Kirche stellt Vier-Punkte-Plan für Syrien vor

CCEEDie katholische Kirche im Heiligen Land hat einen konkreten Fahrplan für einen Frieden in Syrien erarbeitet. Bei der Vollversammlung des Rates der europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) in Bratislava, die an diesem Sonntag zu Ende ging, stellte der Weihbischof des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem, William Shomali, einen Vier-Punkte-Plan vor, den er unserem Korrespondenten vor Ort, Mario Galgano, gegenüber erläuterte:
„Die Frage, wie es in Syrien weiter gehen soll, ist eine sehr wichtige Frage für uns Christen im Heiligen Land. Eine rasche Lösung ist ein Muss. Falls wir die Gewalt weiter zulassen, wird es keinen Ausweg mehr geben. Noch können wir das Schicksal der Syrer in eine positive Richtung lenken. Es wurde vor Jahren gesagt, dass in Syrien binnen kurzer Zeit eine Lösung gefunden wird. Doch wie wir sehen, herrscht weiterhin Leid und Gewalt in dem Land."
Was schlagen Sie also konkret vor?
„Man sagte vor drei Jahren, dass Assad nach wenigen Wochen abdanken werde und dann die Demokratie in dem Land die Oberhand gewinnen könne. Das hat sich in den vergangenen Jahren nicht bewahrheitet – und von diesem Faktum müssen wir ausgehen! Zweieinhalb Jahre sind vergangen. Ich schlage deshalb einen von der internationalen Gemeinschaft durchzusetzenden Friedensplan vor. In einem ersten Punkt soll es darum gehen, dass die Gewalt sofort gestoppt werden muss. Hier kann und muss in erster Linie Russland helfen. Aber auch die USA und der Iran müssen hier einlenken."
Was sind die weiteren Schritte?
„Der zweite Punkt betrifft die Waffen. Hier muss eine Strategie erarbeitet werden, damit die Waffenlieferungen gestoppt werden. Jeder Machtstaat muss die eigene Seite dazu bringen, keine Waffen mehr in Syrien einzuführen. Der dritte Punkt betrifft die Gespräche zwischen den Streitparteien. Niemand darf davon ausgeschlossen werden! Alle müssen an einem Tisch sitzen. Man darf nicht vergessen, dass auf Seiten der Opposition keine Einheit besteht, deshalb werden an einem solchen Dialog mehrere Parteien teilnehmen müssen."
Wer soll die Gespräche zwischen den verschiedenen Parteien moderieren?
„Das kann und muss die internationale Gemeinschaft tun. Falls dann alle drei bisher genannten Punkte erfüllt sind, müssen alle Flüchtlinge sofort wieder zu ihren Häusern zurückkehren dürfen. Was wir in Palästina erlebt haben, darf nicht in Syrien geschehen! Der Versöhnungsprozess kann nur dann Sinn haben, wenn die Syrer zuhause sind."
Und was wäre der vierte und letzte Punkt?
„Nachdem alle Voraussetzungen erfüllt sind, müssen freie und demokratische Wahlen durchgeführt werden. Auch dieser Schritt muss von der internationalen Gemeinschaft gesichert werden. Was dann herauskommt, muss von allen Seiten akzeptiert werden."
Was würde geschehen, falls Ihre vier Punkte nicht erfüllt werden?
„Dann glaube ich, dass Syrien in mindestens drei oder sogar vier Staaten aufgeteilt wird. Da wird es dann einen Staat der Alewiten, einen der Sunniten, einen weiteren der Kurden usw. geben. Das wäre nicht die beste Lösung. Aber auch dieser Weg wäre begehbar, solange die Gewaltwelle gestoppt wird." (rv)

Franziskus: „Gewalt ist niemals der Weg des Friedens!“

FranzsikusEs war die längste Liturgie eines Papstes in der vergangenen Jahrzehnten: die vierstündige Gebetswache für den Frieden in Syrien und dem Nahen Osten an diesem Samstagabend. Papst Franziskus hatte angesichts der politischen Entwicklungen zu einem Tag des Fastens und des Gebets aufgerufen. "Krieg ist immer eine Niederlage der Menschheit", sagte das Kirchenoberhaupt auf dem Petersplatz.

„Die Welt Gottes ist eine Welt, in der sich jeder für den anderen, für das Wohl des anderen, verantwortlich fühlt", begann Papst Fraziskus seine Meditation mit Blick auf den Schöpfungsbericht, in dem „Gott sah, dass es gut war". Jeder einzelne von uns solle sich fragen: „Ist das nicht eigentlich die Welt, die ich mir wünsche? Ist das nicht die Welt, die wir alle im Herzen tragen? … Und ist die wirkliche Freiheit in der Wahl der einzuschlagenden Wege in dieser Welt nicht die, welche sich am Wohl aller orientiert und von der Liebe geleitet ist?"

Offensichtlich ist freilich auch der Widerspruch dieses inneren Wünschens zur äußeren Welt: „Gewalt, Auseinandersetzung und Krieg. Das geschieht, wenn der Mensch … den Horizont der Schönheit und der Güte aus dem Auge verliert und sich in seinem Egoismus verschließt". Wenn der Mensch „sich von den Götzen der Herrschaft und der Macht betören lässt" und an die Stelle Gottes sich selbst setze, zerstöre er alle Beziehungen, er „richtet alles zugrunde und öffnet der Gewalt, der Gleichgültigkeit und dem Konflikt Tür und Tor", sagte der Papst. Menschsein bedeute aber, „einander Hüter zu sein". „In jedem Gewaltakt, in jedem Krieg lassen wir Kain wieder aufleben. Wir alle!" Nach so vielen Konflikten, so vielen Kriegen ließen wir uns heute noch „von den Götzen, vom Egoismus, von unseren Interessen leiten", ja dieses Verhalten entwickle sich immer weiter:

„Wir haben unsere Waffen vervollkommnet, unser Gewissen ist eingeschlafen, und wir haben ausgeklügeltere Begründungen gefunden, um uns zu rechtfertigen. Als wäre es etwas Normales, fahren wir fort, Zerstörung, Schmerz und Tod zu säen! Gewalt und Krieg bringen nur Tod, sprechen vom Tod!"

Der Bericht der Schöpfungsgeschichte erzähle aber auch vom Ölzweig, den die Taube in ihrem Schnabel als Zeichen des Friedens brachte. Ein solcher Ölzweig sei in vielen Religionen eingepflanzt. Denn ja, fuhr der Papst fort, es ist möglich, einen anderen Weg als den der Gewalt und der Gegengewalt einzuschlagen. Es ist möglich, und mehr noch:

„Ich möchte, dass jeder von uns – vom Kleinsten bis zum Größten, bis hin zu denen, die berufen sind, die Nationen zu regieren – antwortet: Ja, wir wollen es!"

Er wünsche sich, dass „für einen Augenblick alle Menschen guten Willens auf das Kreuz schauten". Dort könne man die Antwort Gottes ablesen, denn dort, am Kreuz, zerbreche die „Spirale des Schmerzes und des Todes".

„Im Schweigen des Kreuzes verstummt das Getöse der Waffen und kommt die Sprache der Versöhnung, des Verzeihens, des Dialogs und des Friedens zu Wort. Ich möchte heute Abend den Herrn bitten, dass wir Christen, die Brüder und Schwestern der anderen Religionen, alle Menschen guten Willens mit Nachdruck rufen: Gewalt und Krieg sind niemals der Weg des Friedens!"

Der Weg des Friedens beginnt im Herzen eines jeden Individuums, erinnerte Franziskus.

„Möge ein jeder Mut fassen, auf den Grund seines Gewissens zu schauen und auf jene Stimme zu hören, die sagt:… Schau auf den Schmerz deines Bruders und füge nicht weiteren Schmerz hinzu, halte deine Hand zurück, baue die Harmonie wieder auf, die auseinander gebrochen ist – und das nicht mit dem Zusammenprall, sondern mit der Begegnung! Möge das Waffenrasseln aufhören! Krieg bedeutet immer das Scheitern des Friedens, er ist immer eine Niederlage für die Menschheit."
Die Worte seines Vorgängers Pauls VI. vor den Vereinten Nationen 1965 aufgreifend, sagte Franziskus: „Nicht mehr die einen gegen die anderen, nicht mehr, niemals! … niemals mehr Krieg, niemals mehr Krieg!" Die Worte des Friedens seien Vergebung, Dialog, Versöhnung – in der „geliebten syrischen Nation", im Nahen Osten und in der ganzen Welt.

Nach der Meditation des Papstes standen Momente der Eucharistischen Anbetung, biblische Texte, weitere Gebete und Fürbitten auf dem Programm. Jeweils zwei Personen aus Syrien, Ägypten, dem Heiligen Land, den USA und Russland brachten Weihrauch auf eine Rauchpfanne. Papst Franziskus, der ein Frühaufsteher ist, wirkte am Ende der vierstündigen Liturgie etwas mitgenommen. Zum Abschluss herrschte auf dem Petersplatz eine meditative Stille von 20 Minuten, ehe Franziskus den apostolischen Segen erteilte.

Bereits am Nachmittag hatte der Zustrom zum Petersplatz begonnen. Hunderttausend Menschen folgten der Einladung des Papstes, darunter viele Jugendliche und auch einige Vertreter anderer Religionen. Die islamische Gemeinde Italiens war unter anderem durch ihren Vizepräsidenten Yahya Sergio Pallavicini aus Mailand repräsentiert.

Zum Syrienkonflikt war es in den vergangenen Monaten in vielen Teilen der Welt zu öffentlichen Kundgebungen gekommen, bei denen zahllose Demonstranten Frieden für Syrien und seine geplagte Bevölkerung einforderten. Im Vergleich dazu hatte die Gebetswache auf dem Petersplatz einen ausgeprägt geistlichen Charakter. Einen Vorschlag seines Zeremonienmeisters Guido Marini aufgreifend, hatte Papst Franziskus für Beichtgelegenheiten auf dem Petersplatz gesorgt. Rund 50 Priester, angetan mit violetten Stolen, waren dazu unter den Kolonnaden postiert und spendeten das Sakrament der Versöhnung in verschiedenen Sprachen.

Vor dem eigentlichen Beginn der Gebetsvigil um 19 Uhr hörten die Pilger nochmals den Friedensappell von Papst Franziskus, den dieser beim Angelusgebet am vergangenen Sonntag lanciert hatte. Ein Aufruf, der „aus meiner tiefsten Seele kommt", so der Papst damals. „Wie viel Leid, wie viel Zerstörung, wie viel Kummer hat der Gebrauch der Waffen in diesem gepeinigten Land – Syrien – und insbesondere unter der wehrlosen Zivilbevölkerung verursacht." Mit besonderer Schärfe hatte der Papst den Gebrauch chemischer Waffen verurteilt, wie sie in Syrien zum Einsatz gekommen waren. Franziskus erinnerte daran, dass es ein unentrinnbares „Urteil Gottes und auch ein Urteil der Geschichte über unsere Taten" gebe.

Auf den Gesang des gregorianischen Hymnus „Veni Creator Spiritus", eine Bitte um Beistand des Heiligen Geistes, folgte die Ausstellung des berühmtesten Marienbildnisses Roms zur Verehrung. Die Ikone „Salus Populi Romani", auf Deutsch „Beschützerin des römischen Volkes", wird in der Papstbasilika Santa Maria Maggiore aufbewahrt und war für den Abend der Vigil von dort entliehen worden; zwei Jugendliche trugen sie zur Altarbühne, wo der Papst sie segnete.

Christen, Muslime und Juden in aller Welt beteiligen sich an der päpstlichen Initiative. Von Washington über Bagdad und Manila bis nach Sydney haben Bischöfe zu Gebet und Fasten für den Frieden aufgerufen, darunter auch zahlreiche Bischöfe in Deutschland. In Syrien selbst haben Muslime, Christen und Juden am Samstagmittag in der Omajjaden-Moschee von Damaskus gemeinsam für den Frieden gebetet. (rv)

US-Bischöfe: 60 Prozent der Bevölkerung gegen Militärschlag

USAIn seiner wöchentlichen Radioansprache hat US-Präsident Barack Obama an diesem Samstag für einen begrenzten Militärschlag gegen Syrien geworben. Er scheint weiterhin überzeugt, auf den mutmaßlichen Einsatz von Chemiewaffen durch das syrische Regime mit Gewalt reagieren zu müssen. Wie verschiedene Nachrichtenagenturen an diesem Samstag berichten, soll Obama auch Details der Angriffspläne erläutert haben. Nichtsdestotrotz hoffen die Bischöfe des Landes immer noch, den Präsidenten umstimmen zu können. Vor wenigen Tagen forderten sie Obama in einem Brief auf, statt auf Waffen auf Dialog zu setzen. Zu viel Optimismus angesichts der Realität? Radio Vatikan hat mit Bischof Richard Pates, der in der US-Bischofskonferenz das „Komitee für internationale Gerechtigkeit und Frieden" leitet, gesprochen:

„Präsident Obama scheint sehr entschlossen, einen Militärschlag auszuüben. Wir haben also noch sehr viel Arbeit vor uns, um ihn vom Gegenteil zu überzeugen und ihm klar zu machen, dass Waffengewalt nur kontraproduktiv ist. Wir sind trotzdem noch immer voll Hoffnung, und versuchen, unseren Standpunkt klarzumachen. Wir hoffen sehr, dass unser Brief vom Präsidenten positiv aufgenommen werden kann."
Ein großer Teil der Bevölkerung stehe jedenfalls nicht hinter Obama und seinen Plänen zu Syrien, erklärt Bischof Pates. Viele hätten den Irakkrieg noch nicht vergessen, der sie an die aktuelle Situation in Syrien erinnere. Die Unterstützung der Leute macht den Bischöfen Mut:
„60 Prozent der Amerikaner sind gegen jegliche Art von militärischem Eingriff in Syrien zum jetzigen Zeitpunkt. Das gilt sicher sehr ähnlich auch für die Katholiken, die uns in dieser Sache ebenfalls sehr unterstützen. Sie sehen, dass es wieder einmal an der Zeit ist, dass Amerika eingreift, aber eben durch friedliche Verhandlungen und nicht mit dem Militär. Die Katholiken stehen hier also alle hinter uns und das spiegelt auch die öffentliche Meinung wieder."
Der von Papst Franziskus angestoßene Tag des Fastens und des Gebets für den Frieden an diesem Samstag sei deshalb insgesamt auch in Amerika sehr gut aufgenommen worden. Im ganzen Land werde die Initiative des Papstes auf unterschiedlichste Weise aufgegriffen und umgesetzt.
Entscheidung innerhalb der nächsten zwei Wochen
Um Obama umzustimmen, ist noch ein bisschen Zeit: Mit einem Votum im US-Repräsentantenhaus über einen Militäreinsatz in Syrien ist nach Medienangaben erst „in den kommenden zwei Wochen" zu rechnen. Angesichts der unterschiedlichen Positionen der Parteien muss Präsident Barack Obama seine Linie zu Syrien im Kongress darlegen und auch dem Volk nahe bringen. Der Außenausschuss im US-Senat hatte am Mittwochabend für einen auf zunächst 60 Tage begrenzten Einsatz ohne Bodentruppen votiert. Sollte das Repräsentantenhaus nun für einen abweichenden Entwurf stimmen, müsste noch eine Einigung in dieser Frage erzielt werden. (rv)

Papstbrief an G20: „Findet eine friedliche Lösung für Syrien!“

B_Franziskus2.Einen eindringlichen Appell für eine friedliche Lösung des Syrienkonflikts hat Papst Franziskus an den russischen Präsidenten Wladimir Putin und an alle auf dem G20-Gipfel anwesenden Staatschefs gerichtet. Das Schreiben ist an Putin adressiert und trägt das Datum von Mittwoch. Der Vatikan veröffentlichte es an diesem Donnerstag.

„Die Führer der G20 Staaten können angesichts der dramatischen Situation unseres geliebten syrischen Volkes nicht teilnahmslos bleiben. Die Situation dauert schon viel zu lange an, und es besteht das Risiko, dass nur noch mehr Leid auf diese Region zukommt, die schon bitter unter den Kämpfen leidet und dringend Frieden braucht. An alle anwesenden Staatschefs, an jeden einzelnen von ihnen, richte ich eine Bitte aus tiefstem Herzen: Finden Sie einen Weg, den Konflikt zu lösen und legen Sie das sinnlose Streben nach einer militärischen Lösung beiseite. Suchen Sie vielmehr mit erneuertem Einsatz und mit Mut und Entschlossenheit nach einer friedlichen Lösung auf der Basis von Dialog und Verhandlungen auf beiden Seiten – unterstützt von der Internationalen Gemeinschaft. Jede Regierung hat die moralische Verpflichtung, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um denen, die aufgrund des Konflikts leiden, humanitäre Unterstützung zukommen zu lassen, innerhalb und außerhalb der Grenzen des Landes."

Er sei sich bewusst darum, dass es bei dem G20-Gipfel, bei dem sich die 20 größten Wirtschaftsmächte in diesen Tagen in St. Petersburg treffen, in erster Linie um wirtschaftliche Fragen gehe und nicht um die internationale Sicherheit, schreibt der Papst weiter. Dennoch werde bei dem Treffen die Lage im Nahen Osten und vor allem in Syrien doch sicher nicht vergessen, so Franziskus.

In seinem Schreiben an Putin ruft der Papst die G20-Staaten weiter zum Einsatz für eine Weltwirtschaft auf, die allen ein menschenwürdiges Leben erlaube. Bemühungen zur Überwindung der Wirtschaftskrise müssten allen zugutekommen, nicht nur den Menschen in den reichen Staaten.

Der Papst schließt seinen Brief an Putin mit den Worten:

„Herr Präsident, ich hoffe, dass meine Gedanken für Sie eine fruchtbarer geistiger Beitrag zu Ihrem Treffen sind. Ich bete für den Erfolg der Arbeit der G20 zu diesem Anlass. Ich segne Sankt Petersburg und alle Teilnehmer und Staatsangehörigen, die zu dem Treffen kommen sowie sämtliche Aktivitäten, die Russlands während seines Vorsitzes bei den G20 im Jahr 2013 ausübt. Ich bitte Sie, beten Sie für mich." (rv)

USA: Bischöfe fordern Abrücken von Militärschlagsplänen

USAScharfe Kritik aus dem eigenen Land erfährt US-Präsident Barack Obama mit seinen Militärschlags-Plänen gegen den syrischen Machthaber Bashar al-Assad. Die US-Bischöfe haben sich in einem offenen Brief an Außenminister John Kerry gewandt und von ihm das Erwirken eines Waffenstillstandes gefordert. Politische Verhandlungen seien die einzige denkbare Lösung für Syrien, heißt es in dem von Bischof Richard Pates unterzeichnete Brief. Pates leitet in der US-Bischofskonferenz das „Komitee für internationale Gerechtigkeit und Frieden". Zwar „verabscheuen" die US-Bischöfe die „grässlichen Angriffe durch chemische Waffen", rufen jedoch zugleich auch dazu auf, einen erneuten „Zusammenstoß der Waffen" durch den von den USA angestrebten Militärangriff zu verhindern. Nur der Begegnung und dem Dialog könne es gelingen, Hoffnung auf eine Lösung der Syrienfrage zu wecken, nie aber dem Waffenkonflikt, stellen die Bischöfe klar. Die USA sollten sich gemeinsam mit anderen Regierungen darum bemühen, dass in Syrien die Waffen ruhen und die gesamte Bevölkerung eine Zukunft erhalte, in der Menschenrechte und Religionsfreiheit respektiert werden. Der Weg dazu führe nur über „ernsthafte Verhandlungen, unparteiische und neutrale humanitäre Hilfe sowie Aufbau einer Gesellschaft, die alle Bürger – auch Christen und andere Minderheiten – in ihren Rechten berücksichtigt", heißt es in der Erklärung.

Einen umgehenden Stopp der Waffenlieferungen nach Syrien hat der Patriarch der mit Rom unierten Melkiten, Gregorios III. Laham, gefordert. Dass die „Rote Linie" des Chemiewaffen-Einsatzes überschritten wurde, sei erst durch die Aktivitäten der fundamentalistischen Salafisten und durch den Import von „Waffen, Geld, Militär, Geheimdienst-Mitarbeitern und Kriminellen" möglich geworden. „All dies ist viel gefährlicher als die chemischen Waffen, die wir selbstverständlich auch kategorisch ablehnen", erklärte der in Damaskus residierende höchste griechisch-katholische Würdenträger im Nahen und Mittleren Osten am Mittwoch gegenüber dem Hilfswerk „Kirche in Not". Schon vor einigen Monaten hatte Gregorios im EU-Parlament erklärt, die syrischen Waffenlieferungen an die Rebellen kämen dem „Selbstmord" gleich, „weil niemand diesen Krieg gewinnen kann". Schon heute gebe es dafür in der Region „zu viele Waffen". Würde weiterhin – durch einen Militärschlag oder weitere Waffenimporte – auf Gewalt gesetzt, fördere man damit bloß ein völliges Entgleisen der Situation. „Die Konfliktparteien werden einander bis zum bittersten Ende bekämpfen", mahnte der Patriarch. Ein westlicher Militärangriff auf das Assad-Regime würde aus Gregorios` Sicht „Hass, Kriminalität und Fundamentalismus" anheizen, sogar ein Flächenbrand „nach dem Vorbild eines Weltkrieges" sei denkbar.

Auch der Rat maronitisch-katholischer Bischöfe warnt vom Libanon aus vor einem westlichen Eingreifen im benachbarten Syrien. Ein Militärschlag der USA würde dramatische Auswirkungen auf die ganze Region haben und Instabilität hervorrufen, so die Bischöfe. An der Begegnung am Sommersitz des maronitischen Patriarchen nahm auch der libanesische Premierminister Najib Miqati teil.

Der armenisch-katholische Patriarch von Zilizien, Katholikos Nerses Bedros XIX. Tarmouni, zählt in einer Erklärung von Beirut einige Punkte gegen einen westlichen Militärschlag auf. Die Folgen eines solchen Schlages wären aus seiner Sicht „nicht kalkulierbar", und „frühere Erfahrungen aus dem Irak, Afghanistan und Serbien" sprächen gegen allzu überstürzte Entscheidungen. Die Karte des Dialogs mit der syrischen Regierung sei außerdem noch nicht genug ausgespielt worden. Der Katholikos fährt fort: „Und schließlich, meine Herren, haben Sie auch an die möglichen Todesopfer und an die Zerstörung durch einen Militärschlag gedacht? Oder an den Massen-Exodus von Syrern, zu dem er führen würde?" Man müsse vorher nachdenken und nicht „hinterher bereuen".

Der Vatikan hat derweil das Diplomatische Corps zu einem Informationstreffen über die Friedensinitiative des Papstes für Syrien eingeladen. Am Donnerstagvormittag will das Staatssekretariat den beim Heiligen Stuhl akkreditierten Botschaftern den Sinn des Gebetstages für einen Frieden in den Krisenregionen der Welt erläutern. Das vatikanische Staatssekretariat und mehrere vatikanische Dikasterien sind mit Bischofskonferenzen und christlichen Gruppen weltweit in Kontakt, um sie zur Beteiligung an Franziskus` Initiative zu ermuntern. Vatikansprecher Federico Lombardi erklärte gegenüber Journalisten, der Vatikan feile noch am genauen Ablauf der römischen Gebetswache mit dem Papst. (rv)

D/Syrien: „Christen haben Angst vor Militäreinsatz“

SyrienEin Militäreinsatz westlicher Kräfte gegen das Assad-Regime wird immer wahrscheinlicher: Nach den USA bereitet auch Großbritannien einen Einsatz in Syrien vor. Wie die britische Regierung bekannt gab, bereiten britische Streitkräfte Notfallpläne für einen Militäreinsatz als Antwort auf den Chemiewaffeneinsatz in Syrien vor, der mittlerweile kaum noch bezweifelt wird. David Cameron hat für Donnerstag eine Sitzung einberufen, in der über eine Antwort der Regierung auf den Giftgaseinsatz entschieden werden soll. Assads Außenminister stellte klar, dass Militäreinsätze um Damaskus dennoch nicht gestoppt würden.

Über die möglichen Folgen eines Militäreinsatzes der westlichen Kräfte in Syrien und welche Alternativen es vielleicht doch noch gibt – darüber hat Radio Vatikan mit dem Islamwissenschaftler und stellvertretenden Leiter der missio-Auslandsabteilung, Matthias Vogt gesprochen. Er sieht es als äußerst gefährlich an, wenn die Nato oder die US-Regierung, die Franzosen oder die Briten ohne UN-Mandat und gegen den erklärten Widerstand von Russland in Syrien militärisch eingreifen:

„Es macht mich selber auch hilflos und sprachlos: Jeder von uns hat das Gefühl, man muss doch jetzt etwas tun, man muss etwas unternehmen nach diesem Giftgaseinsatz. Aber man sollte jetzt auch nichts unternehmen, was den Konflikt nur anheizt und nicht zu einem schnellen Ende führt. Also jetzt einen Militärschlag zu führen, nur weil man sich unter Handlungsdruck sieht oder weil man eine rote Linie definiert hat, und jetzt sein Gesicht verlieren würde, das halte ich für sehr gefährlich und nicht verantwortbar. Weil so viele Leben und das Leiden so vieler unschuldiger Menschen der Zivilbevölkerung in Syrien damit verbunden sind. Zumal, aus meiner Sicht jedenfalls, kein politisches Konzept für eine Lösung des Syrienkonfliktes auf dem Tisch liegt."

Wie könnte denn eine friedliche Lösung aussehen?

„Auf syrischer Seite glaube ich, dass die beiden Konfliktparteien so lange kein Interesse an Dialog haben, so lange sie das Gefühl haben, dass sie von jeweils einer Seite der internationalen Mächte unterstützt werden. Assad wird von Russland unterstützt, die Opposition vom Westen. Beide haben das Gefühl, sie könnten ihre Schutzmächte in diesen Konflikt hineinziehen. Wenn jetzt die Gespräche, die eigentlich für morgen in Den Haag zwischen den Vertretern Russlands und der USA geplant waren, schon wieder abgesagt wurden, wenn die Konferenz Genf 2, auf die man im September gehofft hatte, damit wieder nicht vorbereitet wird, sehen beide Konfliktparteien, dass sie es offenbar schaffen können, dass die internationalen Partner auch kein Interesse am Dialog haben und glauben sich damit darin bestätigt zu sehen, dass sie ihre militärischen Anstrengungen fortsetzen müssen. Also es müssen sich erst Russland und der Westen einig werden und tatsächlich auch Dialog führen und dann kann man hoffen, dass man auch die beiden syrischen Konfliktparteien zu einem Dialog bewegen kann. Aber im Moment sind die Fronten sowohl auf internationaler als auch auf nationaler Ebene in Syrien tatsächlich verhärtet."

Wie geht es den Christen vor Ort?

„Die Berichte, die ich bekomme, sind von Schwestern aus Damaskus und Homs. Die haben vor einem internationalen Engreifen in Syrien große Angst, weil sie sehen, dass das das Chaos in Syrien noch vergrößern würde. Gerade die Christen leiden in besonderer Weise unter dem Chaos, was sich nicht nur die Rebellen, sondern auch Gruppen von Banditen zu Nutze machen, um Menschen zu entführen – das betrifft Christen, das betrifft aber auch Muslime – um Lösegeld zu erpressen, um straflos Morde und andere Straftaten, Plünderungen zu begehen. Die Christen haben, wie alle Syrer, ein großes Interesse, dass dieser Konflikt schnell zu Ende geht und es eine stabile Lösung für Syrien gibt. Ich glaube, den Menschen in Syrien ist im Moment fast egal, wer Gewinner dieser Auseinandersetzung ist, sie möchten nur, dass der Krieg möglichst schnell endet." (rv)

Syrien: Mönch bei Angriff auf Kloster getötet

SyrienIn Syrien ist ein christlicher Geistlicher durch Rebellentruppen getötet worden. Wie der Kustos des Heiligen Landes, Franziskanerpater Pierbattista Pizzaballa, gegenüber Radio Vatikan bestätigte, kam der Mönch bei einem Angriff auf ein Franziskanerkonvent in Ghassanieh, im Norden des Landes, ums Leben. In Mitteilungen der vergangenen Tage habe der Mönch sich davon überzeugt gezeigt, in Lebensgefahr zu schweben, doch er habe sein Leben als Pfand für den Frieden in Syrien und auf der gesamten Welt angeboten. Pierbattista Pizzaballa:

„Ich bestätige den Tod eines Mönches, der mit uns lebte. Es war kein Franziskaner, doch er lebte aus Sicherheitsgründen bei uns, denn er war ein Eremit. Er ist gestern durch Rebellentruppen getötet worden: Sein Name ist François Murad, er war 49 Jahre alt."

Die Gewaltbereitschaft, die sich in dem Angriff auf ein christliches Konvent entladen habe, sei erschreckend; ihm fehlten sprichwörtlich die Worte, so Pater Pizzaballa:

„Leider ist dieses Dorf im Norden Syriens, in der Nähe der türkischen Grenze, gemeinsam mit anderen christlichen Siedlungen mittlerweile total zerstört und auch fast vollständig verlassen. Nur die Rebellen mit ihren Familien sind noch dort geblieben, Rebellen – und das muss gesagt werden – aus dem Ausland kommen und besonders extremistisches Verhalten an den Tag legen, zumindest diese Gruppe. Das Einzige, was wir sagen können (außer ein Gebet für Pater François und alle Opfer zu sprechen) ist, dass dieser Wahnsinn hoffentlich bald ein Ende findet und dass hoffentlich keine Waffen nach Syrien eingeführt werden, denn das hieße nur, diesen absurden Bürgerkrieg zu verlängern." (rv)

Kardinal Sandri: Zeugnisse aus Syrien bringen einen zum Weinen

Kardinal SandriDie Situation in Syrien war eines der Hauptthemen, die in der eben zu Ende gegangenen 86. Versammlung der ROACO diskutiert worden waren. Neben dem Nuntius waren auch ein Jesuit aus der besonders schwer umkämpften Stadt Homs, eine Ordensschwester aus Damaskus und ein weiterer Franziskanerpater aus dem Norden Syriens in Rom, um von der Situation in ihrem Wirkungsgebiet zu erzählen und damit die Koordinierung von Hilfsleistungen zu erleichtern. Papst Franziskus selbst hatte in den vergangenen Tagen und Wochen mehrfach seinen Sorgen über die syrische Situation Ausdruck verliehen. Der Präfekt der Ostkirchenkongregation und Präsident der ROACO, Kardinal Leonardo Sandri, äußerte sich gegenüber Radio Vatikan:

„Der Papst hat zu einer unmittelbaren Aussetzung der Gewalttaten, der Waffengewalt, aufgerufen – „auf dass die Waffen schweigen" – und seiner Hoffnung Ausdruck verliehen, dass man einen Weg des Friedens beschreite, der zum Wohl des gesamten Nahen Ostens sei. Bei seiner Ansprache an uns hat der Papst diese seine Sorgen nochmals mit uns geteilt und wir hatten die Gelegenheit, ihm die drei Zeugen vorzustellen, die mit Nuntius Mario Zenari die Situation in Syrien beschrieben. Diese Zeugnisse bringen einen geradezu zum Weinen, wenn man das alles hört und sieht, was sie jeden Tag erleben müssen; in Kontakt mit der Regierung und den Rebellen, an der Seite der Bevölkerung, die Opfer der Aggressionen von der einen wie der anderen Seite ist. Es sind machtlose Opfer. Der Heilige Stuhl ist deshalb sehr besorgt; der Papst ist besorgt; und wir alle wünschen uns, dass baldmöglichst Verhandlungen beginnen, damit die Stimme der Waffen verstumme, dass man miteinander im Gespräch eine Lösung finden könne, die nicht nur die Unschuldigen und die Opfer schütze, sondern auch die menschliche Würde aller Einwohner Syriens schütze."

Die Kirche habe durch Appelle, Gebetsinitiativen und Solidaritätsaktionen versucht, ihren Beitrag zu Friedensstiftung zu leisten. Doch es gebe auch noch andere Wege, auf denen dies versucht werde.

„Es gibt ohne Zweifel Aktionen seitens der Diplomaten des Heiligen Stuhls; wobei es sich, wie man weiß, um Aktionen handelt, die meistens unter strengster Geheimhaltung und sehr diskret gehandhabt werden, aber die natürlich versuchen, die eben genannten Prinzipien einzubringen. Und unter Berücksichtigung dieser Werte, die der Heilige Stuhl und die Päpste seit jeher vertreten, versucht man, über Treffen mit den Autoritäten, über die Apostolischen Nuntien, über die Botschafter, die beim Heiligen Stuhl akkreditiert sind, diese Überzeugung weiter zu tragen: nämlich, dass die einzige Lösung, die zum Frieden führen kann, über Verhandlungen und politischen Austausch geht." (rv)

Kardinal: „Wie kann man all das Leiden in Syrien zulassen?“

Kardinal SandriDer Präfekt der Ostkirchenkongregation, Kardinal Leonardo Sandri, hat die letzten Tage im Heiligen Land verbracht, genauer: in Jordanien und im Libanon. Dabei wurde er immer wieder mit Anzeichen und Auswirkungen des Kriegs in Syrien konfrontiert. Hier unser „Interview der Woche" mit Kardinal Sandri.

„Ganz nahe bei der Gebirgskette, die Syrien vom Libanon trennt, gibt es ein Flüchtlingscamp, dort wohnen so zwischen zwei- und dreihundert Menschen in Zelten. Ich war mit der Caritas Libanon dort und habe mit den Menschen dort geredet. Ich habe mir auch die Krankenstation angesehen, die sie auf die Beine zu stellen versuchen, die ist aber noch nicht fertig, weil noch vieles fehlt, sie haben da keine Küche und keine Medikamente. Die Caritas hat meinen Besuch genutzt, um Matratzen ins Lager mitzubringen, denn die haben in den Zelten bisher auf dem Boden geschlafen. Das ist alles sehr elend, es ist herzzerreißend, das zu sehen. Kleine Kinder und Frauen – das ist die Mehrheit der Menschen, die dort leben, und viele haben in Syrien alles verloren. Ich habe nach der Messe dort mit einer katholischen Familie gesprochen: Die kam ganz aus der Nähe, gerade einmal von der anderen Seite der Berge, und hatte dort auf syrischer Seite alles verloren. Die griechisch-melkitische Diözese von Zahle hat ihnen Platz in diesem Lager besorgt. Aber es bricht einem das Herz, das zu sehen und nicht viel für sie tun zu können…"

Vor seinem Aufbruch Richtung Nahost hatte Kardinal Sandri mit seinem argentinischen Landsmann, Papst Franziskus, gesprochen. So konnte er den Syrien-Flüchtlingen Grüße des Papstes ausrichten.

„Es ist bewegend zu sehen, wie sehr diese Flüchtlinge die Caritas lieben. Die Caritas Libanon versucht alles für sie zu tun, dabei darf sie aber natürlich auch die notleidenden Libanesen nicht vernachlässigen. Ich habe eine kleine Geldspende des Papstes für die Flüchtlinge mitgebracht, 15.000 Dollar, und ich habe gesagt: Nehmt das als eine Liebkosung von Papst Franziskus, der an euch denkt und mit euch leidet und hofft, dass ihr eines Tages nach Hause zurückkehren könnt. Sie haben mich umarmt und überall herumgeführt, sie sprechen mit großer Hochachtung von der katholischen Kirche, dabei sind sie praktisch alle Muslime, in diesem Lager."

Diplomatisch herrscht an der Syrien-Front derzeit wieder etwas Bewegung; eine Konferenz soll im Juni Syriens Regime und seine Gegner an einen Tisch bringen. Kardinal Sandri sagt dazu:

„Wir sehen jetzt mit einem Fünkchen Hoffnung die Versuche der USA und Russlands, eine Formel für einen Frieden in Syrien zu finden. Aber das sind schwache Hoffnungen angesichts von all dem, was in den letzten Jahren passiert ist. Ich erinnere mich, wie ich im Januar 2011 in Aleppo in Syrien war; kurz danach brach dieser Krieg aus, und seitdem ist alles immer schlimmer geworden. Leider gibt es noch keine politische Lösung, und der Krieg droht auf den Libanon und den ganzen Nahen Osten überzugreifen. Das ist das Verstörende: Wie kann man all das Leiden zulassen und nichts tun? Die internationale Gemeinschaft hätte doch die Macht, etwas zu tun…"

Waffenembargos aufheben meint der Vatikan-Kardinal damit nicht. Aus seiner Sicht sei Waffenhandel in einer solchen Region ein „Todeshandel", so Sandri. (rv)

Syrien: Entführte Erzbischöfe wie vom Erdboden verschluckt

SyrienVor genau einem Monat wurden in Syrien zwei orthodoxe Erzbischöfe von Aleppo entführt – und immer noch weiß keiner Genaues über ihren Verbleib. Antoine Audo ist der katholisch-chaldäische Bischof der Stadt. Er hat an einem Gebetstreffen für die Entführten in der griechisch-orthodoxen Kathedrale von Aleppo teilgenommen.

„Es war eine traurige Atmosphäre; einige Menschen hatten Tränen in den Augen, einige schluchzten. So ist unsere Lage hier. Alle fragen: Wo sind sie? Wann wird man sie wieder freilassen? Das ist für alle die große Frage."

Der griechisch-orthodoxe Erzbischof Yohanna Ibrahim und sein syrisch-orthodoxer Amtsbruder Boulos Yazaji waren von Bewaffneten festgenommen worden, als sie von einer Fahrt zur türkischen Grenze zurückkamen. Für die Entführung hat bislang keine der syrischen Rebellengruppen die Verantwortung übernommen. Bischof Audo sagt zu Radio Vatikan:

„Wir haben wirklich keinerlei klare Information über die Geiselnehmer. Allerdings haben wir den Eindruck, dass es keine Geldfrage ist, weil keine Geldforderung eingegangen ist. Es muss sich um ein wirklich kompliziertes Problem handeln, und vielleicht auf einem hohen Level."

Er selbst könne sich „wegen der Entführungsgefahr nicht mehr frei in Aleppo bewegen", sagte Audo. Und weiter: „Wir müssen unsere Fahrten jetzt immer genau vorausplanen." An diesem Freitag, 24. Mai, treffen sich melkitische Priester und Bischöfe in ihrer Kathedrale in Aleppo zu einem Einkehrtag. Dabei soll besonders für die entführten Kirchenleute – es sind nicht nur die Bischöfe, sondern auch mehrere Priester – gebetet werden. (rv)