlich zu hoch gegriffen. Sie sehen bisher sogar eher weniger Rom-Besucher als sonst im Dezember und Januar. (rv)

Eichstätter Weihnachtskonzert für Benedikt XVI.

Papst (Emeritus) Benedikt XVI.Es war ein ganz besonderes Konzert für die Jugendkantorei am Eichstätter Dom. Der Chor ist in diesen Tagen zum internationalen Treffen der kirchlichen Jugendchöre Pueri Cantores in Rom, am Mittwoch Abend war er im Studio von Radio Vatikan in den vatikanischen Gärten zu Gast, um Weihnachtslieder für Papst emeritus Benedikt XVI. zu singen. Knapp vierzig Jugendliche unter der Leitung von Kapellmeister Christian Heiß sangen Lieder von Mendelssohn Bartholdy, Johannes Brahms, Benjamin Britten und ein „O du fröhliche“ nach einem Satz von Georg Ratzinger, der ebenfalls beim Konzert dabei war. Für die Sängerinnen und Sänger war es eine Überraschung, sie hatten erst am Vorabend überhaupt von diesem Konzert erfahren. Die Freude stand ihnen ins Gesicht geschrieben, und man konnte sie auch hören.

Zum Abschluss bedankte sich der emeritierte Papst für dieses Geschenk und wünschte den Gästen noch einen schönen Aufenthalt in Rom und „buon anno“, ein gutes neues Jahr. (rv)

„Guide Michelin“ für Roms Obdachlose

Sant EgidioEin römischer „Guide Michelin“ für Arme ist dieser Tage in seiner 26. Ausgabe erschienen. Der ganz besondere Restaurantführer verzeichnet Orte in Rom, an denen Obdachlose essen, aber auch schlafen und sich waschen können: rund 600 Adressen alles in allem. Den „Guide Michelin“ der Armen stellt alljährlich die römische Basisgemeinde Sant´Egidio zusammen. Die Auflage liegt diesmal bei 13.000 Exemplaren, die Zahl der Obdachlosen in Rom liegt ihrer Schätzungen nach stabil bei etwa 7.700 Menschen. Nur ein Drittel von ihnen finden Aufnahme in Nachtschlafstellen. Die übrigen übernachten auf der Straße – auch zu Weihnachten. Die gute Nachricht: unter den römischen Bürgern wächst die Hilfsbereitschaft für Obdachlose. Marco Impagliazzo, Präsident von Sant´Egidio:

„Heute verstehen viele Leute, was der Papst sagt. Seine beständigen Aufrufe bleiben im Gedächtnis und veranlassen die Leute, etwas zu tun. Das Problem ist, dass sie oft keinen Ort haben, wo sie ihre Hilfsbereitschaft ausleben können. Bei Sant´Egidio melden sich immer mehr Menschen, die als Freiwillige helfen wollen, und wir kommen dem gerne nach. Aber mein Appell wäre, dass die Pfarreien und katholischen Vereinigungen ihre Pforten öffnen und ihren Mitgliedern die Chance geben, dort zu helfen.“

Seit Beginn des Jahres sind auf Initiative von Papst Franziskus auf dem Petersplatz Duschen und ein Haarschneide-Service für Obdachlose eingerichtet. Außerdem haben die Jesuiten in unmittelbarer Vatikan-Nähe einen Schlafsaal für Männer eingerichtet; Frauen können schon seit vielen Jahren bei den Mutter Teresa-Schwestern neben der vatikanischen Audienzhalle unterkommen, die dort auch eine Armen-Mensa betreiben.

Sant´Egidio versammelt zu seinen Weihnachtsessen an verschiedenen Standorten Roms in diesem Jahr 20.000 Menschen: Arme und Helfer. Die Basisgemeinde hatte diese Weihnachtsessen zum ersten Mal 1982 organisiert und dabei 15 Obdachlose bewirtet, erzählt Impagliazzo. Das Beispiel machte Schule: in diesem Jahr können Bedürftige zwischen 150 verschiedenen Weihnachtsessen wählen, die in Rom von verschiedenen Organisationen ausgerichtet werden. Der „pranzo di Natale“ gilt in Italien als einer der wichtigsten Familientermine des Jahres. (rv)

Neues Dokument zu jüdisch-christlichen Beziehungen

Kardinal KochVor fünfzig Jahren wurde die Erklärung „Nostra aetate“ des Zweiten Vatikanischen Konzils veröffentlicht. Nun hat der Vatikan ein neues Dokument herausgebracht, das die jüdisch-katholischen Beziehungen reflektiert. Mit dem Dokument „Denn unwiderruflich sind Gnade und Berufung, die Gott gewährt (Röm 11,29) will man dankbar auf alles zurückblicken, was in den letzten Jahrzehnten in den jüdisch-katholischen Beziehungen erreicht worden ist und für die Zukunft neue Impulse geben.

Bei dem 17-seitigen Papier in englischer Originalsprache handelt sich nach vatikanischen Angaben nicht um eine offizielle Aussage des kirchlichen Lehramtes, sondern um „Überlegungen“ der Päpstlichen Kommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum. Seit dem Konzil waren bereits drei weitere Dokumente gefolgt, die eher die praktischen Fragen des jüdisch-christlichen Dialogs behandelten. In dem neuen Dokument „Denn unwiderruflich sind Gnade und Berufung, die Gott gewährt“ werden theologische Fragestellungen aufgegriffen wie das Verhältnis zwischen Altem und Neuem Bund, die Beziehung zwischen der Heilsuniversalität Jesu Christi und dem ungekündigten Bundes Gottes mit Israel. Ein zentraler Punkt ist, dass betont wird, die Katholische Kirche kenne keine institutionell verankerte Judenmission. Als Judenmission bezeichnet man eine Missionstätigkeit von Christen, die Juden zum Glauben an Jesus Christus, das heißt an die Messiaswürde und Gottessohnschaft Jesu von Nazaret, bringen soll. Außerdem sollten Juden und Katholiken sich gemeinsam für Gerechtigkeit und Frieden einsetzen und den Antisemitismus bekämpfen. Das sei insbesondere in der heutigen Zeit ein wichtiges Signal, sagte der Präsident der Kommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum, Kardinal Kurt Koch:

„Wir erleben heute eine neue Welle des Antisemitismus vor allem in Europa. Das ist etwas sehr Tragisches und zeigt, wie geschichtsvergessen die Menschen sind, dass sie die ganze Tragödie der Shoah nicht präsent haben und ganz neue Formen des Antisemitismus wieder ans Tageslicht kommen. Da müssen die Juden wissen dürfen, dass sie in der katholischen Kirche und in den Christen verlässliche Partner haben im Kampf gegen den Antisemitismus. Papst Franziskus ruft es immer wieder in Erinnerung: Es ist unmöglich, Christ zu sein und gleichzeitig Antisemit.“

Eigentlich hatte die Kommission schon zum 40. Jubiläum von „Nostra Aetate“ im Jahr 2005 daran gedacht, ein neues Dokument über die jüdisch-christlichen Beziehungen zu veröffentlichen. Doch die weiteren zehn Jahre Wartezeit, so ist man sich in der Kommission einig, zahlten sich aus: Viele theologische Fragen des neuen Dokuments seien besonders in den letzten zehn Jahren diskutiert worden:

„Wir haben in der Vergangenheit auch einige kontroverse Fragen gehabt, die in der Öffentlichkeit diskutiert werden. Zum Beispiel die Karfreitagsfürbitte, die Papst Benedikt eigens gemacht hat und die hat eine Kontroverse ausgelöst und ist viel missverstanden worden – als ein Aufruf zur Judenmission verstanden worden. Damit hat sie aber gar nichts zu tun. Es ist eine Bitte an das eschatologische Handeln Gottes am Ende der Zeiten. Also im Grunde genau das, was Paulus in seinem Brief sagt, in ein Gebet formuliert. Und deshalb ist es wichtig, dass man solche schwierigen, sensiblen Fragen im Dialog miteinander diskutieren kann um dann auch in der Öffentlichkeit Rede und Antwort zu stehen. Und ich bin sehr erfreut, dass heute sich die Zahl der Rabbiner mehren, die sagen: Ja wir sind bereit für diesen Dialog und wir wollen ihn weiterführen.“

Derweil haben sich zu fünfzig Jahren „Nostra Aetate“ auch 25 orthodoxe Rabbiner geäußert, aus Israel, Europa und den USA. In ihrer Stellungnahme – überhaupt die erste ihrer Art seit dem Konzil – loben die Rabbiner die „ehrliche Liebe und Respekt“, die viele Christen durch Dialoginitiativen u.ä. zum Ausdruck gebracht hätten. In ihrem Schreiben rufen sie zur weiteren Zusammenarbeit von Christen und Juden zugunsten der Werte und des Wohlstands in den Gesellschaften.

Bei der Pressekonferenz am Donnerstag im Vatikan waren neben dem Präsidenten der Kommission auch der Sekretär, Norbert Hofmann, sowie der Rabbiner David Rosen vom American Jewish Committee in Jerusalem und der Gründer des Forschungsinstituts Woolf Institute von der Cambridge University für interreligiöse Beziehungen, Edward Kessler, anwesend. In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass das Dokument in einigen Punkten Fragen offenblieben. So werde zum Beispiel die Frage nach dem Staat Israel nicht angesprochen. Eine weitere Anregung von Rabbiner David Rosen war, dass theologische Schreiben in Zeiten der sozialen Medien ergänzt werden müssten durch sichtbare Zeichen. Es gehe schließlich darum, die reifende Beziehung von Christen und Juden greifbar zu machen. Hierfür wird bald die nächste Gelegenheit sein. Im Januar wird Papst Franziskus erstmals die Synagoge von Rom besuchen. (rv)

Ausstellung zum II. Vatikanischen Konzil eröffnet

Kardinal MarxEine deutsche Ausstellung zum Zweiten Vatikanischen Konzil hat es bis ins Zentrum der katholischen Kirche geschafft. Drei Monate lang können die Besucher im Campo Santo Teutonico gleich neben dem Petersdom Einblicke in das historische Ereignis der Kirchengeschichte erhalten. Der Rektor des Campo Santo, Hans-Peter Fischer, möchte, dass auch während der Familiensynode – die gleich nebenan stattfindet – ein großes Transparent mit der Aufschrift „Renovatio in Christus“ (Erneuerung in Christus) zur Ausstellung einlädt und die Aktualität dieser Worte ins Gedächtnis ruft. An der Eröffnung am Dienstagabend nahmen Kardinal Reinhard Marx, Kurienbischof Josef Clemens und der Freiburger Erzbischof Stephan Burger teil.

In der Ausstellung können die Besucher nicht nur historische Dokumente sehen, die mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil in Verbindung stehen, sondern auch viele Fotos, die teilweise von einem involvierten Bischof stammen und Situationen aus Räumlichkeiten zeigen, die normalerweise für Fotografen nicht zugänglich sind. Die Ausstellung kreist um sechs Protagonisten: Kardinal Augustin Bea, Jesuitenpater Hugo Rahner, die Päpste Johannes XXIII., Paul VI. und Benedikt XVI. sowie Kardinal Julius Döpfner.

In einem Interview erzählt uns Erzbischof Burger von dem Anliegen der Ausstellung: „Das Grundanliegen ist, wie der Titel der Ausstellung sagt, die Erneuerung in Christus; das ist eine bleibende Aufgabe, das hat damals das Konzil gewollt, und das gilt es heute genauso umzusetzen und aufzunehmen“.

Wie es dazu kam, dass die Ausstellung in der Ewigen Stadt ihren Platz gefunden hat, erklärt uns Rektor Fischer: „All diese sechs Personen haben mich fasziniert, sie haben mich so berührt, dass ich sagte, das möchte ich gerne teilen, dass sie in Tuchfühlung gehen können. Die Ausstellung im Kirchenraum lädt dazu ein, etwas von diesem Konzil damals vor 50 Jahren zu atmen.“

Doch nicht nur seine eigene Begeisterung für die Geschichte rund um das Zweite Vatikanische Konzil und die Erinnerungen haben ihn dazu bewogen, diese Ausstellung nach Rom zu holen. Was er zeigen möchte, ist: „Der Geist des Aufbruchs, der Erneuerung in Jesus Christus. Wir müssen täglich immer wieder neu erforschen: Was will Jesus Christus für die Menschen? Wie würde er heute reagieren? Wie würde er heute umgehen mit der Flüchtlingsproblematik? Was für Impulse gibt er uns als Institution der Kirche in dieser Vielfalt? Ich denke, da hat das II. Vatikanische Konzil uns viel zu sagen und aufgetragen“.

Rektor Fischer rechnet mit vielen Besuchern. Bereits am ersten Tag waren es mehr als hundert. Die drei Monate andauernde Ausstellung fällt seiner Ansicht nach in eine passende Zeit: „Wir sind glücklich, dass gerade unsere Ausstellung stattfindet während der dreiwöchigen Bischofssynode. Unsere Kirche am Campo Santo weiß sich ja in unmittelbarer Nachbarschaft zum Ort der Synodalen, wo sich die Bischöfe mit dem Papst treffen werden. Und wir werden ein großes Transparent vor unserem Eingang, der hinüber zur Audienzhalle reicht, aufhängen in diesen Tagen, damit auch Menschen nichtdeutscher Sprache sich anstecken lassen oder gleichsam eintauchen in die Atmosphäre, sich entzünden lassen, entfachen lassen vom Geist Gottes!“

Der Eröffnung ging eine feierliche Messe aus Anlass des Patroziniums der deutschsprachigen Gemeinde Santa Maria della Pietà mit Erzbischof Burger voraus, an der zirka 200 Gläubige teilnahmen. Nach der Messe wurde die Ausstellung eröffnet, und die Gäste wurden zu einem Empfang geladen. Die Ausstellung unter dem Titel "Erneuerung in Christus. Das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965)" ist bis zum 8. Dezember dieses Jahres, dem 50. Jahrestag des Konzilendes, zugänglich. (rv)

Überraschender Papst-Besuch beim Optiker

Papst FranziskusNicht schlecht hat ein römischer Optiker im Zentrum der Stadt gestaunt, als in neuer Kunde in sein Geschäft hineinkam: Papst Franziskus kam am Donnerstag pünktlich zur Abenddämmerung begleitet von seinen Leibwächtern und Polizisten in zivil vor dem Optiker an der Via del Babuino in der Nähe der Piazza del Popolo an. Das anvisierte Ziel des Papstes war die Ottica Spiezia, Franziskus' Optiker seines Vertrauens.

Der Papst selber wollte keine neue Brillen kaufen, sondern seine bisherige Lesehilfe reparieren lassen, berichtet der Optiker Alessandro Spiezia. Der Papst habe ihm gesagt, er wolle nicht viel Geld ausgeben. „Papst Franziskus sagte mir aber, er wolle auf jeden Fall meine Arbeit korrekt bezahlen“, so Spiezia. Nach seinem 40minütigem Aufenthalt beim Optiker füllten sie die umliegenden Gassen mit Schaulustigen, ehe der Papst wieder in den Vatikan zurückkehrte. (rv)

Adios, America Latina: Papst Franziskus auf dem Rückflug nach Rom

ParaguayKinder, die mit ihren bunten Uniformen die Schweitergarde imitierten, standen Spalier, als Papst Franziskus am Sonntag Abend (Ortszeit) am Flughafen von Asunción das Flugzeug bestieg, das ihn zurück nach Rom bringt. Horacio Cartes, der Präsident Paraguays und letzter Gastgeber des Papstes, verabschiedete ihn auf dem Rollfeld. Zurück erwartet wird der Papst vor zwei Uhr mittags.

Damit endet die bislang längste Papstreise dieses Pontifikates, Ziele waren Ecuador, Bolivien und zuletzt Paraguay. Als nächste Reise stehen im September die Länder Kuba und USA auf dem Programm, samt einem Besuch bei den Vereinten Nationen. (rv)

Vatikan/Rom: Bischof Laffitte wird Prälat des Souveränen Malteserordens

Souveräne MalteserordenDer Sekretär des Päpstlichen Rates für die Familie, Bischof Jean Laffitte, wurde durch Papst Franziskus zum Prälaten des Souveränen Malteserordens ernannt. Der Vatikan sowie Radio Vatikan gaben seine Ernennung am Samstag bekannt. Im Rahmen der Kurienreform soll der Päpstliche Familienrat umstrukturiert werden und in einer veränderten Organisationseinheit aufgehen. (rv/vh)

Kardinal Ravasi: „Neue Ämter für Frauen in der Kirche denkbar“

Kardinal Gianfranco RavasiEs ist ein Novum für den Vatikan: der Päpstliche Kulturrat hat eine permanente Frauen-Beratungsgruppe gegründet, die einen kritischen Blick auf alles werfen soll, was der Rat tut. Die erste Sitzung fand an diesem Dienstag in den Räumlichkeiten des Kulturrates statt. 22 Frauen waren dabei, überwiegend Italienerinnen, darunter Universitätsprofessorinnen, Mütter, Diplomatinnen, Journalistinnen, Forscherinnen und Polit-Aktivistinnen.

Präsident des Päpstlichen Kulturrates ist Kardinal Gianfranco Ravasi. Im Gespräch mit Gudrun Sailer von Radio Vatikan regte der Kardinal generell „mehr Kreativität“ an, um das reiche Reservoir weiblichen Wissens zum Wohl der ganzen Kirche besser auszuschöpfen. Die erste Frage an den Kardinal: Welche Anliegen genau verfolgt der Kulturrat mit der Einrichtung der Frauen-Beratungsgruppe?

„Die Ziele sind zwei: zum einen geht es darum, die Frauen einzuladen, mit ihrem Blick und ihrer persönlichen Interpretation alle Aktivitäten des Dikasteriums zu beurteilen. Es geht nicht darum, sich gleichsam zu schmücken mit weiblicher Präsenz in der Kirche. Wir wünschen uns von den Frauen ein Urteil, ein objektives, aber aus ihrer Sicht gefälltes Urteil auf alles, was wir am Kulturrat tun. Die zweite Dimension ist, von den Frauen Hinweise auf unbekanntes Terrain und neue Horizonte zu erhalten. Wir sind hier in den gehobenen Positionen nur Männer, die Frauen haben ausschließlich Verwaltungstätigkeiten – und genau deshalb wollen wir die Frauen bitten, uns neue Wege zu zeigen, die wir noch nie betreten haben.“

„Ich bin skeptisch mit Blick auf Frauenquoten“

Inwiefern ist die Einrichtung einer solchen Beratungsgruppe innovativ?

„Sie ist innovativ gerade in diesem Sinn, weil es nicht bloß heißt: Wir wollen irgendwie auch Frauen dabei haben. Ich bin skeptisch mit Blick auf Frauenquoten, also auf das Mechanische und Mathematische, Halbe-Halbe, oder Quoten einzuführen. Ich bin aber überzeugt davon, dass es eine weibliche Präsenz braucht, und eine relevante Präsenz, die nicht nur irgendwie Farbe und neue Eindrücke gibt, wie man das ja oft hat bei Beratungsgruppen. Unsere soll stattdessen wirklich ins Innere der Fragen eintreten, auch mit ihren kritisierenden Fähigkeiten.“

Die Gruppe hat sich zum ersten Mal bereits versammelt. Was sind die nächsten Schritte?

„Ich möchte gerne auch die erste Versammlung beschreiben. Da gab es zunächst ein Art Outing von allen Anwesenden, in der alle sich vorgestellt haben, und das hat allen – auch uns vom Rat, die wir zuhörten – auch gleich eine Art elektrischen Schlag versetzt, denn jede erzählte sich nicht nur vom Biografischen her, sondern vom Menschlichen. Das war ein überraschender Beitrag, solche existenziellen Erfahrungen der Frauen zu hören. Dann habe ich ein thematisches Beispiel vorgestellt, mit dem die Frauengruppe beginnen könnte; in meinem Dikasterium laufen mindestens sieben, acht Aktivitäten, von denen ich mir wünsche, dass sie von den Frauen geprüft und beurteilt werden. Eines davon ist Sport. Sport ist ja heutzutage eine Art Esperanto der Völker geworden, und es ist auch eine Phänomen, in dem sich am meisten die Figur des Mannes und der Frau spiegelt. Im Guten, im Spiel, im Reichtum, der Phantasie, aber auch im Schlechten: Denken wir an Doping, Korruption, Gewalt in den Stadien, Rassismus. Wir möchten gerne von Etappe zu Etappe voranschreiten auf zwei Wegen. Zum einen möchten wir die Gruppe erweitern, und zum anderen ihr Urteil erfragen in Themen, die wir bereits vorliegen haben.“

Müssen denn alle Angehörigen der Frauen-Beratungsgruppe katholisch sein?

„Auch Nichtglaubende in den Rat berufen“

„Im Moment sind, glaube ich, alle Teilnehmerinnen katholisch. Aber das war etwas, das sofort als Wunsch auftauchte: nicht nur die ökumenische Dimension, sondern auch die interreligiöse Dimension, und ich habe noch eine weitere Dimension eingebracht, die der Nichtglaubenden. Ich habe die Absicht, in dieser Beratungsgruppe auch Frauen aufzunehmen, die sich zu keinem Glauben ausdrücklich bekennen. Und nach dieser ersten bescheidenen Meldung, die wir veröffentlicht haben, sind bereits positive Reaktionen von mindestens sieben, acht nichtglaubenden Frauen eingelaufen, die sich vorstellen könnten, mit dabei zu sein.“

Wäre es vorstellbar, auch in anderen vatikanischen Kurienbehörden solche weiblichen Beratungsgruppen einzuführen?

„Das würde ich mir wünschen. Papst Franziskus hat ja auch oft Erklärungen in diese Richtung gemacht und in der Kurie eine stärkere Präsenz von Frauen verlangt, die ja noch schwach ausgeprägt ist. Vor einigen Tagen hat uns Papst Franziskus hier im Kulturrat besucht, und ich habe ihm dieses Anliegen vorgelegt. Der Papst war sehr aufmerksam und nannte eine Reihe von Beispielen, wo Bischöfe zuerst auf ihre rein männlichen Beratungsorgane hörten, und dann aber auch eine Frauen-Beratungsgruppe ins Leben riefen und fanden, dass die Ratschläge aus dem weiblichen Gremium reichhaltiger und besser waren. Ich denke, das ist ein Wunsch, und unsere Gruppe am Kulturrat ist ein Beispiel. Kultur ist ja von ihrem Wesen her beweglicher und kreativer.“

„Man müßte da Kreativität entwickeln“

Nicht nur in der in der westlichen Welt haben Katholikinnen heute einen hohen Bildungsgrad, auch in der Theologie. Was ist aus Ihrer Sicht zu tun, um dieses Reservoir besser auszuschöpfen, zum Wohl der ganzen Kirche?

„Im Feld der Laien wird das zum Glück immer häufiger, ich denke an das Feld der Wissenschaft, wo heute auch ganz an der Spitze Frauen mitwirken – nachdem sie oft mit großer Mühe ihren Weg machen mussten in einem traditionell männlichen Feld. Ähnliches muss auch in der Kirche geschehen. Und das muss, denke ich, auch abseits der funktionellen Wege geschehen, das heißt nicht in klerikaler Gesinnung. Also: die Präsenz ist nur gegeben, wenn du es schaffst, eine priesterliche oder kuriale Funktion zu haben – das sind Funktionen, die von Männern kodifiziert wurden. Man müsste da Kreativität entwickeln. Die Präsenz von Frauen in der Gesellschaft hat sich in Jahrhunderten entwickelt, und ich hoffe, dass in der Kirche in den nächsten Jahrzehnten – nicht Jahrhunderten! – Ämter, Funktionen, Verantwortungen entstehen, die vornehmlich weiblich sind.“

Können Sie uns da ein Beispiel nennen?

„Nun, das Synodendokument spricht etwa von Frauen in der Priesterausbildung. Hier muss man eine Figur, eine Funktion schaffen. Und wir müssen uns auch daran erinnern, woran uns Papst Franziskus gemahnt, dass die Figur von Maria wichtiger ist als die der Kardinäle und der Bischöfe. Sie ist in der Mitte, und sie repräsentiert die Kirche. Und wie sie unter dem Kreuz Jesu steht, wird Maria – und nicht der Jünger – das Bild der Kirche. Und so glaube ich, es muss eine Revolution, nein besser: eine Evolution stattfinden, zuerst auf theoretischer Ebene, theologisch und auch mit Blick auf die Mentalität, und dann auf praktischer Ebene. Dabei sollten wir aber nie vergessen, dass wir nicht das männliche Modell imitieren sollten, das bis jetzt exklusiv die Funktionen und Ämter der Kirche bestimmt hat.“

„Spitzenämter für Frauen auch in Vatikan-Behörden“

Wie sehen Sie die Frage nach hohen Ämtern für Frauen an der römischen Kurie?

„Spitzenfunktionen in den Dikasterien könnten sehr gut auch Frauen anvertraut werden. Dazu braucht es aber das, was ich vorhin sagte: eine theoretische und eine praktische Ekklesiologie. Andernfalls würden die Leute, auch Frauen selbst, einen solchen Vorschlag gar nicht annehmen. Das ist ein Werk, das von Johannes Paul II. begonnen und von Benedikt XVI. bestärkt wurde und jetzt von Franziskus ein unmittelbares Interesse erfährt.“

Braucht es eine Synode der Frauen?

„Das wünschen sich viele Frauen, und viele haben mir deswegen geschrieben. Ich denke, man muss sehen, wie man das versteht. Frauen als Objekt oder als Subjekt? Eine Bischofssynode über Frauen also zunächst: Ja, das kann man machen, auch wenn ich nicht begeistert bin von der Vorstellung, Frauen als Studienobjekte anzusehen. Aber ich denke, so wie ich in meinem Dikasterium in diesem Jahr eine Vollversammlung über die „weiblichen Kulturen“ gemacht habe, so kann man auch eine Synode über die Frauen prüfen, über ihre Probleme, Kulturen, ihre Präsenz in der Kirche. Das ist legitim, man hat es für so viele andere Themen gemacht. Und eine Synode der Frauen, Frauen als Subjekte der Synode? Nun, die Synode ist in der Kirche als Bischofssynode angelegt. Die Kirche betrachtet das Priesteramt als christologisch und somit als männlich. Aber wir wissen gut, dass die Synode viele andere teilnehmende Subjekte hat. Und wie werden in diesem Fall beispielsweise Generaloberinnen als Synodenmitglieder miteinbezogen? Man könnte es ja so anlegen, dass in einer Synode der Frauen eine starke weibliche Präsenz vorhanden ist, die im Dialog ist. Das wäre heute gar nicht so schwer. Denn die Mehrheit der Bischöfe ist überzeugt. Auch weil in jeder Hirtentätigkeit der Beitrag von Frauen wesentlich ist, denken wir an die Religionslehrerinnen. Der Dialog zwischen den Frauen und den Bischöfen, und in dieser Weise könnte auch eine solche Synode der Frauen stattfinden.“

Hintergrund

Unter den Frauen, die der vatikanischen Beratungsgruppe bisher angehören, sind unter anderem die Botschafterin Irlands beim Heiligen Stuhl Emma Madigan, die Ordensfrau Mary Melone, die erste Rektorin einer Päpstlichen Universität in Rom, die Leiterin des römischen Frauengefängnisses in Rebibbia Ida del Grosso und die Schauspielerin Nancy Brilli. Kardinal Ravasi hatte die letzte Vollversammlung des Päpstlichen Kulturrates dem Thema „Weibliche Kulturen“ gewidmet. In dieser Veranstaltung war der Vorschlag eines „Frauenrates“ aufgekommen. (rv)

Deutsche Bischöfe verschieben ad-limina-Besuch

DBK_LogoDie deutschen Bischöfe verschieben ihren ad-limina-Besuch im Vatikan: Statt im September werden sie erst vom 16. bis 21. November 2015 nach Rom reisen. Das bestätigte der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, am Mittwoch gegenüber Radio Vatikan. Nötig wird die Verschiebung wegen der Vatikan-Planungen zur Kuba-und-USA-Reise des Papstes. Im Oktober findet dann die Bischofssynode zum Thema Ehe und Familie im Vatikan statt. (rv)